Ostbayern-Kurier_Juli-2018_NORD
Die Monatszeitung für Stadt und Landkreis Schwandorf
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Erinnerung an einen alten Freund<br />
OK-Reporter Franz Niebauer schnuppert bei der Deutschen Tourenwagen-Masters am Norisring Benzinduft<br />
Auf dem nur 2,3 Kilometer kurzen Stadtkurs des Norisrings gaben die DTM-Rennfahrer alles.<br />
Bilder: Franz Niebauer<br />
Nürnberg. Vor nicht allzu<br />
langer Zeit bekam ich<br />
einen Newsletter. Ausgeschrieben<br />
war eine Verlosung<br />
von Eintrittskarten<br />
zum Autorenn-Event der<br />
Deutschen Tourenwagen-<br />
Masters (DTM) auf dem<br />
Norisring in Nürnberg. Der<br />
in Deutschland einzige<br />
Stadtkurs ist bekannt,<br />
berühmt und berüchtigt.<br />
Ich wollte hin.<br />
Nur einen Tag nach meiner<br />
Teilnahme an der Verlosung<br />
bekam ich eine freudige<br />
Nachricht: Antenne Bayern<br />
lud mich zur DTM mit einer<br />
„Gold-Karte“ ein. Mit der<br />
ausgedruckten Mail, meiner<br />
Akkreditierung, machte ich<br />
mich auf dem Weg zum<br />
Veranstalter.<br />
Gedanken an Freund Franz<br />
Nach anstrengender<br />
Parkplatzsuche und einem<br />
kurzen Marsch durch ein<br />
Wäldchen hörte man schon<br />
das Röhren und Dröhnen<br />
leistungsstarker Motoren<br />
der Rennboliden. Es war<br />
wieder einmal so weit: DTM-<br />
Zeit am Norisring.<br />
Meine Gedanken, als ich zuschaute,<br />
waren jedoch völlig<br />
andere. Ich dachte an meinen<br />
Nachbarn, langjährigen<br />
Freund und Namensvetter<br />
Franz. Leider viel zu früh<br />
verstorben, hätte er sich<br />
jetzt über einen Besuch auf<br />
dem Norisring unglaublich<br />
gefreut. Er war ein Rennsport-Begeisterter<br />
wie ich,<br />
wir besaßen damals sogar<br />
ein gemeinsames Rennkart.<br />
Mehrere gemeinsame<br />
Besuche auf Rennveranstaltungen<br />
unterstrichen unsere<br />
Begeisterung für den Rennsport.<br />
Unter anderem waren<br />
wir auch öfter in Nürnberg<br />
am Norisring. In Erinnerung<br />
an Franz schreibe ich nun<br />
diese kleine Geschichte.<br />
Als ich an den Pavillons namhafter<br />
Autohersteller vorbeiging,<br />
erinnerte ich mich an<br />
die Zeit vor fast 40 Jahren,<br />
als Franz und ich durch das<br />
ffene ahrerlager schlenderten.<br />
Wir standen damals<br />
noch auf den Steinstufen.<br />
Diese wurden schon vor<br />
langer Zeit ersetzt, und so<br />
beobachtete ich heuer das<br />
Renngeschehen von einem<br />
blauen Plastik-Schalensitz auf<br />
der Schöller-Tribüne aus –<br />
gegenüber eine Leinwand.<br />
Im Wandel der Zeit<br />
Die Rennautos von damals<br />
waren noch zart, fast zerbrechlich.<br />
Heute sind es Boliden<br />
n furcheinflender<br />
Größe und ihre PS-Stärke<br />
hört man schon von Weitem<br />
am Klang der Motoren. Franz<br />
und ich waren damals unbedarft:<br />
ohne Gehörschutz,<br />
aber voller Erwartung,<br />
gespannt auf das erste<br />
Fahrzeug. Schließlich zeigte<br />
uns keine überdimensionale<br />
Fernsehwand den Start der<br />
Rennfahrzeuge an. Das Geschehen<br />
hielt sich in einem<br />
überschaubaren Rahmen.<br />
Die Faszination blieb<br />
Heute, ja heute wird mit<br />
Strategie und Reifenpoker<br />
um den Sieg „gefeilscht“.<br />
Natürlich haben sich die Zeiten<br />
geändert – aber die Faszination<br />
blieb dieselbe. Ich<br />
denke, Franz hat an diesem<br />
Tag von oben zugesehen,<br />
denn das Wetter blieb trotz<br />
starker Wolkenbildung stabil,<br />
zeitweise lachte die Sonne.<br />
Auf dem Riesen-Monitor<br />
gegenüber war die Startaufstellung<br />
zu sehen. Nach<br />
der Einführungsrunde standen<br />
die Rennautos der DTM<br />
bereit zum Start. Ihre Fahrer<br />
ließen nervös die Motoren<br />
aufheulen. Die Startampel<br />
sprang auf Rot… und ihr<br />
plötzliches Erlöschen war<br />
das Startsignal für die 24<br />
Fahrzeuge, die alle gleichzeitig<br />
losfuhren. Ein unruhiges<br />
Hantieren in den hinteren<br />
Reihen deutete auf ein Überholmanöver<br />
hin. Ich glaubte,<br />
leichte Berührungen der<br />
Fahrzeuge zu erkennen – da<br />
waren die ersten Fahrzeuge<br />
schon in der Kurve.<br />
Der Stadtkurs ist nur 2,3<br />
Kilometer kurz und hat viele<br />
zum Teil sehr enge Kurven<br />
wie die Grundig-Kehre.<br />
Auf der Gegengeraden<br />
konnte man die Rennwägen<br />
halb verdeckt durch die<br />
Leitplanke vorbeihuschen<br />
sehen, ehe sie mit lautem<br />
Gedröhne und einer Menge<br />
Zahlreiche Zuschauer verfolgten das Autorennen.<br />
Schaltgeräuschen an der<br />
Tribüne vorbeizogen. Einst<br />
musste man noch kuppeln<br />
und das Bremspedal saß<br />
in der Mitte. Das ist längst<br />
Geschichte, heute fährt<br />
man mit Gas, Bremse und<br />
Schaltwippen.<br />
Sieg für Lokalmatador<br />
Die Freude am Ende des<br />
Rennens war groß, gewann<br />
doch der fränkische Lokalmatador,<br />
der aus Fürth stammende<br />
Marco Wittmann, mit<br />
seinem BMW. Knapp hinter<br />
ihm kamen die Mercedes-<br />
Fahrer Eduardo Mortara und<br />
Daniel Juncadella ins Ziel.<br />
Enttäuscht war hingegen<br />
affe der i ualifing<br />
auf Rang 1 gelegen hatte.<br />
Er hatte sich beim Rennen<br />
wohl ein zu heftiges Duell<br />
mit Timo Glock geliefert.<br />
Die Gedanken wanderten<br />
beim abschließenden Besuch<br />
des Fahrerlagers zu<br />
meinem Freund Franz. Er<br />
hätte sich sicher als erstes<br />
die Pneus angesehen,<br />
war er doch ein halbes<br />
Leben bei einer namhaften<br />
eifenra die auch nch<br />
heute Rennreifen herstellt,<br />
beschäftigt. Gewiss hätten<br />
wir bei einem Bierchen auf<br />
der heimischen Terrasse<br />
noch weiter gefachsimpelt<br />
und diskutiert. Schade…<br />
Franz Niebauer