Stahlreport 2018.01
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73. Jahrgang | Januar 2018<br />
STAHLREPORT<br />
Das BDS-Magazin für die Stahldistribution<br />
1/2|18<br />
Wirtschaft wächst – Boom braucht (Berufs-)Bildung!
„Wirtschaft wächst –<br />
Boom braucht (Berufs-)Bildung!“<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
das neue Jahr 2018, für das die<br />
Reaktion Ihnen nochmals alles<br />
Gute wünscht, beginnt mit exzellenten<br />
Nachrichten, die auch dieses<br />
Heft prägen – zumindest an zwei<br />
Stellen:<br />
Das vergangene Jahr hat Deutschland ein Wachstum<br />
des Bruttoinlandsprodukts von 2,2 % gebracht,<br />
für 2018 erwarten die Experten gar eine Steigerung<br />
dieser wichtigen Kenngröße auf rund 2,5 %. Was diese<br />
volkswirtschaftlichen Daten für die stahlnahen Wirtschaftszweige<br />
bedeuten, ist in der umfangreichen Konjunkturberichterstattung<br />
nachzulesen (ab S. 28).<br />
Damit dieser Aufschwung nicht gefährdet wird,<br />
bedarf es immer mehr hervorragend ausgebildeter Fachkräfte.<br />
In Zeiten des Booms aber braucht es eine besondere<br />
Berufsbildung. Sie darf die Lerner nicht lange von<br />
ihren Arbeitsplätzen fernhalten und muss die wirtschaftlichen<br />
Vorteile der Digitalisierung nutzen. Entsprechend<br />
ist auch der BDS unterwegs(ab S. 48).<br />
Zur Weiterbildung zählen natürlich auch die Fachveranstaltungen<br />
des BDS. Den Auftakt in diesem Jahr<br />
macht der Rohrtag am 1. März 2018 in Düsseldorf. Teilnehmer<br />
erhalten dort einen kompakten Überblick über<br />
die aktuellen Entwicklungen dieses Produktsegments.<br />
Im Fokus steht dabei neben Bildungsaspekten auch das<br />
Netzwerken (Vorschau auf S. 46).<br />
Entwicklungen und Trends aus dem Stahlhandel<br />
finden Sie wie immer zu Beginn unseres Hefts. Im Fokus<br />
steht diesmal ein Blick über die Grenze zu einem niederländischen<br />
Nachbarn. Wie die Metallhandels-Gruppe<br />
MCB aufgestellt ist und wie das Management dort auf<br />
die Herausforderungen der Digitalisierung reagiert,<br />
lesen Sie im Beitrag dazu ab S. 6.<br />
Nun wünschen wir Ihnen viel Vergnügen und Informationszuwachs<br />
beim Lesen der ersten Ausgabe des <strong>Stahlreport</strong><br />
2018.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Dr. Ludger Wolfgart<br />
Chefredakteur <strong>Stahlreport</strong><br />
INHALT<br />
PERSÖNLICHES<br />
4 Kurznachrichten<br />
STAHLHANDEL<br />
5 Bepro unterstützt Mulvany-Realschule<br />
6 MCB-Gruppe – Umbau gelungen<br />
12 Jebens – Agile Riesen<br />
STAHLVERARBEITER<br />
14 Neuer Benchmark für Großmotoren-Produktion<br />
WERKSTOFFE<br />
16 Potenziale des Stahlhochbaues nutzen<br />
MESSEN UND MÄRKTE<br />
Messen<br />
20 Eisenwarenmesse – Trends in der Hartwaren-Branche,<br />
Valve World – Armaturen im Fokus,<br />
Bautec – Werkstoffe und Wertschöpfung,<br />
Premiere Baufachtage West – Spezialisierung zahlt sich aus<br />
26 wire & Tube – auf Rekordkurs<br />
27 LogiMAT – Intralogistik aus erster Hand<br />
SPEZIAL KONJUNKTUR<br />
28 Groß- und Außenhandel – Fakten und Forderungen<br />
30 Deutsche Industrie – Fulminantes Finale 2017<br />
32 Bauwirtschaft – Korrektur nach oben<br />
33 Stahlbau – Rückblick ohne Ausblick<br />
34 Maschinen- und Anlagenbau – die magische Drei<br />
36 Werkzeugmaschinen-Industrie – im Aufwind<br />
40 Stahlrohr-Industrie – Rückblick und Ausblick<br />
BDS<br />
44 Research: Kein Grund zur Klage<br />
46 Runde Sache – Einladung zum BDS-Rohrtag 2018<br />
48 BDS-Vertriebsschulungen – Aus einem Guss<br />
50 BDS-Fernstudium – Neuer Jahrgang für Stahlhändler<br />
52 Recht: EU-Datenschutz-Grundverordnung –<br />
Aufgaben und Pflichten<br />
VERBÄNDE & POLITIK<br />
54 Dimensionen der Digitalisierung<br />
WISSENSWERTES<br />
58 Digitale Weiterbildung<br />
59 Studie – Digitalisierung im Stahlhandel<br />
LIFESTEEL<br />
60 Große Sauerstoffkrise – Einzeller als Ursache für Eisenerzlager<br />
63 Finanzielle Hilfe durch Nordwest<br />
64 Nachgehakt: Was eigentlich macht Heinz-Alfred Liebig?<br />
68 Impressum<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
3
Persönliches<br />
Kurznachrichten<br />
Max Schumacher<br />
ist fortan alleiniger Hauptgeschäftsführer des<br />
Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-<br />
Industrie (BDG). Die neue Position hat der<br />
Rechtsanwalt, bisher Sprecher der Hauptgeschäftsführung,<br />
zum 1. Januar 2018 übernommen.<br />
Die beiden anderen Mitglieder der<br />
Hauptgeschäftsführung, Rechtsanwalt Gerhard<br />
Klügge, bisher<br />
zuständig für Verwaltung,<br />
und Dr.-Ing.<br />
Christian Wilhelm,<br />
bisher zuständig für<br />
den Bereich Technik,<br />
haben den Verband<br />
zum 31. Dezember<br />
Foto: BDGuss<br />
2017 verlassen.<br />
Max Schumacher,<br />
seit langen Jahren in<br />
unterschiedlichen Funktionen in den Gießereiverbänden<br />
tätig, ist auch Generalsekretär<br />
des europäischen Gießereiverbandes CAEF:<br />
„Ich freue mich sehr darauf, in einem neu<br />
aufgestellten Verband an der Zukunft der<br />
Gießerei-Industrie mitarbeiten zu können.<br />
Mit den bewährten Mitarbeitern und neuen<br />
Strukturen wird das dem Verband noch besser<br />
gelingen als bisher schon.“ Der Hauptgeschäftsführer<br />
wird durch vier Bereichsleiter<br />
unterstützt, die fachübergreifend die<br />
Interessenvertretung der Gießerei-Industrie<br />
Rudolf Ketterer<br />
ist Ende Dezember 2017 in den Ruhestand<br />
gegangen. 44 Jahre lang war der<br />
gelernte Eisen- und Eisenwarenhändler<br />
Geschäftsführer der Bucher Stahlhandel<br />
GmbH in Rottweil. Ketterer begann seine<br />
Ausbildung 1964. Er blickt auf insgesamt<br />
54 Berufsjahre zurück. Bei Bucher begann<br />
er 1974 – nachdem das Unternehmen,<br />
das damals noch als Stahlhandel Rottweil<br />
firmierte, seinen ehemaligen Ausbildungsbetrieb<br />
übernommen hatte. „Am 1. Juli<br />
habe ich als Geschäftsführer angefangen“,<br />
erinnert er sich im „Schwarzwälder<br />
Boten“. Seit 2004 ist er als Geschäftsführer<br />
dort tätig. Ketterer hat die Entwicklung<br />
der Bucher Stahlhandel GmbH zu<br />
einem modernen, überregional aktiven<br />
Stahlversorger maßgeblich mit geprägt.<br />
Sichtbare Meilensteine seines unternehmerischen<br />
Erfolgs sind der Bau eines<br />
neuen Lager- und Logistikzentrums im<br />
Jahr 2003 sowie eines weiteren, größeren<br />
Foto: Nico Pudimat<br />
sowie eine umfassende Betreuung der BDG-<br />
Mitgliedsunternehmen sicherstellen: Jörg<br />
Evertz (Bereichsleiter Verwaltung), Thomas<br />
Krüger (Bereichsleiter Mitgliederbetreuung),<br />
Heiko Lickfett (Bereichsleiter Wirtschaft)<br />
und Cesare Troglio (Bereichsleiter Technik).<br />
Gregor Machura<br />
ist neuer Geschäftsführer von bauforumstahl.<br />
Er folgt damit Volker Hüller nach, der<br />
Ende 2017 planmäßig in den Ruhestand<br />
gegangen ist. Machura vervollständigt seit<br />
Januar 2018 somit die Doppelspitze des Verbandes<br />
gemeinsam mit Dr. Bernhard Hauke,<br />
der weiterhin der Führungsriege erhalten<br />
bleibt. „Mit Volker Hüller ging zum Jahresende<br />
2017 das technische Gewissen des<br />
deutschen Stahlbaus in den verdienten<br />
Ruhestand. Wir danken Volker Hüller für seinen<br />
unermüdlichen und engagierten Einsatz<br />
für den Stahlbau“, betonte Reiner Temme,<br />
stellvertretender Vorsitzender von bauforumstahl<br />
und Präsident des Deutschen<br />
Stahlbau-Verband DSTV. Mit Gregor<br />
Machura wurde diese Position aus den eigenen<br />
Reihen heraus besetzt. Machura ist seit<br />
2012 als Referent für Stahlbautechnik bei<br />
bauforumstahl beschäftigt. Er folgt zudem<br />
auf die Position des Geschäftsführers des<br />
Deutschen Stahlbau-Verbandes DSTV.<br />
Lager-, Logistik- und Bearbeitungszentrums<br />
im Jahr 2013. Rudolf Ketterer, der die operativen<br />
Verantwortung Ende Dezember abgegeben<br />
hat, bleibt der Bucher Stahlhandel<br />
GmbH jedoch als Berater erhalten. „Es war<br />
auf jeden Fall eine tolle Herausforderung<br />
den Betrieb mit aufzubauen“, sagt Rudolf<br />
Ketterer rückblickend.<br />
Kay Oppat<br />
ist neues Mitglied des Vorstands der<br />
Knauf Interfer SE. Seit Januar 2018 hat er<br />
dort die neu geschaffene Position des<br />
Chief Business Development Officers<br />
inne. Dr. Kay Oppat verantwortet die<br />
nachhaltige Weiterentwicklung der Knauf-<br />
Interfer-Gruppe und schließt damit an<br />
seine bisherigen Aufgaben im Unternehmen<br />
an. Bereits seit Januar 2017 hat der<br />
promovierte Wirtschaftsingenieur als Leiter<br />
Sonderprojekte und seit Juni als Leiter<br />
Unternehmensentwicklung<br />
diverse<br />
Transformationsprojekte,<br />
M&A-Aktivitäten<br />
und das<br />
unternehmensweite<br />
SAP-Projekt begleitet.<br />
Dr. Kay Oppat<br />
verfügt über langjährige<br />
internationale<br />
Managementund<br />
Führungserfahrung im industriellen<br />
Bereich, unter anderem als Vorstand eines<br />
Rohstoffhandelsunternehmens und durch<br />
seine Tätigkeit in einer globalen top-Tier-<br />
Unternehmensberatung.<br />
Thomas Cramer<br />
ist neuer Hauptgeschäftsführer der<br />
STAPPERT Deutschland GmbH. Cramer,<br />
der seit vielen Jahren in der Stahlbranche<br />
tätig ist und dort eine Reihe von leitenden<br />
Positionen bekleidete, hat damit zum 1.<br />
Januar 2018 die Nachfolge von Marc Steffen<br />
übernommen. Der vormalige Hauptgeschäftführer<br />
Marc Steffen wechselte zur<br />
Muttergesellschaft Jacquet Metal Service<br />
SA und bekleidet nun als Mitglied des<br />
Boards die Position des Group Chief Operation<br />
Officers (COO). In dieser Funktion<br />
bleibt er auch weiterhin für die Marke<br />
Stappert sowie die Führung der Stappert-<br />
Gruppe verantwortlich.<br />
Darüber hinaus hat Bernhard Foterek sich<br />
Ende Januar als Geschäftsführer der Stappert<br />
Deutschland GmbH in den Ruhestand<br />
verabschiedet. Foterek war von 1976 bis<br />
1980 und dann wieder ab 2004 für Stappert<br />
tätig. 2014 wurde er Mitglied der<br />
Geschäftsführung. Neuer Gesamtverkaufsleiter<br />
für Deutschland ist seit Januar<br />
nun Roland Flach. Flach hat viele Jahre<br />
das Düsseldorfer Verkaufsbüro geleitet.<br />
Zuletzt war er als Produktmanager und<br />
Verkaufsleiter für Edelstahlrohre und<br />
Rohrzubehör tätig.<br />
4 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Freuen sich auf die Zusammenarbeit bei der Berufsorientierung (v. l.): Benjamin Kalb und Sören Filipczak von Bepro, IHK-Mitarbeiterin<br />
Sabine Braukmann, Schulleiterin Christiane Melzer sowie Yvonne Abrahams, Lehrerin für Studien- und Berufsorientierung.<br />
IHK-Projekt „Partnerschaft Schule-Betrieb“<br />
Bepro unterstützt Mulvany-Realschule<br />
Die Bepro Blech- und Profilstahl GmbH & Co. KG und die Mulvany-Realschule in Gelsenkirchen<br />
sind offizielle Kooperationspartner im Projekt „Partnerschaft Schule-Betrieb“ der Industrie- und<br />
Handelskammer (IHK) Nord Westfalen. Vertreter von Unternehmen und Schule unterzeichneten<br />
im Januar eine entsprechende Vereinbarung. Damit ist die Zahl solcher Kooperationen in<br />
Gelsenkirchen auf 26 gestiegen. Für die Realschule ist es die dritte Partnerschaft mit einem<br />
Unternehmen in der IHK-Initiative.<br />
Hauptziel des IHK-Projektes<br />
ist es, Schülerinnen und Schüler<br />
bei der Berufsorientierung sowie<br />
Unternehmen bei der Sicherung des<br />
Fachkräftenachwuchses zu unterstützen.<br />
„Viele Jugendliche haben<br />
nur ungenaue Vorstellungen von<br />
einer betrieblichen Ausbildung und<br />
den guten Karrierechancen, die sie<br />
bietet“, erklärte IHK-Projektmitarbeiterin<br />
Sabine Braukmann. Unternehmen<br />
wie Bepro seien bestens<br />
geeignet, „den Schülern die Vielfalt<br />
und Wirklichkeit der Arbeitswelt<br />
zu zeigen, mit ihren Möglichkeiten,<br />
aber auch mit ihren Anforderungen“,<br />
so Braukmann weiter.<br />
Künftig können die Jugendlichen<br />
der Mulvany-Realschule zum<br />
Beispiel ihr Betriebspraktikum bei<br />
Bepro absolvieren. Darüber hinaus<br />
stellt der international tätige Stahlhandel<br />
Plätze für die obligatori-<br />
schen Berufsfelderkundungen für<br />
Schüler der achten Jahrgänge zur<br />
Verfügung.<br />
Talente finden und fördern<br />
Bepro-Geschäftsführer Sören<br />
Filipczak unterstrich angesichts<br />
sinkender Schulabgängerzahlen die<br />
Notwendigkeit, keine Talente unentdeckt<br />
zu lassen: „Um unser Unternehmen<br />
nachhaltig weiterzuentwickeln,<br />
müssen wir schon heute<br />
offensiv auf die jungen Leute zugehen<br />
und immer wieder begabte und<br />
motivierte Jugendliche in unserer<br />
Region entdecken, ausbilden und<br />
fördern.“ Nur so könne ein Betrieb<br />
wettbewerbsfähig bleiben, so<br />
Filipczak. „Der Schlüssel zum Erfolg<br />
ist das persönliche Kennenlernen:<br />
Die Schüler erkennen ihre Interessen<br />
und wir finden Talente, die es<br />
zu fördern lohnt.“<br />
Schulleiterin Christiane Melzer<br />
betont: „Das IHK-Projekt bietet unseren<br />
Schülern, aber auch den Lehrern<br />
die Chance, Betriebe hautnah<br />
kennenzulernen und sich für Ausbildungsberufe<br />
und Wirtschaft nachhaltig<br />
zu begeistern. Durch die Mitarbeiter<br />
der Bepro wird ein<br />
persönlicher Kontakt aufgebaut, der<br />
Schülern den Weg in das Berufsleben<br />
erleichtert.“<br />
Die IHK Nord Westfalen bietet<br />
allen Schulen und Unternehmen<br />
in ihrem Bezirk Unterstützung bei<br />
der Anbahnung von Kooperationen<br />
an. 2<br />
[ Info ]<br />
Informationen zum IHK-Projekt<br />
„Partnerschaft Schule-Betrieb“<br />
auf www.ihk-nw.de/schule-betrieb<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
5
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Im Service-Center in Valkenswaard werden Coils nach Kundenwunsch vorgefertigt.<br />
Umfangreiche Anarbeitungen gehören<br />
ebenfalls zum MCB-Angebot.<br />
MCB treibt Digitalisierung voran<br />
Umbau gelungen<br />
Wer flexibel sein will, muss die Voraussetzungen dazu schaffen. Bestes Beispiel dafür ist die niederländische<br />
Metallhandels-Gruppe MCB, die in den vergangenen Jahren einen tiefgreifenden Wandlungsprozess<br />
vollzogen hat – hin zu einer transparenten Unternehmenskultur einerseits und IT-basierten<br />
Prozessen andererseits. Heute fährt das Unternehmen die ersten Früchte dieser Strategie ein.<br />
Die wichtigsten Investitionen<br />
sind nach außen oft wenig sichtbar.<br />
Das vollautomatische Hochreallager,<br />
das MCB vor einem Jahr am Hauptsitz<br />
Valkenswaard in Betrieb genommen<br />
hat, ist zwar eine gut sichtbare<br />
– und wichtige – Investition. Entscheidender<br />
war aber vielleicht eine<br />
Investition, welche die niederländische<br />
Stahl- und Metallhandels-Gruppe<br />
bereits einige Jahre zuvor getätigt<br />
hatte – und die nicht direkt ins Auge<br />
fiel: die Implementierung einer neuen,<br />
einheitlichen IT-Struktur.<br />
SAP – das neue Herz<br />
der MCB-Prozesse<br />
Die neue IT, ein gruppenweit installiertes<br />
SAP-System, ist heute das<br />
Herzstück aller Prozesse bei MCB. Der<br />
einheitliche Datenbestand ist Grundvoraussetzung,<br />
wenn Abläufe vereinheitlicht,<br />
neu gestaltet, optimiert werden<br />
müssen. Ohne entsprechende IT<br />
ist es nicht möglich, Bestände über<br />
eine Reihe von Standorten kurzfristig<br />
wirklich valide zu erfassen.<br />
Wusste man, symbolisch gesprochen,<br />
früher nicht, welche Räder<br />
„Eine moderne, einheitliche<br />
IT ist entscheidend, wenn es<br />
darum geht, für die anstehenden<br />
Entwicklungen, welche die<br />
Digitalisierung bringen wird,<br />
gut gerüstet zu sein“<br />
Bram Schildkamp, CEO<br />
sich wo im Unternehmen bewegten,<br />
wenn das Management diese oder<br />
jene Stellschraube – sprich Prozess<br />
– justierte, hat sich der Informationsstand<br />
mit der IT-Technologie<br />
heute um Lichtjahre verbessert.<br />
„Eine moderne, einheitliche IT ist<br />
entscheidend, wenn es darum geht,<br />
für die anstehenden Entwicklungen,<br />
welche die Digitalisierung bringen<br />
wird, gut gerüstet zu sein“, ist CEO<br />
Bram Schildkamp überzeugt.<br />
Wandlungsprozess vollzogen<br />
Eine zeitgemäße IT-Struktur ist aber<br />
nur die eine Seite der Medaille. Die<br />
zur Verfügung stehende Technologie<br />
selbst ist immer nur ein Instrument.<br />
Wie ein Unternehmen die internen<br />
Abläufe strukturiert und die<br />
Zusammenarbeit organisiert und<br />
gestaltet, steht auf einem anderen<br />
Blatt.<br />
MCB hat in den letzten Jahren<br />
einen tiefen Wandlungsprozess vollzogen.<br />
Seit Januar 2013 hat Bram<br />
6 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Ob Flach- oder Langprodukte – MCB bietet ein sehr breites Produktspektrum,<br />
von Stahl über Aluminium bis hin zu Kupfer und Messing.<br />
Schildkamp als CEO der Gruppe die<br />
Steuerung dieses Prozesses übernommen.<br />
Markanteste Veränderung<br />
dabei war wohl die Schaffung eines<br />
Zentrallagers am Stammsitz in Valkenwaard<br />
mit einhergehender<br />
Schließung einiger dezentraler<br />
Lagerstandorte – unter anderem des<br />
Deutschland-Standorts Dormagen<br />
(heute ohne eigene Lagerhaltung in<br />
Neuss ansässig).<br />
Die Landesgesellschaften der insgesamt<br />
sieben Unternehmen der<br />
Gruppe (und noch mehr Standorte)<br />
wurden in eine einheitliche Strategie<br />
integriert. Die Struktur wurde<br />
ingesamt vereinheitlicht, Synergien<br />
genutzt.<br />
Schildkamp hat das „Laissezfaire“<br />
der Vergangenheit, bei dem<br />
die Unternehmen der Gruppe den<br />
Fokus vor allem auf dem eigenen<br />
Weg hatten, durch eine zentrale<br />
Integration getauscht. „Anders<br />
kann man heute gar nicht mehr<br />
effizient agieren“, sagt Schildkamp.<br />
Zugleich legt er Wert auf eine<br />
transparente Unternehmenskultur.<br />
Auf der modern gestalteten Webseite<br />
befindet sich unter anderem<br />
ein Blog, in dem Einblicke in die<br />
MCB-Arbeitswelt auch nach außen<br />
getragen werden. Kunden kommen<br />
zu Schulungen regelmäßig an den<br />
Standort Valkenswaard.<br />
„Für uns ist es wichtig, dass wir<br />
IT-technisch alle Möglichkeiten<br />
im Haus haben“<br />
Serge Timmermans, Direktor Sales & Marketing<br />
Multi-Produkt-Anbieter<br />
Trotz der Größe: MCB ist kein Konzern.<br />
Seit 75 Jahren beliefert die<br />
„Metaalcompagnie Brabant“ – so<br />
der Gründungsname des Unternehmens<br />
– Abnehmer in den Niederlanden<br />
mit Metallwerkstoffen. Gruppenweit<br />
sind für MCB rund 900<br />
Mitarbeiter tätig, am Stammsitz in<br />
Valkenswaard, mit Zentralllager,<br />
Service-Center und Anarbeitungs-<br />
Zentrum, sind es rund 600 Mitarbeiter.<br />
Die Unternehmensgruppe MCB<br />
ist ein breit aufgestellter Multi-Produkt-Anbieter.<br />
Bedient wird der<br />
gesamte Bedarf an Stahl, Edelstahl<br />
Rostfrei und Aluminium bis hin zu<br />
Kupfer und Messing. Verfügbar sind<br />
Lang- wie Flachprodukte sowie ein<br />
umfassendes Anarbeitungsspektrum.<br />
Hinzu kommt ein großes Distributionsnetzwerk<br />
mit einer Reihe<br />
von Standorten in den Niederlanden<br />
für die „Feindistribution“ sowie<br />
Niederlassungen in Belgien, Luxemburg,<br />
Deutschland sowie kleinere<br />
Aktivitäten in Frankreich und China.<br />
Den wichtigsten Vorteil, den MCB<br />
im Markt hat, sieht Schildkamp in der<br />
Breite des Produktspektrums. Kunden<br />
können ihren Bedarf über die<br />
gesamte Palette an Metallen decken<br />
– ob Stahl, Edelstahl oder NE-Metalle,<br />
ob lang oder flach, ob gesägt, gebohrt<br />
oder anderweitig angearbeitet.<br />
Im Verbund mit den kurzen<br />
Durchlaufzeiten, einer hohen Liefertreue<br />
und der Qualität der Produkte,<br />
Anarbeitungen und Prozesse<br />
ist MCB in den Benelux-Ländern<br />
damit Marktführer.<br />
Großes Vertriebsnetz<br />
„Wir sind genaugenommen aber kein<br />
wirklich internationales Unternehmen“,<br />
sagt Schildkamp. Die „Verkehrssprache“<br />
des Managements ist 3<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
7
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
3 nicht, wie bei international agierenden<br />
Konzernen üblich, Englisch, sondern<br />
Niederländisch – was den<br />
Geschäftsführer von MCB Deutschland,<br />
Stefan Haupt, zu Beginn seiner<br />
Tätigkeit bei MCB in den Genuss<br />
einiger Unterrichtseinheiten Niederländisch<br />
gebracht hat.<br />
„Unser Liefergebiet erstreckt sich<br />
auf einen Umkreis von rund 300 km<br />
um unseren Standort in Valkenswaard<br />
– die ein oder andere Produktgruppe<br />
einmal ausgenommen,<br />
bei denen auch etwas größere<br />
Absatzgebiete beliefert werden“,<br />
erläutert Schildkamp weiter.<br />
In Belgien ist MCB mit dem<br />
Tocherunternehmen Testas seit 2008<br />
aktiv. Die Einheit mit Sitz in Wommelgen,<br />
nahe Antwerpen, ist ein<br />
Großhandel, der mit eigenem Lager<br />
Edelstahl-, Aluminium-, Kupfer-,<br />
Messing-, und Bronze-Halbzeuge<br />
vertreibt.<br />
Als One-Stop-Shop für Sondermetalle<br />
und Standardprodukte agiert<br />
MCB Specials in der Gruppe. Mit<br />
MCB Direct (vormals Staalmarkt)<br />
bedient die niederländische Handelsgruppe<br />
Kunden der Fertigungsindustrie<br />
und der Metallbearbeitung.<br />
Mit neun Niederlassungen hat MCB<br />
damit ein flächendeckendes Vertriebsnetzwerk<br />
in den Niederlanden<br />
aufgebaut.<br />
nehmen nichts anderes als in die<br />
Breite wachsen, um größer zu werden.<br />
„Für eine Spezialisierung fehlte<br />
hier einfach der Markt“, so Bram<br />
Schildkamp.<br />
Mittlerweile haben sich die Zeiten<br />
geändert. Grenzen sind im heutigen<br />
Europa derzeit kaum noch ein<br />
Thema, weder für den Individualverkehr<br />
noch für Wirtschaft und<br />
Handel. Der Kernmarkt für MCB sind<br />
entsprechend nicht mehr die Niederlande<br />
allein, sondern die Benelux-Länder.<br />
Dort sieht sich die<br />
Unterhmensgruppe als Marktführer<br />
in den meisten Produktgruppen.<br />
„Von insgesamt um die 20.000 Kunden<br />
in den Niederlanden beliefern<br />
wir rund 16.000“, überschlägt der<br />
CEO die Zahlen.<br />
90 % des Geschäfts macht MCB<br />
Schildkamp zufolge in den Benelux-<br />
Ländern. Die übrigen 10 % werden<br />
größtenteils in Deutschland, ein<br />
„Unser Web-Angebot ist für<br />
jeden Kunden sehr individuell.<br />
Wir bieten eine große Bandbreite<br />
an Möglichkeiten an, von<br />
der unsere Kunden das für sie<br />
Passende nutzen“<br />
Stefan Haupt, Geschäftsführer MCB Deutschland<br />
Breite des Angebots<br />
historisch gewachsen<br />
Die große Breite des Produktangebots<br />
ist historisch bedingt – genauer<br />
genommen geographisch. Da die Niederlande<br />
ein eher kleines Land und<br />
grenzübergreifende Geschäfte eine<br />
vergleichsweise junge historische<br />
Errungenschaft sind, blieb dem Unterwenig<br />
auch in Frankreich und China<br />
erwirtschaftet.<br />
Der Standort in Deutschland ist<br />
dabei schon seit 1985 auf der MCB-<br />
Landkarte zu finden. Rund 30 Jahre,<br />
bis 2015, war Dormagen Sitz von<br />
MCB Deutschland. Nach dem Umzug<br />
vor zwei Jahren ist heute Neuss der<br />
MCB-Standort in Deutschland, dessen<br />
Geschäftsführer Stefan Haupt<br />
seit 2014 ist.<br />
Flexibilität bedeutet, Lösungen<br />
schnell anbieten zu können<br />
2012 wurde die ERP-Software SAP<br />
gruppenweit implementiert, 2013<br />
ging das System nach einigen Startschwierigkeiten<br />
in den produktiven<br />
Betrieb, heute läuft es stabil. „Das<br />
war anstrengend und hat viel abgefordert.<br />
Doch heute können wir die<br />
Vorteile dieses Systems voll nutzen<br />
und unsere Aktivitäten umfassend<br />
und ohne Verzögerung analysieren“,<br />
erläutert Schildkamp.<br />
„Für uns ist es wichtig, dass wir<br />
IT-technisch alle Möglichkeiten im<br />
Haus haben“, sagt Serge Timmermans,<br />
Direktor Sales & Marketing.<br />
So sind die vor allem für größeren<br />
Kunden und Lieferanten interessanten<br />
EDI-Kopplungen, also Schnittstellen<br />
für den elektronischen Datenaustausch,<br />
vorhanden. Daneben wird<br />
auch ein Webshop betrieben. Um<br />
die Schnittstellen von MCB dem<br />
Markt verfügbar zu machen, arbeitet<br />
die Gruppe mit einer Reihe von<br />
Software-Produzenten zusammen,<br />
die für den Stahlhandel spezialisierte<br />
ERP-Systeme anbieten.<br />
Das zunächst auf kleinere Kunden<br />
ausgerichtete Webportal hat jedoch<br />
schnell das Interesse auch der größeren<br />
Kunden geweckt. In den Niederlanden<br />
bestellen derzeit mehrere hundert<br />
Kunden über das MCB-Webportal.<br />
Sie können in ihrem Account den MCB-<br />
Lagerbestand unmittelbar und ohne<br />
Verzögerung einsehen, es können<br />
online Preise und Kosten kalkuliert,<br />
Werkszeugnisse heruntergelanden,<br />
Rechnungen eingesehen, und es kann<br />
natürlich auch bestellt werden. Auch<br />
Anarbeitungsmöglichkeiten können<br />
online beauftragt werden. Ganz neu ist<br />
zum Beispiel die Möglichkeit, Produkte<br />
auch sägen zu lassen.<br />
„Unser Web-Angebot ist für jeden<br />
Kunden sehr individuell. Wir bieten<br />
eine große Bandbreite an Möglichkeiten<br />
an, von der unsere Kunden<br />
das für sie Passende nutzen“, so Stefan<br />
Haupt, Geschäftsführer von MCB<br />
Deutschland.<br />
Dabei wächst die Akzeptanz digitaler<br />
Bestell- und Lieferprozesse. „Wir<br />
haben kaum Kunden, die diese Möglichkeiten<br />
per se ablehnen. 90 %<br />
bewerten die digitalen Möglichkeiten<br />
positiv“, so Stefan Haupt weiter.<br />
Die jüngste Entwicklung geht hin<br />
zur Nutzung sogenannter Webservices.<br />
Dahinter verbirgt sich ein automatisierter<br />
Datenaustausch der Systeme<br />
der Handelspartner direkt<br />
miteinander. „Das verkürzt die<br />
Durchlaufzeit und den adminstrativen<br />
Aufwand nochmal erheblich“,<br />
erläutert Haupt. MCB kann so die<br />
8 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Wettbewerbsfähigkeit seiner Kunden<br />
steigern.<br />
„Für uns ist nicht wichtig, eine<br />
bestimmte Lösung durchzusetzen,<br />
sondern die verschiedenen Anforderungen<br />
stabil und flexibel bedienen<br />
zu können – und bei neuen Fragen<br />
schnell und kompetent reagieren<br />
zu können“, führt Timmermans aus.<br />
Auch der Vertrieb wandelt sich<br />
Mit der technischen Entwicklung<br />
wandelt sich auch der interne Vertrieb.<br />
„Unsere Mitarbeiter sind oft<br />
nicht mehr vorrangig Verkäufer, sondern<br />
Berater und Ansprechpartner<br />
für die Kunden“, sagt Haupt. Dass<br />
ein Kunde wegen einer unterschiedliche<br />
Produkte umfassenden Anfrage<br />
intern weitergereicht und gleich mit<br />
einer ganzen Reihe von Ansprechpartnern<br />
zu tun hat, ist Vergangenheit.<br />
Zum „One-Stop-Shop“ gehört<br />
das „One Face to the Customer“. Das<br />
geht, wenn jeder Mitarbeiter die Möglichkeit<br />
hat, auf jedes Produkt, jeden<br />
Preis, jede Verfügbarkeit in Echtzeit<br />
zuzugreifen und Auskunft zu geben.<br />
Damit das gut funktioniert ist ein<br />
solider und aktueller Wissensstand<br />
der Mitarbeiter wichtig. Daher haben<br />
Schildkamp und sein Team einen<br />
MCB Campus ins Leben gerufen.<br />
Mit diesem Bildungsangebot können<br />
sich Mitarbeiter, aber auch Kunden,<br />
online oder in Workshops weiterbilden,<br />
etwa in Materialkunde<br />
oder zu anderen technischen Themen.<br />
Auch Mangementthemen oder<br />
Personalführung stehen auf dem<br />
Programm.<br />
Ein Grund, ein solch breites E-<br />
Learning-Angebot selbst aufzusetzen,<br />
ist der in den Niederlanden vergleichsweise<br />
niedrige Wissensstand<br />
in den benötigten Fachgebieten. MCB<br />
vermittelt in Kooperation mit externen<br />
Bildungsträgern das benötigte<br />
Wissen selbst – auf dem Niveau bis<br />
hin zu höheren Fachabschlüssen.<br />
„In der Vergangenheit hat es lange<br />
gedauert, bis sich neue Mitarbeiter<br />
ganz eingearbeitet hatten. Durch<br />
unser Campus-Angebot haben wir<br />
diese Phase verkürzen können“, so<br />
Schildkamp.<br />
Umsatzanteil des digitalen<br />
Geschäfts steigt<br />
Etwa 10 % des Umsatzes macht die<br />
Gruppe mittlerweile über digitale<br />
Kanäle (Netto-Umsatz der Gruppe<br />
insgesamt betrug 2016 rund 585<br />
Mio. €). In den Niederlanden sind –<br />
Stand Dezember 2017 – etwa 12 bis<br />
13 % der Kunden der Unternehmensgruppe<br />
mittlerweile angebunden.<br />
„Wir sind seit einem Jahr damit im<br />
Markt. Das heißt, wir konnten pro<br />
Monat um etwa 1 % unseres Umsatzes<br />
in diesem Bereich wachsen“,<br />
führt Schildkamp aus.<br />
Für 2018 ist ein Wachstum dieses<br />
Umsatzanteils auf 14 bis 15 %<br />
angepeilt. Mittelfristig sollen es 60 %<br />
werden. „Wenn es nach mir geht,<br />
können wir mit drei Jahren planen,<br />
aber Serge bremst mich da immer<br />
und spricht von fünf Jahren“, scherzt<br />
Schildkamp. Scherz beiseite – MCB<br />
ist auf dem Weg, einen Großteil des<br />
Geschäfts von den konventionellen<br />
Kommunikationskanälen wie Telefon,<br />
Fax und Mail ganz auf digitale<br />
Prozesse zu verlagern. 2<br />
Vollautomatischer Entnahmeroboter<br />
Kommissionierung onierung ng der Bügel<br />
nach hK Kundenbedarf<br />
d Erfüllt Efü<br />
höchste h Sicherheits-<br />
h i<br />
anforderungen<br />
Logistische sche Integration<br />
t<br />
Wartungsarm<br />
Präzise<br />
und programmgesteuert entnimmt<br />
der<br />
Roboter die<br />
fertig<br />
produzierten Bügel<br />
in verschiedenen Formen<br />
und Größen<br />
vom Bügelautomaten und<br />
platziert sie je<br />
nach<br />
Anforderungen auf<br />
verschiedensten<br />
Ablageplätzen.<br />
Progress Maschinen<br />
n & Automation AG<br />
Julius-Durst-Str. 100<br />
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Stahlhandel<br />
Nachrichten<br />
Zufrieden mit dem Jahresverlauf 2017<br />
Kerschgens sieht sich gut aufgestellt<br />
Der Stolberger Stahl- und Werkstoffhändler<br />
Kerschgens ist mit dem Verlauf des<br />
vergangenen Jahres „mehr als zufrieden“.<br />
Zugleich sieht sich das mittelständische<br />
Unternehmen für die Herausforderungen des<br />
Marktes gut aufgestellt, wie die drei<br />
Geschäftsführer der KERSCHGENS Werkstoffe<br />
& Mehr GmbH – Manfred Kerschgens, Heinz<br />
Herbort und Pierre Schlüper – in einer Mitteilung<br />
Ende Dezember 2017 ausgeführt haben.<br />
Zurückzuführen sei die erfreuliche Entwicklung<br />
vor allem auf die konsequente Umsetzung<br />
der „Strategie Kerschgens 2021“. Ziel der<br />
schon 2013 beschlossenen Strategie ist der<br />
Wandel des Unternehmens vom reinen Stahlhändler<br />
hin zum führenden Dienstleister für<br />
Stahl, Stahl verzinkt, Edelstahl, NE-Metalle<br />
und Lochbleche.<br />
Einer der Meilensteine auf diesem Weg hat<br />
sich im vergangenen Jahr der Kerschgens-<br />
Geschäftsleitung zufolge als erfolgreicher<br />
Schritt erwiesen: Das neue Rohrbearbeitungs-<br />
Center am Standort Stolberg. Die damit einhergehende<br />
Sortimentserweiterung bei Hohlprofilen<br />
und Stabstahl in den Abmessungen<br />
12 bzw. 13,5 m sei im Verbund mit den<br />
umfangreichen Anarbeitungsmöglichkeiten<br />
des Rohrbearbeitungs-Centers 2017 intensiv<br />
nachgefragt worden.<br />
Zu den bedeutenden Veränderungen bei<br />
Kerschgens gehörte im vergangenen Jahr<br />
auch die Bestellung des dritten Geschäftsführers<br />
Pierre Schlüper. Seit dem 1. Juli 2017<br />
führt er neben Manfred Kerschgens und<br />
Heinz Herbort die Geschäfte.<br />
Ausgebaut wurde bei Kerschgens 2017 auch<br />
die Logistik. Mit 15 neuen Lkw, zum Teil ausgestattet<br />
mit modernen Kransystemen, wurde<br />
die bestehende Flotte verstärkt. Um auf<br />
Anfragen und Kundenwünsche noch schneller<br />
reagieren zu können hat das Unternehmen<br />
zudem aus den vorhandenen Innendienst-<br />
Teams „Stolberg, Viersen, Würselen“ ein<br />
großes Gesamtteam gebildet.<br />
Als eine der wichtigsten Aufgaben sieht die<br />
Kerschgens-Geschäftsleitung, die eigene Digitalisierung<br />
und weitere Vernetzung mit Kunden,<br />
Partnern und Lieferanten voranzutreiben.<br />
Umfirmierung zu Atterer<br />
Stahlcenter GmbH vollzogen<br />
Atterer konzentiert sich<br />
auf Stahlcenter<br />
Das Stahlhandelsunternehmen<br />
Atterer, Marktoberdorf, hat ihr Werkcenter<br />
zum Ende des vergangenen Jahres<br />
geschlossen. Seit dem 1. Januar 2018<br />
wird das Center von der LAYER-Grosshandel<br />
GmbH & Co KG unter eigenem Namen<br />
weitergeführt. Atterer will sich künftig auf<br />
das Stahlcenter sowie den Unternehmensbereich<br />
Kochen&Schenken konzentrieren.<br />
Aus diesem Grund hat Atterer<br />
sich zu einer Umfirmierung und einer<br />
Änderungen des Unternehmenssitzes<br />
entschlossen. Seit 1. Januar 2018 firmiert<br />
das Unternehmen nun unter ATTERER<br />
Stahlcenter GmbH mit Sitz in Marktoberdorf.<br />
Alle Lieferadressen, Kontakt- und<br />
Kontodaten bleiben bestehen, teilte das<br />
Unternehmen mit.<br />
Nachfolge, Expansion & Co<br />
Neue Serviceleistung von Nordwest<br />
Das Thema Unternehmensnachfolge<br />
gewinnt im deutschen Mittelstand immer stärker<br />
an Bedeutung: Laut einer Studie des Instituts<br />
für Mittelstandsforschung, Bonn, ist in den<br />
nächsten vier Jahren bei 20 % der Unternehmen<br />
die Nachfolge zu regeln. Auch viele Nordwest-<br />
Handelspartner stehen vor dieser Herausforderung.<br />
Um sie zu unterstützen, bietet der Verband<br />
seinen Partnern seit Januar eine neue<br />
Dienstleistung.<br />
„Auch der Produktionsverbindungshandel steht<br />
aufgrund der zumeist familiär und mittelständisch<br />
geprägten Unternehmensstrukturen vor<br />
herausfordernden Zeiten. Die Übergabe und<br />
Fortführung des Unternehmens innerhalb der<br />
Familie ist längst keine Selbstverständlichkeit<br />
mehr“, weiß Jan Korb, Nordwest-Bereichsleiter<br />
Vertriebsinnendienst, zu berichten.<br />
Ein Unternehmensverkauf bzw. die Suche eines<br />
geeigneten Nachfolgers gestalten sich zunehmend<br />
komplex. Fragestellungen aus Bereichen<br />
wie Unternehmensbewertung, Steuer-, Gesellschafts-<br />
oder Erbrecht sind vielschichtig und<br />
ohne geeignete Unterstützung schwer zu beantworten.<br />
„Gleichzeitig stehen auch Unternehmer<br />
vor der Frage, ob eine Expansion über Unternehmenszukäufe<br />
eine sinnvolle Variante zur<br />
Zukunftssicherung darstellen kann“, erläutert<br />
der Bereichsleiter weiter. Hier ergibt sich eine<br />
ähnliche Komplexität, allerdings aus einem<br />
anderen Blickwinkel.<br />
Diese Herausforderungen waren für Nordwest<br />
Grund, sich des Themas anzunehmen. Seit dem<br />
1. Januar 2018 unterstützt der Verbund seine<br />
Handelspartner sowohl bei der Planung als<br />
auch Durchführung eines Nachfolge-, Unternehmensverkauf-<br />
oder Kaufprozesses.<br />
„Mit der Zerbach & Company Corporate<br />
Finance GmbH konnten wir einen ausgewiesenen<br />
Spezialisten gewinnen, der über umfangreiche<br />
Expertise im Bereich der Unternehmensnachfolge<br />
sowie bei Unternehmenskäufen und<br />
-verkäufen verfügt“, so Jan Korb.<br />
Die Experten des unabhängigen und unternehmergeführten<br />
Beratungshauses mit Sitz in Köln<br />
blicken dabei gemeinsam auf über 50 Jahre an<br />
Beratungserfahrung zurück. Zu den auch modular<br />
erhältlichen Beratungs- und Serviceleistungen<br />
zählen u.a.:<br />
z Planung, Vorbereitung und Umsetzung von<br />
Nachfolgelösungen<br />
z Suche geeigneter Übernahmeinteressenten<br />
z Beratung, Koordinierung und Optimierung des<br />
gesamten Verkaufsprozesses<br />
z Durchführung von Unternehmensbewertungen<br />
z Marktsondierung bei geplanten Unternehmenszukäufen<br />
Die Nordwest-Fachhandelspartner sollen dabei<br />
von den Rahmenbedingungen profitieren, die der<br />
Verband mit Zerbach & Company vereinbaren<br />
konnte. Um eine zielgerichtete Koordination und<br />
Vermittlung von Verkauf- und Kaufinteressenten<br />
zu erreichen, plant Nordwest zudem, eine Interessenten-Datenbank<br />
