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Stahlreport 2018.01

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73. Jahrgang | Januar 2018<br />

STAHLREPORT<br />

Das BDS-Magazin für die Stahldistribution<br />

1/2|18<br />

Wirtschaft wächst – Boom braucht (Berufs-)Bildung!


„Wirtschaft wächst –<br />

Boom braucht (Berufs-)Bildung!“<br />

EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

das neue Jahr 2018, für das die<br />

Reaktion Ihnen nochmals alles<br />

Gute wünscht, beginnt mit exzellenten<br />

Nachrichten, die auch dieses<br />

Heft prägen – zumindest an zwei<br />

Stellen:<br />

Das vergangene Jahr hat Deutschland ein Wachstum<br />

des Bruttoinlandsprodukts von 2,2 % gebracht,<br />

für 2018 erwarten die Experten gar eine Steigerung<br />

dieser wichtigen Kenngröße auf rund 2,5 %. Was diese<br />

volkswirtschaftlichen Daten für die stahlnahen Wirtschaftszweige<br />

bedeuten, ist in der umfangreichen Konjunkturberichterstattung<br />

nachzulesen (ab S. 28).<br />

Damit dieser Aufschwung nicht gefährdet wird,<br />

bedarf es immer mehr hervorragend ausgebildeter Fachkräfte.<br />

In Zeiten des Booms aber braucht es eine besondere<br />

Berufsbildung. Sie darf die Lerner nicht lange von<br />

ihren Arbeitsplätzen fernhalten und muss die wirtschaftlichen<br />

Vorteile der Digitalisierung nutzen. Entsprechend<br />

ist auch der BDS unterwegs(ab S. 48).<br />

Zur Weiterbildung zählen natürlich auch die Fachveranstaltungen<br />

des BDS. Den Auftakt in diesem Jahr<br />

macht der Rohrtag am 1. März 2018 in Düsseldorf. Teilnehmer<br />

erhalten dort einen kompakten Überblick über<br />

die aktuellen Entwicklungen dieses Produktsegments.<br />

Im Fokus steht dabei neben Bildungsaspekten auch das<br />

Netzwerken (Vorschau auf S. 46).<br />

Entwicklungen und Trends aus dem Stahlhandel<br />

finden Sie wie immer zu Beginn unseres Hefts. Im Fokus<br />

steht diesmal ein Blick über die Grenze zu einem niederländischen<br />

Nachbarn. Wie die Metallhandels-Gruppe<br />

MCB aufgestellt ist und wie das Management dort auf<br />

die Herausforderungen der Digitalisierung reagiert,<br />

lesen Sie im Beitrag dazu ab S. 6.<br />

Nun wünschen wir Ihnen viel Vergnügen und Informationszuwachs<br />

beim Lesen der ersten Ausgabe des <strong>Stahlreport</strong><br />

2018.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dr. Ludger Wolfgart<br />

Chefredakteur <strong>Stahlreport</strong><br />

INHALT<br />

PERSÖNLICHES<br />

4 Kurznachrichten<br />

STAHLHANDEL<br />

5 Bepro unterstützt Mulvany-Realschule<br />

6 MCB-Gruppe – Umbau gelungen<br />

12 Jebens – Agile Riesen<br />

STAHLVERARBEITER<br />

14 Neuer Benchmark für Großmotoren-Produktion<br />

WERKSTOFFE<br />

16 Potenziale des Stahlhochbaues nutzen<br />

MESSEN UND MÄRKTE<br />

Messen<br />

20 Eisenwarenmesse – Trends in der Hartwaren-Branche,<br />

Valve World – Armaturen im Fokus,<br />

Bautec – Werkstoffe und Wertschöpfung,<br />

Premiere Baufachtage West – Spezialisierung zahlt sich aus<br />

26 wire & Tube – auf Rekordkurs<br />

27 LogiMAT – Intralogistik aus erster Hand<br />

SPEZIAL KONJUNKTUR<br />

28 Groß- und Außenhandel – Fakten und Forderungen<br />

30 Deutsche Industrie – Fulminantes Finale 2017<br />

32 Bauwirtschaft – Korrektur nach oben<br />

33 Stahlbau – Rückblick ohne Ausblick<br />

34 Maschinen- und Anlagenbau – die magische Drei<br />

36 Werkzeugmaschinen-Industrie – im Aufwind<br />

40 Stahlrohr-Industrie – Rückblick und Ausblick<br />

BDS<br />

44 Research: Kein Grund zur Klage<br />

46 Runde Sache – Einladung zum BDS-Rohrtag 2018<br />

48 BDS-Vertriebsschulungen – Aus einem Guss<br />

50 BDS-Fernstudium – Neuer Jahrgang für Stahlhändler<br />

52 Recht: EU-Datenschutz-Grundverordnung –<br />

Aufgaben und Pflichten<br />

VERBÄNDE & POLITIK<br />

54 Dimensionen der Digitalisierung<br />

WISSENSWERTES<br />

58 Digitale Weiterbildung<br />

59 Studie – Digitalisierung im Stahlhandel<br />

LIFESTEEL<br />

60 Große Sauerstoffkrise – Einzeller als Ursache für Eisenerzlager<br />

63 Finanzielle Hilfe durch Nordwest<br />

64 Nachgehakt: Was eigentlich macht Heinz-Alfred Liebig?<br />

68 Impressum<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

3


Persönliches<br />

Kurznachrichten<br />

Max Schumacher<br />

ist fortan alleiniger Hauptgeschäftsführer des<br />

Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-<br />

Industrie (BDG). Die neue Position hat der<br />

Rechtsanwalt, bisher Sprecher der Hauptgeschäftsführung,<br />

zum 1. Januar 2018 übernommen.<br />

Die beiden anderen Mitglieder der<br />

Hauptgeschäftsführung, Rechtsanwalt Gerhard<br />

Klügge, bisher<br />

zuständig für Verwaltung,<br />

und Dr.-Ing.<br />

Christian Wilhelm,<br />

bisher zuständig für<br />

den Bereich Technik,<br />

haben den Verband<br />

zum 31. Dezember<br />

Foto: BDGuss<br />

2017 verlassen.<br />

Max Schumacher,<br />

seit langen Jahren in<br />

unterschiedlichen Funktionen in den Gießereiverbänden<br />

tätig, ist auch Generalsekretär<br />

des europäischen Gießereiverbandes CAEF:<br />

„Ich freue mich sehr darauf, in einem neu<br />

aufgestellten Verband an der Zukunft der<br />

Gießerei-Industrie mitarbeiten zu können.<br />

Mit den bewährten Mitarbeitern und neuen<br />

Strukturen wird das dem Verband noch besser<br />

gelingen als bisher schon.“ Der Hauptgeschäftsführer<br />

wird durch vier Bereichsleiter<br />

unterstützt, die fachübergreifend die<br />

Interessenvertretung der Gießerei-Industrie<br />

Rudolf Ketterer<br />

ist Ende Dezember 2017 in den Ruhestand<br />

gegangen. 44 Jahre lang war der<br />

gelernte Eisen- und Eisenwarenhändler<br />

Geschäftsführer der Bucher Stahlhandel<br />

GmbH in Rottweil. Ketterer begann seine<br />

Ausbildung 1964. Er blickt auf insgesamt<br />

54 Berufsjahre zurück. Bei Bucher begann<br />

er 1974 – nachdem das Unternehmen,<br />

das damals noch als Stahlhandel Rottweil<br />

firmierte, seinen ehemaligen Ausbildungsbetrieb<br />

übernommen hatte. „Am 1. Juli<br />

habe ich als Geschäftsführer angefangen“,<br />

erinnert er sich im „Schwarzwälder<br />

Boten“. Seit 2004 ist er als Geschäftsführer<br />

dort tätig. Ketterer hat die Entwicklung<br />

der Bucher Stahlhandel GmbH zu<br />

einem modernen, überregional aktiven<br />

Stahlversorger maßgeblich mit geprägt.<br />

Sichtbare Meilensteine seines unternehmerischen<br />

Erfolgs sind der Bau eines<br />

neuen Lager- und Logistikzentrums im<br />

Jahr 2003 sowie eines weiteren, größeren<br />

Foto: Nico Pudimat<br />

sowie eine umfassende Betreuung der BDG-<br />

Mitgliedsunternehmen sicherstellen: Jörg<br />

Evertz (Bereichsleiter Verwaltung), Thomas<br />

Krüger (Bereichsleiter Mitgliederbetreuung),<br />

Heiko Lickfett (Bereichsleiter Wirtschaft)<br />

und Cesare Troglio (Bereichsleiter Technik).<br />

Gregor Machura<br />

ist neuer Geschäftsführer von bauforumstahl.<br />

Er folgt damit Volker Hüller nach, der<br />

Ende 2017 planmäßig in den Ruhestand<br />

gegangen ist. Machura vervollständigt seit<br />

Januar 2018 somit die Doppelspitze des Verbandes<br />

gemeinsam mit Dr. Bernhard Hauke,<br />

der weiterhin der Führungsriege erhalten<br />

bleibt. „Mit Volker Hüller ging zum Jahresende<br />

2017 das technische Gewissen des<br />

deutschen Stahlbaus in den verdienten<br />

Ruhestand. Wir danken Volker Hüller für seinen<br />

unermüdlichen und engagierten Einsatz<br />

für den Stahlbau“, betonte Reiner Temme,<br />

stellvertretender Vorsitzender von bauforumstahl<br />

und Präsident des Deutschen<br />

Stahlbau-Verband DSTV. Mit Gregor<br />

Machura wurde diese Position aus den eigenen<br />

Reihen heraus besetzt. Machura ist seit<br />

2012 als Referent für Stahlbautechnik bei<br />

bauforumstahl beschäftigt. Er folgt zudem<br />

auf die Position des Geschäftsführers des<br />

Deutschen Stahlbau-Verbandes DSTV.<br />

Lager-, Logistik- und Bearbeitungszentrums<br />

im Jahr 2013. Rudolf Ketterer, der die operativen<br />

Verantwortung Ende Dezember abgegeben<br />

hat, bleibt der Bucher Stahlhandel<br />

GmbH jedoch als Berater erhalten. „Es war<br />

auf jeden Fall eine tolle Herausforderung<br />

den Betrieb mit aufzubauen“, sagt Rudolf<br />

Ketterer rückblickend.<br />

Kay Oppat<br />

ist neues Mitglied des Vorstands der<br />

Knauf Interfer SE. Seit Januar 2018 hat er<br />

dort die neu geschaffene Position des<br />

Chief Business Development Officers<br />

inne. Dr. Kay Oppat verantwortet die<br />

nachhaltige Weiterentwicklung der Knauf-<br />

Interfer-Gruppe und schließt damit an<br />

seine bisherigen Aufgaben im Unternehmen<br />

an. Bereits seit Januar 2017 hat der<br />

promovierte Wirtschaftsingenieur als Leiter<br />

Sonderprojekte und seit Juni als Leiter<br />

Unternehmensentwicklung<br />

diverse<br />

Transformationsprojekte,<br />

M&A-Aktivitäten<br />

und das<br />

unternehmensweite<br />

SAP-Projekt begleitet.<br />

Dr. Kay Oppat<br />

verfügt über langjährige<br />

internationale<br />

Managementund<br />

Führungserfahrung im industriellen<br />

Bereich, unter anderem als Vorstand eines<br />

Rohstoffhandelsunternehmens und durch<br />

seine Tätigkeit in einer globalen top-Tier-<br />

Unternehmensberatung.<br />

Thomas Cramer<br />

ist neuer Hauptgeschäftsführer der<br />

STAPPERT Deutschland GmbH. Cramer,<br />

der seit vielen Jahren in der Stahlbranche<br />

tätig ist und dort eine Reihe von leitenden<br />

Positionen bekleidete, hat damit zum 1.<br />

Januar 2018 die Nachfolge von Marc Steffen<br />

übernommen. Der vormalige Hauptgeschäftführer<br />

Marc Steffen wechselte zur<br />

Muttergesellschaft Jacquet Metal Service<br />

SA und bekleidet nun als Mitglied des<br />

Boards die Position des Group Chief Operation<br />

Officers (COO). In dieser Funktion<br />

bleibt er auch weiterhin für die Marke<br />

Stappert sowie die Führung der Stappert-<br />

Gruppe verantwortlich.<br />

Darüber hinaus hat Bernhard Foterek sich<br />

Ende Januar als Geschäftsführer der Stappert<br />

Deutschland GmbH in den Ruhestand<br />

verabschiedet. Foterek war von 1976 bis<br />

1980 und dann wieder ab 2004 für Stappert<br />

tätig. 2014 wurde er Mitglied der<br />

Geschäftsführung. Neuer Gesamtverkaufsleiter<br />

für Deutschland ist seit Januar<br />

nun Roland Flach. Flach hat viele Jahre<br />

das Düsseldorfer Verkaufsbüro geleitet.<br />

Zuletzt war er als Produktmanager und<br />

Verkaufsleiter für Edelstahlrohre und<br />

Rohrzubehör tätig.<br />

4 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

Freuen sich auf die Zusammenarbeit bei der Berufsorientierung (v. l.): Benjamin Kalb und Sören Filipczak von Bepro, IHK-Mitarbeiterin<br />

Sabine Braukmann, Schulleiterin Christiane Melzer sowie Yvonne Abrahams, Lehrerin für Studien- und Berufsorientierung.<br />

IHK-Projekt „Partnerschaft Schule-Betrieb“<br />

Bepro unterstützt Mulvany-Realschule<br />

Die Bepro Blech- und Profilstahl GmbH & Co. KG und die Mulvany-Realschule in Gelsenkirchen<br />

sind offizielle Kooperationspartner im Projekt „Partnerschaft Schule-Betrieb“ der Industrie- und<br />

Handelskammer (IHK) Nord Westfalen. Vertreter von Unternehmen und Schule unterzeichneten<br />

im Januar eine entsprechende Vereinbarung. Damit ist die Zahl solcher Kooperationen in<br />

Gelsenkirchen auf 26 gestiegen. Für die Realschule ist es die dritte Partnerschaft mit einem<br />

Unternehmen in der IHK-Initiative.<br />

Hauptziel des IHK-Projektes<br />

ist es, Schülerinnen und Schüler<br />

bei der Berufsorientierung sowie<br />

Unternehmen bei der Sicherung des<br />

Fachkräftenachwuchses zu unterstützen.<br />

„Viele Jugendliche haben<br />

nur ungenaue Vorstellungen von<br />

einer betrieblichen Ausbildung und<br />

den guten Karrierechancen, die sie<br />

bietet“, erklärte IHK-Projektmitarbeiterin<br />

Sabine Braukmann. Unternehmen<br />

wie Bepro seien bestens<br />

geeignet, „den Schülern die Vielfalt<br />

und Wirklichkeit der Arbeitswelt<br />

zu zeigen, mit ihren Möglichkeiten,<br />

aber auch mit ihren Anforderungen“,<br />

so Braukmann weiter.<br />

Künftig können die Jugendlichen<br />

der Mulvany-Realschule zum<br />

Beispiel ihr Betriebspraktikum bei<br />

Bepro absolvieren. Darüber hinaus<br />

stellt der international tätige Stahlhandel<br />

Plätze für die obligatori-<br />

schen Berufsfelderkundungen für<br />

Schüler der achten Jahrgänge zur<br />

Verfügung.<br />

Talente finden und fördern<br />

Bepro-Geschäftsführer Sören<br />

Filipczak unterstrich angesichts<br />

sinkender Schulabgängerzahlen die<br />

Notwendigkeit, keine Talente unentdeckt<br />

zu lassen: „Um unser Unternehmen<br />

nachhaltig weiterzuentwickeln,<br />

müssen wir schon heute<br />

offensiv auf die jungen Leute zugehen<br />

und immer wieder begabte und<br />

motivierte Jugendliche in unserer<br />

Region entdecken, ausbilden und<br />

fördern.“ Nur so könne ein Betrieb<br />

wettbewerbsfähig bleiben, so<br />

Filipczak. „Der Schlüssel zum Erfolg<br />

ist das persönliche Kennenlernen:<br />

Die Schüler erkennen ihre Interessen<br />

und wir finden Talente, die es<br />

zu fördern lohnt.“<br />

Schulleiterin Christiane Melzer<br />

betont: „Das IHK-Projekt bietet unseren<br />

Schülern, aber auch den Lehrern<br />

die Chance, Betriebe hautnah<br />

kennenzulernen und sich für Ausbildungsberufe<br />

und Wirtschaft nachhaltig<br />

zu begeistern. Durch die Mitarbeiter<br />

der Bepro wird ein<br />

persönlicher Kontakt aufgebaut, der<br />

Schülern den Weg in das Berufsleben<br />

erleichtert.“<br />

Die IHK Nord Westfalen bietet<br />

allen Schulen und Unternehmen<br />

in ihrem Bezirk Unterstützung bei<br />

der Anbahnung von Kooperationen<br />

an. 2<br />

[ Info ]<br />

Informationen zum IHK-Projekt<br />

„Partnerschaft Schule-Betrieb“<br />

auf www.ihk-nw.de/schule-betrieb<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

5


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

Im Service-Center in Valkenswaard werden Coils nach Kundenwunsch vorgefertigt.<br />

Umfangreiche Anarbeitungen gehören<br />

ebenfalls zum MCB-Angebot.<br />

MCB treibt Digitalisierung voran<br />

Umbau gelungen<br />

Wer flexibel sein will, muss die Voraussetzungen dazu schaffen. Bestes Beispiel dafür ist die niederländische<br />

Metallhandels-Gruppe MCB, die in den vergangenen Jahren einen tiefgreifenden Wandlungsprozess<br />

vollzogen hat – hin zu einer transparenten Unternehmenskultur einerseits und IT-basierten<br />

Prozessen andererseits. Heute fährt das Unternehmen die ersten Früchte dieser Strategie ein.<br />

Die wichtigsten Investitionen<br />

sind nach außen oft wenig sichtbar.<br />

Das vollautomatische Hochreallager,<br />

das MCB vor einem Jahr am Hauptsitz<br />

Valkenswaard in Betrieb genommen<br />

hat, ist zwar eine gut sichtbare<br />

– und wichtige – Investition. Entscheidender<br />

war aber vielleicht eine<br />

Investition, welche die niederländische<br />

Stahl- und Metallhandels-Gruppe<br />

bereits einige Jahre zuvor getätigt<br />

hatte – und die nicht direkt ins Auge<br />

fiel: die Implementierung einer neuen,<br />

einheitlichen IT-Struktur.<br />

SAP – das neue Herz<br />

der MCB-Prozesse<br />

Die neue IT, ein gruppenweit installiertes<br />

SAP-System, ist heute das<br />

Herzstück aller Prozesse bei MCB. Der<br />

einheitliche Datenbestand ist Grundvoraussetzung,<br />

wenn Abläufe vereinheitlicht,<br />

neu gestaltet, optimiert werden<br />

müssen. Ohne entsprechende IT<br />

ist es nicht möglich, Bestände über<br />

eine Reihe von Standorten kurzfristig<br />

wirklich valide zu erfassen.<br />

Wusste man, symbolisch gesprochen,<br />

früher nicht, welche Räder<br />

„Eine moderne, einheitliche<br />

IT ist entscheidend, wenn es<br />

darum geht, für die anstehenden<br />

Entwicklungen, welche die<br />

Digitalisierung bringen wird,<br />

gut gerüstet zu sein“<br />

Bram Schildkamp, CEO<br />

sich wo im Unternehmen bewegten,<br />

wenn das Management diese oder<br />

jene Stellschraube – sprich Prozess<br />

– justierte, hat sich der Informationsstand<br />

mit der IT-Technologie<br />

heute um Lichtjahre verbessert.<br />

„Eine moderne, einheitliche IT ist<br />

entscheidend, wenn es darum geht,<br />

für die anstehenden Entwicklungen,<br />

welche die Digitalisierung bringen<br />

wird, gut gerüstet zu sein“, ist CEO<br />

Bram Schildkamp überzeugt.<br />

Wandlungsprozess vollzogen<br />

Eine zeitgemäße IT-Struktur ist aber<br />

nur die eine Seite der Medaille. Die<br />

zur Verfügung stehende Technologie<br />

selbst ist immer nur ein Instrument.<br />

Wie ein Unternehmen die internen<br />

Abläufe strukturiert und die<br />

Zusammenarbeit organisiert und<br />

gestaltet, steht auf einem anderen<br />

Blatt.<br />

MCB hat in den letzten Jahren<br />

einen tiefen Wandlungsprozess vollzogen.<br />

Seit Januar 2013 hat Bram<br />

6 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Ob Flach- oder Langprodukte – MCB bietet ein sehr breites Produktspektrum,<br />

von Stahl über Aluminium bis hin zu Kupfer und Messing.<br />

Schildkamp als CEO der Gruppe die<br />

Steuerung dieses Prozesses übernommen.<br />

Markanteste Veränderung<br />

dabei war wohl die Schaffung eines<br />

Zentrallagers am Stammsitz in Valkenwaard<br />

mit einhergehender<br />

Schließung einiger dezentraler<br />

Lagerstandorte – unter anderem des<br />

Deutschland-Standorts Dormagen<br />

(heute ohne eigene Lagerhaltung in<br />

Neuss ansässig).<br />

Die Landesgesellschaften der insgesamt<br />

sieben Unternehmen der<br />

Gruppe (und noch mehr Standorte)<br />

wurden in eine einheitliche Strategie<br />

integriert. Die Struktur wurde<br />

ingesamt vereinheitlicht, Synergien<br />

genutzt.<br />

Schildkamp hat das „Laissezfaire“<br />

der Vergangenheit, bei dem<br />

die Unternehmen der Gruppe den<br />

Fokus vor allem auf dem eigenen<br />

Weg hatten, durch eine zentrale<br />

Integration getauscht. „Anders<br />

kann man heute gar nicht mehr<br />

effizient agieren“, sagt Schildkamp.<br />

Zugleich legt er Wert auf eine<br />

transparente Unternehmenskultur.<br />

Auf der modern gestalteten Webseite<br />

befindet sich unter anderem<br />

ein Blog, in dem Einblicke in die<br />

MCB-Arbeitswelt auch nach außen<br />

getragen werden. Kunden kommen<br />

zu Schulungen regelmäßig an den<br />

Standort Valkenswaard.<br />

„Für uns ist es wichtig, dass wir<br />

IT-technisch alle Möglichkeiten<br />

im Haus haben“<br />

Serge Timmermans, Direktor Sales & Marketing<br />

Multi-Produkt-Anbieter<br />

Trotz der Größe: MCB ist kein Konzern.<br />

Seit 75 Jahren beliefert die<br />

„Metaalcompagnie Brabant“ – so<br />

der Gründungsname des Unternehmens<br />

– Abnehmer in den Niederlanden<br />

mit Metallwerkstoffen. Gruppenweit<br />

sind für MCB rund 900<br />

Mitarbeiter tätig, am Stammsitz in<br />

Valkenswaard, mit Zentralllager,<br />

Service-Center und Anarbeitungs-<br />

Zentrum, sind es rund 600 Mitarbeiter.<br />

Die Unternehmensgruppe MCB<br />

ist ein breit aufgestellter Multi-Produkt-Anbieter.<br />

Bedient wird der<br />

gesamte Bedarf an Stahl, Edelstahl<br />

Rostfrei und Aluminium bis hin zu<br />

Kupfer und Messing. Verfügbar sind<br />

Lang- wie Flachprodukte sowie ein<br />

umfassendes Anarbeitungsspektrum.<br />

Hinzu kommt ein großes Distributionsnetzwerk<br />

mit einer Reihe<br />

von Standorten in den Niederlanden<br />

für die „Feindistribution“ sowie<br />

Niederlassungen in Belgien, Luxemburg,<br />

Deutschland sowie kleinere<br />

Aktivitäten in Frankreich und China.<br />

Den wichtigsten Vorteil, den MCB<br />

im Markt hat, sieht Schildkamp in der<br />

Breite des Produktspektrums. Kunden<br />

können ihren Bedarf über die<br />

gesamte Palette an Metallen decken<br />

– ob Stahl, Edelstahl oder NE-Metalle,<br />

ob lang oder flach, ob gesägt, gebohrt<br />

oder anderweitig angearbeitet.<br />

Im Verbund mit den kurzen<br />

Durchlaufzeiten, einer hohen Liefertreue<br />

und der Qualität der Produkte,<br />

Anarbeitungen und Prozesse<br />

ist MCB in den Benelux-Ländern<br />

damit Marktführer.<br />

Großes Vertriebsnetz<br />

„Wir sind genaugenommen aber kein<br />

wirklich internationales Unternehmen“,<br />

sagt Schildkamp. Die „Verkehrssprache“<br />

des Managements ist 3<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

7


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

3 nicht, wie bei international agierenden<br />

Konzernen üblich, Englisch, sondern<br />

Niederländisch – was den<br />

Geschäftsführer von MCB Deutschland,<br />

Stefan Haupt, zu Beginn seiner<br />

Tätigkeit bei MCB in den Genuss<br />

einiger Unterrichtseinheiten Niederländisch<br />

gebracht hat.<br />

„Unser Liefergebiet erstreckt sich<br />

auf einen Umkreis von rund 300 km<br />

um unseren Standort in Valkenswaard<br />

– die ein oder andere Produktgruppe<br />

einmal ausgenommen,<br />

bei denen auch etwas größere<br />

Absatzgebiete beliefert werden“,<br />

erläutert Schildkamp weiter.<br />

In Belgien ist MCB mit dem<br />

Tocherunternehmen Testas seit 2008<br />

aktiv. Die Einheit mit Sitz in Wommelgen,<br />

nahe Antwerpen, ist ein<br />

Großhandel, der mit eigenem Lager<br />

Edelstahl-, Aluminium-, Kupfer-,<br />

Messing-, und Bronze-Halbzeuge<br />

vertreibt.<br />

Als One-Stop-Shop für Sondermetalle<br />

und Standardprodukte agiert<br />

MCB Specials in der Gruppe. Mit<br />

MCB Direct (vormals Staalmarkt)<br />

bedient die niederländische Handelsgruppe<br />

Kunden der Fertigungsindustrie<br />

und der Metallbearbeitung.<br />

Mit neun Niederlassungen hat MCB<br />

damit ein flächendeckendes Vertriebsnetzwerk<br />

in den Niederlanden<br />

aufgebaut.<br />

nehmen nichts anderes als in die<br />

Breite wachsen, um größer zu werden.<br />

„Für eine Spezialisierung fehlte<br />

hier einfach der Markt“, so Bram<br />

Schildkamp.<br />

Mittlerweile haben sich die Zeiten<br />

geändert. Grenzen sind im heutigen<br />

Europa derzeit kaum noch ein<br />

Thema, weder für den Individualverkehr<br />

noch für Wirtschaft und<br />

Handel. Der Kernmarkt für MCB sind<br />

entsprechend nicht mehr die Niederlande<br />

allein, sondern die Benelux-Länder.<br />

Dort sieht sich die<br />

Unterhmensgruppe als Marktführer<br />

in den meisten Produktgruppen.<br />

„Von insgesamt um die 20.000 Kunden<br />

in den Niederlanden beliefern<br />

wir rund 16.000“, überschlägt der<br />

CEO die Zahlen.<br />

90 % des Geschäfts macht MCB<br />

Schildkamp zufolge in den Benelux-<br />

Ländern. Die übrigen 10 % werden<br />

größtenteils in Deutschland, ein<br />

„Unser Web-Angebot ist für<br />

jeden Kunden sehr individuell.<br />

Wir bieten eine große Bandbreite<br />

an Möglichkeiten an, von<br />

der unsere Kunden das für sie<br />

Passende nutzen“<br />

Stefan Haupt, Geschäftsführer MCB Deutschland<br />

Breite des Angebots<br />

historisch gewachsen<br />

Die große Breite des Produktangebots<br />

ist historisch bedingt – genauer<br />

genommen geographisch. Da die Niederlande<br />

ein eher kleines Land und<br />

grenzübergreifende Geschäfte eine<br />

vergleichsweise junge historische<br />

Errungenschaft sind, blieb dem Unterwenig<br />

auch in Frankreich und China<br />

erwirtschaftet.<br />

Der Standort in Deutschland ist<br />

dabei schon seit 1985 auf der MCB-<br />

Landkarte zu finden. Rund 30 Jahre,<br />

bis 2015, war Dormagen Sitz von<br />

MCB Deutschland. Nach dem Umzug<br />

vor zwei Jahren ist heute Neuss der<br />

MCB-Standort in Deutschland, dessen<br />

Geschäftsführer Stefan Haupt<br />

seit 2014 ist.<br />

Flexibilität bedeutet, Lösungen<br />

schnell anbieten zu können<br />

2012 wurde die ERP-Software SAP<br />

gruppenweit implementiert, 2013<br />

ging das System nach einigen Startschwierigkeiten<br />

in den produktiven<br />

Betrieb, heute läuft es stabil. „Das<br />

war anstrengend und hat viel abgefordert.<br />

Doch heute können wir die<br />

Vorteile dieses Systems voll nutzen<br />

und unsere Aktivitäten umfassend<br />

und ohne Verzögerung analysieren“,<br />

erläutert Schildkamp.<br />

„Für uns ist es wichtig, dass wir<br />

IT-technisch alle Möglichkeiten im<br />

Haus haben“, sagt Serge Timmermans,<br />

Direktor Sales & Marketing.<br />

So sind die vor allem für größeren<br />

Kunden und Lieferanten interessanten<br />

EDI-Kopplungen, also Schnittstellen<br />

für den elektronischen Datenaustausch,<br />

vorhanden. Daneben wird<br />

auch ein Webshop betrieben. Um<br />

die Schnittstellen von MCB dem<br />

Markt verfügbar zu machen, arbeitet<br />

die Gruppe mit einer Reihe von<br />

Software-Produzenten zusammen,<br />

die für den Stahlhandel spezialisierte<br />

ERP-Systeme anbieten.<br />

Das zunächst auf kleinere Kunden<br />

ausgerichtete Webportal hat jedoch<br />

schnell das Interesse auch der größeren<br />

Kunden geweckt. In den Niederlanden<br />

bestellen derzeit mehrere hundert<br />

Kunden über das MCB-Webportal.<br />

Sie können in ihrem Account den MCB-<br />

Lagerbestand unmittelbar und ohne<br />

Verzögerung einsehen, es können<br />

online Preise und Kosten kalkuliert,<br />

Werkszeugnisse heruntergelanden,<br />

Rechnungen eingesehen, und es kann<br />

natürlich auch bestellt werden. Auch<br />

Anarbeitungsmöglichkeiten können<br />

online beauftragt werden. Ganz neu ist<br />

zum Beispiel die Möglichkeit, Produkte<br />

auch sägen zu lassen.<br />

„Unser Web-Angebot ist für jeden<br />

Kunden sehr individuell. Wir bieten<br />

eine große Bandbreite an Möglichkeiten<br />

an, von der unsere Kunden<br />

das für sie Passende nutzen“, so Stefan<br />

Haupt, Geschäftsführer von MCB<br />

Deutschland.<br />

Dabei wächst die Akzeptanz digitaler<br />

Bestell- und Lieferprozesse. „Wir<br />

haben kaum Kunden, die diese Möglichkeiten<br />

per se ablehnen. 90 %<br />

bewerten die digitalen Möglichkeiten<br />

positiv“, so Stefan Haupt weiter.<br />

Die jüngste Entwicklung geht hin<br />

zur Nutzung sogenannter Webservices.<br />

Dahinter verbirgt sich ein automatisierter<br />

Datenaustausch der Systeme<br />

der Handelspartner direkt<br />

miteinander. „Das verkürzt die<br />

Durchlaufzeit und den adminstrativen<br />

Aufwand nochmal erheblich“,<br />

erläutert Haupt. MCB kann so die<br />

8 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Wettbewerbsfähigkeit seiner Kunden<br />

steigern.<br />

„Für uns ist nicht wichtig, eine<br />

bestimmte Lösung durchzusetzen,<br />

sondern die verschiedenen Anforderungen<br />

stabil und flexibel bedienen<br />

zu können – und bei neuen Fragen<br />

schnell und kompetent reagieren<br />

zu können“, führt Timmermans aus.<br />

Auch der Vertrieb wandelt sich<br />

Mit der technischen Entwicklung<br />

wandelt sich auch der interne Vertrieb.<br />

„Unsere Mitarbeiter sind oft<br />

nicht mehr vorrangig Verkäufer, sondern<br />

Berater und Ansprechpartner<br />

für die Kunden“, sagt Haupt. Dass<br />

ein Kunde wegen einer unterschiedliche<br />

Produkte umfassenden Anfrage<br />

intern weitergereicht und gleich mit<br />

einer ganzen Reihe von Ansprechpartnern<br />

zu tun hat, ist Vergangenheit.<br />

Zum „One-Stop-Shop“ gehört<br />

das „One Face to the Customer“. Das<br />

geht, wenn jeder Mitarbeiter die Möglichkeit<br />

hat, auf jedes Produkt, jeden<br />

Preis, jede Verfügbarkeit in Echtzeit<br />

zuzugreifen und Auskunft zu geben.<br />

Damit das gut funktioniert ist ein<br />

solider und aktueller Wissensstand<br />

der Mitarbeiter wichtig. Daher haben<br />

Schildkamp und sein Team einen<br />

MCB Campus ins Leben gerufen.<br />

Mit diesem Bildungsangebot können<br />

sich Mitarbeiter, aber auch Kunden,<br />

online oder in Workshops weiterbilden,<br />

etwa in Materialkunde<br />

oder zu anderen technischen Themen.<br />

Auch Mangementthemen oder<br />

Personalführung stehen auf dem<br />

Programm.<br />

Ein Grund, ein solch breites E-<br />

Learning-Angebot selbst aufzusetzen,<br />

ist der in den Niederlanden vergleichsweise<br />

niedrige Wissensstand<br />

in den benötigten Fachgebieten. MCB<br />

vermittelt in Kooperation mit externen<br />

Bildungsträgern das benötigte<br />

Wissen selbst – auf dem Niveau bis<br />

hin zu höheren Fachabschlüssen.<br />

„In der Vergangenheit hat es lange<br />

gedauert, bis sich neue Mitarbeiter<br />

ganz eingearbeitet hatten. Durch<br />

unser Campus-Angebot haben wir<br />

diese Phase verkürzen können“, so<br />

Schildkamp.<br />

Umsatzanteil des digitalen<br />

Geschäfts steigt<br />

Etwa 10 % des Umsatzes macht die<br />

Gruppe mittlerweile über digitale<br />

Kanäle (Netto-Umsatz der Gruppe<br />

insgesamt betrug 2016 rund 585<br />

Mio. €). In den Niederlanden sind –<br />

Stand Dezember 2017 – etwa 12 bis<br />

13 % der Kunden der Unternehmensgruppe<br />

mittlerweile angebunden.<br />

„Wir sind seit einem Jahr damit im<br />

Markt. Das heißt, wir konnten pro<br />

Monat um etwa 1 % unseres Umsatzes<br />

in diesem Bereich wachsen“,<br />

führt Schildkamp aus.<br />

Für 2018 ist ein Wachstum dieses<br />

Umsatzanteils auf 14 bis 15 %<br />

angepeilt. Mittelfristig sollen es 60 %<br />

werden. „Wenn es nach mir geht,<br />

können wir mit drei Jahren planen,<br />

aber Serge bremst mich da immer<br />

und spricht von fünf Jahren“, scherzt<br />

Schildkamp. Scherz beiseite – MCB<br />

ist auf dem Weg, einen Großteil des<br />

Geschäfts von den konventionellen<br />

Kommunikationskanälen wie Telefon,<br />

Fax und Mail ganz auf digitale<br />

Prozesse zu verlagern. 2<br />

Vollautomatischer Entnahmeroboter<br />

Kommissionierung onierung ng der Bügel<br />

nach hK Kundenbedarf<br />

d Erfüllt Efü<br />

höchste h Sicherheits-<br />

h i<br />

anforderungen<br />

Logistische sche Integration<br />

t<br />

Wartungsarm<br />

Präzise<br />

und programmgesteuert entnimmt<br />

der<br />

Roboter die<br />

fertig<br />

produzierten Bügel<br />

in verschiedenen Formen<br />

und Größen<br />

vom Bügelautomaten und<br />

platziert sie je<br />

nach<br />

Anforderungen auf<br />

verschiedensten<br />

Ablageplätzen.<br />

Progress Maschinen<br />

n & Automation AG<br />

Julius-Durst-Str. 100<br />

I-39042 Brixen<br />

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Stahlhandel<br />

Nachrichten<br />

Zufrieden mit dem Jahresverlauf 2017<br />

Kerschgens sieht sich gut aufgestellt<br />

Der Stolberger Stahl- und Werkstoffhändler<br />

Kerschgens ist mit dem Verlauf des<br />

vergangenen Jahres „mehr als zufrieden“.<br />

Zugleich sieht sich das mittelständische<br />

Unternehmen für die Herausforderungen des<br />

Marktes gut aufgestellt, wie die drei<br />

Geschäftsführer der KERSCHGENS Werkstoffe<br />

& Mehr GmbH – Manfred Kerschgens, Heinz<br />

Herbort und Pierre Schlüper – in einer Mitteilung<br />

Ende Dezember 2017 ausgeführt haben.<br />

Zurückzuführen sei die erfreuliche Entwicklung<br />

vor allem auf die konsequente Umsetzung<br />

der „Strategie Kerschgens 2021“. Ziel der<br />

schon 2013 beschlossenen Strategie ist der<br />

Wandel des Unternehmens vom reinen Stahlhändler<br />

hin zum führenden Dienstleister für<br />

Stahl, Stahl verzinkt, Edelstahl, NE-Metalle<br />

und Lochbleche.<br />

Einer der Meilensteine auf diesem Weg hat<br />

sich im vergangenen Jahr der Kerschgens-<br />

Geschäftsleitung zufolge als erfolgreicher<br />

Schritt erwiesen: Das neue Rohrbearbeitungs-<br />

Center am Standort Stolberg. Die damit einhergehende<br />

Sortimentserweiterung bei Hohlprofilen<br />

und Stabstahl in den Abmessungen<br />

12 bzw. 13,5 m sei im Verbund mit den<br />

umfangreichen Anarbeitungsmöglichkeiten<br />

des Rohrbearbeitungs-Centers 2017 intensiv<br />

nachgefragt worden.<br />

Zu den bedeutenden Veränderungen bei<br />

Kerschgens gehörte im vergangenen Jahr<br />

auch die Bestellung des dritten Geschäftsführers<br />

Pierre Schlüper. Seit dem 1. Juli 2017<br />

führt er neben Manfred Kerschgens und<br />

Heinz Herbort die Geschäfte.<br />

Ausgebaut wurde bei Kerschgens 2017 auch<br />

die Logistik. Mit 15 neuen Lkw, zum Teil ausgestattet<br />

mit modernen Kransystemen, wurde<br />

die bestehende Flotte verstärkt. Um auf<br />

Anfragen und Kundenwünsche noch schneller<br />

reagieren zu können hat das Unternehmen<br />

zudem aus den vorhandenen Innendienst-<br />

Teams „Stolberg, Viersen, Würselen“ ein<br />

großes Gesamtteam gebildet.<br />

Als eine der wichtigsten Aufgaben sieht die<br />

Kerschgens-Geschäftsleitung, die eigene Digitalisierung<br />

und weitere Vernetzung mit Kunden,<br />

Partnern und Lieferanten voranzutreiben.<br />

Umfirmierung zu Atterer<br />

Stahlcenter GmbH vollzogen<br />

Atterer konzentiert sich<br />

auf Stahlcenter<br />

Das Stahlhandelsunternehmen<br />

Atterer, Marktoberdorf, hat ihr Werkcenter<br />

zum Ende des vergangenen Jahres<br />

geschlossen. Seit dem 1. Januar 2018<br />

wird das Center von der LAYER-Grosshandel<br />

GmbH & Co KG unter eigenem Namen<br />

weitergeführt. Atterer will sich künftig auf<br />

das Stahlcenter sowie den Unternehmensbereich<br />

Kochen&Schenken konzentrieren.<br />

Aus diesem Grund hat Atterer<br />

sich zu einer Umfirmierung und einer<br />

Änderungen des Unternehmenssitzes<br />

entschlossen. Seit 1. Januar 2018 firmiert<br />

das Unternehmen nun unter ATTERER<br />

Stahlcenter GmbH mit Sitz in Marktoberdorf.<br />

Alle Lieferadressen, Kontakt- und<br />

Kontodaten bleiben bestehen, teilte das<br />

Unternehmen mit.<br />

Nachfolge, Expansion & Co<br />

Neue Serviceleistung von Nordwest<br />

Das Thema Unternehmensnachfolge<br />

gewinnt im deutschen Mittelstand immer stärker<br />

an Bedeutung: Laut einer Studie des Instituts<br />

für Mittelstandsforschung, Bonn, ist in den<br />

nächsten vier Jahren bei 20 % der Unternehmen<br />

die Nachfolge zu regeln. Auch viele Nordwest-<br />

Handelspartner stehen vor dieser Herausforderung.<br />

Um sie zu unterstützen, bietet der Verband<br />

seinen Partnern seit Januar eine neue<br />

Dienstleistung.<br />

„Auch der Produktionsverbindungshandel steht<br />

aufgrund der zumeist familiär und mittelständisch<br />

geprägten Unternehmensstrukturen vor<br />

herausfordernden Zeiten. Die Übergabe und<br />

Fortführung des Unternehmens innerhalb der<br />

Familie ist längst keine Selbstverständlichkeit<br />

mehr“, weiß Jan Korb, Nordwest-Bereichsleiter<br />

Vertriebsinnendienst, zu berichten.<br />

Ein Unternehmensverkauf bzw. die Suche eines<br />

geeigneten Nachfolgers gestalten sich zunehmend<br />

komplex. Fragestellungen aus Bereichen<br />

wie Unternehmensbewertung, Steuer-, Gesellschafts-<br />

oder Erbrecht sind vielschichtig und<br />

ohne geeignete Unterstützung schwer zu beantworten.<br />

„Gleichzeitig stehen auch Unternehmer<br />

vor der Frage, ob eine Expansion über Unternehmenszukäufe<br />

eine sinnvolle Variante zur<br />

Zukunftssicherung darstellen kann“, erläutert<br />

der Bereichsleiter weiter. Hier ergibt sich eine<br />

ähnliche Komplexität, allerdings aus einem<br />

anderen Blickwinkel.<br />

Diese Herausforderungen waren für Nordwest<br />

Grund, sich des Themas anzunehmen. Seit dem<br />

1. Januar 2018 unterstützt der Verbund seine<br />

Handelspartner sowohl bei der Planung als<br />

auch Durchführung eines Nachfolge-, Unternehmensverkauf-<br />

oder Kaufprozesses.<br />

„Mit der Zerbach & Company Corporate<br />

Finance GmbH konnten wir einen ausgewiesenen<br />

Spezialisten gewinnen, der über umfangreiche<br />

Expertise im Bereich der Unternehmensnachfolge<br />

sowie bei Unternehmenskäufen und<br />

-verkäufen verfügt“, so Jan Korb.<br />

Die Experten des unabhängigen und unternehmergeführten<br />

Beratungshauses mit Sitz in Köln<br />

blicken dabei gemeinsam auf über 50 Jahre an<br />

Beratungserfahrung zurück. Zu den auch modular<br />

erhältlichen Beratungs- und Serviceleistungen<br />

zählen u.a.:<br />

z Planung, Vorbereitung und Umsetzung von<br />

Nachfolgelösungen<br />

z Suche geeigneter Übernahmeinteressenten<br />

z Beratung, Koordinierung und Optimierung des<br />

gesamten Verkaufsprozesses<br />

z Durchführung von Unternehmensbewertungen<br />

z Marktsondierung bei geplanten Unternehmenszukäufen<br />

Die Nordwest-Fachhandelspartner sollen dabei<br />

von den Rahmenbedingungen profitieren, die der<br />

Verband mit Zerbach & Company vereinbaren<br />

konnte. Um eine zielgerichtete Koordination und<br />

Vermittlung von Verkauf- und Kaufinteressenten<br />

zu erreichen, plant Nordwest zudem, eine Interessenten-Datenbank<br />

anzulegen, bei der sich<br />

Anbieter und Kaufwillige unter Angabe bestimmter<br />

Basisinformationen registrieren können.<br />

10 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Stahl-Service-Center<br />

