Der Burgbote 1972 (Jahrgang 52)

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109 einem farbenfrohen Bungalowdorf. Von der Dachterrasse des 18stöckigen meernahen Ho tels International eröffnet sich ein faszinie render Rund- und Fernblick auf die silberne Felsenküste von Baltschik im Norden und die saphirblaue Bucht von Varna im Süden. In Varna hatten wir nun unser erstes Konzert zu bestreiten. Zuvor hatten wir jedoch Gele genheit, eine Besichtigungsfahrt durch Varna zu machen: Über Varna schreibt Nonev: „Man nennt Varna die ,Perle der bulgarischen Riviera'. Verschwenderisch bedachte die Natur diesen Ort: warmes, azurblaues Meer, ein landeinwärts gelegener lagunenartiger Küsten see, goldglitzernde Sandstände und grüne Wälder auf sanftgewellten Anhöhen umgürten die Stadt, die nach Osten blickt, über die Weite des Meeres der Sonne entgegen. Die Häuser, Villen, Erholungsheime, Parkanlagen wachsen allmählich terrassenförmig an den grünen Abhängen in die Höhe und umschlie ßen die hufeisenförmig dem Meere zu geöff nete Bucht. Da ist der Meeresgarten. Seltene mediterrane Pflanzenarten, abends beleuch tete Springbrunnen und ein sehenswertes Aquarium ziehen sich bis zum Meer, zum Badestrand hinab. Varna (180 000 Einwohner) ist die drittgrößte Stadt und der belebteste Umschlaghafen Bulgariens, sie ist die füh rende Stadt des Landes mit internationalem Tourismus, und mit Recht trägt sie ihren Bei namen „Königin des Schwarzen Meeres". Zum Varna-Erlebnis gehört aber auch ein Be such in den reichhaltigen Museen der Stadt, vor allem dem Archäologischen Museum (40 000 Schaustücke), das 2500 Jahre Ge schichte birgt, dem Meeresmuseum und der Ikonenausstellung." , Was Nonev schreibt, ist nicht übertrieben; wir konnten uns selbst von dieser prachtvollen Stadt überzeugen. Das Konzert in Varna war ein voller Erfolg. Fünfzehn Chöre - 11 aus Bulgarien, je einer aus Ungarn, Jugoslawien, Tchechoslowakei und wir als einziger Chor aus Westeuropa sangen im „Haus der Laienspiele" vor einem sachverständigen, begeisterten Publikum. Die Sitzplätze reichten nicht aus, die Gänge waren gespickt voller Menschen. Und wie dort ge sungen wurde! Wir waren überrascht von dem hohen Können der Chöre. Und wir wußten, daß wir unsere ganze künstlerische Kraft auf bringen mußten, um zu zeigen, daß wir würdig in den Rahmen paßten. Die Inspiration, die unsere Chormeister Hj. Rübben erfaßt hatte, übertrug sich auch auf uns. Wir gaben dem Festival unseren Beitrag in einer Weise, die das Publikum von den Sitzen riß. Nicht enden wollender Beifall, Blumen über Blumen für Prof. Hj. Rübben, die bulgarische Solistin Frau Maria Demitschewska und unsere Soli sten Horst Massau und Klaus Tilly und nicht zuletzt auch für die Sänger zeigten, daß wir Westdeutschland und Westeuropa würdig ver treten hatten. Wir hoffen, daß wir in der spä teren Ausgabe des <strong>Burgbote</strong>n Kritiken der bulgarischen Presse wiedergeben können. Mit dem Konzert in Varna gingen aber auch die erholsamen Tage an der sonnigen Schwarzmeerküste zu Ende. Bevor wir jedoch mit den Bussen über Tirnowo quer durch das ganze Land (über 500 km) nach Sofia reisten, gaben wir noch im Stadttheater in Provadija (ca. 50 km von Varna entfernt) vor einem wahrhaft aufmerksamen und dankbaren Pu blikum ein Konzert. Auch hier das gleiche Bild: Begeisterung über Begeisterung und Blumen, Blumen, Blumen!! Es war schon eine strapaziöse Reise von Varna nach Sofia. <strong>Der</strong> Weg ging über Novi Pazar. Interessant, die dort am Wege stehen den eigenartigen Steingebilde: den „Steiner nen Wald". Vermutlich haben sich die bis zu 5 m hohen Steinzylinder vor etwa 50 Millionen Jahren in dem damals bis hierher reichenden Meer gebildet. Weiter führte der Weg über Sumen. In der Stadt, die eine bedeutende Industrie aufweist, ist vor allem die Tombulmoschee von 1745 sehenswert, die größte und wohl schönste Moschee des Landes und der türkische Basar. Über Targoviste dann weiter nach Tirnowo, wo wir dann nach der Hälfte des Weges unsere Mittagsrast machten. Tornovo war bis in das 13. Jahrhundert die Hauptstadt des Landes. Man nennt sie die schönste und eigenartigste Stadt Bulgariens, eine Stadt, in der sich Geschichte und Poesie ein Stelldichein geben, eine alte Stadt, in der „Legenden nisten". Tornovo ist eine Siedlung aus ältester Zeit. Hier loderte 1185 der Auf stand der beiden Brüder Assen und Peter gegen die byzantinische Fremdherrschaft. Sie wurde zum geistigen Zentrum des Landes und der Einfluß seiner Mal-, Buch- und Schreibkunst war bis weit in den Norden - in Rumänien und Rußland — und bis weit in den Westen - bis nach Ragusa - zu spüren. Mittelpunkt ist heute noch der Zarevezhügel, von einer starken Festungsmauer mit Zug brücke umgeben, die wieder hergestellt wird. Die Worte reichen kaum aus, diese wildroman tische Landschaft zu beschreiben!
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