anzulegen, bei der sich<br />
Anbieter und Kaufwillige unter Angabe bestimmter<br />
Basisinformationen registrieren können.<br />
10 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Stahl-Service-Center<br />
Fidelium Partners erwirbt OKS Otto Knauf<br />
Fidelium Partners hat die OKS Otto Knauf GmbH zu 100 %<br />
von der Londoner STEMCOR-Gruppe, einem globalen Dienstleister<br />
für die Stahlindustrie, übernommen.<br />
Das Stahl-Service-Center OKS, Iserlohn, hat sich auf das Schneiden<br />
von verzinkten, warm- und kaltgewalzten und rostfreien Stahlbandprodukten<br />
spezialisiert. Das Unternehmen verarbeitet derzeit ca.<br />
250.000 t Stahl pro Jahr.<br />
Durch den Verkauf stärke Stemcor seine strategische Fokussierung<br />
auf das Kerngeschäft im globalen Stahlhandel und -vertrieb weiter,<br />
hieß es in einer Mitteilung. FIDELIUM verwaltet einen von deutschen<br />
Unternehmerfamilien gestützten Fonds in Höhe von 103 Mio. € und<br />
investiert in Unternehmen mit „operativem Verbesserungspotenzial“<br />
in ganz Westeuropa. „OKS verfügt über eine sehr gute Marktposition<br />
und großartige Wachstumschancen“, kommentierte Rafal Grabarkiewicz,<br />
Managing Partner bei Fidelium, die Transaktion.<br />
„Ich bin überzeugt, dass Fidelium der richtige Partner ist, um OKS<br />
bei der Umsetzung seiner Wachstumsstrategie zu unterstützen. Wir<br />
können uns nun darauf konzentrieren, unser Serviceangebot zu<br />
erweitern, die Auslastung unserer Anlagen zu erhöhen und gleichzeitig<br />
unsere Position als regionaler Marktführer im Stahlservice-<br />
Geschäft zu stärken. Das gesamte Managementteam und ich freuen<br />
uns darauf, das Unternehmen in eine erfolgreiche eigenständige<br />
Zukunft zu führen“, sagte Friedrich-Walter Düllmann, CEO von OKS.<br />
AUS 6 MACH 1<br />
WIR BÜNDELN UNSER KNOW-HOW!<br />
Durch den Zusammenschluss unserer Unternehmen zur<br />
Hoberg & Driesch Röhrenhandel GmbH sind wir mit nun mehr<br />
als 130.000 qm Lagerfläche und 70.000 Tonnen Material<br />
Ihr zuverlässiger Partner für individuelle Qualitätsstahlrohre.<br />
WWW.HOBERG-DRIESCH.DE<br />
Interfer<br />
Präzisrohr<br />
Interfer<br />
Rohrunion
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Nach dem Glühen wurde der Hauptrahmen des Transportmanipulators MTM 600 bei<br />
Jebens gestrahlt und grundiert.<br />
Fotots, 2: Jebens<br />
Jebens bearbeitet dank besonders starker Brennschneidmaschinen<br />
auch große, schwere Bauteile mit Blechdicken zwischen 250 bis 1.100 mm.<br />
Maßgeschneiderte Rahmen für Schmiedemanipulatoren<br />
Agile Riesen mit Fingerspitzengefühl<br />
Hoch belastete Bauteile werden in vielen Fällen geschmiedet, um die benötigten mechanischen<br />
Eigenschaften zu erhalten – ob im Schwermaschinenbau, in der Energiewirtschaft oder in der Luftund<br />
Raumfahrt. Beim Bau der riesigen Manipulatoren, die beim Freiform- und Gesenkschmieden<br />
zum Einsatz kommen, setzt Hersteller Dango & Dienenthal auf die Jebens GmbH, Spezialistin für<br />
große, schwere Brennteile, mechanische Bearbeitung und komplexe Schweißbaugruppen.<br />
In den extremen Umgebungsbedingungen<br />
von Freiformschmieden<br />
müssen Manipulatoren absolute<br />
Prozesssicherheit gewährleisten. Ist<br />
das riesige, glühende Werkstück<br />
nicht rechtzeitig fertiggeschmiedet<br />
oder kühlt es vorzeitig ab, ist es Ausschuss.<br />
Einer der führenden Hersteller<br />
für zuverlässige Handling-Maschinen<br />
in diesem Einsatzgebiet ist die<br />
familiengeführte Unternehmensgruppe<br />
Dango & Dienenthal.<br />
Mit ihrer robusten Konstruktion,<br />
ihren leistungsstarken Antrieben<br />
sowie der großen Präzision sichern<br />
sich die Maschinen der Dango &<br />
Dienenthal Maschinenbau, einem<br />
Unternehmen der Gruppe, ihre<br />
Marktposition. Die hochdynamischen<br />
Dreh- und Fahrantriebe der mit bis<br />
zu 1.000 t schweren und bis zu<br />
250 t Tragkraft ausgestatteten Manipulatoren<br />
erfüllen mit spielfreier<br />
Beschleunigung von bis zu 4 m/s 2<br />
anspruchsvollste Geschwindigkeitsvorgaben.<br />
Mit ihrer ausgeklügelten<br />
Hydraulik und Steuerung sichern sie<br />
sich auch ihren Qualitätsvorsprung<br />
vor Wettbewerbern aus China.<br />
Jedes Modell ein Unikat<br />
Der Einsatz solcher Riesen erfordert<br />
einen großen Planungs- und Vorbereitungsaufwand.<br />
So ermittelt Dango<br />
& Dienenthal zu Beginn eines Auftrags<br />
in intensiver Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunden zunächst die konkreten<br />
Anforderungen. Die dazu<br />
benötigten Brennteile und Schweißkonstruktionen<br />
werden zugekauft.<br />
Als leistungsstarker und zuverlässiger<br />
Lieferant dieser Bauteile hat<br />
sich die Jebens GmbH zum bevorzugten<br />
Partner von Dango & Dienenthal<br />
entwickelt.<br />
Ausschlaggebend für den Beginn<br />
der Zusammenarbeit im Jahr 2008<br />
war das umfangreiche Blechlager<br />
des Brennteilspezialisten für große<br />
dicke Bleche – ein Pluspunkt, der<br />
heute angesichts der stark eingeschränkten<br />
Verfügbarkeit solcher<br />
Bleche wieder besondere Bedeutung<br />
für Dango & Dienenthal hat. So hält<br />
Jebens in seinem Lager, das zu einem<br />
der größten Europas für Bleche über<br />
200 mm Dicke zählt, auch S690-<br />
Güten bereit – und gilt damit als<br />
Rarität in der Branche.<br />
„Verfügbarkeit der benötigten<br />
Materialien, Qualität der Schweißteile<br />
und Termintreue waren bei<br />
Jebens stets überzeugend“, resümmiert<br />
Jan Nell, Einkaufsleiter bei<br />
Dango & Dienenthal. „Gerade im<br />
Bereich Schweißteile ist diese Zuverlässigkeit<br />
enorm wichtig“, ergänzt<br />
er.<br />
Auftrag zum Bau<br />
eines Hauptrahmens<br />
So wurde der Brennteilspezialist<br />
auch mit dem Bau des Hauptrahmens<br />
für einen mobilen Transportmanipulator<br />
vom Typ MTM 600<br />
beauftragt. Mit 16 t Tragkraft und<br />
einem Lastmoment von über 70<br />
Metertonnen kommt diese Maschine<br />
12 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Versprechen gehalten<br />
Jan Nell ist voll des Lobs für das<br />
Unternehmen: „Jebens hat mir unaufgefordert<br />
wöchentlich sehr detailbei<br />
Hitachi an einer Freiformschmiedepresse<br />
in Japan zum Einsatz. Der<br />
Hauptrahmen dieser Maschine wiegt<br />
30 t, ist 5,05 m lang, 2,6 m hoch und<br />
3,5 m breit.<br />
„Absolute qualitative Zuverlässigkeit<br />
der Schweißnähte ist essenziell<br />
für die nachhaltige Prozesssicherheit,<br />
die wir unseren Kunden<br />
garantieren“, sagt Dango-&-Dienenthal-Geschäftsführer<br />
Arno Dienenthal.<br />
„Der Hauptrahmen muss ein<br />
Maschinenleben lang halten.“<br />
Basis für die Auftragsvergabe an<br />
Jebens waren deshalb neben den<br />
bisher schon guten Erfahrungen und<br />
der hohen Beratungskompetenz<br />
auch die nachweisliche Qualifikation<br />
des Betriebs für solch anspruchsvolle<br />
Aufgaben durch einen eigenen<br />
Schweißfachingenieur und umfassende<br />
Zertifizierungen. Der Fachmann<br />
von Jebens war in der Konstruktionsphase<br />
ein gefragter<br />
Ansprechpartner.<br />
Fasenroboter auch die hohe Kompetenz<br />
beim Richten schwerer Bauteile<br />
zum Tragen, um die sehr hohen<br />
Ebenheitsanforderungen von Dango<br />
& Dienenthal zu gewährleisten.<br />
Zur weiteren Bearbeitung wurde<br />
der so entstandene riesige Rahmen<br />
zum nahegelegenen Zweitwerk in<br />
Nördlingen transportiert, wo in der<br />
Wärmebehandlung die von Dango<br />
& Dienenthal vorgegebenen mechanischen<br />
Eigenschaften eingestellt<br />
wurden.<br />
Für die gesamte Fertigung<br />
brauchte Jebens nur acht Wochen<br />
Produktionszeit, so dass der komplette<br />
Hauptrahmen inklusive Vorbereitung<br />
binnen zehn Wochen geliefert<br />
werden konnte.<br />
lierte Ablaufpläne gesendet und diese<br />
auch tatsächlich eingehalten!“, resümiert<br />
er zufrieden. „Bei diesem Auftrag<br />
musste der Liefertermin für den<br />
Rahmen außerdem unbedingt eingehalten<br />
werden. Jebens lieferte ihn<br />
statt freitags montags. Das ist in<br />
unserer Branche pünktlich und wirklich<br />
gut“, lobt Nell.<br />
Arno Dienenthal gefiel besonders<br />
die offene Kommunikation von<br />
Jebens – sowohl im Vorfeld des Projektes<br />
als auch währenddessen. „Die<br />
Leute kamen und fragten immer proaktiv<br />
nach: 'Können wir es nicht so<br />
machen? Dann könnten wir noch<br />
was sparen!' Das ist wirklich gut!“<br />
Noch während der Hauptrahmen<br />
für Hitachi bei Dango & Dienenthal<br />
in Siegen mechanisch bearbeitet und<br />
der Transportmanipulator montiert<br />
wurde, erteilte der Maschinenbauer<br />
Jebens deshalb bereits Folgeaufträge<br />
für zwei weitere Hauptrahmen. 2<br />
Maßgeschneiderte Fertigung<br />
Bei der Fertigung des Rahmens waren<br />
das Handling des großen, schweren<br />
Bauteils sowie die dabei geforderte<br />
Maßgenauigkeit zusätzliche<br />
Herausforderungen für Jebens. „Angesichts<br />
des extrem engen Zeitplans<br />
und der hohen Kundenanforderungen<br />
mussten die Teile exakt nach<br />
Zeichnung zugeliefert werden, sodass<br />
wir ohne Nacharbeit mit der mechanischen<br />
Bearbeitung beginnen konnten“,<br />
erläutert Arno Dienenthal seine<br />
Erwartungshaltung.<br />
Maßarbeit in Stahl in reproduzierbarer<br />
Premiumqualität ist für<br />
den mit modernster Schweißtechnologie<br />
ausgestatteten Spezialbetrieb<br />
jedoch Tagesgeschäft. So prüfte<br />
das Unternehmen im ersten Schritt<br />
sorgfältig die detaillierten Fertigungszeichnungen<br />
für die einzelnen<br />
Bleche und Schweißvorgänge.<br />
Anschließend fertigte es am Stammsitz<br />
in Korntal-Münchingen aus<br />
S355J2+N-Stahl rund 90, bis zu 14 t<br />
schwere Schweißteile entsprechend<br />
der Zeichnungsvorgaben.<br />
Neben dem Brennen der bis zu<br />
300 mm dicken Bauteile erfolgten in<br />
Korntal-Münchingen auch das Fasen<br />
und Schweißen der Komponenten.<br />
Hier kam außer dem hochmodernen<br />
Foto: Jebens<br />
Foto: Dango & Dienenthal<br />
Geschäftsführer<br />
Arno Dienenthal<br />
(li.) und Jan Nell,<br />
Leiter Zentraleinkauf<br />
der deutschen<br />
Tochtergesellschaften<br />
von Dango &<br />
Dienenthal, vor<br />
dem von Jebens<br />
gefertigten Rahmen<br />
für den mobilen<br />
Transportmanipulator.<br />
Dango & Dienenthal<br />
erteilte Jebens<br />
bereits Folgeaufträge<br />
für zwei weitere<br />
Hauptrahmen<br />
für schienengebundene<br />
Schmiedemanipulatoren<br />
vom<br />
Typ SSM 6000.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
13
Stahlverarbeiter<br />
Bericht<br />
Palettenhandling<br />
von Liebherr für<br />
schwere Werkstücke<br />
bis 13.000 kg<br />
Fotos: Liebherr<br />
Schritt in die Industrie 4.0 vollzogen<br />
Neuer Benchmark<br />
für Großmotoren-Produktion<br />
Liebherr hat die Produktion großer Dieselmotoren automatisiert: Mithilfe der<br />
BURKHARDT+WEBER Fertigungssysteme GmbH ist eine Produktionslinie entstanden,<br />
die neue Standards für das Handling schwerer Werkstücke setzen soll.<br />
Die Bearbeitungszentren<br />
von<br />
BURKHARDT+WEBE<br />
R kombiniert mit<br />
dem Liebherr-<br />
Palettenhandhabungsystem<br />
Eine neue Fertigung für Großmotoren<br />
aufzusetzen, ist ein komplexes<br />
Vorhaben, das den Beteiligten<br />
Unternehmen und Mitarbeitern<br />
viel abverlangt. Der große Vorteil<br />
eines solchen Projekts ist jedoch,<br />
dass die Prozesse – soweit wirtschaftlich<br />
und mit Blick auf die Ressourcen<br />
vertretbar – ganz nach Wunsch<br />
aufgesetzt werden können. So können<br />
neueste Technologie und die<br />
Erfahrung mit bisherigen Systemen<br />
integriert werden.<br />
Genau vor dieser Herausforderung<br />
stand jüngst die Liebherr<br />
Machines Bulle SA (LMB), in der<br />
Schweiz ansässiges Tochterunternehmen<br />
der Liebherr-Gruppe.<br />
Zusammen mit MAN beschloss das<br />
Unternehmen, noch größere Dieselaggregate<br />
als bisher zu bauen.<br />
Geplant waren zwei neue Baureihen<br />
in Versionen mit 12, 16 und 20 Zylindern.<br />
Weil die V20-Version der neuen<br />
Motorenreihe D98 mit einer Länge<br />
von 2.720 mm und einem Gewicht<br />
von 2.700 kg dabei auf stolze Werte<br />
kommt, kam für die Bearbeitung der<br />
vorhandene Maschinenpark nicht<br />
in Frage. „Wir brauchten eine neue<br />
Produktionslinie für diese gewaltigen<br />
Dimensionen“, erläutert Klaus<br />
Bosch, Produktionsleiter für Dieselund<br />
Gasmotoren bei Liebherr .<br />
Die Wunschliste an den Prozess<br />
war dabei recht lang. An oberster<br />
Stelle standen Flexibilität und ein<br />
möglichst hoher Automatisierungsgrad,<br />
der auch einen zeitweise mannlosen<br />
Betrieb ermöglichen sollte.<br />
Schlussendlich gab es den Wunsch,<br />
eine Komplettbearbeitung der Motoren<br />
innerhalb eines voll automatisierten<br />
Fertigungssystems aufzusetzen<br />
– mit kompletter Vor- und Fertigbearbeitung,<br />
inklusive Kurbel- und<br />
Nockenwellenbohrung, Fräsen, Bohren,<br />
Tieflochbohren bis hin zu automatischer<br />
Prozessüberwachung<br />
sowie automatischem Werkzeugwechsel<br />
im oder vom Hochregalsystem<br />
in mannarmer Fertigung.<br />
Passenden Partner<br />
schnell gefunden<br />
Der passende Maschinenhersteller<br />
für dieses Projekt war schnell gefun-<br />
14 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
®<br />
den. Da in dieser Größenordnung die Anzahl der Anbieter<br />
überschaubar ist, hat der Auswahlprozess schnell zu<br />
einem Ergebnis geführt. „Burkhardt+Weber waren die einzigen,<br />
die für alle unsere Problemstellungen Lösungen<br />
anbieten konnten und – wenn auch manchmal in einem<br />
kleineren Maßstab – bereits umgesetzt hatten“, so Klaus<br />
Bosch.<br />
Neben der Bearbeitung der tonnenschweren Teile sind<br />
auch das effiziente und benutzerfreundliche Handling<br />
sowie ein klug aufgesetzter Prozess entscheidende Faktoren.<br />
Die Idee war, die Handhabung der neuen Motorenproduktion<br />
voll automatisiert über ein Palettenhandlingsystem<br />
(PHS) von Liebherr selbst ablaufen zu lassen. Mit<br />
der Liebherr-Verzahntechnik GmbH war die Kompetenz<br />
dazu in der Gruppe vorhanden.<br />
Ein PHS in dieser Größenordnung war bisher zwar<br />
noch nicht realisiert worden. Aber die Idee stieß bei der<br />
Produktionsleitung der Liebherr-Verzahntechnik auf großes<br />
Interesse. Entwickelt wurde schließlich das neue Palettenhandlingsystem<br />
PHS 10.000.<br />
16.-20.04.2018<br />
Gemeinschaftsstand<br />
BDS<br />
Halle 7/C25<br />
AUS EDELSTAHL<br />
Alles in einem Handlingsystem integriert<br />
Mit vereintem Wissen entstand so in der Schweiz eine<br />
neuartige Produktionsanlage für Großdieselmotoren. Nach<br />
zwei Jahren intensiver Planung und Projektierung ging<br />
die Fertigungsanlage mit Prüfstand, Logistik, Montage und<br />
Steuerung schließlich in Betrieb.<br />
Jetzt werden Aufträge vom ERP-System an die Prozess-<br />
Software Soflex übergeben, welche die Bearbeitungsreihenfolge<br />
koordiniert, Rohteile, Werkstücke und Werkzeuge<br />
verwaltet, die NC- Codes an die Maschinen übergibt<br />
und die Mitarbeiter an den Rüstplätzen mit den richtigen<br />
Informationen, Anleitungen und Material versorgt. Sämtliche<br />
Arbeitsplätze und Maschinen werden durch das Palettenhandlingsystem<br />
versorgt, das zusätzlich sowohl Bauteile<br />
als auch Rohlinge verwaltet.<br />
Flexibilität und Genauigkeit<br />
Für die Bearbeitung der Bauteile – zum Teil sind dabei<br />
Genauigkeiten von 10 μ auf 2 m gefragt – hat sich Liebherr<br />
für Bearbeitungszentren der MCX-Baureihe von Burkhardt<br />
+ Weber entschieden. In der aktuellen ersten Ausbaustufe<br />
des Buller Werks produzieren eine MCX 1200<br />
und eine MCX 1400. Insgesamt ist die Produktion für bis<br />
zu fünf Maschinen ausgelegt, die künftig integriert werden<br />
können. Für eine weitere MCX 1200 ist bereits das<br />
Fundament gelegt und der Rüstplatz vorbereitet.<br />
Neben den Bearbeitungszentren hat Burkhardt+Weber<br />
auch die Turnkey-Verantwortung für den Fertigungsprozess<br />
bei dem Projekt übernommen. Dazu gehörten das<br />
Engineering und die Herstellung der komplexen, hydraulischen<br />
Spannvorrichtungen, die Werkzeugauslegung und<br />
teilweise auch die Beschaffung von Sonderwerkzeugen.<br />
Eintritt in „neues Produktionszeitalter“<br />
Für das Team von Liebherr Machines Bulle bedeute dieses<br />
Projekt den Eintritt in ein neues Produktionszeitalter,<br />
so das Unternehmen. Damit habe man „in vielen Details“<br />
den Schritt in die Industrie 4.0 vollzogen. 2<br />
NAHTLOSE<br />
ROHRE<br />
ab Lager verfügbar<br />
Neben einem<br />
umfangreichen Lieferprogramm<br />
für Langprodukte aus Edelstahl,<br />
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<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
15<br />
NUR FÜR DEN FACHHANDEL
Werkstoffe<br />
Bericht<br />
Künftige Ressourcen heute schonen – Teil 2<br />
Potenziale des Stahlhochbaues<br />
durch nachhaltigere Immobiliennutzung<br />
Nachhaltigkeit ist auch in der Bau- und Immobilienwirtschaft ein aktuelles, wegen seiner<br />
inflationären Nutzung oft aber unscharfes Schlagwort. Immobilieninvestoren schmücken sich<br />
eher mit „Green-Labels“ und konzentrieren sich – zu sehr – auf die Energieeffizienz des Gebäudes<br />
während der Nutzungsdauer. Zu wenig beachtet wird dabei die ganzheitliche Betrachtung inklusive<br />
der verwendeten Baustoffe, meint Marc Blum, Bausachverständiger, geprüfter Restaurator &<br />
Denkmalpfleger im Metallbauer-Handwerk, im zweiten Teil seines Beitrags für den <strong>Stahlreport</strong><br />
(Teil 1 in <strong>Stahlreport</strong> 12.2017).<br />
[ Autor ]<br />
Marc Blum, Dipl.-<br />
Ing., Dipl.Wirt.Ing.<br />
(FH), M.Sc., Bausachverständiger<br />
–<br />
Schäden & Bauen im<br />
Bestand, geprüfter<br />
Restaurator &<br />
Denkmalpfleger<br />
im Metallbauer-<br />
Handwerk,<br />
58256 Ennepetal<br />
Über die Jahrzehnte aufsummiert,<br />
umfasst der gesamte Gebäudebestand<br />
in Deutschland mittlerweile<br />
etwa 100 Mrd. t an Material. Dabei<br />
fließen an mineralischen Bau- und<br />
Abbruchabfällen jährlich rund 192<br />
Mio. t aus dem Baubereich wieder ab<br />
– was etwa 54 % des deutschen Abfallaufkommens<br />
entspricht (laut VDI Zentrum<br />
Ressourceneffizienz, 2014).<br />
So werden bspw. allein in Deutschland<br />
jährlich<br />
z etwa 550 Mio. t mineralische Baustoffe<br />
(entspr. rund 85 % aller inländischen<br />
Entnahmen),<br />
z ewa 28 Mio. t Zement (aus denen<br />
mit Faktor etwa 7 bis 8 multipliziert<br />
rund 224 Mio. t Beton hergestellt<br />
werden),<br />
z aber nur etwa 5,5 Mio. t Baustahl<br />
(dies sind alle im Bauwesen zur<br />
Anwendung kommenden Stahlprodukte,<br />
inkl. Betonstahl),<br />
z etwa 0,5 Mio. t Brettschichtholz (laut<br />
Studiengemeinschaft Holzleimbau<br />
e.V., Wuppertal)<br />
konsumiert und verbaut. Mit Bezug<br />
auf die deutsche Abfallwirtschaft stel-<br />
len diese Mengen die größten Stoffströme<br />
im Wirtschaftsgeschehen dar.<br />
EU-Baupolitik muss weichen stellen<br />
Infolge der langfristigen Auswirkungen<br />
des Baustoffkonsums und der Inanspruchnahme<br />
von Bauflächen kommt<br />
der grenzüberschreitenden europäischen<br />
Umwelt- und Baupolitik für eine<br />
sinnvolle, praktikable Marktgestaltung<br />
eine sehr bedeutende Rolle zu.<br />
Bereits im Jahr 2011 erfolgte eine<br />
umfassende und erweiterte Novellierung<br />
der europäischen Bauproduktenrichtlinie<br />
in Richtung Bauproduktenverordnung,<br />
welche rechtlich im<br />
genauen Wortlaut und unverändert in<br />
nationales Recht umgesetzt worden<br />
ist. Hierbei wurde der bisherige<br />
Umfang der wesentlichen Anforderungen<br />
an Bauprodukte um die Themen<br />
Recyclingfähigkeit und nachhaltige<br />
Nutzung der Ressourcen ergänzt.<br />
In den Eingangserläuterungen<br />
heißt es bereits 1 :<br />
„(25) [Es] sollte der spezifische Be darf<br />
an Angaben hinsichtlich des Gehalts<br />
an gefährlichen Stoffen in Bauproduk-<br />
ten weiter untersucht werden, damit<br />
der Umfang der darunter fallenden<br />
Stoffe vervollständigt wird, um ein hohes<br />
Maß an Gesundheitsschutz und Sicherheit<br />
von Arbeitnehmern, die Bauprodukte<br />
verwenden, und von Nutzern der<br />
Bauwerke zu gewährleisten, auch in<br />
Bezug auf die Anforderungen beim<br />
Recycling und/oder bei der Wiederverwendung<br />
von Bauteilen oder -materialien.“<br />
„(55) Bei der Grundanforderung<br />
an Bauwerke bezüglich der nachhaltigen<br />
Nutzung der natürlichen Ressourcen<br />
sollte insbesondere der Recyclingfähigkeit<br />
des Bauwerks, seiner Baustoffe<br />
und Teile nach dem Abriss, der Dauerhaftigkeit<br />
des Bauwerks und der Verwendung<br />
umweltfreundlicher Rohstoffe<br />
und Sekundärbaustoffe für das Bauwerk<br />
Rechnung getragen werden.“<br />
„(56) Zur Bewertung der nachhaltigen<br />
Nutzung der Ressourcen und zur<br />
Beurteilung der Auswirkungen von Bauwerken<br />
auf die Umwelt sollten die<br />
Umwelterklärungen (Environmental<br />
Product Declarations — EPDs), soweit<br />
verfügbar, herangezogen werden.“<br />
16 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Als Grundlage für die künftigen anzupassenden<br />
Baunormen und harmonisierten<br />
technischen Baustoffspezifikationen<br />
werden mit Verweis auf Art. 3,<br />
Abs. 1 und Anhang I dieser Verordnung<br />
die wesentlichen Anforderungen<br />
2 ) um einen weiteren Punkt zur<br />
nachhaltigen Ressourcennutzung<br />
erweitert:<br />
„7. Nachhaltige Nutzung der natürlichen<br />
Ressourcen<br />
Das Bauwerk muss derart entworfen,<br />
errichtet und abgerissen werden,<br />
dass die natürlichen Ressourcen nachhaltig<br />
genutzt werden und insbesondere<br />
Folgendes gewährleistet ist:<br />
a) Das Bauwerk, seine Baustoffe und<br />
Teile müssen nach dem Abriss wieder-verwendet<br />
oder recycelt werden<br />
können;<br />
b) das Bauwerk muss dauerhaft sein;<br />
c) für das Bauwerk müssen umweltverträgliche<br />
Rohstoffe und Sekundärbaustoffe<br />
verwendet werden“.<br />
Das Ziel dieser europäischen Bauproduktenverordnung<br />
besteht darin, den<br />
freien Warenverkehr innerhalb der<br />
EU durch mögliche Handelshemmnisse<br />
abzubauen und so gleichzeitig<br />
die Teilziele „Nachhaltiges Bauen und<br />
Recyclingfähigkeit“ der Leitmarktinitiative<br />
(LMI) auf Bauproduktenebene<br />
mit zu erfüllen. Die Bauprodukte, welche<br />
diese Voraussetzungen erfüllen,<br />
sind nach Kap. II, Art. 4-9 mit Leistungserklärungen<br />
(DoP) und dem CE-<br />
Kennzeichen zu markieren 3 ).<br />
Was hierbei offenbar vielen Akteuren<br />
der planerischen und ausführenden<br />
Zunft noch nicht so richtig bewusst<br />
ist, ist die Tatsache, dass bereits Mitte<br />
2013 die Koexistenzperiode dieser<br />
novellierten EU-Verordnung (in der<br />
noch wahlweise entweder nach alter<br />
oder nach neuer Verordnung gleichzeitig<br />
geplant werden durfte und die<br />
im direkten Wortlaut durch Ratifzierung<br />
des BauPG vom 05.12.2012 4 in<br />
nationales Recht umgesetzt worden<br />
ist) ausgelaufen ist.<br />
Seit dem 01.07.2013 darf demnach<br />
ausschließlich diese EU-Verordnung<br />
in Deutschland zur Anpassung<br />
des BauPG 5 verwendet werden.<br />
Seitdem müssen in den planerischen<br />
und bauausführenden Prozessen<br />
sowie in der Distribution auf der Bauproduktenebene<br />
die Themen Recyclingfähigkeit<br />
und nachhaltige Ressourcennutzung<br />
per Gesetz (gemäß Anhang<br />
I – Punkt 7, „Nachhaltige Nutzung der<br />
natürlichen Ressourcen“ (d.h. direkte<br />
Umsetzung des EU-Amtsblatt Nr. L 88<br />
vom 04.04.2011 – S.11 und S.34))<br />
berücksichtigt werden. Ob dies zwischenzeitlich<br />
auch so bereits allseits<br />
praktiziert wird, ist zu bezweifeln.<br />
So führt der Physiker und Technikphilosoph<br />
Klaus Korn in „Philosophie<br />
der Technik“ aus: „Bemühungen<br />
um Nachhaltigkeit haben zwangsläufig<br />
entweder eine Einschränkung oder<br />
eine intelligente Umsteuerung des<br />
Ressourcenverbrauchs hin zu erneuerbaren<br />
Rohstoffen zur Folge […] Heute<br />
werden Anstrengungen in Nachhaltigkeit<br />
als Investitionen aufgefasst.“<br />
Der steigende Anteil von Urbanisierung<br />
und Bautätigkeit am Klimawandel<br />
und am Ressourcenverbrauch<br />
sollte daher nicht nur rein energetische<br />
Baumaßnahmen, wie etwa solche,<br />
nach der EnEV 2014, als Reaktion<br />
nach sich ziehen. Durch die teils<br />
irreversible Ausbeutung von natürlichen<br />
Ressourcen und der nachhaltigen<br />
Raumbeanspruchung hat er vielmehr<br />
auch eine primär sozio-kulturelle<br />
Komponente.<br />
Daher erfordert es in der zukünftig<br />
ganzheitlichen Planung sozialer,<br />
architektonischer und gleichsam intelligenter<br />
Baulösungswege, um zunächst<br />
mittelfristig, wie Abb.3 zeigt, über<br />
einen Dreiklang aus Baustoffeffizienz<br />
(technisch besser werden) und Baustoffkonsistenz<br />
(ökologisch-ökonomisch<br />
verändern) bis hin zur Baustoffsuffizienz<br />
(reduzieren), eine Baustoffkonsumentlastung<br />
herbeizuführen.<br />
Baustoffeffizienz<br />
Eine Nachhaltigkeitsstrategie der Baustoffeffizienz<br />
ist die heute vorherrschende<br />
Strategie. Sie verfolgt das Ziel,<br />
den Energie-, Material- und Flächenverbrauch<br />
sowie die finanziellen Mittel,<br />
die für den technischen Fortschritt,<br />
die Entkoppelung von Wirtschaftsleistung<br />
und Umweltverbrauch und die<br />
Substitution von Produkten und Verfahren<br />
entstehen durch nachhaltigere,<br />
effizienter einzusetzen. Allerdings hat<br />
diese Strategie die paradoxe Grenze,<br />
dass nämlich mit zunehmender Effizienzsteigerung<br />
eine Kosten-/Preissenkung<br />
verbunden ist und dadurch<br />
über sogenannte Rebound-Effekte mitunter<br />
eine Nachfragesteigerung, also<br />
mehr Konsum die Folge sein kann.<br />
Baustoffkonsistenz<br />
Eine Nachhaltigkeitsstrategie der Baustoffkonsistenz<br />
setzt da schon mehr<br />
auf eine ganzheitliche Ökoeffizienz:<br />
Nämlich hin zu einer natürlich gleichkommenden<br />
Stoffkreislaufführung von<br />
Materialien und Energien, aber auch<br />
zu einer symbiotischen Weiternutzung<br />
von im Produktionsprozess anfallenden<br />
Koppelprodukten. Denn Ressourcenschonung<br />
durch eine baustoffkonsistente<br />
Kreislaufwirtschaft heißt auch<br />
mit begrenzten Mitteln hauszuhalten<br />
und dies ist mit ein Teil der „Erfolgsprinzipien<br />
des Ökologischen Bauens“ 3<br />
Nachhaltigkeitsstrategien beim Bauen Abb. 3<br />
Baustoffeffizienz<br />
Baustoffsuffizienz<br />
Baustoffkonsistenz<br />
Quelle: Marc Blum<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
17
Werkstoffe<br />
Bericht<br />
3<br />
(Werner Nachtigall, „Bau-Bionik“, Springer<br />
2003). Eine solche Strategie erfordert<br />
aber umfangreiche Änderungen<br />
nach dem Vorbild der Natur respektive<br />
der Ökogenese (also der Wechselwirkungen<br />
zwischen Lebewesen und<br />
Umwelt, die zur Bildung von Ökosystemen<br />
führen) bei Design, Produktion,<br />
Distribution und Redistribution von<br />
Produkten, hin zu einem Denken in<br />
symbiotisch geschlossenen Stoff- und<br />
Produktionsmedienkreisläufen.<br />
Baustoffsuffizienz<br />
Eine Nachhaltigkeitsstrategie der Baustoffsuffizienz<br />
(also dem Einsatz von<br />
Baustoffen mit möglichst geringem<br />
Rohstoff- und Energieverbrauch) geht<br />
da aber wesentlich weiter. Sie zielt<br />
darauf ab, mit entweder mindestens<br />
dem Vorhandenen auszukommen (Subsistenz)<br />
oder ganz auf Konsum zu verzichten<br />
– was gesellschaftlich aber ein<br />
deutlicheres sowie unbequemeres<br />
Umdenken beim Verhalten von Unternehmen<br />
und Investoren erfordert.<br />
Die heutige Architektur und die<br />
geschaffenen Immobilien stellen temporäre,<br />
moderne Zweckbauten dar und<br />
sind weniger Monumente der Ewigkeit<br />
(wie die Pyramiden, mittelalterlichen<br />
Burgen und gotischen Kathedralen). So<br />
unterliegen sie auch einem natürlichen<br />
Lebenszyklus. Die in diese baulichen<br />
Strukturen verbrachten Ressourcen<br />
sollten in diesem Kontext des Beitrages<br />
zukünftig als Sekundärrohstoffe durch<br />
Urban-Mining und Multi-Recycling-<br />
Ansätze (MRA) wiedergewonnen werden.<br />
Sie sollten dabei von den heutigen<br />
Planern bereits so ausgelegt sein, dass<br />
über Umnutzungsflexibilitäten respektive<br />
Multi-Nutzungs-Ansätze (MNA) der<br />
Gebäudelebenszyklus verlängert und<br />
die Ressource einer weiteren Nachnutzung<br />
zugeführt werden können.<br />
In dieser Hinsicht sind die heutigen<br />
Immobilieninvestoren, Architekten,<br />
Bauingenieure, Baustoffhersteller<br />
(inklusive deren regionaler Distribution)<br />
sowie die Bauausführenden ganzheitlich<br />
und weit in die Zukunft blickend<br />
gefordert, eine solche „organische<br />
Architektur“ zu gewährleisten.<br />
Stahl ist einer der nachhaltigsten<br />
Werkstofffe überhaupt<br />
In der Architektur der Moderne wurden<br />
bereits sehr häufig Stahlhochbauten<br />
für die primären Tragwerksstrukturen<br />
verwendet. Sie sind trotz mehrfacher<br />
Umnutzungen immer noch<br />
aktiv. Der Baustoff Stahl zeigt sich<br />
daher schon heute als einer der nachhaltigsten<br />
Werkstoffe weltweit, da er<br />
einerseits den Multirecyclingansätzen<br />
(MRA) als sekundäre Ressourcenquelle<br />
und andererseits der erforderlichen<br />
Umnutzungsflexibilität (MNA)<br />
zur Lebenszyklusverlängerung gegenüber<br />
anderen Baustoffen deutlich<br />
gerechter wird.<br />
„Organische Architektur“ durch<br />
die Kombination von MNA mit<br />
anschließenden MRA erfordert aber<br />
ein (Um-)Denken in Sekundärrohstoff-<br />
Kreisläufen. Hierbei ist Kreislaufwirtschaft<br />
nicht gleich Kreislaufwirtschaft,<br />
sowie Recycling nicht gleich Recycling<br />
(siehe Abb. 4). Recycling heißt<br />
mit Verweis auf das KrwG in genauer<br />
begrifflicher Definition: „Downcycling<br />
– Recycling – Upcycling“.<br />
„Recycling im Sinne dieses Gesetzes<br />
ist jedes Verwertungsverfahren,<br />
durch das Abfälle zu Erzeugnissen,<br />
Materialien oder Stoffen entweder für<br />
den ursprünglichen Zweck oder für<br />
andere Zwecke aufbereitet werden; es<br />
schließt die Aufbereitung organischer<br />
Materialien ein, nicht aber die energetische<br />
Verwertung und die Aufbereitung<br />
zu Materialien, die für die Verwendung<br />
als Brennstoff oder zur<br />
Verfüllung bestimmt sind“ [§ 3 Abs.<br />
25, KrwG].<br />
Der Baustoff „Stahl“ erfüllt auch<br />
hier in seiner Anwendung im Stahlhochbau<br />
bereits heute jederzeit das<br />
optimalste „Upcycling“ und weitere<br />
umweltgerechte Anforderungen wie<br />
in Abb.5 dargestellt, denn diese Bauweise<br />
bietet:<br />
Kreislaufsysteme und Recyclingtypen<br />
technische<br />
Beschreibung des<br />
Produktsystems<br />
Material aus einem<br />
Produktsystem<br />
wird in einem<br />
anderen Produkt -<br />
system recycelt<br />
Material aus einem<br />
Produktsystem wird<br />
in demselben Produktsystem<br />
recycelt<br />
Materialkreisläufe<br />
offener Kreislauf<br />
Kreislauf<br />
geschlossener<br />
Kreislauf<br />
z eine hochgradig industrielle Vorfertigung<br />
mit hoher Maßgenauigkeit<br />
im Millimeter-Bereich,<br />
z eine hohe Planungsgenauigkeit und<br />
-sicherheit durch typisierte demontierbare<br />
Anschlussdetails,<br />
z kurze Bauzeiten (auch beim Rückbau)<br />
durch geschraubte Montageverbindungen,<br />
z geringen bauseitigen Platzbedarf zur<br />
Montage,<br />
z relativ geräuschlosen Bauablauf<br />
(= Lärmschutz im Interesse der Nachbarschaft)<br />
sowie<br />
z eine hohe Sauberkeit auf der Baustelle<br />
und beim Rückbau.<br />
Diese sich hier bietenden, umweltfreundlichen<br />
Potenziale des Baustoffs<br />
„Stahl“ setzen aber auch voraus, dass<br />
sich die Architekten und Tragwerks -<br />
planer in ihrer Erstplanung mit<br />
einem recyclinggerechten sowie nichtmonolithischen<br />
Bauplanungsentwurf<br />
beschäftigen und diesen auch konsequent<br />
anwenden. Denn nur dadurch<br />
wird eine zukünftig höherwertige Nachnutzung<br />
– sei es durch Umnutzungsflexibilität<br />
zur Lebenszyklusverlängerung<br />
MNA oder dem anschließenden<br />
Recycling MRA – im Sinne der fünfstufigen<br />
Abfallhierarchie gewährleistet.<br />
2<br />
1 EU-Amtsblatt Nr. L 88 vom 04.04.2011 –<br />
S.7 und S.10<br />
2 EU-Amtsblatt Nr. L 88 vom 04.04.2011 –<br />
S.11 und S.34<br />
3 EU-Amtsblatt Nr. L 88 vom 04.04.2011 –<br />
S.12-14<br />
4 BGBl. I S. 2449, 2450<br />
5 Das Gesetz wurde als Artikel 2 des<br />
Gesetzes vom 5.12.2012, 2449 vom Bundestag<br />
beschlossen, es trat gem. Art. 7,<br />
Abs. 2, Satz 1 am 1.7.2013 in Kraft.<br />
Allokationsverfahren<br />
für Recycling bzgl. der<br />
inhärenten Materialeigenschaften<br />
recyceltes Material<br />
erfährt eine reduzie -<br />
rende Veränderung<br />
recyceltes Material<br />
erfährt keine<br />
Veränderung<br />
Material erfährt<br />
eine positive<br />
Veränderung<br />
Abb.4<br />
daraus folgende<br />
Recyclingtypen<br />
Downcycling<br />
Recycling<br />
Besser Upcycling<br />
Quelle: Marc Blum, eigene Darstellung auf Basis Finkbeiner, 2013<br />
18 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Verwertungsquoten in der 5-stufigen Abfallhierarchie<br />
Abb.5<br />
§ 6 KrWG – Abfallhierarchie Stahl Holz Beton Mauerwerk<br />
(1) Vermeidung – ja nein nein<br />
(2) Wiederverwendung – ja durch<br />
Umnutzungsflexibilität,<br />
Lebenszyklusverlängerung<br />
11%<br />
extrem selten<br />
1%<br />
nein<br />
(3) Recycling a.) Upcycling<br />
über „MRA“<br />
b.) Downcycling<br />
– ja<br />
88%<br />
-<br />
nein<br />
extrem selten<br />
AI, AII, (AIII)<br />
Anhang I, III<br />
zu § 3 Abs. 1<br />
AltholzV<br />
1%<br />
(4) Verwertung siehe zuvor – ja<br />
thermisch gem.<br />
§§ 7, 9<br />
AltholzV<br />
98%<br />
nein<br />
– ja<br />
71,7%<br />
– ja bedingt<br />
19,9%<br />
(5) Beseitigung nicht erforderlich – Ja<br />
8,4%<br />
Verlust aus dem Kreislauf 1% --- ---<br />
Quelle(n) der Quoten<br />
EPD-BFS-20130094-IBG1-<br />
DE, Tab. –Kap. 4<br />
Studiengemeinschaft Holzleimbau<br />
e.V.- W<br />
22.10.2014<br />
http://www.kreislaufwirt schaftbau.de/Verw.html<br />
22.10.2014<br />
Quelle: Marc Blum, eigene Darstellung
Messen<br />
und Märkte<br />
Berichte<br />
Internationale Eisenwarenmesse in Köln<br />
Trends in der Hartwarenbranche<br />
Die Digitalisierung betrifft zunehmend den Hartwarenbereich, denn auch die Sektoren Werkzeuge,<br />
Industriebedarf, Befestigungs- und Verbindungstechnik, Beschläge sowie Bau- und<br />
Heimwerkerbedarf vermitteln auf der kommenden internationalen Eisenwarenmesse einen<br />
Eindruck davon, wie intensiv dieses Thema diesen Wirtschaftszweig dominiert. Vom 4.-7.3.18<br />
findet in Köln diese wichtigste internationale Leistungsschau der Branche statt.<br />
Die veranstaltende Koelnmesse<br />
hat zu diesem roten Faden vorab Aussteller<br />
nach Detailtrends dazu befragt:<br />
z Bei den hochwertigen Werkzeugen<br />
bekommt demnach das Thema Vernetzung<br />
einen immer höheren Stellenwert.<br />
So rücken integrationsfähige<br />
Drehmomentschlüssel mit<br />
Funkmodul für die vernetzte Produktion<br />
mehr und mehr aus dem Versuchsstadium<br />
heraus. Ein Aspekt<br />
beim Dialog mit dem Fachhandel ist<br />
für viele Anbieter von Präzisionswerkzeugen<br />
die Neufassung der DIN<br />
EN ISO 6789:2017, die mehr Komplexität<br />
bei der Kalibrierung von Drehmomentwerkzeugen<br />
verlangt. Demnach<br />
müssen nun neben der<br />
Anzeigeabweichung auch eine Vielzahl<br />
möglicher Unsicherheitsparameter<br />
erfasst werden.<br />
z Das Thema Normung spielt in Köln<br />
aber auch bei den Anbietern von<br />
Steigtechnik eine Rolle, denn mit<br />
Beginn des kommenden Jahres greift<br />
die neue DIN EN 131 für tragbare<br />