Fidelium Partners erwirbt OKS Otto Knauf<br />

Fidelium Partners hat die OKS Otto Knauf GmbH zu 100 %<br />

von der Londoner STEMCOR-Gruppe, einem globalen Dienstleister<br />

für die Stahlindustrie, übernommen.<br />

Das Stahl-Service-Center OKS, Iserlohn, hat sich auf das Schneiden<br />

von verzinkten, warm- und kaltgewalzten und rostfreien Stahlbandprodukten<br />

spezialisiert. Das Unternehmen verarbeitet derzeit ca.<br />

250.000 t Stahl pro Jahr.<br />

Durch den Verkauf stärke Stemcor seine strategische Fokussierung<br />

auf das Kerngeschäft im globalen Stahlhandel und -vertrieb weiter,<br />

hieß es in einer Mitteilung. FIDELIUM verwaltet einen von deutschen<br />

Unternehmerfamilien gestützten Fonds in Höhe von 103 Mio. € und<br />

investiert in Unternehmen mit „operativem Verbesserungspotenzial“<br />

in ganz Westeuropa. „OKS verfügt über eine sehr gute Marktposition<br />

und großartige Wachstumschancen“, kommentierte Rafal Grabarkiewicz,<br />

Managing Partner bei Fidelium, die Transaktion.<br />

„Ich bin überzeugt, dass Fidelium der richtige Partner ist, um OKS<br />

bei der Umsetzung seiner Wachstumsstrategie zu unterstützen. Wir<br />

können uns nun darauf konzentrieren, unser Serviceangebot zu<br />

erweitern, die Auslastung unserer Anlagen zu erhöhen und gleichzeitig<br />

unsere Position als regionaler Marktführer im Stahlservice-<br />

Geschäft zu stärken. Das gesamte Managementteam und ich freuen<br />

uns darauf, das Unternehmen in eine erfolgreiche eigenständige<br />

Zukunft zu führen“, sagte Friedrich-Walter Düllmann, CEO von OKS.<br />

AUS 6 MACH 1<br />

WIR BÜNDELN UNSER KNOW-HOW!<br />

Durch den Zusammenschluss unserer Unternehmen zur<br />

Hoberg & Driesch Röhrenhandel GmbH sind wir mit nun mehr<br />

als 130.000 qm Lagerfläche und 70.000 Tonnen Material<br />

Ihr zuverlässiger Partner für individuelle Qualitätsstahlrohre.<br />

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Präzisrohr<br />

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Rohrunion


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

Nach dem Glühen wurde der Hauptrahmen des Transportmanipulators MTM 600 bei<br />

Jebens gestrahlt und grundiert.<br />

Fotots, 2: Jebens<br />

Jebens bearbeitet dank besonders starker Brennschneidmaschinen<br />

auch große, schwere Bauteile mit Blechdicken zwischen 250 bis 1.100 mm.<br />

Maßgeschneiderte Rahmen für Schmiedemanipulatoren<br />

Agile Riesen mit Fingerspitzengefühl<br />

Hoch belastete Bauteile werden in vielen Fällen geschmiedet, um die benötigten mechanischen<br />

Eigenschaften zu erhalten – ob im Schwermaschinenbau, in der Energiewirtschaft oder in der Luftund<br />

Raumfahrt. Beim Bau der riesigen Manipulatoren, die beim Freiform- und Gesenkschmieden<br />

zum Einsatz kommen, setzt Hersteller Dango & Dienenthal auf die Jebens GmbH, Spezialistin für<br />

große, schwere Brennteile, mechanische Bearbeitung und komplexe Schweißbaugruppen.<br />

In den extremen Umgebungsbedingungen<br />

von Freiformschmieden<br />

müssen Manipulatoren absolute<br />

Prozesssicherheit gewährleisten. Ist<br />

das riesige, glühende Werkstück<br />

nicht rechtzeitig fertiggeschmiedet<br />

oder kühlt es vorzeitig ab, ist es Ausschuss.<br />

Einer der führenden Hersteller<br />

für zuverlässige Handling-Maschinen<br />

in diesem Einsatzgebiet ist die<br />

familiengeführte Unternehmensgruppe<br />

Dango & Dienenthal.<br />

Mit ihrer robusten Konstruktion,<br />

ihren leistungsstarken Antrieben<br />

sowie der großen Präzision sichern<br />

sich die Maschinen der Dango &<br />

Dienenthal Maschinenbau, einem<br />

Unternehmen der Gruppe, ihre<br />

Marktposition. Die hochdynamischen<br />

Dreh- und Fahrantriebe der mit bis<br />

zu 1.000 t schweren und bis zu<br />

250 t Tragkraft ausgestatteten Manipulatoren<br />

erfüllen mit spielfreier<br />

Beschleunigung von bis zu 4 m/s 2<br />

anspruchsvollste Geschwindigkeitsvorgaben.<br />

Mit ihrer ausgeklügelten<br />

Hydraulik und Steuerung sichern sie<br />

sich auch ihren Qualitätsvorsprung<br />

vor Wettbewerbern aus China.<br />

Jedes Modell ein Unikat<br />

Der Einsatz solcher Riesen erfordert<br />

einen großen Planungs- und Vorbereitungsaufwand.<br />

So ermittelt Dango<br />

& Dienenthal zu Beginn eines Auftrags<br />

in intensiver Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunden zunächst die konkreten<br />

Anforderungen. Die dazu<br />

benötigten Brennteile und Schweißkonstruktionen<br />

werden zugekauft.<br />

Als leistungsstarker und zuverlässiger<br />

Lieferant dieser Bauteile hat<br />

sich die Jebens GmbH zum bevorzugten<br />

Partner von Dango & Dienenthal<br />

entwickelt.<br />

Ausschlaggebend für den Beginn<br />

der Zusammenarbeit im Jahr 2008<br />

war das umfangreiche Blechlager<br />

des Brennteilspezialisten für große<br />

dicke Bleche – ein Pluspunkt, der<br />

heute angesichts der stark eingeschränkten<br />

Verfügbarkeit solcher<br />

Bleche wieder besondere Bedeutung<br />

für Dango & Dienenthal hat. So hält<br />

Jebens in seinem Lager, das zu einem<br />

der größten Europas für Bleche über<br />

200 mm Dicke zählt, auch S690-<br />

Güten bereit – und gilt damit als<br />

Rarität in der Branche.<br />

„Verfügbarkeit der benötigten<br />

Materialien, Qualität der Schweißteile<br />

und Termintreue waren bei<br />

Jebens stets überzeugend“, resümmiert<br />

Jan Nell, Einkaufsleiter bei<br />

Dango & Dienenthal. „Gerade im<br />

Bereich Schweißteile ist diese Zuverlässigkeit<br />

enorm wichtig“, ergänzt<br />

er.<br />

Auftrag zum Bau<br />

eines Hauptrahmens<br />

So wurde der Brennteilspezialist<br />

auch mit dem Bau des Hauptrahmens<br />

für einen mobilen Transportmanipulator<br />

vom Typ MTM 600<br />

beauftragt. Mit 16 t Tragkraft und<br />

einem Lastmoment von über 70<br />

Metertonnen kommt diese Maschine<br />

12 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Versprechen gehalten<br />

Jan Nell ist voll des Lobs für das<br />

Unternehmen: „Jebens hat mir unaufgefordert<br />

wöchentlich sehr detailbei<br />

Hitachi an einer Freiformschmiedepresse<br />

in Japan zum Einsatz. Der<br />

Hauptrahmen dieser Maschine wiegt<br />

30 t, ist 5,05 m lang, 2,6 m hoch und<br />

3,5 m breit.<br />

„Absolute qualitative Zuverlässigkeit<br />

der Schweißnähte ist essenziell<br />

für die nachhaltige Prozesssicherheit,<br />

die wir unseren Kunden<br />

garantieren“, sagt Dango-&-Dienenthal-Geschäftsführer<br />

Arno Dienenthal.<br />

„Der Hauptrahmen muss ein<br />

Maschinenleben lang halten.“<br />

Basis für die Auftragsvergabe an<br />

Jebens waren deshalb neben den<br />

bisher schon guten Erfahrungen und<br />

der hohen Beratungskompetenz<br />

auch die nachweisliche Qualifikation<br />

des Betriebs für solch anspruchsvolle<br />

Aufgaben durch einen eigenen<br />

Schweißfachingenieur und umfassende<br />

Zertifizierungen. Der Fachmann<br />

von Jebens war in der Konstruktionsphase<br />

ein gefragter<br />

Ansprechpartner.<br />

Fasenroboter auch die hohe Kompetenz<br />

beim Richten schwerer Bauteile<br />

zum Tragen, um die sehr hohen<br />

Ebenheitsanforderungen von Dango<br />

& Dienenthal zu gewährleisten.<br />

Zur weiteren Bearbeitung wurde<br />

der so entstandene riesige Rahmen<br />

zum nahegelegenen Zweitwerk in<br />

Nördlingen transportiert, wo in der<br />

Wärmebehandlung die von Dango<br />

& Dienenthal vorgegebenen mechanischen<br />

Eigenschaften eingestellt<br />

wurden.<br />

Für die gesamte Fertigung<br />

brauchte Jebens nur acht Wochen<br />

Produktionszeit, so dass der komplette<br />

Hauptrahmen inklusive Vorbereitung<br />

binnen zehn Wochen geliefert<br />

werden konnte.<br />

lierte Ablaufpläne gesendet und diese<br />

auch tatsächlich eingehalten!“, resümiert<br />

er zufrieden. „Bei diesem Auftrag<br />

musste der Liefertermin für den<br />

Rahmen außerdem unbedingt eingehalten<br />

werden. Jebens lieferte ihn<br />

statt freitags montags. Das ist in<br />

unserer Branche pünktlich und wirklich<br />

gut“, lobt Nell.<br />

Arno Dienenthal gefiel besonders<br />

die offene Kommunikation von<br />

Jebens – sowohl im Vorfeld des Projektes<br />

als auch währenddessen. „Die<br />

Leute kamen und fragten immer proaktiv<br />

nach: 'Können wir es nicht so<br />

machen? Dann könnten wir noch<br />

was sparen!' Das ist wirklich gut!“<br />

Noch während der Hauptrahmen<br />

für Hitachi bei Dango & Dienenthal<br />

in Siegen mechanisch bearbeitet und<br />

der Transportmanipulator montiert<br />

wurde, erteilte der Maschinenbauer<br />

Jebens deshalb bereits Folgeaufträge<br />

für zwei weitere Hauptrahmen. 2<br />

Maßgeschneiderte Fertigung<br />

Bei der Fertigung des Rahmens waren<br />

das Handling des großen, schweren<br />

Bauteils sowie die dabei geforderte<br />

Maßgenauigkeit zusätzliche<br />

Herausforderungen für Jebens. „Angesichts<br />

des extrem engen Zeitplans<br />

und der hohen Kundenanforderungen<br />

mussten die Teile exakt nach<br />

Zeichnung zugeliefert werden, sodass<br />

wir ohne Nacharbeit mit der mechanischen<br />

Bearbeitung beginnen konnten“,<br />

erläutert Arno Dienenthal seine<br />

Erwartungshaltung.<br />

Maßarbeit in Stahl in reproduzierbarer<br />

Premiumqualität ist für<br />

den mit modernster Schweißtechnologie<br />

ausgestatteten Spezialbetrieb<br />

jedoch Tagesgeschäft. So prüfte<br />

das Unternehmen im ersten Schritt<br />

sorgfältig die detaillierten Fertigungszeichnungen<br />

für die einzelnen<br />

Bleche und Schweißvorgänge.<br />

Anschließend fertigte es am Stammsitz<br />

in Korntal-Münchingen aus<br />

S355J2+N-Stahl rund 90, bis zu 14 t<br />

schwere Schweißteile entsprechend<br />

der Zeichnungsvorgaben.<br />

Neben dem Brennen der bis zu<br />

300 mm dicken Bauteile erfolgten in<br />

Korntal-Münchingen auch das Fasen<br />

und Schweißen der Komponenten.<br />

Hier kam außer dem hochmodernen<br />

Foto: Jebens<br />

Foto: Dango & Dienenthal<br />

Geschäftsführer<br />

Arno Dienenthal<br />

(li.) und Jan Nell,<br />

Leiter Zentraleinkauf<br />

der deutschen<br />

Tochtergesellschaften<br />

von Dango &<br />

Dienenthal, vor<br />

dem von Jebens<br />

gefertigten Rahmen<br />

für den mobilen<br />

Transportmanipulator.<br />

Dango & Dienenthal<br />

erteilte Jebens<br />

bereits Folgeaufträge<br />

für zwei weitere<br />

Hauptrahmen<br />

für schienengebundene<br />

Schmiedemanipulatoren<br />

vom<br />

Typ SSM 6000.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

13


Stahlverarbeiter<br />

Bericht<br />

Palettenhandling<br />

von Liebherr für<br />

schwere Werkstücke<br />

bis 13.000 kg<br />

Fotos: Liebherr<br />

Schritt in die Industrie 4.0 vollzogen<br />

Neuer Benchmark<br />

für Großmotoren-Produktion<br />

Liebherr hat die Produktion großer Dieselmotoren automatisiert: Mithilfe der<br />

BURKHARDT+WEBER Fertigungssysteme GmbH ist eine Produktionslinie entstanden,<br />

die neue Standards für das Handling schwerer Werkstücke setzen soll.<br />

Die Bearbeitungszentren<br />

von<br />

BURKHARDT+WEBE<br />

R kombiniert mit<br />

dem Liebherr-<br />

Palettenhandhabungsystem<br />

Eine neue Fertigung für Großmotoren<br />

aufzusetzen, ist ein komplexes<br />

Vorhaben, das den Beteiligten<br />

Unternehmen und Mitarbeitern<br />

viel abverlangt. Der große Vorteil<br />

eines solchen Projekts ist jedoch,<br />

dass die Prozesse – soweit wirtschaftlich<br />

und mit Blick auf die Ressourcen<br />

vertretbar – ganz nach Wunsch<br />

aufgesetzt werden können. So können<br />

neueste Technologie und die<br />

Erfahrung mit bisherigen Systemen<br />

integriert werden.<br />

Genau vor dieser Herausforderung<br />

stand jüngst die Liebherr<br />

Machines Bulle SA (LMB), in der<br />

Schweiz ansässiges Tochterunternehmen<br />

der Liebherr-Gruppe.<br />

Zusammen mit MAN beschloss das<br />

Unternehmen, noch größere Dieselaggregate<br />

als bisher zu bauen.<br />

Geplant waren zwei neue Baureihen<br />

in Versionen mit 12, 16 und 20 Zylindern.<br />

Weil die V20-Version der neuen<br />

Motorenreihe D98 mit einer Länge<br />

von 2.720 mm und einem Gewicht<br />

von 2.700 kg dabei auf stolze Werte<br />

kommt, kam für die Bearbeitung der<br />

vorhandene Maschinenpark nicht<br />

in Frage. „Wir brauchten eine neue<br />

Produktionslinie für diese gewaltigen<br />

Dimensionen“, erläutert Klaus<br />

Bosch, Produktionsleiter für Dieselund<br />

Gasmotoren bei Liebherr .<br />

Die Wunschliste an den Prozess<br />

war dabei recht lang. An oberster<br />

Stelle standen Flexibilität und ein<br />

möglichst hoher Automatisierungsgrad,<br />

der auch einen zeitweise mannlosen<br />

Betrieb ermöglichen sollte.<br />

Schlussendlich gab es den Wunsch,<br />

eine Komplettbearbeitung der Motoren<br />

innerhalb eines voll automatisierten<br />

Fertigungssystems aufzusetzen<br />

– mit kompletter Vor- und Fertigbearbeitung,<br />

inklusive Kurbel- und<br />

Nockenwellenbohrung, Fräsen, Bohren,<br />

Tieflochbohren bis hin zu automatischer<br />

Prozessüberwachung<br />

sowie automatischem Werkzeugwechsel<br />

im oder vom Hochregalsystem<br />

in mannarmer Fertigung.<br />

Passenden Partner<br />

schnell gefunden<br />

Der passende Maschinenhersteller<br />

für dieses Projekt war schnell gefun-<br />

14 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


®<br />

den. Da in dieser Größenordnung die Anzahl der Anbieter<br />

überschaubar ist, hat der Auswahlprozess schnell zu<br />

einem Ergebnis geführt. „Burkhardt+Weber waren die einzigen,<br />

die für alle unsere Problemstellungen Lösungen<br />

anbieten konnten und – wenn auch manchmal in einem<br />

kleineren Maßstab – bereits umgesetzt hatten“, so Klaus<br />

Bosch.<br />

Neben der Bearbeitung der tonnenschweren Teile sind<br />

auch das effiziente und benutzerfreundliche Handling<br />

sowie ein klug aufgesetzter Prozess entscheidende Faktoren.<br />

Die Idee war, die Handhabung der neuen Motorenproduktion<br />

voll automatisiert über ein Palettenhandlingsystem<br />

(PHS) von Liebherr selbst ablaufen zu lassen. Mit<br />

der Liebherr-Verzahntechnik GmbH war die Kompetenz<br />

dazu in der Gruppe vorhanden.<br />

Ein PHS in dieser Größenordnung war bisher zwar<br />

noch nicht realisiert worden. Aber die Idee stieß bei der<br />

Produktionsleitung der Liebherr-Verzahntechnik auf großes<br />

Interesse. Entwickelt wurde schließlich das neue Palettenhandlingsystem<br />

PHS 10.000.<br />

16.-20.04.2018<br />

Gemeinschaftsstand<br />

BDS<br />

Halle 7/C25<br />

AUS EDELSTAHL<br />

Alles in einem Handlingsystem integriert<br />

Mit vereintem Wissen entstand so in der Schweiz eine<br />

neuartige Produktionsanlage für Großdieselmotoren. Nach<br />

zwei Jahren intensiver Planung und Projektierung ging<br />

die Fertigungsanlage mit Prüfstand, Logistik, Montage und<br />

Steuerung schließlich in Betrieb.<br />

Jetzt werden Aufträge vom ERP-System an die Prozess-<br />

Software Soflex übergeben, welche die Bearbeitungsreihenfolge<br />

koordiniert, Rohteile, Werkstücke und Werkzeuge<br />

verwaltet, die NC- Codes an die Maschinen übergibt<br />

und die Mitarbeiter an den Rüstplätzen mit den richtigen<br />

Informationen, Anleitungen und Material versorgt. Sämtliche<br />

Arbeitsplätze und Maschinen werden durch das Palettenhandlingsystem<br />

versorgt, das zusätzlich sowohl Bauteile<br />

als auch Rohlinge verwaltet.<br />

Flexibilität und Genauigkeit<br />

Für die Bearbeitung der Bauteile – zum Teil sind dabei<br />

Genauigkeiten von 10 μ auf 2 m gefragt – hat sich Liebherr<br />

für Bearbeitungszentren der MCX-Baureihe von Burkhardt<br />

+ Weber entschieden. In der aktuellen ersten Ausbaustufe<br />

des Buller Werks produzieren eine MCX 1200<br />

und eine MCX 1400. Insgesamt ist die Produktion für bis<br />

zu fünf Maschinen ausgelegt, die künftig integriert werden<br />

können. Für eine weitere MCX 1200 ist bereits das<br />

Fundament gelegt und der Rüstplatz vorbereitet.<br />

Neben den Bearbeitungszentren hat Burkhardt+Weber<br />

auch die Turnkey-Verantwortung für den Fertigungsprozess<br />

bei dem Projekt übernommen. Dazu gehörten das<br />

Engineering und die Herstellung der komplexen, hydraulischen<br />

Spannvorrichtungen, die Werkzeugauslegung und<br />

teilweise auch die Beschaffung von Sonderwerkzeugen.<br />

Eintritt in „neues Produktionszeitalter“<br />

Für das Team von Liebherr Machines Bulle bedeute dieses<br />

Projekt den Eintritt in ein neues Produktionszeitalter,<br />

so das Unternehmen. Damit habe man „in vielen Details“<br />

den Schritt in die Industrie 4.0 vollzogen. 2<br />

NAHTLOSE<br />

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umfangreichen Lieferprogramm<br />

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<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

15<br />

NUR FÜR DEN FACHHANDEL


Werkstoffe<br />

Bericht<br />

Künftige Ressourcen heute schonen – Teil 2<br />

Potenziale des Stahlhochbaues<br />

durch nachhaltigere Immobiliennutzung<br />

Nachhaltigkeit ist auch in der Bau- und Immobilienwirtschaft ein aktuelles, wegen seiner<br />

inflationären Nutzung oft aber unscharfes Schlagwort. Immobilieninvestoren schmücken sich<br />

eher mit „Green-Labels“ und konzentrieren sich – zu sehr – auf die Energieeffizienz des Gebäudes<br />

während der Nutzungsdauer. Zu wenig beachtet wird dabei die ganzheitliche Betrachtung inklusive<br />

der verwendeten Baustoffe, meint Marc Blum, Bausachverständiger, geprüfter Restaurator &<br />

Denkmalpfleger im Metallbauer-Handwerk, im zweiten Teil seines Beitrags für den <strong>Stahlreport</strong><br />

(Teil 1 in <strong>Stahlreport</strong> 12.2017).<br />

[ Autor ]<br />

Marc Blum, Dipl.-<br />

Ing., Dipl.Wirt.Ing.<br />

(FH), M.Sc., Bausachverständiger<br />

–<br />

Schäden & Bauen im<br />

Bestand, geprüfter<br />

Restaurator &<br />

Denkmalpfleger<br />

im Metallbauer-<br />

Handwerk,<br />

58256 Ennepetal<br />

Über die Jahrzehnte aufsummiert,<br />

umfasst der gesamte Gebäudebestand<br />

in Deutschland mittlerweile<br />

etwa 100 Mrd. t an Material. Dabei<br />

fließen an mineralischen Bau- und<br />

Abbruchabfällen jährlich rund 192<br />

Mio. t aus dem Baubereich wieder ab<br />

– was etwa 54 % des deutschen Abfallaufkommens<br />

entspricht (laut VDI Zentrum<br />

Ressourceneffizienz, 2014).<br />

So werden bspw. allein in Deutschland<br />

jährlich<br />

z etwa 550 Mio. t mineralische Baustoffe<br />

(entspr. rund 85 % aller inländischen<br />

Entnahmen),<br />

z ewa 28 Mio. t Zement (aus denen<br />

mit Faktor etwa 7 bis 8 multipliziert<br />

rund 224 Mio. t Beton hergestellt<br />

werden),<br />

z aber nur etwa 5,5 Mio. t Baustahl<br />

(dies sind alle im Bauwesen zur<br />

Anwendung kommenden Stahlprodukte,<br />

inkl. Betonstahl),<br />

z etwa 0,5 Mio. t Brettschichtholz (laut<br />

Studiengemeinschaft Holzleimbau<br />

e.V., Wuppertal)<br />

konsumiert und verbaut. Mit Bezug<br />

auf die deutsche Abfallwirtschaft stel-<br />

len diese Mengen die größten Stoffströme<br />

im Wirtschaftsgeschehen dar.<br />

EU-Baupolitik muss weichen stellen<br />

Infolge der langfristigen Auswirkungen<br />

des Baustoffkonsums und der Inanspruchnahme<br />

von Bauflächen kommt<br />

der grenzüberschreitenden europäischen<br />

Umwelt- und Baupolitik für eine<br />

sinnvolle, praktikable Marktgestaltung<br />

eine sehr bedeutende Rolle zu.<br />

Bereits im Jahr 2011 erfolgte eine<br />

umfassende und erweiterte Novellierung<br />

der europäischen Bauproduktenrichtlinie<br />

in Richtung Bauproduktenverordnung,<br />

welche rechtlich im<br />

genauen Wortlaut und unverändert in<br />

nationales Recht umgesetzt worden<br />

ist. Hierbei wurde der bisherige<br />

Umfang der wesentlichen Anforderungen<br />

an Bauprodukte um die Themen<br />

Recyclingfähigkeit und nachhaltige<br />

Nutzung der Ressourcen ergänzt.<br />

In den Eingangserläuterungen<br />

heißt es bereits 1 :<br />

„(25) [Es] sollte der spezifische Be darf<br />

an Angaben hinsichtlich des Gehalts<br />

an gefährlichen Stoffen in Bauproduk-<br />

ten weiter untersucht werden, damit<br />

der Umfang der darunter fallenden<br />

Stoffe vervollständigt wird, um ein hohes<br />

Maß an Gesundheitsschutz und Sicherheit<br />

von Arbeitnehmern, die Bauprodukte<br />

verwenden, und von Nutzern der<br />

Bauwerke zu gewährleisten, auch in<br />

Bezug auf die Anforderungen beim<br />

Recycling und/oder bei der Wiederverwendung<br />

von Bauteilen oder -materialien.“<br />

„(55) Bei der Grundanforderung<br />

an Bauwerke bezüglich der nachhaltigen<br />

Nutzung der natürlichen Ressourcen<br />

sollte insbesondere der Recyclingfähigkeit<br />

des Bauwerks, seiner Baustoffe<br />

und Teile nach dem Abriss, der Dauerhaftigkeit<br />

des Bauwerks und der Verwendung<br />

umweltfreundlicher Rohstoffe<br />

und Sekundärbaustoffe für das Bauwerk<br />

Rechnung getragen werden.“<br />

„(56) Zur Bewertung der nachhaltigen<br />

Nutzung der Ressourcen und zur<br />

Beurteilung der Auswirkungen von Bauwerken<br />

auf die Umwelt sollten die<br />

Umwelterklärungen (Environmental<br />

Product Declarations — EPDs), soweit<br />

verfügbar, herangezogen werden.“<br />

16 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Als Grundlage für die künftigen anzupassenden<br />

Baunormen und harmonisierten<br />

technischen Baustoffspezifikationen<br />

werden mit Verweis auf Art. 3,<br />

Abs. 1 und Anhang I dieser Verordnung<br />

die wesentlichen Anforderungen<br />

2 ) um einen weiteren Punkt zur<br />

nachhaltigen Ressourcennutzung<br />

erweitert:<br />

„7. Nachhaltige Nutzung der natürlichen<br />

Ressourcen<br />

Das Bauwerk muss derart entworfen,<br />

errichtet und abgerissen werden,<br />

dass die natürlichen Ressourcen nachhaltig<br />

genutzt werden und insbesondere<br />

Folgendes gewährleistet ist:<br />

a) Das Bauwerk, seine Baustoffe und<br />

Teile müssen nach dem Abriss wieder-verwendet<br />

oder recycelt werden<br />

können;<br />

b) das Bauwerk muss dauerhaft sein;<br />

c) für das Bauwerk müssen umweltverträgliche<br />

Rohstoffe und Sekundärbaustoffe<br />

verwendet werden“.<br />

Das Ziel dieser europäischen Bauproduktenverordnung<br />

besteht darin, den<br />

freien Warenverkehr innerhalb der<br />

EU durch mögliche Handelshemmnisse<br />

abzubauen und so gleichzeitig<br />

die Teilziele „Nachhaltiges Bauen und<br />

Recyclingfähigkeit“ der Leitmarktinitiative<br />

(LMI) auf Bauproduktenebene<br />

mit zu erfüllen. Die Bauprodukte, welche<br />

diese Voraussetzungen erfüllen,<br />

sind nach Kap. II, Art. 4-9 mit Leistungserklärungen<br />

(DoP) und dem CE-<br />

Kennzeichen zu markieren 3 ).<br />

Was hierbei offenbar vielen Akteuren<br />

der planerischen und ausführenden<br />

Zunft noch nicht so richtig bewusst<br />

ist, ist die Tatsache, dass bereits Mitte<br />

2013 die Koexistenzperiode dieser<br />

novellierten EU-Verordnung (in der<br />

noch wahlweise entweder nach alter<br />

oder nach neuer Verordnung gleichzeitig<br />

geplant werden durfte und die<br />

im direkten Wortlaut durch Ratifzierung<br />

des BauPG vom 05.12.2012 4 in<br />

nationales Recht umgesetzt worden<br />

ist) ausgelaufen ist.<br />

Seit dem 01.07.2013 darf demnach<br />

ausschließlich diese EU-Verordnung<br />

in Deutschland zur Anpassung<br />

des BauPG 5 verwendet werden.<br />

Seitdem müssen in den planerischen<br />

und bauausführenden Prozessen<br />

sowie in der Distribution auf der Bauproduktenebene<br />

die Themen Recyclingfähigkeit<br />

und nachhaltige Ressourcennutzung<br />

per Gesetz (gemäß Anhang<br />

I – Punkt 7, „Nachhaltige Nutzung der<br />

natürlichen Ressourcen“ (d.h. direkte<br />

Umsetzung des EU-Amtsblatt Nr. L 88<br />

vom 04.04.2011 – S.11 und S.34))<br />

berücksichtigt werden. Ob dies zwischenzeitlich<br />

auch so bereits allseits<br />

praktiziert wird, ist zu bezweifeln.<br />

So führt der Physiker und Technikphilosoph<br />

Klaus Korn in „Philosophie<br />

der Technik“ aus: „Bemühungen<br />

um Nachhaltigkeit haben zwangsläufig<br />

entweder eine Einschränkung oder<br />

eine intelligente Umsteuerung des<br />

Ressourcenverbrauchs hin zu erneuerbaren<br />

Rohstoffen zur Folge […] Heute<br />

werden Anstrengungen in Nachhaltigkeit<br />

als Investitionen aufgefasst.“<br />

Der steigende Anteil von Urbanisierung<br />

und Bautätigkeit am Klimawandel<br />

und am Ressourcenverbrauch<br />

sollte daher nicht nur rein energetische<br />

Baumaßnahmen, wie etwa solche,<br />

nach der EnEV 2014, als Reaktion<br />

nach sich ziehen. Durch die teils<br />

irreversible Ausbeutung von natürlichen<br />

Ressourcen und der nachhaltigen<br />

Raumbeanspruchung hat er vielmehr<br />

auch eine primär sozio-kulturelle<br />

Komponente.<br />

Daher erfordert es in der zukünftig<br />

ganzheitlichen Planung sozialer,<br />

architektonischer und gleichsam intelligenter<br />

Baulösungswege, um zunächst<br />

mittelfristig, wie Abb.3 zeigt, über<br />

einen Dreiklang aus Baustoffeffizienz<br />

(technisch besser werden) und Baustoffkonsistenz<br />

(ökologisch-ökonomisch<br />

verändern) bis hin zur Baustoffsuffizienz<br />

(reduzieren), eine Baustoffkonsumentlastung<br />

herbeizuführen.<br />

Baustoffeffizienz<br />

Eine Nachhaltigkeitsstrategie der Baustoffeffizienz<br />

ist die heute vorherrschende<br />

Strategie. Sie verfolgt das Ziel,<br />

den Energie-, Material- und Flächenverbrauch<br />

sowie die finanziellen Mittel,<br />

die für den technischen Fortschritt,<br />

die Entkoppelung von Wirtschaftsleistung<br />

und Umweltverbrauch und die<br />

Substitution von Produkten und Verfahren<br />

entstehen durch nachhaltigere,<br />

effizienter einzusetzen. Allerdings hat<br />

diese Strategie die paradoxe Grenze,<br />

dass nämlich mit zunehmender Effizienzsteigerung<br />

eine Kosten-/Preissenkung<br />

verbunden ist und dadurch<br />

über sogenannte Rebound-Effekte mitunter<br />

eine Nachfragesteigerung, also<br />

mehr Konsum die Folge sein kann.<br />

Baustoffkonsistenz<br />

Eine Nachhaltigkeitsstrategie der Baustoffkonsistenz<br />

setzt da schon mehr<br />

auf eine ganzheitliche Ökoeffizienz:<br />

Nämlich hin zu einer natürlich gleichkommenden<br />

Stoffkreislaufführung von<br />

Materialien und Energien, aber auch<br />

zu einer symbiotischen Weiternutzung<br />

von im Produktionsprozess anfallenden<br />

Koppelprodukten. Denn Ressourcenschonung<br />

durch eine baustoffkonsistente<br />

Kreislaufwirtschaft heißt auch<br />

mit begrenzten Mitteln hauszuhalten<br />

und dies ist mit ein Teil der „Erfolgsprinzipien<br />

des Ökologischen Bauens“ 3<br />

Nachhaltigkeitsstrategien beim Bauen Abb. 3<br />

Baustoffeffizienz<br />

Baustoffsuffizienz<br />

Baustoffkonsistenz<br />

Quelle: Marc Blum<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

17


Werkstoffe<br />

Bericht<br />

3<br />

(Werner Nachtigall, „Bau-Bionik“, Springer<br />

2003). Eine solche Strategie erfordert<br />

aber umfangreiche Änderungen<br />

nach dem Vorbild der Natur respektive<br />

der Ökogenese (also der Wechselwirkungen<br />

zwischen Lebewesen und<br />

Umwelt, die zur Bildung von Ökosystemen<br />

führen) bei Design, Produktion,<br />

Distribution und Redistribution von<br />

Produkten, hin zu einem Denken in<br />

symbiotisch geschlossenen Stoff- und<br />

Produktionsmedienkreisläufen.<br />

Baustoffsuffizienz<br />

Eine Nachhaltigkeitsstrategie der Baustoffsuffizienz<br />

(also dem Einsatz von<br />

Baustoffen mit möglichst geringem<br />

Rohstoff- und Energieverbrauch) geht<br />

da aber wesentlich weiter. Sie zielt<br />

darauf ab, mit entweder mindestens<br />

dem Vorhandenen auszukommen (Subsistenz)<br />

oder ganz auf Konsum zu verzichten<br />

– was gesellschaftlich aber ein<br />

deutlicheres sowie unbequemeres<br />

Umdenken beim Verhalten von Unternehmen<br />

und Investoren erfordert.<br />

Die heutige Architektur und die<br />

geschaffenen Immobilien stellen temporäre,<br />

moderne Zweckbauten dar und<br />

sind weniger Monumente der Ewigkeit<br />

(wie die Pyramiden, mittelalterlichen<br />

Burgen und gotischen Kathedralen). So<br />

unterliegen sie auch einem natürlichen<br />

Lebenszyklus. Die in diese baulichen<br />

Strukturen verbrachten Ressourcen<br />

sollten in diesem Kontext des Beitrages<br />

zukünftig als Sekundärrohstoffe durch<br />

Urban-Mining und Multi-Recycling-<br />

Ansätze (MRA) wiedergewonnen werden.<br />

Sie sollten dabei von den heutigen<br />

Planern bereits so ausgelegt sein, dass<br />

über Umnutzungsflexibilitäten respektive<br />

Multi-Nutzungs-Ansätze (MNA) der<br />

Gebäudelebenszyklus verlängert und<br />

die Ressource einer weiteren Nachnutzung<br />

zugeführt werden können.<br />

In dieser Hinsicht sind die heutigen<br />

Immobilieninvestoren, Architekten,<br />

Bauingenieure, Baustoffhersteller<br />

(inklusive deren regionaler Distribution)<br />

sowie die Bauausführenden ganzheitlich<br />

und weit in die Zukunft blickend<br />

gefordert, eine solche „organische<br />

Architektur“ zu gewährleisten.<br />

Stahl ist einer der nachhaltigsten<br />

Werkstofffe überhaupt<br />

In der Architektur der Moderne wurden<br />

bereits sehr häufig Stahlhochbauten<br />

für die primären Tragwerksstrukturen<br />

verwendet. Sie sind trotz mehrfacher<br />

Umnutzungen immer noch<br />

aktiv. Der Baustoff Stahl zeigt sich<br />

daher schon heute als einer der nachhaltigsten<br />

Werkstoffe weltweit, da er<br />

einerseits den Multirecyclingansätzen<br />

(MRA) als sekundäre Ressourcenquelle<br />

und andererseits der erforderlichen<br />

Umnutzungsflexibilität (MNA)<br />

zur Lebenszyklusverlängerung gegenüber<br />

anderen Baustoffen deutlich<br />

gerechter wird.<br />

„Organische Architektur“ durch<br />

die Kombination von MNA mit<br />

anschließenden MRA erfordert aber<br />

ein (Um-)Denken in Sekundärrohstoff-<br />

Kreisläufen. Hierbei ist Kreislaufwirtschaft<br />

nicht gleich Kreislaufwirtschaft,<br />

sowie Recycling nicht gleich Recycling<br />

(siehe Abb. 4). Recycling heißt<br />

mit Verweis auf das KrwG in genauer<br />

begrifflicher Definition: „Downcycling<br />

– Recycling – Upcycling“.<br />

„Recycling im Sinne dieses Gesetzes<br />

ist jedes Verwertungsverfahren,<br />

durch das Abfälle zu Erzeugnissen,<br />

Materialien oder Stoffen entweder für<br />

den ursprünglichen Zweck oder für<br />

andere Zwecke aufbereitet werden; es<br />

schließt die Aufbereitung organischer<br />

Materialien ein, nicht aber die energetische<br />

Verwertung und die Aufbereitung<br />

zu Materialien, die für die Verwendung<br />

als Brennstoff oder zur<br />

Verfüllung bestimmt sind“ [§ 3 Abs.<br />

25, KrwG].<br />

Der Baustoff „Stahl“ erfüllt auch<br />

hier in seiner Anwendung im Stahlhochbau<br />

bereits heute jederzeit das<br />

optimalste „Upcycling“ und weitere<br />

umweltgerechte Anforderungen wie<br />

in Abb.5 dargestellt, denn diese Bauweise<br />

bietet:<br />

Kreislaufsysteme und Recyclingtypen<br />

technische<br />

Beschreibung des<br />

Produktsystems<br />

Material aus einem<br />

Produktsystem<br />

wird in einem<br />

anderen Produkt -<br />

system recycelt<br />

Material aus einem<br />

Produktsystem wird<br />

in demselben Produktsystem<br />

recycelt<br />

Materialkreisläufe<br />

offener Kreislauf<br />

Kreislauf<br />

geschlossener<br />

Kreislauf<br />

z eine hochgradig industrielle Vorfertigung<br />

mit hoher Maßgenauigkeit<br />

im Millimeter-Bereich,<br />

z eine hohe Planungsgenauigkeit und<br />

-sicherheit durch typisierte demontierbare<br />

Anschlussdetails,<br />

z kurze Bauzeiten (auch beim Rückbau)<br />

durch geschraubte Montageverbindungen,<br />

z geringen bauseitigen Platzbedarf zur<br />

Montage,<br />

z relativ geräuschlosen Bauablauf<br />

(= Lärmschutz im Interesse der Nachbarschaft)<br />

sowie<br />

z eine hohe Sauberkeit auf der Baustelle<br />

und beim Rückbau.<br />

Diese sich hier bietenden, umweltfreundlichen<br />

Potenziale des Baustoffs<br />

„Stahl“ setzen aber auch voraus, dass<br />

sich die Architekten und Tragwerks -<br />

planer in ihrer Erstplanung mit<br />

einem recyclinggerechten sowie nichtmonolithischen<br />

Bauplanungsentwurf<br />

beschäftigen und diesen auch konsequent<br />

anwenden. Denn nur dadurch<br />

wird eine zukünftig höherwertige Nachnutzung<br />

– sei es durch Umnutzungsflexibilität<br />

zur Lebenszyklusverlängerung<br />

MNA oder dem anschließenden<br />

Recycling MRA – im Sinne der fünfstufigen<br />

Abfallhierarchie gewährleistet.<br />

2<br />

1 EU-Amtsblatt Nr. L 88 vom 04.04.2011 –<br />

S.7 und S.10<br />

2 EU-Amtsblatt Nr. L 88 vom 04.04.2011 –<br />

S.11 und S.34<br />

3 EU-Amtsblatt Nr. L 88 vom 04.04.2011 –<br />

S.12-14<br />

4 BGBl. I S. 2449, 2450<br />

5 Das Gesetz wurde als Artikel 2 des<br />

Gesetzes vom 5.12.2012, 2449 vom Bundestag<br />

beschlossen, es trat gem. Art. 7,<br />

Abs. 2, Satz 1 am 1.7.2013 in Kraft.<br />

Allokationsverfahren<br />

für Recycling bzgl. der<br />

inhärenten Materialeigenschaften<br />

recyceltes Material<br />

erfährt eine reduzie -<br />

rende Veränderung<br />

recyceltes Material<br />

erfährt keine<br />

Veränderung<br />

Material erfährt<br />

eine positive<br />

Veränderung<br />

Abb.4<br />

daraus folgende<br />

Recyclingtypen<br />

Downcycling<br />

Recycling<br />

Besser Upcycling<br />

Quelle: Marc Blum, eigene Darstellung auf Basis Finkbeiner, 2013<br />

18 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Verwertungsquoten in der 5-stufigen Abfallhierarchie<br />

Abb.5<br />

§ 6 KrWG – Abfallhierarchie Stahl Holz Beton Mauerwerk<br />

(1) Vermeidung – ja nein nein<br />

(2) Wiederverwendung – ja durch<br />

Umnutzungsflexibilität,<br />

Lebenszyklusverlängerung<br />

11%<br />

extrem selten<br />

1%<br />

nein<br />

(3) Recycling a.) Upcycling<br />

über „MRA“<br />

b.) Downcycling<br />

– ja<br />

88%<br />

-<br />

nein<br />

extrem selten<br />

AI, AII, (AIII)<br />

Anhang I, III<br />

zu § 3 Abs. 1<br />

AltholzV<br />

1%<br />

(4) Verwertung siehe zuvor – ja<br />

thermisch gem.<br />

§§ 7, 9<br />

AltholzV<br />

98%<br />

nein<br />

– ja<br />

71,7%<br />

– ja bedingt<br />

19,9%<br />

(5) Beseitigung nicht erforderlich – Ja<br />

8,4%<br />

Verlust aus dem Kreislauf 1% --- ---<br />

Quelle(n) der Quoten<br />

EPD-BFS-20130094-IBG1-<br />

DE, Tab. –Kap. 4<br />

Studiengemeinschaft Holzleimbau<br />

e.V.- W<br />

22.10.2014<br />

http://www.kreislaufwirt schaftbau.de/Verw.html<br />

22.10.2014<br />

Quelle: Marc Blum, eigene Darstellung


Messen<br />

und Märkte<br />

Berichte<br />

Internationale Eisenwarenmesse in Köln<br />

Trends in der Hartwarenbranche<br />

Die Digitalisierung betrifft zunehmend den Hartwarenbereich, denn auch die Sektoren Werkzeuge,<br />

Industriebedarf, Befestigungs- und Verbindungstechnik, Beschläge sowie Bau- und<br />

Heimwerkerbedarf vermitteln auf der kommenden internationalen Eisenwarenmesse einen<br />

Eindruck davon, wie intensiv dieses Thema diesen Wirtschaftszweig dominiert. Vom 4.-7.3.18<br />

findet in Köln diese wichtigste internationale Leistungsschau der Branche statt.<br />

