Leo August 2018
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14 KULTUR<br />
gratuliert<br />
INTERVIEW<br />
„Ich bin der Sound der Community“<br />
FOTO: ERWIN HARBECK<br />
Im <strong>August</strong> steht DJ James 25<br />
Jahre hinter den Plattentellern,<br />
die für manche die Welt bedeuten.<br />
Der gebürtige Augsburger und gelernte<br />
Konditor kam 1990 zunächst<br />
als Plattenverkäufer nach München,<br />
bevor er aus seinem Hobby einen<br />
Beruf machte. Gefeiert wird am<br />
14. <strong>August</strong> – dem Tag, an dem er vor<br />
27 Jahren seinen Mann kennenlernte.<br />
James, wie ging’s los mit der<br />
Leidenschaft fürs Auflegen?<br />
Ich habe ja von Haus aus musikalische<br />
Wurzeln: Ich war bei den Augsburger Domsingknaben,<br />
meine Großmutter Sängerin<br />
am Stadttheater. Zum ersten Mal habe<br />
ich bei einem Faschingsball unserer Pfarrei<br />
aufgelegt. Nach meinem Coming-out ging<br />
ich öfter in die Kneipe Alte Münze. Als deren<br />
DJ einmal ausfiel, habe ich es gemacht<br />
und habe darauf fast jeden Samstag in<br />
Augsburg aufgelegt – für mich immer das<br />
Highlight der Woche.<br />
Wie wurde aus der Leidenschaft eine<br />
Karriere?<br />
Die war ja so gar nicht geplant. Damals war<br />
ich oft Gast im Klub Together. Der dortige<br />
DJ hatte mich dann mal gefragt, ob ich<br />
für ihn als Urlaubsvertretung übernehmen<br />
könnte, und hatte mir sogar die Schallplatten<br />
in der Reihenfolge hingelegt, in der ich sie<br />
abspielen sollte. Das hab ich aber nicht<br />
gemacht, sondern gleich selber gemischt.<br />
Das kam so gut an, dass ich nach dem<br />
ersten Abend fix gebucht war. Dann kamen<br />
Anfragen aus dem NY.Club, zunächst<br />
unter der Woche, oder auch in der „Mühle“<br />
im Bayerischen Wald. Im Soul City habe<br />
ich erst den Techno-DJ ersetzt, dann<br />
jede Woche dort meine eigene Lounge mit<br />
Party- und Dance Music gemacht. Ende der<br />
1990er-Jahre nahm die Karriere Fahrt auf.<br />
Du giltst noch heute als Szene-DJ ...<br />
... was bei der Biografie ja nicht verwunderlich<br />
ist! Aber ich wurde innerhalb der<br />
Community immer weiterempfohlen.<br />
Übrigens auch auf lesbischen Festen,<br />
denn in den 90ern gab es so gut wie keine<br />
DJanes – da war ihnen der schwule Mann<br />
lieber als der Hetero.<br />
Leidest du unter dem Image?<br />
Nein, ich bin stolz drauf! Ich habe immer<br />
gerne in der Szene aufgelegt und tu das<br />
auch weiterhin. Außerdem bin ich mittlerweile<br />
der DJ, der in der Szene am längsten<br />
überlebt und sich seinen guten Namen<br />
bewahrt hat.<br />
Gibt es den „Sound der Community?“<br />
Es klingt ein bisschen überheblich, aber<br />
ganz falsch ist es nicht: Ich bin der Sound<br />
der Community. Ich beeinflusse die Leute<br />
mit dem, was ich mache, und die Leute<br />
hören das, was ich gern höre. In dieser<br />
Szene stehen Dance Mixes und Coverversionen<br />
von aktuellen Hits beziehungsweise<br />
alte Hits in neuem Gewand ganz oben<br />
auf der Beliebtheitsskala. Ich spiele übrigens<br />
keinen Rock, der ist nur beliebt bei Heteros.<br />
Du giltst als Mann des Partysounds<br />
– wie weit geht deine musikalische<br />
Bandbreite?<br />
Ich kann in allen Richtungen spielen, von<br />
Party bis House und Techno, auch die Trance-<br />
Phase hab ich mitgenommen. Heutzutage<br />
muss man auch breit aufgestellt sein und<br />
sich auf die Gäste einstellen. Und genau<br />
das ist mir wichtig: Die Leute sollen Spaß<br />
haben. Ich versuche, deren Stimmung<br />
aufzunehmen und deren Erwartungen zu<br />
erfüllen – dann klappt’s auch mit der Party.<br />
Welchen Sound hörst du selbst am<br />
liebsten?<br />
Disco und Dance aus allen Jahrzehnten ist<br />
mein persönlicher Favorit. Deswegen wird<br />
dieser Sound auch die Geburtstagsparty<br />
dominieren.<br />
Was waren denn die Highlights<br />
deiner Karriere?<br />
Mein Highlight waren die elf Jahre im Soul<br />
City. Jeden Samstagabend war es dort<br />
brechend voll bei guter Stimmung. Daran<br />
zurückzudenken, macht mich richtig<br />
sentimental.<br />
Welcher Auftritt, welche Zusammenarbeit<br />
wäre ein Traum für dich?<br />
Einen richtigen Traum gibt es nicht. Aber<br />
ich würde gern die „Disco forever“-Schiene<br />
der letzten dreißig Jahre als festen Event<br />
etablieren. Den Disco- und Dance-Sound<br />
quer durch die Jahre für alle Generationen<br />
aufbereiten, sodass auch Leute mit fünfzig<br />
noch gern hingehen.<br />
Wie feierst du dein 25. DJ-Jubiläum?<br />
Am 14. <strong>August</strong> bei einer großen öffentlichen<br />
„Disco forever“-Party im NY.Club und bei<br />
dem, was ich am liebsten mache: Auflegen.<br />
Musik machen und mit den Leuten abfeiern,<br />
das war für immer das Größte. Es ist wie ein<br />
Orgasmus, wenn die Leute vor deinem DJ-<br />
Pult abgehen. Mehr kannst du als DJ nicht<br />
erwarten. * Interview: Bernd Müller<br />
14.8., Disco Forever, NY.Club,<br />
Elisenstr. 3, 22 Uhr