Leitern. Diese Norm trifft auf alle<br />
Anbieter von Steigtechnik zu und<br />
besagt beispielsweise, dass Anlegeleitern<br />
ab einer Länge von 3 m künftig<br />
grundsätzlich über eine Standverbreiterung<br />
verfügen müssen. Auch<br />
die Rutschfestigkeit und die Verwindungssteifigkeit<br />
werden neu bewertet.<br />
z Ein weiterer Aspekt, auf den sich<br />
Werkzeuganbieter einstellen, sind<br />
die gestiegenen Anforderungen in<br />
Werkstätten und Fertigungen, in<br />
denen an spannungsführenden Bauteilen<br />
gearbeitet wird. Ein Aussteller<br />
zeigt einen neuen VDE-Drehmomentschlüssel<br />
speziell für diese<br />
Anwendungen.<br />
z Geht der Blick in Richtung Elektrowerkzeuge,<br />
ist ein klarer Trend hin<br />
zu noch leistungsstärkeren Akku-<br />
Werkzeugen erkennbar. Wenn der<br />
Profi Akku-Werkzeuge im großen Stil<br />
einsetzen möchte, dürfen die Unterschiede<br />
zu netzgebundenen Geräten<br />
oder zu motorbetriebenen Werkzeugen<br />
für den Garten- und Landschaftsbau<br />
nicht allzu groß sein.<br />
z Ebenfalls ein Stichwort ist die Flexibilität<br />
in den Werkstätten. Nicht selten<br />
werden Beschäftigte an verschiedenen<br />
Arbeitsorten eingesetzt. Dabei<br />
möchten sie möglichst ihr eigenes<br />
Werkzeug nutzen. Dies geht nur mit<br />
mobilen Arbeitstischen oder Werkstattwagen.<br />
Diese Wagen sind Transporter<br />
und Werkbank zugleich.<br />
z In jeder Werkstatt, aber auch auf Baustellen,<br />
müssen oft große, sperrige<br />
oder schwere Gegenstände bewegt<br />
werden. Um diese Tätigkeit für<br />
Beschäftigte so leicht und kräfteschonend<br />
wie möglich zu machen, sollten<br />
Transport- und Montagehilfen<br />
eingesetzt werden. Stabile Transportkarren,<br />
mit denen sich leicht auch<br />
Treppenstufen überwinden lassen,<br />
vielseitig einsetzbare Plattformwagen<br />
oder ergonomisch austarierte<br />
Schubkarren sind einige Beispiele<br />
dafür.<br />
z Elektronische Produkte werden<br />
immer kompakter, komfortabler, leistungsfähiger<br />
und intuitiver. Deutlich<br />
wird dies auch am Beispiel Leuchten:<br />
Allein durch die LED-Technik ist<br />
eine Lichtausbeute möglich, die sich<br />
vor wenigen Jahren nur mit hohem<br />
Aufwand realisieren ließ – und dies<br />
alles bei geringem Stromverbrauch.<br />
Zugleich wird die Elektronik zunehmend<br />
intelligenter, beispielsweise<br />
durch Funkschalter mit selbstlernender<br />
Kodierung.<br />
Trotz zunehmender Online-Umsätze<br />
setzen viele Hersteller innovativer Produkte<br />
gerade im B2B-Geschäft mehr<br />
denn je auf die Stärke des stationären<br />
Handels. Neue Strategien für den Fachhändler<br />
spielen deshalb auf der INTER-<br />
NATIONALEN EISENWARENMESSE<br />
ebenso eine Rolle wie verkaufsunterstützende<br />
Projekte. Eine Domäne des<br />
stationären Fachhandels ist und bleibt<br />
die Warenverfügbarkeit und -vielfalt.<br />
Die Kunden – egal ob Profi oder Endverbraucher<br />
– erwarten immer noch<br />
ein umfangreiches Angebot. 2<br />
20 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Valve World Expo in Düsseldorf<br />
Armaturen im Fokus<br />
Die Welt der Hersteller und Anwender von Armaturen<br />
will die Valve World Expo 2018 abbilden,<br />
zu der sich die Branche vom 27.-29.11.18 erneut in<br />
Düsseldorf trifft. Ein besonderes Thema soll<br />
dabei die Entwicklung von Simulationen sein.<br />
In den Hallen 3, 4 und 5 des<br />
Düsseldorfer Messegeländes präsentieren<br />
sich auf der Messe internationale<br />
Spezialisten aus den Bereichen<br />
Armaturen, Armaturenkomponenten,<br />
Stellantriebe, Kompressoren, Ingenieurdienstleitungen,<br />
Verlage und<br />
Software. Erwartet werden über 700<br />
Aussteller aus 40 Ländern auf einer<br />
Ausstellungsfläche von rund 20.000 m 2 .<br />
Zur letzten Veranstaltung im Jahr<br />
2016 kamen 12.420 Fachbesucher<br />
aus 89 Ländern.<br />
Mit Fachvorträgen und Workshops<br />
internationaler Referenten findet<br />
die begleitende VALVE WORLD<br />
Conference 2018 in der Messehalle 4<br />
statt, integriert ins Messegeschehen.<br />
Der Pump Summit findet als Sonderschau<br />
in der Halle 5 statt, so dass<br />
eine inhaltliche und optische Verzahnung<br />
von Konferenz, Sonderschau<br />
und Messe realisiert wird. Aktuelle<br />
Pumpentechnologien sowie neueste<br />
Ergebnisse aus Forschung und Wissenschaft<br />
werden dort präsentiert.<br />
Als Schnittstelle zwischen Armaturen-<br />
und Ventiltechnologien soll der<br />
Pump Summit eine wertvolle Ergänzung<br />
bieten und für die Besucher<br />
wichtige Synergien schaffen.<br />
Als Schlüsseltechnologien spielen<br />
Industriearmaturen und Ventiltechnik<br />
für alle Industriezweige eine<br />
entscheidende, unverzichtbare Rolle.<br />
Die Teilnehmer kommen daher aus<br />
den Industriebranchen Petrochemie,<br />
Öl- und Gas, Chemie, Marine- und<br />
Offshore, Lebensmittel, Wasser- und<br />
Abwassermanagement, Automobil,<br />
Maschinenbau, Pharmazie und Medizintechnik<br />
sowie der Kraftwerksindustrie.<br />
Simulationstechnik<br />
Damit sind Branchen genannt, die<br />
von den Entwicklungen in der Simulationstechnik<br />
profitieren können.<br />
Ventile mit großen Nennweiten beispielsweise<br />
fordern die Ingenieure<br />
beim Prototypenbau besonders<br />
heraus. Ihre Herstellung und Tests<br />
auf dem Prüfstand sind sehr aufwändig.<br />
Und das unter einem Zeitdruck,<br />
der keine allzu großen Verzögerungen<br />
zulässt. Doch mittlerweile kommt<br />
Tempo ins Spiel. Eine Strömungssimulation<br />
macht es möglich: Ventile<br />
mit größeren Nennweiten zu konstruieren<br />
und zu produzieren, ist<br />
heute weitaus schneller und leichter<br />
zu realisieren.<br />
Auch der deutsche Wissenschaftsrat<br />
unterstreicht diese Entwicklung<br />
und sieht die Simulation<br />
als Erkenntnisinstrument, das sich<br />
mit einer hohen Dynamik entfaltet.<br />
In diesen Zusammenhängen müssen<br />
auch die Entwicklungen beim<br />
3D-Druck betrachtet werden – ein<br />
weiteres Thema der VALVE WORLD<br />
EXPO 2018. 2<br />
[ Info ]<br />
Weitere Informationen<br />
gibt es unter<br />
www.valveworldexpo.de<br />
und www.pumpsummit.de.<br />
NEU<br />
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und Logistik:<br />
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Längsteilen<br />
Querteilen<br />
Walzen<br />
Logistik<br />
Materialprüfung<br />
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Messen<br />
und Märkte<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Bautec in Berlin<br />
Werkstoffe und Wertschöpfung<br />
Wenn am 20.2.der Startschuss für die Bautec 2018 fällt, soll das Berliner Messegelände vier<br />
Tage lang zum wichtigsten Anziehungspunkt für die nationale und internationale Bau- und<br />
Gebäudetechnikbranche werden. Dabei interessieren besonders u.a. die Trends bei den Werkstoffen<br />
sowie die digital bedingten Entwicklungen von Wertschöpfungsketten. Diese Materialund<br />
Marktaspekte u.a. wollen die einzelnen Messeteile und ihre Begleitveranstaltungen aufgreifen.<br />
[ Info ]<br />
Weitere Informationen<br />
stehen unter<br />
www.bautec.com<br />
bereit.<br />
Ganz oben auf der Agenda von<br />
Ausstellern und Fachbesuchern steht<br />
neben der Präsentation neuester Technologien<br />
und Produkte der fachliche<br />
Austausch mit Führungsvertretern aus<br />
Wirtschaft, Industrie sowie Politik. Die<br />
18. bautec präsentiert sich dazu mit<br />
vielen Premieren, darunter dem<br />
bautec.INNOVATION AWARD, dem Tag<br />
der Immobilienwirtschaft am 21.2. und<br />
dem Architektenkongress FASSADE<br />
2018 am 22.2.<br />
Thematische Schlagworte sind in diesen<br />
und anderen Zusammenhängen<br />
der serielle Wohnungsbau für die Schaffung<br />
von mehr und kostengünstigem<br />
Wohnraum, die Digitalisierung am Bau<br />
sowie Fragen zur Ausbildung und Fachkräftegewinnung<br />
im KarriereCenter<br />
BAU. Außerdem steht der energetische<br />
Systemverbund von Gebäudehülle und<br />
intelligenter Gebäudetechnik im Mittelpunkt.<br />
Materialien<br />
Lange Zeit galten Stahl, Glas und Beton<br />
als Inbegriff moderner Baukunst. Nun<br />
bereichert immer mehr Holz als das<br />
wahrscheinlich älteste Konstruktionsmaterial<br />
die Architektur. Der Anteil<br />
von reinen Holzbauten, aber auch von<br />
Mischkonstruktionen nimmt am<br />
Gesamtbauvolumen kontinuierlich zu.<br />
Für die kommende Bautec verweisen<br />
die Veranstalter auf diesen Trend<br />
und wollen zeigen, wie gut sich Holz<br />
und nachwachsende Rohstoffe für den<br />
Ausbau, die Energiebereitstellung und<br />
sogar als Dämmstoffe eignen. Das entsprechende<br />
Produkt-Portfolio in Halle<br />
22 reicht von Dämmstoffen, Fenstern<br />
und Glas über Holz- und Holzleimbau<br />
bis hin zum Innenausbau.<br />
In Halle 22 befindet sich auch das<br />
Werkstoff-Forum. Dort können sich<br />
Architekten, Planer, Bauherren und<br />
Verarbeiter umfassend über innovative<br />
Werkstoffe und Materialien aus<br />
nachwachsenden Rohstoffen informieren.<br />
Märkte<br />
In vielen deutschen Großstädten verschärft<br />
sich der Wohnungsmangel<br />
zunehmend. Als eine der ersten Baufachmessen<br />
hatte die bautec deshalb<br />
2016 erstmals eine Sonderschau zum<br />
Thema kostengünstiger und nachhaltiger<br />
Wohnungsbau implementiert.<br />
Diese Sonderschau wird nun weiterentwickelt<br />
und in die Ausstellung der<br />
bautec integriert.<br />
Um den enormen Wohnungsbedarf<br />
schnell und zu bezahlbaren Mieten zu<br />
decken, hatten Politik und Verbände<br />
2017 eine europaweite Ausschreibung<br />
einer Rahmenvereinbarung zum seriellen<br />
und modularen Wohnungsbau<br />
gestartet. Es ist geplant, die Ergebnisse<br />
des Wettbewerbs sowie die Ansätze<br />
des seriellen Bauens nun im Rahmen<br />
dieser Sonderschau zu thematisieren.<br />
Zuerst digital und dann real bauen<br />
– so wird demnach das zukünftige<br />
Bauen aussehen. Die digitale Arbeitsmethode<br />
für die Baubranche ist das<br />
Building Information Modeling, kurz<br />
BIM. Das Thema „Digitales Planen,<br />
Bauen und Betreiben – Neue Ideen<br />
umsetzen und Erfolg sichern“ steht im<br />
Mittelpunkt des Fachkongresses am<br />
21.2. im Marshall-Haus. Referenten aus<br />
der Baupraxis wollen an konkreten Beispielen<br />
zeigen, wie der Einstieg in die<br />
Digitalisierung des Unternehmens<br />
gelingt und welche Einstiegsvarianten<br />
sich für BIM anbieten.<br />
Die bautec – Internationale Fachmesse<br />
für Bauen und Gebäudetechnik<br />
– findet alle zwei Jahre in Berlin statt;<br />
in diesem Jahr in einem konjunkturell<br />
äußerst dynamischen Umfeld (vgl.<br />
gesonderte Berichterstattungen in diesem<br />
Heft).<br />
Messen<br />
35.000 Besucher informierten sich 2016<br />
bei 502 Ausstellern aus 17 Ländern<br />
über die neuesten Produkte, Services<br />
und Themen der nationalen und internationalen<br />
Bau- und Immobilienwirtschaft.<br />
Veranstalter der bautec ist die<br />
Messe Berlin, ideeller Träger ist der<br />
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie<br />
e.V. Die 18. bautec findet auf<br />
dem Berliner Messegelände in den Hallen<br />
20 bis 26 statt.<br />
In der parallel laufenden GRÜN-<br />
BAU BERLIN finden Fachbesucher alles<br />
zum Thema Garten- und Landschaftsbau.<br />
2<br />
22 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Saubere Sachen<br />
Messe parts2clean in Stuttgart<br />
Die 15. Auflage der parts2clean war<br />
nicht nur die bisher größte, sondern auch eine<br />
der bestbesuchten. 253 Aussteller aus 16<br />
Ländern präsentierten vom 24.–26.10.17 in<br />
Stuttgart neue, weiterentwickelte und bewährte<br />
Produkte bzw. Dienstleistungen für die industrielle<br />
Teile- und Oberflächenreinigung. Bei der<br />
belegten Fläche erreichte die Veranstaltung mit<br />
mehr als 7.300 m 2 das bislang beste Ergebnis<br />
ihrer Geschichte. Mit rund 4.900 Fachbesuchern<br />
waren knapp 20 mehr als bei der vergleichbaren<br />
Vorveranstaltung 2015 gekommen.<br />
Besucht wurde die internationale Leitmesse<br />
für industrielle Teile- und Oberflächenreinigung<br />
von Unternehmensvertretern aus unterschiedlichsten<br />
Branchen. Den Schwerpunkt<br />
bildeten im vergangenen Jahr der Maschinenbau,<br />
die Chemie- und Verfahrenstechnik sowie<br />
die Oberflächentechnik. Der Anteil der Fachbesucher<br />
aus der Automobil- und Fahrzeugindustrie<br />
lag mit 32 % auf einem konstant hohen<br />
Niveau.<br />
Mit steigender Bedeutung: industrielle Teilereinigung.<br />
Mit 53 % ging mehr als die Hälfte der Besucher<br />
davon aus, dass die Bedeutung der Teilereinigung<br />
und damit auch die der parts2clean<br />
als Informations- und Beschaffungsplattform<br />
künftig weiter steigen wird. Dieser Wert hat<br />
sich im Vergleich zur Vorveranstaltung um 6 %<br />
erhöht.<br />
Dass diese Entwicklung nicht auf den<br />
deutschsprachigen Raum begrenzt ist, zeigte<br />
auch das große Interesse internationaler<br />
Besucher an den in englischer Sprache durchgeführten<br />
Guided Tours sowie an den simultan<br />
übersetzten Vorträgen des parts2clean-<br />
Fachforums.<br />
Die nächste parts2clean findet vom 23.-<br />
25.10.18 wiederum in Stuttgart statt. Veranstalterin<br />
ist die Deutsche Messe AG.<br />
Foto: Deutsche Messe AG<br />
Moderne Produktion<br />
Messe Formnext in Frankfurt<br />
Vier Tage im November (14.-17.)<br />
war die formnext 2017 Messemittelpunkt<br />
für das Additive Manufacturing und weitere<br />
Ausprägungen moderner Produktionstechnologie.<br />
470 Aussteller aus 33 Nationen beteiligten<br />
sich in Frankfurt/Main mit zahlreichen<br />
Innovationen aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen der Prozessketten<br />
aktueller industrieller Fertigung. Mit über<br />
21.000 Besuchern konnte die Leistungsschau<br />
die Teilnehmerzahl gegenüber dem<br />
Vorjahr deutlich steigern. Mit einer Internationalität<br />
der Besucher von 46 % hat die<br />
formnext zudem ihre weltweite Bedeutung<br />
unterstrichen.<br />
Die Besucher repräsentierten zahlreiche<br />
weltbekannte Unternehmen und die ganze<br />
Bandbreite der industriellen Produktion.<br />
Dazu zählten auch Vertreter von führenden<br />
OEM, wichtige Zulieferer aus zahlreichen<br />
Industriebereichen – von der Luftund<br />
Raumfahrt über Automobil bis zu<br />
Medizin sowie die Öl- und Gasförderung.<br />
Arbeitsschutz Aktuell<br />
Messe und Kongress in Stuttgart<br />
“Sicher und gesund arbeiten“ lautet<br />
das Motto des dreitägigen Kongresses, der<br />
zeitlich parallel im Rahmen der Fachmesse<br />
Arbeitsschutz Aktuell vom 23.–25.10.18 in<br />
Stuttgart Fragen zum Arbeits-, Gesundheitsund<br />
Umweltschutz diskutieren wird. Die<br />
Fachvereinigung Arbeitssicherheit e.V.<br />
(FASI) ist der ideelle Träger beider Veranstaltungsteile<br />
und hatte bereits im Herbst<br />
Fachleute dazu aufgerufen, ihre Ideen zur<br />
Ausgestaltung der insgesamt 16 Kongressblöcken<br />
einzubringen.<br />
„Im kommenden Jahr werden wir neben<br />
aktuellen Themen, wie der Zukunft der Fachkräfte<br />
für Arbeitssicherheit, neuen gesetzlichen<br />
Vorschriften, neu gefassten Verordnungen<br />
und Regeln auch die Herausforderung<br />
der Entwicklungen im Bereich Industrie 4.0<br />
beleuchten,“ betonte damals Hartmut<br />
Karsten als amtierender Präsident der FASI.<br />
Die Arbeitsschutz Aktuell 2018 in Stuttgart<br />
erwartet Größenordnungen von 12.000<br />
Fachbesuchern, 300 Ausstellern und 1.000<br />
Kongressteilnehmern insbesondere aus<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />
Veranstalter der Fachmesse ist die HINTE<br />
Messe- und Ausstellungs-GmbH.<br />
(www.arbeitsschutz-aktuell.de)<br />
Erstmals auf zwei parallelen Bühnen<br />
fokussierte die Konferenz zur Messe<br />
zudem an allen vier Veranstaltungstagen<br />
aktuelle Anwendungen und die Zukunft<br />
der Additiven Fertigung. Führende<br />
Experten aus zahlreichen Industrien<br />
präsentierten über 1.000 Teilnehmern<br />
einen umfassenden Überblick und gaben<br />
Inspirationen für weitere Entwicklungen.<br />
[ Info ]<br />
Die nächste formnext findet vom<br />
13. – 16.11.2018 in Frankfurt am Main statt.<br />
Hub.berlin wächst weiter<br />
Die hub.berlin entwickelt sich von einer Digitalkonferenz<br />
immer mehr zu einem interaktiven<br />
Business Festival – und findet deshalb<br />
künftig zweitätig statt, hat der Digitalverband<br />
BITKOM mitgeteilt. Erstmals kamen 2017 mehr<br />
als 3.000 Teilnehmer in die „Station Berlin“,<br />
um sich über innovative Geschäftsideen zu<br />
informieren, in Workshops konkrete Lösungen<br />
für die Herausforderungen der Digitalisierung<br />
zu erarbeiten und einen Blick in die entsprechenden<br />
Labore von Unternehmen bzw. Wissenschaftseinrichtungen<br />
zu werfen. Demnächst<br />
wird es dafür noch mehr Raum geben:<br />
Die hub.berlin findet künftig an zwei Tagen<br />
statt und wechselt vom Winter ins Frühjahr.<br />
Nächster Termin ist der 10.-11.4.19, erneut in<br />
Berlin. Zu den thematischen Schwerpunkten<br />
der letztjährigen hub.berlin zählten auf den<br />
insgesamt sieben Bühnen u.a. Blockchain,<br />
Künstliche Intelligenz und Virtual Reality. Insgesamt<br />
waren mehr als 500 Start-ups bei der<br />
hub.berlin vertreten.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
23
Messen<br />
und Märkte<br />
Nachrichten/Berichte<br />
Optimierte Oberflächen<br />
Messe Deburring in Karlsruhe<br />
„Zu dieser Messe kommen ausschließlich<br />
Fachbesucher, die eine Lösung<br />
für ein Entgratproblem oder zur Optimierung<br />
der Oberfläche suchen.“ Dieses<br />
Resümee zogen so oder ähnlich rund 150<br />
Aussteller<br />
der zweiten DeburringEXPO, die vom 10.<br />
bis 12.10.17 in Karlsruhe stattfand.<br />
Rund 2.000 Besucher aus 38 Ländern<br />
waren zur 2. Fachmesse für Entgrattechnologie<br />
und Präzisionsoberflächen nach<br />
Baden gereist. Mit über 1.000 Teilnehmern<br />
fand das erstmals zweisprachig<br />
durchgeführte Fachforum zur Messe statt.<br />
Mit ihrem konsequent am Entgraten, Verrunden<br />
und der Herstellung von Präzisionsoberflächen<br />
ausgerichteten Ausstellungsspektrum<br />
deckt das Messekonzept<br />
Prozesse ab, die in der Fertigung offenbar<br />
an Bedeutung gewinnen. „Die Themen<br />
Entgraten und Präzisionsoberflächen werden<br />
in den Unternehmen zunehmend<br />
wichtiger. Denn bei allen Optimierungsmaßnahmen<br />
im Vorfeld der Werkstückbearbeitung<br />
bleibt etwas zurück, das entfernt<br />
werden muss“, erklärte Ralf Krieger,<br />
Contract Shop Manager Europe bei der<br />
Extrude Hone GmbH, den Trend.<br />
Internationaler Architektur Kongress „Neues Bauen mit Stahl“<br />
Baukultur im urbanen Kontext<br />
Unter dem Motto „Neues Bauen mit<br />
Stahl – Baukultur im urbanen Kontext“<br />
haben renommierte Architekturbüros parallel<br />
zu den „Baufachtagen West“ aktuelle<br />
Projekte aus der ganzen Welt vorgestellt.<br />
Auf dem von der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl in Kooperation mit der Architektenkammer<br />
Nordrhein-Westfalen und dem<br />
Industrieverband Feuerverzinken durchgeführten<br />
Kongress ging es in der Messe<br />
Essen im Januar unter anderem um energieeffiziente<br />
und wirtschaftliche Trag- und Fassadenstrukturen<br />
aus Stahl.<br />
Referenten dieses Kongresses, zu dem rund<br />
850 Teilnehmer gekommen waren, waren<br />
unter anderem Prof. Dr. Mike Schlaich von<br />
schlaich bergmann partner, Sara Klomps<br />
von Zaha Hadid Architects und Gerhard<br />
Wittfeld, kadawittfeldarchitektur.<br />
Eröffnet wurde der mittlerweile 9. Internationale<br />
Architekturkongress von der NRW-<br />
Landesministerin für Heimat, Kommunales,<br />
Bau und Gleichstellung, Ina Schnarrenbach.<br />
„Man kann eine Baukultur nicht verordnen.<br />
Die Landesregieurung bekennt sich aber<br />
zum Baustoff Stahl“, sagte die Ministerin<br />
zum Auftakt.<br />
Die Diskussion um den optimalen Baustoff<br />
etwa für urbanes Bauen bekommt durch<br />
den aktuellen Boom der Baubranche sowie<br />
einen generellen Paradigmenwechsel der<br />
Bauorganisation Aktualität. Büro- und<br />
Gewerbeimmobilien, Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
sowie Bahnhöfe sind in immer<br />
kürzerer Zeit zu planen und auszuführen.<br />
Private und öffentliche Bauherren, Architekten<br />
und Investoren suchen nach wirtschaftlichen,<br />
aber auch nach architektonisch<br />
ansprechenden und nachhaltigen Lösungen.<br />
„Vor allem seine Recyclingfähigkeit unterscheidet<br />
Stahl von anderen Werkstoffen“,<br />
sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident und<br />
Hauptgeschäftsführer der WV Stahl.<br />
Im Vergleich mit anderen Ländern wie Großbritannien<br />
oder den Niederlanden ist das<br />
Bauen mit Stahl in Deutschland immer noch<br />
vergleichsweise wenig verbreitet. Das liegt<br />
auch an dem günstigen Umfeld, auf das<br />
Stahlbauprojekte etwa in den Niederlanden<br />
treffen. So werten die dortigen Banken den<br />
verbauten Stahl nicht als verlorenes Kapital,<br />
sondern rechnen mit ihm als Wert, der am<br />
Lebenszyklus-Ende wieder zugänglich<br />
gemacht werden kann, berichtete Architekt<br />
Gerhard Wittfeld.<br />
[ Info ]<br />
Die nächste DeburringEXPO findet vom<br />
8.–10.10.19 wiederum in Karlsruhe statt.<br />
Warb für Bauprojekte mit Stahl: Architekt Gerhard Wittfeld auf dem Internationalen Architekturkongress<br />
im Januar in Essen.<br />
Neuartige<br />
Gleitschleifanlagen gezeigt<br />
Der Hersteller von Gleitschleifanlagen Walther<br />
Trowal auf der Deburring Expo Gleitschleifanlagen<br />
gezeigt, die die ganze Prozesskette<br />
zwischen dem Zu- und dem<br />
Abführen der Teile umfassen und auch<br />
Funktionen wie die Oberflächenbehandlung<br />
durch Entölen und Entfetten sowie den Korrosionsschutz<br />
einschließen. Die Walter Trowal<br />
GmbH & Co. KG stellt neuartige TT-<br />
Fliehkraftanlagen mit Drehtellern und<br />
Verschleißringen aus Polyurethan und einer<br />
Spaltspülung zwischen dem Teller und dem<br />
Arbeitsbehälter her.<br />
Foto: BDS/mh<br />
24 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Erstmals Forum auf der Metav<br />
Alles zum Stand<br />
der Sägetechnik<br />
Foto: Messe Essen<br />
Baufachtage West 2018<br />
Baumessen-Spezialisierung<br />
zahlt sich aus<br />
Wer im Januar einen Überblick gewinnen wollte, was sich beim<br />
Bauen mit Stahl derzeit tut, war auf den Baufachtagen West in<br />
Essen richtig. Die Nachfolgeveranstaltung der eingestellten<br />
Deubaukom bot an vier Veranstaltungstagen reichhaltigen Input<br />
zu Entwicklungen und Trends der Branche. Hinter den „Baufachtagen<br />
West“ verbergen sich drei gleichzeitig stattfindende Baumessen:<br />
die Messen Industrial Building, Construct IT und acqua alta.<br />
plus die vierte, extern organisierte Fachmesse InfraTech – ein laut<br />
Veranstalter in Deutschland bis dahin einzigartiges Konzept.<br />
Erstmalig präsentierte die<br />
INDUSTRIAL BUILDING Produkte und<br />
Systemlösungen aus den Bereichen<br />
Planung, Gebäudehülle und Gebäudetechnik<br />
für industriell und gewerblich<br />
genutzte Gebäude. Mit der CONSTRUCT<br />
IT hat ein weiteres Messeformat Premiere<br />
gefeiert, das Software-Lösungen<br />
der Baubranche eine Plattform bot.<br />
Vervollständigt wurde das Messe-Trio<br />
durch die etablierte acqua alta, der<br />
Fachmesse rund um Hochwasserschutz,<br />
Klimafolgen und Katastrophenmanagement.<br />
Gleichzeitig zu den Baufachtagen<br />
West hat Rotterdam Ahoy<br />
auf dem Gelände der Messe Essen die<br />
InfraTech veranstaltet.<br />
Zu den drei Spezialbaufachmessen<br />
kamen rund 3.000 Besucher sowie<br />
7.000 Besucher zu der parallel stattfindenden<br />
InfraTech. Für die INDUS-<br />
TRIAL BUILDING sowie die CON-<br />
STRUCT IT bedeute das eine<br />
erfolgreiche Premiere, so die Messe<br />
Essen. Die Transformation in Richtung<br />
individualisierter Spezialbau-<br />
fachmessen zahle sich aus. Besucher<br />
konnten sich unter anderem über hochbelastbaren<br />
Stahlfaserbetonboden der<br />
Deutsche Industrieboden GmbH und<br />
das Tragwerksystem aus Stahl für weitgespannte<br />
Tragwerke ab 35 m Spannweite,<br />
PREON ® , von Vallourec informieren.<br />
Eine besondere Auftaktveranstaltung<br />
war am ersten Messetag der Internationale<br />
Architektur-Kongress des<br />
Stahl-Zentrums, Düsseldorf, der Architektenkammer<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
sowie des Industrieverbands Feuerverzinken<br />
(siehe vorstehenden Beitrag).<br />
Ergänzt wurde die Messe unter<br />
anderem durch die eintägige Fachtagung<br />
„Digitalisierung im Bauwesen“<br />
der Ingenieurakademie West. Auf dem<br />
Programm der Tagung stand die Diskussion<br />
um die Planungsmethode BIM,<br />
und welche Vorstellungen die Politik<br />
für die digitale Planung künftiger Bauprojekte<br />
hat. Erste Maßnahmen der<br />
öffentlichen Hand wurden vorgestellt<br />
und diskutiert. 2<br />
Auf der METAV 2018 findet am 20.<br />
Februar erstmals ein Forum zur Sägetechnik<br />
statt. Gezeigt werden neueste<br />
Entwicklungen und anwendungsnahe<br />
Lösungsansätze – vom einfachen Einzelzuschnitt<br />
im Werkstattbetrieb bis hin zum<br />
Massenzuschnitt. Das Anwendungsforum<br />
Sägetechnik wird gemeinsam vom Verein<br />
Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />
(VDW) mit dem Fraunhofer-Institut für<br />
Produktionstechnik und Automatisierung<br />
(IPA) organisiert. „Wir wollen Maschinenund<br />
Werkzeughersteller gezielt mit den<br />
Anwendern in den Dialog bringen“, betont<br />
Tim Mayer, Gruppenleiter Sägetechnologie<br />
am IPA.<br />
In den drei Themenblöcken Sägemaschinen,<br />
Sägewerkzeuge und Prozessoptimierung<br />
stellen das IPA und unterschiedliche<br />
Marktführer der Sägebranche anwendungsnahe<br />
Lösungsansätze vor. Die Teilnehmer<br />
der Veranstaltung erhalten so<br />
einen Überblick über aktuelle Trends bei<br />
den Sägeverfahren selbst, aber auch bei<br />
den eingesetzten Werkzeugen und in den<br />
Fertigungs- und Automatisierungsprozessen.<br />
So können sie sich ein Bild vom<br />
Stand der Forschung machen und erfahren<br />
gleichzeitig von Technologieführern,<br />
was bereits in der unternehmerischen<br />
Praxis möglich ist.<br />
Zur Sprache kommen dabei auch die<br />
Chancen und Möglichkeiten bei der Vernetzung<br />
und Digitalisierung der Sägemaschine<br />
sowie anschließender Prozesse.<br />
Fach- und Führungskräfte erhalten so<br />
konkrete Entscheidungshilfen und Hinweise<br />
zum Themenfeld Sägetechnik.<br />
[ Info ]<br />
Was: Anwenderforum Sägetechnik<br />
Wann: 20. Februar 2018, 09.30 bis 13.30 Uhr<br />
Wo: Messe Düsseldorf, Convention Center<br />
CCD Ost, Raum M<br />
Organisation: Fraunhofer IPA, VDW<br />
Kosten: 120 €, Tagesticket für die METAV<br />
2018 ist enthalten.<br />
Anmeldung: https://saegen-stuttgart.de/<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
25
Messen<br />
und Märkte<br />
Berichte<br />
Rekordbeteiligung – für die wire und Tube vom 16. bis 20. April<br />
2018 zeichnet sich eine nochmal größere Beteiligung als bei den<br />
Vorveranstaltungen ab.<br />
Foto: Messe Düsseldorf/ctillmann<br />
Stahlhandel präsentiert sich<br />
auf BDS-Gemeinschaftsstand<br />
wire und Tube<br />
auf Rekordkurs<br />
Knapp drei Monate vor Beginn des Düsseldorfer<br />
Metallmessen-Duos Wire und Tube im April<br />
(16.-20.04) sind die Hallen so gut gebucht wie noch<br />
nie. Das meldete die Messe Düsseldorf im Januar.<br />
Nie zuvor wurden so viele Quadratmeter vermietet<br />
wie in diesem Jahr, hieß es. Bereits jetzt belegten<br />
wire und Tube rund 10.000 m 2 mehr als bei den letzten<br />
beiden – ebenfalls sehr gut gebuchten – Messen<br />
von 2016. Zur wire 2018 haben sich aktuell 1.180 Aussteller<br />
aus 50 Ländern angemeldet. Die Tube schließt<br />
sich mit bislang 965 ausstellenden Unternehmen aus<br />
53 Ländern an.<br />
Der Stahlhandel präsentiert sich auf der Tube<br />
Die Tube 2018 findet in den Messehallen 3 bis 7.0 und<br />
7a und den Hallen 16, 17 sowie Teilen der temporären<br />
Halle 18 statt. Maschinen und Anlagen zur Rohrherstellung,<br />
Rohrbearbeitung und Rohrverarbeitung sowie<br />
Rohmaterialien, Rohren und Zubehör, Gebrauchtmaschinen,<br />
Werkzeuge zur Verfahrenstechnik, Hilfsmittel,<br />
Mess-, Steuer-, Regel- und Prüftechnik gehören zum<br />
umfangreichen Angebot.<br />
Pipelines und der Bereich der OCTG-Technologie, Profile<br />
und Maschinen sowie Plastic Tubes ergänzen das<br />
Angebot. Rohrzubehör befindet sich in den Hallen 16 und<br />
17, der Handel mit Rohren und die Rohrherstellung sind<br />
in den Messehallen 3 und 4, 7 und 16 zu finden.<br />
Auch der Stahlhandel ist auf der Tube vertreten. Auf<br />
einem vom Bundesverband Deutscher Stahlhandel (BDS)<br />
organisierten Gemeinschaftsstand präsentiert eine Reihe<br />
von Mitgliedsunternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen:<br />
z Bepro Blech und Profilstahl Handelsgesellschaft m.b.H.<br />
& Co KG<br />
z MCB Deutschland GmbH<br />
z Peter Drösser GmbH<br />
z RHB Voß GmbH<br />
z Rohrhandel – Brunzel GmbH<br />
z Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG<br />
Auch abseits des BDS-Gemeinschaftsstands zeigen viele<br />
weitere Unternehmen des Stahlhandels ihr Produktportfolio<br />
(siehe Ausstellersuche auf der Messe-Webseite<br />
www.tube.de).<br />
wire mit Fokus auf Glasfaser-Technologien<br />
Die wire 2018 findet in den Messehallen 9 bis 16 und Teilen<br />
der temporären Halle 18 statt: Gezeigt werden Maschinen<br />
und Anlagen zu Drahtherstellung und Verarbeitung,<br />
Werkzeuge und Hilfsmaterialien zur Verfahrenstechnik<br />
sowie Werkstoffe, Spezialdrähte und Kabel. Außerdem präsentieren<br />
sich Innovationen aus den Bereichen Mess-,<br />
Steuer- und Regeltechnik, Prüftechnik und Spezialgebiete.<br />
Der Fokus liegt 2018 noch stärker als bisher auf den<br />
Möglichkeiten der Gasfasertechnologien. Glasfaser sind<br />
leistungsstärker, schneller und oft zuverlässiger als<br />
herkömmliche Materialien. Damit reagiert die Messe Düsseldorf<br />
auf den zunehmenden Einsatz von Glasfasertechnologien<br />
in der Energiewirtschaft, den Bau- und Kommunikationsbranchen.<br />
2<br />
26 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Foto: Messe Stuttgart<br />
„So viele Aussteller, Neuheiten und<br />
Premieren wie noch nie“, verspricht<br />
der Veranstalter zur Logimat 2018.<br />
LogiMAT 2018<br />
Intralogistik aus erster Hand<br />
Eine Vielzahl an Innovationen und Neuvorstellungen prägen den<br />
Auftritt der Maschinen- und Anlagenbauer auf der 16. LogiMAT,<br />
verspricht der Veranstalter. Trendthemen sind unter anderem<br />
neue fahrerlose Transportsysteme sowie Komplettlösungen für<br />
automatisierte Prozesse bei KMU.<br />
Die Materialflusskonzepte für<br />
Logistikanlagen sind im Wandel. Audi<br />
zum Beispiel prüft den Einsatz von<br />
Drohnen in der Produktionsversorgung,<br />
fahrerlose Transportfahrzeuge<br />
(FTF) bugsieren Behälter und Paletten<br />
durch die Hallen, und die Entwicklung<br />
mobiler Pick-Roboter stehen kurz<br />
vor dem „Griff in die Kiste“.<br />
Viele Produktpremieren<br />
Diese Entwicklung spiegeln die Exponate<br />
und Innovationen, welche die<br />
Fördertechnik-, Maschinen- und Anlagenbauer<br />
auf der LogiMAT 2018<br />
vorstellen – oft als Premiere. Auf der<br />
LogiMAT sind alle namhaften internationalen<br />
Hersteller vor Ort. Sie präsentieren<br />
dem Fachpublikum einen<br />
kompakten Überblick über die aktuellen<br />
Neuentwicklungen und bewährten<br />
Standardsysteme – und bieten<br />
einen direkten Angebotsvergleich.<br />
Das Spektrum reicht dabei von<br />
Neuentwicklungen bei den Fördertechnikkomponenten<br />
über mobile<br />
Pick-Roboter und innovative Kommissioniersysteme<br />
bis hin zu den<br />
Neuheiten für die klassischen automatisierten<br />
Logistikanlagen mit<br />
neuen Shuttle-Lösungen, Elektrohängebahnen<br />
und kompakten All-in-<br />
One-Anlagen für automatisierte,<br />
dynamische Lagerprozesse.<br />
„So viele Aussteller, Neuheiten<br />
und Premieren wie auf der 16. Internationale<br />
Fachmesse für Intralogistik-Lösungen<br />
und Prozessmanagement<br />
waren noch nie in Stuttgart zu<br />
sehen“, sagt Peter Kazander,<br />
Geschäftsführer der EUROEXPO<br />
GmbH und Messeleiter der LogiMAT.<br />
Fahrerlose Fahrzeuge<br />
im Kommen<br />
Viele Unternehmen der Fördertechnik<br />
und des Anlagenbaues fokussieren<br />
2018 dabei auf fahrerlose<br />
Fahrzeuge. Gleichwohl: Für große<br />
Mengen und hohe Durchsatzanforderungen<br />
wird es zunächst bei fest<br />
installierten Fördertechnikanlagen<br />
bleiben. „Sie werden durch kontinuierliche<br />
Weiterentwicklungen<br />
von Konzepten und Komponenten<br />
ebenfalls immer leistungsstärker“,<br />
so Markus Schröppel, stellvertretender<br />
Institutsleiter und Abteilungsleiter<br />
Maschinenentwicklung<br />
und Materialflussautomatisierung<br />
am Institut für Fördertechnik und<br />
Logistik IFT der Universität Stuttgart<br />
Auch ein umfangreiches Rahmenprogramm<br />
steht für die Informationsbedürfnisse<br />
der Besucher<br />
bereit (Infos siehe Messe-Webseite<br />
www.logimat-messe.de). 2<br />
Metallbau<br />
Stahlbau<br />
Fahrzeug-/ Landmaschinen-/<br />
Schiffsbau<br />
Maschinenschutzeinrichtung/<br />
Maschinenbau und Anlagenbau<br />
Regalbau und Lagersysteme<br />
Containerbau<br />
Möbel-/ Laden-/ Innenausbau<br />
Klima- und Solartechnik<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
27
Spezial<br />
Konjunktur<br />
Berichte/Nachrichten<br />
Freude und Vorsicht<br />
Die deutsche<br />
Wirtschaft wächst weiter<br />
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt<br />
ist im vergangenen Jahr stärker als<br />
erwartet gewachsen; nach Angaben des<br />
Statistischen Bundesamtes um 2,2 %.<br />
Freude und Vorsicht bestimmten die<br />
Reaktionen in Wirtschaft, Politik und<br />
Gesellschaft darauf. Hintergründe und<br />
Details zu diesen Entwicklungen greift<br />
dieser Spezialreport Konjunktur auf.<br />
Wie Mitte Januar – während der Sondierungen<br />
für eine mögliche neue Große<br />
Koalition – bekannt wurde, ist die deutsche<br />
Wirtschaft 2017 um 0,3 % stärker<br />
gewachsen als 2016. Und für das laufende<br />
Jahr erwarten führende Forschungsinstitute<br />
sogar ein Plus um etwa<br />
2,5 % (Kieler Institut für Weltwirtschaft).<br />
Erst 2019 sollen die Zuwächse etwas<br />
zurückgehen.<br />
Als überraschend wurde in diesen<br />
Zusammenhängen gewertet, dass diese<br />
Zahlen sowohl auf den Inlandsentwicklungen<br />
als auch auf Exporten beruhen<br />
und trotz der außen- bzw. sicherheitspolitischen<br />
Risiken erreicht werden konnten.<br />
Entsprechend anhaltend positiv werden<br />
in Fachkreisen die Aussichten beispielsweise<br />
für die öffentlichen Kassen und<br />
etwa für den Arbeitsmarkt gewertet –<br />
allerdings auch mit steigendem Fachkräftemangel.<br />
Eine solche zweigeteilte<br />
Sicht machte sich u.a. Dr. Holger Bingmann<br />
zu eigen, Präsident des Bundesverbandes<br />
Großhandel, Außenhandel,<br />
Dienstleistungen (BGA):<br />
„Mit dem wirtschaftlichen Erfolg 2017 im<br />
Rücken blicken wir optimistisch nach<br />
vorne. Allerdings werden die Herausforderungen<br />
2018 nicht weniger. Daher gilt<br />
es diese Zuversicht nicht mit falschen<br />
politischen Weichenstellungen zu gefährden.<br />
Die Stärkung des Standorts und die<br />
Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sind<br />
von entscheidender Bedeutung und<br />
Basis für wirtschaftlichen Erfolg und<br />
soziale Sicherheit von morgen.“ (Vgl.<br />
nebenstehenden Bericht)<br />
Was der Groß- und Außenhandel zur weiteren Entwicklung beiträgt<br />
Fakten und Forderungen<br />