Die veranstaltende Koelnmesse<br />

hat zu diesem roten Faden vorab Aussteller<br />

nach Detailtrends dazu befragt:<br />

z Bei den hochwertigen Werkzeugen<br />

bekommt demnach das Thema Vernetzung<br />

einen immer höheren Stellenwert.<br />

So rücken integrationsfähige<br />

Drehmomentschlüssel mit<br />

Funkmodul für die vernetzte Produktion<br />

mehr und mehr aus dem Versuchsstadium<br />

heraus. Ein Aspekt<br />

beim Dialog mit dem Fachhandel ist<br />

für viele Anbieter von Präzisionswerkzeugen<br />

die Neufassung der DIN<br />

EN ISO 6789:2017, die mehr Komplexität<br />

bei der Kalibrierung von Drehmomentwerkzeugen<br />

verlangt. Demnach<br />

müssen nun neben der<br />

Anzeigeabweichung auch eine Vielzahl<br />

möglicher Unsicherheitsparameter<br />

erfasst werden.<br />

z Das Thema Normung spielt in Köln<br />

aber auch bei den Anbietern von<br />

Steigtechnik eine Rolle, denn mit<br />

Beginn des kommenden Jahres greift<br />

die neue DIN EN 131 für tragbare<br />

Leitern. Diese Norm trifft auf alle<br />

Anbieter von Steigtechnik zu und<br />

besagt beispielsweise, dass Anlegeleitern<br />

ab einer Länge von 3 m künftig<br />

grundsätzlich über eine Standverbreiterung<br />

verfügen müssen. Auch<br />

die Rutschfestigkeit und die Verwindungssteifigkeit<br />

werden neu bewertet.<br />

z Ein weiterer Aspekt, auf den sich<br />

Werkzeuganbieter einstellen, sind<br />

die gestiegenen Anforderungen in<br />

Werkstätten und Fertigungen, in<br />

denen an spannungsführenden Bauteilen<br />

gearbeitet wird. Ein Aussteller<br />

zeigt einen neuen VDE-Drehmomentschlüssel<br />

speziell für diese<br />

Anwendungen.<br />

z Geht der Blick in Richtung Elektrowerkzeuge,<br />

ist ein klarer Trend hin<br />

zu noch leistungsstärkeren Akku-<br />

Werkzeugen erkennbar. Wenn der<br />

Profi Akku-Werkzeuge im großen Stil<br />

einsetzen möchte, dürfen die Unterschiede<br />

zu netzgebundenen Geräten<br />

oder zu motorbetriebenen Werkzeugen<br />

für den Garten- und Landschaftsbau<br />

nicht allzu groß sein.<br />

z Ebenfalls ein Stichwort ist die Flexibilität<br />

in den Werkstätten. Nicht selten<br />

werden Beschäftigte an verschiedenen<br />

Arbeitsorten eingesetzt. Dabei<br />

möchten sie möglichst ihr eigenes<br />

Werkzeug nutzen. Dies geht nur mit<br />

mobilen Arbeitstischen oder Werkstattwagen.<br />

Diese Wagen sind Transporter<br />

und Werkbank zugleich.<br />

z In jeder Werkstatt, aber auch auf Baustellen,<br />

müssen oft große, sperrige<br />

oder schwere Gegenstände bewegt<br />

werden. Um diese Tätigkeit für<br />

Beschäftigte so leicht und kräfteschonend<br />

wie möglich zu machen, sollten<br />

Transport- und Montagehilfen<br />

eingesetzt werden. Stabile Transportkarren,<br />

mit denen sich leicht auch<br />

Treppenstufen überwinden lassen,<br />

vielseitig einsetzbare Plattformwagen<br />

oder ergonomisch austarierte<br />

Schubkarren sind einige Beispiele<br />

dafür.<br />

z Elektronische Produkte werden<br />

immer kompakter, komfortabler, leistungsfähiger<br />

und intuitiver. Deutlich<br />

wird dies auch am Beispiel Leuchten:<br />

Allein durch die LED-Technik ist<br />

eine Lichtausbeute möglich, die sich<br />

vor wenigen Jahren nur mit hohem<br />

Aufwand realisieren ließ – und dies<br />

alles bei geringem Stromverbrauch.<br />

Zugleich wird die Elektronik zunehmend<br />

intelligenter, beispielsweise<br />

durch Funkschalter mit selbstlernender<br />

Kodierung.<br />

Trotz zunehmender Online-Umsätze<br />

setzen viele Hersteller innovativer Produkte<br />

gerade im B2B-Geschäft mehr<br />

denn je auf die Stärke des stationären<br />

Handels. Neue Strategien für den Fachhändler<br />

spielen deshalb auf der INTER-<br />

NATIONALEN EISENWARENMESSE<br />

ebenso eine Rolle wie verkaufsunterstützende<br />

Projekte. Eine Domäne des<br />

stationären Fachhandels ist und bleibt<br />

die Warenverfügbarkeit und -vielfalt.<br />

Die Kunden – egal ob Profi oder Endverbraucher<br />

– erwarten immer noch<br />

ein umfangreiches Angebot. 2<br />

20 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Valve World Expo in Düsseldorf<br />

Armaturen im Fokus<br />

Die Welt der Hersteller und Anwender von Armaturen<br />

will die Valve World Expo 2018 abbilden,<br />

zu der sich die Branche vom 27.-29.11.18 erneut in<br />

Düsseldorf trifft. Ein besonderes Thema soll<br />

dabei die Entwicklung von Simulationen sein.<br />

In den Hallen 3, 4 und 5 des<br />

Düsseldorfer Messegeländes präsentieren<br />

sich auf der Messe internationale<br />

Spezialisten aus den Bereichen<br />

Armaturen, Armaturenkomponenten,<br />

Stellantriebe, Kompressoren, Ingenieurdienstleitungen,<br />

Verlage und<br />

Software. Erwartet werden über 700<br />

Aussteller aus 40 Ländern auf einer<br />

Ausstellungsfläche von rund 20.000 m 2 .<br />

Zur letzten Veranstaltung im Jahr<br />

2016 kamen 12.420 Fachbesucher<br />

aus 89 Ländern.<br />

Mit Fachvorträgen und Workshops<br />

internationaler Referenten findet<br />

die begleitende VALVE WORLD<br />

Conference 2018 in der Messehalle 4<br />

statt, integriert ins Messegeschehen.<br />

Der Pump Summit findet als Sonderschau<br />

in der Halle 5 statt, so dass<br />

eine inhaltliche und optische Verzahnung<br />

von Konferenz, Sonderschau<br />

und Messe realisiert wird. Aktuelle<br />

Pumpentechnologien sowie neueste<br />

Ergebnisse aus Forschung und Wissenschaft<br />

werden dort präsentiert.<br />

Als Schnittstelle zwischen Armaturen-<br />

und Ventiltechnologien soll der<br />

Pump Summit eine wertvolle Ergänzung<br />

bieten und für die Besucher<br />

wichtige Synergien schaffen.<br />

Als Schlüsseltechnologien spielen<br />

Industriearmaturen und Ventiltechnik<br />

für alle Industriezweige eine<br />

entscheidende, unverzichtbare Rolle.<br />

Die Teilnehmer kommen daher aus<br />

den Industriebranchen Petrochemie,<br />

Öl- und Gas, Chemie, Marine- und<br />

Offshore, Lebensmittel, Wasser- und<br />

Abwassermanagement, Automobil,<br />

Maschinenbau, Pharmazie und Medizintechnik<br />

sowie der Kraftwerksindustrie.<br />

Simulationstechnik<br />

Damit sind Branchen genannt, die<br />

von den Entwicklungen in der Simulationstechnik<br />

profitieren können.<br />

Ventile mit großen Nennweiten beispielsweise<br />

fordern die Ingenieure<br />

beim Prototypenbau besonders<br />

heraus. Ihre Herstellung und Tests<br />

auf dem Prüfstand sind sehr aufwändig.<br />

Und das unter einem Zeitdruck,<br />

der keine allzu großen Verzögerungen<br />

zulässt. Doch mittlerweile kommt<br />

Tempo ins Spiel. Eine Strömungssimulation<br />

macht es möglich: Ventile<br />

mit größeren Nennweiten zu konstruieren<br />

und zu produzieren, ist<br />

heute weitaus schneller und leichter<br />

zu realisieren.<br />

Auch der deutsche Wissenschaftsrat<br />

unterstreicht diese Entwicklung<br />

und sieht die Simulation<br />

als Erkenntnisinstrument, das sich<br />

mit einer hohen Dynamik entfaltet.<br />

In diesen Zusammenhängen müssen<br />

auch die Entwicklungen beim<br />

3D-Druck betrachtet werden – ein<br />

weiteres Thema der VALVE WORLD<br />

EXPO 2018. 2<br />

[ Info ]<br />

Weitere Informationen<br />

gibt es unter<br />

www.valveworldexpo.de<br />

und www.pumpsummit.de.<br />

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Querteilen<br />

Walzen<br />

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Materialprüfung<br />

Anfrageassistent


Messen<br />

und Märkte<br />

Bericht/Nachrichten<br />

Bautec in Berlin<br />

Werkstoffe und Wertschöpfung<br />

Wenn am 20.2.der Startschuss für die Bautec 2018 fällt, soll das Berliner Messegelände vier<br />

Tage lang zum wichtigsten Anziehungspunkt für die nationale und internationale Bau- und<br />

Gebäudetechnikbranche werden. Dabei interessieren besonders u.a. die Trends bei den Werkstoffen<br />

sowie die digital bedingten Entwicklungen von Wertschöpfungsketten. Diese Materialund<br />

Marktaspekte u.a. wollen die einzelnen Messeteile und ihre Begleitveranstaltungen aufgreifen.<br />

[ Info ]<br />

Weitere Informationen<br />

stehen unter<br />

www.bautec.com<br />

bereit.<br />

Ganz oben auf der Agenda von<br />

Ausstellern und Fachbesuchern steht<br />

neben der Präsentation neuester Technologien<br />

und Produkte der fachliche<br />

Austausch mit Führungsvertretern aus<br />

Wirtschaft, Industrie sowie Politik. Die<br />

18. bautec präsentiert sich dazu mit<br />

vielen Premieren, darunter dem<br />

bautec.INNOVATION AWARD, dem Tag<br />

der Immobilienwirtschaft am 21.2. und<br />

dem Architektenkongress FASSADE<br />

2018 am 22.2.<br />

Thematische Schlagworte sind in diesen<br />

und anderen Zusammenhängen<br />

der serielle Wohnungsbau für die Schaffung<br />

von mehr und kostengünstigem<br />

Wohnraum, die Digitalisierung am Bau<br />

sowie Fragen zur Ausbildung und Fachkräftegewinnung<br />

im KarriereCenter<br />

BAU. Außerdem steht der energetische<br />

Systemverbund von Gebäudehülle und<br />

intelligenter Gebäudetechnik im Mittelpunkt.<br />

Materialien<br />

Lange Zeit galten Stahl, Glas und Beton<br />

als Inbegriff moderner Baukunst. Nun<br />

bereichert immer mehr Holz als das<br />

wahrscheinlich älteste Konstruktionsmaterial<br />

die Architektur. Der Anteil<br />

von reinen Holzbauten, aber auch von<br />

Mischkonstruktionen nimmt am<br />

Gesamtbauvolumen kontinuierlich zu.<br />

Für die kommende Bautec verweisen<br />

die Veranstalter auf diesen Trend<br />

und wollen zeigen, wie gut sich Holz<br />

und nachwachsende Rohstoffe für den<br />

Ausbau, die Energiebereitstellung und<br />

sogar als Dämmstoffe eignen. Das entsprechende<br />

Produkt-Portfolio in Halle<br />

22 reicht von Dämmstoffen, Fenstern<br />

und Glas über Holz- und Holzleimbau<br />

bis hin zum Innenausbau.<br />

In Halle 22 befindet sich auch das<br />

Werkstoff-Forum. Dort können sich<br />

Architekten, Planer, Bauherren und<br />

Verarbeiter umfassend über innovative<br />

Werkstoffe und Materialien aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen informieren.<br />

Märkte<br />

In vielen deutschen Großstädten verschärft<br />

sich der Wohnungsmangel<br />

zunehmend. Als eine der ersten Baufachmessen<br />

hatte die bautec deshalb<br />

2016 erstmals eine Sonderschau zum<br />

Thema kostengünstiger und nachhaltiger<br />

Wohnungsbau implementiert.<br />

Diese Sonderschau wird nun weiterentwickelt<br />

und in die Ausstellung der<br />

bautec integriert.<br />

Um den enormen Wohnungsbedarf<br />

schnell und zu bezahlbaren Mieten zu<br />

decken, hatten Politik und Verbände<br />

2017 eine europaweite Ausschreibung<br />

einer Rahmenvereinbarung zum seriellen<br />

und modularen Wohnungsbau<br />

gestartet. Es ist geplant, die Ergebnisse<br />

des Wettbewerbs sowie die Ansätze<br />

des seriellen Bauens nun im Rahmen<br />

dieser Sonderschau zu thematisieren.<br />

Zuerst digital und dann real bauen<br />

– so wird demnach das zukünftige<br />

Bauen aussehen. Die digitale Arbeitsmethode<br />

für die Baubranche ist das<br />

Building Information Modeling, kurz<br />

BIM. Das Thema „Digitales Planen,<br />

Bauen und Betreiben – Neue Ideen<br />

umsetzen und Erfolg sichern“ steht im<br />

Mittelpunkt des Fachkongresses am<br />

21.2. im Marshall-Haus. Referenten aus<br />

der Baupraxis wollen an konkreten Beispielen<br />

zeigen, wie der Einstieg in die<br />

Digitalisierung des Unternehmens<br />

gelingt und welche Einstiegsvarianten<br />

sich für BIM anbieten.<br />

Die bautec – Internationale Fachmesse<br />

für Bauen und Gebäudetechnik<br />

– findet alle zwei Jahre in Berlin statt;<br />

in diesem Jahr in einem konjunkturell<br />

äußerst dynamischen Umfeld (vgl.<br />

gesonderte Berichterstattungen in diesem<br />

Heft).<br />

Messen<br />

35.000 Besucher informierten sich 2016<br />

bei 502 Ausstellern aus 17 Ländern<br />

über die neuesten Produkte, Services<br />

und Themen der nationalen und internationalen<br />

Bau- und Immobilienwirtschaft.<br />

Veranstalter der bautec ist die<br />

Messe Berlin, ideeller Träger ist der<br />

Hauptverband der Deutschen Bauindustrie<br />

e.V. Die 18. bautec findet auf<br />

dem Berliner Messegelände in den Hallen<br />

20 bis 26 statt.<br />

In der parallel laufenden GRÜN-<br />

BAU BERLIN finden Fachbesucher alles<br />

zum Thema Garten- und Landschaftsbau.<br />

2<br />

22 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Saubere Sachen<br />

Messe parts2clean in Stuttgart<br />

Die 15. Auflage der parts2clean war<br />

nicht nur die bisher größte, sondern auch eine<br />

der bestbesuchten. 253 Aussteller aus 16<br />

Ländern präsentierten vom 24.–26.10.17 in<br />

Stuttgart neue, weiterentwickelte und bewährte<br />

Produkte bzw. Dienstleistungen für die industrielle<br />

Teile- und Oberflächenreinigung. Bei der<br />

belegten Fläche erreichte die Veranstaltung mit<br />

mehr als 7.300 m 2 das bislang beste Ergebnis<br />

ihrer Geschichte. Mit rund 4.900 Fachbesuchern<br />

waren knapp 20 mehr als bei der vergleichbaren<br />

Vorveranstaltung 2015 gekommen.<br />

Besucht wurde die internationale Leitmesse<br />

für industrielle Teile- und Oberflächenreinigung<br />

von Unternehmensvertretern aus unterschiedlichsten<br />

Branchen. Den Schwerpunkt<br />

bildeten im vergangenen Jahr der Maschinenbau,<br />

die Chemie- und Verfahrenstechnik sowie<br />

die Oberflächentechnik. Der Anteil der Fachbesucher<br />

aus der Automobil- und Fahrzeugindustrie<br />

lag mit 32 % auf einem konstant hohen<br />

Niveau.<br />

Mit steigender Bedeutung: industrielle Teilereinigung.<br />

Mit 53 % ging mehr als die Hälfte der Besucher<br />

davon aus, dass die Bedeutung der Teilereinigung<br />

und damit auch die der parts2clean<br />

als Informations- und Beschaffungsplattform<br />

künftig weiter steigen wird. Dieser Wert hat<br />

sich im Vergleich zur Vorveranstaltung um 6 %<br />

erhöht.<br />

Dass diese Entwicklung nicht auf den<br />

deutschsprachigen Raum begrenzt ist, zeigte<br />

auch das große Interesse internationaler<br />

Besucher an den in englischer Sprache durchgeführten<br />

Guided Tours sowie an den simultan<br />

übersetzten Vorträgen des parts2clean-<br />

Fachforums.<br />

Die nächste parts2clean findet vom 23.-<br />

25.10.18 wiederum in Stuttgart statt. Veranstalterin<br />

ist die Deutsche Messe AG.<br />

Foto: Deutsche Messe AG<br />

Moderne Produktion<br />

Messe Formnext in Frankfurt<br />

Vier Tage im November (14.-17.)<br />

war die formnext 2017 Messemittelpunkt<br />

für das Additive Manufacturing und weitere<br />

Ausprägungen moderner Produktionstechnologie.<br />

470 Aussteller aus 33 Nationen beteiligten<br />

sich in Frankfurt/Main mit zahlreichen<br />

Innovationen aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen der Prozessketten<br />

aktueller industrieller Fertigung. Mit über<br />

21.000 Besuchern konnte die Leistungsschau<br />

die Teilnehmerzahl gegenüber dem<br />

Vorjahr deutlich steigern. Mit einer Internationalität<br />

der Besucher von 46 % hat die<br />

formnext zudem ihre weltweite Bedeutung<br />

unterstrichen.<br />

Die Besucher repräsentierten zahlreiche<br />

weltbekannte Unternehmen und die ganze<br />

Bandbreite der industriellen Produktion.<br />

Dazu zählten auch Vertreter von führenden<br />

OEM, wichtige Zulieferer aus zahlreichen<br />

Industriebereichen – von der Luftund<br />

Raumfahrt über Automobil bis zu<br />

Medizin sowie die Öl- und Gasförderung.<br />

Arbeitsschutz Aktuell<br />

Messe und Kongress in Stuttgart<br />

“Sicher und gesund arbeiten“ lautet<br />

das Motto des dreitägigen Kongresses, der<br />

zeitlich parallel im Rahmen der Fachmesse<br />

Arbeitsschutz Aktuell vom 23.–25.10.18 in<br />

Stuttgart Fragen zum Arbeits-, Gesundheitsund<br />

Umweltschutz diskutieren wird. Die<br />

Fachvereinigung Arbeitssicherheit e.V.<br />

(FASI) ist der ideelle Träger beider Veranstaltungsteile<br />

und hatte bereits im Herbst<br />

Fachleute dazu aufgerufen, ihre Ideen zur<br />

Ausgestaltung der insgesamt 16 Kongressblöcken<br />

einzubringen.<br />

„Im kommenden Jahr werden wir neben<br />

aktuellen Themen, wie der Zukunft der Fachkräfte<br />

für Arbeitssicherheit, neuen gesetzlichen<br />

Vorschriften, neu gefassten Verordnungen<br />

und Regeln auch die Herausforderung<br />

der Entwicklungen im Bereich Industrie 4.0<br />

beleuchten,“ betonte damals Hartmut<br />

Karsten als amtierender Präsident der FASI.<br />

Die Arbeitsschutz Aktuell 2018 in Stuttgart<br />

erwartet Größenordnungen von 12.000<br />

Fachbesuchern, 300 Ausstellern und 1.000<br />

Kongressteilnehmern insbesondere aus<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />

Veranstalter der Fachmesse ist die HINTE<br />

Messe- und Ausstellungs-GmbH.<br />

(www.arbeitsschutz-aktuell.de)<br />

Erstmals auf zwei parallelen Bühnen<br />

fokussierte die Konferenz zur Messe<br />

zudem an allen vier Veranstaltungstagen<br />

aktuelle Anwendungen und die Zukunft<br />

der Additiven Fertigung. Führende<br />

Experten aus zahlreichen Industrien<br />

präsentierten über 1.000 Teilnehmern<br />

einen umfassenden Überblick und gaben<br />

Inspirationen für weitere Entwicklungen.<br />

[ Info ]<br />

Die nächste formnext findet vom<br />

13. – 16.11.2018 in Frankfurt am Main statt.<br />

Hub.berlin wächst weiter<br />

Die hub.berlin entwickelt sich von einer Digitalkonferenz<br />

immer mehr zu einem interaktiven<br />

Business Festival – und findet deshalb<br />

künftig zweitätig statt, hat der Digitalverband<br />

BITKOM mitgeteilt. Erstmals kamen 2017 mehr<br />

als 3.000 Teilnehmer in die „Station Berlin“,<br />

um sich über innovative Geschäftsideen zu<br />

informieren, in Workshops konkrete Lösungen<br />

für die Herausforderungen der Digitalisierung<br />

zu erarbeiten und einen Blick in die entsprechenden<br />

Labore von Unternehmen bzw. Wissenschaftseinrichtungen<br />

zu werfen. Demnächst<br />

wird es dafür noch mehr Raum geben:<br />

Die hub.berlin findet künftig an zwei Tagen<br />

statt und wechselt vom Winter ins Frühjahr.<br />

Nächster Termin ist der 10.-11.4.19, erneut in<br />

Berlin. Zu den thematischen Schwerpunkten<br />

der letztjährigen hub.berlin zählten auf den<br />

insgesamt sieben Bühnen u.a. Blockchain,<br />

Künstliche Intelligenz und Virtual Reality. Insgesamt<br />

waren mehr als 500 Start-ups bei der<br />

hub.berlin vertreten.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

23


Messen<br />

und Märkte<br />

Nachrichten/Berichte<br />

Optimierte Oberflächen<br />

Messe Deburring in Karlsruhe<br />

„Zu dieser Messe kommen ausschließlich<br />

Fachbesucher, die eine Lösung<br />

für ein Entgratproblem oder zur Optimierung<br />

der Oberfläche suchen.“ Dieses<br />

Resümee zogen so oder ähnlich rund 150<br />

Aussteller<br />

der zweiten DeburringEXPO, die vom 10.<br />

bis 12.10.17 in Karlsruhe stattfand.<br />

Rund 2.000 Besucher aus 38 Ländern<br />

waren zur 2. Fachmesse für Entgrattechnologie<br />

und Präzisionsoberflächen nach<br />

Baden gereist. Mit über 1.000 Teilnehmern<br />

fand das erstmals zweisprachig<br />

durchgeführte Fachforum zur Messe statt.<br />

Mit ihrem konsequent am Entgraten, Verrunden<br />

und der Herstellung von Präzisionsoberflächen<br />

ausgerichteten Ausstellungsspektrum<br />

deckt das Messekonzept<br />

Prozesse ab, die in der Fertigung offenbar<br />

an Bedeutung gewinnen. „Die Themen<br />

Entgraten und Präzisionsoberflächen werden<br />

in den Unternehmen zunehmend<br />

wichtiger. Denn bei allen Optimierungsmaßnahmen<br />

im Vorfeld der Werkstückbearbeitung<br />

bleibt etwas zurück, das entfernt<br />

werden muss“, erklärte Ralf Krieger,<br />

Contract Shop Manager Europe bei der<br />

Extrude Hone GmbH, den Trend.<br />

Internationaler Architektur Kongress „Neues Bauen mit Stahl“<br />

Baukultur im urbanen Kontext<br />

Unter dem Motto „Neues Bauen mit<br />

Stahl – Baukultur im urbanen Kontext“<br />

haben renommierte Architekturbüros parallel<br />

zu den „Baufachtagen West“ aktuelle<br />

Projekte aus der ganzen Welt vorgestellt.<br />

Auf dem von der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl in Kooperation mit der Architektenkammer<br />

Nordrhein-Westfalen und dem<br />

Industrieverband Feuerverzinken durchgeführten<br />

Kongress ging es in der Messe<br />

Essen im Januar unter anderem um energieeffiziente<br />

und wirtschaftliche Trag- und Fassadenstrukturen<br />

aus Stahl.<br />

Referenten dieses Kongresses, zu dem rund<br />

850 Teilnehmer gekommen waren, waren<br />

unter anderem Prof. Dr. Mike Schlaich von<br />

schlaich bergmann partner, Sara Klomps<br />

von Zaha Hadid Architects und Gerhard<br />

Wittfeld, kadawittfeldarchitektur.<br />

Eröffnet wurde der mittlerweile 9. Internationale<br />

Architekturkongress von der NRW-<br />

Landesministerin für Heimat, Kommunales,<br />

Bau und Gleichstellung, Ina Schnarrenbach.<br />

„Man kann eine Baukultur nicht verordnen.<br />

Die Landesregieurung bekennt sich aber<br />

zum Baustoff Stahl“, sagte die Ministerin<br />

zum Auftakt.<br />

Die Diskussion um den optimalen Baustoff<br />

etwa für urbanes Bauen bekommt durch<br />

den aktuellen Boom der Baubranche sowie<br />

einen generellen Paradigmenwechsel der<br />

Bauorganisation Aktualität. Büro- und<br />

Gewerbeimmobilien, Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />

sowie Bahnhöfe sind in immer<br />

kürzerer Zeit zu planen und auszuführen.<br />

Private und öffentliche Bauherren, Architekten<br />

und Investoren suchen nach wirtschaftlichen,<br />

aber auch nach architektonisch<br />

ansprechenden und nachhaltigen Lösungen.<br />

„Vor allem seine Recyclingfähigkeit unterscheidet<br />

Stahl von anderen Werkstoffen“,<br />

sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident und<br />

Hauptgeschäftsführer der WV Stahl.<br />

Im Vergleich mit anderen Ländern wie Großbritannien<br />

oder den Niederlanden ist das<br />

Bauen mit Stahl in Deutschland immer noch<br />

vergleichsweise wenig verbreitet. Das liegt<br />

auch an dem günstigen Umfeld, auf das<br />

Stahlbauprojekte etwa in den Niederlanden<br />

treffen. So werten die dortigen Banken den<br />

verbauten Stahl nicht als verlorenes Kapital,<br />

sondern rechnen mit ihm als Wert, der am<br />

Lebenszyklus-Ende wieder zugänglich<br />

gemacht werden kann, berichtete Architekt<br />

Gerhard Wittfeld.<br />

[ Info ]<br />

Die nächste DeburringEXPO findet vom<br />

8.–10.10.19 wiederum in Karlsruhe statt.<br />

Warb für Bauprojekte mit Stahl: Architekt Gerhard Wittfeld auf dem Internationalen Architekturkongress<br />

im Januar in Essen.<br />

Neuartige<br />

Gleitschleifanlagen gezeigt<br />

Der Hersteller von Gleitschleifanlagen Walther<br />

Trowal auf der Deburring Expo Gleitschleifanlagen<br />

gezeigt, die die ganze Prozesskette<br />

zwischen dem Zu- und dem<br />

Abführen der Teile umfassen und auch<br />

Funktionen wie die Oberflächenbehandlung<br />

durch Entölen und Entfetten sowie den Korrosionsschutz<br />

einschließen. Die Walter Trowal<br />

GmbH & Co. KG stellt neuartige TT-<br />

Fliehkraftanlagen mit Drehtellern und<br />

Verschleißringen aus Polyurethan und einer<br />

Spaltspülung zwischen dem Teller und dem<br />

Arbeitsbehälter her.<br />

Foto: BDS/mh<br />

24 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Erstmals Forum auf der Metav<br />

Alles zum Stand<br />

der Sägetechnik<br />

Foto: Messe Essen<br />

Baufachtage West 2018<br />

Baumessen-Spezialisierung<br />

zahlt sich aus<br />

Wer im Januar einen Überblick gewinnen wollte, was sich beim<br />

Bauen mit Stahl derzeit tut, war auf den Baufachtagen West in<br />

Essen richtig. Die Nachfolgeveranstaltung der eingestellten<br />

Deubaukom bot an vier Veranstaltungstagen reichhaltigen Input<br />

zu Entwicklungen und Trends der Branche. Hinter den „Baufachtagen<br />

West“ verbergen sich drei gleichzeitig stattfindende Baumessen:<br />

die Messen Industrial Building, Construct IT und acqua alta.<br />

plus die vierte, extern organisierte Fachmesse InfraTech – ein laut<br />

Veranstalter in Deutschland bis dahin einzigartiges Konzept.<br />

Erstmalig präsentierte die<br />

INDUSTRIAL BUILDING Produkte und<br />

Systemlösungen aus den Bereichen<br />

Planung, Gebäudehülle und Gebäudetechnik<br />

für industriell und gewerblich<br />

genutzte Gebäude. Mit der CONSTRUCT<br />

IT hat ein weiteres Messeformat Premiere<br />

gefeiert, das Software-Lösungen<br />

der Baubranche eine Plattform bot.<br />

Vervollständigt wurde das Messe-Trio<br />

durch die etablierte acqua alta, der<br />

Fachmesse rund um Hochwasserschutz,<br />

Klimafolgen und Katastrophenmanagement.<br />

Gleichzeitig zu den Baufachtagen<br />

West hat Rotterdam Ahoy<br />

auf dem Gelände der Messe Essen die<br />

InfraTech veranstaltet.<br />

Zu den drei Spezialbaufachmessen<br />

kamen rund 3.000 Besucher sowie<br />

7.000 Besucher zu der parallel stattfindenden<br />

InfraTech. Für die INDUS-<br />

TRIAL BUILDING sowie die CON-<br />

STRUCT IT bedeute das eine<br />

erfolgreiche Premiere, so die Messe<br />

Essen. Die Transformation in Richtung<br />

individualisierter Spezialbau-<br />

fachmessen zahle sich aus. Besucher<br />

konnten sich unter anderem über hochbelastbaren<br />

Stahlfaserbetonboden der<br />

Deutsche Industrieboden GmbH und<br />

das Tragwerksystem aus Stahl für weitgespannte<br />

Tragwerke ab 35 m Spannweite,<br />

PREON ® , von Vallourec informieren.<br />

Eine besondere Auftaktveranstaltung<br />

war am ersten Messetag der Internationale<br />

Architektur-Kongress des<br />

Stahl-Zentrums, Düsseldorf, der Architektenkammer<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

sowie des Industrieverbands Feuerverzinken<br />

(siehe vorstehenden Beitrag).<br />

Ergänzt wurde die Messe unter<br />

anderem durch die eintägige Fachtagung<br />

„Digitalisierung im Bauwesen“<br />

der Ingenieurakademie West. Auf dem<br />

Programm der Tagung stand die Diskussion<br />

um die Planungsmethode BIM,<br />

und welche Vorstellungen die Politik<br />

für die digitale Planung künftiger Bauprojekte<br />

hat. Erste Maßnahmen der<br />

öffentlichen Hand wurden vorgestellt<br />

und diskutiert. 2<br />

Auf der METAV 2018 findet am 20.<br />

Februar erstmals ein Forum zur Sägetechnik<br />

statt. Gezeigt werden neueste<br />

Entwicklungen und anwendungsnahe<br />

Lösungsansätze – vom einfachen Einzelzuschnitt<br />

im Werkstattbetrieb bis hin zum<br />

Massenzuschnitt. Das Anwendungsforum<br />

Sägetechnik wird gemeinsam vom Verein<br />

Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

(VDW) mit dem Fraunhofer-Institut für<br />

Produktionstechnik und Automatisierung<br />

(IPA) organisiert. „Wir wollen Maschinenund<br />

Werkzeughersteller gezielt mit den<br />

Anwendern in den Dialog bringen“, betont<br />

Tim Mayer, Gruppenleiter Sägetechnologie<br />

am IPA.<br />

In den drei Themenblöcken Sägemaschinen,<br />

Sägewerkzeuge und Prozessoptimierung<br />

stellen das IPA und unterschiedliche<br />

Marktführer der Sägebranche anwendungsnahe<br />

Lösungsansätze vor. Die Teilnehmer<br />

der Veranstaltung erhalten so<br />

einen Überblick über aktuelle Trends bei<br />

den Sägeverfahren selbst, aber auch bei<br />

den eingesetzten Werkzeugen und in den<br />

Fertigungs- und Automatisierungsprozessen.<br />

So können sie sich ein Bild vom<br />

Stand der Forschung machen und erfahren<br />

gleichzeitig von Technologieführern,<br />

was bereits in der unternehmerischen<br />

Praxis möglich ist.<br />

Zur Sprache kommen dabei auch die<br />

Chancen und Möglichkeiten bei der Vernetzung<br />

und Digitalisierung der Sägemaschine<br />

sowie anschließender Prozesse.<br />

Fach- und Führungskräfte erhalten so<br />

konkrete Entscheidungshilfen und Hinweise<br />

zum Themenfeld Sägetechnik.<br />

[ Info ]<br />

Was: Anwenderforum Sägetechnik<br />

Wann: 20. Februar 2018, 09.30 bis 13.30 Uhr<br />

Wo: Messe Düsseldorf, Convention Center<br />

CCD Ost, Raum M<br />

Organisation: Fraunhofer IPA, VDW<br />

Kosten: 120 €, Tagesticket für die METAV<br />

2018 ist enthalten.<br />

Anmeldung: https://saegen-stuttgart.de/<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

25


Messen<br />

und Märkte<br />

Berichte<br />

Rekordbeteiligung – für die wire und Tube vom 16. bis 20. April<br />

2018 zeichnet sich eine nochmal größere Beteiligung als bei den<br />

Vorveranstaltungen ab.<br />

Foto: Messe Düsseldorf/ctillmann<br />

Stahlhandel präsentiert sich<br />

auf BDS-Gemeinschaftsstand<br />

wire und Tube<br />

auf Rekordkurs<br />

Knapp drei Monate vor Beginn des Düsseldorfer<br />

Metallmessen-Duos Wire und Tube im April<br />

(16.-20.04) sind die Hallen so gut gebucht wie noch<br />

nie. Das meldete die Messe Düsseldorf im Januar.<br />

Nie zuvor wurden so viele Quadratmeter vermietet<br />

wie in diesem Jahr, hieß es. Bereits jetzt belegten<br />

wire und Tube rund 10.000 m 2 mehr als bei den letzten<br />

beiden – ebenfalls sehr gut gebuchten – Messen<br />

von 2016. Zur wire 2018 haben sich aktuell 1.180 Aussteller<br />

aus 50 Ländern angemeldet. Die Tube schließt<br />

sich mit bislang 965 ausstellenden Unternehmen aus<br />

53 Ländern an.<br />

Der Stahlhandel präsentiert sich auf der Tube<br />

Die Tube 2018 findet in den Messehallen 3 bis 7.0 und<br />

7a und den Hallen 16, 17 sowie Teilen der temporären<br />

Halle 18 statt. Maschinen und Anlagen zur Rohrherstellung,<br />

Rohrbearbeitung und Rohrverarbeitung sowie<br />

Rohmaterialien, Rohren und Zubehör, Gebrauchtmaschinen,<br />

Werkzeuge zur Verfahrenstechnik, Hilfsmittel,<br />

Mess-, Steuer-, Regel- und Prüftechnik gehören zum<br />

umfangreichen Angebot.<br />

Pipelines und der Bereich der OCTG-Technologie, Profile<br />

und Maschinen sowie Plastic Tubes ergänzen das<br />

Angebot. Rohrzubehör befindet sich in den Hallen 16 und<br />

17, der Handel mit Rohren und die Rohrherstellung sind<br />

in den Messehallen 3 und 4, 7 und 16 zu finden.<br />

Auch der Stahlhandel ist auf der Tube vertreten. Auf<br />

einem vom Bundesverband Deutscher Stahlhandel (BDS)<br />

organisierten Gemeinschaftsstand präsentiert eine Reihe<br />

von Mitgliedsunternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen:<br />

z Bepro Blech und Profilstahl Handelsgesellschaft m.b.H.<br />

& Co KG<br />

z MCB Deutschland GmbH<br />

z Peter Drösser GmbH<br />

z RHB Voß GmbH<br />

z Rohrhandel – Brunzel GmbH<br />

z Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG<br />

Auch abseits des BDS-Gemeinschaftsstands zeigen viele<br />

weitere Unternehmen des Stahlhandels ihr Produktportfolio<br />

(siehe Ausstellersuche auf der Messe-Webseite<br />

www.tube.de).<br />

wire mit Fokus auf Glasfaser-Technologien<br />

Die wire 2018 findet in den Messehallen 9 bis 16 und Teilen<br />

der temporären Halle 18 statt: Gezeigt werden Maschinen<br />

und Anlagen zu Drahtherstellung und Verarbeitung,<br />

Werkzeuge und Hilfsmaterialien zur Verfahrenstechnik<br />

sowie Werkstoffe, Spezialdrähte und Kabel. Außerdem präsentieren<br />

sich Innovationen aus den Bereichen Mess-,<br />

Steuer- und Regeltechnik, Prüftechnik und Spezialgebiete.<br />

Der Fokus liegt 2018 noch stärker als bisher auf den<br />

Möglichkeiten der Gasfasertechnologien. Glasfaser sind<br />

leistungsstärker, schneller und oft zuverlässiger als<br />

herkömmliche Materialien. Damit reagiert die Messe Düsseldorf<br />

auf den zunehmenden Einsatz von Glasfasertechnologien<br />

in der Energiewirtschaft, den Bau- und Kommunikationsbranchen.<br />

2<br />

26 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Foto: Messe Stuttgart<br />

„So viele Aussteller, Neuheiten und<br />

Premieren wie noch nie“, verspricht<br />

der Veranstalter zur Logimat 2018.<br />

LogiMAT 2018<br />

Intralogistik aus erster Hand<br />

Eine Vielzahl an Innovationen und Neuvorstellungen prägen den<br />

Auftritt der Maschinen- und Anlagenbauer auf der 16. LogiMAT,<br />

verspricht der Veranstalter. Trendthemen sind unter anderem<br />

neue fahrerlose Transportsysteme sowie Komplettlösungen für<br />

automatisierte Prozesse bei KMU.<br />

Die Materialflusskonzepte für<br />

Logistikanlagen sind im Wandel. Audi<br />

zum Beispiel prüft den Einsatz von<br />

Drohnen in der Produktionsversorgung,<br />

fahrerlose Transportfahrzeuge<br />

(FTF) bugsieren Behälter und Paletten<br />

durch die Hallen, und die Entwicklung<br />

mobiler Pick-Roboter stehen kurz<br />

vor dem „Griff in die Kiste“.<br />

Viele Produktpremieren<br />

Diese Entwicklung spiegeln die Exponate<br />

und Innovationen, welche die<br />

Fördertechnik-, Maschinen- und Anlagenbauer<br />

auf der LogiMAT 2018<br />

vorstellen – oft als Premiere. Auf der<br />

LogiMAT sind alle namhaften internationalen<br />

Hersteller vor Ort. Sie präsentieren<br />

dem Fachpublikum einen<br />

kompakten Überblick über die aktuellen<br />

Neuentwicklungen und bewährten<br />

Standardsysteme – und bieten<br />

einen direkten Angebotsvergleich.<br />

Das Spektrum reicht dabei von<br />

Neuentwicklungen bei den Fördertechnikkomponenten<br />

über mobile<br />

Pick-Roboter und innovative Kommissioniersysteme<br />

bis hin zu den<br />

Neuheiten für die klassischen automatisierten<br />

Logistikanlagen mit<br />

neuen Shuttle-Lösungen, Elektrohängebahnen<br />

und kompakten All-in-<br />

One-Anlagen für automatisierte,<br />

dynamische Lagerprozesse.<br />

„So viele Aussteller, Neuheiten<br />

und Premieren wie auf der 16. Internationale<br />

Fachmesse für Intralogistik-Lösungen<br />

und Prozessmanagement<br />

waren noch nie in Stuttgart zu<br />

sehen“, sagt Peter Kazander,<br />

Geschäftsführer der EUROEXPO<br />

GmbH und Messeleiter der LogiMAT.<br />

Fahrerlose Fahrzeuge<br />

im Kommen<br />

Viele Unternehmen der Fördertechnik<br />

und des Anlagenbaues fokussieren<br />

2018 dabei auf fahrerlose<br />

Fahrzeuge. Gleichwohl: Für große<br />

Mengen und hohe Durchsatzanforderungen<br />

wird es zunächst bei fest<br />

installierten Fördertechnikanlagen<br />

bleiben. „Sie werden durch kontinuierliche<br />

Weiterentwicklungen<br />

von Konzepten und Komponenten<br />

ebenfalls immer leistungsstärker“,<br />

so Markus Schröppel, stellvertretender<br />

Institutsleiter und Abteilungsleiter<br />

Maschinenentwicklung<br />

und Materialflussautomatisierung<br />

am Institut für Fördertechnik und<br />

Logistik IFT der Universität Stuttgart<br />

Auch ein umfangreiches Rahmenprogramm<br />

steht für die Informationsbedürfnisse<br />

der Besucher<br />

bereit (Infos siehe Messe-Webseite<br />

www.logimat-messe.de). 2<br />

Metallbau<br />

Stahlbau<br />

Fahrzeug-/ Landmaschinen-/<br />

Schiffsbau<br />

Maschinenschutzeinrichtung/<br />

Maschinenbau und Anlagenbau<br />

Regalbau und Lagersysteme<br />

Containerbau<br />

Möbel-/ Laden-/ Innenausbau<br />

Klima- und Solartechnik<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

27


Spezial<br />

Konjunktur<br />

Berichte/Nachrichten<br />

Freude und Vorsicht<br />

Die deutsche<br />

Wirtschaft wächst weiter<br />

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt<br />

ist im vergangenen Jahr stärker als<br />

erwartet gewachsen; nach Angaben des<br />

Statistischen Bundesamtes um 2,2 %.<br />

Freude und Vorsicht bestimmten die<br />

Reaktionen in Wirtschaft, Politik und<br />

Gesellschaft darauf. Hintergründe und<br />

Details zu diesen Entwicklungen greift<br />

dieser Spezialreport Konjunktur auf.<br />

Wie Mitte Januar – während der Sondierungen<br />

für eine mögliche neue Große<br />

Koalition – bekannt wurde, ist die deutsche<br />

Wirtschaft 2017 um 0,3 % stärker<br />

gewachsen als 2016. Und für das laufende<br />

Jahr erwarten führende Forschungsinstitute<br />

sogar ein Plus um etwa<br />

2,5 % (Kieler Institut für Weltwirtschaft).<br />

Erst 2019 sollen die Zuwächse etwas<br />

zurückgehen.<br />

Als überraschend wurde in diesen<br />

Zusammenhängen gewertet, dass diese<br />

Zahlen sowohl auf den Inlandsentwicklungen<br />

als auch auf Exporten beruhen<br />

und trotz der außen- bzw. sicherheitspolitischen<br />

Risiken erreicht werden konnten.<br />

Entsprechend anhaltend positiv werden<br />

in Fachkreisen die Aussichten beispielsweise<br />

für die öffentlichen Kassen und<br />

etwa für den Arbeitsmarkt gewertet –<br />

allerdings auch mit steigendem Fachkräftemangel.<br />

Eine solche zweigeteilte<br />

Sicht machte sich u.a. Dr. Holger Bingmann<br />

zu eigen, Präsident des Bundesverbandes<br />

Großhandel, Außenhandel,<br />

Dienstleistungen (BGA):<br />

„Mit dem wirtschaftlichen Erfolg 2017 im<br />

Rücken blicken wir optimistisch nach<br />

vorne. Allerdings werden die Herausforderungen<br />

2018 nicht weniger. Daher gilt<br />

es diese Zuversicht nicht mit falschen<br />

politischen Weichenstellungen zu gefährden.<br />

Die Stärkung des Standorts und die<br />

Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sind<br />

von entscheidender Bedeutung und<br />

Basis für wirtschaftlichen Erfolg und<br />

soziale Sicherheit von morgen.“ (Vgl.<br />

nebenstehenden Bericht)<br />

Was der Groß- und Außenhandel zur weiteren Entwicklung beiträgt<br />

Fakten und Forderungen<br />

„Nach einem geradezu sensationellen Jahr starten wir optimistisch<br />

in das neue Jahr 2018. Das Jahr 2017 ist viel, viel besser gelaufen als<br />

noch am Jahresanfang zu erwarten war.“ Dies erklärte Dr. Holger<br />

Bingmann, Präsident des BGA zum Jahreswechsel in Berlin. Die<br />

dazu präsentierten erfreulichen Fakten kombinierte er allerdings<br />

auch mit deutlichen Forderungen zur weiteren Entwicklung.<br />

Angesichts der positiven Entwicklung<br />

der Weltwirtschaft sowie<br />

der Binnenwirtschaft konnten 2017<br />

Export, Import und Großhandel, die<br />

besonders im Fokus des Bundesverbandes<br />

Großhandel, Außenhandel,<br />

Dienstleistungen (BGA) stehen, mit<br />

neuen Rekordwerten glänzen und<br />

sowohl eine gute Ausgangsbasis für<br />

2018 schaffen als auch den verbandlichen<br />

Forderungen Nachdruck verleihen.<br />

Zahlen<br />

z Für den Großhandel rechnet der<br />

BGA im neuen Jahr mit einem weiteren<br />

Anstieg um 2,5 % auf 1.235<br />

Mrd. €. (Vgl. Abb. 1)<br />

z Bei den Ausfuhren erwartet der<br />

Dachverband ein Wachstum von<br />

voraussichtlich 5 % auf einen neuen<br />

Rekordwert von rund 1.340 Mrd.€.<br />

z Und bei den Einfuhren soll es um<br />

7 % auf 1.104 Mrd. € nach oben<br />

gehen. (Vgl. Abb. 2)<br />

„Schöner Nebeneffekt dieser Entwicklung<br />

ist, dass der Außenhandelsüberschuss<br />

damit bereits zum<br />

zweiten Mal in Folge sinken wird“,<br />

so der BGA-Präsident. Diese und<br />

weitere Fakten sowie die entsprechenden<br />

Einschätzungen verdichtet<br />

der BGA regelmäßig in einem<br />

Großhandelsklimaindikator. Diese<br />

Messgröße ergibt sich aus den Einschätzungen<br />

zur aktuellen und<br />

den Erwartungen zur künftigen<br />

Geschäftslage.<br />

Für das erste Halbjahr 2018<br />

ergibt sich in Sachen Geschäftslage<br />

ein Ergebnis von 130,1 (Mittelwert<br />

bisher insgesamt: 109,6), zu den<br />

Geschäftserwartungen ein Wert von<br />

132,5 (Mittelwert bisher insgesamt:<br />

114,9). Daraus resultiert ein Indikator<br />

von 131,3 (Mittelwert bisher insgesamt:<br />

112,3). Diese Kenngröße<br />

war mit 131,6 seit 2012 nur für das<br />

zweite Halbjahr 2017 höher. (Vgl.<br />

Abb. 3)<br />

Die jüngste Ausgabe davon<br />

hatte Bingmann auf seiner ersten<br />

Jahrespressekonferenz als BGA-<br />

Präsident Mitte Dezember vorgestellt<br />

– und damit auch eine Reihe<br />

politischer Forderungen sowie den<br />

Vorwurf verbunden, dass die Politik<br />

sich von den guten Zahlen blenden<br />

lasse.<br />

28 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Zukunft<br />

Neben den politischen Umbrüchen<br />

erfordere der technologische Aufbruch<br />

mit den einhergehenden Veränderungen<br />

in der Wertschöpfung<br />

ein massives Umdenken in den Unternehmen<br />

und in der Politik, um die<br />

Wohlfahrtsgewinne zu sichern. Wirtschaftliche<br />

Stärke und soziale Sicherheit<br />

sind dabei zwei Seiten derselben<br />

Medaille“, mahnte Bingmann.<br />

Die neue Bundesregierung dürfe nicht<br />

nur soziale Gerechtigkeit, Flüchtlinge<br />

und Energiepolitik in den Mittelpunkt<br />

stellen, sondern müsse auch<br />

Zukunftsthemen wie Bildung, Digitalisierung,<br />

Infrastruktur und internationaler<br />

Handel berücksichtigen.<br />

„Das Korsett der wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen, die uns die<br />

