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DONNERSTAG 6.11. 2008 - Career Calling

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Das Studienjahr <strong>2008</strong>/09 bringt<br />

den Umschwung: Ausgehend vom<br />

Start 2006 werden ab 2009 zumindest an<br />

der Wirtschaftsuniversität, aber auch an<br />

der Technischen Universität Wien und an<br />

der Universität für Bodenkultur zunehmend<br />

Absolvent/innen der neuen Bachelor-<br />

Studienordnungen ihren Abschluss machen<br />

und sich am Arbeitsmarkt umsehen –<br />

sofern sie nicht gleich ein Master-Studium<br />

an der gleichen Uni anschließen, was allerdings<br />

nicht im Sinne des Erfinders ist, wie<br />

der Vorstandssprecher des Zentrums für<br />

Berufsplanung (zBp) der Wirtschaftsuniversität,<br />

Prof. Michael Meyer, erklärt.<br />

Meyer: „Die strategische Stoßrichtung<br />

der Bologna-Deklaration geht in Richtung<br />

einer Steigerung der Mobilität. Vielmehr<br />

sollte nach dem Bakk. eine Praxisphase<br />

folgen, an die dann ein Master-Studium angeschlossen<br />

werden kann. Für Österreich<br />

erfordert das allerdings ein völliges Umdenken<br />

und es werde daher auch eine Weile<br />

dauern, bis das neue System greift“, meint<br />

Meyer. Aber immerhin: „Unterbrochene Arbeitskarrieren<br />

sind zunehmend mit weniger<br />

Angst befrachtet und Karrieren erfordern<br />

schon heute eine Zunahme der Flexibilität.“<br />

Meyer: „Das wird immer häufiger der<br />

Regelfall. Niemand will mehr in seinem<br />

Erstjob auch in Pension gehen. Daher wird<br />

das neue System nach einer Anlaufphase<br />

auch gut funktionieren.“ Der Rektor der<br />

Wirtschaftsuniversität Wien, Christoph Badelt,<br />

hat jedenfalls keinen Zweifel, dass die<br />

Bachelors gut am Arbeitsmarkt ankommen<br />

werden. Badelt: „Viele Personalchefs stehen<br />

den guten Generalist/innen, die mit diesen<br />

Studienordnungen ausgebildet werden,<br />

positiv gegenüber.“ Badelt glaubt daher,<br />

dass ungefähr die Hälfte der Absolvent/innen<br />

sofort nach dem Studium auch einen<br />

Beruf ergreifen werde: „Wir erwarten, dass<br />

rund 50 Prozent der Studierenden gleich<br />

nach dem Bakk. ihr Studium zum Master<br />

fortsetzen.“<br />

Allerdings könnten WU-Absolvent/innen<br />

hier Vorteile haben. Badelt: „Ich denke,<br />

dass insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften<br />

der Bachelor leichter unterkommt<br />

als Absolvent/innen anderer Universitäten.“<br />

Die WU habe ihre Studienordnungen<br />

auch den neuen Gegebenheiten angepasst.<br />

Badelt: „Der Bachelor der WU ist generalistisch<br />

geplant, mit einer Vertiefung in zwei<br />

speziellen Betriebswirtschaftslehren.“ Das<br />

Master-Studium sei dagegen als echte Vertiefung<br />

konzipiert. „Ein generalistisches<br />

Masterstudium, das woanders möglich ist,<br />

gibt es an der WU nicht“, ergänzt Badelt. Er<br />

Rupert Dollinger, Personalchef der Erste Bank,<br />

betrachtet den Bachelor als vollwertigen Akade-<br />

miker. Foto: Andy Urban<br />

spricht sich zudem dafür aus, dass man bei<br />

den Master-Studien – weil es unendlich viele<br />