„Nach einem geradezu sensationellen Jahr starten wir optimistisch<br />
in das neue Jahr 2018. Das Jahr 2017 ist viel, viel besser gelaufen als<br />
noch am Jahresanfang zu erwarten war.“ Dies erklärte Dr. Holger<br />
Bingmann, Präsident des BGA zum Jahreswechsel in Berlin. Die<br />
dazu präsentierten erfreulichen Fakten kombinierte er allerdings<br />
auch mit deutlichen Forderungen zur weiteren Entwicklung.<br />
Angesichts der positiven Entwicklung<br />
der Weltwirtschaft sowie<br />
der Binnenwirtschaft konnten 2017<br />
Export, Import und Großhandel, die<br />
besonders im Fokus des Bundesverbandes<br />
Großhandel, Außenhandel,<br />
Dienstleistungen (BGA) stehen, mit<br />
neuen Rekordwerten glänzen und<br />
sowohl eine gute Ausgangsbasis für<br />
2018 schaffen als auch den verbandlichen<br />
Forderungen Nachdruck verleihen.<br />
Zahlen<br />
z Für den Großhandel rechnet der<br />
BGA im neuen Jahr mit einem weiteren<br />
Anstieg um 2,5 % auf 1.235<br />
Mrd. €. (Vgl. Abb. 1)<br />
z Bei den Ausfuhren erwartet der<br />
Dachverband ein Wachstum von<br />
voraussichtlich 5 % auf einen neuen<br />
Rekordwert von rund 1.340 Mrd.€.<br />
z Und bei den Einfuhren soll es um<br />
7 % auf 1.104 Mrd. € nach oben<br />
gehen. (Vgl. Abb. 2)<br />
„Schöner Nebeneffekt dieser Entwicklung<br />
ist, dass der Außenhandelsüberschuss<br />
damit bereits zum<br />
zweiten Mal in Folge sinken wird“,<br />
so der BGA-Präsident. Diese und<br />
weitere Fakten sowie die entsprechenden<br />
Einschätzungen verdichtet<br />
der BGA regelmäßig in einem<br />
Großhandelsklimaindikator. Diese<br />
Messgröße ergibt sich aus den Einschätzungen<br />
zur aktuellen und<br />
den Erwartungen zur künftigen<br />
Geschäftslage.<br />
Für das erste Halbjahr 2018<br />
ergibt sich in Sachen Geschäftslage<br />
ein Ergebnis von 130,1 (Mittelwert<br />
bisher insgesamt: 109,6), zu den<br />
Geschäftserwartungen ein Wert von<br />
132,5 (Mittelwert bisher insgesamt:<br />
114,9). Daraus resultiert ein Indikator<br />
von 131,3 (Mittelwert bisher insgesamt:<br />
112,3). Diese Kenngröße<br />
war mit 131,6 seit 2012 nur für das<br />
zweite Halbjahr 2017 höher. (Vgl.<br />
Abb. 3)<br />
Die jüngste Ausgabe davon<br />
hatte Bingmann auf seiner ersten<br />
Jahrespressekonferenz als BGA-<br />
Präsident Mitte Dezember vorgestellt<br />
– und damit auch eine Reihe<br />
politischer Forderungen sowie den<br />
Vorwurf verbunden, dass die Politik<br />
sich von den guten Zahlen blenden<br />
lasse.<br />
28 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Zukunft<br />
Neben den politischen Umbrüchen<br />
erfordere der technologische Aufbruch<br />
mit den einhergehenden Veränderungen<br />
in der Wertschöpfung<br />
ein massives Umdenken in den Unternehmen<br />
und in der Politik, um die<br />
Wohlfahrtsgewinne zu sichern. Wirtschaftliche<br />
Stärke und soziale Sicherheit<br />
sind dabei zwei Seiten derselben<br />
Medaille“, mahnte Bingmann.<br />
Die neue Bundesregierung dürfe nicht<br />
nur soziale Gerechtigkeit, Flüchtlinge<br />
und Energiepolitik in den Mittelpunkt<br />
stellen, sondern müsse auch<br />
Zukunftsthemen wie Bildung, Digitalisierung,<br />
Infrastruktur und internationaler<br />
Handel berücksichtigen.<br />
„Das Korsett der wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen, die uns die<br />
Politik setzt, muss wieder lockerer<br />
geschnürt werden. Wir brauchen<br />
Gestaltungschancen und Entfaltungsmöglichkeiten<br />
statt Schranken und<br />
neue Barrieren. Nicht umsonst klagen<br />
unsere Groß- und Außenhändler<br />
regelmäßig über die überbordende<br />
Bürokratie, eine hohe Steuerlast und<br />
zu starre Arbeitszeitregelungen“, forderte<br />
der Präsident.<br />
Zugleich plädiert er dafür, in der<br />
Finanzpolitik den Konsolidierungskurs<br />
nicht zu verlassen und den Verteilungsspielraum,<br />
der angesichts<br />
sprudelnder Steuereinnahmen noch<br />
bleibe, für Entlastungen und sinnvolle<br />
Zukunftsinvestitionen vor allem<br />
in drei Bereichen zu nutzen: In die<br />
Infrastruktur, und da sei nicht nur<br />
der Breitbandausbau gemeint, sondern<br />
auch Straßen und Brücken,<br />
Schienen und Wasserwege, Häfen<br />
und Flughäfen. Dann selbstverständlich<br />
auch in Bildung und Qualifizierung<br />
sowie in die Weiterentwicklung<br />
der digitalen Technologien in<br />
allen gesellschaftlichen Bereichen.<br />
Entscheidend sei auch, wie es<br />
mit Europa weitergehe. Dies sei der<br />
wichtigste Markt, Heimatmarkt und<br />
Basis für die weitere Globalisierung.<br />
Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Brexit<br />
– drei tiefgreifende Krisen – hätten<br />
die Schwächen der EU gnadenlos<br />
aufgedeckt. Und gleichzeitig seien<br />
diese Krisen auch Beleg dafür, dass<br />
die globalen Herausforderungen nur<br />
gemeinsam gemeistert werden könnten.<br />
2<br />
GROSSHANDELSUMSÄTZE IN DEUTSCHLAND 2007 bis 2018<br />
in Mrd. Euro<br />
1.250<br />
1.235<br />
1.205<br />
1.200<br />
1.178<br />
1.167<br />
1.154<br />
1.154<br />
1.144<br />
1.150<br />
1.134<br />
1.126<br />
1.100<br />
1.050<br />
1.041<br />
1.047<br />
1.000<br />
950<br />
943<br />
900<br />
850<br />
800<br />
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017* 2018*<br />
* BGA-Prognose<br />
Entwicklung des deutschen Außenhandels 2005 bis 2018<br />
in Mrd. Euro<br />
1.400<br />
1.340<br />
1.276<br />
1.194 1.204<br />
1.200<br />
1.124<br />
1.093 1.088<br />
1.061<br />
1031<br />
1104<br />
1.000<br />
965 984<br />
952<br />
893<br />
903 899 890 910<br />
949 955<br />
800<br />
786<br />
806 803 797<br />
770<br />
734<br />
628<br />
665<br />
600<br />
400<br />
244,3 248,9 245,0<br />
195,3<br />
158,2 159,0<br />
178,3<br />
193,2 197,6 213,6<br />
236,0<br />
138,7 154,9 158,7<br />
200<br />
0<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017* 2018*<br />
Einfuhr (in Mrd. EUR) Ausfuhr (in Mrd. EUR) Außenhandelssaldo (in Mrd. EUR) *BGA-Prognose<br />
Großhandelsklimaindikator 2007 bis 2018<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
1.HJ.07 1.HJ.08 1.HJ.09 1.HJ.10 1.HJ.11 1.HJ.12 1.HJ.13 1. HJ 14 1. HJ 15 1. HJ 16 1. HJ 17 1. HJ 18<br />
aktuelle Geschäftslage zukünftige Geschäftslage Klimaindikator<br />
Werte über 100 Punkte bringen eine positive Bewertung, Werte unter 100 ein negative Bewertung zum Ausdruck.<br />
Quellen, 3: BGA<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
29
Spezial<br />
XXXXXXXXXX<br />
Konjunktur<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Erfolgreiche Entwicklung des Einkaufsmanager-Index‘ EMI<br />
Fulminantes Finale der Industrie<br />
Die deutsche Industrie hat nach einem starken Wachstumsjahr ein fulminantes Finale hingelegt: Die<br />
Produktion wurde so kräftig ausgeweitet wie zuletzt Anfang 2011, unterstützt von einem der höchsten<br />
Exportorderzuwächse in der knapp 22-jährigen Umfragegeschichte. Das signalisiert ein wichtiger Teil<br />
des saisonbereinigten Einkaufsmanager-Index‘ EMI, der binnen Monatsfrist um 0,8 Punkte auf ein<br />
neues Allzeithoch von 63,3 zulegte. Der bisherige Rekordwert von 62,7 Punkten im Februar 2011 wurde<br />
damit übertroffen.<br />
Diese Werte von Ende 2017,<br />
die auch weitere Teilindizes lieferten,<br />
provozierten im Umfeld der deutschen<br />
Einkäufer auch Anfang 2018<br />
wieder zahlreiche Wertungen – die<br />
durchweg positiv ausfielen, ohne die<br />
Risiken zu vernachlässigen.<br />
Wertungen<br />
„Die EMI-Dezember-Daten sind ein<br />
Beweis für die robuste Verfassung<br />
der deutschen Industrieunternehmen.<br />
Weiter steigende Auftragseingänge,<br />
der schwunghafte Stellenaufbau<br />
sowie die positiven<br />
Geschäftsaussichten der meisten<br />
Firmen lassen uns optimistisch ins<br />
erste Quartal des neuen Jahres blicken“,<br />
betonte zu dieser Entwicklung<br />
des IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index<br />
(EMI) Dr. Silvius<br />
Grobosch, Mitglied des geschäftsführenden<br />
Bundesvorstandes des<br />
Bundesverbandes Materialwirt-<br />
schaft, Einkauf und Logistik e.V.<br />
(BME). Mit Sorge beobachte der<br />
BME allerdings die anhaltend hohen<br />
Einkaufspreise – eine Folge der stetig<br />
teurer werdenden Rohstoffe.<br />
„Die aktuelle Lage in der deutschen<br />
Industrie ist laut EMI fulminant.<br />
Manches scheint sogar<br />
grenzenlos, wenn da nicht die Kapazitätsbeschränkungen<br />
wären“, kommentierte<br />
Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin<br />
der Helaba Landesbank<br />
Hessen-Thüringen, auf BME-Anfrage<br />
die aktuellen EMI-Daten. Lieferverzögerungen<br />
und Engpässe bei Rohstoffen<br />
seien vermehrt zu beobachten.<br />
„Da liegen Preiserhöhungen in<br />
der Luft. Dies gilt sowohl für Güter<br />
als auch die Arbeitskräfte, denn der<br />
Arbeitskräftemangel wird deutlicher.<br />
Entsprechend rechnen wir in<br />
diesem Jahr auch mit einem Anstieg<br />
der Inflationsraten, insbesondere<br />
der Kernraten. Von unerwünscht<br />
niedriger Inflation, so wie es die EZB<br />
noch vor einiger Zeit bezeichnete,<br />
kann keine Rede mehr sein“, sagte<br />
die Helaba-Bankdirektorin.<br />
„Die Ausgangslage für 2018 ist<br />
gut, wenngleich die Erfolgsmeldungen<br />
wohl nicht mehr so laut ausfallen<br />
dürften wie im Vorjahr. Zinsanstieg,<br />
Kapazitätsbeschränkungen<br />
und geopolitische Spannungen werden<br />
einige der Problemthemen des<br />
neuen Jahres sein“, sagte Dr. Ulrich<br />
Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.<br />
„Die Industrie hofft auf ein erfolgreiches<br />
Jahr 2018. Auch zum Jahresende<br />
konnte sie ihre Produktion<br />
erneut ausweiten“, kommentierte<br />
DIHK-Konjunkturexpertin Sophia<br />
Krietenbrink die aktuellen EMI-Daten,<br />
Konjunkturexpertin des Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertages<br />
(DIHK). Die Industriebetriebe profitierten<br />
von einer hohen Nachfrage –<br />
insbesondere durch das gestiegene<br />
30 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Investitionsvertrauen im In- und Ausland.<br />
„Kapazitätsengpässe in der Verkehrswirtschaft<br />
sorgen jedoch für<br />
längere Lieferzeiten und könnten so<br />
auch zu einem Flaschenhals für die<br />
gute Entwicklung in der Industrie<br />
werden – ebenso wie der Fachkräftemangel“,<br />
teilte Krietenbrink dem<br />
BME mit.<br />
Werte<br />
Nach dem 11-Monatstief im November<br />
verbesserten sich die Geschäftsaussichten<br />
binnen Jahresfrist im<br />
Dezember wieder und fielen so optimistisch<br />
aus wie zuletzt im Juni 2017.<br />
Der entsprechende Teilindex notiert<br />
aktuell auf dem dritthöchsten Wert<br />
seit Beginn der Erhebung dieser<br />
Daten Mitte 2012. IHS Markit hatte<br />
am 1. Februar 2017 erstmals für die<br />
deutsche Industrie den EMI-Teilindex<br />
„Jahresausblick“ veröffentlicht.<br />
Dieser Wert spiegelt die Geschäftsaussichten<br />
der 500 EMI-Umfrage-<br />
Teilnehmer wider und wird alle vier<br />
Wochen aktualisiert.<br />
Die Entwicklung der weiteren<br />
EMI-Teilindizes stellte sich im Überblick<br />
wie folgt dar:<br />
z Die Industrieproduktion wurde im<br />
Dezember 2017 mit der dritthöchsten<br />
Rate seit Umfragebeginn vor<br />
knapp 22 Jahren gesteigert. Spitzenreiter<br />
in dieser Kategorie war<br />
der Investitionsgüterbereich,<br />
gefolgt vom Vorleistungsgüterbereich.<br />
Die Konsumgüterhersteller<br />
weiteten die Produktion hingegen<br />
weniger stark aus als im November.<br />
z Hauptwachstumstreiber blieb der<br />
Auftragseingang. Der entsprechende<br />
Teilindex wies das zweithöchste<br />
Plus seit Umfragebeginn<br />
aus; er wurde lediglich übertroffen<br />
vom bisherigen Rekordzuwachs<br />
im März 2010. Die Auslandsbestellungen<br />
legten im Berichtsmonat<br />
ebenfalls zu. Besonders gefragt<br />
waren deutsche Industrieerzeugnisse<br />
in Asien, den USA und im<br />
europäischen Ausland.<br />
z Aufgrund der starken Nachfrage<br />
blieb der Stellenaufbau im Dezember<br />
ausgesprochen stark, er<br />
schwächte sich gegenüber dem<br />
Vormonat nur minimal ab. Der entsprechende<br />
Teilindex notierte abermals<br />
auf einem der höchsten Werte<br />
seit Umfragebeginn.<br />
z Der Anstieg der durchschnittlichen<br />
Einkaufspreise schwächte sich<br />
zwar erstmals seit sechs Monaten<br />
wieder leicht ab, er blieb aber ausgesprochen<br />
stark. Verteuert haben<br />
sich den Befragten zufolge viele<br />
Rohstoffe, auch wegen verbreiteter<br />
Lieferengpässe. Der rasante Kostenanstieg<br />
und die guten Nachfragebedingungen<br />
sorgten dafür, dass<br />
die Branchenakteure ihre Verkaufspreise<br />
im Dezember den 16. Monat<br />
in Folge erhöhen konnten. Die Steigerungsrate<br />
fiel nur geringfügig<br />
niedriger aus als zum 77-Monatshoch<br />
im November.<br />
Generell gilt: Eine EMI-Notierung<br />
unter der Referenzlinie von 50 zeigt<br />
an, dass die Geschäfte des Verarbeitenden<br />
Gewerbes im Vergleich zum<br />
Vormonat schrumpften; Werte über<br />
50 signalisieren Wachstum. Ein Index<br />
von 50 bedeutet keine Veränderung<br />
zum Vormonat.<br />
Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index<br />
(EMI) gibt einen allgemeinen<br />
Überblick über die konjunkturelle<br />
Lage in der deutschen<br />
Industrie. Der Index erscheint seit<br />
1996 unter Schirmherrschaft des<br />
BME, Frankfurt. Er wird vom Anbieter<br />
von Unternehmens-, Finanz- und<br />
Wirtschaftsinformationen IHS Markit<br />
mit Hauptsitz in London erstellt<br />
und beruht auf der Befragung von<br />
500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern<br />
der verarbeitenden Industrie<br />
in Deutschland (nach Branche,<br />
Größe, Region repräsentativ für die<br />
deutsche Wirtschaft ausgewählt).<br />
Der EMI orientiert sich am Vorbild<br />
des US-Purchasing Manager´s Index<br />
(Markit U.S.-PMI). 2<br />
Mehrbedarf<br />
Entwicklungen bei der Stahlnachfrage<br />
Die Stahlnachfrage steigt derzeit global<br />
weiter an, und mit der Elektromobilität<br />
sowie dem Leichtbau sind wichtige Treiber dieser<br />
Entwicklung identifiziert. Das ist auf der<br />
Weltstahlkonferenz gegen Ende des vergangenen<br />
Jahres bzw. im Rahmen einer Studie von<br />
Tata Steel deutlich geworden.<br />
derzeit sowohl die Industrie- als auch die<br />
Entwicklungsländer betrifft.<br />
Unterdessen hat Tata Steel in einer Studie<br />
herausgearbeitet, dass die Stahlnachfrage<br />
der europäischen Automobilindustrie zwischen<br />
2015 und 2050 jährlich um 4,2 Mio. t<br />
wachsen dürfte. 1,6 Mio. t hiervon sollen auf<br />
Elektrostähle entfallen, die für Akkus und<br />
Elektromotoren benötigt werden. Aber auch<br />
die Nachfrage nach hochfesten Leichtbaustählen<br />
dürfte demnach zulegen, um<br />
Gewichtsvorgaben noch besser einhalten zu<br />
können<br />
Der Weltstahlverband (worldsteel) ging im<br />
vergangenen Herbst davon aus, dass die<br />
Stahlnachfrage 2017 global auf 1,622 Mrd. t<br />
steigen und in diesem Jahr weiter auf 1,648<br />
Mrd. t wachsen würde. Wichtigster Faktor in<br />
der entsprechenden Statistik ist und bleibt<br />
vorerst die Entwicklung in China. Insgesamt<br />
gesehen ist worldsteel der Hinweis wichtig,<br />
dass die weltweite konjunkturelle Erholung<br />
Quelle: worldsteel<br />
Region Mio. t Mio. t Mio. t % Änd. % Änd. % Änd.<br />
2016 2017 2018 2016 2017 2018<br />
EU 158,2 162,1 164,3 2,8 2,5 1,4<br />
NAFTA 132,2 138,7 140,4 -1,5 4,9 1,2<br />
China 681,0 765,7 765,7 1,3 12,4 0,0<br />
Welt 1.515,9 1.522,1 1.648,1 1,0 7,0 1,6<br />
Realisierte und erwartete Stahlnachfrage in ausgesuchten Regionen<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
31
Spezial<br />
XXXXXXXXXX<br />
Konjunktur<br />
Berichte/Nachrichten<br />
Optimismus konkretisiert sich<br />
Detailzahlen aus der<br />
deutschen Bauwirtschaft<br />
Erwartungen der Bundesvereinigung Bauwirtschaft<br />
Korrektur nach oben<br />
Die deutsche Bauwirtschaft hat zu Beginn der zweiten Januarhälfte<br />
ihre positive Prognose für die Entwicklung der Branche in 2018<br />
aktualisiert (vgl. nebenstehenden Kasten). Aber schon Ende des<br />
vergangenen Jahres hatte die Bundesvereinigung Bauwirtschaft<br />
ihre Prognose für 2017 und das neue Jahr noch oben korrigiert.<br />
„„Wir sind im Frühjahr noch<br />
von einem Wachstum von +2,8 %<br />
ausgegangen, wir rechnen nun mit<br />
einer Steigerung um +3,3 %. Für 2018<br />
erwarten wir eine gute Stabilisierung<br />
der Entwicklung mit einem<br />
Wachstum um +2,6 %. Die Bauwirtschaft<br />
stützt weiter die Gesamtkonjunktur!“<br />
So lautete im Dezember<br />
die Quintessenz von Karl-Heinz<br />
Schneider, Vorsitzender der Bundesvereinigung<br />
Bauwirtschaft, zur<br />
Lage der Bauwirtschaft anlässlich<br />
des 5. Deutschen Bauwirtschaftstages<br />
in Berlin.<br />
z Für das Handwerk im Bauhauptgewerbe<br />
rechnete Schneider mit<br />
einer Umsatzsteigerung in 2017<br />
von 4 % und in 2018 um 3 %. Hauptmotor<br />
dafür sei die anhaltende<br />
Neubautätigkeit im Wohnungsbau.<br />
„Die Nachfrage nach Wohnimmobilien,<br />
gerade in den Ballungszentren,<br />
ist ungebrochen.<br />
Auch die positive Arbeitsmarktentwicklung<br />
und die steigenden<br />
Einkommen halten die Investitionsneigung<br />
weiter hoch,“ so seine<br />
Begründung. „Die gute Konjunk-<br />
tur hält zudem den Wirtschaftsbau<br />
in der Spur.“<br />
z Für die Sparte Ausbau rechnete<br />
die Bauwirtschaft mit einer soliden<br />
Stabilisierung von Nachfrage<br />
und Umsatz. Für 2017 wurde eine<br />
Umsatzentwicklung um 2,6 % und<br />
in 2018 von 2 % erwartet. In den<br />
angesprochenen Bereichen seien es<br />
besonders die privaten Auftraggeber<br />
sowie der hohe Sanierungsund<br />
Renovierungsbedarf, durch<br />
die positive Entwicklungen getragen<br />
würden.<br />
z In der stark dienstleistungsorientierten<br />
Sparte Gebäudetechnik „…<br />
rechnen wir für 2017 mit einem<br />
Umsatzwachstum um 3 % und in<br />
2018 mit 2,3 %“, hieß es damals.<br />
Die Bundesvereinigung Bauwirtschaft<br />
repräsentiert annähernd 385.000<br />
Betriebe, die in 16 Mitgliedsverbänden<br />
organisiert sind, mit mehr als 3,2<br />
Millionen Beschäftigten. 2016 war der<br />
Umsatz der Branche erstmals über<br />
300 Mrd. € gesprungen, für 2017 wurden<br />
315,5 Mrd. € und für 2018 werden<br />
ca. 324 Mrd. € erwartet. 2<br />
Die Umsätze im Bauhauptgewerbe dürften 2018<br />
nominal um 4 % zulegen und auf gut 117 Mrd. €<br />
steigen. Mit dieser Ansage präzisierten die Präsidenten<br />
des Hauptverbandes der Deutschen<br />
Bauindustrie (HDB), Dipl.-Ing. Peter Hübner,<br />
und des Zentralverbandes des Deutschen<br />
Baugewerbes (ZDB), Dr.-Ing. Hans-Hartwig<br />
Loewenstein, auf der gemeinsamen Jahresauftakt-Pressekonferenz<br />
in Berlin Mitte Januar<br />
den bereits aus dem vergangenen Jahr<br />
bekannten Optimismus der Branche. (Vgl. auch<br />
nebenstehenden Bericht)<br />
Konkretisiert wurde diese Prognose traditionsgemäß<br />
in den drei Bereichen Wohnungsbau, Wirtschaftsbau<br />
und Öffentlicher Bau:<br />
z Im Wohnungsbau gehen die beiden Verbände für 2018<br />
von einem nominalen Umsatzplus von 3,5 % aus. Die<br />
Zahl der fertiggestellten Wohnungen dürfte weiter auf<br />
etwa 320.000 Einheiten steigen. Für Produktion und<br />
Fertigstellungen gelte, dass die Zunahme auf den weiterhin<br />
boomenden Geschosswohnungsbau beschränkt<br />
bleibe. Der klassische Eigenheimbau werde dagegen<br />
auf Vorjahresniveau stagnieren. „320.000 Wohnungen<br />
bedeuten zwar eine Verdopplung des Fertigstellungsniveaus<br />
gegenüber 2010. Das reicht aber noch nicht<br />
an den Bedarf von mindestens 350.000 Wohnungen<br />
heran“, so Hübner und Loewenstein.<br />
z Im Wirtschaftsbau gehen die beiden Präsidenten für<br />
das laufende Jahr von einem nominalen Umsatzwachstum<br />
von 4 % aus. Angesichts eines hohen und weiter<br />
steigenden Auslastungsgrades in der Industrie werde<br />
sich die Expansion der Unternehmensinvestitionen<br />
fortsetzen. Schließlich erwarte gut die Hälfte der an der<br />
Verbandsumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft<br />
teilnehmenden Verbände für 2018 in ihrer Branche<br />
steigende Investitionen, 45 % zumindest ein gleichbleibendes<br />
Niveau. Zudem seien die Auftragsbücher gut<br />
gefüllt. Ende September 2017 sei mit 17,2 Mrd. € der<br />
mit Abstand höchste Wert seit mehr als 20 Jahren verbucht<br />
worden.<br />
z Auch für den öffentlichen Bau erwarten HDB und ZDB<br />
im neuen Jahr ein Umsatzwachstum von nominal 4 %.<br />
Hier mache sich zum einen der in der vergangenen<br />
Legislaturperiode eingeleitete Investitionshochlauf des<br />
Bundes bei den Verkehrswegen positiv bemerkbar. Die<br />
positiven Finanzierungssalden würden nicht nur dem<br />
Bund, sondern auch Ländern und Gemeinden Investitionsspielräume<br />
eröffnen. Die Kommunen würden zudem<br />
vom Kommunalinvestitionsförderungsfond profitieren,<br />
dessen Laufzeit bis 2020 verlängert und dessen Volumen<br />
auf 7 Mrd. €verdoppelt worden sei. Auch im öffentlichen<br />
Bau habe es Ende des dritten Quartals 2017 mit<br />
17 Mrd. € einen Rekordauftragsbestand gegeben. 2<br />
32 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Wirtschaftszahlen zum Stahlbau<br />
Rückblick ohne Ausblick<br />
Im Rahmen des Fachtages zum Brückenbau hat das Bauforum<br />
Stahl zuletzt zum Herbstbeginn des vergangenen Jahres die<br />
Wirtschaftszahlen der Stahlbaubranche 2016/2017 veröffentlicht:<br />
Die gesamte Branche „Planen & Bauen mit Stahl“ habe 2016<br />
rund 11,3 Mrd. € erwirtschaftet. Zu den Aussichten für 2018 wurde<br />
damals keine Stellung genommen.<br />
Den größten Umsatz dabei hatte<br />
2016, wie auch in den Jahren zuvor,<br />
der ausführende Stahlbau. Ingenieure<br />
und Architekten konnten ihre Umsätze<br />
2016 leicht steigern, Verzinker haben<br />
gleichbleibende Umsätze gemeldet,<br />
während die Stahlhersteller sinkende<br />
Umsätze realisieren mussten. Der Stahlhandel<br />
konnte aufgrund der gestiegenen<br />
Stahlpreise nach Angaben von<br />
bauforumstahl (BFS) wieder einen steigenden<br />
Umsatz aufgrund der gestiegenen<br />
Stahlpreise generieren.<br />
Die Produktion im deutschen Stahlbau<br />
hat sich in den vergangenen Jahren<br />
bei rd. 2 Mio. t eingependelt. Im<br />
Jahr 2016 wurde mit 2,08 Mio. t eine<br />
nahezu gleiche Stahlbautonnage wie<br />
in den Jahren zuvor erreicht. Der bereits<br />
während der jeweiligen Quartale 2017<br />
festgestellte Zuwachs im Bereich<br />
Türme, Gittermaste und ortsfeste<br />
Gerüstkonstruktionen machte im<br />
Gesamtjahresvergleich zu 2015 ein<br />
Plus von 7,9 % aus.<br />
Im Geschossneubau hat sich der<br />
Marktanteil von Baustahl zum zweiten<br />
Mal 2016 in Folge leicht erhöht und<br />
erreichte 8,7 %. Der Anteil von Stahlbeton<br />
hingegen ist etwas gesunken,<br />
wobei dieser Baustoff mit zuletzt 63,9<br />
% Marktanteil an der aufgehenden Konstruktion<br />
den Geschossneubau deutlich<br />
dominiert.<br />
Im Jahr 2016 ist der Marktanteil von<br />
Stahl im Hallenbau auf 24,7 % gesunken.<br />
Dies sei vorwiegend auf die geänderte<br />
Bauaktivität in diesem Segment<br />
und auf die unterschiedliche Entwicklung<br />
der Baupreisindizes zurückzuführen:<br />
In Handels- und Lagergebäuden<br />
wird im Verhältnis zu Beton<br />
weniger Stahl eingesetzt als in anderen<br />
Hallenbauten. 2016 war der Anteil<br />
von Handels- und Lagergebäuden im<br />
Vergleich zum Vorjahr jedoch von 52,6<br />
auf 55,9 % angewachsen. Gleichzeitig<br />
ist auch der Preisindex für Betonarbeiten<br />
stärker gestiegen als der entsprechende<br />
Index für Stahlbauarbeiten.<br />
BFS fördert das Bauen mit Stahl<br />
und ist ein Forum rund um Architektur,<br />
das ressourceneffiziente und wirtschaftliche<br />
Planen und Bauen sowie<br />
das Normenwesen. Das Forum bietet<br />
unabhängige Beratung sowie Wissenstransfer<br />
und repräsentiert rund 500<br />
Mitglieder entlang der gesamten Prozesskette:<br />
Stahlhersteller, Stahlhändler,<br />
Stahlbauer, Zulieferer, Feuerverzinkungsbetriebe,<br />
Rohstoffanbieter<br />
und Hersteller von Brandschutzbeschichtungen,<br />
Planende sowie Vertreter<br />
der Wissenschaft. 2<br />
Produktionsprognose deutlich erhöht<br />
Erwartungen der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie<br />
Die Stahl und Metall verarbeitende<br />
Industrie hat ihre Produktionsprognose für 2017<br />
im vierten Quartal des vergangenen Jahres auf<br />
der Basis der Ergebnisse der ersten neun<br />
Monate von +1 % auf +4 % erhöht. Das hat der<br />
WSM mitgeteilt, der sich auf eine Prognose für<br />
2018 aber noch nicht festlegen wollte.<br />
Stahl- und Energieseite bleibt immens hoch<br />
und der Preisdruck der Kunden ebenfalls.“<br />
Im Wahlmonat September war trotzdem der<br />
Optimismus in die Stahl und Metall verarbeitenden<br />
Unternehmen zurückgekehrt. Während<br />
die Einschätzung der aktuellen<br />
Geschäftslage auf dem Niveau der Vormonate<br />
lag (-0,9), klettern die Zukunftserwartungen<br />
um 16,6 Saldenpunkte auf den<br />
höchsten Wert seit Mai 2010 und den zweithöchsten<br />
Wert seit der Jahrtausendwende.<br />
Nach Angaben aus dem Wirtschaftsverband<br />
Stahl-und Metallverarbeitung (WSM) hatte<br />
die Branche ihre Produktion bis Ende September<br />
2017 gegenüber dem Vorjahr um 5,2<br />
% gesteigert. Allein der August hatte mit<br />
einem Plus von 8,3 % positiv überrascht.<br />
Dazu Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer<br />
des WSM: „Wenn die Nachfrage weiterhin<br />
so stabil bleibt, kann es sogar noch<br />
besser kommen. Allerdings weiß ich aus der<br />
Erfahrung der vergangenen Jahre, dass die<br />
Unternehmen bei vergleichbar hoher Auslastung<br />
nicht notwendigerweise die besten<br />
Ergebnisse erzielen. Der Kostendruck von der<br />
Quelle: WSM<br />
Geschäftsklima in der Stahl- und Metallverarbeitung im September 2017.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
33
Spezial<br />
XXXXXXXXXX<br />
Konjunktur<br />
Berichte<br />
Aktuelle Zahlen zum Deutschen Maschinen- und Anlagenbau<br />
Die magische Drei<br />
Die Anfang des neuen Jahres gemeldeten Zahlen für die Produktion,<br />
die Auftragseingänge und die Kapazitätsauslastung des deutschen<br />
Maschinenbaus sind nur drei von vielen guten Gründen, dass es<br />
der Branche gut geht – mit einem prognostizierten Wachstum von<br />
3 % in 2017 sowie einem erwarteten Zuwachs in 2018 in gleicher<br />
Höhe. Die Hintergründe für diese Entwicklungen hatte VDMA-<br />
Präsident Carl Martin Welcker bereits Mitte Dezember erläutert<br />
(vgl. nebenstehenden Bericht).<br />
Maschinenbauproduktion 2008 bis 11/2017<br />
Preisbereinigter Index, Basis 2010 = 100<br />
140<br />
Gleitender 12-Monats-Durchschnitt<br />
Originalindizes<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
Preisbereinigte Indizes, Basis Umsatz 2015 = 100<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
In Prozent der üblichen Vollauslastung<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />
Auftragseingänge im Maschinenbau 2008 bis 11/2017<br />
Inland<br />
Ausland<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />
mittlerer Wert: 85,9<br />
Gleitender 12-Monats-Durchschnitt<br />
Originalindizes<br />
Kapazitätsauslastung Maschinenbau 2008 bis 10/2017<br />
50%-Streuband*<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />
*) 50% aller beobachteten Werte (seit 1995) liegen in einem Streuband zwischen 84,1 und 88,8 %.<br />
Quellen, 3: VDMA<br />
In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres<br />
übertraf die Produktion im Maschinenbau ihr Vorjahresniveau<br />
nach vorläufigen Berechnungen um 3,0%.<br />
Dieser Anstieg unterstreicht die im Juni angepasste<br />
Produktionsprognose für das Jahr 2017 von real plus<br />
3 %. Für das laufende Jahr erwartet der VDMA ebenfalls<br />
ein Wachstum von 3 %.<br />
Eine Entschleunigung bei den Exporten nach China und<br />
ein Rückgang bei den Lieferungen ins Vereinigte Königreich<br />
sollte 2018 durch ein Plus auf dem heimischen<br />
Markt kompensiert werden können. Die Exporte in die<br />
EU-Partnerländer (ohne UK) und in die USA dürften ihr<br />
jetziges Wachstumstempo in etwa beibehalten.<br />
Die Auftragseingänge im Maschinenbau in Deutschland<br />
sind im November zum Vorjahr insgesamt um<br />
14 % real gestiegen. Die Auslandsorders verbuchten<br />
auch dank der noch recht niedrigen Vergleichsbasis ein<br />
Plus von 12 %. Dabei kamen die Impulse sowohl aus<br />
den EURO-Partnerländern (plus 11 %) als auch aus den<br />
Nicht-EURO-Ländern (plus 12 %).<br />
Besonders erfreulich ist nach Ansicht des Verbands<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) der<br />
angesichts der Kapazitätsauslastung der deutschen<br />
Industriekunden längst überfällige, aber zum Erhalt<br />
der Wettbewerbsfähigkeit auch dringend notwendige<br />
Zuwachs der Inlandsbestellungen in Höhe von 20 %.<br />
Die Kapazitätsauslastung der Branche lag im Oktober<br />
2017 mit 87,9 % über dem langjährigen Branchendurchschnitt.<br />
Die Auslastungsquote steigt seit Oktober<br />
2016 an, nachdem sie mit Ausnahme des Juli 2014 seit<br />
Ende 2012 am unteren Rand des gerade noch Verträglichen<br />
stagniert hatte. Das passt zum Verlauf der Produktionskurve,<br />
bei der ebenfalls seit Herbst 2016 eine<br />
Aufwärtstendenz zu beobachten ist. Der absolute Tiefstand<br />
seit 2012 lag bei 83,3 % im Juli 2016. Der absolute<br />
Höchststand wurde im April 2012 mit 88,0 %<br />
erreicht. 2<br />
34 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Zur Lage des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus<br />
Exporte als Erfolgsgarant<br />
Nach einem erfolgreichen Jahr sind die Maschinen- und Anlagenbauer<br />
in Deutschland zuversichtlich und mit Schwung in die kommenden<br />
Monate gestartet (vgl. nebenstehenden Bericht). Die Hintergründe<br />
für diese Entwicklung hatte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker<br />
bereits Mitte Dezember erläutert. Für ihn bleiben die Exporte der<br />
Erfolgsgarant im Maschinenbau. Die Branche hat aber auch Sorgen.<br />
Im vergangenen Jahr dürfte<br />
die Maschinenbauindustrie erstmals<br />
im Umsatz die Marke von 220 Mrd. €<br />
übertroffen haben – angepeilt wurden<br />
224 Mrd. €. Das zu Ende gegangene<br />
Jahr könne daher „mit Fug und<br />
Recht als Aufschwungsjahr bezeichnet<br />
werden“. Welcker ergänzte: „Für<br />
2018 erwarten wir eine gleichbleibende<br />
Dynamik, also erneut ein Produktionswachstum<br />
von 3 %. Das<br />
würde immerhin einen weiteren<br />
Umsatzanstieg auf mehr als 230<br />
Mrd.€ bedeuten“ – nach zuletzt eher<br />
mageren Jahren. Allerdings müsse<br />
die Industrie auch 2018 mit vielen<br />
Unwägbarkeiten im In- und Ausland<br />
leben, die ein höheres Wachstumstempo<br />
verhindern könnten.<br />
Dennoch sei Erfolgsgarant für<br />
den Maschinenbau aus Deutschland<br />
auch in 2017 der Export gewesen.<br />
In den ersten neun Monaten seien<br />
drei von vier Maschinen für den<br />
Export bestimmt gewesen, wobei die<br />
EU die mit Abstand größte Absatzregion<br />
geblieben ist. 46,5 % aller<br />
Ausfuhren gingen in die 27 Partnerländer<br />
der Europäischen Union. An<br />
der Spitze der größten Einzelexportmärkte<br />
behaupteten sich die USA,<br />
das wesentlich stärkere Wachstum<br />
wies jedoch China auf. „China ist<br />
auf gutem Weg, sich den Spitzenplatz<br />
in unserer Exportrangliste wieder<br />
zurück zu erobern.“<br />
In Deutschland gebe es zwar<br />
berechtigte Hoffnung darauf, dass<br />
sich der seit langem aufgebaute<br />
Investitionsstau nach und nach auflöst.<br />
„Viele der älteren Maschinen<br />
und Anlagen im Markt dürften die<br />
fortschreitende Digitalisierung nicht<br />
Quelle: VDMA<br />
Reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
-15<br />
-20<br />
-25<br />
-30<br />
-24,7<br />
9,3<br />
12,7<br />
1,2<br />
hinreichend meistern. Das macht<br />
uns Mut, dass auch die Inlandsorders<br />
endlich wieder Fahrt aufnehmen“,<br />
erläuterte Welcker. Die politischen<br />
Weichen seien aber noch<br />
nicht für ein stärkeres Inlandsgeschäft<br />
gestellt. „Unsere Kernforderungen,<br />
die wir vor der Bundestagswahl<br />
aufgestellt haben, bleiben<br />
bestehen“, betonte der VDMA-Präsident.<br />
Dazu gehören u.a. der flächendeckende<br />
Aufbau eines Gigabit-Netzes,<br />
die Einführung der<br />
Steuerlichen Forschungsförderung<br />
sowie eine Arbeitsmarktpolitik und<br />
ein Arbeitsrecht, die sich an der<br />
unternehmerischen Praxis orientieren.<br />
Mit knapp 1,35 Mio. Erwerbstätigen<br />
ist der Maschinen- und Anlagenbau<br />
der größte industrielle<br />
Arbeitgeber in Deutschland. Das gilt<br />
auch, wenn die Beschäftigtenzahl<br />
auf Basis der Betriebe ab 50 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter ermittelt<br />
wird. Nach dieser Zählung waren<br />
im deutschen Maschinenbau im September<br />
des vergangenen Jahres 1,03<br />
Mio. Menschen beschäftigt – ein<br />
Plus von 2,1 % im Vergleich zum<br />
Vorjahr. Und weiterer Zuwachs deute<br />
sich an, aber: „Die anhaltend hohe<br />
Nachfrage nach technischen Fachkräften,<br />
IT-Spezialisten oder Ingenieuren<br />
führt für unsere Unternehmen<br />
immer häufiger zu Engpässen<br />
in der Rekrutierung. Verschärfend<br />
kommt hinzu, dass der Maschinenbau<br />
überdurchschnittlich viele Mitarbeiter<br />
durch die Rente mit 63 früher<br />
verliert, als den Betrieben lieb<br />
sein kann.“<br />
Der Verband Deutscher Maschinen-<br />
und Anlagenbau (VDMA)<br />
vertritt mehr als 3.200 Mitgliedsunternehmen<br />
der mittelständisch<br />
geprägten Branche. Sie ist größter<br />
industrieller Arbeitgeber und insgesamt<br />
einer der führenden deutschen<br />
Industriezweige. 2<br />
-1,2<br />
1,1 0,8<br />
-0,3<br />
Exporte bleiben der<br />
Erfolgsgarant für den<br />
Maschinenbau:<br />
VDMA-Präsident<br />
Carl Martin Welcker.<br />
Entwicklung der deutschen Maschinenbauproduktion 2009 bis 2018<br />
3,0 3,0<br />
Schätzung<br />
Prognose<br />
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
Foto: VDMA<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
35
Spezial<br />
XXXXXXXXXX<br />
Konjunktur<br />
Berichte<br />
Auch messebedingt<br />
Werkzeugmaschinen im Aufwind<br />
Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie gehört zu den fünf größten Fachzweigen im Maschinenbau<br />
– und lieferte im dritten Quartal 2017 im Umfeld der Messe EMO in Hannover einen im Vergleich<br />
zum Vorjahreszeitraum um 13 % gestiegenen Auftragseingang. Dabei zogen die Inlandsbestellungen<br />
um 31 % an, die Auslandsorders wuchsen um 5 %.<br />
Foto: VDW<br />
“Die gute Entwicklung unserer<br />
Bestellungen zeigt sich noch ausgeprägter<br />
am aktuellen Rand“, kommentierte<br />
Dr. Wilfried Schäfer,<br />
Geschäftsführer des Branchenverbands<br />
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken(VDW),<br />
das Ergebnis.<br />
Im September waren die<br />
Bestellungen zweistellig gestiegen<br />
und verzeichneten damit den stärksten<br />
Zuwachs für 2017. Insbesondere<br />
die Inlandsbestellungen schossen<br />
um 46 % nach oben und machten<br />
damit die bisherigen Jahresverluste<br />
2017 in nur einem Monat fast wett.<br />
Bei den ausländischen Bestellungen<br />
hatten Euro- und Nicht-Euro-Länder<br />
im dritten Quartal gleichermaßen<br />
5 % mehr als im Vergleichszeitraum<br />
2016 geordert. Der Euroraum setzte<br />
seine schon länger anhaltende Aufschwungsphase<br />
fort. Treiber waren<br />
südeuropäische Märkte wie Spanien,<br />
Frankreich und Italien.<br />
Im Oktober 2017 waren knapp<br />
92 % der Branchenkapazitäten ausgelastet.<br />
Die Beschäftigung lag<br />
zuletzt bei rd. 70.360 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern und damit 3 %<br />
über Vorjahr.<br />