Politik setzt, muss wieder lockerer<br />

geschnürt werden. Wir brauchen<br />

Gestaltungschancen und Entfaltungsmöglichkeiten<br />

statt Schranken und<br />

neue Barrieren. Nicht umsonst klagen<br />

unsere Groß- und Außenhändler<br />

regelmäßig über die überbordende<br />

Bürokratie, eine hohe Steuerlast und<br />

zu starre Arbeitszeitregelungen“, forderte<br />

der Präsident.<br />

Zugleich plädiert er dafür, in der<br />

Finanzpolitik den Konsolidierungskurs<br />

nicht zu verlassen und den Verteilungsspielraum,<br />

der angesichts<br />

sprudelnder Steuereinnahmen noch<br />

bleibe, für Entlastungen und sinnvolle<br />

Zukunftsinvestitionen vor allem<br />

in drei Bereichen zu nutzen: In die<br />

Infrastruktur, und da sei nicht nur<br />

der Breitbandausbau gemeint, sondern<br />

auch Straßen und Brücken,<br />

Schienen und Wasserwege, Häfen<br />

und Flughäfen. Dann selbstverständlich<br />

auch in Bildung und Qualifizierung<br />

sowie in die Weiterentwicklung<br />

der digitalen Technologien in<br />

allen gesellschaftlichen Bereichen.<br />

Entscheidend sei auch, wie es<br />

mit Europa weitergehe. Dies sei der<br />

wichtigste Markt, Heimatmarkt und<br />

Basis für die weitere Globalisierung.<br />

Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Brexit<br />

– drei tiefgreifende Krisen – hätten<br />

die Schwächen der EU gnadenlos<br />

aufgedeckt. Und gleichzeitig seien<br />

diese Krisen auch Beleg dafür, dass<br />

die globalen Herausforderungen nur<br />

gemeinsam gemeistert werden könnten.<br />

2<br />

GROSSHANDELSUMSÄTZE IN DEUTSCHLAND 2007 bis 2018<br />

in Mrd. Euro<br />

1.250<br />

1.235<br />

1.205<br />

1.200<br />

1.178<br />

1.167<br />

1.154<br />

1.154<br />

1.144<br />

1.150<br />

1.134<br />

1.126<br />

1.100<br />

1.050<br />

1.041<br />

1.047<br />

1.000<br />

950<br />

943<br />

900<br />

850<br />

800<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017* 2018*<br />

* BGA-Prognose<br />

Entwicklung des deutschen Außenhandels 2005 bis 2018<br />

in Mrd. Euro<br />

1.400<br />

1.340<br />

1.276<br />

1.194 1.204<br />

1.200<br />

1.124<br />

1.093 1.088<br />

1.061<br />

1031<br />

1104<br />

1.000<br />

965 984<br />

952<br />

893<br />

903 899 890 910<br />

949 955<br />

800<br />

786<br />

806 803 797<br />

770<br />

734<br />

628<br />

665<br />

600<br />

400<br />

244,3 248,9 245,0<br />

195,3<br />

158,2 159,0<br />

178,3<br />

193,2 197,6 213,6<br />

236,0<br />

138,7 154,9 158,7<br />

200<br />

0<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017* 2018*<br />

Einfuhr (in Mrd. EUR) Ausfuhr (in Mrd. EUR) Außenhandelssaldo (in Mrd. EUR) *BGA-Prognose<br />

Großhandelsklimaindikator 2007 bis 2018<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

1.HJ.07 1.HJ.08 1.HJ.09 1.HJ.10 1.HJ.11 1.HJ.12 1.HJ.13 1. HJ 14 1. HJ 15 1. HJ 16 1. HJ 17 1. HJ 18<br />

aktuelle Geschäftslage zukünftige Geschäftslage Klimaindikator<br />

Werte über 100 Punkte bringen eine positive Bewertung, Werte unter 100 ein negative Bewertung zum Ausdruck.<br />

Quellen, 3: BGA<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

29


Spezial<br />

XXXXXXXXXX<br />

Konjunktur<br />

Bericht/Nachrichten<br />

Erfolgreiche Entwicklung des Einkaufsmanager-Index‘ EMI<br />

Fulminantes Finale der Industrie<br />

Die deutsche Industrie hat nach einem starken Wachstumsjahr ein fulminantes Finale hingelegt: Die<br />

Produktion wurde so kräftig ausgeweitet wie zuletzt Anfang 2011, unterstützt von einem der höchsten<br />

Exportorderzuwächse in der knapp 22-jährigen Umfragegeschichte. Das signalisiert ein wichtiger Teil<br />

des saisonbereinigten Einkaufsmanager-Index‘ EMI, der binnen Monatsfrist um 0,8 Punkte auf ein<br />

neues Allzeithoch von 63,3 zulegte. Der bisherige Rekordwert von 62,7 Punkten im Februar 2011 wurde<br />

damit übertroffen.<br />

Diese Werte von Ende 2017,<br />

die auch weitere Teilindizes lieferten,<br />

provozierten im Umfeld der deutschen<br />

Einkäufer auch Anfang 2018<br />

wieder zahlreiche Wertungen – die<br />

durchweg positiv ausfielen, ohne die<br />

Risiken zu vernachlässigen.<br />

Wertungen<br />

„Die EMI-Dezember-Daten sind ein<br />

Beweis für die robuste Verfassung<br />

der deutschen Industrieunternehmen.<br />

Weiter steigende Auftragseingänge,<br />

der schwunghafte Stellenaufbau<br />

sowie die positiven<br />

Geschäftsaussichten der meisten<br />

Firmen lassen uns optimistisch ins<br />

erste Quartal des neuen Jahres blicken“,<br />

betonte zu dieser Entwicklung<br />

des IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index<br />

(EMI) Dr. Silvius<br />

Grobosch, Mitglied des geschäftsführenden<br />

Bundesvorstandes des<br />

Bundesverbandes Materialwirt-<br />

schaft, Einkauf und Logistik e.V.<br />

(BME). Mit Sorge beobachte der<br />

BME allerdings die anhaltend hohen<br />

Einkaufspreise – eine Folge der stetig<br />

teurer werdenden Rohstoffe.<br />

„Die aktuelle Lage in der deutschen<br />

Industrie ist laut EMI fulminant.<br />

Manches scheint sogar<br />

grenzenlos, wenn da nicht die Kapazitätsbeschränkungen<br />

wären“, kommentierte<br />

Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin<br />

der Helaba Landesbank<br />

Hessen-Thüringen, auf BME-Anfrage<br />

die aktuellen EMI-Daten. Lieferverzögerungen<br />

und Engpässe bei Rohstoffen<br />

seien vermehrt zu beobachten.<br />

„Da liegen Preiserhöhungen in<br />

der Luft. Dies gilt sowohl für Güter<br />

als auch die Arbeitskräfte, denn der<br />

Arbeitskräftemangel wird deutlicher.<br />

Entsprechend rechnen wir in<br />

diesem Jahr auch mit einem Anstieg<br />

der Inflationsraten, insbesondere<br />

der Kernraten. Von unerwünscht<br />

niedriger Inflation, so wie es die EZB<br />

noch vor einiger Zeit bezeichnete,<br />

kann keine Rede mehr sein“, sagte<br />

die Helaba-Bankdirektorin.<br />

„Die Ausgangslage für 2018 ist<br />

gut, wenngleich die Erfolgsmeldungen<br />

wohl nicht mehr so laut ausfallen<br />

dürften wie im Vorjahr. Zinsanstieg,<br />

Kapazitätsbeschränkungen<br />

und geopolitische Spannungen werden<br />

einige der Problemthemen des<br />

neuen Jahres sein“, sagte Dr. Ulrich<br />

Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.<br />

„Die Industrie hofft auf ein erfolgreiches<br />

Jahr 2018. Auch zum Jahresende<br />

konnte sie ihre Produktion<br />

erneut ausweiten“, kommentierte<br />

DIHK-Konjunkturexpertin Sophia<br />

Krietenbrink die aktuellen EMI-Daten,<br />

Konjunkturexpertin des Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertages<br />

(DIHK). Die Industriebetriebe profitierten<br />

von einer hohen Nachfrage –<br />

insbesondere durch das gestiegene<br />

30 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Investitionsvertrauen im In- und Ausland.<br />

„Kapazitätsengpässe in der Verkehrswirtschaft<br />

sorgen jedoch für<br />

längere Lieferzeiten und könnten so<br />

auch zu einem Flaschenhals für die<br />

gute Entwicklung in der Industrie<br />

werden – ebenso wie der Fachkräftemangel“,<br />

teilte Krietenbrink dem<br />

BME mit.<br />

Werte<br />

Nach dem 11-Monatstief im November<br />

verbesserten sich die Geschäftsaussichten<br />

binnen Jahresfrist im<br />

Dezember wieder und fielen so optimistisch<br />

aus wie zuletzt im Juni 2017.<br />

Der entsprechende Teilindex notiert<br />

aktuell auf dem dritthöchsten Wert<br />

seit Beginn der Erhebung dieser<br />

Daten Mitte 2012. IHS Markit hatte<br />

am 1. Februar 2017 erstmals für die<br />

deutsche Industrie den EMI-Teilindex<br />

„Jahresausblick“ veröffentlicht.<br />

Dieser Wert spiegelt die Geschäftsaussichten<br />

der 500 EMI-Umfrage-<br />

Teilnehmer wider und wird alle vier<br />

Wochen aktualisiert.<br />

Die Entwicklung der weiteren<br />

EMI-Teilindizes stellte sich im Überblick<br />

wie folgt dar:<br />

z Die Industrieproduktion wurde im<br />

Dezember 2017 mit der dritthöchsten<br />

Rate seit Umfragebeginn vor<br />

knapp 22 Jahren gesteigert. Spitzenreiter<br />

in dieser Kategorie war<br />

der Investitionsgüterbereich,<br />

gefolgt vom Vorleistungsgüterbereich.<br />

Die Konsumgüterhersteller<br />

weiteten die Produktion hingegen<br />

weniger stark aus als im November.<br />

z Hauptwachstumstreiber blieb der<br />

Auftragseingang. Der entsprechende<br />

Teilindex wies das zweithöchste<br />

Plus seit Umfragebeginn<br />

aus; er wurde lediglich übertroffen<br />

vom bisherigen Rekordzuwachs<br />

im März 2010. Die Auslandsbestellungen<br />

legten im Berichtsmonat<br />

ebenfalls zu. Besonders gefragt<br />

waren deutsche Industrieerzeugnisse<br />

in Asien, den USA und im<br />

europäischen Ausland.<br />

z Aufgrund der starken Nachfrage<br />

blieb der Stellenaufbau im Dezember<br />

ausgesprochen stark, er<br />

schwächte sich gegenüber dem<br />

Vormonat nur minimal ab. Der entsprechende<br />

Teilindex notierte abermals<br />

auf einem der höchsten Werte<br />

seit Umfragebeginn.<br />

z Der Anstieg der durchschnittlichen<br />

Einkaufspreise schwächte sich<br />

zwar erstmals seit sechs Monaten<br />

wieder leicht ab, er blieb aber ausgesprochen<br />

stark. Verteuert haben<br />

sich den Befragten zufolge viele<br />

Rohstoffe, auch wegen verbreiteter<br />

Lieferengpässe. Der rasante Kostenanstieg<br />

und die guten Nachfragebedingungen<br />

sorgten dafür, dass<br />

die Branchenakteure ihre Verkaufspreise<br />

im Dezember den 16. Monat<br />

in Folge erhöhen konnten. Die Steigerungsrate<br />

fiel nur geringfügig<br />

niedriger aus als zum 77-Monatshoch<br />

im November.<br />

Generell gilt: Eine EMI-Notierung<br />

unter der Referenzlinie von 50 zeigt<br />

an, dass die Geschäfte des Verarbeitenden<br />

Gewerbes im Vergleich zum<br />

Vormonat schrumpften; Werte über<br />

50 signalisieren Wachstum. Ein Index<br />

von 50 bedeutet keine Veränderung<br />

zum Vormonat.<br />

Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index<br />

(EMI) gibt einen allgemeinen<br />

Überblick über die konjunkturelle<br />

Lage in der deutschen<br />

Industrie. Der Index erscheint seit<br />

1996 unter Schirmherrschaft des<br />

BME, Frankfurt. Er wird vom Anbieter<br />

von Unternehmens-, Finanz- und<br />

Wirtschaftsinformationen IHS Markit<br />

mit Hauptsitz in London erstellt<br />

und beruht auf der Befragung von<br />

500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern<br />

der verarbeitenden Industrie<br />

in Deutschland (nach Branche,<br />

Größe, Region repräsentativ für die<br />

deutsche Wirtschaft ausgewählt).<br />

Der EMI orientiert sich am Vorbild<br />

des US-Purchasing Manager´s Index<br />

(Markit U.S.-PMI). 2<br />

Mehrbedarf<br />

Entwicklungen bei der Stahlnachfrage<br />

Die Stahlnachfrage steigt derzeit global<br />

weiter an, und mit der Elektromobilität<br />

sowie dem Leichtbau sind wichtige Treiber dieser<br />

Entwicklung identifiziert. Das ist auf der<br />

Weltstahlkonferenz gegen Ende des vergangenen<br />

Jahres bzw. im Rahmen einer Studie von<br />

Tata Steel deutlich geworden.<br />

derzeit sowohl die Industrie- als auch die<br />

Entwicklungsländer betrifft.<br />

Unterdessen hat Tata Steel in einer Studie<br />

herausgearbeitet, dass die Stahlnachfrage<br />

der europäischen Automobilindustrie zwischen<br />

2015 und 2050 jährlich um 4,2 Mio. t<br />

wachsen dürfte. 1,6 Mio. t hiervon sollen auf<br />

Elektrostähle entfallen, die für Akkus und<br />

Elektromotoren benötigt werden. Aber auch<br />

die Nachfrage nach hochfesten Leichtbaustählen<br />

dürfte demnach zulegen, um<br />

Gewichtsvorgaben noch besser einhalten zu<br />

können<br />

Der Weltstahlverband (worldsteel) ging im<br />

vergangenen Herbst davon aus, dass die<br />

Stahlnachfrage 2017 global auf 1,622 Mrd. t<br />

steigen und in diesem Jahr weiter auf 1,648<br />

Mrd. t wachsen würde. Wichtigster Faktor in<br />

der entsprechenden Statistik ist und bleibt<br />

vorerst die Entwicklung in China. Insgesamt<br />

gesehen ist worldsteel der Hinweis wichtig,<br />

dass die weltweite konjunkturelle Erholung<br />

Quelle: worldsteel<br />

Region Mio. t Mio. t Mio. t % Änd. % Änd. % Änd.<br />

2016 2017 2018 2016 2017 2018<br />

EU 158,2 162,1 164,3 2,8 2,5 1,4<br />

NAFTA 132,2 138,7 140,4 -1,5 4,9 1,2<br />

China 681,0 765,7 765,7 1,3 12,4 0,0<br />

Welt 1.515,9 1.522,1 1.648,1 1,0 7,0 1,6<br />

Realisierte und erwartete Stahlnachfrage in ausgesuchten Regionen<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

31


Spezial<br />

XXXXXXXXXX<br />

Konjunktur<br />

Berichte/Nachrichten<br />

Optimismus konkretisiert sich<br />

Detailzahlen aus der<br />

deutschen Bauwirtschaft<br />

Erwartungen der Bundesvereinigung Bauwirtschaft<br />

Korrektur nach oben<br />

Die deutsche Bauwirtschaft hat zu Beginn der zweiten Januarhälfte<br />

ihre positive Prognose für die Entwicklung der Branche in 2018<br />

aktualisiert (vgl. nebenstehenden Kasten). Aber schon Ende des<br />

vergangenen Jahres hatte die Bundesvereinigung Bauwirtschaft<br />

ihre Prognose für 2017 und das neue Jahr noch oben korrigiert.<br />

„„Wir sind im Frühjahr noch<br />

von einem Wachstum von +2,8 %<br />

ausgegangen, wir rechnen nun mit<br />

einer Steigerung um +3,3 %. Für 2018<br />

erwarten wir eine gute Stabilisierung<br />

der Entwicklung mit einem<br />

Wachstum um +2,6 %. Die Bauwirtschaft<br />

stützt weiter die Gesamtkonjunktur!“<br />

So lautete im Dezember<br />

die Quintessenz von Karl-Heinz<br />

Schneider, Vorsitzender der Bundesvereinigung<br />

Bauwirtschaft, zur<br />

Lage der Bauwirtschaft anlässlich<br />

des 5. Deutschen Bauwirtschaftstages<br />

in Berlin.<br />

z Für das Handwerk im Bauhauptgewerbe<br />

rechnete Schneider mit<br />

einer Umsatzsteigerung in 2017<br />

von 4 % und in 2018 um 3 %. Hauptmotor<br />

dafür sei die anhaltende<br />

Neubautätigkeit im Wohnungsbau.<br />

„Die Nachfrage nach Wohnimmobilien,<br />

gerade in den Ballungszentren,<br />

ist ungebrochen.<br />

Auch die positive Arbeitsmarktentwicklung<br />

und die steigenden<br />

Einkommen halten die Investitionsneigung<br />

weiter hoch,“ so seine<br />

Begründung. „Die gute Konjunk-<br />

tur hält zudem den Wirtschaftsbau<br />

in der Spur.“<br />

z Für die Sparte Ausbau rechnete<br />

die Bauwirtschaft mit einer soliden<br />

Stabilisierung von Nachfrage<br />

und Umsatz. Für 2017 wurde eine<br />

Umsatzentwicklung um 2,6 % und<br />

in 2018 von 2 % erwartet. In den<br />

angesprochenen Bereichen seien es<br />

besonders die privaten Auftraggeber<br />

sowie der hohe Sanierungsund<br />

Renovierungsbedarf, durch<br />

die positive Entwicklungen getragen<br />

würden.<br />

z In der stark dienstleistungsorientierten<br />

Sparte Gebäudetechnik „…<br />

rechnen wir für 2017 mit einem<br />

Umsatzwachstum um 3 % und in<br />

2018 mit 2,3 %“, hieß es damals.<br />

Die Bundesvereinigung Bauwirtschaft<br />

repräsentiert annähernd 385.000<br />

Betriebe, die in 16 Mitgliedsverbänden<br />

organisiert sind, mit mehr als 3,2<br />

Millionen Beschäftigten. 2016 war der<br />

Umsatz der Branche erstmals über<br />

300 Mrd. € gesprungen, für 2017 wurden<br />

315,5 Mrd. € und für 2018 werden<br />

ca. 324 Mrd. € erwartet. 2<br />

Die Umsätze im Bauhauptgewerbe dürften 2018<br />

nominal um 4 % zulegen und auf gut 117 Mrd. €<br />

steigen. Mit dieser Ansage präzisierten die Präsidenten<br />

des Hauptverbandes der Deutschen<br />

Bauindustrie (HDB), Dipl.-Ing. Peter Hübner,<br />

und des Zentralverbandes des Deutschen<br />

Baugewerbes (ZDB), Dr.-Ing. Hans-Hartwig<br />

Loewenstein, auf der gemeinsamen Jahresauftakt-Pressekonferenz<br />

in Berlin Mitte Januar<br />

den bereits aus dem vergangenen Jahr<br />

bekannten Optimismus der Branche. (Vgl. auch<br />

nebenstehenden Bericht)<br />

Konkretisiert wurde diese Prognose traditionsgemäß<br />

in den drei Bereichen Wohnungsbau, Wirtschaftsbau<br />

und Öffentlicher Bau:<br />

z Im Wohnungsbau gehen die beiden Verbände für 2018<br />

von einem nominalen Umsatzplus von 3,5 % aus. Die<br />

Zahl der fertiggestellten Wohnungen dürfte weiter auf<br />

etwa 320.000 Einheiten steigen. Für Produktion und<br />

Fertigstellungen gelte, dass die Zunahme auf den weiterhin<br />

boomenden Geschosswohnungsbau beschränkt<br />

bleibe. Der klassische Eigenheimbau werde dagegen<br />

auf Vorjahresniveau stagnieren. „320.000 Wohnungen<br />

bedeuten zwar eine Verdopplung des Fertigstellungsniveaus<br />

gegenüber 2010. Das reicht aber noch nicht<br />

an den Bedarf von mindestens 350.000 Wohnungen<br />

heran“, so Hübner und Loewenstein.<br />

z Im Wirtschaftsbau gehen die beiden Präsidenten für<br />

das laufende Jahr von einem nominalen Umsatzwachstum<br />

von 4 % aus. Angesichts eines hohen und weiter<br />

steigenden Auslastungsgrades in der Industrie werde<br />

sich die Expansion der Unternehmensinvestitionen<br />

fortsetzen. Schließlich erwarte gut die Hälfte der an der<br />

Verbandsumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft<br />

teilnehmenden Verbände für 2018 in ihrer Branche<br />

steigende Investitionen, 45 % zumindest ein gleichbleibendes<br />

Niveau. Zudem seien die Auftragsbücher gut<br />

gefüllt. Ende September 2017 sei mit 17,2 Mrd. € der<br />

mit Abstand höchste Wert seit mehr als 20 Jahren verbucht<br />

worden.<br />

z Auch für den öffentlichen Bau erwarten HDB und ZDB<br />

im neuen Jahr ein Umsatzwachstum von nominal 4 %.<br />

Hier mache sich zum einen der in der vergangenen<br />

Legislaturperiode eingeleitete Investitionshochlauf des<br />

Bundes bei den Verkehrswegen positiv bemerkbar. Die<br />

positiven Finanzierungssalden würden nicht nur dem<br />

Bund, sondern auch Ländern und Gemeinden Investitionsspielräume<br />

eröffnen. Die Kommunen würden zudem<br />

vom Kommunalinvestitionsförderungsfond profitieren,<br />

dessen Laufzeit bis 2020 verlängert und dessen Volumen<br />

auf 7 Mrd. €verdoppelt worden sei. Auch im öffentlichen<br />

Bau habe es Ende des dritten Quartals 2017 mit<br />

17 Mrd. € einen Rekordauftragsbestand gegeben. 2<br />

32 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Wirtschaftszahlen zum Stahlbau<br />

Rückblick ohne Ausblick<br />

Im Rahmen des Fachtages zum Brückenbau hat das Bauforum<br />

Stahl zuletzt zum Herbstbeginn des vergangenen Jahres die<br />

Wirtschaftszahlen der Stahlbaubranche 2016/2017 veröffentlicht:<br />

Die gesamte Branche „Planen & Bauen mit Stahl“ habe 2016<br />

rund 11,3 Mrd. € erwirtschaftet. Zu den Aussichten für 2018 wurde<br />

damals keine Stellung genommen.<br />

Den größten Umsatz dabei hatte<br />

2016, wie auch in den Jahren zuvor,<br />

der ausführende Stahlbau. Ingenieure<br />

und Architekten konnten ihre Umsätze<br />

2016 leicht steigern, Verzinker haben<br />

gleichbleibende Umsätze gemeldet,<br />

während die Stahlhersteller sinkende<br />

Umsätze realisieren mussten. Der Stahlhandel<br />

konnte aufgrund der gestiegenen<br />

Stahlpreise nach Angaben von<br />

bauforumstahl (BFS) wieder einen steigenden<br />

Umsatz aufgrund der gestiegenen<br />

Stahlpreise generieren.<br />

Die Produktion im deutschen Stahlbau<br />

hat sich in den vergangenen Jahren<br />

bei rd. 2 Mio. t eingependelt. Im<br />

Jahr 2016 wurde mit 2,08 Mio. t eine<br />

nahezu gleiche Stahlbautonnage wie<br />

in den Jahren zuvor erreicht. Der bereits<br />

während der jeweiligen Quartale 2017<br />

festgestellte Zuwachs im Bereich<br />

Türme, Gittermaste und ortsfeste<br />

Gerüstkonstruktionen machte im<br />

Gesamtjahresvergleich zu 2015 ein<br />

Plus von 7,9 % aus.<br />

Im Geschossneubau hat sich der<br />

Marktanteil von Baustahl zum zweiten<br />

Mal 2016 in Folge leicht erhöht und<br />

erreichte 8,7 %. Der Anteil von Stahlbeton<br />

hingegen ist etwas gesunken,<br />

wobei dieser Baustoff mit zuletzt 63,9<br />

% Marktanteil an der aufgehenden Konstruktion<br />

den Geschossneubau deutlich<br />

dominiert.<br />

Im Jahr 2016 ist der Marktanteil von<br />

Stahl im Hallenbau auf 24,7 % gesunken.<br />

Dies sei vorwiegend auf die geänderte<br />

Bauaktivität in diesem Segment<br />

und auf die unterschiedliche Entwicklung<br />

der Baupreisindizes zurückzuführen:<br />

In Handels- und Lagergebäuden<br />

wird im Verhältnis zu Beton<br />

weniger Stahl eingesetzt als in anderen<br />

Hallenbauten. 2016 war der Anteil<br />

von Handels- und Lagergebäuden im<br />

Vergleich zum Vorjahr jedoch von 52,6<br />

auf 55,9 % angewachsen. Gleichzeitig<br />

ist auch der Preisindex für Betonarbeiten<br />

stärker gestiegen als der entsprechende<br />

Index für Stahlbauarbeiten.<br />

BFS fördert das Bauen mit Stahl<br />

und ist ein Forum rund um Architektur,<br />

das ressourceneffiziente und wirtschaftliche<br />

Planen und Bauen sowie<br />

das Normenwesen. Das Forum bietet<br />

unabhängige Beratung sowie Wissenstransfer<br />

und repräsentiert rund 500<br />

Mitglieder entlang der gesamten Prozesskette:<br />

Stahlhersteller, Stahlhändler,<br />

Stahlbauer, Zulieferer, Feuerverzinkungsbetriebe,<br />

Rohstoffanbieter<br />

und Hersteller von Brandschutzbeschichtungen,<br />

Planende sowie Vertreter<br />

der Wissenschaft. 2<br />

Produktionsprognose deutlich erhöht<br />

Erwartungen der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie<br />

Die Stahl und Metall verarbeitende<br />

Industrie hat ihre Produktionsprognose für 2017<br />

im vierten Quartal des vergangenen Jahres auf<br />

der Basis der Ergebnisse der ersten neun<br />

Monate von +1 % auf +4 % erhöht. Das hat der<br />

WSM mitgeteilt, der sich auf eine Prognose für<br />

2018 aber noch nicht festlegen wollte.<br />

Stahl- und Energieseite bleibt immens hoch<br />

und der Preisdruck der Kunden ebenfalls.“<br />

Im Wahlmonat September war trotzdem der<br />

Optimismus in die Stahl und Metall verarbeitenden<br />

Unternehmen zurückgekehrt. Während<br />

die Einschätzung der aktuellen<br />

Geschäftslage auf dem Niveau der Vormonate<br />

lag (-0,9), klettern die Zukunftserwartungen<br />

um 16,6 Saldenpunkte auf den<br />

höchsten Wert seit Mai 2010 und den zweithöchsten<br />

Wert seit der Jahrtausendwende.<br />

Nach Angaben aus dem Wirtschaftsverband<br />

Stahl-und Metallverarbeitung (WSM) hatte<br />

die Branche ihre Produktion bis Ende September<br />

2017 gegenüber dem Vorjahr um 5,2<br />

% gesteigert. Allein der August hatte mit<br />

einem Plus von 8,3 % positiv überrascht.<br />

Dazu Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer<br />

des WSM: „Wenn die Nachfrage weiterhin<br />

so stabil bleibt, kann es sogar noch<br />

besser kommen. Allerdings weiß ich aus der<br />

Erfahrung der vergangenen Jahre, dass die<br />

Unternehmen bei vergleichbar hoher Auslastung<br />

nicht notwendigerweise die besten<br />

Ergebnisse erzielen. Der Kostendruck von der<br />

Quelle: WSM<br />

Geschäftsklima in der Stahl- und Metallverarbeitung im September 2017.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

33


Spezial<br />

XXXXXXXXXX<br />

Konjunktur<br />

Berichte<br />

Aktuelle Zahlen zum Deutschen Maschinen- und Anlagenbau<br />

Die magische Drei<br />

Die Anfang des neuen Jahres gemeldeten Zahlen für die Produktion,<br />

die Auftragseingänge und die Kapazitätsauslastung des deutschen<br />

Maschinenbaus sind nur drei von vielen guten Gründen, dass es<br />

der Branche gut geht – mit einem prognostizierten Wachstum von<br />

3 % in 2017 sowie einem erwarteten Zuwachs in 2018 in gleicher<br />

Höhe. Die Hintergründe für diese Entwicklungen hatte VDMA-<br />

Präsident Carl Martin Welcker bereits Mitte Dezember erläutert<br />

(vgl. nebenstehenden Bericht).<br />

Maschinenbauproduktion 2008 bis 11/2017<br />

Preisbereinigter Index, Basis 2010 = 100<br />

140<br />

Gleitender 12-Monats-Durchschnitt<br />

Originalindizes<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

Preisbereinigte Indizes, Basis Umsatz 2015 = 100<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

In Prozent der üblichen Vollauslastung<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />

Auftragseingänge im Maschinenbau 2008 bis 11/2017<br />

Inland<br />

Ausland<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />

mittlerer Wert: 85,9<br />

Gleitender 12-Monats-Durchschnitt<br />

Originalindizes<br />

Kapazitätsauslastung Maschinenbau 2008 bis 10/2017<br />

50%-Streuband*<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />

*) 50% aller beobachteten Werte (seit 1995) liegen in einem Streuband zwischen 84,1 und 88,8 %.<br />

Quellen, 3: VDMA<br />

In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres<br />

übertraf die Produktion im Maschinenbau ihr Vorjahresniveau<br />

nach vorläufigen Berechnungen um 3,0%.<br />

Dieser Anstieg unterstreicht die im Juni angepasste<br />

Produktionsprognose für das Jahr 2017 von real plus<br />

3 %. Für das laufende Jahr erwartet der VDMA ebenfalls<br />

ein Wachstum von 3 %.<br />

Eine Entschleunigung bei den Exporten nach China und<br />

ein Rückgang bei den Lieferungen ins Vereinigte Königreich<br />

sollte 2018 durch ein Plus auf dem heimischen<br />

Markt kompensiert werden können. Die Exporte in die<br />

EU-Partnerländer (ohne UK) und in die USA dürften ihr<br />

jetziges Wachstumstempo in etwa beibehalten.<br />

Die Auftragseingänge im Maschinenbau in Deutschland<br />

sind im November zum Vorjahr insgesamt um<br />

14 % real gestiegen. Die Auslandsorders verbuchten<br />

auch dank der noch recht niedrigen Vergleichsbasis ein<br />

Plus von 12 %. Dabei kamen die Impulse sowohl aus<br />

den EURO-Partnerländern (plus 11 %) als auch aus den<br />

Nicht-EURO-Ländern (plus 12 %).<br />

Besonders erfreulich ist nach Ansicht des Verbands<br />

Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) der<br />

angesichts der Kapazitätsauslastung der deutschen<br />

Industriekunden längst überfällige, aber zum Erhalt<br />

der Wettbewerbsfähigkeit auch dringend notwendige<br />

Zuwachs der Inlandsbestellungen in Höhe von 20 %.<br />

Die Kapazitätsauslastung der Branche lag im Oktober<br />

2017 mit 87,9 % über dem langjährigen Branchendurchschnitt.<br />

Die Auslastungsquote steigt seit Oktober<br />

2016 an, nachdem sie mit Ausnahme des Juli 2014 seit<br />

Ende 2012 am unteren Rand des gerade noch Verträglichen<br />

stagniert hatte. Das passt zum Verlauf der Produktionskurve,<br />

bei der ebenfalls seit Herbst 2016 eine<br />

Aufwärtstendenz zu beobachten ist. Der absolute Tiefstand<br />

seit 2012 lag bei 83,3 % im Juli 2016. Der absolute<br />

Höchststand wurde im April 2012 mit 88,0 %<br />

erreicht. 2<br />

34 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Zur Lage des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus<br />

Exporte als Erfolgsgarant<br />

Nach einem erfolgreichen Jahr sind die Maschinen- und Anlagenbauer<br />

in Deutschland zuversichtlich und mit Schwung in die kommenden<br />

Monate gestartet (vgl. nebenstehenden Bericht). Die Hintergründe<br />

für diese Entwicklung hatte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker<br />

bereits Mitte Dezember erläutert. Für ihn bleiben die Exporte der<br />

Erfolgsgarant im Maschinenbau. Die Branche hat aber auch Sorgen.<br />

Im vergangenen Jahr dürfte<br />

die Maschinenbauindustrie erstmals<br />

im Umsatz die Marke von 220 Mrd. €<br />

übertroffen haben – angepeilt wurden<br />

224 Mrd. €. Das zu Ende gegangene<br />

Jahr könne daher „mit Fug und<br />

Recht als Aufschwungsjahr bezeichnet<br />

werden“. Welcker ergänzte: „Für<br />

2018 erwarten wir eine gleichbleibende<br />

Dynamik, also erneut ein Produktionswachstum<br />

von 3 %. Das<br />

würde immerhin einen weiteren<br />

Umsatzanstieg auf mehr als 230<br />

Mrd.€ bedeuten“ – nach zuletzt eher<br />

mageren Jahren. Allerdings müsse<br />

die Industrie auch 2018 mit vielen<br />

Unwägbarkeiten im In- und Ausland<br />

leben, die ein höheres Wachstumstempo<br />

verhindern könnten.<br />

Dennoch sei Erfolgsgarant für<br />

den Maschinenbau aus Deutschland<br />

auch in 2017 der Export gewesen.<br />

In den ersten neun Monaten seien<br />

drei von vier Maschinen für den<br />

Export bestimmt gewesen, wobei die<br />

EU die mit Abstand größte Absatzregion<br />

geblieben ist. 46,5 % aller<br />

Ausfuhren gingen in die 27 Partnerländer<br />

der Europäischen Union. An<br />

der Spitze der größten Einzelexportmärkte<br />

behaupteten sich die USA,<br />

das wesentlich stärkere Wachstum<br />

wies jedoch China auf. „China ist<br />

auf gutem Weg, sich den Spitzenplatz<br />

in unserer Exportrangliste wieder<br />

zurück zu erobern.“<br />

In Deutschland gebe es zwar<br />

berechtigte Hoffnung darauf, dass<br />

sich der seit langem aufgebaute<br />

Investitionsstau nach und nach auflöst.<br />

„Viele der älteren Maschinen<br />

und Anlagen im Markt dürften die<br />

fortschreitende Digitalisierung nicht<br />

Quelle: VDMA<br />

Reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

-25<br />

-30<br />

-24,7<br />

9,3<br />

12,7<br />

1,2<br />

hinreichend meistern. Das macht<br />

uns Mut, dass auch die Inlandsorders<br />

endlich wieder Fahrt aufnehmen“,<br />

erläuterte Welcker. Die politischen<br />

Weichen seien aber noch<br />

nicht für ein stärkeres Inlandsgeschäft<br />

gestellt. „Unsere Kernforderungen,<br />

die wir vor der Bundestagswahl<br />

aufgestellt haben, bleiben<br />

bestehen“, betonte der VDMA-Präsident.<br />

Dazu gehören u.a. der flächendeckende<br />

Aufbau eines Gigabit-Netzes,<br />

die Einführung der<br />

Steuerlichen Forschungsförderung<br />

sowie eine Arbeitsmarktpolitik und<br />

ein Arbeitsrecht, die sich an der<br />

unternehmerischen Praxis orientieren.<br />

Mit knapp 1,35 Mio. Erwerbstätigen<br />

ist der Maschinen- und Anlagenbau<br />

der größte industrielle<br />

Arbeitgeber in Deutschland. Das gilt<br />

auch, wenn die Beschäftigtenzahl<br />

auf Basis der Betriebe ab 50 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter ermittelt<br />

wird. Nach dieser Zählung waren<br />

im deutschen Maschinenbau im September<br />

des vergangenen Jahres 1,03<br />

Mio. Menschen beschäftigt – ein<br />

Plus von 2,1 % im Vergleich zum<br />

Vorjahr. Und weiterer Zuwachs deute<br />

sich an, aber: „Die anhaltend hohe<br />

Nachfrage nach technischen Fachkräften,<br />

IT-Spezialisten oder Ingenieuren<br />

führt für unsere Unternehmen<br />

immer häufiger zu Engpässen<br />

in der Rekrutierung. Verschärfend<br />

kommt hinzu, dass der Maschinenbau<br />

überdurchschnittlich viele Mitarbeiter<br />

durch die Rente mit 63 früher<br />

verliert, als den Betrieben lieb<br />

sein kann.“<br />

Der Verband Deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbau (VDMA)<br />

vertritt mehr als 3.200 Mitgliedsunternehmen<br />

der mittelständisch<br />

geprägten Branche. Sie ist größter<br />

industrieller Arbeitgeber und insgesamt<br />

einer der führenden deutschen<br />

Industriezweige. 2<br />

-1,2<br />

1,1 0,8<br />

-0,3<br />

Exporte bleiben der<br />

Erfolgsgarant für den<br />

Maschinenbau:<br />

VDMA-Präsident<br />

Carl Martin Welcker.<br />

Entwicklung der deutschen Maschinenbauproduktion 2009 bis 2018<br />

3,0 3,0<br />

Schätzung<br />

Prognose<br />

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

Foto: VDMA<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

35


Spezial<br />

XXXXXXXXXX<br />

Konjunktur<br />

Berichte<br />

Auch messebedingt<br />

Werkzeugmaschinen im Aufwind<br />

Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie gehört zu den fünf größten Fachzweigen im Maschinenbau<br />

– und lieferte im dritten Quartal 2017 im Umfeld der Messe EMO in Hannover einen im Vergleich<br />

zum Vorjahreszeitraum um 13 % gestiegenen Auftragseingang. Dabei zogen die Inlandsbestellungen<br />

um 31 % an, die Auslandsorders wuchsen um 5 %.<br />

Foto: VDW<br />

“Die gute Entwicklung unserer<br />

Bestellungen zeigt sich noch ausgeprägter<br />

am aktuellen Rand“, kommentierte<br />

Dr. Wilfried Schäfer,<br />

Geschäftsführer des Branchenverbands<br />

Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken(VDW),<br />

das Ergebnis.<br />

Im September waren die<br />

Bestellungen zweistellig gestiegen<br />

und verzeichneten damit den stärksten<br />

Zuwachs für 2017. Insbesondere<br />

die Inlandsbestellungen schossen<br />

um 46 % nach oben und machten<br />

damit die bisherigen Jahresverluste<br />

2017 in nur einem Monat fast wett.<br />

Bei den ausländischen Bestellungen<br />

hatten Euro- und Nicht-Euro-Länder<br />

im dritten Quartal gleichermaßen<br />

5 % mehr als im Vergleichszeitraum<br />

2016 geordert. Der Euroraum setzte<br />

seine schon länger anhaltende Aufschwungsphase<br />

fort. Treiber waren<br />

südeuropäische Märkte wie Spanien,<br />

Frankreich und Italien.<br />

Im Oktober 2017 waren knapp<br />

92 % der Branchenkapazitäten ausgelastet.<br />

Die Beschäftigung lag<br />

zuletzt bei rd. 70.360 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern und damit 3 %<br />

