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08-2018 DORTMUND HEINZ MAGAZIN

Heinz Magazin August 2018, Ausgabe für Dortmund

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Dennis Dirksen<br />

F<br />

ür Eure diesjährige Festival-Saisongab es einnettesWarm-up-<br />

Programm: Ihr habt die TotenHosen Open Airsupportet!<br />

Das ist für uns natürlich ein gemachtes Nest, mit den Toten Hosen<br />

spielen zu dürfen. Nicht nur, daesFreunde von uns sind, sondern<br />

auch, weil estextlich und musikalisch wie Arsch auf Eimer zusammenpasst<br />

–spätestes seitdem wir auch deutsch singen. Für uns zudem<br />

einetolle Gelegenheit,vieleneueFanszuerreichen.Die Hosen<br />

warenübrigensmeinerstesRockkonzert, Endeder 80er-Jahre.<br />

StichwortToteHosen:Inderen Karrieregab es über dieJahreimmer wieder<br />

neue Erfolgsschübe–ähnlich wie beiden Donots,oder?<br />

In der Tat! Es verwundertmichauchimmer noch einwenig,dasswir<br />

solch eine Marathonläufer-Band sind. Bei vielen Acts ist esjaso,<br />

dass die ersten drei Alben durch die Decke gehen, bevor der Sinkflug<br />

beginnt. Inunserer fast 25-jährigen Geschichte haben wir so<br />

viele unterschiedliche Phasen durchgemacht: Von der anfänglichen<br />

DIY-Zeit,überMajor-Veträgebis hinzum Reboot20<strong>08</strong>, als wirübers<br />

