Kryptokompass Ausgabe #14 August 2018
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KRYPTOKOMPASS AUGUST <strong>2018</strong><br />
7<br />
RUBRIK 3:<br />
GESELLSCHAFT – GOOGLE, PENNYCOINS UND<br />
STROMVERBRAUCH<br />
Blickt man auf den Krypto-Hype Ende 2017, dann wird<br />
einem bewusst, welche Relevanz die Stimmung in der<br />
Gesellschaft auf den Markt hat. An den Finanzmärkten<br />
geht es nicht immer rational zu und an den Kryptomärkten<br />
schon gar nicht. Entsprechend wichtig ist es die<br />
Stimmung bei Investoren einzufangen und abzuschätzen.<br />
Waren es doch vor allem die Gelder von Privatpersonen,<br />
die in das Ökosystem geflossen sind.<br />
Besonders empfehlenswert ist es daher einen Blick auf<br />
die Google-Suchanfragen zu Bitcoin und Bitcoin-verwandten<br />
Suchbegriffen zu werfen. Die Korrelation zwischen<br />
Bitcoin-Suchanfragen und Bitcoin-Kurs ist enorm und<br />
erreicht in Spitzen bis zu 90 Prozent, wie aus einer Studie<br />
des Suchmaschinendienstleisters SEMrush hervorgeht.<br />
Je höher also das Interesse an dem Thema Bitcoin ist,<br />
desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch der<br />
Bitcoin-Kurs nach oben geht – für Trader sicherlich nicht<br />
uninteressant.<br />
Doch der Krypto-Hype in 2017 war weniger von Bitcoin<br />
bestimmt, als von den ICOs und zahlreichen ERC-20-<br />
Token, die auf der Ethereum-Blockchain basieren. Das<br />
Versprechen der ICOs war gigantisch. Viele Investoren<br />
hatten die Hoffnung, mit irgendeinem der neuen Coins<br />
reich zu werden, ergo die Kursentwicklung nachzuholen,<br />
die man bei Bitcoin verpasst hat. Dies hatte zur Folge,<br />
dass Bitcoin im Verhältnis zu Ethereum und ERC-20-Token<br />
verhältnismäßig schwach performt hat. Nachdem sich die<br />
Erwartungen abgekühlt haben und die Kursentwicklung<br />
der aktuellen ICOs hinter den Erwartungen bleibt, kann<br />
es also gut sein, dass der Fokus wieder stärker auf Bitcoin<br />
zurückgeht. Ein weiterer Trend, der zu Lasten Bitcoins<br />
ging und in Teilen auch noch geht, ist die subjektive<br />
Wahrnehmung von Kryptowährungskursen und deren<br />
Einschätzung als günstig oder teuer. So konnte man in<br />
den letzten Monaten beobachten, dass optisch günstige<br />
Kryptowährungen besonders stark nachgefragt wurden.<br />
Dahinter steckt der verlockende Fehler zu glauben, dass<br />
eine Kryptowährung, die bei beispielsweise 10 Cent notiert,<br />
ein höheres Kurspotential hat als eben Bitcoin mit<br />
mehreren Tausend US-Dollar. Diesem Trugschluss sind<br />
viele unerfahrene Investoren aufgesessen und haben<br />
lieber 100.000 Einheiten eines optisch günstigen Coins<br />
erworben als 0,1 Einheiten Bitcoin. Unerfahrene Privatinvestoren<br />
empfinden daher bis heute ein großes Unbehagen<br />
in den so “unfassbar teuren Bitcoin” zu investieren.<br />
Dadurch, dass immer mehr institutionelle Investoren in<br />
den Markt kommen, reduziert sich der Anteil der so genannten<br />
Stupid Money, was wiederum Bitcoin gegenüber<br />
Pennycoins stark bevorteilen sollte.<br />
Im Zuge des Krypto-Hypes ist auch das energieintensive<br />
Proof-of-Work-Verfahren von Bitcoin in die öffentliche<br />
Kritik geraten. So wurde in den letzten Monaten sehr<br />
oft negativ über Bitcoin berichtet. War es 2017 noch das<br />
Image als Darknet-Währung für Kriminelle, das auf Bitcoin<br />
lastete, so steht Bitcoin <strong>2018</strong> als Klimakiller in der Kritik.<br />
So richtig es ist, dass der Energieverbrauch in der Tat<br />
hoch ist, so wurde in der öffentlichen Debatte doch leider<br />
wenig differenziert. Ein weltumspannendes Währungsund<br />
Wertaufbewahrungssystem gibt es nun mal nicht<br />
zum Nulltarif. Die enorme Sicherheit eines dezentralen<br />
Netzwerkes, wie sie in der Form nur bei Bitcoin existiert,<br />
braucht viel Strom. Zudem stammt ein immer größerer<br />
Teil der Energie, die beim Bitcoin-Mining verbraucht<br />
wird, aus regenerativen Quellen. Dennoch: Den Ruf als<br />
Klimasünder wird Bitcoin wahrscheinlich nicht so schnell<br />
los werden. Ein Aspekt, der allerdings nur eine begrenzte<br />
Anzahl an Privatinvestoren interessiert – der Kurs sollte<br />
sich also relativ unbeeindruckt davon verhalten.<br />
Last but not least darf nicht vergessen werden, dass erst<br />
sehr wenige Menschen im Besitz von Bitcoin sind. Verglichen<br />
mit anderen Anlageklassen sind Kryptowährungen<br />
immer noch ein Randphänomen. Das bedeutet, dass bei<br />
der nächsten Kryptowelle und den fortschreitenden Finanzmarktadaptionen<br />
wie in Rubrik 2 beschrieben, noch<br />
viele Menschen als potentielle Investoren neu hinzukommen<br />
können.<br />
Das Unwissen und die Vorbehalte gegenüber Bitcoin sind<br />
in der Gesellschaft nach wie vor groß. Es wird daher noch<br />
mehrere Monate oder Jahre dauern, bis Bitcoin in der<br />
Breite angekommen ist.<br />
BITCOIN:<br />
WIE WIR IN DAS JAHR 2019 RUTSCHEN<br />
Die technischen Weiterentwicklungen wie Lightning<br />
Network oder Schnorr-Signaturen sind sehr vielversprechend<br />
und stärken Bitcoin enorm. Das Problem:<br />
Ein dezentrales Netzwerk wie Bitcoin ist sehr langsam<br />
in der Integration neuer technischer Modifikation. Entsprechend<br />
wird es noch einige Zeit dauern, bis sich hier<br />
praktikable Umsetzungen im Netzwerk durchgesetzt<br />
haben. Ob der Bitcoin-Kurs in diesem Jahr überhaupt<br />
noch davon profitieren wird, ist fraglich.