über Vorjahr.<br />

„Die Branche blickt optimistisch<br />

nach vorn. Wir erwarten für das<br />

Große Chancen für die Branche:<br />

Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer<br />

Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

Gesamtjahr ein Produktionsplus von<br />

3 %“, bekräftigte VDW-Geschäftsführer<br />

Schäfer daraufhin im Herbst.<br />

„Automatisierung, Digitalisierung<br />

oder die Verschiebung der Wertschöpfungsketten<br />

in der Automobilindustrie<br />

von den Herstellern zu den<br />

Zulieferern bieten große Chancen,<br />

benötigen jedoch auch große<br />

Anstrengungen seitens der Unternehmen,<br />

um sie erfolgreich zu bewältigen“,<br />

sagte er abschließend.<br />

Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie<br />

liefert Produktionstechnologie<br />

für die Metallbearbeitung<br />

in alle Industriezweige und<br />

trägt auf diese Weise zu Innovation<br />

und Produktivitätsfortschritt in der<br />

Industrie bei. Durch ihre Schlüsselstellung<br />

für die industrielle Produktion<br />

ist ihre Entwicklung ein wichtiger<br />

Indikator für die wirtschaftliche<br />

Dynamik der gesamten Industrie.<br />

2016 hatte die Branche mit rd.<br />

69.900 Beschäftigten Maschinen und<br />

Dienstleistungen im Wert von rd.<br />

15,1 Mrd. € produziert. 2<br />

36 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Bilanz und Aussichten für Werkzeuge<br />

Plus für Präzision<br />

„Wir freuen uns über das Umsatzplus von 7 %, das die Präzisionswerkzeuge-Industrie 2017 erwirtschaftet<br />

hat.“, sagte Lothar Horn, Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA Mitte Januar<br />

bei einer Pressekonferenz in Frankfurt. „Damit hat die Branche die 10 Mrd.-€-Marke signifikant überschritten.<br />

Für 2018 erwarten wir ein 5-%iges Wachstum“, ergänzte er.<br />

Wachstumstreiber waren 2017<br />

die Hersteller von Spanntechnik mit<br />

einem Umsatzplus von 9 %, gefolgt<br />

von den Zerspanwerkzeugproduzenten<br />

mit einer 7-%igen Steigerung.<br />

Der Werkzeugbau musste sich bei<br />

einem erneuten erfreulichen Umsatzwachstum<br />

von 5 % mit dem 3. Platz<br />

zufriedengeben. Horn: „Bei den Zerspanwerkzeugen<br />

und den Spannzeugen<br />

ist die Inlandsnachfrage endlich<br />

wieder angesprungen, so dass<br />

wir für diese Bereiche 2018 auch ein<br />

ordentliches Wachstum erwarten.“<br />

Mit Spannung blickt die Branche<br />

u.a. auf die laufenden Tarifverhandlungen,<br />

die weltpolitische Wetterlage<br />

und die Rohstoffpreisentwicklung.<br />

Insbesondere die stark<br />

wachsende Batterieproduktion für<br />

elektrische Antriebe konkurriere<br />

mit den Werkzeugherstellern um<br />

wichtige Rohstoffe, wie Wolfram<br />

oder Tantal. Dies führe zu heftigen<br />

Preissteigerungen und belaste die<br />

Unternehmen zunehmend.<br />

-10<br />

Präzisionswerkzeuge ideeller Träger.<br />

Bei der METAV ist die Geschäftsstelle<br />

mit einem Gemeinschaftsstand<br />

zusammen mit namhaften Mitgliedern<br />

vertreten. An der AMB nimmt<br />

der VDMA-Präzisionswerkzeuge mit<br />

einem Infostand teil. Der Fachverband<br />

Präzisionswerkzeuge im Verband<br />

Deutscher Maschinen- und<br />

Anlagenbau (VDMA) ist das Informations-<br />

und Kommunikationszentrum<br />

der deutschen Präzisionswerkzeug-Hersteller<br />

sowie deren Interessenvertretung.<br />

Präzisionswerkzeuge werden auf<br />

Werkzeugmaschinen betrieben und<br />

finden in allen Bereichen der Metallbearbeitung<br />

sowie in Teilen der<br />

Kunststoffverarbeitung Verwendung.<br />

2<br />

Entwicklung der Präzisionswerkzeuge Produktion in Deutschland<br />

2009 bis 2018<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

11<br />

20<br />

4 0<br />

6,5 3<br />

2<br />

7<br />

5<br />

Nachwuchs zentrales Thema<br />

Nach wie vor sei die Gewinnung von<br />

Nachwuchskräften ein zentrales<br />

Thema für die Präzisionswerkzeuge-<br />

Industrie. Die meisten Unternehmen<br />

engagierten sich für die Ausbildung,<br />

einige auch bereits im Rahmen der<br />

Nachwuchsstiftung Maschinenbau.<br />

„Wir sind froh verkünden zu dürfen,<br />

dass in den nächsten Monaten<br />

ein neuer Standort der Stiftung bei<br />

einem Präzisionswerkzeug-Unternehmen<br />

den Betrieb aufnehmen<br />

wird“, informierte Markus Heseding,<br />

Geschäftsführer des Fachverbands<br />

Präzisionswerkzeuge im VDMA.“<br />

Die beiden wichtigsten nationalen<br />

Metallbearbeitungsmessen 2018<br />

sind die METAV vom 20. bis 24. Februar<br />

in Düsseldorf und die AMB Stuttgart<br />

vom 18. bis 22. September. Bei<br />

beiden Messen ist der VDMA-<br />

Quelle: VDMA<br />

-20<br />

-26<br />

-30<br />

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

Produktionswerte für Präzisionswerkzeuge in Deutschland<br />

2008 bis 2018<br />

11,1<br />

10<br />

10,6<br />

9,9<br />

9,6<br />

9,3<br />

8<br />

8,7 8,7<br />

8,5<br />

8,4<br />

7,0<br />

6<br />

6,3<br />

4<br />

2<br />

0<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

37


Spezial<br />

XXXXXXXXXX<br />

Konjunktur<br />

Nachrichten<br />

Verbesserte Stimmung<br />

Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />

Im Gleichschritt mit der Entwicklung des<br />

Geschäftsklimas im Verarbeitenden Gewerbe<br />

insgesamt hat sich Ende des vergangenen Jahres<br />

auch in der Zulieferindustrie die Stimmung<br />

verbessert. Darauf hat die ArGeZ hingewiesen.<br />

dem Ifo-Institut, München, ermittelt. Er<br />

beruht auf der Befragung von rund 600<br />

Unternehmen und deckt die in der Arbeitsgemeinschaft<br />

Zulieferindustrie zusammenge-<br />

schlossenen Branchen Gießerei-Industrie,<br />

Kunststoffverarbeitung, Stahl- und Metallverarbeitung,<br />

NE-Metall-Industrie, Kautschukindustrie<br />

sowie Technische Textilien ab.<br />

Wie die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />

(ArGeZ) bei dieser Gelegenheit weiter<br />

mitgeteilt hat, scheint in der Industrie allerdings<br />

die Erwartungshaltung auf Sicht von<br />

sechs Monaten Gefahr zu laufen zu überzeichnen:<br />

Es werde zunehmend über<br />

Produktionsbehinderungen durch Fachkräftemangel,<br />

Materialknappheit sowie Kapazitätsengpässe<br />

berichtet. Dies seien Faktoren,<br />

die schnell die Stimmung wieder dämpfen<br />

könnten, da sie nicht kurzfristig abzustellen<br />

seien. „Hier, man kann es nicht oft genug<br />

betonen, sind die Zulieferer mit Bodenhaftung<br />

versehen. Die Erwartungshaltung für<br />

das erste Halbjahr 2018 ist zwar positiv,<br />

aber nicht überbordend,“ heißt es in der entsprechenden<br />

Presseerklärung weiter.<br />

Der Geschäftsklimaindex Zulieferindustrie<br />

wird von der ArGeZ in Zusammenarbeit mit<br />

Quelle: ArGeZ<br />

Geschäftsklima Zulieferindustrie Deutschland November 2017<br />

Saldo der positiven und negativen Meldungen<br />

Aktuelle Lage Zukunftserwartungen<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

-60<br />

-70<br />

-80<br />

Jan 06 Jan 07 Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18<br />

Pkw-Markt im Plus<br />

Boom bei den Neuzulassungen<br />

Im vergangenen Jahr sind in Deutschland<br />

3.441.262 Pkw neu zugelassen worden.<br />

Dies stellt nach Angaben des VDIK das<br />

höchste Volumen des deutschen Pkw-Marktes<br />

seit acht Jahren dar und entspricht<br />

einem Plus von fast 90.000 Einheiten oder<br />

2,7 % gegenüber dem Vorjahr. Ende des vergangenen<br />

Jahres war man in dem Verband<br />

von 2,3 % Plus ausgegangen (Abbildung).<br />

VDIK-Präsident Reinhard Zirpel: „Das Wachstum<br />

des Marktes beruht auf der überdurchschnittlichen<br />

Steigerung der privaten Zulassungen<br />

und insbesondere im zweiten<br />

Halbjahr auf den sehr erfolgreichen Diesel-<br />

Eintauschprogrammen fast aller Marken.“<br />

In 2017 wurden knapp 2 Mio. benzinangetriebene<br />

Fahrzeuge neu zugelassen, eine<br />

Steigerung um 14 %. Die Zulassungen von<br />

Pkw mit Dieselmotor sanken um 13 % und<br />

lagen zum Jahresende bei 1,34 Mio. Stück.<br />

Ihr Anteil am Gesamtabsatz ging von 46 auf<br />

39 % zurück. Die alternativen Antriebe legten<br />

Quelle: VDIK<br />

gegenüber dem Vorjahr um 80 % zu und<br />

erreichten 2017 einen Anteil am Gesamtabsatz<br />

von 3,4 %.<br />

4.000.000<br />

3.500.000<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

3.148.163<br />

3.090.040<br />

3.807.175<br />

2.916.260<br />

3.173.634<br />

Die privaten Zulassungen wuchsen um 4,4 %<br />

auf 1,225 Mio. Einheiten. Der Flottenmarkt<br />

erreichte in 2017 mit über 840.000 Einheiten<br />

wieder ein neues Rekordvolumen, teilte<br />

der Verband der Internationbalen Kraftfahrzeughersteller<br />

(VDIK) weiter mit. Die VDIK-<br />

Mitgliedsunternehmen steigerten im Jahr<br />

2017 ihre Verkäufe um 7,6 % und setzten in<br />

Deutschland 1.313.725 Pkw ab. Sie erhöhten<br />

ihren Marktanteil insgesamt von 36,4 auf<br />

38,2 % und erzielten damit das beste Ergebnis<br />

seit Gründung des Verbandes – wenn<br />

man das Jahr der Umweltprämie außer<br />

Betracht lässt.<br />

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland 2007 bis 2017, Stand 12/17<br />

3.082.504<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />

2.952.431<br />

3.036.773<br />

Gesamt<br />

3.206.042<br />

3.351.607<br />

1.221.367<br />

3.430.000<br />

+ 2,3%<br />

1.305.000<br />

+7%<br />

Anteil VDIK-Mitgliedsfirmen<br />

38 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Quelle: VDIK<br />

Neuer Rekord<br />

Mehr Nutzfahrzeuge zugelassen<br />

Der Nutzfahrzeugmarkt in Deutschland<br />

hat sich 2017 besser als erwartet entwickelt.<br />

Mit voraussichtlich 369.000 Einheiten<br />

und einem Zuwachs von 3,3 % konnte<br />

das Rekordniveau des Jahres 2016 übertroffen<br />

werden, hat der VDIK Ende des vergangenen<br />

Jahres mitgeteilt.<br />

Die leichten Nutzfahrzeuge legten bei den<br />

Neuzulassungen um 4,6 % zu, während<br />

diese bei den mittelschweren Fahrzeugen<br />

um 3 % zurückgingen. Schwere Nutzfahrzeuge<br />

inklusive der Busse schlossen leicht<br />

über dem Vorjahresvolumen.<br />

Die beachtlichen Steigerungsraten der Benzin-<br />

und Alternativantriebe änderten kaum<br />

etwas an der aktuellen Dominanz des Dieselantriebs<br />

bei Nutzfahrzeugen. Die Industrie<br />

baut das Angebot an Nutzfahrzeugen mit<br />

Elektroantrieb stetig aus. Gasbetriebene<br />

Nutzfahrzeuge werden deshalb im neuen Jahr<br />

verstärkt verfügbar sein. Auch bei den schweren<br />

Nutzfahrzeugen sind alternative Antriebstechnologien<br />

bereits bestellbar, dazu gehören<br />

Lkw mit CNG- oder LNG- Antrieb, Hybrid-Lkw<br />

und -Busse sowie Elektrobusse.<br />

VDIK-Präsident Reinhard Zirpel: „Im Nutzfahrzeug-Markt<br />

sehen wir für 2018 eine weiterhin<br />

stabile Nachfrage. Auch wenn in der<br />

Vergangenheit bei den Nutzfahrzeug-Zulassungen<br />

starke Schwankungen zu beobachten<br />

waren, rechnet der VDIK mittel- und<br />

langfristig damit, dass das aktuelle, hohe<br />

Neuzulassungsniveau aufgrund der großen<br />

und weiter steigenden Transportmengen<br />

beibehalten wird.“<br />

Wie der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller<br />

(VDIK) weiter mitgeteilt<br />

hat, sind die Neuzulassungen der internationalen<br />

Hersteller in etwa parallel zum<br />

Gesamtmarkt gewachsen; ihr Marktanteil<br />

bleibt mit rund 27 % stabil. Damit kamen in<br />

2017 rund 98.500 neue Nutzfahrzeuge von<br />

VDIK-Mitgliedsunternehmen in Deutschland<br />

auf die Straße.“<br />

Nutzfahrzeug Neuzulassungen in Deutschland 2008 bis 2017<br />

4.000.000<br />

3.500.000<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

3.148.163<br />

3.090.040<br />

3.807.175<br />

2.916.260<br />

3.173.634<br />

3.082.504<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />

2.952.431<br />

3.036.773<br />

Gesamt<br />

3.206.042<br />

3.351.607<br />

1.221.367<br />

3.430.000<br />

+ 2,3%<br />

1.305.000<br />

+7%<br />

Anteil VDIK-Mitgliedsfirmen<br />

Umsatzwachstum<br />

Märkte verlangen nach<br />

Baumaschinen<br />

Auch der Bau- und Baustoffmaschinenindustrie,<br />

einem weiteren Teilbereich des<br />

Maschinen- und Anlagenbaus, ist es 2017<br />

gut gegangen. Das teilte Johann Sailer, Vorsitzender<br />

des entsprechenden Fachverbandes,<br />

im Herbst des vergangenen Jahres mit.<br />

Danach dürfte die Gesamtbranche das Jahr<br />

mit einem Umsatzwachstum von mindestens<br />

5 % abgeschlossen haben. Das entspräche<br />

einem Niveau von ca. 14,6 Mrd. €.<br />

Damit bestätigte Sailer die Prognose vom<br />

Beginn des Jahres. Bei Baumaschinen lag<br />

der Auftragseingang nach einem sehr starken<br />

2016 auch 2017 erneut im Plus, und<br />

zwar um 20% gegenüber dem Vergleichszeitraum<br />

des Jahres 2016: Erdbaumaschinen<br />

plus 24 %, Straßenbaumaschinen plus<br />

16 %, Hochbaumaschinen plus von 18%.<br />

Dabei hat sich der deutsche Baumaschinenmarkt<br />

stark entwickelt. 2017 wurden in<br />

Deutschland so viele Baumaschinen abgesetzt<br />

wie im Rekordjahr 2007. „Wir sind an<br />

einem Punkt, wo sich normalerweise der<br />

Markt dreht. Eine nächste Krise erwarten<br />

wir jedoch nicht“, sagte Sailer, denn die<br />

Rahmenbedingungen seien heute andere<br />

als 2007.<br />

Zudem befanden sich die Märkte in<br />

Europa in einem stabilen Zustand. Der<br />

europäische Markt dürfte demnach 2017<br />

im zweistelligen Bereich gewachsen sein.<br />

Weltweit wuchsen alle Märkte außer Brasilien<br />

sowie dem Nahe und Mittlere Osten<br />

jedoch unterschiedlich stark. Russland,<br />

Indien und China seien Beispiele dafür, wie<br />

sich die Volatilität erhöht habe.<br />

Stiftungsprofessur für Baumaschinen<br />

Frank Will lehrt und forscht in Dresden<br />

Nach rund zweijähriger Vakanz ist die Stiftungsprofessur<br />

für Baumaschinen am Institut für Fluidtechnik<br />

der Fakultät Maschinenwesen besetzt worden. Dr. Frank<br />

Will hat den Ruf der TU Dresden angenommen und Ende<br />

2017 seine Arbeit aufgenommen.<br />

Er folgte auf Professor Jürgen Weber, der seit 2015 die<br />

kommissarische Leitung der Professur innehatte. Will<br />

hat an der Technischen Universität Braunschweig sowie<br />

an der Universität Hannover Maschinenbau studiert Seit<br />

20 Jahren ist der in Köln geborene und in Bremen aufgewachsene<br />

Will in verschiedenen mittelständischen<br />

Industrieunternehmen aus dem Gebiet der Fördertechnik<br />

und Baumaschinen tätig gewesen. Zuletzt war<br />

er Geschäftsführer der Cyrus GmbH Schwingtechnik<br />

in Recklinghausen.<br />

Für Forschung und Lehre innerhalb seiner Professur<br />

hat Frank Will sich große Ziele gesteckt. Die Professur<br />

für Baumaschinen an der TU Dresden nimmt seit<br />

vielen Jahren eine führende Stellung ein. „Diesen<br />

sehr guten Ruf möchte ich bewahren und weiterentwickeln.“<br />

Fotostudie N. Wagner<br />

Ist neuer Professor für Baumaschinentechnik<br />

an der<br />

TU Dresden: Dr. Frank Will<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

39


Spezial<br />

XXXXXXXXXX<br />

Konjunktur<br />

Bericht<br />

Deutschlands Stahlrohrindustrie stellt sich neuen Herausforderungen<br />

Rückblick und Ausblick<br />

Im Vorfeld der nächsten Tube hatte die Veranstalterin dieser Rohrfachmesse in Unternehmen<br />

der Branche und bei der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre zu aktuellen Marktfragen<br />

recherchiert und im zweiten Halbjahr 2017 einen entsprechenden Bericht veröffentlicht. Wie<br />

darin nachfolgend deutlich wird, sind – trotz aller Risiken – durchaus zufriedenstellende<br />

Entwicklungen zu erwarten. Das bezieht sich sowohl auf die Branche als auch auf darin tätige<br />

Akteure, wie die Messe Düsseldorf GmbH aufzeigt.<br />

Während die weltweite Stahlrohrproduktion<br />

im Jahr 2016 gegenüber<br />

dem Vorjahr um 3 % auf 164<br />

Mio. t zurückging, nahm die Produktion<br />

in der EU und in Deutschland<br />

jeweils um 4 % auf 13 bzw. 2,6<br />

Mio. t zu. Europaweit war das positive<br />

Ergebnis auf Produktionssteigerungen<br />

bei geschweißten Stahlrohren<br />

bis 16“ Außendurchmesser<br />

und Großrohren zurückzuführen,<br />

wohingegen die Produktion nahtloser<br />

Stahlrohre vor allem wegen der<br />

anhaltenden Investitionszurückhaltung<br />

der Energieindustrie rückläufig<br />

war.<br />

Das an sich erfreuliche Ergebnis<br />

für die deutsche Stahlrohrindustrie<br />

relativiert sich allerdings, wenn<br />

man weiß, dass vor der Wirtschaftsund<br />

Finanzkrise 2008/2009 hierzulande<br />

schon einmal fast 4 Mio. t<br />

Stahlrohre hergestellt wurden. Nach<br />

dem Einbruch in 2009 mit deutlich<br />

unter 3 Mio. t gab es in den Jahren<br />

2010 bis 2012 eine Erholungsphase,<br />

in der wieder weit mehr Stahlrohre<br />

produziert wurden. Nach einem<br />

erneuten Einbruch im Jahr 2013 pendelte<br />

sich die Produktion in Deutschland<br />

dann auf einen Wert um die<br />

2,5 Mio. t ein. Neben der allgemeinen<br />

wirtschaftlichen Entwicklung<br />

ist vor allem die Dominanz des Ölund<br />

Gassektors auf Abnehmerseite<br />

für die starken Schwankungen der<br />

Produktionszahlen verantwortlich.<br />

Entscheidende Energiemärkte<br />

Beispielhaft dafür ist die Preisentwicklung<br />

bei Öl und Gas in den letzten<br />

Jahren. Die infolge des Überangebotes<br />

auf den Weltmärkten<br />

einbrechenden Rohölpreise in<br />

2014/2015 sorgten dafür, dass die<br />

Energieindustrie ihre Investitionstätigkeit<br />

weitgehend einstellte.<br />

Zudem gingen auch die Notierungen<br />

für Erdgas weiter zurück. Von<br />

dieser Entwicklung wurde die Zulieferindustrie<br />

hart getroffen – die<br />

Umsätze sanken teilweise um über<br />

die Hälfte. Die bis dahin boomende<br />

Fracking-Industrie in Nordamerika<br />

wurde von dieser Entwicklung besonders<br />

stark betroffen.<br />

Produktion für den Export<br />

Das wirkte sich auch auf deutsche<br />

Rohrhersteller aus, die schon traditionell<br />

eine extrem hohe Exportquote<br />

verzeichnen. So gingen beispielsweise<br />

von den 2015 in<br />

Deutschland produzierten 2,4 Mio.<br />

t nicht weniger als 2,37 Mio. t (fast<br />

99 %!) in den Export, berichtete die<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />

in ihrem Jahresbericht 2015. Dass<br />

sich der Handelsüberschuss in diesem<br />

Sektor dennoch in Grenzen<br />

hielt, dafür sorgten die gut 2 Mio. t<br />

importierten Stahlrohre. Anders ausgedrückt,<br />

wird der deutsche Stahlrohrbedarf<br />

weit überwiegend aus<br />

importierten Produkten gedeckt,<br />

während die einheimischen Hersteller<br />

nahezu ausschließlich für die<br />

Ausfuhr produzieren.<br />

40 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Stahlrohrproduktion in Deutschland 2007 bis 2016 in Mio. t<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0<br />

Zu den größeren deutschen Rohrherstellern<br />

zählen unter anderem<br />

Salzgitter, Benteler, Vallourec und<br />

Maxhütte. Der zur Salzgitter AG<br />

gehörende Geschäftsbereich Mannesmann,<br />

der die Konzernaktivitäten<br />

im Rohrbereich umfasst, verbuchte<br />

2016 eine Versandmenge<br />

von 543.000 t (nach 526.000 t im<br />

Vorjahr). Doch trotz eines verbesserten<br />

Resultats der Salzgitter Mannesmann<br />

Großrohr GmbH und des<br />

gesteigerten, positiven Ergebnisbeitrags<br />

der anteilsmäßig einbezogenen<br />

Europipe-Gruppe gab der Außenumsatz<br />

im Rohrsegment insgesamt<br />

erlös- und strukturbedingt nach,<br />

heißt es dazu im Geschäftsbericht<br />

2016.<br />

Die Mannesmann-Sparte der<br />

Salzgitter AG ist schwerpunktmäßig<br />

auf internationale Projektgeschäfte<br />

in den Sektoren Energieversorgung<br />

und Infrastruktur ausgerichtet und<br />

deckt ein breites Durchmesserspektrum<br />

bei den Leitungsrohren ab. Ein<br />

nach eigenen Angaben in Europa<br />

dominierender Anbieter für Präzisionsstahlrohre<br />

im Automobilbau<br />

sowie ein weltweit führender Hersteller<br />

nahtloser Edelstahl- und<br />

Nickelbasisrohre ergänzen das Portfolio.<br />

Nach Ansicht des Unternehmens<br />

könnte das Jahr 2016 im Rückblick<br />

markante Phasen, wenn nicht gar<br />

Wendepunkte beinhalten. Dazu zählt<br />

der Vorstand der Salzgitter AG, dass<br />

die EU-Kommission „erstmals wirksame<br />

Handelsschutzinstrumente<br />

gegen eine Flut von Dumping-Importen<br />

anwendete“. Dies sei bitter nötig<br />

gewesen, war doch zwischenzeitlich<br />

das mittel- bis langfristige Überleben<br />

der europäischen Stahlindustrie<br />

mit ihren rund 330.000 Arbeitsplätzen<br />

gefährdet. Die Einführung<br />

der Anti-Dumping-Maßnahmen ab<br />

Februar 2016 war demnach ein<br />

wesentlicher Faktor für das vorläufige<br />

Ende der seit mehreren Jahren<br />

andauernden, im Ausmaß desolaten<br />

Stahlpreiserosion in Europa.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Speziell im Rohrsektor sieht das<br />

Unternehmen jedoch auch künftig<br />

große Herausforderungen. So wird<br />

die Verfassung großer Teile des Leitungsrohrmarktes<br />

sowie des Grobblechsektors<br />

als weiterhin prekär<br />

bezeichnet. Inwieweit die politischen<br />

Umbrüche in Europa und Amerika<br />

die im Grunde günstigen Konjunkturaussichten<br />

beeinflussen werden,<br />

sei nicht absehbar. Deshalb sei „es<br />

fahrlässig, sich in diesen unsicheren<br />

Zeiten allein auf bessere Rahmenbedingungen<br />

zu verlassen“.<br />

Der Auftragseingang des Geschäftsbereiches<br />

Mannesmann blieb<br />

2016 unter dem Wert des Vorjahres.<br />

Dies war zum einen - im Edelstahlrohrbereich<br />

- auf die niedrigeren<br />

Ordereingänge des europäischen<br />

lagerhaltenden Handels sowie die<br />

sehr wenigen Projekte im Öl- und<br />

Gasbereich zurückzuführen. Zum<br />

anderen habe man auch bei den<br />

Großrohren erwartungsgemäß den<br />

überdurchschnittlich hohen Vorjahreswert<br />

nicht wieder erreichen können.<br />

Auch auf den Orderbestand des<br />

Geschäftsbereiches wirkte sich die<br />

Entwicklung im Edelstahlrohrsegment<br />

negativ aus. Außerhalb des<br />

Konsolidierungskreises legte der<br />

Orderzulauf der Europipe-Gruppe<br />

vor allem dank der Buchung der Projekte<br />

Nord Stream 2, TAP On-/Offshore<br />

und Zohr deutlich zu, sodass<br />

auch der Auftragsbestand über dem<br />

des Jahres 2015 rangierte.<br />

Insgesamt verbuchte der<br />

Geschäftsbereich Mannesmann nach<br />

einem kleinen Plus im Vorjahr in<br />

2016 einen Verlust vor Steuern.<br />

Darin enthalten sind aber u. a. Aufwendungen<br />

für Strukturmaßnahmen<br />

hauptsächlich bei der Salzgitter<br />

Mannesmann Line Pipe GmbH<br />

(MLP), die dem schwachen internationalen<br />

Öl- und Gasgeschäft und<br />

intensiven Preiswettbewerb mit<br />

einem Restrukturierungsprogramm<br />

zur Kapazitätsanpassung und weiteren<br />

Kostensenkung begegnet.<br />

Leicht verbesserte Perspektiven<br />

Für das Geschäftsjahr 2017 erwartete<br />

der Salzgitter-Konzern bei den<br />

Gesellschaften des Geschäftsbereiches<br />

Mannesmann wieder eine heterogene<br />

Entwicklung. Während die 3<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

41


Spezial<br />

XXXXXXXXXX<br />

Konjunktur<br />

Bericht<br />

3<br />

deutschen Großrohrwerke auch<br />

wegen der Buchungen im Jahr 2016<br />

eine gute Auslastung aufweisen, hat<br />

sich die Auftragslage auf dem nordamerikanischen<br />

Markt eingetrübt.<br />

Die Segmente der mittleren Leitungsrohre,<br />

Präzis- und Edelstahlrohre<br />

sollten eine zumindest zögerliche<br />

Erholung verzeichnen. Insgesamt<br />

sollten steigende Versandmengen<br />

bei einem höheren Erlösniveau zu<br />

einer moderaten Umsatzausweitung<br />

führen. Voraussetzung dafür ist, dass<br />

es in Europa nicht zu einer rezessiven<br />

Entwicklung kommen wird. Vielmehr<br />

erwartet man für die anhaltend<br />

umkämpften Hauptmärkte eine<br />

Fortsetzung der konjunkturellen<br />

Erholung.<br />

Verbesserte Perspektiven<br />

Insgesamt sieht man – anders als bei<br />

der im Vorjahr sehr zurückhaltenden<br />

Einschätzung - leicht verbesserte<br />

Perspektiven für die Stahlrohrindustrie.<br />

Nach ersten Aufwärtsimpulsen<br />

aufgrund gestiegener Rohstoff- und<br />

Stahlpreise sollte auch das Stahlrohrgeschäft<br />

Unterstützung erhalten.<br />

Positive Effekte erhofft man sich<br />

zudem von der expansiven Wirtschaftspolitik<br />

und wieder stärker auf<br />

fossile Energieträger ausgerichteten<br />

Energiepolitik in Nordamerika. Besonders<br />

das Nahtlosrohrgeschäft könnte<br />

sich weiter erholen, auch wenn gerade<br />

in diesem Marktsegment weltweit<br />

immer noch erhebliche Überkapazitäten<br />

bestehen. Der Großrohrmarkt<br />

bleibt vom Projektgeschäft geprägt<br />

und nach wie vor hart umkämpft.<br />

Letzteres gilt besonders auch für das<br />

Line-Pipe-Geschäft mit Rohren bis<br />

16“ Durchmesser. Die Präzisrohrindustrie<br />

sollte sich vor dem Hintergrund<br />

einer robusten Konjunktur<br />

stabil entwickeln.<br />

Auch bei der Benteler-Gruppe,<br />

organisiert in den drei Divisionen<br />

Automotive, Steel/Tube und Distribution<br />

und gesteuert von der Benteler<br />

International AG in Salzburg,<br />

Österreich, war das Jahr 2016 von<br />

intensivem Wettbewerb, wechselhaften<br />

Märkten und politischen<br />

Herausforderungen geprägt. Während<br />

die Division Automotive<br />

Umsatz und Ergebnis im Vergleich<br />

zum Vorjahr verbessern konnte,<br />

haben sich Umsatz und Ergebnis<br />

der Division Steel/Tube verringert.<br />

Ausschlaggebend dafür war die<br />

reduzierte Nachfrage in einem von<br />

Überkapazitäten geprägten Marktumfeld,<br />

die das Preisniveau in den<br />

USA und in Europa stark unter<br />

Druck setzte, heißt es im Geschäftsbericht<br />

2016.<br />

Wichtig für Deutschland: Ende<br />

2016 wurde gemeinsam mit den<br />

Arbeitnehmervertretern eine Vereinbarung<br />

zur Sicherung des deutschen<br />

Werksverbundes geschlossen,<br />

die fünf Jahre lang gültig sein<br />

wird. Dazu heißt es: „Mit dem Konzept<br />

‚Standortsicherung‘ wurde die<br />

Grundlage geschaffen, die Division<br />

zukunftsfähig aufzustellen, um in<br />

einem sich schnell verändernden<br />

Marktumfeld erfolgreich zu sein“.<br />

Bezüglich der künftigen wirtschaftlichen<br />

Entwicklung des Unternehmens<br />

war man bei Benteler verhalten<br />

optimistisch.<br />

So ging man bei der Division<br />

Steel/Tube von einer verbesserten<br />

Marktsituation aus. Allerdings werde<br />

das Ergebnis der Division von den<br />

Hochlaufkosten des neuen Warmrohrwerks<br />

in Shreveport/USA deutlich<br />

beeinträchtigt. Bei insgesamt<br />

besserer operativer Leistung würden<br />

die anlaufbedingten Mehrkosten<br />

zu einem niedrigeren Ergebnis<br />

der Gruppe im Vergleich zum Vorjahr<br />

führen. Verhalten optimistisch<br />

fällt auch der Blick auf das wirtschaftliche<br />

Umfeld aus, denn es<br />

zeichnen sich erste positive Signale<br />

im Stahlrohrmarkt ab.<br />

Entwicklung der Ölpreise<br />

Auch Benteler betont, dass der Stahlrohrmarkt<br />

im Jahr 2016 durch die<br />

Entwicklung des Ölpreises bestimmt<br />

war. Am Anfang des Jahres notierte<br />

die Referenzsorte WTI ihren Tiefpunkt,<br />

konnte sich aber im Laufe des Jahres<br />

erholen. Insbesondere die von OCTG-<br />

Produkten (Oil Country Tubular Goods)<br />

geprägten Regionen Nordamerika und<br />

der Mittlere Osten konnten sich zum<br />

Ende des Jahres stabilisieren und zeigen<br />

Anzeichen einer Markterholung.<br />

Viele Länder Asiens zeigen weiterhin<br />

ein positives, wenn auch geringes<br />

Wachstum, während China durch den<br />

Ölpreisrückgang weiterhin eine Reduzierung<br />

der Nachfrage verzeichnete.<br />

Der Stahlrohrmarkt in der EU befindet<br />

sich in einer von Überkapazitäten<br />

und Preisdruck geprägten Situation.<br />

Infolge der weiter rückläufigen<br />

Produktion von nahtlosen Stahlrohren<br />

in der EU reagierten die europäischen<br />

Hersteller mit Kostenreduzierungsprogrammen<br />

und<br />

Portfoliooptimierungen.<br />

Als positive Signale wertete man<br />

bei Benteler, dass sich die Rohrlagerbestände<br />

für Öl- und Gasapplikationen<br />

im US-amerikanischen<br />

Markt gegen Jahresende 2016 weiter<br />

reduziert hatten. Auch der US-<br />

Rig Count (Anzahl der Bohrlöcher)<br />

stieg im Laufe des Jahres auf über<br />

650 Bohrtürme, was einer Steigerung<br />

um 48 % im Vergleich zum ersten<br />

Quartal 2016 entspricht. Zudem<br />

unterstützt die Einigung der OPEC<br />

zur Produktionskürzung der Ölfördermengen<br />

die Ölpreisentwicklung<br />

und die daraus resultierende Erholung<br />

des Stahlrohrmarktes.<br />

Normalisierung<br />

und Nachholbedarf<br />

Hersteller wie Verband waren sich<br />

darin einig, dass sich gegenüber dem<br />

Vorjahr die Perspektiven für die<br />

Stahlrohrindustrie verbessert haben.<br />

Laut Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />

beginnt sich die nach dem Einbruch<br />

der Rohölpreise praktisch zum<br />

Erliegen gekommene Investitionstätigkeit<br />

der Energieindustrie zu normalisieren.<br />

Von dem entsprechenden<br />

Nachholbedarf dürfte die<br />

Stahlrohrindustrie in besonderer<br />

Weise profitieren. Weitere positive<br />

Effekte für das Stahlrohrgeschäft<br />

erwartet man von zyklisch steigenden<br />

Rohstoff- und Stahlpreisen sowie<br />

von einer weiterhin robusten Konjunktur<br />

in den Industrieländern,<br />

angetrieben von nach wie vor relativ<br />

günstigen Energiepreisen, einer<br />

expansiven Fiskalpolitik und einer<br />

günstigen Euro-Dollar-Relation.<br />

Die Branche trifft sich für die<br />

nächste Ausgabe der führenden<br />

Internationalen Rohrfachmesse Tube,<br />

die wie immer gemeinsam mit der<br />

weltgrößten Draht- und Kabelmesse<br />

wire veranstaltet wird, vom 16. bis<br />

20.4.18 wieder auf dem Düsseldorfer<br />

Messegelände. 2<br />

42 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und<br />

Öffentlicher Bau – in diesen Kategorien<br />

prognostizieren die Bauverbände.<br />

Quelle; HDB, ZDB<br />

Detailzahlen aus der deutschen Bauwirtschaft<br />

Optimismus konkretisiert sich<br />

Die Umsätze im Bauhauptgewerbe dürften 2018 nominal um 4 % zulegen und auf gut 117 Mrd. €<br />

steigen. Mit dieser Ansage präzisierten die Präsidenten des Hauptverbandes der Deutschen<br />

Bauindustrie (HDB), Dipl.-Ing. Peter Hübner, und des Zentralverbandes des Deutschen<br />

Baugewerbes (ZDB), Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, auf der gemeinsamen Jahresauftakt-<br />

Pressekonferenz in Berlin Mitte Januar den bereits aus dem vergangenen Jahr bekannten<br />

Optimismus der Branche. (Vgl. auch nebenstehenden Bericht)<br />

Konkretisiert wurde diese Prognose<br />

traditionsgemäß in den drei Bereichen<br />

Wohnungsbau, Wirtschaftsbau<br />

und Öffentlicher Bau:<br />

z Im Wohnungsbau gehen die beiden<br />

Verbände für 2018 von einem nominalen<br />

Umsatzplus von 3,5 % aus.<br />

Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen<br />

dürfte weiter auf etwa<br />

320.000 Einheiten steigen. Für Produktion<br />

und Fertigstellungen gelte,<br />

dass die Zunahme auf den weiterhin<br />

boomenden Geschosswohnungsbau<br />

beschränkt bleibe. Der klassische<br />

Eigenheimbau werde dagegen<br />

auf Vorjahresniveau stagnieren.<br />

„320.000 Wohnungen bedeuten<br />

zwar eine Verdopplung des Fertigstellungsniveaus<br />

gegenüber 2010.<br />

Das reicht aber noch nicht an den<br />

Bedarf von mindestens 350.000<br />

Wohnungen heran“, so Hübner und<br />

Loewenstein.<br />

z Im Wirtschaftsbau gehen die beiden<br />

Präsidenten für das laufende<br />

Jahr von einem nominalen Umsatzwachstum<br />

von 4 % aus. Angesichts<br />

eines hohen und weiter steigenden<br />

Auslastungsgrades in der Industrie<br />

werde sich die Expansion der Unternehmensinvestitionen<br />

fortsetzen.<br />

Schließlich erwarte gut die Hälfte der<br />

an der Verbandsumfrage des Instituts<br />

der deutschen Wirtschaft teilnehmenden<br />

Verbände für 2018 in<br />

ihrer Branche steigende Investitionen,<br />

45 % zumindest ein gleichbleibendes<br />

Niveau. Zudem seien die<br />

Auftragsbücher gut gefüllt. Ende<br />

September 2017 sei mit 17,2 Mrd. €<br />

der mit Abstand höchste Wert seit<br />

mehr als 20 Jahren verbucht worden.<br />

z Auch für den öffentlichen Bau erwarten<br />

HDB und ZDB im neuen Jahr ein<br />

Umsatzwachstum von nominal 4 %.<br />

Hier mache sich zum einen der in<br />

der vergangenen Legislaturperiode<br />

eingeleitete Investitionshochlauf des<br />

Bundes bei den Verkehrswegen positiv<br />

bemerkbar. Die positiven Finanzierungssalden<br />

würden nicht nur<br />

dem Bund, sondern auch Ländern<br />

und Gemeinden Investitionsspielräume<br />

eröffnen. Die Kommunen würden<br />

zudem vom Kommunalinvestitionsförderungsfond<br />

profitieren,<br />

dessen Laufzeit bis 2020 verlängert<br />

und dessen Volumen auf 7 Mrd. €verdoppelt<br />

worden sei. Auch im öffentlichen<br />

Bau habe es Ende des dritten<br />

Quartals 2017 mit 17 Mrd. € einen<br />

Rekordauftragsbestand gegeben.<br />

Die positive Baukonjunktur schlägt<br />

nach Einschätzung der Präsidenten<br />

auch auf den Bauarbeitsmarkt durch.<br />

Bereits 2017 sei es gelungen, im Jahresdurchschnitt<br />

die Zahl der Erwerbstätigen<br />

im Bauhauptgewerbe um 3 %<br />

auf 805.000 zu steigern. Für das laufende<br />

Jahr gehen Hübner und Loewenstein<br />

von einem weiteren Beschäftigungsaufbau<br />

in der Größenordnung<br />

von nahezu 2 % auf 820.000 Erwerbstätige<br />

aus. Ein Problem stelle dabei<br />

allerdings der Fachkräftemangel in<br />

der Bauwirtschaft dar. Der deutliche<br />

Personalaufbau habe nicht verhindern<br />

können, dass sich Bauberufe nun in<br />

der aktuellen Fachkräfteengpassanalyse<br />

des Statistischen Bundesamtes<br />

wiederfänden. So seien Stellen für<br />

Meister in der Baubranche rund 160<br />

Tage vakant und lägen damit deutlich<br />

über der durchschnittlichen Engpassgrenze<br />

von 100 Tagen. 2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

43


BDS<br />

Research<br />

Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />

Kein Grund zur Klage<br />

Das Bruttoinlandsprodukt wird in Deutschland im vergangenen Jahr um mehr als 2 % zugelegt<br />

haben. Hiervon profitiert auch die Stahldistribution. Nach einem mengenmäßig eher durchschnittlichen<br />

Start ins Jahr konnte im März erstmals ein ungewöhnlich hoher Lagerabsatz erzielt<br />

werden. Auch der Mai war außerordentlich gut. Die Sommermonate Juni, Juli und August<br />

verliefen ebenfalls sehr passabel. Auch im Herbst gab es mengenmäßig keinen Grund zur Klage.<br />