„Die Branche blickt optimistisch<br />
nach vorn. Wir erwarten für das<br />
Große Chancen für die Branche:<br />
Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer<br />
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />
Gesamtjahr ein Produktionsplus von<br />
3 %“, bekräftigte VDW-Geschäftsführer<br />
Schäfer daraufhin im Herbst.<br />
„Automatisierung, Digitalisierung<br />
oder die Verschiebung der Wertschöpfungsketten<br />
in der Automobilindustrie<br />
von den Herstellern zu den<br />
Zulieferern bieten große Chancen,<br />
benötigen jedoch auch große<br />
Anstrengungen seitens der Unternehmen,<br />
um sie erfolgreich zu bewältigen“,<br />
sagte er abschließend.<br />
Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie<br />
liefert Produktionstechnologie<br />
für die Metallbearbeitung<br />
in alle Industriezweige und<br />
trägt auf diese Weise zu Innovation<br />
und Produktivitätsfortschritt in der<br />
Industrie bei. Durch ihre Schlüsselstellung<br />
für die industrielle Produktion<br />
ist ihre Entwicklung ein wichtiger<br />
Indikator für die wirtschaftliche<br />
Dynamik der gesamten Industrie.<br />
2016 hatte die Branche mit rd.<br />
69.900 Beschäftigten Maschinen und<br />
Dienstleistungen im Wert von rd.<br />
15,1 Mrd. € produziert. 2<br />
36 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Bilanz und Aussichten für Werkzeuge<br />
Plus für Präzision<br />
„Wir freuen uns über das Umsatzplus von 7 %, das die Präzisionswerkzeuge-Industrie 2017 erwirtschaftet<br />
hat.“, sagte Lothar Horn, Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA Mitte Januar<br />
bei einer Pressekonferenz in Frankfurt. „Damit hat die Branche die 10 Mrd.-€-Marke signifikant überschritten.<br />
Für 2018 erwarten wir ein 5-%iges Wachstum“, ergänzte er.<br />
Wachstumstreiber waren 2017<br />
die Hersteller von Spanntechnik mit<br />
einem Umsatzplus von 9 %, gefolgt<br />
von den Zerspanwerkzeugproduzenten<br />
mit einer 7-%igen Steigerung.<br />
Der Werkzeugbau musste sich bei<br />
einem erneuten erfreulichen Umsatzwachstum<br />
von 5 % mit dem 3. Platz<br />
zufriedengeben. Horn: „Bei den Zerspanwerkzeugen<br />
und den Spannzeugen<br />
ist die Inlandsnachfrage endlich<br />
wieder angesprungen, so dass<br />
wir für diese Bereiche 2018 auch ein<br />
ordentliches Wachstum erwarten.“<br />
Mit Spannung blickt die Branche<br />
u.a. auf die laufenden Tarifverhandlungen,<br />
die weltpolitische Wetterlage<br />
und die Rohstoffpreisentwicklung.<br />
Insbesondere die stark<br />
wachsende Batterieproduktion für<br />
elektrische Antriebe konkurriere<br />
mit den Werkzeugherstellern um<br />
wichtige Rohstoffe, wie Wolfram<br />
oder Tantal. Dies führe zu heftigen<br />
Preissteigerungen und belaste die<br />
Unternehmen zunehmend.<br />
-10<br />
Präzisionswerkzeuge ideeller Träger.<br />
Bei der METAV ist die Geschäftsstelle<br />
mit einem Gemeinschaftsstand<br />
zusammen mit namhaften Mitgliedern<br />
vertreten. An der AMB nimmt<br />
der VDMA-Präzisionswerkzeuge mit<br />
einem Infostand teil. Der Fachverband<br />
Präzisionswerkzeuge im Verband<br />
Deutscher Maschinen- und<br />
Anlagenbau (VDMA) ist das Informations-<br />
und Kommunikationszentrum<br />
der deutschen Präzisionswerkzeug-Hersteller<br />
sowie deren Interessenvertretung.<br />
Präzisionswerkzeuge werden auf<br />
Werkzeugmaschinen betrieben und<br />
finden in allen Bereichen der Metallbearbeitung<br />
sowie in Teilen der<br />
Kunststoffverarbeitung Verwendung.<br />
2<br />
Entwicklung der Präzisionswerkzeuge Produktion in Deutschland<br />
2009 bis 2018<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
11<br />
20<br />
4 0<br />
6,5 3<br />
2<br />
7<br />
5<br />
Nachwuchs zentrales Thema<br />
Nach wie vor sei die Gewinnung von<br />
Nachwuchskräften ein zentrales<br />
Thema für die Präzisionswerkzeuge-<br />
Industrie. Die meisten Unternehmen<br />
engagierten sich für die Ausbildung,<br />
einige auch bereits im Rahmen der<br />
Nachwuchsstiftung Maschinenbau.<br />
„Wir sind froh verkünden zu dürfen,<br />
dass in den nächsten Monaten<br />
ein neuer Standort der Stiftung bei<br />
einem Präzisionswerkzeug-Unternehmen<br />
den Betrieb aufnehmen<br />
wird“, informierte Markus Heseding,<br />
Geschäftsführer des Fachverbands<br />
Präzisionswerkzeuge im VDMA.“<br />
Die beiden wichtigsten nationalen<br />
Metallbearbeitungsmessen 2018<br />
sind die METAV vom 20. bis 24. Februar<br />
in Düsseldorf und die AMB Stuttgart<br />
vom 18. bis 22. September. Bei<br />
beiden Messen ist der VDMA-<br />
Quelle: VDMA<br />
-20<br />
-26<br />
-30<br />
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
Produktionswerte für Präzisionswerkzeuge in Deutschland<br />
2008 bis 2018<br />
11,1<br />
10<br />
10,6<br />
9,9<br />
9,6<br />
9,3<br />
8<br />
8,7 8,7<br />
8,5<br />
8,4<br />
7,0<br />
6<br />
6,3<br />
4<br />
2<br />
0<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
37
Spezial<br />
XXXXXXXXXX<br />
Konjunktur<br />
Nachrichten<br />
Verbesserte Stimmung<br />
Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />
Im Gleichschritt mit der Entwicklung des<br />
Geschäftsklimas im Verarbeitenden Gewerbe<br />
insgesamt hat sich Ende des vergangenen Jahres<br />
auch in der Zulieferindustrie die Stimmung<br />
verbessert. Darauf hat die ArGeZ hingewiesen.<br />
dem Ifo-Institut, München, ermittelt. Er<br />
beruht auf der Befragung von rund 600<br />
Unternehmen und deckt die in der Arbeitsgemeinschaft<br />
Zulieferindustrie zusammenge-<br />
schlossenen Branchen Gießerei-Industrie,<br />
Kunststoffverarbeitung, Stahl- und Metallverarbeitung,<br />
NE-Metall-Industrie, Kautschukindustrie<br />
sowie Technische Textilien ab.<br />
Wie die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />
(ArGeZ) bei dieser Gelegenheit weiter<br />
mitgeteilt hat, scheint in der Industrie allerdings<br />
die Erwartungshaltung auf Sicht von<br />
sechs Monaten Gefahr zu laufen zu überzeichnen:<br />
Es werde zunehmend über<br />
Produktionsbehinderungen durch Fachkräftemangel,<br />
Materialknappheit sowie Kapazitätsengpässe<br />
berichtet. Dies seien Faktoren,<br />
die schnell die Stimmung wieder dämpfen<br />
könnten, da sie nicht kurzfristig abzustellen<br />
seien. „Hier, man kann es nicht oft genug<br />
betonen, sind die Zulieferer mit Bodenhaftung<br />
versehen. Die Erwartungshaltung für<br />
das erste Halbjahr 2018 ist zwar positiv,<br />
aber nicht überbordend,“ heißt es in der entsprechenden<br />
Presseerklärung weiter.<br />
Der Geschäftsklimaindex Zulieferindustrie<br />
wird von der ArGeZ in Zusammenarbeit mit<br />
Quelle: ArGeZ<br />
Geschäftsklima Zulieferindustrie Deutschland November 2017<br />
Saldo der positiven und negativen Meldungen<br />
Aktuelle Lage Zukunftserwartungen<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
-70<br />
-80<br />
Jan 06 Jan 07 Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18<br />
Pkw-Markt im Plus<br />
Boom bei den Neuzulassungen<br />
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland<br />
3.441.262 Pkw neu zugelassen worden.<br />
Dies stellt nach Angaben des VDIK das<br />
höchste Volumen des deutschen Pkw-Marktes<br />
seit acht Jahren dar und entspricht<br />
einem Plus von fast 90.000 Einheiten oder<br />
2,7 % gegenüber dem Vorjahr. Ende des vergangenen<br />
Jahres war man in dem Verband<br />
von 2,3 % Plus ausgegangen (Abbildung).<br />
VDIK-Präsident Reinhard Zirpel: „Das Wachstum<br />
des Marktes beruht auf der überdurchschnittlichen<br />
Steigerung der privaten Zulassungen<br />
und insbesondere im zweiten<br />
Halbjahr auf den sehr erfolgreichen Diesel-<br />
Eintauschprogrammen fast aller Marken.“<br />
In 2017 wurden knapp 2 Mio. benzinangetriebene<br />
Fahrzeuge neu zugelassen, eine<br />
Steigerung um 14 %. Die Zulassungen von<br />
Pkw mit Dieselmotor sanken um 13 % und<br />
lagen zum Jahresende bei 1,34 Mio. Stück.<br />
Ihr Anteil am Gesamtabsatz ging von 46 auf<br />
39 % zurück. Die alternativen Antriebe legten<br />
Quelle: VDIK<br />
gegenüber dem Vorjahr um 80 % zu und<br />
erreichten 2017 einen Anteil am Gesamtabsatz<br />
von 3,4 %.<br />
4.000.000<br />
3.500.000<br />
3.000.000<br />
2.500.000<br />
2.000.000<br />
1.500.000<br />
1.000.000<br />
500.000<br />
0<br />
3.148.163<br />
3.090.040<br />
3.807.175<br />
2.916.260<br />
3.173.634<br />
Die privaten Zulassungen wuchsen um 4,4 %<br />
auf 1,225 Mio. Einheiten. Der Flottenmarkt<br />
erreichte in 2017 mit über 840.000 Einheiten<br />
wieder ein neues Rekordvolumen, teilte<br />
der Verband der Internationbalen Kraftfahrzeughersteller<br />
(VDIK) weiter mit. Die VDIK-<br />
Mitgliedsunternehmen steigerten im Jahr<br />
2017 ihre Verkäufe um 7,6 % und setzten in<br />
Deutschland 1.313.725 Pkw ab. Sie erhöhten<br />
ihren Marktanteil insgesamt von 36,4 auf<br />
38,2 % und erzielten damit das beste Ergebnis<br />
seit Gründung des Verbandes – wenn<br />
man das Jahr der Umweltprämie außer<br />
Betracht lässt.<br />
Pkw-Neuzulassungen in Deutschland 2007 bis 2017, Stand 12/17<br />
3.082.504<br />
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />
2.952.431<br />
3.036.773<br />
Gesamt<br />
3.206.042<br />
3.351.607<br />
1.221.367<br />
3.430.000<br />
+ 2,3%<br />
1.305.000<br />
+7%<br />
Anteil VDIK-Mitgliedsfirmen<br />
38 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Quelle: VDIK<br />
Neuer Rekord<br />
Mehr Nutzfahrzeuge zugelassen<br />
Der Nutzfahrzeugmarkt in Deutschland<br />
hat sich 2017 besser als erwartet entwickelt.<br />
Mit voraussichtlich 369.000 Einheiten<br />
und einem Zuwachs von 3,3 % konnte<br />
das Rekordniveau des Jahres 2016 übertroffen<br />
werden, hat der VDIK Ende des vergangenen<br />
Jahres mitgeteilt.<br />
Die leichten Nutzfahrzeuge legten bei den<br />
Neuzulassungen um 4,6 % zu, während<br />
diese bei den mittelschweren Fahrzeugen<br />
um 3 % zurückgingen. Schwere Nutzfahrzeuge<br />
inklusive der Busse schlossen leicht<br />
über dem Vorjahresvolumen.<br />
Die beachtlichen Steigerungsraten der Benzin-<br />
und Alternativantriebe änderten kaum<br />
etwas an der aktuellen Dominanz des Dieselantriebs<br />
bei Nutzfahrzeugen. Die Industrie<br />
baut das Angebot an Nutzfahrzeugen mit<br />
Elektroantrieb stetig aus. Gasbetriebene<br />
Nutzfahrzeuge werden deshalb im neuen Jahr<br />
verstärkt verfügbar sein. Auch bei den schweren<br />
Nutzfahrzeugen sind alternative Antriebstechnologien<br />
bereits bestellbar, dazu gehören<br />
Lkw mit CNG- oder LNG- Antrieb, Hybrid-Lkw<br />
und -Busse sowie Elektrobusse.<br />
VDIK-Präsident Reinhard Zirpel: „Im Nutzfahrzeug-Markt<br />
sehen wir für 2018 eine weiterhin<br />
stabile Nachfrage. Auch wenn in der<br />
Vergangenheit bei den Nutzfahrzeug-Zulassungen<br />
starke Schwankungen zu beobachten<br />
waren, rechnet der VDIK mittel- und<br />
langfristig damit, dass das aktuelle, hohe<br />
Neuzulassungsniveau aufgrund der großen<br />
und weiter steigenden Transportmengen<br />
beibehalten wird.“<br />
Wie der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller<br />
(VDIK) weiter mitgeteilt<br />
hat, sind die Neuzulassungen der internationalen<br />
Hersteller in etwa parallel zum<br />
Gesamtmarkt gewachsen; ihr Marktanteil<br />
bleibt mit rund 27 % stabil. Damit kamen in<br />
2017 rund 98.500 neue Nutzfahrzeuge von<br />
VDIK-Mitgliedsunternehmen in Deutschland<br />
auf die Straße.“<br />
Nutzfahrzeug Neuzulassungen in Deutschland 2008 bis 2017<br />
4.000.000<br />
3.500.000<br />
3.000.000<br />
2.500.000<br />
2.000.000<br />
1.500.000<br />
1.000.000<br />
500.000<br />
0<br />
3.148.163<br />
3.090.040<br />
3.807.175<br />
2.916.260<br />
3.173.634<br />
3.082.504<br />
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />
2.952.431<br />
3.036.773<br />
Gesamt<br />
3.206.042<br />
3.351.607<br />
1.221.367<br />
3.430.000<br />
+ 2,3%<br />
1.305.000<br />
+7%<br />
Anteil VDIK-Mitgliedsfirmen<br />
Umsatzwachstum<br />
Märkte verlangen nach<br />
Baumaschinen<br />
Auch der Bau- und Baustoffmaschinenindustrie,<br />
einem weiteren Teilbereich des<br />
Maschinen- und Anlagenbaus, ist es 2017<br />
gut gegangen. Das teilte Johann Sailer, Vorsitzender<br />
des entsprechenden Fachverbandes,<br />
im Herbst des vergangenen Jahres mit.<br />
Danach dürfte die Gesamtbranche das Jahr<br />
mit einem Umsatzwachstum von mindestens<br />
5 % abgeschlossen haben. Das entspräche<br />
einem Niveau von ca. 14,6 Mrd. €.<br />
Damit bestätigte Sailer die Prognose vom<br />
Beginn des Jahres. Bei Baumaschinen lag<br />
der Auftragseingang nach einem sehr starken<br />
2016 auch 2017 erneut im Plus, und<br />
zwar um 20% gegenüber dem Vergleichszeitraum<br />
des Jahres 2016: Erdbaumaschinen<br />
plus 24 %, Straßenbaumaschinen plus<br />
16 %, Hochbaumaschinen plus von 18%.<br />
Dabei hat sich der deutsche Baumaschinenmarkt<br />
stark entwickelt. 2017 wurden in<br />
Deutschland so viele Baumaschinen abgesetzt<br />
wie im Rekordjahr 2007. „Wir sind an<br />
einem Punkt, wo sich normalerweise der<br />
Markt dreht. Eine nächste Krise erwarten<br />
wir jedoch nicht“, sagte Sailer, denn die<br />
Rahmenbedingungen seien heute andere<br />
als 2007.<br />
Zudem befanden sich die Märkte in<br />
Europa in einem stabilen Zustand. Der<br />
europäische Markt dürfte demnach 2017<br />
im zweistelligen Bereich gewachsen sein.<br />
Weltweit wuchsen alle Märkte außer Brasilien<br />
sowie dem Nahe und Mittlere Osten<br />
jedoch unterschiedlich stark. Russland,<br />
Indien und China seien Beispiele dafür, wie<br />
sich die Volatilität erhöht habe.<br />
Stiftungsprofessur für Baumaschinen<br />
Frank Will lehrt und forscht in Dresden<br />
Nach rund zweijähriger Vakanz ist die Stiftungsprofessur<br />
für Baumaschinen am Institut für Fluidtechnik<br />
der Fakultät Maschinenwesen besetzt worden. Dr. Frank<br />
Will hat den Ruf der TU Dresden angenommen und Ende<br />
2017 seine Arbeit aufgenommen.<br />
Er folgte auf Professor Jürgen Weber, der seit 2015 die<br />
kommissarische Leitung der Professur innehatte. Will<br />
hat an der Technischen Universität Braunschweig sowie<br />
an der Universität Hannover Maschinenbau studiert Seit<br />
20 Jahren ist der in Köln geborene und in Bremen aufgewachsene<br />
Will in verschiedenen mittelständischen<br />
Industrieunternehmen aus dem Gebiet der Fördertechnik<br />
und Baumaschinen tätig gewesen. Zuletzt war<br />
er Geschäftsführer der Cyrus GmbH Schwingtechnik<br />
in Recklinghausen.<br />
Für Forschung und Lehre innerhalb seiner Professur<br />
hat Frank Will sich große Ziele gesteckt. Die Professur<br />
für Baumaschinen an der TU Dresden nimmt seit<br />
vielen Jahren eine führende Stellung ein. „Diesen<br />
sehr guten Ruf möchte ich bewahren und weiterentwickeln.“<br />
Fotostudie N. Wagner<br />
Ist neuer Professor für Baumaschinentechnik<br />
an der<br />
TU Dresden: Dr. Frank Will<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
39
Spezial<br />
XXXXXXXXXX<br />
Konjunktur<br />
Bericht<br />
Deutschlands Stahlrohrindustrie stellt sich neuen Herausforderungen<br />
Rückblick und Ausblick<br />
Im Vorfeld der nächsten Tube hatte die Veranstalterin dieser Rohrfachmesse in Unternehmen<br />
der Branche und bei der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre zu aktuellen Marktfragen<br />
recherchiert und im zweiten Halbjahr 2017 einen entsprechenden Bericht veröffentlicht. Wie<br />
darin nachfolgend deutlich wird, sind – trotz aller Risiken – durchaus zufriedenstellende<br />
Entwicklungen zu erwarten. Das bezieht sich sowohl auf die Branche als auch auf darin tätige<br />
Akteure, wie die Messe Düsseldorf GmbH aufzeigt.<br />
Während die weltweite Stahlrohrproduktion<br />
im Jahr 2016 gegenüber<br />
dem Vorjahr um 3 % auf 164<br />
Mio. t zurückging, nahm die Produktion<br />
in der EU und in Deutschland<br />
jeweils um 4 % auf 13 bzw. 2,6<br />
Mio. t zu. Europaweit war das positive<br />
Ergebnis auf Produktionssteigerungen<br />
bei geschweißten Stahlrohren<br />
bis 16“ Außendurchmesser<br />
und Großrohren zurückzuführen,<br />
wohingegen die Produktion nahtloser<br />
Stahlrohre vor allem wegen der<br />
anhaltenden Investitionszurückhaltung<br />
der Energieindustrie rückläufig<br />
war.<br />
Das an sich erfreuliche Ergebnis<br />
für die deutsche Stahlrohrindustrie<br />
relativiert sich allerdings, wenn<br />
man weiß, dass vor der Wirtschaftsund<br />
Finanzkrise 2008/2009 hierzulande<br />
schon einmal fast 4 Mio. t<br />
Stahlrohre hergestellt wurden. Nach<br />
dem Einbruch in 2009 mit deutlich<br />
unter 3 Mio. t gab es in den Jahren<br />
2010 bis 2012 eine Erholungsphase,<br />
in der wieder weit mehr Stahlrohre<br />
produziert wurden. Nach einem<br />
erneuten Einbruch im Jahr 2013 pendelte<br />
sich die Produktion in Deutschland<br />
dann auf einen Wert um die<br />
2,5 Mio. t ein. Neben der allgemeinen<br />
wirtschaftlichen Entwicklung<br />
ist vor allem die Dominanz des Ölund<br />
Gassektors auf Abnehmerseite<br />
für die starken Schwankungen der<br />
Produktionszahlen verantwortlich.<br />
Entscheidende Energiemärkte<br />
Beispielhaft dafür ist die Preisentwicklung<br />
bei Öl und Gas in den letzten<br />
Jahren. Die infolge des Überangebotes<br />
auf den Weltmärkten<br />
einbrechenden Rohölpreise in<br />
2014/2015 sorgten dafür, dass die<br />
Energieindustrie ihre Investitionstätigkeit<br />
weitgehend einstellte.<br />
Zudem gingen auch die Notierungen<br />
für Erdgas weiter zurück. Von<br />
dieser Entwicklung wurde die Zulieferindustrie<br />
hart getroffen – die<br />
Umsätze sanken teilweise um über<br />
die Hälfte. Die bis dahin boomende<br />
Fracking-Industrie in Nordamerika<br />
wurde von dieser Entwicklung besonders<br />
stark betroffen.<br />
Produktion für den Export<br />
Das wirkte sich auch auf deutsche<br />
Rohrhersteller aus, die schon traditionell<br />
eine extrem hohe Exportquote<br />
verzeichnen. So gingen beispielsweise<br />
von den 2015 in<br />
Deutschland produzierten 2,4 Mio.<br />
t nicht weniger als 2,37 Mio. t (fast<br />
99 %!) in den Export, berichtete die<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />
in ihrem Jahresbericht 2015. Dass<br />
sich der Handelsüberschuss in diesem<br />
Sektor dennoch in Grenzen<br />
hielt, dafür sorgten die gut 2 Mio. t<br />
importierten Stahlrohre. Anders ausgedrückt,<br />
wird der deutsche Stahlrohrbedarf<br />
weit überwiegend aus<br />
importierten Produkten gedeckt,<br />
während die einheimischen Hersteller<br />
nahezu ausschließlich für die<br />
Ausfuhr produzieren.<br />
40 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Stahlrohrproduktion in Deutschland 2007 bis 2016 in Mio. t<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
2012<br />
Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />
2013<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0<br />
Zu den größeren deutschen Rohrherstellern<br />
zählen unter anderem<br />
Salzgitter, Benteler, Vallourec und<br />
Maxhütte. Der zur Salzgitter AG<br />
gehörende Geschäftsbereich Mannesmann,<br />
der die Konzernaktivitäten<br />
im Rohrbereich umfasst, verbuchte<br />
2016 eine Versandmenge<br />
von 543.000 t (nach 526.000 t im<br />
Vorjahr). Doch trotz eines verbesserten<br />
Resultats der Salzgitter Mannesmann<br />
Großrohr GmbH und des<br />
gesteigerten, positiven Ergebnisbeitrags<br />
der anteilsmäßig einbezogenen<br />
Europipe-Gruppe gab der Außenumsatz<br />
im Rohrsegment insgesamt<br />
erlös- und strukturbedingt nach,<br />
heißt es dazu im Geschäftsbericht<br />
2016.<br />
Die Mannesmann-Sparte der<br />
Salzgitter AG ist schwerpunktmäßig<br />
auf internationale Projektgeschäfte<br />
in den Sektoren Energieversorgung<br />
und Infrastruktur ausgerichtet und<br />
deckt ein breites Durchmesserspektrum<br />
bei den Leitungsrohren ab. Ein<br />
nach eigenen Angaben in Europa<br />
dominierender Anbieter für Präzisionsstahlrohre<br />
im Automobilbau<br />
sowie ein weltweit führender Hersteller<br />
nahtloser Edelstahl- und<br />
Nickelbasisrohre ergänzen das Portfolio.<br />
Nach Ansicht des Unternehmens<br />
könnte das Jahr 2016 im Rückblick<br />
markante Phasen, wenn nicht gar<br />
Wendepunkte beinhalten. Dazu zählt<br />
der Vorstand der Salzgitter AG, dass<br />
die EU-Kommission „erstmals wirksame<br />
Handelsschutzinstrumente<br />
gegen eine Flut von Dumping-Importen<br />
anwendete“. Dies sei bitter nötig<br />
gewesen, war doch zwischenzeitlich<br />
das mittel- bis langfristige Überleben<br />
der europäischen Stahlindustrie<br />
mit ihren rund 330.000 Arbeitsplätzen<br />
gefährdet. Die Einführung<br />
der Anti-Dumping-Maßnahmen ab<br />
Februar 2016 war demnach ein<br />
wesentlicher Faktor für das vorläufige<br />
Ende der seit mehreren Jahren<br />
andauernden, im Ausmaß desolaten<br />
Stahlpreiserosion in Europa.<br />
Rahmenbedingungen<br />
Speziell im Rohrsektor sieht das<br />
Unternehmen jedoch auch künftig<br />
große Herausforderungen. So wird<br />
die Verfassung großer Teile des Leitungsrohrmarktes<br />
sowie des Grobblechsektors<br />
als weiterhin prekär<br />
bezeichnet. Inwieweit die politischen<br />
Umbrüche in Europa und Amerika<br />
die im Grunde günstigen Konjunkturaussichten<br />
beeinflussen werden,<br />
sei nicht absehbar. Deshalb sei „es<br />
fahrlässig, sich in diesen unsicheren<br />
Zeiten allein auf bessere Rahmenbedingungen<br />
zu verlassen“.<br />
Der Auftragseingang des Geschäftsbereiches<br />
Mannesmann blieb<br />
2016 unter dem Wert des Vorjahres.<br />
Dies war zum einen - im Edelstahlrohrbereich<br />
- auf die niedrigeren<br />
Ordereingänge des europäischen<br />
lagerhaltenden Handels sowie die<br />
sehr wenigen Projekte im Öl- und<br />
Gasbereich zurückzuführen. Zum<br />
anderen habe man auch bei den<br />
Großrohren erwartungsgemäß den<br />
überdurchschnittlich hohen Vorjahreswert<br />
nicht wieder erreichen können.<br />
Auch auf den Orderbestand des<br />
Geschäftsbereiches wirkte sich die<br />
Entwicklung im Edelstahlrohrsegment<br />
negativ aus. Außerhalb des<br />
Konsolidierungskreises legte der<br />
Orderzulauf der Europipe-Gruppe<br />
vor allem dank der Buchung der Projekte<br />
Nord Stream 2, TAP On-/Offshore<br />
und Zohr deutlich zu, sodass<br />
auch der Auftragsbestand über dem<br />
des Jahres 2015 rangierte.<br />
Insgesamt verbuchte der<br />
Geschäftsbereich Mannesmann nach<br />
einem kleinen Plus im Vorjahr in<br />
2016 einen Verlust vor Steuern.<br />
Darin enthalten sind aber u. a. Aufwendungen<br />
für Strukturmaßnahmen<br />
hauptsächlich bei der Salzgitter<br />
Mannesmann Line Pipe GmbH<br />
(MLP), die dem schwachen internationalen<br />
Öl- und Gasgeschäft und<br />
intensiven Preiswettbewerb mit<br />
einem Restrukturierungsprogramm<br />
zur Kapazitätsanpassung und weiteren<br />
Kostensenkung begegnet.<br />
Leicht verbesserte Perspektiven<br />
Für das Geschäftsjahr 2017 erwartete<br />
der Salzgitter-Konzern bei den<br />
Gesellschaften des Geschäftsbereiches<br />
Mannesmann wieder eine heterogene<br />
Entwicklung. Während die 3<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
41
Spezial<br />
XXXXXXXXXX<br />
Konjunktur<br />
Bericht<br />
3<br />
deutschen Großrohrwerke auch<br />
wegen der Buchungen im Jahr 2016<br />
eine gute Auslastung aufweisen, hat<br />
sich die Auftragslage auf dem nordamerikanischen<br />
Markt eingetrübt.<br />
Die Segmente der mittleren Leitungsrohre,<br />
Präzis- und Edelstahlrohre<br />
sollten eine zumindest zögerliche<br />
Erholung verzeichnen. Insgesamt<br />
sollten steigende Versandmengen<br />
bei einem höheren Erlösniveau zu<br />
einer moderaten Umsatzausweitung<br />
führen. Voraussetzung dafür ist, dass<br />
es in Europa nicht zu einer rezessiven<br />
Entwicklung kommen wird. Vielmehr<br />
erwartet man für die anhaltend<br />
umkämpften Hauptmärkte eine<br />
Fortsetzung der konjunkturellen<br />
Erholung.<br />
Verbesserte Perspektiven<br />
Insgesamt sieht man – anders als bei<br />
der im Vorjahr sehr zurückhaltenden<br />
Einschätzung - leicht verbesserte<br />
Perspektiven für die Stahlrohrindustrie.<br />
Nach ersten Aufwärtsimpulsen<br />
aufgrund gestiegener Rohstoff- und<br />
Stahlpreise sollte auch das Stahlrohrgeschäft<br />
Unterstützung erhalten.<br />
Positive Effekte erhofft man sich<br />
zudem von der expansiven Wirtschaftspolitik<br />
und wieder stärker auf<br />
fossile Energieträger ausgerichteten<br />
Energiepolitik in Nordamerika. Besonders<br />
das Nahtlosrohrgeschäft könnte<br />
sich weiter erholen, auch wenn gerade<br />
in diesem Marktsegment weltweit<br />
immer noch erhebliche Überkapazitäten<br />
bestehen. Der Großrohrmarkt<br />
bleibt vom Projektgeschäft geprägt<br />
und nach wie vor hart umkämpft.<br />
Letzteres gilt besonders auch für das<br />
Line-Pipe-Geschäft mit Rohren bis<br />
16“ Durchmesser. Die Präzisrohrindustrie<br />
sollte sich vor dem Hintergrund<br />
einer robusten Konjunktur<br />
stabil entwickeln.<br />
Auch bei der Benteler-Gruppe,<br />
organisiert in den drei Divisionen<br />
Automotive, Steel/Tube und Distribution<br />
und gesteuert von der Benteler<br />
International AG in Salzburg,<br />
Österreich, war das Jahr 2016 von<br />
intensivem Wettbewerb, wechselhaften<br />
Märkten und politischen<br />
Herausforderungen geprägt. Während<br />
die Division Automotive<br />
Umsatz und Ergebnis im Vergleich<br />
zum Vorjahr verbessern konnte,<br />
haben sich Umsatz und Ergebnis<br />
der Division Steel/Tube verringert.<br />
Ausschlaggebend dafür war die<br />
reduzierte Nachfrage in einem von<br />
Überkapazitäten geprägten Marktumfeld,<br />
die das Preisniveau in den<br />
USA und in Europa stark unter<br />
Druck setzte, heißt es im Geschäftsbericht<br />
2016.<br />
Wichtig für Deutschland: Ende<br />
2016 wurde gemeinsam mit den<br />
Arbeitnehmervertretern eine Vereinbarung<br />
zur Sicherung des deutschen<br />
Werksverbundes geschlossen,<br />
die fünf Jahre lang gültig sein<br />
wird. Dazu heißt es: „Mit dem Konzept<br />
‚Standortsicherung‘ wurde die<br />
Grundlage geschaffen, die Division<br />
zukunftsfähig aufzustellen, um in<br />
einem sich schnell verändernden<br />
Marktumfeld erfolgreich zu sein“.<br />
Bezüglich der künftigen wirtschaftlichen<br />
Entwicklung des Unternehmens<br />
war man bei Benteler verhalten<br />
optimistisch.<br />
So ging man bei der Division<br />
Steel/Tube von einer verbesserten<br />
Marktsituation aus. Allerdings werde<br />
das Ergebnis der Division von den<br />
Hochlaufkosten des neuen Warmrohrwerks<br />
in Shreveport/USA deutlich<br />
beeinträchtigt. Bei insgesamt<br />
besserer operativer Leistung würden<br />
die anlaufbedingten Mehrkosten<br />
zu einem niedrigeren Ergebnis<br />
der Gruppe im Vergleich zum Vorjahr<br />
führen. Verhalten optimistisch<br />
fällt auch der Blick auf das wirtschaftliche<br />
Umfeld aus, denn es<br />
zeichnen sich erste positive Signale<br />
im Stahlrohrmarkt ab.<br />
Entwicklung der Ölpreise<br />
Auch Benteler betont, dass der Stahlrohrmarkt<br />
im Jahr 2016 durch die<br />
Entwicklung des Ölpreises bestimmt<br />
war. Am Anfang des Jahres notierte<br />
die Referenzsorte WTI ihren Tiefpunkt,<br />
konnte sich aber im Laufe des Jahres<br />
erholen. Insbesondere die von OCTG-<br />
Produkten (Oil Country Tubular Goods)<br />
geprägten Regionen Nordamerika und<br />
der Mittlere Osten konnten sich zum<br />
Ende des Jahres stabilisieren und zeigen<br />
Anzeichen einer Markterholung.<br />
Viele Länder Asiens zeigen weiterhin<br />
ein positives, wenn auch geringes<br />
Wachstum, während China durch den<br />
Ölpreisrückgang weiterhin eine Reduzierung<br />
der Nachfrage verzeichnete.<br />
Der Stahlrohrmarkt in der EU befindet<br />
sich in einer von Überkapazitäten<br />
und Preisdruck geprägten Situation.<br />
Infolge der weiter rückläufigen<br />
Produktion von nahtlosen Stahlrohren<br />
in der EU reagierten die europäischen<br />
Hersteller mit Kostenreduzierungsprogrammen<br />
und<br />
Portfoliooptimierungen.<br />
Als positive Signale wertete man<br />
bei Benteler, dass sich die Rohrlagerbestände<br />
für Öl- und Gasapplikationen<br />
im US-amerikanischen<br />
Markt gegen Jahresende 2016 weiter<br />
reduziert hatten. Auch der US-<br />
Rig Count (Anzahl der Bohrlöcher)<br />
stieg im Laufe des Jahres auf über<br />
650 Bohrtürme, was einer Steigerung<br />
um 48 % im Vergleich zum ersten<br />
Quartal 2016 entspricht. Zudem<br />
unterstützt die Einigung der OPEC<br />
zur Produktionskürzung der Ölfördermengen<br />
die Ölpreisentwicklung<br />
und die daraus resultierende Erholung<br />
des Stahlrohrmarktes.<br />
Normalisierung<br />
und Nachholbedarf<br />
Hersteller wie Verband waren sich<br />
darin einig, dass sich gegenüber dem<br />
Vorjahr die Perspektiven für die<br />
Stahlrohrindustrie verbessert haben.<br />
Laut Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />
beginnt sich die nach dem Einbruch<br />
der Rohölpreise praktisch zum<br />
Erliegen gekommene Investitionstätigkeit<br />
der Energieindustrie zu normalisieren.<br />
Von dem entsprechenden<br />
Nachholbedarf dürfte die<br />
Stahlrohrindustrie in besonderer<br />
Weise profitieren. Weitere positive<br />
Effekte für das Stahlrohrgeschäft<br />
erwartet man von zyklisch steigenden<br />
Rohstoff- und Stahlpreisen sowie<br />
von einer weiterhin robusten Konjunktur<br />
in den Industrieländern,<br />
angetrieben von nach wie vor relativ<br />
günstigen Energiepreisen, einer<br />
expansiven Fiskalpolitik und einer<br />
günstigen Euro-Dollar-Relation.<br />
Die Branche trifft sich für die<br />
nächste Ausgabe der führenden<br />
Internationalen Rohrfachmesse Tube,<br />
die wie immer gemeinsam mit der<br />
weltgrößten Draht- und Kabelmesse<br />
wire veranstaltet wird, vom 16. bis<br />
20.4.18 wieder auf dem Düsseldorfer<br />
Messegelände. 2<br />
42 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und<br />
Öffentlicher Bau – in diesen Kategorien<br />
prognostizieren die Bauverbände.<br />
Quelle; HDB, ZDB<br />
Detailzahlen aus der deutschen Bauwirtschaft<br />
Optimismus konkretisiert sich<br />
Die Umsätze im Bauhauptgewerbe dürften 2018 nominal um 4 % zulegen und auf gut 117 Mrd. €<br />
steigen. Mit dieser Ansage präzisierten die Präsidenten des Hauptverbandes der Deutschen<br />
Bauindustrie (HDB), Dipl.-Ing. Peter Hübner, und des Zentralverbandes des Deutschen<br />
Baugewerbes (ZDB), Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, auf der gemeinsamen Jahresauftakt-<br />
Pressekonferenz in Berlin Mitte Januar den bereits aus dem vergangenen Jahr bekannten<br />
Optimismus der Branche. (Vgl. auch nebenstehenden Bericht)<br />
Konkretisiert wurde diese Prognose<br />
traditionsgemäß in den drei Bereichen<br />
Wohnungsbau, Wirtschaftsbau<br />
und Öffentlicher Bau:<br />
z Im Wohnungsbau gehen die beiden<br />
Verbände für 2018 von einem nominalen<br />
Umsatzplus von 3,5 % aus.<br />
Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen<br />
dürfte weiter auf etwa<br />
320.000 Einheiten steigen. Für Produktion<br />
und Fertigstellungen gelte,<br />
dass die Zunahme auf den weiterhin<br />
boomenden Geschosswohnungsbau<br />
beschränkt bleibe. Der klassische<br />
Eigenheimbau werde dagegen<br />
auf Vorjahresniveau stagnieren.<br />
„320.000 Wohnungen bedeuten<br />
zwar eine Verdopplung des Fertigstellungsniveaus<br />
gegenüber 2010.<br />
Das reicht aber noch nicht an den<br />
Bedarf von mindestens 350.000<br />
Wohnungen heran“, so Hübner und<br />
Loewenstein.<br />
z Im Wirtschaftsbau gehen die beiden<br />
Präsidenten für das laufende<br />
Jahr von einem nominalen Umsatzwachstum<br />
von 4 % aus. Angesichts<br />
eines hohen und weiter steigenden<br />
Auslastungsgrades in der Industrie<br />
werde sich die Expansion der Unternehmensinvestitionen<br />
fortsetzen.<br />
Schließlich erwarte gut die Hälfte der<br />
an der Verbandsumfrage des Instituts<br />
der deutschen Wirtschaft teilnehmenden<br />
Verbände für 2018 in<br />
ihrer Branche steigende Investitionen,<br />
45 % zumindest ein gleichbleibendes<br />
Niveau. Zudem seien die<br />
Auftragsbücher gut gefüllt. Ende<br />
September 2017 sei mit 17,2 Mrd. €<br />
der mit Abstand höchste Wert seit<br />
mehr als 20 Jahren verbucht worden.<br />
z Auch für den öffentlichen Bau erwarten<br />
HDB und ZDB im neuen Jahr ein<br />
Umsatzwachstum von nominal 4 %.<br />
Hier mache sich zum einen der in<br />
der vergangenen Legislaturperiode<br />
eingeleitete Investitionshochlauf des<br />
Bundes bei den Verkehrswegen positiv<br />
bemerkbar. Die positiven Finanzierungssalden<br />
würden nicht nur<br />
dem Bund, sondern auch Ländern<br />
und Gemeinden Investitionsspielräume<br />
eröffnen. Die Kommunen würden<br />
zudem vom Kommunalinvestitionsförderungsfond<br />
profitieren,<br />
dessen Laufzeit bis 2020 verlängert<br />
und dessen Volumen auf 7 Mrd. €verdoppelt<br />
worden sei. Auch im öffentlichen<br />
Bau habe es Ende des dritten<br />
Quartals 2017 mit 17 Mrd. € einen<br />
Rekordauftragsbestand gegeben.<br />
Die positive Baukonjunktur schlägt<br />
nach Einschätzung der Präsidenten<br />
auch auf den Bauarbeitsmarkt durch.<br />
Bereits 2017 sei es gelungen, im Jahresdurchschnitt<br />
die Zahl der Erwerbstätigen<br />
im Bauhauptgewerbe um 3 %<br />
auf 805.000 zu steigern. Für das laufende<br />
Jahr gehen Hübner und Loewenstein<br />
von einem weiteren Beschäftigungsaufbau<br />
in der Größenordnung<br />
von nahezu 2 % auf 820.000 Erwerbstätige<br />
aus. Ein Problem stelle dabei<br />
allerdings der Fachkräftemangel in<br />
der Bauwirtschaft dar. Der deutliche<br />
Personalaufbau habe nicht verhindern<br />
können, dass sich Bauberufe nun in<br />
der aktuellen Fachkräfteengpassanalyse<br />
des Statistischen Bundesamtes<br />
wiederfänden. So seien Stellen für<br />
Meister in der Baubranche rund 160<br />
Tage vakant und lägen damit deutlich<br />
über der durchschnittlichen Engpassgrenze<br />
von 100 Tagen. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
43
BDS<br />
Research<br />
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />
Kein Grund zur Klage<br />
Das Bruttoinlandsprodukt wird in Deutschland im vergangenen Jahr um mehr als 2 % zugelegt<br />
haben. Hiervon profitiert auch die Stahldistribution. Nach einem mengenmäßig eher durchschnittlichen<br />
Start ins Jahr konnte im März erstmals ein ungewöhnlich hoher Lagerabsatz erzielt<br />
werden. Auch der Mai war außerordentlich gut. Die Sommermonate Juni, Juli und August<br />
verliefen ebenfalls sehr passabel. Auch im Herbst gab es mengenmäßig keinen Grund zur Klage.<br />
Der Ende 2016 gestartete Preisaufbau hat sich in den ersten Monaten des Jahres 2017 fortgesetzt<br />
und dann eine Pause eingelegt. Ab dem Sommer zogen die Preise bei allen Produkten wieder an,<br />
besonders stark war dies bei Langprodukten der Fall.<br />
Foto: privat<br />
Jörg Feger, Bereichsleiter<br />
Research im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS), berichtet<br />
zusammenfassend<br />
angesichts der ihm<br />
für die ersten elf<br />
Monate des vergangenen<br />
Jahres vorliegenden<br />
Zahlen. Wie<br />
üblich, hat er seinen<br />
monatlichen und<br />
kommentierenden<br />
Bericht anhand der<br />
Kriterien Lagerabsatz,<br />
-bestand, -<br />
reichweite und<br />
-verkaufspreise<br />
gegliedert.<br />
Lagerabsatz<br />
Im Januar und Februar wurden<br />
jeweils etwas mehr als 900.000 t<br />
Walzstahlfertigerzeugnisse abgesetzt.<br />
Im März wurde mit 1,06 Mio.t<br />
sogar die Eine-Million-Tonnen-<br />
Marke geknackt. Ein solches Volumen<br />
wurde letztmals im Mai 2011<br />
erreicht. Die gewisse Ausgleichsbewegung<br />
folgte im April mit<br />
Ostern, deutlich weniger Arbeitstagen<br />
und einem Absatz von knapp<br />
860.000 t.<br />
Trotz der Feiertage konnten im<br />
Mai wieder knapp über 1 Mio. t.<br />
abgesetzt werden. Auch die Sommermonate<br />