Möglichkeiten gäbe – die Eingangsprofile<br />

klar definieren sollte. Wenn man dagegen<br />

keine qualitativen Zugangsregeln einführe,<br />

dann drohe ein „heilloses Durcheinander“.<br />

Die vollständige Implementierung des<br />

Bologna-Systems braucht daher aus Sicht<br />

Badelts noch „gesetzliche Begleitmusik“.<br />

NEUE BILDUNGSWELT<br />

Ob Master gleich nach Bachelor oder<br />

erst nach einigen Jahren Berufserfahrung<br />

gemacht wird, dafür gibt es noch keine Präferenz,<br />

zeigt die Studie „Bachelor Neu und<br />

der Arbeitsmarkt“ die von der Wirtschaftskammer<br />

Österreich in Auftrag gegeben und<br />

2007 abgeschlossen wurde. Akademisches<br />

Weiterlernen von Mitarbeiter/innen in Firmen<br />

nehme aber immer mehr zu. Wie die<br />

Unternehmen darauf reagieren, komme auf<br />

die Firmenpolitik an. Wenn das Unternehmen<br />

die steigende Anzahl der Mitarbeiter/innen<br />

unterstütze, die neben ihrem Beruf<br />

eine akademische Weiterbildung ausüben<br />

wollen, komme es zu Reduktionen der Arbeitszeit<br />

bzw. einer flexibleren Gestaltung<br />

der Arbeitszeit und „Co-Finanzierungs Maßnahmen“.<br />

Lebenslanges Lernen werde auf jeden<br />

Fall immer mehr gefordert, vor allem weil<br />

ab einem Alter von 43 die Vermittelbarkeit<br />

am Arbeitsplatz sinkt. Weitere Punkte: Die<br />

Bedeutung von Englisch hat noch keinen<br />

Sättigungsgrad erreicht, und steigt weiter.<br />

Ostsprachen gewinnen ebenfalls an Bedeutung.<br />

EDV-Kenntnisse gelten inzwischen<br />

als Grundvoraussetzung, nur für spezielle<br />

EDV-Kenntnisse wollen sich Unternehmen<br />

eine/n Spezialisten/in suchen. Auslandserfahrung<br />

im Studium wird als wichtig<br />

gesehen, aber Berufserfahrung im Ausland<br />

ist bereits mindestens genauso wichtig wie<br />

die Bildungserfahrung. Berufserfahrung von<br />

Bewerber/innen wird sogar höher bewertet<br />

als Studiendauer und Notendurchschnitt.<br />

Die Bachelors sind damit keineswegs<br />

„Absolvent/innen zweiter Klasse“, wie<br />

manche früher behaupteten, ergänzt Meyer.<br />

„Bachelor-Studien sind Vollstudien und ihre<br />

Absolvent/innen passen genau so in die<br />

Unternehmens- und Karrierelandschaft wie<br />

die alten Diplom-Studien.“ Meyer sieht die<br />

Reduktion im Stundenvolumen auch als<br />

„relativ gering“, auch wenn es eine Entfrachtung<br />

der Studienordnungen gegeben<br />

habe. Die Leute müssten daher in kürzerer<br />

Zeit jetzt mehr studieren als bisher. Das<br />

zBp sei daher der Ansicht, dass Bachelors<br />

am Arbeitsmarkt die gleichen Chancen haben<br />

würden wie die Magister.<br />

Insgesamt erwartet Meyer, dass die<br />

Nachfrage nach WU-Studien in Zukunft<br />

weiter steigen wird. Österreich sei jetzt<br />

dabei, bei der Akademikerquote von fünf<br />

Prozent zu den europäischen Niveaus von<br />

zehn Prozent aufzuschließen. Insbesondere<br />

in den Klein- und Mittelbetrieben besteht<br />

noch sehr großer Nachholbedarf nach<br />

qualifiziertem Personal. Allerdings gäbe es<br />

auch zunehmend Konkurrenz „von unten“.<br />

Meyer: „Niemand darf sich erwarten, dass<br />

man nach dem Studium sofort einen Super-Managementjob<br />