Der Ende 2016 gestartete Preisaufbau hat sich in den ersten Monaten des Jahres 2017 fortgesetzt<br />

und dann eine Pause eingelegt. Ab dem Sommer zogen die Preise bei allen Produkten wieder an,<br />

besonders stark war dies bei Langprodukten der Fall.<br />

Foto: privat<br />

Jörg Feger, Bereichsleiter<br />

Research im<br />

Bundesverband<br />

Deutscher Stahlhandel<br />

(BDS), berichtet<br />

zusammenfassend<br />

angesichts der ihm<br />

für die ersten elf<br />

Monate des vergangenen<br />

Jahres vorliegenden<br />

Zahlen. Wie<br />

üblich, hat er seinen<br />

monatlichen und<br />

kommentierenden<br />

Bericht anhand der<br />

Kriterien Lagerabsatz,<br />

-bestand, -<br />

reichweite und<br />

-verkaufspreise<br />

gegliedert.<br />

Lagerabsatz<br />

Im Januar und Februar wurden<br />

jeweils etwas mehr als 900.000 t<br />

Walzstahlfertigerzeugnisse abgesetzt.<br />

Im März wurde mit 1,06 Mio.t<br />

sogar die Eine-Million-Tonnen-<br />

Marke geknackt. Ein solches Volumen<br />

wurde letztmals im Mai 2011<br />

erreicht. Die gewisse Ausgleichsbewegung<br />

folgte im April mit<br />

Ostern, deutlich weniger Arbeitstagen<br />

und einem Absatz von knapp<br />

860.000 t.<br />

Trotz der Feiertage konnten im<br />

Mai wieder knapp über 1 Mio. t.<br />

abgesetzt werden. Auch die Sommermonate<br />

Juni, Juli und August<br />

verliefen sehr ordentlich. Im September<br />

und Oktober konnten<br />

jeweils etwas mehr als 900.000 t<br />

abgesetzt werden. Im November<br />

betrug die Tonnage fast 1. Mio. t.<br />

In den ersten elf Monaten des Jahres<br />

2017 konnte somit etwas über<br />

3 % mehr Menge als im Vorjahreszeitraum<br />

abgesetzt werden. Besonders<br />

dynamisch verliefen die Lagerabsätze<br />

bei Betonstahl sowie<br />

Bandblech und oberflächenveredeltem<br />

Blech. Das Geschäft bei Quartoblech<br />

gestaltete sich hingegen<br />

schwächer als in der Vorjahrespe-<br />

riode. Der Absatz von Trägern und<br />

Stabstahl entwickelte sich leicht<br />

rückläufig.<br />

Lagerbestand<br />

Nach dem üblichen Lagerabbau<br />

zum Jahresende 2016 legten die<br />

Lagerbestände im Januar und bei<br />

den meisten Produkten auch im<br />

Februar 2017 spürbar zu. Schon<br />

im März kam es zu einem Lagerabbau,<br />

der sich in den Juni hinein<br />

fortsetzte. Im Juli wurde ein leichter<br />

Lageraufbau beobachtet. Im<br />

August wurden die Läger dann kräftig,<br />

im September, Oktober und<br />

November dann moderat zurückgefahren.<br />

Zum 30. November<br />

wurden von der deutschen Stahldistribution<br />

2,16 Mio. t. Walzstahlfertigerzeugnisse<br />

bevorratet. Dies<br />

ist ein sehr niedriger Bestand. Er<br />

liegt knapp 7 % unter dem Wert,<br />

der vor zwölf Monaten gemeldet<br />

wurde.<br />

Lagerreichweite<br />

Gute Lagerabsätze und sehr niedrige<br />

Bestände führen zu einer geringen<br />

Lagerreichweite. Sie lag im<br />

November bei 2,2 Monaten bzw.<br />

66 Tagen (vgl. Abb. 1).<br />

Lagerverkaufspreise<br />

Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />

für durchschnittliche<br />

Verkaufspreise im kleinlosigen<br />

Bereich zufolge setzte sich der starke<br />

Preisanstieg, der am Ende des Jahres<br />

2016 angefangen hatte, im ersten<br />

Quartal 2017 fort. Dieser fiel bei<br />

Flachprodukten sowie Quadrat- und<br />

Rechteckrohren noch deutlich ausgeprägter<br />

aus als bei Langprodukten.<br />

Im Laufe des Frühjahrs ebbte dieser<br />

Preisauftrieb von Produkt zu Produkt<br />

unterschiedlich ab und es wurden<br />

auch wieder fallende Preise im Markt<br />

festgestellt. Ab dem Sommer zogen<br />

die Werkspreise, teilweise sehr spürbar,<br />

wieder an. Besonders stark war<br />

der Preisaufbau diesmal bei Langprodukten<br />

und nahtlosen Rohren. Auch<br />

im Handel konnten spürbare Preissteigerungen<br />

verzeichnet werden.<br />

Das Preisniveau lag Ende November<br />

2017 deutlich über dem des Vorjahres<br />

(vgl. Abb. 2 und 3). 2<br />

[ Info ]<br />

Fragen zu den genannten statistischen<br />

Größen beantwortet im Bundesverband<br />

Deutscher Stahlhandel (BDS) Jörg Feger,<br />

Bereichsleiter Research:<br />

Feger-BDS@stahlhandel.com<br />

44 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Quelle Bild 2 u. 3: BDS Quelle: Statistisches Bundesamt/BDS<br />

lagerAbsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

Index (Januar 2010 = 100)<br />

Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten<br />

Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3<br />

Index (Januar 2010 = 100)<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

n Absatzindex (2007 = 100)<br />

n Lagerreichweite in Tagen<br />

200<br />

180<br />

106<br />

160<br />

101<br />

91 95 99<br />

92 140<br />

89 90<br />

92<br />

96<br />

92<br />

98<br />

100<br />

86<br />

94 91 91<br />

120<br />

68<br />

100<br />

81 84 78 78 75 69 99 78 81 69 84 72 72 75 69 72 72 66<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Ø<br />

2013<br />

Ø<br />

2014<br />

Ø<br />

2015<br />

Ø<br />

2016<br />

Ø<br />

2017<br />

Nov.<br />

2016<br />

Dez.<br />

2016<br />

Jan.<br />

2017<br />

Feb.<br />

2017<br />

Mär.<br />

2017<br />

Apr.<br />

2017<br />

Mai<br />

2017<br />

Juni<br />

2017<br />

Juli.<br />

2017<br />

Aug.<br />

2017<br />

Sep.<br />

2017<br />

Okt.<br />

2017<br />

Nov.<br />

2017<br />

1. Q. 2010<br />

2. Q. 2010<br />

3. Q. 2010<br />

4. Q. 2010<br />

1. Q. 2011<br />

2. Q. 2011<br />

3. Q. 2011<br />

4. Q. 2011<br />

1. Q. 2012<br />

2. Q. 2012<br />

3. Q. 2012<br />

4. Q. 2012<br />

1. Q. 2013<br />

2. Q. 2013<br />

3. Q. 2013<br />

4. Q. 2013<br />

1. Q. 2014<br />

2. Q. 2014<br />

3. Q. 2014<br />

4. Q. 2014<br />

1. Q. 2015<br />

2. Q. 2015<br />

3. Q. 2015<br />

4. Q. 2015<br />

1. Q. 2016<br />

2. Q. 2016<br />

3. Q. 2016<br />

4. Q. 2016<br />

1. Q. 2017<br />

2. Q. 2017<br />

3. Q. 2017<br />

4. Q. 2017<br />

1. Q. 2010<br />

2. Q. 2010<br />

3. Q. 2010<br />

4. Q. 2010<br />

1. Q. 2011<br />

2. Q. 2011<br />

3. Q. 2011<br />

4. Q. 2011<br />

1. Q. 2012<br />

2. Q. 2012<br />

3. Q. 2012<br />

4. Q. 2012<br />

1. Q. 2013<br />

2. Q. 2013<br />

3. Q. 2013<br />

4. Q. 2013<br />

1. Q. 2014<br />

2. Q. 2014<br />

3. Q. 2014<br />

4. Q. 2014<br />

1. Q. 2015<br />

2. Q. 2015<br />

3. Q. 2015<br />

4. Q. 2015<br />

1. Q. 2016<br />

2. Q. 2016<br />

3. Q. 2016<br />

4. Q. 2016<br />

1. Q. 2017<br />

2. Q. 2017<br />

3. Q. 2017<br />

4. Q. 2017<br />

Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr<br />

Absatz und Lagerreichweite<br />

der<br />

Stahldistribution<br />

Preisentwicklung<br />

bei Langprodukten<br />

Preisentwicklung bei<br />

Flachprodukten und<br />

Rohren<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

45


BDS<br />

Kommunikation<br />

Fachtagung am 1. März 2018 in Düsseldorf<br />

Einladung zum<br />

BDS-Rohrtag 2018<br />

Am 1. März 2018 findet der BDS-Rohrtag im „Van der Valk Airport -<br />

hotel“ in Düsseldorf statt. Der BDS erwartet rund 100 Teilnehmer<br />

aus Industrie, Handel und Verbänden.<br />

Das Programm<br />

Die Themen<br />

z Marktentwicklung und Tendenzen<br />

2018<br />

z Anforderungen an den Rohrhandel<br />

aus Sicht des Stahlbaus<br />

z Stahlrohre in der industriellen Verarbeitung<br />

z Rohre, Fittings und Flansche für<br />

druckgeführte Rohrleitungen und<br />

Anlagen – Europäische Regelwerke<br />

im Vergleich zu ASTM/ASTME<br />

z Die Zukunft des Geschäftsmodells<br />

„Großhandel mit Stahlrohren“<br />

Aussteller<br />

z Behringer GmbH, Kirchardt<br />

z Fehr Lagerlogistik AG, CH-Winterthur<br />

z Kasto Maschinenbau GmbH & Co.,<br />

Achern<br />

z Montanstahl GmbH, Oelde<br />

z OttComputer GmbH, Langenfeld<br />

z PFEIFER Seil- und Hebetechnik<br />

GmbH, Memmingen<br />

z Scheffer Krantechnik GmbH, Sassenberg<br />

z WESPA Metallsägenfabrik Simonds<br />

Industries GmbH, Düsseldorf<br />

z 9:00 Uhr Eröffnung<br />

Oliver Ellermann, BDS AG<br />

z 9:15 Uhr Marktentwicklung und<br />

Tendenzen 2018<br />

Frank Harms, Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahlrohre e. V.<br />

z 10:30 Uhr Anforderungen an den<br />

Rohrhandel aus Sicht des Stahlbaus<br />

Dipl.-Ing., Dipl.-Wirt.-Ing.<br />

Dirk Lehmann, Claus Queck GmbH<br />

z 11:45 Uhr Stahlrohre in der industriellen<br />

Verarbeitung<br />

Hanns Peter Spaniol, Severin Heusch<br />

z 13:30 Uhr Aktuelle Rechtsthemen<br />

Tim Lieber, Henseler & Partner<br />

z 14:45 Uhr Rohre, Fittings und<br />

Flansche für druckgeführte<br />

Rohrleitungen und Anlagen –<br />

Europäische Regelwerke im Vergleich<br />

zu ASTM/ASTME<br />

Dr. Axel Willauschus, BUHLMANN<br />

Rohr-Fittings-Stahlhandel GmbH +<br />

Co. KG<br />

z 16:00 Uhr Die Zukunft des<br />

Geschäftsmodells „Großhandel<br />

mit Stahlrohren“<br />

Hanns-Jörg Westendorf,<br />

Hoberg & Driesch GmbH & Co. KG<br />

z 16:45 Uhr Ende des<br />

BDS-Rohrtages 2018<br />

[ Info ]<br />

Weitere Infos<br />

z Am Vorabend der Tagung findet ein<br />

Get-together ebenfalls im „Van der<br />

Valk Airporthotel“ statt.<br />

z Das Programm steht auf www.stahlhandel.com<br />

/rohrtag 2018 zu Verfügung.<br />

Ebenfalls ist auf der BDS-Webseite<br />

die Online-Anmeldung zum<br />

Rohrtag möglich.<br />

z Begleitend zur Tagung präsentieren<br />

sich die Ausrüster und Dienstleister<br />

der Branche in einer Ausstellung.<br />

Interessierte Unternehmen können<br />

die Ausschreibung zur Ausstellung<br />

beim BDS anfordern.<br />

Weitere Informationen & Anmeldung: www.stahlhandel.com/rohrtag2018<br />

46 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Moderne Lagerlogistik von fehr<br />

Aus Ideen werden Lösungen<br />

Fehr ist einer der führenden Anbieter<br />

von Lagerlogistik-Lösungen. Seit 1968 ist die<br />

fehr Lagerlogistik AG spezialisiert auf hochqualitative<br />

und hocheffiziente Lagerlösungen.<br />

Mit typisch Schweizer Know-how, Präzision<br />

und Weltoffenheit entwickeln sie innovative<br />

Logistikkonzepte. Modernste Technik und<br />

durchgängige Lager- und Handlingkonzepte<br />

sichern und optimieren den Materialfluss von<br />

der Einlagerung bis zum Abtransport, vom<br />

Produzenten bis zum Verbraucher.<br />

Moderne Lagerlogistik ist so vielfältig wie das<br />

Lagergut. Von maßgeschneiderten Systemlösungen<br />

bis zur Standardvariante: fehr Lageranlagen<br />

richten sich nach den individuellen<br />

Anforderungen der Anwender. Vom einzelnen,<br />

manuell bedienbaren Lagerturm bis zur<br />

vollautomatisierten Lagerhalle ist der<br />

Anspruch, Kunden exakt jene Lösung bereitzustellen,<br />

die sie brauchen.<br />

Entsprechend den Anforderungen der jeweiligen<br />

Branche stellt fehr in einem gemeinsamen<br />

Entwicklungsprozess eine hocheffiziente<br />

und individuelle Lagerlösung zusammen, die<br />

„funktioniert und zum Unternehmen passt“,<br />

so fehr.<br />

Das Wabenregallager fehr honeycomb zum<br />

Beispiel eignet sich hervorragend für große<br />

Mengen an Stab- und Blechmaterial – speziell,<br />

wenn hohe Zugriffsgeschwindigkeiten<br />

gefragt sind. Das leistungsstarke System<br />

arbeitet nach dem Wechselkassetten-Prinzip<br />

und kann vollautomatisch betrieben und vernetzt<br />

werden. Das Konzept zeichnet sich dem<br />

Hersteller zufolge durch absolute Durchgängigkeit<br />

und leichtes Handling aus. Selbst bei<br />

unterschiedlichen Kassettenmassen nutze<br />

das Wabenlager fehr honeycomb dank minimaler<br />

Anfahrmasse den zur Verfügung stehenden<br />

Raum optimal. Kein Lagersystem bietet<br />

mehr Kapazität bei so geringem<br />

Raumbedarf, wirbt fehr.<br />

Bild: fehr Lagerlogistik<br />

Das fehr honeycomb<br />

bietet jede Menge<br />

Kapazität bei geringem<br />

Raumbedarf.<br />

Das Wabenregallager<br />

für Stab- und Blechmaterial<br />

sorgt zudem<br />

für hohe Zugriffsgeschwindigkeiten.<br />

KASTOwin tube A 5.0<br />

Spezialist für die Rohrbearbeitung<br />

Die KASTO Maschinenbau GmbH & Co.<br />

KG präsentiert auf dem BDS-Rohrtag 2018 ihre<br />

Kompetenz beim Sägen und Lagern von Rohren<br />

und anderem Metall-Langgut. Das Unternehmen<br />

hat beispielsweise mit der KASTOwin tube<br />

A 5.0 eine automatische Bandsäge auf den<br />

Markt gebracht, die speziell für die Bearbeitung<br />

von Rohren geeignet ist. Die Maschine verfügt<br />

über einen um 180 ° gedrehten Sägevorschub,<br />

gesägt wird von der Auflagefläche nach oben.<br />

Das verbessert den Spänefluss und sorgt damit<br />

für einen effizienten, präzisen und werkzeugschonenden<br />

Sägevorgang.<br />

Bild: Kasto<br />

Die KASTOwin tube<br />

A 5.0 ist eine automatische<br />

Bandsäge,<br />

die speziell für die<br />

Bearbeitung von<br />

Rohren geeignet ist.<br />

Der Schnittbereich der KASTOwin tube A 5.0<br />

liegt bei 520 mm, die kleinstmögliche<br />

Abschnittlänge bei 10 mm. Die Schnittgeschwindigkeit<br />

lässt sich per frequenzgeregeltem<br />

Antrieb zwischen 12 und 150 m pro<br />

Minute stufenlos einstellen. Hartmetall-<br />

Sägebänder, wie sie für verschiedene Rohrmaterialien<br />

notwendig sind, lassen sich ohne<br />

weiteres Zubehör einsetzen. Die Spannung<br />

des Sägebands erfolgt hydraulisch, die Reinigung<br />

mit einer auswechselbaren, elektrisch<br />

angetriebenen Späneräumbürste.<br />

Spannstock und Sägevorschub sind mit<br />

spielfreien Linearführungen ausgestattet,<br />

Kugelrollspindelantriebe sorgen für kontrollierte<br />

Schnitt- und Materialvorschub-<br />

Bewegungen. Eine einfache Bedienung<br />

ermöglicht die intelligente Sägemaschinensteuerung<br />

SmartControl, die alle Materialdaten<br />

enthält und sämtliche notwendigen Parameter<br />

automatisch einstellt.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

47


BDS<br />

Berufsbildung<br />

Neue Verkaufsschulungen für den Stahlhandel<br />

Aus einem Guss<br />

Stahl und andere Werkstoffe erfolgreich zu verkaufen, das kann man lernen. Damit dieser<br />

traditionsreiche Qualifikationsprozess nach aktuellen Erkenntnissen und auf dem Stand der Technik<br />

ablaufen kann, hat der BDS sein diesbezügliches Bildungsangebot neu strukturiert: Ab diesem<br />

Jahr werden entsprechende Lernteams, Seminare und Studienteile inhaltlich aus einem Guss,<br />

personell aus einer Hand und zudem mit einem einheitlichen methodischen Standard angeboten.<br />

Pate bei diesen Veränderungen<br />

stand das seit 2017 digitalisierte<br />

Betriebswirts-Fernstudium. Es wird<br />

dreijährig und berufsbegleitend vom<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

(BDS) angeboten – 2017 in Zusammenarbeit<br />

mit dem Wirtschaftsverband<br />

Großhandel Metallhalbzeug<br />

(WGM) und dem Verband Deutscher<br />

Metallhändler (VDM). Studienfach<br />

ist auch das Marketing, in das u.a.<br />

alle Lerninhalte zum Verkauf integriert<br />

sind. Für die Aufbereitung<br />

dieser Inhalte zuständig ist Thomas<br />

Katlun, der auf der Basis seiner beruflichen<br />

Erfahrung im Vertrieb des<br />

Werkstoffhandels seit kurzem im<br />

Namen der GEDANKENtanken AKA-<br />

DEMIE Beratung und Training anbietet.<br />

Vermittelt werden die entsprechenden<br />

Inhalte im Fernstudium in<br />

Präsenzveranstaltungen sowie über<br />

die elektronische Bildungsplattform<br />

OPAL.<br />

Vor diesem Hintergrund ist die<br />

Idee entstanden, die entsprechenden<br />

Inhalte zum Verkauf mit Thomas<br />

Katlun nach demselben Muster<br />

und mit der gleichen Technik künftig<br />

auch in Seminaren sowie in der<br />

überbetrieblichen Ausbildungsbegleitung<br />

in Lernteams anzubieten.<br />

Unterschiedlich sind dabei natürlich<br />

die Lernzielniveaus, die sich<br />

aber alle am achtteiligen Deutschen<br />

Qualifikationsrahmen (DQR) ausrichten<br />

– sozusagen top-down von<br />

Stufe 7 (Fernstudium) über Stufe 6<br />

(Seminare) und Stufe 5 (Lernteams)<br />

bis zur Basis der in der Branche gültigen<br />

Ausbildungsordnungen mit<br />

Abschlüssen auf der Stufe 4. Der<br />

DQR hat vor einem europäischen<br />

Hintergrund die Aufgabe, alle schulischen,<br />

berufsbildenden und akademischen<br />

Abschlüsse vergleichbar<br />

zu machen.<br />

Konkretisierungen<br />

Konkret bedeutet dies, dass<br />

z sich der neue Fernstudienjahrgang<br />

2018 im Sommer erstmals auf<br />

Niveaustufe 7 mit den entsprechenden<br />

Marketingthemen auseinandersetzen<br />

wird – in einer Präsenzveranstaltung<br />

Anfang Juli in Soltau<br />

und anschließend im Fernstudium<br />

auf OPAL. Diesen Ansatz hatte der<br />

Jahrgang 2017 bereits im vergangenen<br />

Jahr realisiert.<br />

z am 11./12. September ebenfalls in<br />

Soltau ein Verkaufsseminar auf der<br />

DQR-Stufe 6 angeboten wird, wobei<br />

für die eigentliche Informationsvermittlung<br />

OPAL und damit Fernunterricht<br />

genutzt wird.<br />

z im November erstmals auf der<br />

Niveaustufe 5 ein Lernteam zu Ver-<br />

kaufsthemen angeboten wird – mit<br />

einer eintägigen Präsenzveranstaltung<br />

in Hamburg und unter Einbeziehung<br />

von begleitendem Fernunterricht.<br />

Für das Fernstudium liegt eine vorläufige<br />

Zulassung durch die Staatliche<br />

Zentralstelle für Fernunterricht<br />

bereits vor, für die anderen Angebote<br />

wird ein Antrag geprüft.<br />

Vorteil des neuen Systems ist,<br />

dass sich die eigentliche Informationsvermittlung<br />

wirtschaftlich<br />

sinnvoll auf den Fernunterricht<br />

beschränken kann und die aufwändigeren<br />

Präsenzphasen allein für<br />

das Trainieren des Erlernten genutzt<br />

werden können. Außerdem lassen<br />

sich entsprechende Themen bzw.<br />

Inhalte aus der Ausbildung (DQR-<br />

Niveau 4), die zunehmend ebenfalls<br />

elektronisch erfasst werden,<br />

integrieren.<br />

Nach diesem Prinzip sollen –<br />

auch noch in diesem Jahr – die Lernteams<br />

zur Werkstoff- und Produktkunde<br />

reformiert, und es soll<br />

überlegt werden, die fertigen Lerneinheiten<br />

auch den Arbeitskreisen<br />

des Stahlhandels zugänglich zu<br />

machen, in denen Unternehmen vor<br />

Ort überbetriebliche Ausbildungsbegleitung<br />

anbieten. 2<br />

48 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Was die Berufsbildungsausschüsse des Handels derzeit diskutieren<br />

Semantik und Einfluss<br />

Traditionelle Strukturen der beruflichen Bildung werden in Zeiten der digitalen Vernetzung und<br />

der damit verbundenen Intensivierung des Wettbewerbs immer mehr hinterfragt. Dabei geht es<br />

manchmal um Semantik, vor allem aber um Einfluss. Das haben die jüngsten Sitzungen der Berliner<br />

Berufsbildungsausschüsse des Handels deutlich gemacht – allein schon durch die dort Ende<br />

November diskutierten Themen: Neue bzw. neu gestaltete Ausbildungsberufe gehörten ebenso<br />

dazu wie innovative Ideen zur Fort- und Weiterbildung. Mit Dr. Ludger Wolfgart, Bereichsleiter<br />

Berufsbildung beim BDS, war bei den Treffen in Berlin auch der Stahlhandel vertreten.<br />

Auch der kann künftig auf den<br />

neuen Ausbildungsberuf „Kaufmann/<br />

Kauffrau im E-Commerce“ oder auf<br />

die reformierte Lehre zum „Kaufmann/Kauffrau<br />

im Groß- und Außenhandel“<br />

zurückgreifen. Der Handelsverband<br />

Deutschland (HDE) und der<br />

Bundesverband Großhandel, Außenhandel,<br />

Dienstleistungen (BGA), deren<br />

Berufsbildungsausschüsse – teilweise<br />

gemeinsam – in der Hauptstadt diskutierten,<br />

zeigten sich zufrieden über<br />

das damit erreichbare Kompetenzniveau.<br />

Auch vor diesem Hintergrund<br />

sehen diese Gremien mehrheitlich die<br />

Abwertung kritisch, die durch eine<br />

„Höhere Berufsbildung“ erfolgen<br />

könnte, die u.a. der Deutsche Industrie-<br />

und Handelskammertag (DIHK)<br />

ins Gespräch gebracht hat – und der<br />

damit das System der Aufstiegsfortbildung<br />

gefährdet, wie nicht nur die<br />

genannten Handelsverbände meinen.<br />

Indirekt bzw. sogar direkt beziehen<br />

sich dabei alle Beteiligten auf den weiterhin<br />

umstrittenen Deutschen Qualifikationsrahmen<br />

(DQR).<br />

veröffentlicht worden. Es handele sich<br />

um einen kaufmännisch geprägten<br />

Monoberuf ohne differenzierende Fachrichtungen.<br />

Auch deshalb sei diese<br />

dreijährige Lehre branchenübergreifend<br />

einsetzbar.<br />

Ungeklärt ist derzeit aber noch,<br />

wie dieser Duale Ausbildungsberuf,<br />

der bundesweit angeboten wird,<br />

beschult werden soll. Es geht um technische<br />

Ausstattung und pädagogische<br />

Konzepte. Dass die nötigen Antworten<br />

auf die entsprechenden Fragen nach<br />

wie vor in die Hoheit der Bundesländer<br />

fallen, erwies sich in den Ge -<br />

sprächen im Übrigen als ein weiteres<br />

Indiz für die eingangs erwähnten<br />

zunehmend kritischen Überlegungen<br />

zu traditionellen Bildungsstrukturen in<br />

Deutschland.<br />

Kaufleute im<br />

Groß- und Außenhandel<br />

Reformiert soll mit Wirkung ab<br />

2019/2020 die Ausbildung künftiger<br />

Kaufleute im Groß- und Außenhandel<br />

angeboten werden. Ein entsprechendes<br />

Antragsverfahren hat der BGA eingeleitet,<br />

und sein Berufsbildungsausschuss<br />

will die 2018 dazu anstehenden<br />

Gespräche zwischen den nicht immer<br />

meinungsgleichen Sozialpartnern, das<br />

sind neben den Arbeitgebern und den<br />

Arbeitnehmern auch die Bundesländer,<br />

mit mehreren Sondersitzungen<br />

zeitnah begleiten – unter dem Arbeitstitel<br />

„Kaufmann/Kauffrau für Großund<br />

Außenhandelsmanagement“.<br />

Die Reform der aus 2006 stammenden<br />

Ausbildungsordnung wird zum<br />

einen die inzwischen erfolgten Veränderungen<br />

durch die Digitalisierung<br />

– und damit auch E-Commerce –<br />

berücksichtigen. Zum anderen sollen<br />

aber auch weitere neue Themen wie<br />

Compliance oder Nachhaltigkeit aufgegriffen<br />

werden. Zudem spielen auch<br />

Leitungsnachweise eine wichtige Rolle;<br />

angestrebt wird für die weiterhin dreijährige<br />

Ausbildung auf DQR-Niveaustufe<br />

4 beispielsweise eine gestreckte<br />

Abschlussprüfung.<br />

Höhere Berufsbildung<br />

Eine „Höhere Berufsbildung“ ab<br />

Niveaustufe 5 hat jetzt erstmals der<br />

DIHK ins Gespräch gebracht und wird<br />

dabei vom Zentralverband des Deutschen<br />

Handwerks (ZDH) unterstützt.<br />

Semantisch wirft dieser Ansatz die<br />

Frage auf, ob damit die zwei- bis dreijährigen<br />

Ausbildungsberufe künftig<br />

als „Niedrigere Berufsbildung“ bezeichnet<br />

werden sollen.<br />

Dem eigentlichen Konflikt näher<br />

kommt aber die von DIHK und ZDH<br />

in dem entsprechenden Positionspapier<br />

gewählte Feststellung: „Im Rahmen<br />

der Höheren Berufsbildung existieren<br />

zurzeit ca. 200 anerkannte,<br />

bundeseinheitliche Abschlüsse. Pro<br />

Jahr legen über 200.000 Teilnehmer<br />

eine Prüfung der Höheren Berufsbildung<br />

an einer Handwerkskammer<br />

oder Industrie- und Handelskammer<br />

ab …“<br />

Kaufleute im E-Commerce<br />

Mit „Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce“<br />

stellte Katharina Weinert,<br />

Abteilungsleiterin Bildungspolitik und<br />

Berufsbildung beim HDE, an dem Sitzungstag<br />

einen ganz neuen Ausbildungsberuf<br />

vor, der bereits zum 1.8.18<br />

Gültigkeit hat. Der entsprechende Text<br />

ist am 18.12.17 im Bundesgesetzblatt 3<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

49


. 7.34<br />

BDS<br />

Berufsbildung<br />

3 Aufstiegsfortbildung<br />

Entsprechend pointiert reagiert hat<br />

inzwischen die Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

(BDA) – mit dem Positionspapier „Ja<br />

zur Stärkung der Aufstiegsfortbildung,<br />

Nein zum Systemumbau“. Die<br />

Aufstiegsfortbildung dürfe „… nicht<br />

mit dem Berufsabitur, dualem Studium<br />

und flexiblen, nicht regulierten<br />

Formaten des freien Weiterbildungsmarktes<br />

unter dem Begriff der<br />

‚Höheren Berufsbildung‘ zusammengefasst<br />

werden.“<br />

Es gelte, das große Engagement<br />

der Wirtschaft in Sachen Weiterbildung<br />

auch künftig zu unterstützen.<br />

86 % aller Unternehmen würden sich<br />

an der betrieblichen Weiterbildung<br />

beteiligen, „sie investieren jährlich<br />

mehr als 33,5 Mrd. € in die Qualifizierung<br />

ihrer Belegschaften. Die Aufstiegsfortbildung<br />

ist ein zentrales<br />

Element der beruflichen Weiterbildung<br />

und eine wichtige Säule der<br />

Fachkräftesicherung.“<br />

Deutscher Qualifikationsrahmen<br />

Ähnlich bewahrend argumentiert die<br />

BDA im Übrigen in einem weiteren<br />

Papier, das der Bundesverband Deutscher<br />

Stahlhandel (BDS) in der Ausschusssitzung<br />

unter Berufung auf<br />

die Argumentation auch des Fernlernverbands<br />

Forum DistancE Learning<br />

kritisierte.<br />

Zu dem BDA-Papier „DQR muss<br />

ein freiwilliges Transparenzinstrument<br />

bleiben“ mahnte Dr. Ludger<br />

Wolfgart u.a. an, nochmals die Diskussion<br />

über Gleichwertigkeit und Vergleichbarkeit<br />

von Abschlüssen, die<br />

vermeintliche Freistellung zur Verwendung<br />

der DQR-Niveaustufen auf<br />

Zeugnissen und – wegen der nicht<br />

vollständig geregelten Anerkennungsverfahren<br />

– grundsätzlich die bestehenden<br />

Wettbewerbsverzerrungen<br />

auf dem Bildungsmarkt zu diskutieren.<br />

Gleichzeitig bestritt er die<br />

Behauptung aus dem Papier, der DQR<br />

sei „erfolgreich umgesetzt“ worden.<br />

Als Ergebnis der Beratungen<br />

im November soll der DQR als<br />

Thema nochmals auf die Tagesordnung<br />

der nächsten gemeinsamen<br />

Sitzung der HDE- und BGA-Berufsbildungsausschüsse<br />

am 5.3.18<br />

gesetzt werden. 2<br />

Quellen, 4: BDS<br />

Sie bringen Motivation mit?<br />

Wir liefern das Know-how!<br />

Machen Sie berufliche Karriere<br />

durch ein berufsbegleitendes Fernstudium<br />

fern-studium<br />

Betriebswirt Stahlhandel (BDS)<br />

Betriebswirt Metallhandel (WGM)<br />

Betriebswirt Metallhandel (VDM)<br />

. 7.32<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sta. . : 12.01.2018. Seite 1 .o. 15<br />

<br />

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. 30 .e. por. re .r.......<br />

Mit diesem Flyer informieren BDS, VDM und WGM über die grundsätzliche Struktur des<br />

Fernstudiums. Ergänzend dazu gibt es beim BDS für den Jahrgang 2018 die aktuellen<br />

Studien- und Prüfungsordnungen.<br />

BDS-Fernstudium<br />

<br />

<br />

Sta. .: 12.01.2018. Seite 1 . o. 12<br />

Neuer Jahrgang<br />

für Stahlhändler<br />

Das BDS-Fernstudium wird im neuen Jahrgang 2018 ausschließlich<br />

für eine aus dem Stahlhandel stammende Gruppe angeboten. NE-<br />

Metall- und Schrotthändler steigen erst ab dem Jahrgang 2019 wieder<br />

in das System ein, haben WGM und VDM mitgeteilt. Die neue<br />

Bildungsmaßnahme mit dem Abschluss „Betriebswirt/-in Stahlhandel<br />

BDS“ startet am 1.7.18 – wiederum von der ZFU zugelassen,<br />

aktuell digitalisiert und für drei Jahre berufsbegleitend.<br />

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Der Bundesverband Deutscher<br />

Stahlhandel (BDS) mit Sitz in Düsseldorf<br />

geht davon aus, bis zum 31.5.18<br />

(Anmeldeschluss) eine ausreichende<br />

Anzahl von 15 Interessentinnen bzw.<br />

Interessenten zu finden. Auf die wartet<br />

dann ab dem kommenden Sommer<br />

zu den Themenfeldern aus Technik,<br />

Wirtschaft und Methoden eine in<br />

bereits 21 Jahrgängen bewährte und<br />

obligatorische Mischung aus fünf Seminaren,<br />

knapp 30 Lernmodulen und<br />

einem halben Dutzend Prüfungen.<br />

Gestartet wird mit der Einführungsveranstaltung<br />

vom 1.-5.7.18 in Soltau,<br />

am Ende steht im Juni 2021 in<br />

der Nähe von Karlsruhe die Abschlussprüfung.<br />

Details dazu sind in der Studienbzw.<br />

in der Prüfungsordnung für den<br />

Jahrgang 2018 festgelegt, die Interessenten<br />

beim BDS anfordern können<br />

– ebenso wie den Rest der Anmeldeunterlagen<br />

(Wynands-BDS@stahlhandel.com).<br />

Alle Dokumente zum BDS-<br />

Fernstudium sind für den im vergangenen<br />

Jahr erstmals digital gestarteten<br />

Jahrgang auf der Lernplattform OPAL<br />

(Online-Plattform für akademisches<br />

Lehren und Lernen) hinterlegt, für die<br />

alle Mitglieder der neuen Gruppe nach<br />

ihrer Zulassung einen Zugang erhalten.<br />

So wird es möglich, die Studienmodule<br />

am Bildschirm zu bearbeiten<br />

und auch die Kommunikation/Administration<br />

auf diesem Wege digital zu<br />

gestalten.<br />

Inhalte<br />

Die Module, auf die in den Seminaren<br />

vorbereitet wird und die in virtuellen<br />

Klassenzimmern über OPAL begleitet<br />

werden, betreffen<br />

z technische (Werkstoff- und Produktkunde<br />

sowie Anarbeitung) sowie<br />

z Themen der Wirtschaft (kaufmän-<br />

50 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


nisches bzw. Führungswissen) und<br />

z Aspekte der Methodenkompetenz –<br />

bis hin zur Ausbildereignung.<br />

Für die Jahrgänge, die auch für NE-<br />

Metall- und Schrotthändler angeboten<br />

werden (zuletzt 2017) gibt es eigene<br />

technische Inhalte – von Aluminium<br />

bis Zirkonium – , und außerdem bezieht<br />

sich der im ersten Studienquartal aufgespannte<br />

wirtschaftliche Rahmen<br />

konkret auf die Märkte in allen drei<br />

beteiligten Teilbranchen, die (außer<br />

vom BDS) vom Verband Deutscher<br />

Metallhändler (VDM) und vom Wirtschaftsverband<br />

Großhandel Metallhalbzeug<br />

(WGM) vertreten werden.<br />

Beide in Berlin ansässigen Verbände<br />

hatten Ende 2017 mit internen Umfragen<br />

die Studienbedarfe ab 2018 und<br />

2019 ermittelt.<br />

Didaktik<br />

Die aktuellen Fassungen dieser Module<br />

sind bei der Staatlichen Zentralstelle<br />

für Fernunterricht (ZFU) in Köln eingereicht<br />

worden und ebenso Grundlage<br />

der Zulassung (Nr. 68921v) wie<br />

das vom BDS vorgelegte didaktische<br />

Konzept. Das orientiert sich an der<br />

Stufe 7 des Deutschen Qualifikationsrahmens<br />

(DQR) – die im akademischen<br />

Bereich des DQR mit einem<br />

Master-Abschluss vergleichbar ist –<br />

und umfasst auch einen kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess (KVP),<br />

mit dem der BDS als nach DIN EN ISO<br />

9001-2015 qualitätsgesicherter Anbieter<br />

diesen Fernlehrgang begleitet. Der<br />

Abschluss „Betriebswirtin/Betriebswirt<br />

Stahlhandel BDS“ ist außerdem<br />

beim Patent- und Markenamt rechtlich<br />

geschützt.<br />

Kern des didaktischen Konzeptes<br />

ist das Ziel, über dieses Fernstudium<br />

handlungsorientierte Kompetenzen<br />

zu vermitteln, die es den Absolventen<br />

ermöglichen, sich die notwendigen<br />

Qualifikationen im Laufe ihres weiteren<br />

Berufslebens selber anzueignen.<br />

Dabei geht es nicht nur um die Fachkompetenz<br />

aus Wissen und Fertigkeiten,<br />

sondern auch um die soziale<br />

Kompetenz aus Selbständigkeit und<br />

Teamfähigkeit.<br />

Organisation<br />

Zulassungsvoraussetzungen sind<br />

z eine abgeschlossene Berufsausbildung,<br />

z zum Zeitpunkt der Abschlussprüfung<br />

(Juni 2021) mindestens fünf<br />

Jahre Berufstätigkeit,<br />

z die studienbegleitende Berufstätigkeit<br />

in der Branche sowie<br />

z ein internetfähiger Arbeits-/Lernplatz.<br />

Geprüft werden im Laufe des Fernstudiums<br />

die Lernerfolge<br />

z fortlaufend mit den Studienmodulen,<br />

z nach gut einem Jahr schriftlich und<br />

mündlich die Inhalte der Technik,<br />

z nach etwa einem weiteren Jahr<br />

schriftlich und mündlich die Wirtschaftsthemen<br />

sowie<br />

z vor dem Hintergrund der vermittelten<br />

branchenspezifischen Inhalte<br />

abschließend in einer fünfteiligen<br />

Prüfung sämtliche methodischen<br />

Aspekte. Diese umfassen auch die<br />

Ausbildereignungsprüfung.<br />

z Außerdem muss im dritten Studienjahr<br />

eine 30- bis 40-seitige Studienarbeit<br />

angefertigt werden – bevorzugt<br />

zu einem Thema aus dem<br />

eigenen Unternehmen.<br />

Auf diese Prüfungen wird studienbegleitend<br />

vorbereitet – am Ende des<br />

ersten Jahres im Rahmen einer rund<br />

zweitägigen Werkstatt. 2<br />

Info<br />

Weitere Informationen und<br />

Anmeldemöglichkeiten:<br />

Wynands-BDS@Stahlhandel.com<br />

Stahlhandel und Theologie<br />

Anbieter von Fernkursen mit<br />

neu gewählten Vorsitzenden<br />

Die Gruppe der im Forum DistancE-Learning<br />

organisierten Anbieter<br />

von Fernlernmöglichkeiten hat einen<br />

neuen Vorsitzenden: Bei ihrem Treffen<br />

Mitte Januar in Essen wählte der Kreis<br />

einstimmig bei einer Enthaltung Dr. Ludger<br />

Wolfgart in dieses Amt. Er ist in diesem<br />

Gremium als Bereichsleiter Berufsbildung<br />

des BDS vertreten.<br />

Stellvertretender Fachgruppenvorsitzender<br />

wurde mit demselben Stimmenergebnis<br />

Dr. Thomas Franz aus Würzburg,<br />

der das dortige Angebot zur Theologie<br />

im Fernkurs vertritt.<br />

Der Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

(BDS) ist in diesem Anbieterkreis<br />

einer der kleinsten Anbieter und im<br />

Markt lediglich mit seinem Studiengang<br />

zum/zur „Betriebswirt/-in Stahlhandel<br />

BDS“ vertreten (vgl. gesonderte Berichterstattung<br />

in diesem Heft). Umso wichtiger<br />

ist Wolfgart die Mitarbeit in diesem<br />

Gremium des früheren Fernschulverbandes.<br />

„Gerade für uns ist diese Kommunikation<br />

mit Marktbegleitern aller Größenordnungen<br />

eine ganz wichtige Erfahrung,<br />

um Bildungsprodukte der Branche<br />

inhaltlich und methodisch optimieren zu<br />

können.“ Dabei helfe im Übrigen auch<br />

die Mitarbeit im Pädagogischen Arbeitskreis,<br />

der sich ebenso wie die Anbietergruppe<br />

zwei- bis dreimal im Jahr trifft.<br />

Auf der Tagesordnung in Essen standen<br />

z.B. Informationen und der Austausch<br />

zur neuen E-Datenschutz-Grundverordnung,<br />

die ab dem Frühsommer in Kraft<br />

treten wird (vgl. gesonderte Berichterstattung<br />

in diesem Heft.) Sie hat Auswirkungen<br />

z.B. auf die individuelle Werbung<br />

für Fernlehrgänge und auch auf die Art<br />

und Dauer der Aufbewahrung personenbezogener<br />

Daten. Die Diskussion soll<br />

auf der nächsten Sitzung der Anbieter<br />

im Juni in Würzburg fortgesetzt werden.<br />

Eine Betriebswirtin/ein Betriebswirt BDS/VDM/WGM verfügt über<br />

- in Prüfungen nachzuweisende Kompetenzen<br />

- zur Lösung von neuen und komplexen Aufgaben,<br />

- zur eigenverantwortlichen Steuerung von Prozessen sowie<br />

- zum Umgang mit häufigen und unvorhersehbaren Veränderungen<br />

- in einem strategieorientierten beruflichen Tätigkeitsfeld.<br />

Oberstes Lernziel für die angehenden Betriebswirte Stahl- und Metallhandel – orientiert<br />

an der Stufe 7 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br />

Weitere Beratungs- und Informationsthemen<br />

waren einmal mehr der Deutsche<br />

Qualifikationsrahmen (DQR) und die<br />

Möglichkeit, eigene Angebote darin offiziell<br />

einordnen zu lassen, sowie die geänderte<br />

Interpretation zur Mehrwertsteuerbefreiung<br />

von Autorenleistungen in<br />

Fernunterrichts/Fernstudienlehrgängen.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

51


BDS<br />

Recht<br />

Die EU-Datenschutz-Grundverordnung in Unternehmen<br />

Aufgaben und Pflichten der Unternehmen<br />

Im Zuge der EU-Datenschutz-Grundverordnung werden die Aufgaben und Pflichten der Unternehmen<br />

erweitert, um den Schutz personenbezogener Daten umfassend zu gewährleisten. Dieser Beitrag<br />

soll einen Überblick über die wichtigsten und nicht abschließend aufgezählten Anforderungen<br />

an Unternehmen verschaffen und deren neue Organisationspflichten kurz skizzieren. Bis zur<br />

verbindlichen Anwendung ab dem 25.05.2018 sollten Unternehmen zur Vermeidung der empfindlichen<br />

Bußgelder die Vorgaben der Verordnung umsetzen.<br />

Foto: Henseler & Partner<br />

Rechtsanwältin<br />

Bahar Beyaz,<br />

Henseler & Partner<br />

Rechtsanwälte mbB<br />

Nach dem Transparenzgebot<br />

der Datenschutz-Grundverordnung (DS-<br />

GVO) müssen Unternehmen künftig<br />

betroffene Personen wesentlich umfassender<br />

als bisher über den Umfang der<br />

Verarbeitung ihrer personenbezogenen<br />

Daten informieren. Bereits bei<br />

Erhebung der Daten sind diese Informationen<br />

den betroffenen Personen<br />

mitzuteilen.<br />

Bei diesen Informationen handelt<br />

es sich unter anderem um die Kontaktdaten<br />

des Verantwortlichen, also des<br />

datenverarbeitenden Unternehmens,<br />

die Zwecke und die Rechtsgrundlage<br />

der Verarbeitung der personenbezogenen<br />

Daten, deren Speicherdauer, die<br />

Rechte der Betroffenen, die ggfs.<br />

geplante Übermittlung der personenbezogenen<br />

Daten an Drittländer, die<br />

Empfänger oder Kategorien von Empfängern<br />

der personenbezogenen Daten<br />

und die Kontaktdaten des Datenschutzbeauftragten.<br />

Die genannten Informationen sind<br />

grundsätzlich in Schriftform oder elektronischer<br />

Form zu verfassen. Daher<br />

sind solche Informationen auf einer<br />

Homepage des Unternehmens zwingend<br />

bereitzuhalten. Es hat sich in der<br />

Praxis durchgesetzt, solche Informationen<br />

in einer Datenschutzerklärung<br />

zusammenzufassen. Unternehmen sollten<br />

somit überprüfen, ob sie auf ihrer<br />

Webseite eine Datenschutzerklärung<br />

bereithalten und ob diese den Anforderungen<br />

der DS-GVO entsprechen.<br />

Anlegen einer<br />

Verarbeitungsübersicht<br />

Nach der DS-GVO sind Unternehmen<br />

außerdem zum Führen einer Verarbeitungsübersicht<br />

verpflichtet. Die hierdurch<br />

erfolgte Bestandsaufnahme über<br />

die personenbezogenen Daten und<br />

deren Verarbeitung ermöglicht eine<br />

Gesamtbetrachtung und die Sicherung<br />

der Gesetzeskonformität. Außerdem<br />

wird bei einem Datenschutz-Audit die<br />

Nachvollziehbarkeit der Verarbeitung<br />

von personenbezogenen Daten wesentlich<br />

erleichtert.<br />

Von dieser Pflicht nicht betroffen<br />

sind Unternehmen mit weniger als 250<br />

Mitarbeitern, sofern die Datenverarbeitung<br />

kein Risiko für Rechte und<br />

Freiheiten der Betroffenen birgt oder<br />

die Datenverarbeitung nur gelegentlich<br />

erfolgt oder keine besonderen<br />

Arten personenbezogener Daten verarbeitet<br />

werden.<br />

Zuständig für die Erstellung und<br />

Führung einer Verarbeitungsübersicht<br />

ist stets die Unternehmensleitung,<br />

nicht ein interner oder externer Datenschutzbeauftragter.<br />

Eine Verarbeitungsübersicht sollte<br />

schriftlich oder in elektronischer Form<br />

angelegt werden. Empfehlenswert ist<br />

die elektronische Form, so dass diese<br />

ggfs. der Aufsichtsbehörde oder dem<br />

Betroffenen übersandt werden kann.<br />

Die in die Verarbeitungsübersicht<br />

aufzunehmenden Angaben sind: Name<br />

und Kontaktdaten der Unternehmen,<br />

die Zwecke der Verarbeitung, die Kategorien<br />

betroffener Personen und personenbezogener<br />

Daten, die Kategorien<br />

von Datenempfängern, die Übermittlung<br />

in Drittländer, Löschfristen für<br />

die personenbezogenen Daten sowie<br />

Angaben zur Datensicherheit.<br />

Erste Mustervorlagen einer Verarbeitungsübersicht<br />

sind auf den Webseiten<br />

einiger Aufsichtsbehörden – der<br />

Landesdatenschutzbeauftragten –<br />

abrufbar.<br />

Datenschutzfolgenabschätzung<br />

Gänzlich neu eingeführt wird durch<br />

die DS-GVO die Datenschutzfolgenabschätzung.<br />

Hierbei handelt es sich um<br />

ein Instrument zur Erkennung von<br />

Risiken, die mit der Verarbeitung von<br />

personenbezogenen Daten entstehen<br />

und die Rechte und Freiheiten der<br />

betroffenen Personen gefährden könnten.<br />

Ziel ist es, insbesondere die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

und Schwere<br />

der möglichen Risiken zu bewerten.<br />

Die Folgen von Datenverarbeitungsvorgängen<br />

sollen möglichst umfassend<br />

erfasst werden. Dabei sollen auch Maßnahmen<br />

und Verfahren geprüft werden,<br />

die solche Risiken mit adäquaten<br />

52 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Gegenmaßnahmen verringern könnten.<br />

