Verfahrenstechnik 7-8/2018
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VERFAHREN UND ANLAGEN<br />
Ende des Tauziehens<br />
Efficient Compliance als Lösung<br />
für die Pharmaindustrie<br />
Für Pharmaunternehmen ist es ein<br />
kräftezehrendes Tauziehen: der Ruf<br />
nach Effizienz auf der einen und<br />
Compliance-Vorgaben auf der<br />
anderen Seite. Nur wer beides unter<br />
einen Hut bekommt, kann sich am<br />
Markt langfristig behaupten.<br />
Im Zuge von Efficient Compliance<br />
die Qualitätsprozesse wie<br />
Herstellprozesse integriert zu<br />
betrachten, ist eine gute Lösung für<br />
die Pharmaindustrie.<br />
Der Konkurrenzdruck in der Pharmabranche<br />
ist groß: Das Auslaufen von Patentrechten<br />
und Produktionsverlagerungen<br />
in Billiglohnländer treiben den Preiskampf<br />
unerbittlich voran. Um profitabel zu bleiben,<br />
scheint „billiger und schneller produzieren“<br />
die beste Wahl zu sein – lauerte da<br />
nicht das Schreckgespenst Compliance,<br />
personifiziert durch die branchenspezifischen<br />
Aufsichtsbehörden dieser Welt. Im<br />
Zuge von verbesserten Messtechnologien,<br />
wachsender Markttransparenz und steigenden<br />
Konsumentenansprüchen treten diese<br />
immer strenger auf und fordern mehr denn<br />
je eine stabile und nachgewiesene Produktqualität.<br />
Eine Tatsache, die viele Effizienzbestrebungen<br />
der Pharmaunternehmen<br />
torpediert und sie im schlimmsten Fall<br />
auch vor Existenzprobleme stellt.<br />
Compliance vs. Effizienz<br />
Viele Pharmaunternehmen stecken, was<br />
die Compliance-Problematik angeht, den<br />
Kopf zunächst einmal in den Sand. Ein<br />
Verhalten, das (nur) so lange gut geht, bis<br />
die Regulierungsbehörden mahnend den<br />
Zeigefinger heben und im schlimmsten Fall<br />
ein Warnschreiben (Warning Letter) schicken.<br />
Das ist der Albtraum eines jeden Qualitätsmanagers.<br />
Und er setzt nun alles daran,<br />
die Compliance-Vorgaben möglichst<br />
schnell zu erfüllen, um einen Marktausschluss<br />
mit entsprechenden Profitverlusten<br />
„auf Teufel komm raus“ zu verhindern;<br />
Compliance-Berater werden angeheuert,<br />
Prozesse und Systeme auditiert und Maßnahmenpakete<br />
geschnürt. Effizienz und<br />
Wettbewerbsfähigkeit bleiben dabei meist<br />
auf der Strecke, schließlich geht es zu diesem<br />
Zeitpunkt um die blanke Existenz.<br />
Die Konsequenz? Nach einem Compliance-Transformationsprogramm<br />
ist das<br />
Unternehmen nun zwar regelkonform, aber<br />
nicht mehr effizient, und so schlägt das<br />
Pendel eher früher als später in die andere<br />
Richtung aus. Denn die Vorstände der Unternehmen<br />
wollen Rentabilität sehen. Jetzt<br />
sind es die Effizienzberater (interne oder<br />
externe), die anrücken – einhergehend mit<br />
Einsparungsforderungen, mit Industrie-<br />
Benchmark getriebenen Personalkürzungen<br />
und im Extremfall sogar Standortschließungen.<br />
Gewinnen kann dieses Duell<br />
letztlich niemand. Unternehmen müssen<br />
sich stattdessen an beiden Fronten gleichermaßen<br />
wettbewerbsfähig aufstellen.<br />
Um das zu erreichen, müssen Effizienzund<br />
Compliance-Experten an einem Strang<br />
ziehen und gemeinsam Herstell- und die<br />
Qualitätsprozesse durchleuchten. Konkret<br />
heißt das: Anhand der Regulierungsvorgaben<br />
Compliance Lücken schließen sowie<br />
innerhalb des Manövrier-Spielraums regelkonformer<br />
Varianten und basierend auf<br />
der aktuellen Situation des Herstellers effiziente<br />
Prozesse aufsetzen. Dabei gilt es,<br />
Prozesse, Methoden und Personalressourcen<br />
samt Unternehmenskultur parallel zu<br />
berücksichtigen.<br />
Regelkonforme Prozesse<br />
Beispiele für effiziente regelkonforme Prozesse<br />
lassen sich für alle Qualitätsmanagementsysteme<br />
geben. Dazu zählen etwa die<br />
effektive Bearbeitung von Abweichungen<br />
mittels eines „Rapid Decision Centers“, ein<br />
Autor: Dr. Christof Paparella, Senior Executive<br />
Advisor, uQualize+, Wien, Österreich<br />
14 VERFAHRENSTECHNIK 7-8/<strong>2018</strong>