Juni, Juli und August<br />
verliefen sehr ordentlich. Im September<br />
und Oktober konnten<br />
jeweils etwas mehr als 900.000 t<br />
abgesetzt werden. Im November<br />
betrug die Tonnage fast 1. Mio. t.<br />
In den ersten elf Monaten des Jahres<br />
2017 konnte somit etwas über<br />
3 % mehr Menge als im Vorjahreszeitraum<br />
abgesetzt werden. Besonders<br />
dynamisch verliefen die Lagerabsätze<br />
bei Betonstahl sowie<br />
Bandblech und oberflächenveredeltem<br />
Blech. Das Geschäft bei Quartoblech<br />
gestaltete sich hingegen<br />
schwächer als in der Vorjahrespe-<br />
riode. Der Absatz von Trägern und<br />
Stabstahl entwickelte sich leicht<br />
rückläufig.<br />
Lagerbestand<br />
Nach dem üblichen Lagerabbau<br />
zum Jahresende 2016 legten die<br />
Lagerbestände im Januar und bei<br />
den meisten Produkten auch im<br />
Februar 2017 spürbar zu. Schon<br />
im März kam es zu einem Lagerabbau,<br />
der sich in den Juni hinein<br />
fortsetzte. Im Juli wurde ein leichter<br />
Lageraufbau beobachtet. Im<br />
August wurden die Läger dann kräftig,<br />
im September, Oktober und<br />
November dann moderat zurückgefahren.<br />
Zum 30. November<br />
wurden von der deutschen Stahldistribution<br />
2,16 Mio. t. Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
bevorratet. Dies<br />
ist ein sehr niedriger Bestand. Er<br />
liegt knapp 7 % unter dem Wert,<br />
der vor zwölf Monaten gemeldet<br />
wurde.<br />
Lagerreichweite<br />
Gute Lagerabsätze und sehr niedrige<br />
Bestände führen zu einer geringen<br />
Lagerreichweite. Sie lag im<br />
November bei 2,2 Monaten bzw.<br />
66 Tagen (vgl. Abb. 1).<br />
Lagerverkaufspreise<br />
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />
für durchschnittliche<br />
Verkaufspreise im kleinlosigen<br />
Bereich zufolge setzte sich der starke<br />
Preisanstieg, der am Ende des Jahres<br />
2016 angefangen hatte, im ersten<br />
Quartal 2017 fort. Dieser fiel bei<br />
Flachprodukten sowie Quadrat- und<br />
Rechteckrohren noch deutlich ausgeprägter<br />
aus als bei Langprodukten.<br />
Im Laufe des Frühjahrs ebbte dieser<br />
Preisauftrieb von Produkt zu Produkt<br />
unterschiedlich ab und es wurden<br />
auch wieder fallende Preise im Markt<br />
festgestellt. Ab dem Sommer zogen<br />
die Werkspreise, teilweise sehr spürbar,<br />
wieder an. Besonders stark war<br />
der Preisaufbau diesmal bei Langprodukten<br />
und nahtlosen Rohren. Auch<br />
im Handel konnten spürbare Preissteigerungen<br />
verzeichnet werden.<br />
Das Preisniveau lag Ende November<br />
2017 deutlich über dem des Vorjahres<br />
(vgl. Abb. 2 und 3). 2<br />
[ Info ]<br />
Fragen zu den genannten statistischen<br />
Größen beantwortet im Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel (BDS) Jörg Feger,<br />
Bereichsleiter Research:<br />
Feger-BDS@stahlhandel.com<br />
44 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Quelle Bild 2 u. 3: BDS Quelle: Statistisches Bundesamt/BDS<br />
lagerAbsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten<br />
Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
n Absatzindex (2007 = 100)<br />
n Lagerreichweite in Tagen<br />
200<br />
180<br />
106<br />
160<br />
101<br />
91 95 99<br />
92 140<br />
89 90<br />
92<br />
96<br />
92<br />
98<br />
100<br />
86<br />
94 91 91<br />
120<br />
68<br />
100<br />
81 84 78 78 75 69 99 78 81 69 84 72 72 75 69 72 72 66<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Ø<br />
2013<br />
Ø<br />
2014<br />
Ø<br />
2015<br />
Ø<br />
2016<br />
Ø<br />
2017<br />
Nov.<br />
2016<br />
Dez.<br />
2016<br />
Jan.<br />
2017<br />
Feb.<br />
2017<br />
Mär.<br />
2017<br />
Apr.<br />
2017<br />
Mai<br />
2017<br />
Juni<br />
2017<br />
Juli.<br />
2017<br />
Aug.<br />
2017<br />
Sep.<br />
2017<br />
Okt.<br />
2017<br />
Nov.<br />
2017<br />
1. Q. 2010<br />
2. Q. 2010<br />
3. Q. 2010<br />
4. Q. 2010<br />
1. Q. 2011<br />
2. Q. 2011<br />
3. Q. 2011<br />
4. Q. 2011<br />
1. Q. 2012<br />
2. Q. 2012<br />
3. Q. 2012<br />
4. Q. 2012<br />
1. Q. 2013<br />
2. Q. 2013<br />
3. Q. 2013<br />
4. Q. 2013<br />
1. Q. 2014<br />
2. Q. 2014<br />
3. Q. 2014<br />
4. Q. 2014<br />
1. Q. 2015<br />
2. Q. 2015<br />
3. Q. 2015<br />
4. Q. 2015<br />
1. Q. 2016<br />
2. Q. 2016<br />
3. Q. 2016<br />
4. Q. 2016<br />
1. Q. 2017<br />
2. Q. 2017<br />
3. Q. 2017<br />
4. Q. 2017<br />
1. Q. 2010<br />
2. Q. 2010<br />
3. Q. 2010<br />
4. Q. 2010<br />
1. Q. 2011<br />
2. Q. 2011<br />
3. Q. 2011<br />
4. Q. 2011<br />
1. Q. 2012<br />
2. Q. 2012<br />
3. Q. 2012<br />
4. Q. 2012<br />
1. Q. 2013<br />
2. Q. 2013<br />
3. Q. 2013<br />
4. Q. 2013<br />
1. Q. 2014<br />
2. Q. 2014<br />
3. Q. 2014<br />
4. Q. 2014<br />
1. Q. 2015<br />
2. Q. 2015<br />
3. Q. 2015<br />
4. Q. 2015<br />
1. Q. 2016<br />
2. Q. 2016<br />
3. Q. 2016<br />
4. Q. 2016<br />
1. Q. 2017<br />
2. Q. 2017<br />
3. Q. 2017<br />
4. Q. 2017<br />
Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr<br />
Absatz und Lagerreichweite<br />
der<br />
Stahldistribution<br />
Preisentwicklung<br />
bei Langprodukten<br />
Preisentwicklung bei<br />
Flachprodukten und<br />
Rohren<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
45
BDS<br />
Kommunikation<br />
Fachtagung am 1. März 2018 in Düsseldorf<br />
Einladung zum<br />
BDS-Rohrtag 2018<br />
Am 1. März 2018 findet der BDS-Rohrtag im „Van der Valk Airport -<br />
hotel“ in Düsseldorf statt. Der BDS erwartet rund 100 Teilnehmer<br />
aus Industrie, Handel und Verbänden.<br />
Das Programm<br />
Die Themen<br />
z Marktentwicklung und Tendenzen<br />
2018<br />
z Anforderungen an den Rohrhandel<br />
aus Sicht des Stahlbaus<br />
z Stahlrohre in der industriellen Verarbeitung<br />
z Rohre, Fittings und Flansche für<br />
druckgeführte Rohrleitungen und<br />
Anlagen – Europäische Regelwerke<br />
im Vergleich zu ASTM/ASTME<br />
z Die Zukunft des Geschäftsmodells<br />
„Großhandel mit Stahlrohren“<br />
Aussteller<br />
z Behringer GmbH, Kirchardt<br />
z Fehr Lagerlogistik AG, CH-Winterthur<br />
z Kasto Maschinenbau GmbH & Co.,<br />
Achern<br />
z Montanstahl GmbH, Oelde<br />
z OttComputer GmbH, Langenfeld<br />
z PFEIFER Seil- und Hebetechnik<br />
GmbH, Memmingen<br />
z Scheffer Krantechnik GmbH, Sassenberg<br />
z WESPA Metallsägenfabrik Simonds<br />
Industries GmbH, Düsseldorf<br />
z 9:00 Uhr Eröffnung<br />
Oliver Ellermann, BDS AG<br />
z 9:15 Uhr Marktentwicklung und<br />
Tendenzen 2018<br />
Frank Harms, Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahlrohre e. V.<br />
z 10:30 Uhr Anforderungen an den<br />
Rohrhandel aus Sicht des Stahlbaus<br />
Dipl.-Ing., Dipl.-Wirt.-Ing.<br />
Dirk Lehmann, Claus Queck GmbH<br />
z 11:45 Uhr Stahlrohre in der industriellen<br />
Verarbeitung<br />
Hanns Peter Spaniol, Severin Heusch<br />
z 13:30 Uhr Aktuelle Rechtsthemen<br />
Tim Lieber, Henseler & Partner<br />
z 14:45 Uhr Rohre, Fittings und<br />
Flansche für druckgeführte<br />
Rohrleitungen und Anlagen –<br />
Europäische Regelwerke im Vergleich<br />
zu ASTM/ASTME<br />
Dr. Axel Willauschus, BUHLMANN<br />
Rohr-Fittings-Stahlhandel GmbH +<br />
Co. KG<br />
z 16:00 Uhr Die Zukunft des<br />
Geschäftsmodells „Großhandel<br />
mit Stahlrohren“<br />
Hanns-Jörg Westendorf,<br />
Hoberg & Driesch GmbH & Co. KG<br />
z 16:45 Uhr Ende des<br />
BDS-Rohrtages 2018<br />
[ Info ]<br />
Weitere Infos<br />
z Am Vorabend der Tagung findet ein<br />
Get-together ebenfalls im „Van der<br />
Valk Airporthotel“ statt.<br />
z Das Programm steht auf www.stahlhandel.com<br />
/rohrtag 2018 zu Verfügung.<br />
Ebenfalls ist auf der BDS-Webseite<br />
die Online-Anmeldung zum<br />
Rohrtag möglich.<br />
z Begleitend zur Tagung präsentieren<br />
sich die Ausrüster und Dienstleister<br />
der Branche in einer Ausstellung.<br />
Interessierte Unternehmen können<br />
die Ausschreibung zur Ausstellung<br />
beim BDS anfordern.<br />
Weitere Informationen & Anmeldung: www.stahlhandel.com/rohrtag2018<br />
46 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Moderne Lagerlogistik von fehr<br />
Aus Ideen werden Lösungen<br />
Fehr ist einer der führenden Anbieter<br />
von Lagerlogistik-Lösungen. Seit 1968 ist die<br />
fehr Lagerlogistik AG spezialisiert auf hochqualitative<br />
und hocheffiziente Lagerlösungen.<br />
Mit typisch Schweizer Know-how, Präzision<br />
und Weltoffenheit entwickeln sie innovative<br />
Logistikkonzepte. Modernste Technik und<br />
durchgängige Lager- und Handlingkonzepte<br />
sichern und optimieren den Materialfluss von<br />
der Einlagerung bis zum Abtransport, vom<br />
Produzenten bis zum Verbraucher.<br />
Moderne Lagerlogistik ist so vielfältig wie das<br />
Lagergut. Von maßgeschneiderten Systemlösungen<br />
bis zur Standardvariante: fehr Lageranlagen<br />
richten sich nach den individuellen<br />
Anforderungen der Anwender. Vom einzelnen,<br />
manuell bedienbaren Lagerturm bis zur<br />
vollautomatisierten Lagerhalle ist der<br />
Anspruch, Kunden exakt jene Lösung bereitzustellen,<br />
die sie brauchen.<br />
Entsprechend den Anforderungen der jeweiligen<br />
Branche stellt fehr in einem gemeinsamen<br />
Entwicklungsprozess eine hocheffiziente<br />
und individuelle Lagerlösung zusammen, die<br />
„funktioniert und zum Unternehmen passt“,<br />
so fehr.<br />
Das Wabenregallager fehr honeycomb zum<br />
Beispiel eignet sich hervorragend für große<br />
Mengen an Stab- und Blechmaterial – speziell,<br />
wenn hohe Zugriffsgeschwindigkeiten<br />
gefragt sind. Das leistungsstarke System<br />
arbeitet nach dem Wechselkassetten-Prinzip<br />
und kann vollautomatisch betrieben und vernetzt<br />
werden. Das Konzept zeichnet sich dem<br />
Hersteller zufolge durch absolute Durchgängigkeit<br />
und leichtes Handling aus. Selbst bei<br />
unterschiedlichen Kassettenmassen nutze<br />
das Wabenlager fehr honeycomb dank minimaler<br />
Anfahrmasse den zur Verfügung stehenden<br />
Raum optimal. Kein Lagersystem bietet<br />
mehr Kapazität bei so geringem<br />
Raumbedarf, wirbt fehr.<br />
Bild: fehr Lagerlogistik<br />
Das fehr honeycomb<br />
bietet jede Menge<br />
Kapazität bei geringem<br />
Raumbedarf.<br />
Das Wabenregallager<br />
für Stab- und Blechmaterial<br />
sorgt zudem<br />
für hohe Zugriffsgeschwindigkeiten.<br />
KASTOwin tube A 5.0<br />
Spezialist für die Rohrbearbeitung<br />
Die KASTO Maschinenbau GmbH & Co.<br />
KG präsentiert auf dem BDS-Rohrtag 2018 ihre<br />
Kompetenz beim Sägen und Lagern von Rohren<br />
und anderem Metall-Langgut. Das Unternehmen<br />
hat beispielsweise mit der KASTOwin tube<br />
A 5.0 eine automatische Bandsäge auf den<br />
Markt gebracht, die speziell für die Bearbeitung<br />
von Rohren geeignet ist. Die Maschine verfügt<br />
über einen um 180 ° gedrehten Sägevorschub,<br />
gesägt wird von der Auflagefläche nach oben.<br />
Das verbessert den Spänefluss und sorgt damit<br />
für einen effizienten, präzisen und werkzeugschonenden<br />
Sägevorgang.<br />
Bild: Kasto<br />
Die KASTOwin tube<br />
A 5.0 ist eine automatische<br />
Bandsäge,<br />
die speziell für die<br />
Bearbeitung von<br />
Rohren geeignet ist.<br />
Der Schnittbereich der KASTOwin tube A 5.0<br />
liegt bei 520 mm, die kleinstmögliche<br />
Abschnittlänge bei 10 mm. Die Schnittgeschwindigkeit<br />
lässt sich per frequenzgeregeltem<br />
Antrieb zwischen 12 und 150 m pro<br />
Minute stufenlos einstellen. Hartmetall-<br />
Sägebänder, wie sie für verschiedene Rohrmaterialien<br />
notwendig sind, lassen sich ohne<br />
weiteres Zubehör einsetzen. Die Spannung<br />
des Sägebands erfolgt hydraulisch, die Reinigung<br />
mit einer auswechselbaren, elektrisch<br />
angetriebenen Späneräumbürste.<br />
Spannstock und Sägevorschub sind mit<br />
spielfreien Linearführungen ausgestattet,<br />
Kugelrollspindelantriebe sorgen für kontrollierte<br />
Schnitt- und Materialvorschub-<br />
Bewegungen. Eine einfache Bedienung<br />
ermöglicht die intelligente Sägemaschinensteuerung<br />
SmartControl, die alle Materialdaten<br />
enthält und sämtliche notwendigen Parameter<br />
automatisch einstellt.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
47
BDS<br />
Berufsbildung<br />
Neue Verkaufsschulungen für den Stahlhandel<br />
Aus einem Guss<br />
Stahl und andere Werkstoffe erfolgreich zu verkaufen, das kann man lernen. Damit dieser<br />
traditionsreiche Qualifikationsprozess nach aktuellen Erkenntnissen und auf dem Stand der Technik<br />
ablaufen kann, hat der BDS sein diesbezügliches Bildungsangebot neu strukturiert: Ab diesem<br />
Jahr werden entsprechende Lernteams, Seminare und Studienteile inhaltlich aus einem Guss,<br />
personell aus einer Hand und zudem mit einem einheitlichen methodischen Standard angeboten.<br />
Pate bei diesen Veränderungen<br />
stand das seit 2017 digitalisierte<br />
Betriebswirts-Fernstudium. Es wird<br />
dreijährig und berufsbegleitend vom<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS) angeboten – 2017 in Zusammenarbeit<br />
mit dem Wirtschaftsverband<br />
Großhandel Metallhalbzeug<br />
(WGM) und dem Verband Deutscher<br />
Metallhändler (VDM). Studienfach<br />
ist auch das Marketing, in das u.a.<br />
alle Lerninhalte zum Verkauf integriert<br />
sind. Für die Aufbereitung<br />
dieser Inhalte zuständig ist Thomas<br />
Katlun, der auf der Basis seiner beruflichen<br />
Erfahrung im Vertrieb des<br />
Werkstoffhandels seit kurzem im<br />
Namen der GEDANKENtanken AKA-<br />
DEMIE Beratung und Training anbietet.<br />
Vermittelt werden die entsprechenden<br />
Inhalte im Fernstudium in<br />
Präsenzveranstaltungen sowie über<br />
die elektronische Bildungsplattform<br />
OPAL.<br />
Vor diesem Hintergrund ist die<br />
Idee entstanden, die entsprechenden<br />
Inhalte zum Verkauf mit Thomas<br />
Katlun nach demselben Muster<br />
und mit der gleichen Technik künftig<br />
auch in Seminaren sowie in der<br />
überbetrieblichen Ausbildungsbegleitung<br />
in Lernteams anzubieten.<br />
Unterschiedlich sind dabei natürlich<br />
die Lernzielniveaus, die sich<br />
aber alle am achtteiligen Deutschen<br />
Qualifikationsrahmen (DQR) ausrichten<br />
– sozusagen top-down von<br />
Stufe 7 (Fernstudium) über Stufe 6<br />
(Seminare) und Stufe 5 (Lernteams)<br />
bis zur Basis der in der Branche gültigen<br />
Ausbildungsordnungen mit<br />
Abschlüssen auf der Stufe 4. Der<br />
DQR hat vor einem europäischen<br />
Hintergrund die Aufgabe, alle schulischen,<br />
berufsbildenden und akademischen<br />
Abschlüsse vergleichbar<br />
zu machen.<br />
Konkretisierungen<br />
Konkret bedeutet dies, dass<br />
z sich der neue Fernstudienjahrgang<br />
2018 im Sommer erstmals auf<br />
Niveaustufe 7 mit den entsprechenden<br />
Marketingthemen auseinandersetzen<br />
wird – in einer Präsenzveranstaltung<br />
Anfang Juli in Soltau<br />
und anschließend im Fernstudium<br />
auf OPAL. Diesen Ansatz hatte der<br />
Jahrgang 2017 bereits im vergangenen<br />
Jahr realisiert.<br />
z am 11./12. September ebenfalls in<br />
Soltau ein Verkaufsseminar auf der<br />
DQR-Stufe 6 angeboten wird, wobei<br />
für die eigentliche Informationsvermittlung<br />
OPAL und damit Fernunterricht<br />
genutzt wird.<br />
z im November erstmals auf der<br />
Niveaustufe 5 ein Lernteam zu Ver-<br />
kaufsthemen angeboten wird – mit<br />
einer eintägigen Präsenzveranstaltung<br />
in Hamburg und unter Einbeziehung<br />
von begleitendem Fernunterricht.<br />
Für das Fernstudium liegt eine vorläufige<br />
Zulassung durch die Staatliche<br />
Zentralstelle für Fernunterricht<br />
bereits vor, für die anderen Angebote<br />
wird ein Antrag geprüft.<br />
Vorteil des neuen Systems ist,<br />
dass sich die eigentliche Informationsvermittlung<br />
wirtschaftlich<br />
sinnvoll auf den Fernunterricht<br />
beschränken kann und die aufwändigeren<br />
Präsenzphasen allein für<br />
das Trainieren des Erlernten genutzt<br />
werden können. Außerdem lassen<br />
sich entsprechende Themen bzw.<br />
Inhalte aus der Ausbildung (DQR-<br />
Niveau 4), die zunehmend ebenfalls<br />
elektronisch erfasst werden,<br />
integrieren.<br />
Nach diesem Prinzip sollen –<br />
auch noch in diesem Jahr – die Lernteams<br />
zur Werkstoff- und Produktkunde<br />
reformiert, und es soll<br />
überlegt werden, die fertigen Lerneinheiten<br />
auch den Arbeitskreisen<br />
des Stahlhandels zugänglich zu<br />
machen, in denen Unternehmen vor<br />
Ort überbetriebliche Ausbildungsbegleitung<br />
anbieten. 2<br />
48 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Was die Berufsbildungsausschüsse des Handels derzeit diskutieren<br />
Semantik und Einfluss<br />
Traditionelle Strukturen der beruflichen Bildung werden in Zeiten der digitalen Vernetzung und<br />
der damit verbundenen Intensivierung des Wettbewerbs immer mehr hinterfragt. Dabei geht es<br />
manchmal um Semantik, vor allem aber um Einfluss. Das haben die jüngsten Sitzungen der Berliner<br />
Berufsbildungsausschüsse des Handels deutlich gemacht – allein schon durch die dort Ende<br />
November diskutierten Themen: Neue bzw. neu gestaltete Ausbildungsberufe gehörten ebenso<br />
dazu wie innovative Ideen zur Fort- und Weiterbildung. Mit Dr. Ludger Wolfgart, Bereichsleiter<br />
Berufsbildung beim BDS, war bei den Treffen in Berlin auch der Stahlhandel vertreten.<br />
Auch der kann künftig auf den<br />
neuen Ausbildungsberuf „Kaufmann/<br />
Kauffrau im E-Commerce“ oder auf<br />
die reformierte Lehre zum „Kaufmann/Kauffrau<br />
im Groß- und Außenhandel“<br />
zurückgreifen. Der Handelsverband<br />
Deutschland (HDE) und der<br />
Bundesverband Großhandel, Außenhandel,<br />
Dienstleistungen (BGA), deren<br />
Berufsbildungsausschüsse – teilweise<br />
gemeinsam – in der Hauptstadt diskutierten,<br />
zeigten sich zufrieden über<br />
das damit erreichbare Kompetenzniveau.<br />
Auch vor diesem Hintergrund<br />
sehen diese Gremien mehrheitlich die<br />
Abwertung kritisch, die durch eine<br />
„Höhere Berufsbildung“ erfolgen<br />
könnte, die u.a. der Deutsche Industrie-<br />
und Handelskammertag (DIHK)<br />
ins Gespräch gebracht hat – und der<br />
damit das System der Aufstiegsfortbildung<br />
gefährdet, wie nicht nur die<br />
genannten Handelsverbände meinen.<br />
Indirekt bzw. sogar direkt beziehen<br />
sich dabei alle Beteiligten auf den weiterhin<br />
umstrittenen Deutschen Qualifikationsrahmen<br />
(DQR).<br />
veröffentlicht worden. Es handele sich<br />
um einen kaufmännisch geprägten<br />
Monoberuf ohne differenzierende Fachrichtungen.<br />
Auch deshalb sei diese<br />
dreijährige Lehre branchenübergreifend<br />
einsetzbar.<br />
Ungeklärt ist derzeit aber noch,<br />
wie dieser Duale Ausbildungsberuf,<br />
der bundesweit angeboten wird,<br />
beschult werden soll. Es geht um technische<br />
Ausstattung und pädagogische<br />
Konzepte. Dass die nötigen Antworten<br />
auf die entsprechenden Fragen nach<br />
wie vor in die Hoheit der Bundesländer<br />
fallen, erwies sich in den Ge -<br />
sprächen im Übrigen als ein weiteres<br />
Indiz für die eingangs erwähnten<br />
zunehmend kritischen Überlegungen<br />
zu traditionellen Bildungsstrukturen in<br />
Deutschland.<br />
Kaufleute im<br />
Groß- und Außenhandel<br />
Reformiert soll mit Wirkung ab<br />
2019/2020 die Ausbildung künftiger<br />
Kaufleute im Groß- und Außenhandel<br />
angeboten werden. Ein entsprechendes<br />
Antragsverfahren hat der BGA eingeleitet,<br />
und sein Berufsbildungsausschuss<br />
will die 2018 dazu anstehenden<br />
Gespräche zwischen den nicht immer<br />
meinungsgleichen Sozialpartnern, das<br />
sind neben den Arbeitgebern und den<br />
Arbeitnehmern auch die Bundesländer,<br />
mit mehreren Sondersitzungen<br />
zeitnah begleiten – unter dem Arbeitstitel<br />
„Kaufmann/Kauffrau für Großund<br />
Außenhandelsmanagement“.<br />
Die Reform der aus 2006 stammenden<br />
Ausbildungsordnung wird zum<br />
einen die inzwischen erfolgten Veränderungen<br />
durch die Digitalisierung<br />
– und damit auch E-Commerce –<br />
berücksichtigen. Zum anderen sollen<br />
aber auch weitere neue Themen wie<br />
Compliance oder Nachhaltigkeit aufgegriffen<br />
werden. Zudem spielen auch<br />
Leitungsnachweise eine wichtige Rolle;<br />
angestrebt wird für die weiterhin dreijährige<br />
Ausbildung auf DQR-Niveaustufe<br />
4 beispielsweise eine gestreckte<br />
Abschlussprüfung.<br />
Höhere Berufsbildung<br />
Eine „Höhere Berufsbildung“ ab<br />
Niveaustufe 5 hat jetzt erstmals der<br />
DIHK ins Gespräch gebracht und wird<br />
dabei vom Zentralverband des Deutschen<br />
Handwerks (ZDH) unterstützt.<br />
Semantisch wirft dieser Ansatz die<br />
Frage auf, ob damit die zwei- bis dreijährigen<br />
Ausbildungsberufe künftig<br />
als „Niedrigere Berufsbildung“ bezeichnet<br />
werden sollen.<br />
Dem eigentlichen Konflikt näher<br />
kommt aber die von DIHK und ZDH<br />
in dem entsprechenden Positionspapier<br />
gewählte Feststellung: „Im Rahmen<br />
der Höheren Berufsbildung existieren<br />
zurzeit ca. 200 anerkannte,<br />
bundeseinheitliche Abschlüsse. Pro<br />
Jahr legen über 200.000 Teilnehmer<br />
eine Prüfung der Höheren Berufsbildung<br />
an einer Handwerkskammer<br />
oder Industrie- und Handelskammer<br />
ab …“<br />
Kaufleute im E-Commerce<br />
Mit „Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce“<br />
stellte Katharina Weinert,<br />
Abteilungsleiterin Bildungspolitik und<br />
Berufsbildung beim HDE, an dem Sitzungstag<br />
einen ganz neuen Ausbildungsberuf<br />
vor, der bereits zum 1.8.18<br />
Gültigkeit hat. Der entsprechende Text<br />
ist am 18.12.17 im Bundesgesetzblatt 3<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
49
. 7.34<br />
BDS<br />
Berufsbildung<br />
3 Aufstiegsfortbildung<br />
Entsprechend pointiert reagiert hat<br />
inzwischen die Bundesvereinigung<br />
der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />
(BDA) – mit dem Positionspapier „Ja<br />
zur Stärkung der Aufstiegsfortbildung,<br />
Nein zum Systemumbau“. Die<br />
Aufstiegsfortbildung dürfe „… nicht<br />
mit dem Berufsabitur, dualem Studium<br />
und flexiblen, nicht regulierten<br />
Formaten des freien Weiterbildungsmarktes<br />
unter dem Begriff der<br />
‚Höheren Berufsbildung‘ zusammengefasst<br />
werden.“<br />
Es gelte, das große Engagement<br />
der Wirtschaft in Sachen Weiterbildung<br />
auch künftig zu unterstützen.<br />
86 % aller Unternehmen würden sich<br />
an der betrieblichen Weiterbildung<br />
beteiligen, „sie investieren jährlich<br />
mehr als 33,5 Mrd. € in die Qualifizierung<br />
ihrer Belegschaften. Die Aufstiegsfortbildung<br />
ist ein zentrales<br />
Element der beruflichen Weiterbildung<br />
und eine wichtige Säule der<br />
Fachkräftesicherung.“<br />
Deutscher Qualifikationsrahmen<br />
Ähnlich bewahrend argumentiert die<br />
BDA im Übrigen in einem weiteren<br />
Papier, das der Bundesverband Deutscher<br />
Stahlhandel (BDS) in der Ausschusssitzung<br />
unter Berufung auf<br />
die Argumentation auch des Fernlernverbands<br />
Forum DistancE Learning<br />
kritisierte.<br />
Zu dem BDA-Papier „DQR muss<br />
ein freiwilliges Transparenzinstrument<br />
bleiben“ mahnte Dr. Ludger<br />
Wolfgart u.a. an, nochmals die Diskussion<br />
über Gleichwertigkeit und Vergleichbarkeit<br />
von Abschlüssen, die<br />
vermeintliche Freistellung zur Verwendung<br />
der DQR-Niveaustufen auf<br />
Zeugnissen und – wegen der nicht<br />
vollständig geregelten Anerkennungsverfahren<br />
– grundsätzlich die bestehenden<br />
Wettbewerbsverzerrungen<br />
auf dem Bildungsmarkt zu diskutieren.<br />
Gleichzeitig bestritt er die<br />
Behauptung aus dem Papier, der DQR<br />
sei „erfolgreich umgesetzt“ worden.<br />
Als Ergebnis der Beratungen<br />
im November soll der DQR als<br />
Thema nochmals auf die Tagesordnung<br />
der nächsten gemeinsamen<br />
Sitzung der HDE- und BGA-Berufsbildungsausschüsse<br />
am 5.3.18<br />
gesetzt werden. 2<br />
Quellen, 4: BDS<br />
Sie bringen Motivation mit?<br />
Wir liefern das Know-how!<br />
Machen Sie berufliche Karriere<br />
durch ein berufsbegleitendes Fernstudium<br />
fern-studium<br />
Betriebswirt Stahlhandel (BDS)<br />
Betriebswirt Metallhandel (WGM)<br />
Betriebswirt Metallhandel (VDM)<br />
. 7.32<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Sta. . : 12.01.2018. Seite 1 .o. 15<br />
<br />
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Mit diesem Flyer informieren BDS, VDM und WGM über die grundsätzliche Struktur des<br />
Fernstudiums. Ergänzend dazu gibt es beim BDS für den Jahrgang 2018 die aktuellen<br />
Studien- und Prüfungsordnungen.<br />
BDS-Fernstudium<br />
<br />
<br />
Sta. .: 12.01.2018. Seite 1 . o. 12<br />
Neuer Jahrgang<br />
für Stahlhändler<br />
Das BDS-Fernstudium wird im neuen Jahrgang 2018 ausschließlich<br />
für eine aus dem Stahlhandel stammende Gruppe angeboten. NE-<br />
Metall- und Schrotthändler steigen erst ab dem Jahrgang 2019 wieder<br />
in das System ein, haben WGM und VDM mitgeteilt. Die neue<br />
Bildungsmaßnahme mit dem Abschluss „Betriebswirt/-in Stahlhandel<br />
BDS“ startet am 1.7.18 – wiederum von der ZFU zugelassen,<br />
aktuell digitalisiert und für drei Jahre berufsbegleitend.<br />
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Der Bundesverband Deutscher<br />
Stahlhandel (BDS) mit Sitz in Düsseldorf<br />
geht davon aus, bis zum 31.5.18<br />
(Anmeldeschluss) eine ausreichende<br />
Anzahl von 15 Interessentinnen bzw.<br />
Interessenten zu finden. Auf die wartet<br />
dann ab dem kommenden Sommer<br />
zu den Themenfeldern aus Technik,<br />
Wirtschaft und Methoden eine in<br />
bereits 21 Jahrgängen bewährte und<br />
obligatorische Mischung aus fünf Seminaren,<br />
knapp 30 Lernmodulen und<br />
einem halben Dutzend Prüfungen.<br />
Gestartet wird mit der Einführungsveranstaltung<br />
vom 1.-5.7.18 in Soltau,<br />
am Ende steht im Juni 2021 in<br />
der Nähe von Karlsruhe die Abschlussprüfung.<br />
Details dazu sind in der Studienbzw.<br />
in der Prüfungsordnung für den<br />
Jahrgang 2018 festgelegt, die Interessenten<br />
beim BDS anfordern können<br />
– ebenso wie den Rest der Anmeldeunterlagen<br />
(Wynands-BDS@stahlhandel.com).<br />
Alle Dokumente zum BDS-<br />
Fernstudium sind für den im vergangenen<br />
Jahr erstmals digital gestarteten<br />
Jahrgang auf der Lernplattform OPAL<br />
(Online-Plattform für akademisches<br />
Lehren und Lernen) hinterlegt, für die<br />
alle Mitglieder der neuen Gruppe nach<br />
ihrer Zulassung einen Zugang erhalten.<br />
So wird es möglich, die Studienmodule<br />
am Bildschirm zu bearbeiten<br />
und auch die Kommunikation/Administration<br />
auf diesem Wege digital zu<br />
gestalten.<br />
Inhalte<br />
Die Module, auf die in den Seminaren<br />
vorbereitet wird und die in virtuellen<br />
Klassenzimmern über OPAL begleitet<br />
werden, betreffen<br />
z technische (Werkstoff- und Produktkunde<br />
sowie Anarbeitung) sowie<br />
z Themen der Wirtschaft (kaufmän-<br />
50 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
nisches bzw. Führungswissen) und<br />
z Aspekte der Methodenkompetenz –<br />
bis hin zur Ausbildereignung.<br />
Für die Jahrgänge, die auch für NE-<br />
Metall- und Schrotthändler angeboten<br />
werden (zuletzt 2017) gibt es eigene<br />
technische Inhalte – von Aluminium<br />
bis Zirkonium – , und außerdem bezieht<br />
sich der im ersten Studienquartal aufgespannte<br />
wirtschaftliche Rahmen<br />
konkret auf die Märkte in allen drei<br />
beteiligten Teilbranchen, die (außer<br />
vom BDS) vom Verband Deutscher<br />
Metallhändler (VDM) und vom Wirtschaftsverband<br />
Großhandel Metallhalbzeug<br />
(WGM) vertreten werden.<br />
Beide in Berlin ansässigen Verbände<br />
hatten Ende 2017 mit internen Umfragen<br />
die Studienbedarfe ab 2018 und<br />
2019 ermittelt.<br />
Didaktik<br />
Die aktuellen Fassungen dieser Module<br />
sind bei der Staatlichen Zentralstelle<br />
für Fernunterricht (ZFU) in Köln eingereicht<br />
worden und ebenso Grundlage<br />
der Zulassung (Nr. 68921v) wie<br />
das vom BDS vorgelegte didaktische<br />
Konzept. Das orientiert sich an der<br />
Stufe 7 des Deutschen Qualifikationsrahmens<br />
(DQR) – die im akademischen<br />
Bereich des DQR mit einem<br />
Master-Abschluss vergleichbar ist –<br />
und umfasst auch einen kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozess (KVP),<br />
mit dem der BDS als nach DIN EN ISO<br />
9001-2015 qualitätsgesicherter Anbieter<br />
diesen Fernlehrgang begleitet. Der<br />
Abschluss „Betriebswirtin/Betriebswirt<br />
Stahlhandel BDS“ ist außerdem<br />
beim Patent- und Markenamt rechtlich<br />
geschützt.<br />
Kern des didaktischen Konzeptes<br />
ist das Ziel, über dieses Fernstudium<br />
handlungsorientierte Kompetenzen<br />
zu vermitteln, die es den Absolventen<br />
ermöglichen, sich die notwendigen<br />
Qualifikationen im Laufe ihres weiteren<br />
Berufslebens selber anzueignen.<br />
Dabei geht es nicht nur um die Fachkompetenz<br />
aus Wissen und Fertigkeiten,<br />
sondern auch um die soziale<br />
Kompetenz aus Selbständigkeit und<br />
Teamfähigkeit.<br />
Organisation<br />
Zulassungsvoraussetzungen sind<br />
z eine abgeschlossene Berufsausbildung,<br />
z zum Zeitpunkt der Abschlussprüfung<br />
(Juni 2021) mindestens fünf<br />
Jahre Berufstätigkeit,<br />
z die studienbegleitende Berufstätigkeit<br />
in der Branche sowie<br />
z ein internetfähiger Arbeits-/Lernplatz.<br />
Geprüft werden im Laufe des Fernstudiums<br />
die Lernerfolge<br />
z fortlaufend mit den Studienmodulen,<br />
z nach gut einem Jahr schriftlich und<br />
mündlich die Inhalte der Technik,<br />
z nach etwa einem weiteren Jahr<br />
schriftlich und mündlich die Wirtschaftsthemen<br />
sowie<br />
z vor dem Hintergrund der vermittelten<br />
branchenspezifischen Inhalte<br />
abschließend in einer fünfteiligen<br />
Prüfung sämtliche methodischen<br />
Aspekte. Diese umfassen auch die<br />
Ausbildereignungsprüfung.<br />
z Außerdem muss im dritten Studienjahr<br />
eine 30- bis 40-seitige Studienarbeit<br />
angefertigt werden – bevorzugt<br />
zu einem Thema aus dem<br />
eigenen Unternehmen.<br />
Auf diese Prüfungen wird studienbegleitend<br />
vorbereitet – am Ende des<br />
ersten Jahres im Rahmen einer rund<br />
zweitägigen Werkstatt. 2<br />
Info<br />
Weitere Informationen und<br />
Anmeldemöglichkeiten:<br />
Wynands-BDS@Stahlhandel.com<br />
Stahlhandel und Theologie<br />
Anbieter von Fernkursen mit<br />
neu gewählten Vorsitzenden<br />
Die Gruppe der im Forum DistancE-Learning<br />
organisierten Anbieter<br />
von Fernlernmöglichkeiten hat einen<br />
neuen Vorsitzenden: Bei ihrem Treffen<br />
Mitte Januar in Essen wählte der Kreis<br />
einstimmig bei einer Enthaltung Dr. Ludger<br />
Wolfgart in dieses Amt. Er ist in diesem<br />
Gremium als Bereichsleiter Berufsbildung<br />
des BDS vertreten.<br />
Stellvertretender Fachgruppenvorsitzender<br />
wurde mit demselben Stimmenergebnis<br />
Dr. Thomas Franz aus Würzburg,<br />
der das dortige Angebot zur Theologie<br />
im Fernkurs vertritt.<br />
Der Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS) ist in diesem Anbieterkreis<br />
einer der kleinsten Anbieter und im<br />
Markt lediglich mit seinem Studiengang<br />
zum/zur „Betriebswirt/-in Stahlhandel<br />
BDS“ vertreten (vgl. gesonderte Berichterstattung<br />
in diesem Heft). Umso wichtiger<br />
ist Wolfgart die Mitarbeit in diesem<br />
Gremium des früheren Fernschulverbandes.<br />
„Gerade für uns ist diese Kommunikation<br />
mit Marktbegleitern aller Größenordnungen<br />
eine ganz wichtige Erfahrung,<br />
um Bildungsprodukte der Branche<br />
inhaltlich und methodisch optimieren zu<br />
können.“ Dabei helfe im Übrigen auch<br />
die Mitarbeit im Pädagogischen Arbeitskreis,<br />
der sich ebenso wie die Anbietergruppe<br />
zwei- bis dreimal im Jahr trifft.<br />
Auf der Tagesordnung in Essen standen<br />
z.B. Informationen und der Austausch<br />
zur neuen E-Datenschutz-Grundverordnung,<br />
die ab dem Frühsommer in Kraft<br />
treten wird (vgl. gesonderte Berichterstattung<br />
in diesem Heft.) Sie hat Auswirkungen<br />
z.B. auf die individuelle Werbung<br />
für Fernlehrgänge und auch auf die Art<br />
und Dauer der Aufbewahrung personenbezogener<br />
Daten. Die Diskussion soll<br />
auf der nächsten Sitzung der Anbieter<br />
im Juni in Würzburg fortgesetzt werden.<br />
Eine Betriebswirtin/ein Betriebswirt BDS/VDM/WGM verfügt über<br />
- in Prüfungen nachzuweisende Kompetenzen<br />
- zur Lösung von neuen und komplexen Aufgaben,<br />
- zur eigenverantwortlichen Steuerung von Prozessen sowie<br />
- zum Umgang mit häufigen und unvorhersehbaren Veränderungen<br />
- in einem strategieorientierten beruflichen Tätigkeitsfeld.<br />
Oberstes Lernziel für die angehenden Betriebswirte Stahl- und Metallhandel – orientiert<br />
an der Stufe 7 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br />
Weitere Beratungs- und Informationsthemen<br />
waren einmal mehr der Deutsche<br />
Qualifikationsrahmen (DQR) und die<br />
Möglichkeit, eigene Angebote darin offiziell<br />
einordnen zu lassen, sowie die geänderte<br />
Interpretation zur Mehrwertsteuerbefreiung<br />
von Autorenleistungen in<br />
Fernunterrichts/Fernstudienlehrgängen.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
51
BDS<br />
Recht<br />
Die EU-Datenschutz-Grundverordnung in Unternehmen<br />
Aufgaben und Pflichten der Unternehmen<br />
Im Zuge der EU-Datenschutz-Grundverordnung werden die Aufgaben und Pflichten der Unternehmen<br />
erweitert, um den Schutz personenbezogener Daten umfassend zu gewährleisten. Dieser Beitrag<br />
soll einen Überblick über die wichtigsten und nicht abschließend aufgezählten Anforderungen<br />
an Unternehmen verschaffen und deren neue Organisationspflichten kurz skizzieren. Bis zur<br />
verbindlichen Anwendung ab dem 25.05.2018 sollten Unternehmen zur Vermeidung der empfindlichen<br />
Bußgelder die Vorgaben der Verordnung umsetzen.<br />
Foto: Henseler & Partner<br />
Rechtsanwältin<br />
Bahar Beyaz,<br />
Henseler & Partner<br />
Rechtsanwälte mbB<br />
Nach dem Transparenzgebot<br />
der Datenschutz-Grundverordnung (DS-<br />
GVO) müssen Unternehmen künftig<br />
betroffene Personen wesentlich umfassender<br />
als bisher über den Umfang der<br />
Verarbeitung ihrer personenbezogenen<br />
Daten informieren. Bereits bei<br />
Erhebung der Daten sind diese Informationen<br />
den betroffenen Personen<br />
mitzuteilen.<br />
Bei diesen Informationen handelt<br />
es sich unter anderem um die Kontaktdaten<br />
des Verantwortlichen, also des<br />
datenverarbeitenden Unternehmens,<br />
die Zwecke und die Rechtsgrundlage<br />
der Verarbeitung der personenbezogenen<br />
Daten, deren Speicherdauer, die<br />
Rechte der Betroffenen, die ggfs.<br />
geplante Übermittlung der personenbezogenen<br />
Daten an Drittländer, die<br />
Empfänger oder Kategorien von Empfängern<br />
der personenbezogenen Daten<br />
und die Kontaktdaten des Datenschutzbeauftragten.<br />
Die genannten Informationen sind<br />
grundsätzlich in Schriftform oder elektronischer<br />
Form zu verfassen. Daher<br />
sind solche Informationen auf einer<br />
Homepage des Unternehmens zwingend<br />
bereitzuhalten. Es hat sich in der<br />
Praxis durchgesetzt, solche Informationen<br />
in einer Datenschutzerklärung<br />
zusammenzufassen. Unternehmen sollten<br />
somit überprüfen, ob sie auf ihrer<br />
Webseite eine Datenschutzerklärung<br />
bereithalten und ob diese den Anforderungen<br />
der DS-GVO entsprechen.<br />
Anlegen einer<br />
Verarbeitungsübersicht<br />
Nach der DS-GVO sind Unternehmen<br />
außerdem zum Führen einer Verarbeitungsübersicht<br />
verpflichtet. Die hierdurch<br />
erfolgte Bestandsaufnahme über<br />
die personenbezogenen Daten und<br />
deren Verarbeitung ermöglicht eine<br />
Gesamtbetrachtung und die Sicherung<br />
der Gesetzeskonformität. Außerdem<br />
wird bei einem Datenschutz-Audit die<br />
Nachvollziehbarkeit der Verarbeitung<br />
von personenbezogenen Daten wesentlich<br />
