Kryptokompass Ausgabe #14 August 2018
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KRYPTOKOMPASS AUGUST <strong>2018</strong><br />
30<br />
Zum erstem Mal stieß damit ein großes chinesisches Unternehmen<br />
in die Reihen des Projektes vor, die sich zuvor<br />
größtenteils aus westlichen Teilnehmern zusammensetzten.<br />
Die Begründung Baidus lautete damals, dass man<br />
sich durch die Zusammenarbeit in dem Konsortium neue<br />
Kenntnisse über die Blockchain erhofft, die man zur Verbesserung<br />
des Suchmechanismus in der Suchmaschine<br />
einsetzen kann.<br />
Im April dieses Jahres hat Baidu die Foto-Sharing-Plattform<br />
Totem gestartet. Dieser Stock-Foto-Dienst<br />
nutzt die Blockchain-Technologie dazu, jede einzelne<br />
Fotografie mit einem unveränderbaren Zeitstempel zu<br />
versehen. So soll das geistige Eigentum an diesen Fotos<br />
geschützt werden. In diesem Monat geht man nun noch<br />
einen Schritt weiter und startet einen eigenen Token –<br />
den Baidu-Totem-Token. Dieser wird zunächst auf dem<br />
unternehmenseigenen XuperChain-Netzwerk veröffentlicht.<br />
Mit dem Token sollen Nutzer dafür belohnt werden,<br />
wenn sie auf der Baidu-Totem-Plattform Fotos hochladen<br />
und diese mit einem Zeitstempel verifizieren lassen. Die<br />
Höhe der Belohnung hängt neben der Menge und der<br />
Qualität der Fotos auch vom Validierungsverfahren ab. Die<br />
Verifizierung wird von ausgewählten Nodes vorgenommen,<br />
die von Baidu dazu ausgewählt werden – wirklich<br />
dezentral ist die Blockchain-Lösung Baidus also nicht.<br />
Inwieweit Baidus Kryptowährung tatsächlich am Krypto-Markt<br />
gehandelt werden kann, ist zurzeit ebenfalls<br />
noch nicht eindeutig zu sagen. Vermutlich wird der Token<br />
jedoch zunächst nur interne Verwendung finden und eignet<br />
sich daher nicht direkt als Investment-Case.<br />
Trotzdem kann die <strong>Ausgabe</strong> des Baidu-Totem-Token als<br />
positives Signal für die chinesische Krypto-Ökonomie<br />
angesehen werden. Die Tatsache, dass eins der größten<br />
chinesischen Unternehmen, dem der Staat darüber hinaus<br />
freundlich gesonnen ist, im Krypto-Bereich aktiv ist,<br />
verleiht dem gesamten Ökosystem Vertrauen und Legitimation.<br />
Auch die chinesische Regierung kann von den Erfahrungen,<br />
die Baidu im Umgang mit dem Token machen<br />
kann, lernen und profitieren. Und wer weiß, vielleicht ist<br />
ein Ende des ICO-Verbots in der Volksrepublik dann auch<br />
nicht mehr so weit entfernt.<br />
Berücksichtigt man die Verquickung von dem Internetunternehmen<br />
und dem chinesischen Staat, dann darf man<br />
davon ausgehen, dass das Krypto-Experiment Baidus von<br />
staatlicher Seite geduldet, wenn nicht sogar gewollt ist.<br />
Anders ist es kaum zu erklären, wie die Suchmaschine<br />
in China mit dem Token-Launch einen Quasi-ICO durchführen<br />
konnte – wo genau dies doch von oberster Stelle<br />
verboten wurde. Natürlich könnte man argumentieren,<br />
dass kein richtiger ICO stattgefunden hat, schließlich<br />
wurde der Baidu-Totem-Token nicht in einem Token Sale<br />
angeboten.