Mögliche Risiken für betroffene<br />

Personen sind beispielsweise materielle/immaterielle<br />

Schäden, Diskriminierung,<br />

Identitätsdiebstahl oder -<br />

betrug, Rufschädigung, etc.<br />

Indizien für die Notwendigkeit<br />

einer Datenschutzfolgenabschätzung<br />

sind die Verwendung neuer Technologien,<br />

neuartige Verarbeitungsvorgänge,<br />

umfangreiche Verarbeitungsvorgänge,<br />

Verarbeitung sensibler Daten, Profiling,<br />

systematische und öffentliche<br />

Überwachung etc.<br />

Im Falle eines Unterlassens der<br />

Durchführung einer vorgeschriebenen<br />

Datenschutzfolgenabschätzung oder<br />

der Durchführung in nicht vorgegebener<br />

Weise kann die zuständige Aufsichtsbehörde<br />

dies mit Bußgeldern ahnden.<br />

Bestellung eines<br />

Datenschutzbeauftragten<br />

Auch die Bestellung eines Datenschutzbeauftragten,<br />

der künftig über eine<br />

wichtigere Stellung im Unternehmen<br />

verfügen wird, gehört zu den bedeutenden<br />

Pflichten der Unternehmen. Die<br />

Einzelheiten hierzu wurden bereits im<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12/17 dargelegt.<br />

Schaffung von technischen und<br />

organisatorischen Maßnahmen<br />

Die Schaffung von technischen und<br />

organisatorischen Maßnahmen soll<br />

durch die Implementierung von angemessenen<br />

Sicherheitsstandards erfüllt<br />

werden. Insbesondere soll hierdurch<br />

ein unzulässiger Umgang mit perso-<br />

Info<br />

nenbezogenen Daten verhindert und<br />

die Integrität und Verfügbarkeit dieser<br />

Daten gewährleistet werden.<br />

Beispiel für technische Maßnahmen<br />

ist die Einhaltung des Standes der<br />

Technik, die Pseudonymisierung oder<br />

Verschlüsselung von personenbezogenen<br />

Daten und die Einrichtung technischer<br />

Zugriffsrechte. Als Beispiel für<br />

organisatorische Maßnahmen ist die<br />

Beaufsichtigung von Personal, das<br />

Zugang zu personenbezogenen Daten<br />

hat, die Einrichtung physischer Zutritts,<br />

Zugriffs- oder Zugangskontrollen, die<br />

entsprechende Personalplanung, die<br />

Minimierung der Verarbeitung von personenbezogenen<br />

Daten und die regelmäßige<br />

Überprüfung, Bewertung und<br />

Evaluierung der Wirksamkeit technischer<br />

und organisatorischer Maßnahmen<br />

zur Umsetzung zu nennen.<br />

Die Einhaltung der genannten<br />

Maßnahmen ist im Falle eines Datenschutzverstoßes<br />

ein wichtiges Kriterium<br />

für die Aufsichtsbehörden, ob<br />

und in welcher Höhe ein Bußgeld verhängt<br />

wird. Eine strenge und gut dokumentierte<br />

Beachtung kann demnach<br />

zur erheblichen Schadensminimierung<br />

führen.<br />

Ab dem 25.05.2018 gilt in der Europäischen Union die Datenschutzgrundverordnung<br />

(DS-GVO) und enthält strengere Bestimmungen und<br />

Vorgaben für den Umgang der Unternehmen mit personenbezogenen<br />

Daten ihrer Mitarbeiter und Kunden. Im Zuge der Reform wird auch das<br />

noch geltende Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) durch das neue Bundesdatenschutzgesetz<br />

(BDSG-neu) ersetzt, welches die genannte Verordnung<br />

ergänzt. Die E-Privacy-Verordnung, ebenfalls ab dem 25.05.2018 geltend,<br />

soll an die DS-GVO anknüpfen und deren Regelungsbereich spezifisch für<br />

die Nutzung elektronischer Kommunikationsdienste und -vorgänge komplettieren.<br />

Anlässlich der Reformierung des Datenschutzrechtes ab Mai 2018 sollen<br />

die wichtigsten Änderungen und damit einhergehenden praktischen<br />

Anforderungen in Unternehmen in der Reihe „Die EU-Datenschutz-Grundverordnung<br />

in Unternehmen“ von Rechtsanwalt Dr. Thorsten Hauröder<br />

und Rechtsanwältin Bahar Beyaz von Henseler & Partner Rechtsanwälte<br />

mbB dargestellt werden.<br />

Meldepflichten bei Datenpannen<br />

Die DS-GVO schreibt Unternehmen<br />

eine unverzügliche Meldepflicht bei<br />

den zuständigen Aufsichtsbehörden<br />

im Falle einer Datenpanne vor. Hierunter<br />

fällt „eine Verletzung der Sicherheit,<br />

die, ob unbeabsichtigt oder rechtmäßig,<br />

zur Vernichtung, zum Verlust<br />

oder zur Veränderung oder zur unbefugten<br />

Offenlegung von beziehungsweise<br />

zum unbefugten Zugang an personenbezogenen<br />

Daten führt, die übermittelt,<br />

gespeichert oder auf sonstige<br />

Weise verarbeitet wurden“.<br />

Die Aufsichtsbehörden sind grundsätzlich<br />

innerhalb von 72 Stunden nach<br />

Bekanntwerden der Datenpanne zu<br />

benachrichtigen. Diese Pflicht entfällt,<br />

wenn voraussichtlich kein Risiko für<br />

die Rechte und Freiheiten der betroffenen<br />

Personen besteht. Die Meldung<br />

unterliegt zwingenden inhaltlichen<br />

Anforderungen. Bei einem hohen Risiko<br />

eines Schadenseintritts ist auch die<br />

betroffene Person selbst von der Datenpanne<br />

zu informieren.<br />

Fazit<br />

Wie den zuvor dargelegten und nicht<br />

abschließend aufgeführten Pflichten<br />

zu entnehmen ist, kommen auf Unternehmen<br />

zahlreiche und vielfältige neue<br />

Aufgaben zu. Wie dies in der Praxis<br />

tatsächlich umgesetzt werden soll, ist<br />

bislang noch völlig offen.<br />

In jedem Fall sollten insbesondere<br />

die zuständigen Mitarbeiter durch Schulungen<br />

auf das Thema sensibilisiert<br />

werden, um ein Bewusstsein für den<br />

sorgsamen Umgang mit personenbezogenen<br />

Daten hervorzurufen. Darüber<br />

hinaus sollten bestehende Auftragsdatenverarbeitungsverträge<br />

entsprechend<br />

angepasst und für unsichere Sachlagen<br />

notfalls neu aufgesetzt werden.<br />

Ratsam ist auch eine Art „Notfallplan“,<br />

der im Falle einer Datenpanne<br />

greifen soll. In Anbetracht der weiterhin<br />

bestehenden großen Rechtsunsicherheit<br />

und der noch ausstehenden<br />

praktischen Handhabung der Vorgaben<br />

der DS-GVO sollten die Meldungen<br />

der Aufsichtsbehörden verfolgt und<br />

deren Praxisleitfäden zur unternehmenseigenen<br />

Umsetzung herangezogen<br />

werden.<br />

Schließlich soll an dieser Stelle<br />

auch nochmals auf die Wichtigkeit<br />

einer einwandfreien Datenschutzerklärung<br />

erinnert werden. Diese gilt als<br />

„Achillesverse“, da Konkurrenzunternehmen<br />

und auch Aufsichtsbehörden<br />

über die Unternehmenswebseite auf<br />

diese jederzeit zugreifen und dessen<br />

Defizite erkennen können. Zur Verringerung<br />

der „Verwundbarkeit“ ist daher<br />

dessen Überprüfung und Anpassung<br />

unerlässlich. 2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

53


Verbände<br />

und Politik<br />

Bericht/Nachricht<br />

Forschungsprojekt zum Storytelling in Berlin vorgestellt<br />

Die Dimensionen der Digitalisierung<br />

Beeindruckt von den Dimensionen der Digitalisierung zeigte sich Bundesbildungsministerin Johanna<br />

Wanka bei ihrem Rundgang durch die Ausstellung zur BIBB-Konferenz Ende November in Leipzig.<br />

Die Tagung mit mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fokussierte diese nachhaltige Vielfalt<br />

einmal mehr auf die Berufsbildung und ihr Spitzenpersonal. Das Motto des Treffens: „Berufsbildung<br />

4.0 – Zukunftschancen durch Digitalisierung“. Verliehen wurden die Hermann-Schmidt-Preise.<br />

Beeindruckt von den<br />

Dimensionen der<br />

Digitalisierung: Bundesbildungsministerin<br />

Johanna Wanka<br />

Foto: BMBF<br />

Wie diese Erkenntnisse in künftige<br />

Politik umgesetzt werden könnten,<br />

machte Prof. Dr. Johanna Wanka<br />

in ihrer Rede zur Eröffnung des Kongresses<br />

in drei Punkten deutlich: Sie<br />

forderte<br />

z mehr Hard- und zudem<br />

z geeignete Software sowie – auf dieser<br />

Basis –<br />

z die intensive Förderung der beruflichen<br />

Aus- und Weiterbildung.<br />

Die amtierende Bundesbildungs- und<br />

Forschungsministerin mag bei der Formulierung<br />

dieser Forderungen insbesondere<br />

an ihren Besuch auf dem Messestand<br />

der Sächsischen<br />

Bildungsagentur gedacht haben, wo<br />

sie sich über den Einsatz und die Möglichkeiten<br />

von LernSax informiert hatte.<br />

Mit dieser vom Freistaat Sachsen finanzierten<br />

Lern- und Kommunikationsplattform<br />

wird beispielsweise in die<br />

Dresdner Lehrerausbildung investiert<br />

und so auf einen schnellen Transfer in<br />

die Schulen und deren Schüler gesetzt.<br />

Die sollen so dort abgeholt werden, wo<br />

sie sich in ihrer digitalen Entwicklung<br />

befinden. Das schließt den Handygebrauch<br />

im Unterricht ebenso ein wie<br />

das Führen eines elektronischen<br />

Berichtsheftes über die Ausbildung.<br />

Und auf diesem Wege bildet Berufsschule<br />

Leben ab, die Gesellschaft ebenso<br />

wie die Wirtschaft.<br />

Ausbilder und Lehrer<br />

Den Drei-Punkte-Plan der Bundesbildungsministerin<br />

ergänzte Prof. Dr.<br />

Friedrich Hubert Esser als Präsident<br />

des Bundesinstituts für Berufsbildung<br />

(BIBB) in seiner Eröffnungsrede durch<br />

eine vierteilige Analyse:<br />

z Der durch die Digitalisierung ausgelöste<br />

Strukturwandel führe erstens<br />

zu mehr Dienstleistungen, was<br />

z zweitens die Ausbildungsberufe entsprechend<br />

beeinflusse, die<br />

z drittens ohne besonders qualifizierte<br />

Ausbilder und Lehrer nicht mehr vermittelt<br />

werden könnten, was<br />

z viertens – im Erfolgsfall – das Duale<br />

System attraktiver machen könne.<br />

Die zweite Hälfte dieser Analyse<br />

bestimmte eindeutig das weitere Konferenzgeschehen<br />

in Leipzig: Auf die<br />

Ausbilder und ihre Unterstützer vor<br />

allem kommt es an. Sie müssen Vorreiter<br />

der Digitalisierung werden, sich<br />

an die Spitze der Bewegung für eine<br />

Verbesserung des Dualen Systems setzen.<br />

So betonte Esser, die Digitalisierung<br />

erfordere auch eine entsprechende<br />

Qualifizierung und Weiterbildung<br />

des Ausbildungs- und Lehrpersonals.<br />

Das BIBB werde sich deshalb<br />

für eine bundesweite Initiative für<br />

Ausbildungspersonal und Digitalisierung<br />

einsetzen. „Damit soll für das<br />

Ausbildungspersonal ein transparenter<br />

und gleichzeitig anwendungsorientierter<br />

Service zur Verfügung<br />

stehen, um medienpädagogische Kompetenzen<br />

zu erlangen.“ Denn, so der<br />

BIBB-Präsident weiter: „Wie erfolgreich<br />

die Herausforderungen der Digitalisierung<br />

für die berufliche Bildung<br />

letztendlich bewältigt werden können,<br />

steht und fällt mit der Kompetenz<br />

des betrieblichen und schulischen<br />

Ausbildungspersonals. Auf sie<br />

kommt es an.“ Wenn es nicht gelinge,<br />

die Lehrer und Ausbilder mitzunehmen<br />

und sie von den Chancen der<br />

Digitalisierung zu überzeugen, werde<br />

es in der betrieblichen und schulischen<br />

Ausbildungspraxis nicht funktionieren.<br />

Nachhaltige Entwicklung<br />

Dabei gilt auch für diese Fokussierung<br />

des Megatrends der Digitalisierung<br />

gerade auch für die Tagungsthemen<br />

das Prinzip der Nachhaltigkeit, also<br />

die Betrachtung sowohl unter ökonomischen<br />

und ökologischen als auch<br />

sozialen Aspekten:<br />

z Das Teilprimat der Wirtschaft erklärt<br />

sich nicht nur semantisch; Berufsbildung<br />

4.0 ist in aller Munde, nachdem<br />

die Begrifflichkeit von der Industrie<br />

4.0 den Weg geebnet hatte. Gerade<br />

auch der Bildungssektor unterliegt<br />

54 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Finanzierungsvorbehalten, weshalb<br />

auch die entsprechende Überzeugungsarbeit<br />

gegenüber den Unternehmensleitungen<br />

wichtig wird.<br />

z Der ökologische Aspekt kommt zweitens<br />

ins Spiel, weil es um Human<br />

Resources geht, auf die Deutschland<br />

mangels Bodenschätzen in besonderer<br />

Weise angewiesen ist. Auch dieses<br />

klassische Argument war auf der<br />

Tagung in Leipzig immer wieder zu<br />

hören.<br />

z Schließlich geht es bei der Bewältigung<br />

der Digitalisierung um nicht<br />

weniger als um den Zusammenhalt<br />

der Gesellschaft. Dass und in welchem<br />

Maß beispielsweise die sogenannten<br />

Sozialen Medien auch asozial<br />

wirken können, wurde auf der<br />

BIBB-Tagung immer wieder erschrocken<br />

festgestellt und beklagt.<br />

Ausgezeichnet: Hermann-Schmidt-Preise<br />

„Berufliche Aus- und Weiterbildung<br />

für die digitalisierte Arbeitswelt“ –<br />

lautete das Thema des letztjährigen<br />

Wettbewerbs um den „Hermann-<br />

Schmidt-Preis“. Der Verein „Innovative<br />

Berufsbildung“ identifizierte<br />

und prämierte damit gezielt Projekte<br />

und Initiativen, die beispielhafte<br />

Modelle zu diesem Thema<br />

entwickelt und umgesetzt haben.<br />

Aus den zum Wettbewerb eingereichten<br />

26 Initiativen ging als<br />

Sieger hervor:<br />

„Excellence Initiative Industrie<br />

4.0“ – Berufsbildende Schulen<br />

Osnabrück. Bei dem prämierten<br />

Projekt handelt es sich um ein<br />

innovatives Ausbildungskonzept<br />

zur Förderung digitaler Kompetenzen.<br />

Auszubildende erhalten die<br />

Gelegenheit, selbstgesteuert komplexe<br />

Problemstellungen im<br />

Zusammenhang mit den Herausforderungen<br />

von „Industrie 4.0“<br />

zu lösen. Hierfür bilden in einer<br />

Projekt-AG Auszubildende unterschiedlicher<br />

Berufsgruppen<br />

(Mechatroniker/-innen, Elektroniker/-innen<br />

und Fachinformatiker/-<br />

innen des zweiten und dritten<br />

Ausbildungsjahres) in interdisziplinärer<br />

Teamarbeit wesentliche<br />

Prinzipen des Produktionsprozesses<br />

in einer Smart Factory nach.<br />

Diese Auszeichnung war mit 3.000 €<br />

dotiert, drei Sonderpreise mit je<br />

1.000 €.<br />

Eine Broschüre mit Kurzdarstellungen<br />

der prämierten und von weiteren<br />

zum Wettbewerb eingereichten<br />

Projekten kann im Internetangebot<br />

des BIBB unter www.bibb.de/hermannschmidtpreis<br />

beziehungsweise<br />

unter www.wbv.de kostenlos<br />

heruntergeladen werden.<br />

Wohl auch angesichts dieser Problemlage<br />

stießen in der kongressbegleitenden<br />

Ausstellung Angebote auf besonderes<br />

Interesse, die entsprechend<br />

nachhaltige Lösungsansätze boten.<br />

Dazu gehörte beispielsweise die am<br />

Deutschen Qualifikationsrahmen und<br />

seinen – u.a. sozialen – Kompetenzen<br />

ausgerichtete betriebliche Verbundausbildung<br />

durch die ABB Ausbildungszentrum<br />

Berlin gGmH. Das gemeinnützige<br />

Unternehmen hat sich zuletzt<br />

in einem Modellprojekt mit „Zusatzqualifikationen<br />

für digitale Kompetenzen<br />

in der Aus- und Weiterbildung“<br />

beschäftigt. 2<br />

Foto: BIBB<br />

Bei der Verleihung des Hermann-Schmidt-Preises 2017.<br />

Intergalva in Berlin<br />

Freunde des Feuerverzinkens unter sich<br />

Die nach Angaben aus dem Industrieverband<br />

Feuerverzinken weltweit größte<br />

Konferenz und Messe zum Stückverzinken,<br />

die Intergalva 2018, findet vom 17.-22.6. in<br />

Berlin statt und richtet sich an Feuerverzinker<br />

sowie Anwender des Feuerverzinkens.<br />

Neben der dreitägigen Konferenz mit Simultanübersetzung<br />

in mehrere Sprachen und<br />

zahlreichen Workshops stellen mehr als 50<br />

Zulieferer der Stückverzinkungsindustrie aus<br />

aller Welt auf rund 5.000 m 2 ihre Produkte<br />

und Dienstleistungen vor. Erstmals sind auch<br />

Aussteller aus dem Beschichtungsbereich<br />

dabei, da Verzinker zunehmend auch das<br />

Beschichten von feuerverzinkten Stahlteilen<br />

selbst übernehmen. Im Anschluss an die<br />

Konferenz besteht zudem die Möglichkeit,<br />

Verzinkungs- und Beschichtungsanlagen in<br />

Deutschland zu besichtigen. Ein kulturelles<br />

Unterhaltungsprogramm für Teilnehmer und<br />

Begleitpersonen runden das Veranstaltungsprogramm<br />

ab.<br />

Der Industrieverband Feuerverzinken e.V.<br />

und seine Serviceorganisation, das Institut<br />

Feuerverzinken GmbH, vertreten die deutsche<br />

Stückverzinkungsindustrie. Im Jahr<br />

2016 wurden in Deutschland mehr als 1,8<br />

Mio. t Stahl stückverzinkt. Wichtige Anwendungsbereiche<br />

des Korrosionsschutzes<br />

durch Feuerverzinken sind u. a. Architektur<br />

und Bauwesen sowie die Verkehrstechnik<br />

und der Fahrzeugbau.<br />

[ kontakt ]<br />

Die Intergalva wird von der European General<br />

Galvanizers Association (EGGA) in Kooperation<br />

mit dem Industrieverband Feuerverzinken organisiert.<br />

Detaillierte Informationen und Anmeldungen:<br />

www.intergalva.com/2018.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

55


Verbände<br />

und Politik<br />

Berichte<br />

Forschungsprojekt zum Storytelling in Berlin vorgestellt<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

und das wahre Leben<br />

Der Einzelhandel hat Mitte Dezember in Berlin auf der Fachtagung „Storytelling – mit Geschichten<br />

zur ökonomischen Bildung im Handel“ die Ergebnisse eines dreijährigen Forschungsprojekts<br />

vorgestellt: eine Soap. Mit allen dafür notwendigen Zutaten aus dem wahren Leben versehen,<br />

werden im Alltag der immer gleichen Helden vor dem Hintergrund einer Art Zeichentrickfilm<br />

wichtige Begriffe aus dem Wirtschaftsleben multimedial erklärt.<br />

Letztlich müssen langfristig<br />

die Prüfungsergebnisse über den<br />

Erfolg dieses didaktischen Konzepts<br />

entscheiden, kurzfristig wurde in<br />

den in Berlin gegebenen Erfahrungsberichten<br />

aber schon einmal eine<br />

erhöhte Motivation der Probanden<br />

deutlich: Mit Themen wie Nachhaltigkeit,<br />

Bilanz oder Marketing setzt<br />

man sich im Umfeld von Liebe und<br />

Leidenschaft in einer Wohngemeinschaft<br />

in einem städtischen Kiez mit<br />

kränkelndem Gemüseladen mit<br />

Migrationshintergrund offenbar lieber<br />

auseinander als über Fachbücher<br />

und Frontalunterricht.<br />

Das wissenschaftliche Konzept<br />

für die Forschung im Rahmen dieses<br />

inzwischen mehrfach ausgezeichneten<br />

bzw. für Preise nominierten<br />

Vorhabens stellten bei der<br />

vom Handelsverband Deutschland<br />

(HDE) präsentierten Tagesveranstaltung<br />

im Verbändehaus Prof. Dr.<br />

Frank Thissen von der Hochschule<br />

der Medien Stuttgart und Judith<br />

Kunz von der Zentralstelle für Berufsbildung<br />

im Handel (zbb) vor. Es war<br />

Teil des Projekts „Digitale Narrationen<br />

als innovativer didaktischer<br />

Ansatz für ökonomische Bildung im<br />

Handel“, das vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

gefördert wird.<br />

Die Tagung und insbesondere<br />

deren Marktteil, der auch Werkzeuge<br />

zur Erfassung von Kompetenzzuwächsen<br />

präsentierte, moderierte<br />

Dr. Gabriele Lehmann von der zbb.<br />

Die Zentralstelle wird nach ihren<br />

Worten die filmischen und schriftlichen<br />

Ergebnisse des Projektes, das<br />

insgesamt 17 Themen für unterschiedliche<br />

Zielgruppen aufgegriffen<br />

hat (vgl. Kasten) unter Auflagen<br />

kostenlos zur Verfügung stellen. Auf<br />

diese Weise sollen möglichst viele<br />

Markplatz<br />

Auszubildende oder Jungkaufleute<br />

lernen – vom schwulen Ben ebenso<br />

wie von der familienbezogenen Ayse,<br />

von Sophia mit Alkoholproblemen<br />

oder mit dem nur Anfangs der<br />

Geschichten chaotischen Johannes.2<br />

[ Info ]<br />

Mehr Informationen zu dem Projekt gibt<br />

es auf der zbb-Webseite:<br />

http://www.oeb-handel.de.<br />

Diese digitalen Lerneinheiten wurden bei der Tagung zum Storytelling im<br />

Berliner Verbändehaus auf einem Marktplatz präsentiert – „zum Anfassen<br />

und Ausprobieren“:<br />

z „Alles im Fluss“; zum Thema Wirtschaftskreislauf, für die Zielgruppe:<br />

Berufsvorbereitung und 1. Ausbildungsjahr.<br />

z „Alles hat seinen Preis“; zum Thema Preisbildung, für die Zielgruppe 2.<br />

und 3. Ausbildungsjahr.<br />

z „Tausend und eine Möglichkeit einzukaufen“; zukm Thema Nachhaltigkeit<br />

und für das 2. Und 3. Ausbildungsjahr.<br />

z „Unterm Strich“; zum Thema Bildnz und GuV, für das 2. und 3. Ausbildungsjahr.<br />

z „Always online“; zum Thema Online vs. Stationärer Handel, für die Zielgruppe<br />

Geprüfte/r Handelsfachwirt/in.<br />

z „Musik ist meine Leben“; zum Thema Marketingprozess, für die Zielgruppe<br />

Geprüfte/r Handelsfachwirt/in.<br />

z „Träumen und Handeln“; zum Thema Voraussetzungen unternehmerischer<br />

Selbständigkeit, für die Zielgruppe Geprüfte/r Handelsfachwirt/in.<br />

z „Community-Aufgaben: Kollaboratives Arbeiten mit Online-Tools (von der<br />

Hochschule der Medien Stuttgart).<br />

z „Kompetenzen online erfassen und auswerten“ (von der ModernLearning<br />

GmbH Berlin).<br />

56 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Treibhauspotenzial für Baustahl<br />

Primärenergieeinsatz<br />

abhängig vom<br />

Ursprungsland des<br />

Baustahls, Bespiel:<br />

1 t Baustahl.<br />

bauforumstahl plädiert für faire Ausschreibungspraxis<br />

Kritik an Projektvergabe bei Großbrücke<br />

Wenn ein fairer Wettbewerb sichergestellt sei, wären die Angebote des deutschen Stahlbausektors<br />

absolut konkurrenzfähig. Das hat das Düsseldorfer bauforumstahl in Reaktion auf die<br />

Auschreibungspraxis bei der Vergabe der Leverkusener Brücke mitgeteilt.<br />

„Bei der Ausschreibung und Vergabe der Leverkusener<br />

Brücke sind aus Sicht von bauforumstahl einige<br />

Abläufe schwer nachvollziehbar gewesen. Insgesamt<br />

scheint uns die Chancengleichheit für Stahlbauunternehmen<br />

aus Deutschland im Vergleich zur internationalen<br />

Konkurrenz, insbesondere aus China, nicht gegeben“, kritisierte<br />

Dr. Bernhard Hauke, Geschäftsführer von bauforumstahl<br />

(BFS).<br />

Wenn das Qualitätsniveau des Materials, der Ausführung<br />

und die Kosten der erforderlichen Logistik nicht nach den<br />

allgemein in Deutschland gültigen Vorschriften und Regelungen<br />

kalkuliert und bewertet werden und darüber hinaus<br />

Nachhaltigkeitsaspekte keine Rolle spielten, sei die Chancengleichheit<br />

der Anbieter nicht gewährleistet und damit<br />

die eingereichten Angebote der einzelnen Wettbewerber<br />

nicht vergleichbar.<br />

„Wir plädieren deshalb für gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />

für alle bei der Ausschreibung und Vergabe<br />

von Großbrücken in Deutschland“, so Hauke.<br />

Untzer anderem folgende Kriterien empfiehlt bauforumstahl<br />

bei der Ausschreibung und Vergabe von Großbrücken:<br />

z Die VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen)<br />

und deren Randbedingungen sind bei den Ausschreibungen<br />

grundsätzlich zu berücksichtigen.<br />

z Alle beteiligten ausführenden Firmen sind in der Angebotsabgabe<br />

verbindlich zu benennen und deren Qualifikation<br />

nachzuweisen.<br />

z Die Ausschreibungsunterlagen müssen vollständig sein<br />

und Auskunft über die Materialverteilung des Behördenentwurfs<br />

geben.<br />

z Die ausgeschriebenen Arbeiten müssen vollständig<br />

beschrieben werden. Hierbei soll besonders darauf geachtet<br />

werden, dass die in Deutschland nach verbindlichen<br />

Vorschriften und DIN-Normen geforderten Qualitäten,<br />

Materialien und Ausführungsmethoden festgelegt sind.<br />

Von allen Bietern soll ausschließlich Q1-Material anzubieten<br />

und auszuführen sein.<br />

z Die Ausschreibung sollte auch die Nachhaltigkeit im<br />

Fokus haben und dabei eine entsprechende Bewertung<br />

und Gewichtung der Transportwege berücksichtigen.<br />

Nach Untersuchungen von BFS kommen bei Lieferungen<br />

aus Fernost alleine durch den Transport erhebliche<br />

zusätzliche Umwelteinwirkungen wie 42 % CO 2<br />

und<br />

auch 35 % mehr Energieverbrauch hinzu. In Deutschland<br />

orientiert sich die Industrie z.B. am BImSchG (Bundesemissionsschutzgesetz),<br />

dem CO 2<br />

-Zertifikatshandel<br />

und hohen Sozialstandards. Im Ausland sind solche<br />

Regelungen meist unbekannt.<br />

Umweltbelastung<br />

Verglichen mit dem errechneten Primärenergiebedarf<br />

und dem Treibhauspotenzial pro Tonne Baustahl können<br />

bei langen Transportwegen, je nach Herkunftsland der<br />

Stahlerzeugnisse zusätzliche Umweltbelastungen von<br />

mehr als 30 % auftreten. Wegen dieser deutlichen Anteile<br />

müssen die Umweltdaten für lange Transportwege auch<br />

bei einer Ökobilanz für ein komplettes Bauwerk Berücksichtigung<br />

finden, so Bauforumstahl. Stahl, zumal Baustahl<br />

in hoher technischer Qualität und mit günstigen<br />

Umweltwerten, sei in Deutschland und Europa gut verfügbar.<br />

2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

57


Wissenswertes<br />

Berichte<br />

Fehlende Strategie und kreative Ideen<br />

Digitale Weiterbildung<br />

Die eigenen Mitarbeiter fortzubilden ist für viele Unternehmen in Deutschland ein wichtiges<br />

Anliegen. Doch nur wenige Betriebe setzen auf eine zentrale Strategie, wenn es um Weiterbildungsmaßnahmen<br />

zu Digitalthemen geht. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage<br />

aus Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Der bietet Programme und liefert<br />

zudem kreative Ideen, wie leicht entsprechende Fortschritte zu erreichen sind (s. auch Kasten).<br />

[ kontakt ]<br />

Alle Seminare und<br />

Ausbildungen der<br />

Bitkom-Akademie<br />

sind verfügbar<br />

www.bitkomakademie.de/<br />

seminare<br />

Nach den Ergebnissen der Studie<br />

aus Mitte 2017 verfügt nur jedes<br />

fünfte deutsche Unternehmen (19 %)<br />

ab 50 Mitarbeitern über eine zentrale<br />

Strategie, um die Digitalkompetenzen<br />

ihrer Mitarbeiter auszubauen. Drei<br />

von vier Unternehmen (75 %) ab 50<br />

Mitarbeitern arbeiten ohne zentrale<br />

Strategie, wenn sie Mitarbeiter zu Digitalthemen<br />

weiterbilden lassen.<br />

„Digitalkompetenzen sind für<br />

jedes Unternehmen von herausragender<br />

Bedeutung, um im Wettbewerb<br />

von morgen zu bestehen“, sagt Anja<br />

Olsok, Leiterin der Bitkom Akademie.<br />

„Die digitale Transformation ist eine<br />

Querschnittsaufgabe, die Unternehmen<br />

mit einer zentralen Strategie<br />

umsetzen sollten – auch bei der Weiterbildung<br />

ihrer Mitarbeiter.“<br />

Inzwischen hat die Bitkom-Akademie<br />

auf die hohe Nachfrage nach<br />

Aus- und Weiterbildungen zu Digitalkompetenzen<br />

reagiert:<br />

z So müssen Betreiber von Kritischen<br />

Infrastrukturen (KRITIS) gemäß IT-<br />

Sicherheitsgesetz angemessene Vorkehrungen<br />

treffen, um Störungen<br />

ihrer IT-Systeme und Prozesse zu<br />

vermeiden. In einem Ausbildungslehrgang<br />

vermittelt die Bitkom-<br />

Akademie die notwendige Prüfverfahrens-Kompetenz<br />

für betroffene<br />

Unternehmen.<br />

z Darüber hinaus befähigt eine neugeschaffene<br />

Ausbildung zum Datenschutzauditor<br />

die Teilnehmer zur<br />

Prüfung der sogenannten „Datenverarbeitung<br />

im Auftrag“.<br />

z Ebenso ist es für Unternehmen<br />

immer bedeutender, die eigenen<br />

Daten intelligent auswerten zu können.<br />

Im Themenfeld „Data Science“<br />

bietet die Bitkom Akademie mehrere<br />

Ausbildungen und Präsenzseminare<br />

an. „Für keine andere Digitalkompetenz<br />

ist die Nachfrage an<br />

Weiterbildung so stark gestiegen<br />

Platte passwörter<br />

Warum sich gute Vorsätze empfehlen<br />

wie im Bereich Data Science“, sagt<br />

Olsok.<br />

Zusätzlich zu Zertifikatslehrgängen<br />

und Präsenzseminaren steht den Kunden<br />

der Bitkom Akademie ein umfassendes<br />

Angebot an kostenlosen Live-<br />

Online-Seminaren zur Auswahl. In<br />

mehr als 70 Seminaren bilden ausgewählte<br />

Referenten zu Themen wie Big<br />

Data, Internet of Things, Blockchain<br />

und digitales Marketing fort. 2<br />

„hallo“ oder „123456“ – bei der Wahl ihrer Passwörter vertrauen viele<br />

Menschen auf schlichte Kombinationen, auf platte Lösungen. Jeder dritte<br />

Internetnutzer (32 %) in Deutschland gibt außerdem an, dass er für mehrere<br />

Online-Dienste das gleiche Passwort nutzt. Das ist das Ergebnis<br />

einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom,<br />

der diesbezüglich gute Vorsätze zum Jahresbeginn empfiehlt.<br />

„Wer sich auf ein einziges Passwort für verschiedene Online-Dienste verlässt,<br />

macht es Cyberkriminellen sehr einfach“, sagt Dr. Nabil Alsabah,<br />

Bitkom-Experte für IT-Sicherheit. „Wenn dieses Passwort einmal in falsche<br />

Hände gerät, ist die gesamte digitale Identität eines Nutzers gefährdet.“<br />

Immerhin fast zwei von drei Internetnutzern (64 %) setzen auf mehr<br />

als ein Passwort für verschiedene Online-Dienste. Einen perfekten Schutz<br />

vor Cyberkriminellen bieten auch die längsten Passwörter nicht. Doch<br />

wer folgende Hinweise beachtet, erschwert Cyberattacken deutlich:<br />

Je komplexer das Passwort, desto höher der Schutz. Trotzdem werden im<br />

Alltag oft simple Passwörter genutzt. Mit einem Trick lassen sich aber<br />

auch schwierige Passwörter leicht merken, indem clevere Eselsbrücken<br />

eingesetzt werden.<br />

Um Passwörter mit Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen zu generieren,<br />

werden dafür die Anfangsbuchstaben von ausgedachten Sätzen<br />

genommen, etwa: „Mein Verein gewann das entscheidende Spiel mit 3 zu<br />

2!“ Daraus lässt sich ein sicheres und gut zu merkendes Passwort erstellen:<br />

„MVgdeSm3z2!“.<br />

58 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Quelle, 2: Günther + Schramm<br />

Günther + Schramm Geschäftsführer Bernd Seibold<br />

Systemdienstleister im Stahlhandel sind gefragt.<br />

Studie zur Digitalisierung in der Stahlbranche<br />

Blätter statt Bits<br />

Die Stahlbranche liebt auch weiterhin das Papier – das ist die zentrale Schlussfolgerung<br />

einer aktuellen Studie von Günther + Schramm. Die setze auf Blätter statt auf Bits.<br />

Das Handelshaus kümmert sich regelmäßig um wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Entwicklungen auch jenseits der eigenen Unternehmensmauern und publiziert dazu.<br />

Trotz entsprechender Angebote<br />

durch die Händler ist die elektronische<br />

Auftragsabwicklung via<br />

EDI noch erst wenig verbreitet. Ein<br />

weiteres Ergebnis: Digitalisierung<br />

ist für die befragten Unternehmen<br />

aus der metallbe- und -verarbeitenden<br />

Industrie mehrheitlich ein Trend<br />

für die Zukunft. Hoch im Kurs stehen<br />

hingegen individuell zugeschnittene<br />

Servicekonzepte des<br />

Handels:<br />

z Analoge Bestellmethoden sind in<br />

der Stahlbranche nach wie vor weit<br />

verbreitet. Nur 23 % der 77 befragten<br />

Unternehmen aus der metallbeund<br />

-verarbeitenden Industrie nutzen<br />

die papierlose Auftragsabwicklung.<br />

EDI-Nutzer sehen darin deutliche<br />

Vorteile, wie etwa den<br />

schnellen Datentransfer und den<br />

zügigen Bestellvorgang. 67 % erzielen<br />

damit eine Entlastung des Personals<br />

und genauso viele reduzieren<br />

mittels EDI ihre Prozess- und<br />

Verwaltungskosten.<br />

z „Bestellvorgänge via Onlineportal<br />

sind im Augenblick eher ein<br />

Günther + Schramm<br />

Thema für Trendsetter als für die<br />

breite Masse. Was wir aber an<br />

unserem eigenen Onlineangebotes<br />

sehen, ist, dass viele Kunden<br />

dort beispielsweise die Verfügbarkeit<br />

von Produkten prüfen oder<br />

Zolltarifnummern recherchieren“,<br />

sagt Jörg Mayer, Leiter Materialund<br />

Prozesslogistik bei Günther<br />

+ Schramm.<br />

z Angesichts der zunehmenden Komplexität<br />

der Materiallogistik versprechen<br />

sich die Studienteilnehmer<br />

von individuell zugeschnittenen<br />

Servicekonzepten (85 %) oder<br />

durch Just-in-time-Belieferung<br />

(81 %) deutlich größere Optimierungspotenziale.<br />

Ein komplettes<br />

Outsourcing ist trotz des steigenden<br />

Kostendrucks und des zunehmenden<br />

Bedarfs an Produktionsflächen<br />

nur für acht Prozent der<br />

metallverarbeitenden Betriebe eine<br />

Lösung. 2<br />

Die Günther + Schramm GmbH sieht sich selber als Süddeutschlands<br />

führender Systemdienstleister für Stahl, Edelstahl und Aluminium.<br />

Das Unternehmen wurde 1930 gegründet und beschäftigt an den vier<br />

Standorten Oberkochen, Königsbronn, Stuttgart und Mannheim rund 180<br />

Mitarbeiter. Das Unternehmen ist zum einen im klassischen Metallhandel<br />

tätig, zum anderen bietet das Unternehmen verschiedenste Dienstleistungen<br />

in der Lohnfertigung und realisiert komplexe Outsourcing-Projekte im<br />

Bereich der Material- und Prozesslogistik.<br />

Knapp 2.000 aktive Kunden aus dem Maschinen- und Werkzeugbau<br />

sowie der mechanischen Bearbeitung und Elektrotechnik versorgt Günther<br />

+ Schramm mit Blank- und Walzstahl, Edelstahl, Qualitäts- und Werkzeugstahl,<br />

Guss, Aluminium, Sonderwerkstoffen u.a.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

59


Wissenswertes<br />

Bericht/Nachrichten<br />

Foto: The Trustees oft he Natural History Museum, London<br />

Etwa 2,5 t wiegt dieser Block aus gebändertem Eisen in der Hintze Hall im Londoner<br />

