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September 2018 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim

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THEMA<br />

R U H R G E B I E T<br />

Filmplakat aus denspäten 1970er-Jahren<br />

Porno<br />

aus dem<br />

Repro: Paffendorf<br />

Pott<br />

Als Liebe, Sexund Zärtlichkeitenauch<br />

kommerziell in Deutschland das Laufen<br />

lernten, warenesfindigeAkteureaus der<br />

Region, die die Gunstder Stundenutzten,<br />

um dasRuhrgebiet auch als Wirtschaftsstandort<br />

fürPornografie&Co. bundesweit<br />

bekanntzumachen.InZeitenvon<br />

Tinder,ständiger Verfügbarkeit vonPorno-ClipsimNetzund<br />

derabnehmenden<br />

Nachfrage nach physischen Datenträgern<br />

hatdie heimische Industrie aber den Anschluss<br />

verpasst.Ein Blick aufdie Porno-<br />

Pioniere ausdem Pott –und wasaus ihnen<br />

wurde.<br />

Kohlenpott istMontanindustrie, Currywurst-Pommes-Mayo,Horst Schimansiki,Fußball,Büdchenund<br />

AdolfWinkelmann.Man istMetropole Ruhr.<br />

VonHagen bis<strong>Oberhausen</strong>, vonEssen bisDortmund–dahältman sie<br />

hoch,die Industriekultur.Abersichdamitwerbewirksam zu kleiden,dass<br />

manvor garnicht malsolangerZeitInnovationsballungsraumder Sexindustriewar,fällt<br />

hingegenschwer. Sorgtdochalleindas Wörtchen Porno<br />

beisomanchemfür verlegenesGekicherund rote Ohren. Unddabei waren<br />

wir doch alle malsoheißauf denSchweinkram,oder? GewagteFrage?GewagteFrage!Vielleichtaberauch<br />

nicht, wenn mandie Uhrsoweitzurückdreht,<br />

dass wir unsplötzlich im Jahr 1968 wiederfinden. In Form derAusläufer<br />

der68er-Bewegungfordert dieNeue LinkeinWest-Deutschlanddie<br />

sexuelle Befreiung. Etwaskeuscher, aber ebenso nachhaltigkommt der<br />

ersteAufklärungsfilmvon OswaltKolle daher, derimselbenJahrindie<br />

Lichtspielhäuser wandert.<br />

In Dänemark passiert derweiletwas,was auch dasLeben in deutschen<br />

Schlafzimmernverändern wird: DieProduktionund derHandelvon Pornografie<br />

in Wort (1968) undBild(1969)wirdfreigegeben. DerDeutsche<br />

schieltinteressiertzum unzüchtigenNachbarnrüber,dennimLandder<br />

Dichterund Denker siehtder Gesetzgeber(noch)hohe Geld-und sogar<br />

Gefängnisstrafen für diejenigen vor, dieErotika herstellen,verbreitenoder<br />

zugänglich machen(Paragraph184 StGB). SkandinavischePornografie<br />

beschäftigtjetzt auch deutscheZollfahnder. Tonnenweise werden frivole<br />

Hefteund Super-8-Filmchen nach Deutschlandgeschmuggeltund unter<br />

18<br />

denLadentheken verkauft.Die Justiz ächztunter derLastvon Verfahren<br />

gegenPorno-Schmuggler.Derweil erfasstdie Sex-Welleauch dieKinos der<br />

BRD. DerSchulmädchen-Report(1970)und seinezwölf Fortsetzungen<br />

werden zurerfolgreichstendeutschen Kinoproduktionaller Zeiten.Inden<br />

Streifen undderen Epigonen (z.B.Krankenschwestern-Report,Hausfrauen-ReportoderTanzstunden-Report)verzichtetman<br />

(noch) aufexplizite<br />

Nahaufnahmendes Aktes.<br />

In Essenbetreibtderweil HorstF.Peter einenBuchladen. Undweilder<br />

merkt,wie viel Geld sich mitder "Bückware" aus Skandinavien machen<br />

lässt,importierter„WeekendSex“, eine frivolePostillefür Erotik-Kontakt.<br />

Mitdem Chefredakteurdes Heftes produziert Peter1972einedeutsche<br />

Versionnamens„HappyWeekend“. Fürden Druck derheißenWare istder<br />

Kölner Gerd Wasmundzuständig. Wasmundund Peterlernenden italienischenJuristen<br />

AlbertoFerro kennen.Der schmuggelteeinige Zeit Sexmagazine<br />

nach Italien unddreht jetztunter demPseudonym LasseBraun in<br />

Dänemark Hardcore-Pornosauf Super-8-Film.Horst F. Peterund Gerd Wasmund<br />

zeigen sich starkbeeindrucktvon derstilvollfotografiertenPornografie<br />

im Bewegtbildund dempotenziellenMarkt dafür.<br />

1972 kommt auch derJournalistMichael Scheywährendeiner Reportage<br />

für denSpiegelinKontakt mitder Pornobranche.Der gebürtigeEssener,<br />

derbei Otto Steinerander Folkwang-HochschuleFotografiestudierte,<br />

geht Mitteder 70er Jahre nach München, arbeitet als Standfotograf im<br />

Porno-Bereich.1973zeichnetsichbereits ab,dassder Paragraph184 in

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