eigene Label veröffentlichten. Und jetzt spielen wir plötzlich die<br />

größtenKonzerteder Band-Historie.<br />

WelcheRolle spielenda–nebender Musik –auchGlück und Zufall?<br />

Glückgehörtnatürlich immer dazu;man muss zur richtigenZeit am<br />

richtigen Ort sein. Ich denke aber, dass vor allem langer Atem und<br />

dieser Sportsgeist wichtig sind: Jedes Konzert muss immer wieder<br />

das beste aller Zeiten werden. Eine Stempeluhr-Routine hat es bei<br />

den Donots aufder Bühne niegegeben.<br />

Dievon Euch besungenen „Geschichtenvom Boden“kenntIhr ja selbst...<br />

Da kann ich nur nochmals die Toten Hosen anführen, eine Stadion-<br />

Band, die immer noch auf „Magical Mystery“-Tour geht und Wohnzimmer-Gigs<br />

spielt. Diese Bordstein-Romantik –wokomme ich her,<br />

für wenmacheich das –die darfman nievergessen.<br />

Seit zwei Alben singendie Donots aufDeutsch undwerden verstärkt als<br />

„politische Band“ bezeichnet. Ist das nur dem Sprachwechsel geschuldet?<br />

Wirhaben uns ja auchschon vorher politisch positioniertund arbeitenseit<br />

Jahren etwa mit „Kein Bock auf Nazis“ und AmnestyInternational<br />

zusammen. Scheinbar ist das tatsächlich vielen erst bewusst<br />

geworden, seitdem ihnen die Texte sozusagen auf dem Präsentierteller<br />

gereicht werden. Natürlich ist esmit der deutschen Sprache<br />

auch einfacher, noch zielgerechter zutexten. Als wir einst mit Flogging<br />

Molly auf US-Tour waren, haben wir bei deren Gigs bemerkt,<br />

wie unmittelbar man die Leute mit ihrer Muttersprache erreichen<br />

kann.<br />

EinGroßteildeutscherPopmusik kommtallerdingsohnesonderliche Aussage<br />

aus...<br />

Mittlerweile sage ich: „Es muss nicht jede Musik politisch aufgeladen<br />

sein.“ Manche Genres kommen eben ohne Message aus. Was<br />

mich aber stört, ist, wenn Künstler sich inInterviews nicht positionieren<br />

oder gar komplette Passagen zensieren, wenn kritische Fragengestellt<br />

wurden.Das hatnatürlich auch wirtschaftlicheGründe.<br />

Dieletzten drei Donots-Alben landeten allesamt in dendeutschen Top-10<br />

–mussman da einen Mittelwegzwischen Masseund Aussage finden?<br />

Um ehrlich zu sein: Wirschielennicht aufStadion-Gigsund das, was<br />

gerade en vogue ist. Wir machen Musik seit Jahren so, wie uns die<br />

Nasegewachsenist,und ichdenke,dassdas die gesündeste Herangehensweise<br />

ist. Natürlich ist estoll, nun so große Konzerte spielen<br />

zu können. Aber dastun wirjagenau deswegen, weil die Leutemögen,<br />

waswir machen.Wir werden niemals anfangen, unsere Platten<br />

mit Excel-Tabellenund PowerPoint-Präsentationen zu planen.<br />

„Lauter alsBomben“, so der Albumtitel. Geht’s heutenur noch darum, wer<br />

der Lauteste ist?<br />

Jedenfalls sind wir in einem Zeitalter angekommen, indem die<br />

Überschriften wichtiger sind als der Inhalt. Wenn die Föhnfrisur im<br />

Oval Office inGroßbuchstaben twittern darf, muss man eben linkspopulistisch<br />

dagegenhalten, finde ich. Dann funktionieren auch<br />

solch plakativeAlbumtitel.<br />

Hattet ihrwährend desEntstehungsprozesseseine Vorahnung, dass das<br />

Album einschlagenkönnte?<br />

Nein, du bist einfach zu sehr im Prozess und freust dich viel mehr<br />

wie ein Schneekönig über jeden fertigen Song, den du dir dann<br />

abends in Flugzeuglautstärke anhörst (lacht). Über potentielle Hits<br />

denken wir aber nicht nach –Erwartungshaltungen sind nur dazu<br />

da, um enttäuscht zu werden. Bands mit Fünf-Jahres-Plänen funktionieren<br />

nicht, denke ich. WirachteninersterLinie aufunser Bauchgefühl.<br />

„Lauter als Bomben“klingt sehr ausgewogen–Bretterwie „WhateverForever“werden<br />

da voneherruhigeren Stückeneingerahmt…<br />

Eine gute Playlist muss beiuns immer den „Jogging-Test“bestehen:<br />

Ich höre mir beim Laufen die neuen Songs an und bastle anschließend<br />

an den passenden Positionen. Wenn ein Stück wie „Whatever<br />

Forever“ zwischen zwei ruhigenSongs landet,ist das ganz wunderbar,<br />

und ich freue mich diebisch, dass wir so etwas dürfen. Viele<br />

Bands hätten da vielleicht Sorge, mit den Konventionenzubrechen.<br />

Der Donots-Sound definiert sich aber durch genau solche Freiheiten.<br />

Auf welcheFreiheitenfreut IhrEuch beim ZeltfestivalRuhr am 27.August?<br />

Es wird sicherlich ziemlich heiß unterm Zeltdach! Auch hier planen<br />

wirnicht,sondernwerdenauf den Moment und die Zurufe ausdem<br />

Publikum eingehen. Was ich allerdings bereits weiß: Als Fanboy<br />

freue ich mich riesig, nebenan von a-ha spielen zu dürfen. Ich hoffe<br />

sehr auf ein Foto mit Morten Harket imgemeinsamen Backstage –<br />

einalter Jugendheld ausder Zeit des 80er-Pops! Dann werdeich vor<br />

lauter Freude dasZeltabreißen.<br />

Sänger Ingo (Mitte) und die Band ©Dennis Dirk-<br />

<strong>08</strong>.<strong>2018</strong>| <strong>HEINZ</strong> |27

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