Natural History Museum.<br />

Winzige Einzeller ließen Eisenerzlager entstehen<br />

Die große Sauerstoffkrise<br />

Der Brocken aus gebändertem Eisenerz im Londoner Natural History<br />

Museum legt sozusagen beredt Zeugnis von einer wichtigen Phase<br />

der Erdgeschichte ab: Vor etwa 2,5 Milliarden Jahren wurde der<br />

Grundstein für das heutige Leben gelegt. Wissenschaftler charakterisieren<br />

diese Zeit als große Sauerstoffkrise. Damals entstand auch<br />

das Eisenerz, erklärt Peter Becker.<br />

Achte Auflage<br />

Innovationspreis<br />

Feuerverzinken<br />

Der Innovationspreis Feuerverzinken<br />

geht in die achte Runde: Unternehmen,<br />

Entwickler, Forscher, Designer und<br />

Erfinder können sich bis zum 15.5.18 um<br />

diesen Award des Industrieverbandes<br />

Feuerverzinken bewerben.<br />

Der will damit herausragenden neuen<br />

Produktanwendungen und innovativen<br />

Forschungsleistungen mit Bezug zum<br />

Feuerverzinken eine Bühne bieten. Der<br />

Preis wird vergeben für Produkte, die<br />

ganz oder hinsichtlich wichtiger Details<br />

aus feuerverzinktem Stahl bestehen und<br />

neue Anwendungen für das Feuerverzinken<br />

eröffnen. Alternativ können Forschungsleistungen<br />

für verbesserte oder<br />

neue feuerverzinkte Stahlanwendungen<br />

ausgezeichnet werden. Der Innovationspreis<br />

wird im Rahmen eines Festaktes<br />

anlässlich des Branchenevents „Feuerverzinken<br />

2018“ in Aachen verliehen.<br />

Im Archaikum vor 4 bis 2,5 Milliarden<br />

Jahren war der Globus ein unwirtlicher<br />

Ort. Leben gab es nur im Wasser<br />

in Form von einfachen Bakterien, die<br />

an die dortigen Umstände ohne freien<br />

Sauerstoff angepasst waren.<br />

Vor 3 Milliarden Jahren jedoch<br />

begannen sogenannte Blaualgen, heute<br />

als Cyanobakterien bezeichnet, mit der<br />

Fotosynthese: Sie nutzten das Sonnenlicht<br />

für ihre Lebensvorgänge und setzten<br />

dabei Sauerstoff frei. Den gaben sie<br />

an das Wasser ab.Sofort ging der Sauerstoff<br />

Verbindungen mit dem dort<br />

gelösten Eisen ein. Die dabei entstehenden<br />

Metallmoleküle sanken auf den<br />

Meeresgrund und bildeten über Millionen<br />

von Jahren dicke Lagen, dazwischen<br />

Schichten aus Schlick.<br />

Eisenerz nennen wir heute diese<br />

Schichtungen, die sich weltweit finden,<br />

da die Sauerstoffkrise global stattfand.<br />

Der Wechsel der Bänder ist vermutlich<br />

auf Phasen unterschiedlicher Aktivität<br />

der Irgendwann aber war das gelöste<br />

Eisen im Wasser gänzlich aufgebraucht.<br />

Fortan stieg der Sauerstoff aus der<br />

Fotosynthese in die Atmosphäre auf<br />

und brachte sie, wiederum über Milliarden<br />

von Jahren, bis zu dem heutigen<br />

Anteil von 21% Sauerstoff, an den die<br />

Atmung der Lebewesen angepasst ist.<br />

Die zuvor dominierenden Arten hatten<br />

sich in Nischen zurückgezogen,<br />

z.B. in der Nähe von Vulkanschloten<br />

in der Tiefsee oder in heißen Salzquellen<br />

an Land. Daher der Name „Große<br />

Sauerstoff-Katastrophe“, den manche<br />

Wissenschaftler den Vorgängen vor<br />

2,5 Milliarden Jahren geben.<br />

Die Fotosynthese war also auch<br />

Anlass für eines der Massensterben,<br />

welche die Evolution begleiten.<br />

Das gebänderte Eisen auf dem<br />

Foto ist ein besonders dekoratives<br />

Exemplar. Es stammt aus der Pilbara<br />

Region im Nordwesten Australiens.<br />

Der Bergbaukonzern Rio Tinto hatte<br />

es in einem 12-Tonnen-Brocken von<br />

Eisenerz gefunden, zersägt, poliert<br />

und an das Natural History Museum<br />

in London geschickt. Dort ist das Exponat<br />

seit kurzem in der Hintze Hall<br />

ausgestellt, in der außergewöhnliche<br />

Objekte aus der Erdgeschichte zu<br />

sehen sind. Der Brocken hat einen<br />

Gehalt von 32 % Eisen. Abbauwürdiges<br />

Erz sollte einen Anteil von mindestens<br />

58 % bis 62 % haben – ist dann<br />

aber weniger malerisch. 2<br />

[ Kontakt ]<br />

http://www.nhm.ac.uk/<br />

[ info ]<br />

Teilnahmeunterlagen für den Innovationspreis<br />

2018 sind beim Industrieverband<br />

Feuerverzinken e.V., Postfach 140451,<br />

40074 Düsseldorf, Fax: 0211/690765-28,<br />

info@feuerverzinken.com erhältlich sowie als<br />

Download unter www.feuerverzinken.com/<br />

innovationspreis.<br />

Digitale Transformation<br />

im Gespräch<br />

Auf der Konferenz „Digitale Transformation<br />

im Mittelstand“ am 26.2.18 in Berlin<br />

sollen wertvolle und praxisnahe Inhalte<br />

und Lösungen für die Digitalisierung von<br />

Unternehmen und die Optimierung von<br />

Digitalisierungsprojekten vermittelt werden.<br />

Dabei spielt nach Ansicht des Veranstalters,<br />

der Infopark AG, das Mischungsverhältnis<br />

aus Strategien, Trends und<br />

praktischen Beispielen eine wichtige<br />

Rolle. Die Bandbreite der vortragenden<br />

Experten decke zudem alle erfolgskritischen<br />

Faktoren für das digitale Business<br />

ab.<br />

[ info ]<br />

Für Informationen und Anmeldungen:<br />

stefan.heuser@infopark.de<br />

60 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


DAHD veröffentlicht neue Termine<br />

Überbetriebliche Begleitung von Auszubildenden<br />

Deutscher Umweltpreis<br />

erneut ausgelobt<br />

Die Kandidatensuche für den unabhängigen,<br />

mit 500.000 € dotierten Deutschen<br />

Umweltpreis 2018 hat begonnen. Bis zum<br />

15.2.18 haben rund 130 Institutionen –<br />

darunter Forschungs- und Naturschutzeinrichtungen,<br />

Arbeitgeber- und Branchenverbände<br />

sowie Gewerkschaften,<br />

Kirchen und Medien – die Möglichkeit,<br />

ihre Favoriten für die Auszeichnung vorzuschlagen.<br />

Mit dem höchstdotierten<br />

Umweltpreis Europas würdigt die Deutsche<br />

Bundesstiftung Umwelt (DBU) seit<br />

1993 Leistungen von Persönlichkeiten,<br />

die vorbildlich zum Schutz der Umwelt<br />

beitragen oder beigetragen haben. Welche<br />

Institutionen Vorschläge machen<br />

können, ist auf der Homepage des Deutschen<br />

Umweltpreises zu lesen<br />

(www.dbu.de/umweltpreis). 2018 wird<br />

am 28.10. die Messehalle in Erfurt Ort<br />

der festlichen Verleihung sein.<br />

Außenwirtschaftstag<br />

in Bremen<br />

Der diesjährige Außenwirtschaftstag findet<br />

am 19.4. in Bremen statt. Die 12. Auflage<br />

dieser Veranstaltung will die aktuellen<br />

globalen Veränderungen und ihre<br />

Auswirkungen auf die Außenwirtschaft<br />

darstellen. Das Treffen wird unter der<br />

Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

sowie unter Beteiligung von<br />

bundesweit tätigen Spitzenverbänden für<br />

erwartet rund 400 Vertreter aus Politik,<br />

Verwaltung und Wirtschaft organisiert.<br />

Zur Eröffnung spricht u.a. Holger Bingmann,<br />

Präsident des Bundesverbands<br />

Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen.<br />

Inhaltlich vertieft werden sollen u.a.<br />

die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung,<br />

Europa und Protektionismus.<br />

[ info ]<br />

Die Online-Plattform für Anmeldungen<br />

ist unter www.außenwirtschaftstag.de<br />

freigeschaltet.<br />

Die DAHD-Bildungszentrum Groß- und Außenhandel GmbH mit Sitz in Berlin hält an<br />

seinem Konzept fest, mehrtägige überbetriebliche Weiterbildungen für Auszubildende der<br />

Branche anzubieten und hat dazu jetzt die Termine für 2018 veröffentlicht, die – u.a. auch –<br />

der Prüfungsvorbereitung für angehende Kaufleute im Groß- und Außenhandel sowie künftige<br />

Lagerlogistiker und Fachlageristen dienen. Das DAHD beruft sich bei seinen Aktivitäten<br />

auf eine aktuelle Studie aus dem Bundesinstitut für Berufsbildung, das den Weiterbildungsbedarf<br />

für diese Zielgruppen ermittelt hat.<br />

Allein für die Auszubildenden des Groß- und Außenhandels werden im Februar und März<br />

fünf entsprechende Prüfungsvorbereitungstermine in Goslar, Aschersleben und Bad Belzig<br />

angeboten. Dieses allgemeine Angebot für die schriftlichen Tests hatte der Bundesverband<br />

Deutscher Stahlhandel (BDS) in früheren Jahren durch terminlich entsprechend getaktete<br />

Lernteams für die fachspezifische Vorbereitung auf die mündliche Prüfung ergänzt, die ab<br />

diesem Jahr erstmals teilweise im Fernunterricht angeboten wird (vgl. gesonderte BDS-<br />

Berichterstattung in diesem Heft).<br />

[ info ]<br />

Die aktuellen Angebote des DAHD können unter www.dahd.de eingesehen und unter info@dahd bzw.<br />

030/590099-542 nachgefragt werden.<br />

Verbändeinitiative<br />

Wohnungsbau-Tag in Berlin<br />

Der inzwischen 10. Wohnungsbau-<br />

Tag findet am 1.3.18 in Berlin statt. Die Veranstaltung<br />

ist eine Initiative mehrerer in der<br />

Branche beteiligter Verbände – mit dabei<br />

sind auch die Baustoffhändler.<br />

Das Fachforum zum Wohnungsbau-Tag<br />

beginnt um 13:00 Uhr in der Landesvertretung<br />

von Berlin mit der Präsentation einer<br />

neuen Studie „Fakten-Check 2018. Die<br />

Wahrheiten zum Wohnungsbau“. Es schließt<br />

sich eine Auftakt-Talk-Runde an, für die u.a.<br />

Ina Scharrenbach, für den angesprochenen<br />

Themenbereich zuständige Landesministerin<br />

in Nordthein-Westfalen zugesagt hat. Zu<br />

den Beteiligten an der abschließenden Wohnungsbau-Arena<br />

(bis 16:30 Uhr) gehören<br />

die Ministerpräsidenten aus Schleswig-Holstein,<br />

Thüringen, der Regierende Bürgermeister<br />

von Berlin sowie mehrere deutsche<br />

Oberbürgermeister – unter Ihnen auch der<br />

Grünen-Politiker Boris Palmer aus Tübingen<br />

.<br />

[ info ]<br />

Telefonische Auskünfte zu der Veranstaltung<br />

gibt es unter 030/28879955, Anmeldemöglichkeiten<br />

unter antwort@wohnungsbautag.de.<br />

Tagung rund um die additive Fertigung<br />

Im Rahmen der DGM-Fachtagung „Werkstoffe und Additive Fertigung“ sollen am<br />

25./26.4.18 in Potsdam material- und produktionstechnische Aspekte rund um die additive<br />

Fertigung aus Wissenschaft und Industrie beleuchtet werden. Hierzu zählt nach Ansicht der<br />

Deutschen Gesellschaft für Materialkunde (DGM) insbesondere die Betrachtung umfassender<br />

Prozessketten für additiv hergestellte Bauteile, die neben den additiven Prozessen<br />

selbst und den dafür verwendeten Anlagen auch vor- und nachgelagerte Prozesse einbezieht.<br />

Rein technologisch sind hier die Nutzung von Gieß-, Umform-, Zerspan-, Wärmebehandlungs-<br />

und Mechanischen Oberflächenbehandlungsschritten im Umfeld der additiven<br />

Fertigung zu nennen. Bislang noch viel zu wenig betrachtet werde zudem die additive Fertigung<br />

aus dem Blickwinkel der Produktionssysteme.<br />

[ info ]<br />

www://additive-fertigung@dgm.de/home/<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

61


Lifesteel<br />

Berichte/Nachricht<br />

Eisenbänder halten<br />

die Fassdauben<br />

zusammen, so dass<br />

man der Behälter<br />

beinahe unverwüstlich<br />

ist.<br />

Das Know-how der<br />

Küfer oder Böttcher<br />

ist uralte Handwerkskunst.<br />

Ohne die Spannung<br />

zwischen Dauben<br />

und Stahlbändern<br />

fällt das Fass einfach<br />

auseinander.<br />

(Die Fotos sind im<br />

Volkskunde- und<br />

Freilichtmuseum<br />

Roscheider Hof in<br />

Konz bei Trier<br />

gemacht worden.)<br />

Bandeisen hält seit ewigen Zeiten hölzerne Fässer zusammen<br />

Die Kunst der Fuge<br />

Ein edler Tropfen beispielsweise braucht ein Fass aus Holz, und dieses funktioniert<br />

nur mit Reifen aus Stahl. Aus Anlass des Zuprostens zum Jahreswechsel hat Peter<br />

Becker zu dieser uralten Verwendung von Schmiedeeisen recherchiert.<br />

Fotos, 3: Peter Becker<br />

[ kontakt ]<br />

Böttcherei<br />

Gerresheim<br />

www.böttchereigerresheim.de/<br />

fassbau/<br />

Dürkheimer Fass<br />

www.duerkheimerfass.de/<br />

Im Altertum und in der Antike<br />

wurden Weine und Öle in Amphoren<br />

aus Ton transportiert. Der Nachteil dieser<br />

Behältnisse war, dass sie leicht zerbrachen<br />

und sich nur mit Mühe stapeln<br />

ließen.<br />

Irgendwann wurde das Holzfass<br />

erfunden, das man sogar rollen kann.<br />

Vielleicht waren es die Römer, schließlich<br />

verfügten sie über weitreichendes<br />

Know-how in der Bearbeitung von<br />

Eisen. Denn für ein Fass sind geschmiedete<br />

Reifen notwendig, damit es zusammenhält.<br />

Sie anzufertigen, aufzuziehen<br />

und zuvor die hölzernen Einzelteile<br />

in die richtige Form zu bringen ist eine<br />

uralte Handwerkskunst.<br />

Mit Hilfe von Modellen gibt der<br />

Küfer oder der Böttcher den noch geraden<br />

Holzstäben (Dauben) die richtige<br />

Schräge an den Seiten. Das garantiert<br />

am Ende, dass die benachbarten Teile<br />

sich ohne Zwischenräume zu einer wasserdichten<br />

Wand zusammenfügen.<br />

Meist sind die Dauben von den Enden<br />

zur Mitte hin dünner gearbeitet, so dass<br />

sie sich leichter biegen lassen.<br />

Um vorzugreifen: Ganz am Ende<br />

werden die Fugen noch abgedichtet.<br />

Dafür nahm man früher je nach Verwendung<br />

für das Fass Schilf, Talg, Talkumkitt<br />

oder ähnliche Materialien.<br />

Viele Arbeitsschritte …<br />

Anschaulich werden die vielen Arbeitsschritte<br />

mit Fotos auf der Webpage der<br />

Böttcherei Gerresheim mit Sitz in Kerken<br />

unweit von Krefeld dargestellt:<br />

z Zuerst werden mit einem so genannten<br />

Setzreifen die Dauben im Rund<br />

aufgestellt; dann wird das Ganze mit<br />

zwei weiteren Eisenbändern (Arbeitsreifen)<br />

vorläufig stabilisiert.<br />

z Bei der Massenfertigung geht es dann<br />

in eine Dampfkammer, wo das Holz<br />

mit Hitze und Wasser für das folgende<br />

Biegen weichgemacht wird.<br />

Im Handwerksbetrieb entzündet man<br />

im Inneren des Behältnisses ein<br />

Feuer.<br />

z Mit der Fasswinde, auch Fasszug<br />

genannt, werden nun auch die Dauben<br />

am anderen Ende des Fasses<br />

zusammengezogen. Weitere Schritte<br />

sind ein Nachfeuern, um eventuell<br />

vorhandene Spannungen aus dem<br />

Holzmantel herauszuholen, das Glätten<br />

der Oberfläche und das Einsetzen<br />

von Boden und Deckel in eine zuvor<br />

eingeschnittene Nut, „Gargel“ oder<br />

„Kröse“ genannt.<br />

z Zum Schluss werden die Arbeitsreifen<br />

abmontiert und die endgültigen<br />

Stahlbänder aufgezogen. Sie sind mit<br />

einer Schrägung geschmiedet, weil<br />

das Fass, von der Seite betrachtet, ja<br />

einen Bauch hat. Sie müssen sich<br />

möglichst eng an das Holz anschmiegen.<br />

z Um Reste an Lohe, Gerbstoffen oder<br />

Farbe aus dem Holz herauszuziehen,<br />

wird schließlich noch mit heißem<br />

Wasser oder speziellen Mixturen<br />

gespült. Danach ist das Fass „weingrün“,<br />

wie es in einem „Fachbuch<br />

für Küfer“ aus den 1950-ern heißt.<br />

… und noch mehr Theorien<br />

Eiche ist wegen ihrer Festigkeit und<br />

Dauerhaftigkeit das bevorzugte Material.<br />

Am besten geeignet sei Holz von<br />

Bäumen, die langsam gewachsen sind,<br />

so das Fachbuch.<br />

Ob sich der Zeitpunkt der Holzernte<br />

auf die Qualität des Fasses auswirkt,<br />

ist ein altes Streitthema. In einem Fachbuch<br />

mit dem Titel „Dauben“ von 1951<br />

heißt es dazu eindeutig: „Wenn ein<br />

Meister den Vorzug hat, im Wald den<br />

stehenden Baum kaufen zu können,<br />

dann wird er ihn unbedingt im Winter<br />

fällen lassen, sofort abführen, einschneiden<br />

und stapeln.“<br />

Unendlich sind auch die Erörterungen,<br />

wie man mit einem leichten Räuchern<br />

(„Toasten“) der Innenwände des<br />

Fasses dem Wein eine besondere Note<br />

geben kann. Die wenigen Böttcherbetriebe,<br />

die es hierzulande gibt, profitieren<br />

vom Trend zu traditionell hergestellten<br />

Lebens- und Genussmitteln: Saure<br />

Gurken werden auf Regionalmärkten<br />

in Fässern angeboten, und kleine Brennereien<br />

lassen ihren Schnaps in besonderen<br />

Behältnissen reifen.<br />

Schließlich: Das größte Weinfass<br />

der Welt steht in Bad Dürkheim. Es<br />

wurde 1934 von einem lokalen Winzer<br />

und Küfermeister errichtet und ist innen<br />

als Restaurant ausgebaut. Jede der 178<br />

Dauben ist 15 m lang. Entsprechende<br />

Ausmaße haben die Eisenbänder. Das<br />

Volumen dieser Touristenattraktion<br />

beträgt 1,7 Millionen Liter. Es war aber<br />

nie gefüllt. 2<br />

62 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Stahl- und ortsnah (1)<br />

Finanzielle Hilfe durch Nordwest<br />

Traditionell zum Jahresende überreicht Nordwest sozialen Organisationen eine Spende. 2017 waren<br />

das insgesamt 15.000 €, die Vorstandsvorsitzender Bernhard Dressler und Finanzvorstand Jörg Simon<br />

überreichen konnten. Das stahlaffine Unternehmen zeigte damit einmal mehr lokales Engagement.<br />

Bei der Übergabe der symbolischen<br />

Schecks am Standort Dortmund<br />

traf die Spitze des Einkaufsverbunds<br />

NORDWEST Handel AG auf die Vertreter<br />

der ausgewählten Organisationen<br />

und kamen mit ihnen ins Gespräch.<br />

„Die jährlichen Spenden sind<br />

für uns eine Herzensangelegenheit,<br />

mit denen wir etwas an die Gesellschaft<br />

zurückgeben möchten. Wir<br />

konzentrieren uns bei unserer<br />

Unterstützung auf Projekte vor Ort.<br />

Hier haben wir den persönlichen<br />

Kontakt und wissen, dass unsere<br />

Spenden in der Organisation Gutes<br />

ermöglichen“, so Bernhard Dressler<br />

und Jörg Simon.<br />

z „Ich kann brüllen wie ein Löwe“ ist<br />

ein Präventionsprojekt des Kinderschutz<br />

Zentrums Dortmund gegen<br />

sexuelle Gewalt für Kinder im Vorschulalter.<br />

Mit Taffy, dem Maskottchen<br />

des Projekts, werden eigene<br />

Grenzen spielerisch erarbeitet.<br />

Zusätzlich dazu unterstützt Nordwest<br />

das kreativtherapeutische<br />

Angebot für Kinder, die Gewalt<br />

erfahren haben.<br />

Foto: Nordwest<br />

z Das Frauenhaus Dortmund bietet<br />

Frauen und ihren Kindern, die häusliche<br />

Gewalt erleben mussten, eine<br />

anonyme und geschützte Unterkunft<br />

mit weitreichendem Beratungsangebot.<br />

Mit der Spende werden Gruppenabende<br />

unterstützt, die den Müttern<br />

helfen, sich wieder zu stabilisieren.<br />

z Der Elterntreff leukämie- und tumorerkrankter<br />

Kinder kümmert sich seit<br />

35 Jahren um die Belange krebskranker<br />

Kinder, die in der Kinderklinik<br />

Dortmund behandelt werden. Mit<br />

der Spende wird zum einen eine Wohnung<br />

in Cuxhaven modernisiert, die<br />

betroffene Familien für Kur- und<br />

Erholungsaufenthalte nutzen können.<br />

Zum anderen werden betroffene<br />

Familien individuell finanziell<br />

unterstützt, bei denen Neuerkrankungen<br />

oder Rückfälle aufgetreten<br />

sind. 2<br />

Nordwest-Vorstandsvorsitzender<br />

Bernhard<br />

Dressler (l.) und<br />

Nordwest.-Referentin<br />

Lea Dommel (r.) bei<br />

der Übergabe der<br />

symbolischen<br />

Schecks an Vertreter<br />

der diesmal begünstigten<br />

Organisationen.<br />

Flipperautomaten<br />

Stahl zum Spielen<br />

Es sind tatsächlich Stahlkugeln, die in einem Flipperautomaten<br />

hin- und hergeschossen werden. Peter Becker hat sich in der<br />

Szene umgesehen.<br />

Im Berliner Bezirk Zehlendorf hat ein Enthusiast 50 dieser Freizeitgeräte<br />

zusammengetragen und in „Jörgs Flipperhalle“ ausgestellt.<br />

Interessierte können dort gegen eine Eintrittsgebühr von 5 € unbegrenzt<br />

spielen – die Apparate sind auf Freispiel gestellt.<br />

Jörg Meißner, Elektromeister und Präsident der bundesweiten German<br />

Pinball Association, hat die Geräte zusammengetragen und hält<br />

sie in Stand.Die Öffnungszeiten sind freitags und sonnabends meist<br />

von 13 bis 22 Uhr. Gruppenbuchungen sind auch zu anderen Zeiten<br />

möglich. Gelegentlich ist für die Öffentlichkeit aber am Samstagsabend<br />

geschlossen, wenn nämlich die Vereinsmitglieder ihrer Spielleidenschaft<br />

nachgehen. Dann kann es in der Halle richtig laut werden<br />

– „der Krach (der Geräte) gehört einfach dazu“, schreibt die<br />

Berliner Zeitung über solch eine Sause. Wer dann den aktuellen<br />

Highscore knackt, kann seinen Namen auf der Anzeige eintragen.<br />

[ Info ]<br />

www.flipperhalle-berlin.de<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

63


Lifesteel<br />

Nachgehakt<br />

Fotos, 2: EDE<br />

Gerne im Gespräch: Heinz-Alfred<br />

Liebig und die Kommunikation.<br />

Was eigentlich macht jetzt Heinz-Alfred Liebig?<br />

Pläne und Prinzipien<br />

Nach mehr als einem halben Jahrhundert Stahlhandel (vgl. Kasten)<br />

ist er Ende des vergangenen Jahres aus der Branche ausgeschieden,<br />

nachdem er dem EDE in den letzten drei Monaten noch beratend<br />

zur Seite gestanden hatte. Für den <strong>Stahlreport</strong> war dies ein guter<br />

Grund, mit einer schon legendären Frage nach Wuppertal zu reisen:<br />

Was eigentlich macht jetzt Heinz-Alfred Liebig? Zur Antwort des<br />

73-Jährigen gehören Pläne ebenso Prinzipien – wie sie sich aus der<br />

Analyse eines langen Berufslebens ergeben.<br />

<strong>Stahlreport</strong>: Wenn man wie<br />

Sie, Herr Liebig, nach rund fünf<br />

Jahrzehnten eine Branche verlässt,<br />

in Ihrem Fall in der Position des<br />

Geschäftsführers der ESH EURO<br />

STAHL-Handel GmbH & Co. KG,<br />

muss man natürlich an erster Stelle<br />

danach fragen lassen, was dieser<br />

bisher vielbeschäftigte Mann jetzt<br />

in seinem Ruhestand macht.<br />

Stimmt es, dass Sie nun ganz hochhinaus<br />

wollen?<br />

Heinz-Alfred Liebig: Stimmt! Meine<br />

Frau und ich haben schon seit vielen<br />

Jahren jeden Urlaubstag genutzt,<br />

um zu reisen. Das ist mit mehr Freizeit<br />

jetzt ausbaufähig.<br />

Deshalb startet im Mai die nächste<br />

Fernreise: nach Tibet mit einem<br />

Besuch im Mount Everest-Basislager<br />

auf über 5.000 m Höhe – ein kleiner<br />

Traum von mir. Er ist nach unserem<br />

10. Forum auf der Zugspitze entstanden,<br />

wo wir einen Referenten zu Gast<br />

hatten, der gerade vom Mount Everest<br />

zurückkam. So hoch will und<br />

kann ich nicht steigen, aber die Stimmung<br />

in dieser Bergwelt im Himalaya<br />

möchte ich erleben.<br />

<strong>Stahlreport</strong>: Stichwort: erleben.<br />

Nicht nur im Einkaufsbüro Deutscher<br />

Eisenhändler GmbH (E/D/E),<br />

in dem Sie in den letzten rund eineinhalb<br />

Jahrzehnten Ihrer Berufstätigkeit<br />

beschäftigt waren, haben<br />

Sie die Entwicklung der Stahlhandelsbranche<br />

aktiv mitverfolgt, ihre<br />

Höhen und Tiefen. Wenn Sie diese<br />

Zeiten Revue passieren lassen –<br />

erkennen Sie da für diese<br />

Geschichte Zustandsveränderungen<br />

und sie prägende Prinzipien?<br />

Heinz-Alfred Liebig: Es gab einst<br />

so etwas wie eine klassische Ordnung<br />

im Händlerbereich: starke mengenorientierte<br />

Ausprägungen zwischen<br />

A-, B- und C-Händlern. In jeder<br />

größeren Stadt waren alle Werkshandelsgesellschaften<br />

mit Niederlassungen<br />

vertreten. Grundlage für alle<br />

Käufe bei deutschen Herstellern<br />

waren die in Brüssel hinterlegten<br />

Werkspreislisten.<br />

Beginnend in Italien bei den sogenannten<br />

Brescianis wurde dieser<br />

Zustand „B-Händler kauft alles beim<br />

A-Händler und der geht dafür nicht<br />

an die Kunden des B-Händlers“ im<br />

Laufe der Jahre zerstört, denn die<br />

dort entstandenen Ministahlwerke<br />

boten auf der Basis ihrer technischen<br />

Entwicklung – im Gegensatz zur Mindestabnahme<br />

bei einem deutschen<br />

Werk – auch kleinere Mengen an.<br />

Und damit begann im Handel<br />

eine Umwälzung über vielleicht 20<br />

Jahre – der B-Händler wurde mehr<br />

und mehr zum Abnehmer nur noch<br />

kleiner Mengen. Die Lagerergänzungen<br />

gingen auch an A-Händler, die<br />

aber nicht mehr vom Lager lieferten,<br />

sondern in der Strecke. Daraus<br />

ist entstanden, dass inzwischen<br />

längst A-, B- und C-Handel bei allen<br />

Verbrauchern präsent sind.<br />

<strong>Stahlreport</strong>: Technische Entwicklungen<br />

als Ursache für Veränderungen.<br />

Gibt es für den Wandel in<br />

der Branche, die Sie als Geschäftsführer<br />

eines einzelnen Stahlhandelsunternehmens<br />

ebenso begleitet<br />

haben wie als Führungskraft in<br />

einem Einkaufsverband, auch noch<br />

andere erkennbare Prinzipien?<br />

64 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


Heinz-Alfred Liebig: Rückblickend<br />

kann ich erkennen, dass nichts stehen<br />

bleibt. Auch bestimmte Geschäftsfelder<br />

entstehen neu – denken Sie<br />

an die Anarbeitung – oder können<br />

verloren gehen, wenn man das nicht<br />

früh genug erkennt. Dafür sind Biegebetriebe<br />

ein gutes Beispiel.<br />

Ich habe deshalb größten Respekt<br />

vor den privaten Stahlhandlungen<br />

und ihren Inhabern bzw.<br />

Geschäftsführern. Sie haben sich in<br />

den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt<br />

und die speziellen Chancen<br />

in ihren Regionen wahrgenommen.<br />

Und wenn ich dann höre, wie kürzlich<br />

auf dem Stahlhandelstag in<br />

Darmstadt, dass Kunden Schwierigkeiten<br />

bekommen könnten, wenn<br />

der Stahlhandel X diese Performance<br />

nicht mehr zur Verfügung stellt, dann<br />

hat der Händler alles richtiggemacht.<br />

<strong>Stahlreport</strong>: Und wie haben Sie es<br />

geschafft, über viele Jahre die unterschiedlichen<br />

Interessen von über<br />

140 Anschlusshäusern – so viel<br />

Individualität – unter einen Hut zu<br />

bringen?<br />

Heinz-Alfred Liebig: Man muss das<br />

Individuelle akzeptieren. Die Anforderungen<br />

unserer Mitglieder sind in<br />

der Tat sehr unterschiedlich. Wir<br />

gehen mit jedem Mitglied mit, wenn<br />

es handeln will, kennen auch die<br />

jeweilige Vorgehensweise.<br />

Deshalb gibt es zum Beispiel für<br />

den Einkauf nicht nur ein einziges<br />

Timing. Jeder hat da seine eigene<br />

Vorstellung über die erforderliche<br />

Reichweite.<br />

Die Programme der einzelnen<br />

Mitglieder sind heute schon sehr differenziert;<br />

nicht alle führen alles<br />

oder alles in diesem Umfang. Die<br />

Spezialisierung oder das Einrichten<br />

des Lieferprogramms auf die regionalen<br />

Kunden wird heute deutlicher<br />

als früher. Bei 08/15-Produkten kommen<br />

sich alle in die Quere, aber das<br />

ist längst nicht mehr überall das<br />

wesentliche Geschäft.<br />

<strong>Stahlreport</strong>: Und wie hat sich das<br />

wesentliche Geschäft in Ihrem Verantwortungsbereich<br />

zuletzt verändert?<br />

Heinz-Alfred Liebig: Das Umsatzwachstum<br />

von 165 Mio. € in 2000,<br />

meinem Beginn beim E/D/E, auf über<br />

eine Milliarde Euro in 2017, ist zu<br />

einem bedeutenden Teil neuen Mitgliedern<br />

zu verdanken, die wir im<br />

Laufe meiner Zeit für UNION<br />

STAHL/ESH gewinnen konnten. Aber<br />

mit der Verbreiterung der Lieferantenbasis<br />

haben wir auch den Anteil<br />

vom Gesamtbedarf bei unseren bisherigen<br />

Mitgliedern erheblich steigern<br />

können.<br />

Dazu kommt, dass die ESH versucht,<br />

einem Mitglied, wenn es will,<br />

ganzheitlich zu dienen. Das heißt:<br />

Das Team kann nicht nur günstige<br />

Einkaufspreise nennen, sondern<br />

informiert auch, wann aus ESH-Sicht<br />

der richtige Zeitpunkt für den Einkauf<br />

und welche Reichweite erforderlich<br />

ist. Das ist eine große Verantwortung.<br />

Die Begleitung umfasst auch<br />

Gespräche über Nachfolgen, Verkaufsabsichten<br />

mit der Suche nach Anbindung<br />

bei einem der E/D/E- Mitglieder.<br />

Der Stahlbereich im EDE hat viele<br />

Mitglieder, die auch expandieren wollen<br />

– hier vermittelt das Team auch<br />

die Unterstützung der zur E/D/E-<br />

Gruppe gehörenden ETRIS-BANK.<br />

<strong>Stahlreport</strong>: Zum Prinzip einer ganzheitlichen<br />

Betreuung müssten ja<br />

auch Berufsbildungsmaßnahmen<br />

gehören, oder? Und welche großen<br />

Herausforderungen für die Branche<br />

sehen Sie sonst noch?<br />

Heinz-Alfred Liebig: Fest steht, dass<br />

wir nicht genügend ausgebildete<br />

Stahlkaufleute haben. Wenn nicht<br />

ausreichend qualifizierte Mitarbei-<br />

ter durch den Markt rudern, tangiert<br />

das die Erlössituation aller Beteiligten.<br />

Die Möglichkeiten der beruflichen<br />

Weiterbildung sind erfreulicherweise<br />

gestiegen, nicht zuletzt<br />

durch das Fernstudium BDS. Der<br />

Zulauf gibt dem Bundesverband Deutscher<br />

Stahlhandel Recht, und wir als<br />

Stahlhändler können froh darüber<br />

sein.<br />

Die Anarbeitung, und wenn sie<br />

dann noch spezieller ist, über den<br />

Gehrungsschnitt hinausgeht, ist für<br />

mich eine weitere wesentliche<br />

Voraussetzung der Zukunftssicherung<br />

– verbunden mit guten persönlichen<br />

Beziehungen zu den Kunden.<br />

Ohne diese Beziehung, die ich<br />

mir ja auch erst erarbeiten muss,<br />

damit ich davon profitieren kann,<br />

wird das nicht möglich sein. Ein<br />

Onlineshop kann das ergänzen, aber<br />

nicht ersetzen.<br />

Eine wesentliche Herausforderung<br />

liegt aus meiner Sicht in Zukunft<br />

zudem im Einkauf: Die Importangebote<br />

für fast alle Produkte haben<br />

zugenommen – und man muss<br />

erkennen, dass in naher oder weiterer<br />

Zukunft Westeuropa als alleiniges<br />

Beschaffungsgebiet natürliche<br />

Grenzen hat. Eine Ausweitung<br />

der Beschaffung muss die Folge sein,<br />

um die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Stahlhandels zukünftig fördern zu<br />

können.<br />

<strong>Stahlreport</strong>: Die technische Entwicklung,<br />

der ständige Wandel, die<br />

Individualisierung, die Ganzheitlichkeit,<br />

die Berufsbildung und – 3<br />

Heinz-Alfred Liebig – Stationen einer Karriere<br />

1962: Kaufmännische Lehre bei der Klöckner Werke AG, Hüttenwerk<br />

Hagen-Haspe<br />

1964: Verkauf Stabstahl, Betonstahl, Walzdraht<br />

1967: Walzstahlkontor Nord, Essen – Verkaufsgemeinschaft für die Hüttenwerke<br />

Salzgitter, Hüttenwerk Oberhausen (HOAG), Ilseder<br />

Hütte und Klöckner Georgsmarienwerke sowie Hütte Haspe<br />

1971: Carl Spaeter, München – Handlungsbevollmächtigter<br />

1976: F. Hackländer, Kassel – Prokurist<br />

1991: Carl Spaeter, Hagen – Geschäftsführer<br />

2000: E/D/E – Union Stahl – Handel – Geschäftsbereichsleiter<br />

2016: E/D/E – ESH-Euro Stahl – Handel – Geschäftsführer<br />

2018: Eintritt in den Ruhestand<br />

<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />

65


Lifesteel<br />

Nachgehakt/Bericht<br />

3 zuletzt – die Globalisierung. Wir<br />

haben viel über Veränderungen<br />

bestimmende Prinzipien gesprochen.<br />

Und welches Prinzip wird Ihr Leben<br />

in der Zukunft verändern?<br />

Heinz-Alfred Liebig: Was mir fehlen<br />

wird? Im Laufe der langen Zeit im Stahl<br />

habe ich viele Menschen kennen und<br />

auch schätzen gelernt; ein vertrauensvolles<br />

Netzwerk hatte sich gebildet,<br />

in dem ich mich wohl gefühlt habe.<br />

Ich gebe zu, dass es mir wehtut, dies<br />

Foto: Kinkel<br />

loslassen zu müssen, mit diesen wunderbaren<br />

Menschen nicht mehr<br />

zusammen sein und arbeiten zu können.<br />

Das wird mir nicht nur fehlen,<br />

das werde ich vermissen. Und: Den<br />

Abschied gerade auf dem 13. Forum<br />

in Stuttgart muss ich erst noch verarbeiten.<br />

<strong>Stahlreport</strong>: Herr Liebig, Danke für<br />

das Gespräch – und für Ihre Zukunft<br />

alles Gute! 2<br />

Mit Zurrgurten von Spanset<br />

auf dem Trailer fixiert,<br />

erreichte die Verkaufshütte<br />

des Schwerter Lions-Clubs<br />

den Wuckenhof, wo in der<br />

Ruhrstadt der Weihnachtsmarkt<br />

„Bürger für Bürger“<br />

jeweils am ersten Adventswochenende<br />

in historischem<br />

Fachwerkambiente<br />

stattfindet.<br />

Stahl- und ortsnah (2)<br />

Praktische Hilfe durch Spanset<br />

Traditionell am ersten Adventswochenende verkauft der Lions-Club<br />

Schwerte zugunsten sozialer Projekte von Caritas und Diakonie auf<br />

dem Weihnachtsmarkt der westfälischen Ruhrstadt Crepes und<br />

andere Leckereien. Dass der clubeigene Verkaufsstand zu diesem<br />

Anlass ohne Gefahr transportiert werden konnte, dafür hat – vermittelt<br />

durch die benachbarte Iserlohner Kettenfabrik Thiele – ein Zurrsystem<br />

von Spanset gesorgt, das sonst meist Stahlprodukte sichert.<br />

Die Tatsache, dass auch in diesem<br />

Jahr durch die Aktion der Schwerter<br />

Lions rund 3.000 € gespendet werden<br />

konnten, ist dem so beschriebenen<br />

Netzwerk zu verdanken, das im Übrigen<br />

inzwischen für den sozialen Bereich<br />

häufig sehr typisch ist: Den Ehrenamtlern<br />

wird inzwischen viel Profitum abverlangt,<br />

für das die angesprochene Sicherheit<br />

nur ein Beispiel ist.<br />

Da traf es sich für die Schwerter Helfer<br />

gut, dass Marktorganisator Reinhard<br />

Kinkel gut mit Dr. Günther Philipp<br />

befreundet ist. Als Geschäftsführer der<br />

Kettenfabrik THIELE GmbH & Co. KG verfolgt<br />

der seit vielen Jahren die Produktentwicklungen<br />

in der SpanSet GmbH &<br />

Co. KG und wusste – erstens um die vielfältigen<br />

Einsatzmöglichkeiten von Zurrgurten<br />

und zweitens, dass deren Handhabung<br />

zur Ladungssicherung verständlich<br />

beschrieben und damit auch<br />

für Laien gut nachvollziehbar ist.<br />

So reichte im Endeffekt ein vermittelndes<br />

Gespräch von Philipp mit<br />

dem Außendienstmitarbeiter von Spanset,<br />

und dem Serviceclub mit der sicher<br />

zu transportierenden Hütte war geholfen<br />

– Dank der Ladungssicherungstechnik<br />

aus Übach-Palenberg.<br />

So stehen die Chancen gut, dass<br />

sich der Lions-Club Schwerte auch<br />

2018 am Weihnachtsmarkt „Bürger<br />

für Bürger“ beteiligt, auf dem keine<br />

kommerziellen Anbieter zugelassen<br />

sind und es verpflichtend ist, den<br />

Gewinn für soziale Zwecke vor Ort<br />

bereitzustellen. 2<br />

Impressum<br />

STAHLREPORT<br />

Das BDS-Magazin für die Stahldistribution<br />

Stahlhandel | Stahlproduktion |<br />

Stahlverarbeitung<br />

Offizielles Organ des BDS-Fernstudiums<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

Max-Planck-Straße 1<br />

40237 Düsseldorf<br />

Redaktion:<br />

Dr. Ludger Wolfgart (Chefredakteur)<br />

Telefon (02 11) 8 64 97-11<br />

E-Mail: Wolfgart-BDS@stahlhandel.com<br />

Markus Huneke<br />

Telefon (02 11) 8 64 97-24<br />

E-Mail: Huneke-BDS@stahlhandel.com<br />

Anzeigen:<br />

Ksenija Sandek<br />

Telefon (02 11) 8 64 97-21<br />

E-Mail: Sandek-BDS@stahlhandel.com<br />

Verlag:<br />

BDS AG<br />

Max-Planck-Straße 1<br />

40237 Düsseldorf<br />

Telefon (02 11) 8 64 97-0<br />

Telefax (02 11) 8 64 97-22<br />

Layout:<br />

auhage|schwarz, Leichlingen<br />

Druck:<br />

Hellendoorn, Bad Bentheim<br />

Erscheinungsweise: monatlich (10 Hefte/Jahr)<br />

Bezugspreis:<br />

Jährlich 65 € im Inland und 70 € im Ausland<br />

zuzüglich Versandspesen und Mehrwertsteuer.<br />

Abbestellungen sind lediglich unter Einhaltung<br />

einer dreimonatigen Kündigungsfrist zum Jahres -<br />

ende möglich. Für die Mitglieder des BDS und die<br />

Teilnehmer im BDS-Fernstudium ist der Bezug<br />

eines Exemplars der Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“<br />

im Mitgliedsbeitrag bzw. in der Studien gebühr<br />

enthalten. Ein Nachdruck ist nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung der Redaktion gestattet.<br />

Anzeigenpreis: Zur Zeit gilt die Preisliste Nr. 35.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder<br />

Fotos übernehmen Herausgeber, Redaktion und<br />

Verlag keine Gewähr. Namentlich oder mit Initialen<br />

gekennzeichnete Beiträge vertreten eine vom<br />

Herausgeber unabhängige Meinung der Autoren.<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird mitunter<br />

auf die gleichzeitige Verwendung mänlicher<br />

und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche<br />

Personenbezeichnungen gelten gleichwohl<br />

für beiderlei Geschlechter.<br />

Außerdem bittet die Redaktion um Verständnis,<br />

dass insbesondere Firmennamen je Artikel in der<br />

Regel nur einmal in ihrer werbeorientierten Form<br />

verwendet und entsprechende Begriffe häufig<br />

eingedeutscht werden.<br />

International Standard Serial Number:<br />

ISSN 0942-9336<br />

Diese Zeitschrift wurde aus umwelt schonendem<br />

Papier hergestellt.<br />

Beilagenhinweis:<br />

Dieser Ausgabe liegen Beilagen vom Bundesverband<br />

Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.<br />

(BME) und BDS AG Bundesverband Deutscher<br />

Stahlhandel bei.<br />

66 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18


BDS-Berufsbildung<br />

Seminare und sonstige (BDS-)Veranstaltungen<br />

2018<br />

Seminarthema Termin Tagungsort<br />

Stahleinkauf (Kooperation) (Seminar) 30.-31.01. Duisburg<br />

Stahlkunde (Seminar) 05.-07.02. Dortmund<br />

Prüfbescheinigungen (Seminar) 20.02. Düsseldorf<br />

Rohrtag 01.03. Düsseldorf<br />

Rohre (Seminar) 05.-07.03. Paderborn<br />

Qualitäts- und Edelstahl (Seminar) 15.-16.03. Nürnberg<br />

Blankstahl (Seminar) 10.-11.04. Ludwigsburg<br />

Betonstahl (Seminar) 24.-25.04. Kehl<br />

Stahleinkauf (Kooperation/Seminar) 24.-25.04. Duisburg<br />

Trägertag 07.06. Düsseldorf<br />

Flacherzeugnisse – Feinbleche,<br />

Oberflächenveredelung (Seminar) 11.-12.06. Duisburg<br />

Einführung Fernstudium 01.-06.07. Soltau<br />

Stahlkunde (Seminar) 22.-24.08. Gröditz<br />

Stahleinkauf (Kooperation/Seminar) 04.-05.09. Duisburg<br />

Verkauf (Seminar/Webinar) 11.-12.09. Soltau<br />

Gebietsversammlungen 10.-14.09. bundesweit<br />

Nichtrostende Stähle (Seminar) 17.-18.09. Wetzlar<br />

Grobbleche (Seminar) 19.-20.11. Wernigerode<br />

Stahleinkauf (Kooperation/Seminar) 04.-05.12. Duisburg<br />

Stahlkunde (Seminar) 05.-07.12. Gengenbach<br />

Verkauf (Lernteam/Webinar) November Raum Hamburg<br />

Werkstoff- und Produktkunde (Lernteam) Termin folgt Raum Offenburg<br />

Diese Übersicht gibt den Stand der Planungen für Lernteam- und Seminarveranstaltungen<br />

und zum Fernstudium sowie zu entsprechenden Kooperationen wieder.<br />

Änderungen jeder Art sind vorbehalten, vor allem Ergänzungen. Über weitere Details sowie zu<br />

den Anmeldemöglichkeiten informieren Sie sich bitte im Internet (www.stahlhandel.com) oder<br />

wenden sich telefonisch bzw. elektronisch an den<br />

BUNDESVERBAND DEUTSCHER STAHLHANDEL (BDS)<br />

Max-Planck-Straße 1 · 40237 Düsseldorf<br />

Telefon: 0211/86497-19 · Telefax: 0211/86497-22<br />

E-MAIL: WYNANDS-BDS@STAHLHANDEL.COM

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