erleichtert.<br />
Von dieser Pflicht nicht betroffen<br />
sind Unternehmen mit weniger als 250<br />
Mitarbeitern, sofern die Datenverarbeitung<br />
kein Risiko für Rechte und<br />
Freiheiten der Betroffenen birgt oder<br />
die Datenverarbeitung nur gelegentlich<br />
erfolgt oder keine besonderen<br />
Arten personenbezogener Daten verarbeitet<br />
werden.<br />
Zuständig für die Erstellung und<br />
Führung einer Verarbeitungsübersicht<br />
ist stets die Unternehmensleitung,<br />
nicht ein interner oder externer Datenschutzbeauftragter.<br />
Eine Verarbeitungsübersicht sollte<br />
schriftlich oder in elektronischer Form<br />
angelegt werden. Empfehlenswert ist<br />
die elektronische Form, so dass diese<br />
ggfs. der Aufsichtsbehörde oder dem<br />
Betroffenen übersandt werden kann.<br />
Die in die Verarbeitungsübersicht<br />
aufzunehmenden Angaben sind: Name<br />
und Kontaktdaten der Unternehmen,<br />
die Zwecke der Verarbeitung, die Kategorien<br />
betroffener Personen und personenbezogener<br />
Daten, die Kategorien<br />
von Datenempfängern, die Übermittlung<br />
in Drittländer, Löschfristen für<br />
die personenbezogenen Daten sowie<br />
Angaben zur Datensicherheit.<br />
Erste Mustervorlagen einer Verarbeitungsübersicht<br />
sind auf den Webseiten<br />
einiger Aufsichtsbehörden – der<br />
Landesdatenschutzbeauftragten –<br />
abrufbar.<br />
Datenschutzfolgenabschätzung<br />
Gänzlich neu eingeführt wird durch<br />
die DS-GVO die Datenschutzfolgenabschätzung.<br />
Hierbei handelt es sich um<br />
ein Instrument zur Erkennung von<br />
Risiken, die mit der Verarbeitung von<br />
personenbezogenen Daten entstehen<br />
und die Rechte und Freiheiten der<br />
betroffenen Personen gefährden könnten.<br />
Ziel ist es, insbesondere die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
und Schwere<br />
der möglichen Risiken zu bewerten.<br />
Die Folgen von Datenverarbeitungsvorgängen<br />
sollen möglichst umfassend<br />
erfasst werden. Dabei sollen auch Maßnahmen<br />
und Verfahren geprüft werden,<br />
die solche Risiken mit adäquaten<br />
52 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Gegenmaßnahmen verringern könnten.<br />
Mögliche Risiken für betroffene<br />
Personen sind beispielsweise materielle/immaterielle<br />
Schäden, Diskriminierung,<br />
Identitätsdiebstahl oder -<br />
betrug, Rufschädigung, etc.<br />
Indizien für die Notwendigkeit<br />
einer Datenschutzfolgenabschätzung<br />
sind die Verwendung neuer Technologien,<br />
neuartige Verarbeitungsvorgänge,<br />
umfangreiche Verarbeitungsvorgänge,<br />
Verarbeitung sensibler Daten, Profiling,<br />
systematische und öffentliche<br />
Überwachung etc.<br />
Im Falle eines Unterlassens der<br />
Durchführung einer vorgeschriebenen<br />
Datenschutzfolgenabschätzung oder<br />
der Durchführung in nicht vorgegebener<br />
Weise kann die zuständige Aufsichtsbehörde<br />
dies mit Bußgeldern ahnden.<br />
Bestellung eines<br />
Datenschutzbeauftragten<br />
Auch die Bestellung eines Datenschutzbeauftragten,<br />
der künftig über eine<br />
wichtigere Stellung im Unternehmen<br />
verfügen wird, gehört zu den bedeutenden<br />
Pflichten der Unternehmen. Die<br />
Einzelheiten hierzu wurden bereits im<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12/17 dargelegt.<br />
Schaffung von technischen und<br />
organisatorischen Maßnahmen<br />
Die Schaffung von technischen und<br />
organisatorischen Maßnahmen soll<br />
durch die Implementierung von angemessenen<br />
Sicherheitsstandards erfüllt<br />
werden. Insbesondere soll hierdurch<br />
ein unzulässiger Umgang mit perso-<br />
Info<br />
nenbezogenen Daten verhindert und<br />
die Integrität und Verfügbarkeit dieser<br />
Daten gewährleistet werden.<br />
Beispiel für technische Maßnahmen<br />
ist die Einhaltung des Standes der<br />
Technik, die Pseudonymisierung oder<br />
Verschlüsselung von personenbezogenen<br />
Daten und die Einrichtung technischer<br />
Zugriffsrechte. Als Beispiel für<br />
organisatorische Maßnahmen ist die<br />
Beaufsichtigung von Personal, das<br />
Zugang zu personenbezogenen Daten<br />
hat, die Einrichtung physischer Zutritts,<br />
Zugriffs- oder Zugangskontrollen, die<br />
entsprechende Personalplanung, die<br />
Minimierung der Verarbeitung von personenbezogenen<br />
Daten und die regelmäßige<br />
Überprüfung, Bewertung und<br />
Evaluierung der Wirksamkeit technischer<br />
und organisatorischer Maßnahmen<br />
zur Umsetzung zu nennen.<br />
Die Einhaltung der genannten<br />
Maßnahmen ist im Falle eines Datenschutzverstoßes<br />
ein wichtiges Kriterium<br />
für die Aufsichtsbehörden, ob<br />
und in welcher Höhe ein Bußgeld verhängt<br />
wird. Eine strenge und gut dokumentierte<br />
Beachtung kann demnach<br />
zur erheblichen Schadensminimierung<br />
führen.<br />
Ab dem 25.05.2018 gilt in der Europäischen Union die Datenschutzgrundverordnung<br />
(DS-GVO) und enthält strengere Bestimmungen und<br />
Vorgaben für den Umgang der Unternehmen mit personenbezogenen<br />
Daten ihrer Mitarbeiter und Kunden. Im Zuge der Reform wird auch das<br />
noch geltende Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) durch das neue Bundesdatenschutzgesetz<br />
(BDSG-neu) ersetzt, welches die genannte Verordnung<br />
ergänzt. Die E-Privacy-Verordnung, ebenfalls ab dem 25.05.2018 geltend,<br />
soll an die DS-GVO anknüpfen und deren Regelungsbereich spezifisch für<br />
die Nutzung elektronischer Kommunikationsdienste und -vorgänge komplettieren.<br />
Anlässlich der Reformierung des Datenschutzrechtes ab Mai 2018 sollen<br />
die wichtigsten Änderungen und damit einhergehenden praktischen<br />
Anforderungen in Unternehmen in der Reihe „Die EU-Datenschutz-Grundverordnung<br />
in Unternehmen“ von Rechtsanwalt Dr. Thorsten Hauröder<br />
und Rechtsanwältin Bahar Beyaz von Henseler & Partner Rechtsanwälte<br />
mbB dargestellt werden.<br />
Meldepflichten bei Datenpannen<br />
Die DS-GVO schreibt Unternehmen<br />
eine unverzügliche Meldepflicht bei<br />
den zuständigen Aufsichtsbehörden<br />
im Falle einer Datenpanne vor. Hierunter<br />
fällt „eine Verletzung der Sicherheit,<br />
die, ob unbeabsichtigt oder rechtmäßig,<br />
zur Vernichtung, zum Verlust<br />
oder zur Veränderung oder zur unbefugten<br />
Offenlegung von beziehungsweise<br />
zum unbefugten Zugang an personenbezogenen<br />
Daten führt, die übermittelt,<br />
gespeichert oder auf sonstige<br />
Weise verarbeitet wurden“.<br />
Die Aufsichtsbehörden sind grundsätzlich<br />
innerhalb von 72 Stunden nach<br />
Bekanntwerden der Datenpanne zu<br />
benachrichtigen. Diese Pflicht entfällt,<br />
wenn voraussichtlich kein Risiko für<br />
die Rechte und Freiheiten der betroffenen<br />
Personen besteht. Die Meldung<br />
unterliegt zwingenden inhaltlichen<br />
Anforderungen. Bei einem hohen Risiko<br />
eines Schadenseintritts ist auch die<br />
betroffene Person selbst von der Datenpanne<br />
zu informieren.<br />
Fazit<br />
Wie den zuvor dargelegten und nicht<br />
abschließend aufgeführten Pflichten<br />
zu entnehmen ist, kommen auf Unternehmen<br />
zahlreiche und vielfältige neue<br />
Aufgaben zu. Wie dies in der Praxis<br />
tatsächlich umgesetzt werden soll, ist<br />
bislang noch völlig offen.<br />
In jedem Fall sollten insbesondere<br />
die zuständigen Mitarbeiter durch Schulungen<br />
auf das Thema sensibilisiert<br />
werden, um ein Bewusstsein für den<br />
sorgsamen Umgang mit personenbezogenen<br />
Daten hervorzurufen. Darüber<br />
hinaus sollten bestehende Auftragsdatenverarbeitungsverträge<br />
entsprechend<br />
angepasst und für unsichere Sachlagen<br />
notfalls neu aufgesetzt werden.<br />
Ratsam ist auch eine Art „Notfallplan“,<br />
der im Falle einer Datenpanne<br />
greifen soll. In Anbetracht der weiterhin<br />
bestehenden großen Rechtsunsicherheit<br />
und der noch ausstehenden<br />
praktischen Handhabung der Vorgaben<br />
der DS-GVO sollten die Meldungen<br />
der Aufsichtsbehörden verfolgt und<br />
deren Praxisleitfäden zur unternehmenseigenen<br />
Umsetzung herangezogen<br />
werden.<br />
Schließlich soll an dieser Stelle<br />
auch nochmals auf die Wichtigkeit<br />
einer einwandfreien Datenschutzerklärung<br />
erinnert werden. Diese gilt als<br />
„Achillesverse“, da Konkurrenzunternehmen<br />
und auch Aufsichtsbehörden<br />
über die Unternehmenswebseite auf<br />
diese jederzeit zugreifen und dessen<br />
Defizite erkennen können. Zur Verringerung<br />
der „Verwundbarkeit“ ist daher<br />
dessen Überprüfung und Anpassung<br />
unerlässlich. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
53
Verbände<br />
und Politik<br />
Bericht/Nachricht<br />
Forschungsprojekt zum Storytelling in Berlin vorgestellt<br />
Die Dimensionen der Digitalisierung<br />
Beeindruckt von den Dimensionen der Digitalisierung zeigte sich Bundesbildungsministerin Johanna<br />
Wanka bei ihrem Rundgang durch die Ausstellung zur BIBB-Konferenz Ende November in Leipzig.<br />
Die Tagung mit mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fokussierte diese nachhaltige Vielfalt<br />
einmal mehr auf die Berufsbildung und ihr Spitzenpersonal. Das Motto des Treffens: „Berufsbildung<br />
4.0 – Zukunftschancen durch Digitalisierung“. Verliehen wurden die Hermann-Schmidt-Preise.<br />
Beeindruckt von den<br />
Dimensionen der<br />
Digitalisierung: Bundesbildungsministerin<br />
Johanna Wanka<br />
Foto: BMBF<br />
Wie diese Erkenntnisse in künftige<br />
Politik umgesetzt werden könnten,<br />
machte Prof. Dr. Johanna Wanka<br />
in ihrer Rede zur Eröffnung des Kongresses<br />
in drei Punkten deutlich: Sie<br />
forderte<br />
z mehr Hard- und zudem<br />
z geeignete Software sowie – auf dieser<br />
Basis –<br />
z die intensive Förderung der beruflichen<br />
Aus- und Weiterbildung.<br />
Die amtierende Bundesbildungs- und<br />
Forschungsministerin mag bei der Formulierung<br />
dieser Forderungen insbesondere<br />
an ihren Besuch auf dem Messestand<br />
der Sächsischen<br />
Bildungsagentur gedacht haben, wo<br />
sie sich über den Einsatz und die Möglichkeiten<br />
von LernSax informiert hatte.<br />
Mit dieser vom Freistaat Sachsen finanzierten<br />
Lern- und Kommunikationsplattform<br />
wird beispielsweise in die<br />
Dresdner Lehrerausbildung investiert<br />
und so auf einen schnellen Transfer in<br />
die Schulen und deren Schüler gesetzt.<br />
Die sollen so dort abgeholt werden, wo<br />
sie sich in ihrer digitalen Entwicklung<br />
befinden. Das schließt den Handygebrauch<br />
im Unterricht ebenso ein wie<br />
das Führen eines elektronischen<br />
Berichtsheftes über die Ausbildung.<br />
Und auf diesem Wege bildet Berufsschule<br />
Leben ab, die Gesellschaft ebenso<br />
wie die Wirtschaft.<br />
Ausbilder und Lehrer<br />
Den Drei-Punkte-Plan der Bundesbildungsministerin<br />
ergänzte Prof. Dr.<br />
Friedrich Hubert Esser als Präsident<br />
des Bundesinstituts für Berufsbildung<br />
(BIBB) in seiner Eröffnungsrede durch<br />
eine vierteilige Analyse:<br />
z Der durch die Digitalisierung ausgelöste<br />
Strukturwandel führe erstens<br />
zu mehr Dienstleistungen, was<br />
z zweitens die Ausbildungsberufe entsprechend<br />
beeinflusse, die<br />
z drittens ohne besonders qualifizierte<br />
Ausbilder und Lehrer nicht mehr vermittelt<br />
werden könnten, was<br />
z viertens – im Erfolgsfall – das Duale<br />
System attraktiver machen könne.<br />
Die zweite Hälfte dieser Analyse<br />
bestimmte eindeutig das weitere Konferenzgeschehen<br />
in Leipzig: Auf die<br />
Ausbilder und ihre Unterstützer vor<br />
allem kommt es an. Sie müssen Vorreiter<br />
der Digitalisierung werden, sich<br />
an die Spitze der Bewegung für eine<br />
Verbesserung des Dualen Systems setzen.<br />
So betonte Esser, die Digitalisierung<br />
erfordere auch eine entsprechende<br />
Qualifizierung und Weiterbildung<br />
des Ausbildungs- und Lehrpersonals.<br />
Das BIBB werde sich deshalb<br />
für eine bundesweite Initiative für<br />
Ausbildungspersonal und Digitalisierung<br />
einsetzen. „Damit soll für das<br />
Ausbildungspersonal ein transparenter<br />
und gleichzeitig anwendungsorientierter<br />
Service zur Verfügung<br />
stehen, um medienpädagogische Kompetenzen<br />
zu erlangen.“ Denn, so der<br />
BIBB-Präsident weiter: „Wie erfolgreich<br />
die Herausforderungen der Digitalisierung<br />
für die berufliche Bildung<br />
letztendlich bewältigt werden können,<br />
steht und fällt mit der Kompetenz<br />
des betrieblichen und schulischen<br />
Ausbildungspersonals. Auf sie<br />
kommt es an.“ Wenn es nicht gelinge,<br />
die Lehrer und Ausbilder mitzunehmen<br />
und sie von den Chancen der<br />
Digitalisierung zu überzeugen, werde<br />
es in der betrieblichen und schulischen<br />
Ausbildungspraxis nicht funktionieren.<br />
Nachhaltige Entwicklung<br />
Dabei gilt auch für diese Fokussierung<br />
des Megatrends der Digitalisierung<br />
gerade auch für die Tagungsthemen<br />
das Prinzip der Nachhaltigkeit, also<br />
die Betrachtung sowohl unter ökonomischen<br />
und ökologischen als auch<br />
sozialen Aspekten:<br />
z Das Teilprimat der Wirtschaft erklärt<br />
sich nicht nur semantisch; Berufsbildung<br />
4.0 ist in aller Munde, nachdem<br />
die Begrifflichkeit von der Industrie<br />
4.0 den Weg geebnet hatte. Gerade<br />
auch der Bildungssektor unterliegt<br />
54 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Finanzierungsvorbehalten, weshalb<br />
auch die entsprechende Überzeugungsarbeit<br />
gegenüber den Unternehmensleitungen<br />
wichtig wird.<br />
z Der ökologische Aspekt kommt zweitens<br />
ins Spiel, weil es um Human<br />
Resources geht, auf die Deutschland<br />
mangels Bodenschätzen in besonderer<br />
Weise angewiesen ist. Auch dieses<br />
klassische Argument war auf der<br />
Tagung in Leipzig immer wieder zu<br />
hören.<br />
z Schließlich geht es bei der Bewältigung<br />
der Digitalisierung um nicht<br />
weniger als um den Zusammenhalt<br />
der Gesellschaft. Dass und in welchem<br />
Maß beispielsweise die sogenannten<br />
Sozialen Medien auch asozial<br />
wirken können, wurde auf der<br />
BIBB-Tagung immer wieder erschrocken<br />
festgestellt und beklagt.<br />
Ausgezeichnet: Hermann-Schmidt-Preise<br />
„Berufliche Aus- und Weiterbildung<br />
für die digitalisierte Arbeitswelt“ –<br />
lautete das Thema des letztjährigen<br />
Wettbewerbs um den „Hermann-<br />
Schmidt-Preis“. Der Verein „Innovative<br />
Berufsbildung“ identifizierte<br />
und prämierte damit gezielt Projekte<br />
und Initiativen, die beispielhafte<br />
Modelle zu diesem Thema<br />
entwickelt und umgesetzt haben.<br />
Aus den zum Wettbewerb eingereichten<br />
26 Initiativen ging als<br />
Sieger hervor:<br />
„Excellence Initiative Industrie<br />
4.0“ – Berufsbildende Schulen<br />
Osnabrück. Bei dem prämierten<br />
Projekt handelt es sich um ein<br />
innovatives Ausbildungskonzept<br />
zur Förderung digitaler Kompetenzen.<br />
Auszubildende erhalten die<br />
Gelegenheit, selbstgesteuert komplexe<br />
Problemstellungen im<br />
Zusammenhang mit den Herausforderungen<br />
von „Industrie 4.0“<br />
zu lösen. Hierfür bilden in einer<br />
Projekt-AG Auszubildende unterschiedlicher<br />
Berufsgruppen<br />
(Mechatroniker/-innen, Elektroniker/-innen<br />
und Fachinformatiker/-<br />
innen des zweiten und dritten<br />
Ausbildungsjahres) in interdisziplinärer<br />
Teamarbeit wesentliche<br />
Prinzipen des Produktionsprozesses<br />
in einer Smart Factory nach.<br />
Diese Auszeichnung war mit 3.000 €<br />
dotiert, drei Sonderpreise mit je<br />
1.000 €.<br />
Eine Broschüre mit Kurzdarstellungen<br />
der prämierten und von weiteren<br />
zum Wettbewerb eingereichten<br />
Projekten kann im Internetangebot<br />
des BIBB unter www.bibb.de/hermannschmidtpreis<br />
beziehungsweise<br />
unter www.wbv.de kostenlos<br />
heruntergeladen werden.<br />
Wohl auch angesichts dieser Problemlage<br />
stießen in der kongressbegleitenden<br />
Ausstellung Angebote auf besonderes<br />
Interesse, die entsprechend<br />
nachhaltige Lösungsansätze boten.<br />
Dazu gehörte beispielsweise die am<br />
Deutschen Qualifikationsrahmen und<br />
seinen – u.a. sozialen – Kompetenzen<br />
ausgerichtete betriebliche Verbundausbildung<br />
durch die ABB Ausbildungszentrum<br />
Berlin gGmH. Das gemeinnützige<br />
Unternehmen hat sich zuletzt<br />
in einem Modellprojekt mit „Zusatzqualifikationen<br />
für digitale Kompetenzen<br />
in der Aus- und Weiterbildung“<br />
beschäftigt. 2<br />
Foto: BIBB<br />
Bei der Verleihung des Hermann-Schmidt-Preises 2017.<br />
Intergalva in Berlin<br />
Freunde des Feuerverzinkens unter sich<br />
Die nach Angaben aus dem Industrieverband<br />
Feuerverzinken weltweit größte<br />
Konferenz und Messe zum Stückverzinken,<br />
die Intergalva 2018, findet vom 17.-22.6. in<br />
Berlin statt und richtet sich an Feuerverzinker<br />
sowie Anwender des Feuerverzinkens.<br />
Neben der dreitägigen Konferenz mit Simultanübersetzung<br />
in mehrere Sprachen und<br />
zahlreichen Workshops stellen mehr als 50<br />
Zulieferer der Stückverzinkungsindustrie aus<br />
aller Welt auf rund 5.000 m 2 ihre Produkte<br />
und Dienstleistungen vor. Erstmals sind auch<br />
Aussteller aus dem Beschichtungsbereich<br />
dabei, da Verzinker zunehmend auch das<br />
Beschichten von feuerverzinkten Stahlteilen<br />
selbst übernehmen. Im Anschluss an die<br />
Konferenz besteht zudem die Möglichkeit,<br />
Verzinkungs- und Beschichtungsanlagen in<br />
Deutschland zu besichtigen. Ein kulturelles<br />
Unterhaltungsprogramm für Teilnehmer und<br />
Begleitpersonen runden das Veranstaltungsprogramm<br />
ab.<br />
Der Industrieverband Feuerverzinken e.V.<br />
und seine Serviceorganisation, das Institut<br />
Feuerverzinken GmbH, vertreten die deutsche<br />
Stückverzinkungsindustrie. Im Jahr<br />
2016 wurden in Deutschland mehr als 1,8<br />
Mio. t Stahl stückverzinkt. Wichtige Anwendungsbereiche<br />
des Korrosionsschutzes<br />
durch Feuerverzinken sind u. a. Architektur<br />
und Bauwesen sowie die Verkehrstechnik<br />
und der Fahrzeugbau.<br />
[ kontakt ]<br />
Die Intergalva wird von der European General<br />
Galvanizers Association (EGGA) in Kooperation<br />
mit dem Industrieverband Feuerverzinken organisiert.<br />
Detaillierte Informationen und Anmeldungen:<br />
www.intergalva.com/2018.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
55
Verbände<br />
und Politik<br />
Berichte<br />
Forschungsprojekt zum Storytelling in Berlin vorgestellt<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
und das wahre Leben<br />
Der Einzelhandel hat Mitte Dezember in Berlin auf der Fachtagung „Storytelling – mit Geschichten<br />
zur ökonomischen Bildung im Handel“ die Ergebnisse eines dreijährigen Forschungsprojekts<br />
vorgestellt: eine Soap. Mit allen dafür notwendigen Zutaten aus dem wahren Leben versehen,<br />
werden im Alltag der immer gleichen Helden vor dem Hintergrund einer Art Zeichentrickfilm<br />
wichtige Begriffe aus dem Wirtschaftsleben multimedial erklärt.<br />
Letztlich müssen langfristig<br />
die Prüfungsergebnisse über den<br />
Erfolg dieses didaktischen Konzepts<br />
entscheiden, kurzfristig wurde in<br />
den in Berlin gegebenen Erfahrungsberichten<br />
aber schon einmal eine<br />
erhöhte Motivation der Probanden<br />
deutlich: Mit Themen wie Nachhaltigkeit,<br />
Bilanz oder Marketing setzt<br />
man sich im Umfeld von Liebe und<br />
Leidenschaft in einer Wohngemeinschaft<br />
in einem städtischen Kiez mit<br />
kränkelndem Gemüseladen mit<br />
Migrationshintergrund offenbar lieber<br />
auseinander als über Fachbücher<br />
und Frontalunterricht.<br />
Das wissenschaftliche Konzept<br />
für die Forschung im Rahmen dieses<br />
inzwischen mehrfach ausgezeichneten<br />
bzw. für Preise nominierten<br />
Vorhabens stellten bei der<br />
vom Handelsverband Deutschland<br />
(HDE) präsentierten Tagesveranstaltung<br />
im Verbändehaus Prof. Dr.<br />
Frank Thissen von der Hochschule<br />
der Medien Stuttgart und Judith<br />
Kunz von der Zentralstelle für Berufsbildung<br />
im Handel (zbb) vor. Es war<br />
Teil des Projekts „Digitale Narrationen<br />
als innovativer didaktischer<br />
Ansatz für ökonomische Bildung im<br />
Handel“, das vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
gefördert wird.<br />
Die Tagung und insbesondere<br />
deren Marktteil, der auch Werkzeuge<br />
zur Erfassung von Kompetenzzuwächsen<br />
präsentierte, moderierte<br />
Dr. Gabriele Lehmann von der zbb.<br />
Die Zentralstelle wird nach ihren<br />
Worten die filmischen und schriftlichen<br />
Ergebnisse des Projektes, das<br />
insgesamt 17 Themen für unterschiedliche<br />
Zielgruppen aufgegriffen<br />
hat (vgl. Kasten) unter Auflagen<br />
kostenlos zur Verfügung stellen. Auf<br />
diese Weise sollen möglichst viele<br />
Markplatz<br />
Auszubildende oder Jungkaufleute<br />
lernen – vom schwulen Ben ebenso<br />
wie von der familienbezogenen Ayse,<br />
von Sophia mit Alkoholproblemen<br />
oder mit dem nur Anfangs der<br />
Geschichten chaotischen Johannes.2<br />
[ Info ]<br />
Mehr Informationen zu dem Projekt gibt<br />
es auf der zbb-Webseite:<br />
http://www.oeb-handel.de.<br />
Diese digitalen Lerneinheiten wurden bei der Tagung zum Storytelling im<br />
Berliner Verbändehaus auf einem Marktplatz präsentiert – „zum Anfassen<br />
und Ausprobieren“:<br />
z „Alles im Fluss“; zum Thema Wirtschaftskreislauf, für die Zielgruppe:<br />
Berufsvorbereitung und 1. Ausbildungsjahr.<br />
z „Alles hat seinen Preis“; zum Thema Preisbildung, für die Zielgruppe 2.<br />
und 3. Ausbildungsjahr.<br />
z „Tausend und eine Möglichkeit einzukaufen“; zukm Thema Nachhaltigkeit<br />
und für das 2. Und 3. Ausbildungsjahr.<br />
z „Unterm Strich“; zum Thema Bildnz und GuV, für das 2. und 3. Ausbildungsjahr.<br />
z „Always online“; zum Thema Online vs. Stationärer Handel, für die Zielgruppe<br />
Geprüfte/r Handelsfachwirt/in.<br />
z „Musik ist meine Leben“; zum Thema Marketingprozess, für die Zielgruppe<br />
Geprüfte/r Handelsfachwirt/in.<br />
z „Träumen und Handeln“; zum Thema Voraussetzungen unternehmerischer<br />
Selbständigkeit, für die Zielgruppe Geprüfte/r Handelsfachwirt/in.<br />
z „Community-Aufgaben: Kollaboratives Arbeiten mit Online-Tools (von der<br />
Hochschule der Medien Stuttgart).<br />
z „Kompetenzen online erfassen und auswerten“ (von der ModernLearning<br />
GmbH Berlin).<br />
56 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Treibhauspotenzial für Baustahl<br />
Primärenergieeinsatz<br />
abhängig vom<br />
Ursprungsland des<br />
Baustahls, Bespiel:<br />
1 t Baustahl.<br />
bauforumstahl plädiert für faire Ausschreibungspraxis<br />
Kritik an Projektvergabe bei Großbrücke<br />
Wenn ein fairer Wettbewerb sichergestellt sei, wären die Angebote des deutschen Stahlbausektors<br />
absolut konkurrenzfähig. Das hat das Düsseldorfer bauforumstahl in Reaktion auf die<br />
Auschreibungspraxis bei der Vergabe der Leverkusener Brücke mitgeteilt.<br />
„Bei der Ausschreibung und Vergabe der Leverkusener<br />
Brücke sind aus Sicht von bauforumstahl einige<br />
Abläufe schwer nachvollziehbar gewesen. Insgesamt<br />
scheint uns die Chancengleichheit für Stahlbauunternehmen<br />
aus Deutschland im Vergleich zur internationalen<br />
Konkurrenz, insbesondere aus China, nicht gegeben“, kritisierte<br />
Dr. Bernhard Hauke, Geschäftsführer von bauforumstahl<br />
(BFS).<br />
Wenn das Qualitätsniveau des Materials, der Ausführung<br />
und die Kosten der erforderlichen Logistik nicht nach den<br />
allgemein in Deutschland gültigen Vorschriften und Regelungen<br />
kalkuliert und bewertet werden und darüber hinaus<br />
Nachhaltigkeitsaspekte keine Rolle spielten, sei die Chancengleichheit<br />
der Anbieter nicht gewährleistet und damit<br />
die eingereichten Angebote der einzelnen Wettbewerber<br />
nicht vergleichbar.<br />
„Wir plädieren deshalb für gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />
für alle bei der Ausschreibung und Vergabe<br />
von Großbrücken in Deutschland“, so Hauke.<br />
Untzer anderem folgende Kriterien empfiehlt bauforumstahl<br />
bei der Ausschreibung und Vergabe von Großbrücken:<br />
z Die VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen)<br />
und deren Randbedingungen sind bei den Ausschreibungen<br />
grundsätzlich zu berücksichtigen.<br />
z Alle beteiligten ausführenden Firmen sind in der Angebotsabgabe<br />
verbindlich zu benennen und deren Qualifikation<br />
nachzuweisen.<br />
z Die Ausschreibungsunterlagen müssen vollständig sein<br />
und Auskunft über die Materialverteilung des Behördenentwurfs<br />
geben.<br />
z Die ausgeschriebenen Arbeiten müssen vollständig<br />
beschrieben werden. Hierbei soll besonders darauf geachtet<br />
werden, dass die in Deutschland nach verbindlichen<br />
Vorschriften und DIN-Normen geforderten Qualitäten,<br />
Materialien und Ausführungsmethoden festgelegt sind.<br />
Von allen Bietern soll ausschließlich Q1-Material anzubieten<br />
und auszuführen sein.<br />
z Die Ausschreibung sollte auch die Nachhaltigkeit im<br />
Fokus haben und dabei eine entsprechende Bewertung<br />
und Gewichtung der Transportwege berücksichtigen.<br />
Nach Untersuchungen von BFS kommen bei Lieferungen<br />
aus Fernost alleine durch den Transport erhebliche<br />
zusätzliche Umwelteinwirkungen wie 42 % CO 2<br />
und<br />
auch 35 % mehr Energieverbrauch hinzu. In Deutschland<br />
orientiert sich die Industrie z.B. am BImSchG (Bundesemissionsschutzgesetz),<br />
dem CO 2<br />
-Zertifikatshandel<br />
und hohen Sozialstandards. Im Ausland sind solche<br />
Regelungen meist unbekannt.<br />
Umweltbelastung<br />
Verglichen mit dem errechneten Primärenergiebedarf<br />
und dem Treibhauspotenzial pro Tonne Baustahl können<br />
bei langen Transportwegen, je nach Herkunftsland der<br />
Stahlerzeugnisse zusätzliche Umweltbelastungen von<br />
mehr als 30 % auftreten. Wegen dieser deutlichen Anteile<br />
müssen die Umweltdaten für lange Transportwege auch<br />
bei einer Ökobilanz für ein komplettes Bauwerk Berücksichtigung<br />
finden, so Bauforumstahl. Stahl, zumal Baustahl<br />
in hoher technischer Qualität und mit günstigen<br />
Umweltwerten, sei in Deutschland und Europa gut verfügbar.<br />
2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
57
Wissenswertes<br />
Berichte<br />
Fehlende Strategie und kreative Ideen<br />
Digitale Weiterbildung<br />
Die eigenen Mitarbeiter fortzubilden ist für viele Unternehmen in Deutschland ein wichtiges<br />
Anliegen. Doch nur wenige Betriebe setzen auf eine zentrale Strategie, wenn es um Weiterbildungsmaßnahmen<br />
zu Digitalthemen geht. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage<br />
aus Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Der bietet Programme und liefert<br />
zudem kreative Ideen, wie leicht entsprechende Fortschritte zu erreichen sind (s. auch Kasten).<br />
[ kontakt ]<br />
Alle Seminare und<br />
Ausbildungen der<br />
Bitkom-Akademie<br />
sind verfügbar<br />
www.bitkomakademie.de/<br />
seminare<br />
Nach den Ergebnissen der Studie<br />
aus Mitte 2017 verfügt nur jedes<br />
fünfte deutsche Unternehmen (19 %)<br />
ab 50 Mitarbeitern über eine zentrale<br />
Strategie, um die Digitalkompetenzen<br />
ihrer Mitarbeiter auszubauen. Drei<br />
von vier Unternehmen (75 %) ab 50<br />
Mitarbeitern arbeiten ohne zentrale<br />
Strategie, wenn sie Mitarbeiter zu Digitalthemen<br />
weiterbilden lassen.<br />
„Digitalkompetenzen sind für<br />
jedes Unternehmen von herausragender<br />
Bedeutung, um im Wettbewerb<br />
von morgen zu bestehen“, sagt Anja<br />
Olsok, Leiterin der Bitkom Akademie.<br />
„Die digitale Transformation ist eine<br />
Querschnittsaufgabe, die Unternehmen<br />
mit einer zentralen Strategie<br />
umsetzen sollten – auch bei der Weiterbildung<br />
ihrer Mitarbeiter.“<br />
Inzwischen hat die Bitkom-Akademie<br />
auf die hohe Nachfrage nach<br />
Aus- und Weiterbildungen zu Digitalkompetenzen<br />
reagiert:<br />
z So müssen Betreiber von Kritischen<br />
Infrastrukturen (KRITIS) gemäß IT-<br />
Sicherheitsgesetz angemessene Vorkehrungen<br />
treffen, um Störungen<br />
ihrer IT-Systeme und Prozesse zu<br />
vermeiden. In einem Ausbildungslehrgang<br />
vermittelt die Bitkom-<br />
Akademie die notwendige Prüfverfahrens-Kompetenz<br />
für betroffene<br />
Unternehmen.<br />
z Darüber hinaus befähigt eine neugeschaffene<br />
Ausbildung zum Datenschutzauditor<br />
die Teilnehmer zur<br />
Prüfung der sogenannten „Datenverarbeitung<br />
im Auftrag“.<br />
z Ebenso ist es für Unternehmen<br />
immer bedeutender, die eigenen<br />
Daten intelligent auswerten zu können.<br />
Im Themenfeld „Data Science“<br />
bietet die Bitkom Akademie mehrere<br />
Ausbildungen und Präsenzseminare<br />
an. „Für keine andere Digitalkompetenz<br />
ist die Nachfrage an<br />
Weiterbildung so stark gestiegen<br />
Platte passwörter<br />
Warum sich gute Vorsätze empfehlen<br />
wie im Bereich Data Science“, sagt<br />
Olsok.<br />
Zusätzlich zu Zertifikatslehrgängen<br />
und Präsenzseminaren steht den Kunden<br />
der Bitkom Akademie ein umfassendes<br />
Angebot an kostenlosen Live-<br />
Online-Seminaren zur Auswahl. In<br />
mehr als 70 Seminaren bilden ausgewählte<br />
Referenten zu Themen wie Big<br />
Data, Internet of Things, Blockchain<br />
und digitales Marketing fort. 2<br />
„hallo“ oder „123456“ – bei der Wahl ihrer Passwörter vertrauen viele<br />
Menschen auf schlichte Kombinationen, auf platte Lösungen. Jeder dritte<br />
Internetnutzer (32 %) in Deutschland gibt außerdem an, dass er für mehrere<br />
Online-Dienste das gleiche Passwort nutzt. Das ist das Ergebnis<br />
einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom,<br />
der diesbezüglich gute Vorsätze zum Jahresbeginn empfiehlt.<br />
„Wer sich auf ein einziges Passwort für verschiedene Online-Dienste verlässt,<br />
macht es Cyberkriminellen sehr einfach“, sagt Dr. Nabil Alsabah,<br />
Bitkom-Experte für IT-Sicherheit. „Wenn dieses Passwort einmal in falsche<br />
Hände gerät, ist die gesamte digitale Identität eines Nutzers gefährdet.“<br />
Immerhin fast zwei von drei Internetnutzern (64 %) setzen auf mehr<br />
als ein Passwort für verschiedene Online-Dienste. Einen perfekten Schutz<br />
vor Cyberkriminellen bieten auch die längsten Passwörter nicht. Doch<br />
wer folgende Hinweise beachtet, erschwert Cyberattacken deutlich:<br />
Je komplexer das Passwort, desto höher der Schutz. Trotzdem werden im<br />
Alltag oft simple Passwörter genutzt. Mit einem Trick lassen sich aber<br />
auch schwierige Passwörter leicht merken, indem clevere Eselsbrücken<br />
eingesetzt werden.<br />
Um Passwörter mit Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen zu generieren,<br />
werden dafür die Anfangsbuchstaben von ausgedachten Sätzen<br />
genommen, etwa: „Mein Verein gewann das entscheidende Spiel mit 3 zu<br />
2!“ Daraus lässt sich ein sicheres und gut zu merkendes Passwort erstellen:<br />
„MVgdeSm3z2!“.<br />
58 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Quelle, 2: Günther + Schramm<br />
Günther + Schramm Geschäftsführer Bernd Seibold<br />
Systemdienstleister im Stahlhandel sind gefragt.<br />
Studie zur Digitalisierung in der Stahlbranche<br />
Blätter statt Bits<br />
Die Stahlbranche liebt auch weiterhin das Papier – das ist die zentrale Schlussfolgerung<br />
einer aktuellen Studie von Günther + Schramm. Die setze auf Blätter statt auf Bits.<br />
Das Handelshaus kümmert sich regelmäßig um wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />
Entwicklungen auch jenseits der eigenen Unternehmensmauern und publiziert dazu.<br />
Trotz entsprechender Angebote<br />
durch die Händler ist die elektronische<br />
Auftragsabwicklung via<br />
EDI noch erst wenig verbreitet. Ein<br />
weiteres Ergebnis: Digitalisierung<br />
ist für die befragten Unternehmen<br />
aus der metallbe- und -verarbeitenden<br />
Industrie mehrheitlich ein Trend<br />
für die Zukunft. Hoch im Kurs stehen<br />
hingegen individuell zugeschnittene<br />
Servicekonzepte des<br />
Handels:<br />
z Analoge Bestellmethoden sind in<br />
der Stahlbranche nach wie vor weit<br />
verbreitet. Nur 23 % der 77 befragten<br />
Unternehmen aus der metallbeund<br />
-verarbeitenden Industrie nutzen<br />
die papierlose Auftragsabwicklung.<br />
EDI-Nutzer sehen darin deutliche<br />
Vorteile, wie etwa den<br />
schnellen Datentransfer und den<br />
zügigen Bestellvorgang. 67 % erzielen<br />
damit eine Entlastung des Personals<br />
und genauso viele reduzieren<br />
mittels EDI ihre Prozess- und<br />
Verwaltungskosten.<br />
z „Bestellvorgänge via Onlineportal<br />
sind im Augenblick eher ein<br />
Günther + Schramm<br />
Thema für Trendsetter als für die<br />
breite Masse. Was wir aber an<br />
unserem eigenen Onlineangebotes<br />
sehen, ist, dass viele Kunden<br />
dort beispielsweise die Verfügbarkeit<br />
von Produkten prüfen oder<br />
Zolltarifnummern recherchieren“,<br />
sagt Jörg Mayer, Leiter Materialund<br />
Prozesslogistik bei Günther<br />
+ Schramm.<br />
z Angesichts der zunehmenden Komplexität<br />
der Materiallogistik versprechen<br />
sich die Studienteilnehmer<br />
von individuell zugeschnittenen<br />
Servicekonzepten (85 %) oder<br />
durch Just-in-time-Belieferung<br />
(81 %) deutlich größere Optimierungspotenziale.<br />
Ein komplettes<br />
Outsourcing ist trotz des steigenden<br />
Kostendrucks und des zunehmenden<br />
Bedarfs an Produktionsflächen<br />
nur für acht Prozent der<br />
metallverarbeitenden Betriebe eine<br />
Lösung. 2<br />
Die Günther + Schramm GmbH sieht sich selber als Süddeutschlands<br />
führender Systemdienstleister für Stahl, Edelstahl und Aluminium.<br />
Das Unternehmen wurde 1930 gegründet und beschäftigt an den vier<br />
Standorten Oberkochen, Königsbronn, Stuttgart und Mannheim rund 180<br />
Mitarbeiter. Das Unternehmen ist zum einen im klassischen Metallhandel<br />
tätig, zum anderen bietet das Unternehmen verschiedenste Dienstleistungen<br />
in der Lohnfertigung und realisiert komplexe Outsourcing-Projekte im<br />
Bereich der Material- und Prozesslogistik.<br />
Knapp 2.000 aktive Kunden aus dem Maschinen- und Werkzeugbau<br />
sowie der mechanischen Bearbeitung und Elektrotechnik versorgt Günther<br />
+ Schramm mit Blank- und Walzstahl, Edelstahl, Qualitäts- und Werkzeugstahl,<br />
Guss, Aluminium, Sonderwerkstoffen u.a.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
59
Wissenswertes<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Foto: The Trustees oft he Natural History Museum, London<br />
Etwa 2,5 t wiegt dieser Block aus gebändertem Eisen in der Hintze Hall im Londoner<br />
Natural History Museum.<br />
Winzige Einzeller ließen Eisenerzlager entstehen<br />
Die große Sauerstoffkrise<br />
Der Brocken aus gebändertem Eisenerz im Londoner Natural History<br />
Museum legt sozusagen beredt Zeugnis von einer wichtigen Phase<br />
der Erdgeschichte ab: Vor etwa 2,5 Milliarden Jahren wurde der<br />
Grundstein für das heutige Leben gelegt. Wissenschaftler charakterisieren<br />
diese Zeit als große Sauerstoffkrise. Damals entstand auch<br />
das Eisenerz, erklärt Peter Becker.<br />
Achte Auflage<br />
Innovationspreis<br />
Feuerverzinken<br />
Der Innovationspreis Feuerverzinken<br />
geht in die achte Runde: Unternehmen,<br />
Entwickler, Forscher, Designer und<br />
Erfinder können sich bis zum 15.5.18 um<br />
diesen Award des Industrieverbandes<br />
Feuerverzinken bewerben.<br />
Der will damit herausragenden neuen<br />
Produktanwendungen und innovativen<br />
Forschungsleistungen mit Bezug zum<br />
Feuerverzinken eine Bühne bieten. Der<br />
Preis wird vergeben für Produkte, die<br />
ganz oder hinsichtlich wichtiger Details<br />
aus feuerverzinktem Stahl bestehen und<br />
neue Anwendungen für das Feuerverzinken<br />
eröffnen. Alternativ können Forschungsleistungen<br />
für verbesserte oder<br />
neue feuerverzinkte Stahlanwendungen<br />