findet.“ Er sieht daher<br />

derzeit kein Problem, dass man demnächst<br />

arbeitslose Akademiker/innen produzieren<br />

werde, insbesondere weil bei unternehmerisch<br />

denkenden Absolvent/innen auch<br />

ein steigender Trend zur Selbständigkeit zu<br />

beobachten sei.<br />

PARTNERSCHAFTEN DENKBAR<br />

Erste Bank-Personalchef Rupert Dollinger<br />

hält Partnerschaften zwischen Unternehmen<br />

und Bachelors, die ihren Master<br />

machen wollen, in Zukunft für interessante<br />

Denkmodelle. Den Bachelor betrachte die<br />

Erste als abgeschlossenes und vollwertiges<br />

Studium und man könne sich vorstellen,<br />

dass man in der weiteren Folge gemeinsam<br />

mit den Mitarbeiter/innen eine Entscheidung<br />

trifft, ob ein fortführendes Masterstudium<br />

einen Sinn hat. Möglich seien dann<br />

finanzielle Hilfen für die Mitarbeiter/innen,<br />

Wie weit ist der Bologna-Prozess<br />

an der TU derzeit?<br />

Peter Skalicky: Der Bologna-Prozess<br />

soll zu einer „European Higher Education<br />

Area“ (EHEA) führen. Ein Kernelement<br />

des Prozesses ist die Homogenisierung<br />

der Studienstruktur zur Erleichterung der<br />

Mobilität. Das „two cycle“-System – undergraduate/graduate<br />

– führt(e) zu einer<br />

Umstellung der in Österreich gängigen<br />

vier- bis fünfjährigen Diplomstudien auf<br />

dreijährige Bachelor- plus zweijährige<br />

Master-Studien. Die TU Wien hat diese<br />

Umstellung – als eine der ersten österreichischen<br />

Universitäten – bereits 2006<br />

komplett abgeschlossen.<br />

Was ist das Spezielle<br />

an den neuen TU-Studien?<br />

Peter Skalicky: Mit anderen Worten:<br />

Ein abgeschlossenes Bachelor-Studium<br />

an der TU Wien bietet breites Grundlagen-<br />

und Methodenwissen. Es ist eine<br />

solide Basis für die berufsrelevante Spe-<br />

UNIVERSITÄT<br />

Aussteller<br />

WU-Rektor Christoph Badelt sieht die Bachelors seines Hauses gut positioniert. Foto: WU<br />

aber auch organisatorische und inhaltliche<br />

Unterstützung. Die Erste wird, so Dollinger,<br />

„sicher ein Auge auf die Bachelors werfen,<br />

insbesondere weil wir in der Bank viel Ausbildung<br />

anbieten.“<br />

Auch die Internationalisierung, die in der<br />

Bachelor-Studie so deutlich angesprochen<br />

SOLIDE BASIS FÜR DIE<br />

SPEZIALISIERUNG<br />

DER REKTOR DER TECHNISCHEN<br />

UNIVERSITÄT WIEN, PETER SKALICKY,<br />

ZUM THEMA BACHELOR.<br />

zialisierung in daran anschließenden Master-Studien.<br />

Nicht in allen Studienrichtungen<br />

gibt es traditionelle Berufsbilder.<br />

Beispielsweise Physiker/innen oder<br />

Architekt/innen finden sich in unterschiedlichsten<br />

Berufen. Das ist bedingt<br />

durch die geänderten Anforderungen der<br />

Arbeitswelt und wird durch die im Studium<br />

erworbene Flexibilität und Selbstorganisation<br />

ermöglicht. Andere Institutionen<br />

bieten in einem „bunteren“ Markt<br />

andere Möglichkeiten. Die potentiellen<br />

Studierenden sind gefordert, das für sie<br />

passende Angebot zu finden.<br />

TU-Rektor Peter Skalicky. Foto: TU Wien<br />

DIE Die ABSOLVENTENMESSE Absolventenmesse 9

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