Inhalt IPD_2_2008 - Kirchenmusik im Erzbistum Paderborn
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Literaturhinweise<br />
Joach<strong>im</strong> Roller<br />
Die Ausführung des Orgelcontinuo<br />
vornehmlich in den Rezitativen der<br />
geistlichen Kantaten und Passionen<br />
von Johann Sebastian Bach<br />
Sinzig: Studio, Verl. Schewe, 2001<br />
(<strong>Kirchenmusik</strong>alische Studien; Bd. 6)<br />
ISBN 3-89564-075-1<br />
In Rezitativen spielt man die lang notierten<br />
Basstöne kurz. Schon <strong>im</strong>mer.<br />
Zumindest seit Jahrzehnten. Man ist<br />
sich einig: solang keine Instrumente<br />
außer der Continuogruppe in einem<br />
Rezitativ eines geistlichen Vokalwerks<br />
Joh. Seb. Bachs beteiligt sind, spricht<br />
man von einem Secco-Rezitativ, ansonsten<br />
vom Accompagnato. Im<br />
Secco werden die Basstöne gekürzt,<br />
ebenso die durch die Ziffern der<br />
Generalbassst<strong>im</strong>me definierten Akkorde.<br />
Dr. Joach<strong>im</strong> Roller, evangelischer<br />
<strong>Kirchenmusik</strong>er, Musiklehrer<br />
und Musikwissenschaftler aus Nürnberg,<br />
wagt nun mit seiner Dissertation<br />
anzuzweifeln, was bislang<br />
allgemeinhin als Tatsache angesehen<br />
wurde und gar nicht mehr zu hinterfragen<br />
würdig erschien.<br />
Die Quellenlage zeigt, dass es keine<br />
Anweisungen von Bach selbst gibt,<br />
wie er sich die Ausführung des<br />
Orgelcontinuo in den Secco-Rezitati-<br />
16<br />
ven seiner geistlichen Vokalwerke<br />
wünscht, wohl aber – meist konträre -<br />
Äußerungen seiner Zeitgenossen und<br />
Schüler. Rollers Untersuchungen basieren<br />
auf diesen Quellen, zahlreichen<br />
bislang unbeachteten Notationsbefunden<br />
und unentdeckten Ausführungsvorschriften<br />
in der<br />
Generalbassbezifferung Bachs. So ist<br />
es ihm gelungen, gewisse Prinzipien<br />
für die Wiedergabe <strong>im</strong> Bachschen<br />
Kantatenschaffen aufzuzeigen und<br />
durch viele Notenbeispiele zu illustrieren.<br />
Er kommt neben zahlreichen<br />
anderen interessanten Erkenntnissen<br />
zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass<br />
die Basstöne der Secco-Rezitative<br />
wahrscheinlich nicht, wie bisher angenommen,<br />
gekürzt, sondern durchweg<br />
wie notiert ausgeführt wurden,<br />
die Begleitakkorde hingegen gekürzt<br />
wurden.<br />
Eine gleichsam spannende wie bemerkenswerte<br />
Arbeit, deren Lektüre<br />
einem jeden, der sich mit Barockmusik<br />
auseinandersetzt, wärmstens<br />
empfohlen sei.<br />
Daniel Beckmann