ausgezeichnet werden. Der Innovationspreis<br />
wird im Rahmen eines Festaktes<br />
anlässlich des Branchenevents „Feuerverzinken<br />
2018“ in Aachen verliehen.<br />
Im Archaikum vor 4 bis 2,5 Milliarden<br />
Jahren war der Globus ein unwirtlicher<br />
Ort. Leben gab es nur im Wasser<br />
in Form von einfachen Bakterien, die<br />
an die dortigen Umstände ohne freien<br />
Sauerstoff angepasst waren.<br />
Vor 3 Milliarden Jahren jedoch<br />
begannen sogenannte Blaualgen, heute<br />
als Cyanobakterien bezeichnet, mit der<br />
Fotosynthese: Sie nutzten das Sonnenlicht<br />
für ihre Lebensvorgänge und setzten<br />
dabei Sauerstoff frei. Den gaben sie<br />
an das Wasser ab.Sofort ging der Sauerstoff<br />
Verbindungen mit dem dort<br />
gelösten Eisen ein. Die dabei entstehenden<br />
Metallmoleküle sanken auf den<br />
Meeresgrund und bildeten über Millionen<br />
von Jahren dicke Lagen, dazwischen<br />
Schichten aus Schlick.<br />
Eisenerz nennen wir heute diese<br />
Schichtungen, die sich weltweit finden,<br />
da die Sauerstoffkrise global stattfand.<br />
Der Wechsel der Bänder ist vermutlich<br />
auf Phasen unterschiedlicher Aktivität<br />
der Irgendwann aber war das gelöste<br />
Eisen im Wasser gänzlich aufgebraucht.<br />
Fortan stieg der Sauerstoff aus der<br />
Fotosynthese in die Atmosphäre auf<br />
und brachte sie, wiederum über Milliarden<br />
von Jahren, bis zu dem heutigen<br />
Anteil von 21% Sauerstoff, an den die<br />
Atmung der Lebewesen angepasst ist.<br />
Die zuvor dominierenden Arten hatten<br />
sich in Nischen zurückgezogen,<br />
z.B. in der Nähe von Vulkanschloten<br />
in der Tiefsee oder in heißen Salzquellen<br />
an Land. Daher der Name „Große<br />
Sauerstoff-Katastrophe“, den manche<br />
Wissenschaftler den Vorgängen vor<br />
2,5 Milliarden Jahren geben.<br />
Die Fotosynthese war also auch<br />
Anlass für eines der Massensterben,<br />
welche die Evolution begleiten.<br />
Das gebänderte Eisen auf dem<br />
Foto ist ein besonders dekoratives<br />
Exemplar. Es stammt aus der Pilbara<br />
Region im Nordwesten Australiens.<br />
Der Bergbaukonzern Rio Tinto hatte<br />
es in einem 12-Tonnen-Brocken von<br />
Eisenerz gefunden, zersägt, poliert<br />
und an das Natural History Museum<br />
in London geschickt. Dort ist das Exponat<br />
seit kurzem in der Hintze Hall<br />
ausgestellt, in der außergewöhnliche<br />
Objekte aus der Erdgeschichte zu<br />
sehen sind. Der Brocken hat einen<br />
Gehalt von 32 % Eisen. Abbauwürdiges<br />
Erz sollte einen Anteil von mindestens<br />
58 % bis 62 % haben – ist dann<br />
aber weniger malerisch. 2<br />
[ Kontakt ]<br />
http://www.nhm.ac.uk/<br />
[ info ]<br />
Teilnahmeunterlagen für den Innovationspreis<br />
2018 sind beim Industrieverband<br />
Feuerverzinken e.V., Postfach 140451,<br />
40074 Düsseldorf, Fax: 0211/690765-28,<br />
info@feuerverzinken.com erhältlich sowie als<br />
Download unter www.feuerverzinken.com/<br />
innovationspreis.<br />
Digitale Transformation<br />
im Gespräch<br />
Auf der Konferenz „Digitale Transformation<br />
im Mittelstand“ am 26.2.18 in Berlin<br />
sollen wertvolle und praxisnahe Inhalte<br />
und Lösungen für die Digitalisierung von<br />
Unternehmen und die Optimierung von<br />
Digitalisierungsprojekten vermittelt werden.<br />
Dabei spielt nach Ansicht des Veranstalters,<br />
der Infopark AG, das Mischungsverhältnis<br />
aus Strategien, Trends und<br />
praktischen Beispielen eine wichtige<br />
Rolle. Die Bandbreite der vortragenden<br />
Experten decke zudem alle erfolgskritischen<br />
Faktoren für das digitale Business<br />
ab.<br />
[ info ]<br />
Für Informationen und Anmeldungen:<br />
stefan.heuser@infopark.de<br />
60 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
DAHD veröffentlicht neue Termine<br />
Überbetriebliche Begleitung von Auszubildenden<br />
Deutscher Umweltpreis<br />
erneut ausgelobt<br />
Die Kandidatensuche für den unabhängigen,<br />
mit 500.000 € dotierten Deutschen<br />
Umweltpreis 2018 hat begonnen. Bis zum<br />
15.2.18 haben rund 130 Institutionen –<br />
darunter Forschungs- und Naturschutzeinrichtungen,<br />
Arbeitgeber- und Branchenverbände<br />
sowie Gewerkschaften,<br />
Kirchen und Medien – die Möglichkeit,<br />
ihre Favoriten für die Auszeichnung vorzuschlagen.<br />
Mit dem höchstdotierten<br />
Umweltpreis Europas würdigt die Deutsche<br />
Bundesstiftung Umwelt (DBU) seit<br />
1993 Leistungen von Persönlichkeiten,<br />
die vorbildlich zum Schutz der Umwelt<br />
beitragen oder beigetragen haben. Welche<br />
Institutionen Vorschläge machen<br />
können, ist auf der Homepage des Deutschen<br />
Umweltpreises zu lesen<br />
(www.dbu.de/umweltpreis). 2018 wird<br />
am 28.10. die Messehalle in Erfurt Ort<br />
der festlichen Verleihung sein.<br />
Außenwirtschaftstag<br />
in Bremen<br />
Der diesjährige Außenwirtschaftstag findet<br />
am 19.4. in Bremen statt. Die 12. Auflage<br />
dieser Veranstaltung will die aktuellen<br />
globalen Veränderungen und ihre<br />
Auswirkungen auf die Außenwirtschaft<br />
darstellen. Das Treffen wird unter der<br />
Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
sowie unter Beteiligung von<br />
bundesweit tätigen Spitzenverbänden für<br />
erwartet rund 400 Vertreter aus Politik,<br />
Verwaltung und Wirtschaft organisiert.<br />
Zur Eröffnung spricht u.a. Holger Bingmann,<br />
Präsident des Bundesverbands<br />
Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen.<br />
Inhaltlich vertieft werden sollen u.a.<br />
die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung,<br />
Europa und Protektionismus.<br />
[ info ]<br />
Die Online-Plattform für Anmeldungen<br />
ist unter www.außenwirtschaftstag.de<br />
freigeschaltet.<br />
Die DAHD-Bildungszentrum Groß- und Außenhandel GmbH mit Sitz in Berlin hält an<br />
seinem Konzept fest, mehrtägige überbetriebliche Weiterbildungen für Auszubildende der<br />
Branche anzubieten und hat dazu jetzt die Termine für 2018 veröffentlicht, die – u.a. auch –<br />
der Prüfungsvorbereitung für angehende Kaufleute im Groß- und Außenhandel sowie künftige<br />
Lagerlogistiker und Fachlageristen dienen. Das DAHD beruft sich bei seinen Aktivitäten<br />
auf eine aktuelle Studie aus dem Bundesinstitut für Berufsbildung, das den Weiterbildungsbedarf<br />
für diese Zielgruppen ermittelt hat.<br />
Allein für die Auszubildenden des Groß- und Außenhandels werden im Februar und März<br />
fünf entsprechende Prüfungsvorbereitungstermine in Goslar, Aschersleben und Bad Belzig<br />
angeboten. Dieses allgemeine Angebot für die schriftlichen Tests hatte der Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel (BDS) in früheren Jahren durch terminlich entsprechend getaktete<br />
Lernteams für die fachspezifische Vorbereitung auf die mündliche Prüfung ergänzt, die ab<br />
diesem Jahr erstmals teilweise im Fernunterricht angeboten wird (vgl. gesonderte BDS-<br />
Berichterstattung in diesem Heft).<br />
[ info ]<br />
Die aktuellen Angebote des DAHD können unter www.dahd.de eingesehen und unter info@dahd bzw.<br />
030/590099-542 nachgefragt werden.<br />
Verbändeinitiative<br />
Wohnungsbau-Tag in Berlin<br />
Der inzwischen 10. Wohnungsbau-<br />
Tag findet am 1.3.18 in Berlin statt. Die Veranstaltung<br />
ist eine Initiative mehrerer in der<br />
Branche beteiligter Verbände – mit dabei<br />
sind auch die Baustoffhändler.<br />
Das Fachforum zum Wohnungsbau-Tag<br />
beginnt um 13:00 Uhr in der Landesvertretung<br />
von Berlin mit der Präsentation einer<br />
neuen Studie „Fakten-Check 2018. Die<br />
Wahrheiten zum Wohnungsbau“. Es schließt<br />
sich eine Auftakt-Talk-Runde an, für die u.a.<br />
Ina Scharrenbach, für den angesprochenen<br />
Themenbereich zuständige Landesministerin<br />
in Nordthein-Westfalen zugesagt hat. Zu<br />
den Beteiligten an der abschließenden Wohnungsbau-Arena<br />
(bis 16:30 Uhr) gehören<br />
die Ministerpräsidenten aus Schleswig-Holstein,<br />
Thüringen, der Regierende Bürgermeister<br />
von Berlin sowie mehrere deutsche<br />
Oberbürgermeister – unter Ihnen auch der<br />
Grünen-Politiker Boris Palmer aus Tübingen<br />
.<br />
[ info ]<br />
Telefonische Auskünfte zu der Veranstaltung<br />
gibt es unter 030/28879955, Anmeldemöglichkeiten<br />
unter antwort@wohnungsbautag.de.<br />
Tagung rund um die additive Fertigung<br />
Im Rahmen der DGM-Fachtagung „Werkstoffe und Additive Fertigung“ sollen am<br />
25./26.4.18 in Potsdam material- und produktionstechnische Aspekte rund um die additive<br />
Fertigung aus Wissenschaft und Industrie beleuchtet werden. Hierzu zählt nach Ansicht der<br />
Deutschen Gesellschaft für Materialkunde (DGM) insbesondere die Betrachtung umfassender<br />
Prozessketten für additiv hergestellte Bauteile, die neben den additiven Prozessen<br />
selbst und den dafür verwendeten Anlagen auch vor- und nachgelagerte Prozesse einbezieht.<br />
Rein technologisch sind hier die Nutzung von Gieß-, Umform-, Zerspan-, Wärmebehandlungs-<br />
und Mechanischen Oberflächenbehandlungsschritten im Umfeld der additiven<br />
Fertigung zu nennen. Bislang noch viel zu wenig betrachtet werde zudem die additive Fertigung<br />
aus dem Blickwinkel der Produktionssysteme.<br />
[ info ]<br />
www://additive-fertigung@dgm.de/home/<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
61
Lifesteel<br />
Berichte/Nachricht<br />
Eisenbänder halten<br />
die Fassdauben<br />
zusammen, so dass<br />
man der Behälter<br />
beinahe unverwüstlich<br />
ist.<br />
Das Know-how der<br />
Küfer oder Böttcher<br />
ist uralte Handwerkskunst.<br />
Ohne die Spannung<br />
zwischen Dauben<br />
und Stahlbändern<br />
fällt das Fass einfach<br />
auseinander.<br />
(Die Fotos sind im<br />
Volkskunde- und<br />
Freilichtmuseum<br />
Roscheider Hof in<br />
Konz bei Trier<br />
gemacht worden.)<br />
Bandeisen hält seit ewigen Zeiten hölzerne Fässer zusammen<br />
Die Kunst der Fuge<br />
Ein edler Tropfen beispielsweise braucht ein Fass aus Holz, und dieses funktioniert<br />
nur mit Reifen aus Stahl. Aus Anlass des Zuprostens zum Jahreswechsel hat Peter<br />
Becker zu dieser uralten Verwendung von Schmiedeeisen recherchiert.<br />
Fotos, 3: Peter Becker<br />
[ kontakt ]<br />
Böttcherei<br />
Gerresheim<br />
www.böttchereigerresheim.de/<br />
fassbau/<br />
Dürkheimer Fass<br />
www.duerkheimerfass.de/<br />
Im Altertum und in der Antike<br />
wurden Weine und Öle in Amphoren<br />
aus Ton transportiert. Der Nachteil dieser<br />
Behältnisse war, dass sie leicht zerbrachen<br />
und sich nur mit Mühe stapeln<br />
ließen.<br />
Irgendwann wurde das Holzfass<br />
erfunden, das man sogar rollen kann.<br />
Vielleicht waren es die Römer, schließlich<br />
verfügten sie über weitreichendes<br />
Know-how in der Bearbeitung von<br />
Eisen. Denn für ein Fass sind geschmiedete<br />
Reifen notwendig, damit es zusammenhält.<br />
Sie anzufertigen, aufzuziehen<br />
und zuvor die hölzernen Einzelteile<br />
in die richtige Form zu bringen ist eine<br />
uralte Handwerkskunst.<br />
Mit Hilfe von Modellen gibt der<br />
Küfer oder der Böttcher den noch geraden<br />
Holzstäben (Dauben) die richtige<br />
Schräge an den Seiten. Das garantiert<br />
am Ende, dass die benachbarten Teile<br />
sich ohne Zwischenräume zu einer wasserdichten<br />
Wand zusammenfügen.<br />
Meist sind die Dauben von den Enden<br />
zur Mitte hin dünner gearbeitet, so dass<br />
sie sich leichter biegen lassen.<br />
Um vorzugreifen: Ganz am Ende<br />
werden die Fugen noch abgedichtet.<br />
Dafür nahm man früher je nach Verwendung<br />
für das Fass Schilf, Talg, Talkumkitt<br />
oder ähnliche Materialien.<br />
Viele Arbeitsschritte …<br />
Anschaulich werden die vielen Arbeitsschritte<br />
mit Fotos auf der Webpage der<br />
Böttcherei Gerresheim mit Sitz in Kerken<br />
unweit von Krefeld dargestellt:<br />
z Zuerst werden mit einem so genannten<br />
Setzreifen die Dauben im Rund<br />
aufgestellt; dann wird das Ganze mit<br />
zwei weiteren Eisenbändern (Arbeitsreifen)<br />
vorläufig stabilisiert.<br />
z Bei der Massenfertigung geht es dann<br />
in eine Dampfkammer, wo das Holz<br />
mit Hitze und Wasser für das folgende<br />
Biegen weichgemacht wird.<br />
Im Handwerksbetrieb entzündet man<br />
im Inneren des Behältnisses ein<br />
Feuer.<br />
z Mit der Fasswinde, auch Fasszug<br />
genannt, werden nun auch die Dauben<br />
am anderen Ende des Fasses<br />
zusammengezogen. Weitere Schritte<br />
sind ein Nachfeuern, um eventuell<br />
vorhandene Spannungen aus dem<br />
Holzmantel herauszuholen, das Glätten<br />
der Oberfläche und das Einsetzen<br />
von Boden und Deckel in eine zuvor<br />
eingeschnittene Nut, „Gargel“ oder<br />
„Kröse“ genannt.<br />
z Zum Schluss werden die Arbeitsreifen<br />
abmontiert und die endgültigen<br />
Stahlbänder aufgezogen. Sie sind mit<br />
einer Schrägung geschmiedet, weil<br />
das Fass, von der Seite betrachtet, ja<br />
einen Bauch hat. Sie müssen sich<br />
möglichst eng an das Holz anschmiegen.<br />
z Um Reste an Lohe, Gerbstoffen oder<br />
Farbe aus dem Holz herauszuziehen,<br />
wird schließlich noch mit heißem<br />
Wasser oder speziellen Mixturen<br />
gespült. Danach ist das Fass „weingrün“,<br />
wie es in einem „Fachbuch<br />
für Küfer“ aus den 1950-ern heißt.<br />
… und noch mehr Theorien<br />
Eiche ist wegen ihrer Festigkeit und<br />
Dauerhaftigkeit das bevorzugte Material.<br />
Am besten geeignet sei Holz von<br />
Bäumen, die langsam gewachsen sind,<br />
so das Fachbuch.<br />
Ob sich der Zeitpunkt der Holzernte<br />
auf die Qualität des Fasses auswirkt,<br />
ist ein altes Streitthema. In einem Fachbuch<br />
mit dem Titel „Dauben“ von 1951<br />
heißt es dazu eindeutig: „Wenn ein<br />
Meister den Vorzug hat, im Wald den<br />
stehenden Baum kaufen zu können,<br />
dann wird er ihn unbedingt im Winter<br />
fällen lassen, sofort abführen, einschneiden<br />
und stapeln.“<br />
Unendlich sind auch die Erörterungen,<br />
wie man mit einem leichten Räuchern<br />
(„Toasten“) der Innenwände des<br />
Fasses dem Wein eine besondere Note<br />
geben kann. Die wenigen Böttcherbetriebe,<br />
die es hierzulande gibt, profitieren<br />
vom Trend zu traditionell hergestellten<br />
Lebens- und Genussmitteln: Saure<br />
Gurken werden auf Regionalmärkten<br />
in Fässern angeboten, und kleine Brennereien<br />
lassen ihren Schnaps in besonderen<br />
Behältnissen reifen.<br />
Schließlich: Das größte Weinfass<br />
der Welt steht in Bad Dürkheim. Es<br />
wurde 1934 von einem lokalen Winzer<br />
und Küfermeister errichtet und ist innen<br />
als Restaurant ausgebaut. Jede der 178<br />
Dauben ist 15 m lang. Entsprechende<br />
Ausmaße haben die Eisenbänder. Das<br />
Volumen dieser Touristenattraktion<br />
beträgt 1,7 Millionen Liter. Es war aber<br />
nie gefüllt. 2<br />
62 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Stahl- und ortsnah (1)<br />
Finanzielle Hilfe durch Nordwest<br />
Traditionell zum Jahresende überreicht Nordwest sozialen Organisationen eine Spende. 2017 waren<br />
das insgesamt 15.000 €, die Vorstandsvorsitzender Bernhard Dressler und Finanzvorstand Jörg Simon<br />
überreichen konnten. Das stahlaffine Unternehmen zeigte damit einmal mehr lokales Engagement.<br />
Bei der Übergabe der symbolischen<br />
Schecks am Standort Dortmund<br />
traf die Spitze des Einkaufsverbunds<br />
NORDWEST Handel AG auf die Vertreter<br />
der ausgewählten Organisationen<br />
und kamen mit ihnen ins Gespräch.<br />
„Die jährlichen Spenden sind<br />
für uns eine Herzensangelegenheit,<br />
mit denen wir etwas an die Gesellschaft<br />
zurückgeben möchten. Wir<br />
konzentrieren uns bei unserer<br />
Unterstützung auf Projekte vor Ort.<br />
Hier haben wir den persönlichen<br />
Kontakt und wissen, dass unsere<br />
Spenden in der Organisation Gutes<br />
ermöglichen“, so Bernhard Dressler<br />
und Jörg Simon.<br />
z „Ich kann brüllen wie ein Löwe“ ist<br />
ein Präventionsprojekt des Kinderschutz<br />
Zentrums Dortmund gegen<br />
sexuelle Gewalt für Kinder im Vorschulalter.<br />
Mit Taffy, dem Maskottchen<br />
des Projekts, werden eigene<br />
Grenzen spielerisch erarbeitet.<br />
Zusätzlich dazu unterstützt Nordwest<br />
das kreativtherapeutische<br />
Angebot für Kinder, die Gewalt<br />
erfahren haben.<br />
Foto: Nordwest<br />
z Das Frauenhaus Dortmund bietet<br />
Frauen und ihren Kindern, die häusliche<br />
Gewalt erleben mussten, eine<br />
anonyme und geschützte Unterkunft<br />
mit weitreichendem Beratungsangebot.<br />
Mit der Spende werden Gruppenabende<br />
unterstützt, die den Müttern<br />
helfen, sich wieder zu stabilisieren.<br />
z Der Elterntreff leukämie- und tumorerkrankter<br />
Kinder kümmert sich seit<br />
35 Jahren um die Belange krebskranker<br />
Kinder, die in der Kinderklinik<br />
Dortmund behandelt werden. Mit<br />
der Spende wird zum einen eine Wohnung<br />
in Cuxhaven modernisiert, die<br />
betroffene Familien für Kur- und<br />
Erholungsaufenthalte nutzen können.<br />
Zum anderen werden betroffene<br />
Familien individuell finanziell<br />
unterstützt, bei denen Neuerkrankungen<br />
oder Rückfälle aufgetreten<br />
sind. 2<br />
Nordwest-Vorstandsvorsitzender<br />
Bernhard<br />
Dressler (l.) und<br />
Nordwest.-Referentin<br />
Lea Dommel (r.) bei<br />
der Übergabe der<br />
symbolischen<br />
Schecks an Vertreter<br />
der diesmal begünstigten<br />
Organisationen.<br />
Flipperautomaten<br />
Stahl zum Spielen<br />
Es sind tatsächlich Stahlkugeln, die in einem Flipperautomaten<br />
hin- und hergeschossen werden. Peter Becker hat sich in der<br />
Szene umgesehen.<br />
Im Berliner Bezirk Zehlendorf hat ein Enthusiast 50 dieser Freizeitgeräte<br />
zusammengetragen und in „Jörgs Flipperhalle“ ausgestellt.<br />
Interessierte können dort gegen eine Eintrittsgebühr von 5 € unbegrenzt<br />
spielen – die Apparate sind auf Freispiel gestellt.<br />
Jörg Meißner, Elektromeister und Präsident der bundesweiten German<br />
Pinball Association, hat die Geräte zusammengetragen und hält<br />
sie in Stand.Die Öffnungszeiten sind freitags und sonnabends meist<br />
von 13 bis 22 Uhr. Gruppenbuchungen sind auch zu anderen Zeiten<br />
möglich. Gelegentlich ist für die Öffentlichkeit aber am Samstagsabend<br />
geschlossen, wenn nämlich die Vereinsmitglieder ihrer Spielleidenschaft<br />
nachgehen. Dann kann es in der Halle richtig laut werden<br />
– „der Krach (der Geräte) gehört einfach dazu“, schreibt die<br />
Berliner Zeitung über solch eine Sause. Wer dann den aktuellen<br />
Highscore knackt, kann seinen Namen auf der Anzeige eintragen.<br />
[ Info ]<br />
www.flipperhalle-berlin.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
63
Lifesteel<br />
Nachgehakt<br />
Fotos, 2: EDE<br />
Gerne im Gespräch: Heinz-Alfred<br />
Liebig und die Kommunikation.<br />
Was eigentlich macht jetzt Heinz-Alfred Liebig?<br />
Pläne und Prinzipien<br />
Nach mehr als einem halben Jahrhundert Stahlhandel (vgl. Kasten)<br />
ist er Ende des vergangenen Jahres aus der Branche ausgeschieden,<br />
nachdem er dem EDE in den letzten drei Monaten noch beratend<br />
zur Seite gestanden hatte. Für den <strong>Stahlreport</strong> war dies ein guter<br />
Grund, mit einer schon legendären Frage nach Wuppertal zu reisen:<br />
Was eigentlich macht jetzt Heinz-Alfred Liebig? Zur Antwort des<br />
73-Jährigen gehören Pläne ebenso Prinzipien – wie sie sich aus der<br />
Analyse eines langen Berufslebens ergeben.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Wenn man wie<br />
Sie, Herr Liebig, nach rund fünf<br />
Jahrzehnten eine Branche verlässt,<br />
in Ihrem Fall in der Position des<br />
Geschäftsführers der ESH EURO<br />
STAHL-Handel GmbH & Co. KG,<br />
muss man natürlich an erster Stelle<br />
danach fragen lassen, was dieser<br />
bisher vielbeschäftigte Mann jetzt<br />
in seinem Ruhestand macht.<br />
Stimmt es, dass Sie nun ganz hochhinaus<br />
wollen?<br />
Heinz-Alfred Liebig: Stimmt! Meine<br />
Frau und ich haben schon seit vielen<br />
Jahren jeden Urlaubstag genutzt,<br />
um zu reisen. Das ist mit mehr Freizeit<br />
jetzt ausbaufähig.<br />
Deshalb startet im Mai die nächste<br />
Fernreise: nach Tibet mit einem<br />
Besuch im Mount Everest-Basislager<br />
auf über 5.000 m Höhe – ein kleiner<br />
Traum von mir. Er ist nach unserem<br />
10. Forum auf der Zugspitze entstanden,<br />
wo wir einen Referenten zu Gast<br />
hatten, der gerade vom Mount Everest<br />
zurückkam. So hoch will und<br />
kann ich nicht steigen, aber die Stimmung<br />
in dieser Bergwelt im Himalaya<br />
möchte ich erleben.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Stichwort: erleben.<br />
Nicht nur im Einkaufsbüro Deutscher<br />
Eisenhändler GmbH (E/D/E),<br />
in dem Sie in den letzten rund eineinhalb<br />
Jahrzehnten Ihrer Berufstätigkeit<br />
beschäftigt waren, haben<br />
Sie die Entwicklung der Stahlhandelsbranche<br />
aktiv mitverfolgt, ihre<br />
Höhen und Tiefen. Wenn Sie diese<br />
Zeiten Revue passieren lassen –<br />
erkennen Sie da für diese<br />
Geschichte Zustandsveränderungen<br />
und sie prägende Prinzipien?<br />
Heinz-Alfred Liebig: Es gab einst<br />
so etwas wie eine klassische Ordnung<br />
im Händlerbereich: starke mengenorientierte<br />
Ausprägungen zwischen<br />
A-, B- und C-Händlern. In jeder<br />
größeren Stadt waren alle Werkshandelsgesellschaften<br />
mit Niederlassungen<br />
vertreten. Grundlage für alle<br />
Käufe bei deutschen Herstellern<br />
waren die in Brüssel hinterlegten<br />
Werkspreislisten.<br />
Beginnend in Italien bei den sogenannten<br />
Brescianis wurde dieser<br />
Zustand „B-Händler kauft alles beim<br />
A-Händler und der geht dafür nicht<br />
an die Kunden des B-Händlers“ im<br />
Laufe der Jahre zerstört, denn die<br />
dort entstandenen Ministahlwerke<br />
boten auf der Basis ihrer technischen<br />
Entwicklung – im Gegensatz zur Mindestabnahme<br />
bei einem deutschen<br />
Werk – auch kleinere Mengen an.<br />
Und damit begann im Handel<br />
eine Umwälzung über vielleicht 20<br />
Jahre – der B-Händler wurde mehr<br />
und mehr zum Abnehmer nur noch<br />
kleiner Mengen. Die Lagerergänzungen<br />
gingen auch an A-Händler, die<br />
aber nicht mehr vom Lager lieferten,<br />
sondern in der Strecke. Daraus<br />
ist entstanden, dass inzwischen<br />
längst A-, B- und C-Handel bei allen<br />
Verbrauchern präsent sind.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Technische Entwicklungen<br />
als Ursache für Veränderungen.<br />
Gibt es für den Wandel in<br />
der Branche, die Sie als Geschäftsführer<br />
eines einzelnen Stahlhandelsunternehmens<br />
ebenso begleitet<br />
haben wie als Führungskraft in<br />
einem Einkaufsverband, auch noch<br />
andere erkennbare Prinzipien?<br />
64 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
Heinz-Alfred Liebig: Rückblickend<br />
kann ich erkennen, dass nichts stehen<br />
bleibt. Auch bestimmte Geschäftsfelder<br />
entstehen neu – denken Sie<br />
an die Anarbeitung – oder können<br />
verloren gehen, wenn man das nicht<br />
früh genug erkennt. Dafür sind Biegebetriebe<br />
ein gutes Beispiel.<br />
Ich habe deshalb größten Respekt<br />
vor den privaten Stahlhandlungen<br />
und ihren Inhabern bzw.<br />
Geschäftsführern. Sie haben sich in<br />
den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt<br />
und die speziellen Chancen<br />
in ihren Regionen wahrgenommen.<br />
Und wenn ich dann höre, wie kürzlich<br />
auf dem Stahlhandelstag in<br />
Darmstadt, dass Kunden Schwierigkeiten<br />
bekommen könnten, wenn<br />
der Stahlhandel X diese Performance<br />
nicht mehr zur Verfügung stellt, dann<br />
hat der Händler alles richtiggemacht.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Und wie haben Sie es<br />
geschafft, über viele Jahre die unterschiedlichen<br />
Interessen von über<br />
140 Anschlusshäusern – so viel<br />
Individualität – unter einen Hut zu<br />
bringen?<br />
Heinz-Alfred Liebig: Man muss das<br />
Individuelle akzeptieren. Die Anforderungen<br />
unserer Mitglieder sind in<br />
der Tat sehr unterschiedlich. Wir<br />
gehen mit jedem Mitglied mit, wenn<br />
es handeln will, kennen auch die<br />
jeweilige Vorgehensweise.<br />
Deshalb gibt es zum Beispiel für<br />
den Einkauf nicht nur ein einziges<br />
Timing. Jeder hat da seine eigene<br />
Vorstellung über die erforderliche<br />
Reichweite.<br />
Die Programme der einzelnen<br />
Mitglieder sind heute schon sehr differenziert;<br />
nicht alle führen alles<br />
oder alles in diesem Umfang. Die<br />
Spezialisierung oder das Einrichten<br />
des Lieferprogramms auf die regionalen<br />
Kunden wird heute deutlicher<br />
als früher. Bei 08/15-Produkten kommen<br />
sich alle in die Quere, aber das<br />
ist längst nicht mehr überall das<br />
wesentliche Geschäft.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Und wie hat sich das<br />
wesentliche Geschäft in Ihrem Verantwortungsbereich<br />
zuletzt verändert?<br />
Heinz-Alfred Liebig: Das Umsatzwachstum<br />
von 165 Mio. € in 2000,<br />
meinem Beginn beim E/D/E, auf über<br />
eine Milliarde Euro in 2017, ist zu<br />
einem bedeutenden Teil neuen Mitgliedern<br />
zu verdanken, die wir im<br />
Laufe meiner Zeit für UNION<br />
STAHL/ESH gewinnen konnten. Aber<br />
mit der Verbreiterung der Lieferantenbasis<br />
haben wir auch den Anteil<br />
vom Gesamtbedarf bei unseren bisherigen<br />
Mitgliedern erheblich steigern<br />
können.<br />
Dazu kommt, dass die ESH versucht,<br />
einem Mitglied, wenn es will,<br />
ganzheitlich zu dienen. Das heißt:<br />
Das Team kann nicht nur günstige<br />
Einkaufspreise nennen, sondern<br />
informiert auch, wann aus ESH-Sicht<br />
der richtige Zeitpunkt für den Einkauf<br />
und welche Reichweite erforderlich<br />
ist. Das ist eine große Verantwortung.<br />
Die Begleitung umfasst auch<br />
Gespräche über Nachfolgen, Verkaufsabsichten<br />
mit der Suche nach Anbindung<br />
bei einem der E/D/E- Mitglieder.<br />
Der Stahlbereich im EDE hat viele<br />
Mitglieder, die auch expandieren wollen<br />
– hier vermittelt das Team auch<br />
die Unterstützung der zur E/D/E-<br />
Gruppe gehörenden ETRIS-BANK.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Zum Prinzip einer ganzheitlichen<br />
Betreuung müssten ja<br />
auch Berufsbildungsmaßnahmen<br />
gehören, oder? Und welche großen<br />
Herausforderungen für die Branche<br />
sehen Sie sonst noch?<br />
Heinz-Alfred Liebig: Fest steht, dass<br />
wir nicht genügend ausgebildete<br />
Stahlkaufleute haben. Wenn nicht<br />
ausreichend qualifizierte Mitarbei-<br />
ter durch den Markt rudern, tangiert<br />
das die Erlössituation aller Beteiligten.<br />
Die Möglichkeiten der beruflichen<br />
Weiterbildung sind erfreulicherweise<br />
gestiegen, nicht zuletzt<br />
durch das Fernstudium BDS. Der<br />
Zulauf gibt dem Bundesverband Deutscher<br />
Stahlhandel Recht, und wir als<br />
Stahlhändler können froh darüber<br />
sein.<br />
Die Anarbeitung, und wenn sie<br />
dann noch spezieller ist, über den<br />
Gehrungsschnitt hinausgeht, ist für<br />
mich eine weitere wesentliche<br />
Voraussetzung der Zukunftssicherung<br />
– verbunden mit guten persönlichen<br />
Beziehungen zu den Kunden.<br />
Ohne diese Beziehung, die ich<br />
mir ja auch erst erarbeiten muss,<br />
damit ich davon profitieren kann,<br />
wird das nicht möglich sein. Ein<br />
Onlineshop kann das ergänzen, aber<br />
nicht ersetzen.<br />
Eine wesentliche Herausforderung<br />
liegt aus meiner Sicht in Zukunft<br />
zudem im Einkauf: Die Importangebote<br />
für fast alle Produkte haben<br />
zugenommen – und man muss<br />
erkennen, dass in naher oder weiterer<br />
Zukunft Westeuropa als alleiniges<br />
Beschaffungsgebiet natürliche<br />
Grenzen hat. Eine Ausweitung<br />
der Beschaffung muss die Folge sein,<br />
um die Wettbewerbsfähigkeit des<br />
Stahlhandels zukünftig fördern zu<br />
können.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Die technische Entwicklung,<br />
der ständige Wandel, die<br />
Individualisierung, die Ganzheitlichkeit,<br />
die Berufsbildung und – 3<br />
Heinz-Alfred Liebig – Stationen einer Karriere<br />
1962: Kaufmännische Lehre bei der Klöckner Werke AG, Hüttenwerk<br />
Hagen-Haspe<br />
1964: Verkauf Stabstahl, Betonstahl, Walzdraht<br />
1967: Walzstahlkontor Nord, Essen – Verkaufsgemeinschaft für die Hüttenwerke<br />
Salzgitter, Hüttenwerk Oberhausen (HOAG), Ilseder<br />
Hütte und Klöckner Georgsmarienwerke sowie Hütte Haspe<br />
1971: Carl Spaeter, München – Handlungsbevollmächtigter<br />
1976: F. Hackländer, Kassel – Prokurist<br />
1991: Carl Spaeter, Hagen – Geschäftsführer<br />
2000: E/D/E – Union Stahl – Handel – Geschäftsbereichsleiter<br />
2016: E/D/E – ESH-Euro Stahl – Handel – Geschäftsführer<br />
2018: Eintritt in den Ruhestand<br />
<strong>Stahlreport</strong> 1/2|18<br />
65
Lifesteel<br />
Nachgehakt/Bericht<br />
3 zuletzt – die Globalisierung. Wir<br />
haben viel über Veränderungen<br />
bestimmende Prinzipien gesprochen.<br />
Und welches Prinzip wird Ihr Leben<br />
in der Zukunft verändern?<br />
Heinz-Alfred Liebig: Was mir fehlen<br />
wird? Im Laufe der langen Zeit im Stahl<br />
habe ich viele Menschen kennen und<br />
auch schätzen gelernt; ein vertrauensvolles<br />
Netzwerk hatte sich gebildet,<br />
in dem ich mich wohl gefühlt habe.<br />
Ich gebe zu, dass es mir wehtut, dies<br />
Foto: Kinkel<br />
loslassen zu müssen, mit diesen wunderbaren<br />
Menschen nicht mehr<br />
zusammen sein und arbeiten zu können.<br />
Das wird mir nicht nur fehlen,<br />
das werde ich vermissen. Und: Den<br />
Abschied gerade auf dem 13. Forum<br />
in Stuttgart muss ich erst noch verarbeiten.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Herr Liebig, Danke für<br />
das Gespräch – und für Ihre Zukunft<br />
alles Gute! 2<br />
Mit Zurrgurten von Spanset<br />
auf dem Trailer fixiert,<br />
erreichte die Verkaufshütte<br />
des Schwerter Lions-Clubs<br />
den Wuckenhof, wo in der<br />
Ruhrstadt der Weihnachtsmarkt<br />
„Bürger für Bürger“<br />
jeweils am ersten Adventswochenende<br />
in historischem<br />
Fachwerkambiente<br />
stattfindet.<br />
Stahl- und ortsnah (2)<br />
Praktische Hilfe durch Spanset<br />
Traditionell am ersten Adventswochenende verkauft der Lions-Club<br />
Schwerte zugunsten sozialer Projekte von Caritas und Diakonie auf<br />
dem Weihnachtsmarkt der westfälischen Ruhrstadt Crepes und<br />
andere Leckereien. Dass der clubeigene Verkaufsstand zu diesem<br />
Anlass ohne Gefahr transportiert werden konnte, dafür hat – vermittelt<br />
durch die benachbarte Iserlohner Kettenfabrik Thiele – ein Zurrsystem<br />
von Spanset gesorgt, das sonst meist Stahlprodukte sichert.<br />
Die Tatsache, dass auch in diesem<br />
Jahr durch die Aktion der Schwerter<br />
Lions rund 3.000 € gespendet werden<br />
konnten, ist dem so beschriebenen<br />
Netzwerk zu verdanken, das im Übrigen<br />
inzwischen für den sozialen Bereich<br />
häufig sehr typisch ist: Den Ehrenamtlern<br />
wird inzwischen viel Profitum abverlangt,<br />
für das die angesprochene Sicherheit<br />
nur ein Beispiel ist.<br />
Da traf es sich für die Schwerter Helfer<br />
gut, dass Marktorganisator Reinhard<br />
Kinkel gut mit Dr. Günther Philipp<br />
befreundet ist. Als Geschäftsführer der<br />
Kettenfabrik THIELE GmbH & Co. KG verfolgt<br />
der seit vielen Jahren die Produktentwicklungen<br />
in der SpanSet GmbH &<br />
Co. KG und wusste – erstens um die vielfältigen<br />
Einsatzmöglichkeiten von Zurrgurten<br />
und zweitens, dass deren Handhabung<br />
zur Ladungssicherung verständlich<br />
beschrieben und damit auch<br />
für Laien gut nachvollziehbar ist.<br />
So reichte im Endeffekt ein vermittelndes<br />
Gespräch von Philipp mit<br />
dem Außendienstmitarbeiter von Spanset,<br />
und dem Serviceclub mit der sicher<br />
zu transportierenden Hütte war geholfen<br />
– Dank der Ladungssicherungstechnik<br />
aus Übach-Palenberg.<br />
So stehen die Chancen gut, dass<br />
sich der Lions-Club Schwerte auch<br />
2018 am Weihnachtsmarkt „Bürger<br />
für Bürger“ beteiligt, auf dem keine<br />
kommerziellen Anbieter zugelassen<br />
sind und es verpflichtend ist, den<br />
Gewinn für soziale Zwecke vor Ort<br />
bereitzustellen. 2<br />
Impressum<br />
STAHLREPORT<br />
Das BDS-Magazin für die Stahldistribution<br />
Stahlhandel | Stahlproduktion |<br />
Stahlverarbeitung<br />
Offizielles Organ des BDS-Fernstudiums<br />
Herausgeber:<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
Max-Planck-Straße 1<br />
40237 Düsseldorf<br />
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Dr. Ludger Wolfgart (Chefredakteur)<br />
Telefon (02 11) 8 64 97-11<br />
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Markus Huneke<br />
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Ksenija Sandek<br />
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Max-Planck-Straße 1<br />
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Hellendoorn, Bad Bentheim<br />
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Jährlich 65 € im Inland und 70 € im Ausland<br />
zuzüglich Versandspesen und Mehrwertsteuer.<br />
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ende möglich. Für die Mitglieder des BDS und die<br />
Teilnehmer im BDS-Fernstudium ist der Bezug<br />
eines Exemplars der Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“<br />
im Mitgliedsbeitrag bzw. in der Studien gebühr<br />
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Anzeigenpreis: Zur Zeit gilt die Preisliste Nr. 35.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder<br />
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International Standard Serial Number:<br />
ISSN 0942-9336<br />
Diese Zeitschrift wurde aus umwelt schonendem<br />
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Beilagenhinweis:<br />
Dieser Ausgabe liegen Beilagen vom Bundesverband<br />
Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.<br />
(BME) und BDS AG Bundesverband Deutscher<br />
Stahlhandel bei.<br />
66 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|18
BDS-Berufsbildung<br />
Seminare und sonstige (BDS-)Veranstaltungen<br />
2018<br />
Seminarthema Termin Tagungsort<br />
Stahleinkauf (Kooperation) (Seminar) 30.-31.01. Duisburg<br />
Stahlkunde (Seminar) 05.-07.02. Dortmund<br />
Prüfbescheinigungen (Seminar) 20.02. Düsseldorf<br />
Rohrtag 01.03. Düsseldorf<br />
Rohre (Seminar) 05.-07.03. Paderborn<br />
Qualitäts- und Edelstahl (Seminar) 15.-16.03. Nürnberg<br />
Blankstahl (Seminar) 10.-11.04. Ludwigsburg<br />
Betonstahl (Seminar) 24.-25.04. Kehl<br />
Stahleinkauf (Kooperation/Seminar) 24.-25.04. Duisburg<br />
Trägertag 07.06. Düsseldorf<br />
Flacherzeugnisse – Feinbleche,<br />
Oberflächenveredelung (Seminar) 11.-12.06. Duisburg<br />
Einführung Fernstudium 01.-06.07. Soltau<br />
Stahlkunde (Seminar) 22.-24.08. Gröditz<br />
Stahleinkauf (Kooperation/Seminar) 04.-05.09. Duisburg<br />
Verkauf (Seminar/Webinar) 11.-12.09. Soltau<br />
Gebietsversammlungen 10.-14.09. bundesweit<br />
Nichtrostende Stähle (Seminar) 17.-18.09. Wetzlar<br />
Grobbleche (Seminar) 19.-20.11. Wernigerode<br />
Stahleinkauf (Kooperation/Seminar) 04.-05.12. Duisburg<br />
Stahlkunde (Seminar) 05.-07.12. Gengenbach<br />
Verkauf (Lernteam/Webinar) November Raum Hamburg<br />
Werkstoff- und Produktkunde (Lernteam) Termin folgt Raum Offenburg<br />
Diese Übersicht gibt den Stand der Planungen für Lernteam- und Seminarveranstaltungen<br />
und zum Fernstudium sowie zu entsprechenden Kooperationen wieder.<br />
Änderungen jeder Art sind vorbehalten, vor allem Ergänzungen. Über weitere Details sowie zu<br />
den Anmeldemöglichkeiten informieren Sie sich bitte im Internet (www.stahlhandel.com) oder<br />
wenden sich telefonisch bzw. elektronisch an den<br />
BUNDESVERBAND DEUTSCHER STAHLHANDEL (BDS)<br />
Max-Planck-Straße 1 · 40237 Düsseldorf<br />
Telefon: 0211/86497-19 · Telefax: 0211/86497-22<br />
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