Der Burgbote 1972 (Jahrgang 52)
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Aus der Vereinsgeschichte<br />
In der Septemberausgabe des BB brachten wir — Fortsetzung folgt In der November-Ausgabe —<br />
aus dem sogenannten „Ergänzungskonversationslexikon aus dem Jahre 1853" eine eingehende<br />
Betrachtung aus dem Leben des KMGV, obwohl der Chor damals erst 11 Jahre alt war. Heute<br />
entdecken wir im „Reisehandbuch von Karl Baedecker — Köln und Umgebung aus dem Jahre<br />
1960" — einige Hinwelse auf den KMGV und die „Cäcilia Wolkenburg", die wir unseren Sän<br />
gern und Freunden gern zur Kenntnis bringen.<br />
„Seiner bürgerlichen Grundhaitung entspre<br />
chend sind in Köin gerade auch Gesang<br />
vereine zu großem Ruhm gelangt. <strong>Der</strong><br />
1842 gegründete Kölner Männergesangverein<br />
(KMGV) hat europäischen Ruf. Seinen hohen<br />
Rang zu erreichen ist das Ziei anderer Chorvereinigungen<br />
wie Polyhymnia, Philharmoni<br />
scher Chor, Bachverein oder Madrigalchor der<br />
Musikhochschuie.<br />
Die Theatergruppe des KMGV, Cäcilia Wol<br />
kenburg, erfreut seit Jahrzehnten während der<br />
Karnevalszeit Kenner kölnischer Mundart<br />
durch die Aufführung abendfüllender Stücke<br />
mit Bailetteinlagen, der sog. „Divertissement<br />
chen", Volksschwänke werden seit 1895 vom<br />
Millowitsch-Theater gebracht. —<br />
Die barocke Ruine des ehem. Aiexianerkiosters<br />
gegenüber der Kirche wird jetzt als „Woikenburg"<br />
des Kölner Männergesangvereins<br />
wiederaufgebaut, sie soll ein neuer Mittel<br />
punkt des kulturellen Lebens der Kölner Bür<br />
gerschaft werden. — Nahebei südöstlich sind<br />
zwischen Mauritiussteinweg und Thieboldsgasse<br />
umfangreiche Reste der römischen<br />
Stadtmauer aus der 2. Hälfte des 1. Jahrhun<br />
derts n. Chr. erhalten."<br />
Zum Gedenken an Professor Franz Philipp<br />
In der Juli/August-Ausgabe des <strong>Burgbote</strong>n teilten wir unseren Sängern und Freunden mit, daß<br />
am 2. Juni <strong>1972</strong> Professor Franz Phiiipp in Freiburg i./Breisgau verstarb. <strong>Der</strong> KMGV hat Immer<br />
wieder die Kompositionen Franz Philipps gern gesungen und so halten wir es für geboten, den<br />
in unserer Bundeszeitung „Lied und Chor" erschienenen Nachruf Im <strong>Burgbote</strong>n abzudrucken.<br />
Dem Andenken des alemannischen Komponisten<br />
in der vom Münster überkrönten Breisgau-<br />
Metropole Freiburg, der Heimatstadt, dem Ort<br />
früher Erfolge und dem Refugium in den zu<br />
Füßen des Lorettoberges bedacht genosse<br />
nen Aitersjahren, endete am 2. Juni, nach vie<br />
len Krankheitswochen, der Lebensweg Franz<br />
Philipps, in begnadet langer Erdenzeit — am<br />
24. August hätte der Verstorbene seinen 82.<br />
Geburtstag feiern können — war es Franz<br />
Phiiipp vergönnt. Bedeutendes zu leisten als<br />
Komponist, als Organist, als Chor- und Orche<br />
sterdirigent, als Pädagoge und als Organisa<br />
tor. <strong>Der</strong> Heimgegangene war in Jahrzehnten<br />
eine der prägenden Persönlichkeiten in den<br />
Oberrheinianden. Sein Schaffen drang weit<br />
hinaus über den begrenzten Heimatraum —<br />
Aufführungen seiner Werke in England, Italien,<br />
den Niederlanden, in Österreich, der Schweiz,<br />
Spanien und Ungarn, ja sogar in Amerika be<br />
zeugen diese weitreichende Wirkung eines<br />
schöpferisch hochbegabten Künstlers. In einer<br />
Zeit stürmischer Umwandlungen der alten Mu<br />
siziergesetze verlor sich Franz Phiiipp nie an<br />
überspitzte Experimente, durch die nur Tages<br />
überraschungen erreicht werden können. In<br />
einer Ära kühner Kiangneuerungen wurde<br />
Franz Phiiipp, dem schon 1959 verstorbenen<br />
Joseph Haas in vielem geistverwandt, zum<br />
Brückenbauer zwischen den Kräften der Ver<br />
gangenheit und unsicheren Zukunftsbestre<br />
bungen. <strong>Der</strong> Romantik im ganz weitgefaßten<br />
Sinne sowie Bach und vielen Großen vor und<br />
nach ihm wußte sich Phiiipp besonders ver<br />
bunden. Doch er schrieb sein Werk — 97 Kom<br />
positionen tragen eine Opus-Zahi — in persön<br />
licher Handschrift; wo es die erstrebte Stim<br />
mung gebot, nutzte er oft die erweiterten<br />
Kiangmöglichkeiten moderner Tonsprache.<br />
Sein Werk steht so zwischen den Zeiten — ver<br />
bindend und verpflichtend.