Jahresbericht 2011 - Universitätsklinik für Orthopädie und ...

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Jahresbericht 2011 Univ.-Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie Im angloamerikanischen Raum wurde 1849 die erste Frau zur Ärztin promoviert. Weitere Promotionen von Ärztinnen folgten erst ab den siebziger Jahren. Inzwischen erlebte die Frauenbildung in Russland um 1860 eine erste Blütezeit. Der politische Umschwung im Gefolge der Aufhebung der Leibeigenschaft (1861) bewirkte die baldige Schließung der Hochschulen und veranlasste viele russische Medizinstudentinnen zur Emigration nach Zürich. Die dortige Universität räumte nämlich als erste deutschsprachige Hochschule ab 1867 Frauen ein allgemeines Immatrikulationsrecht ein. Noch im selben Jahr erhielt die Russin Nadežda Suslova (1843– 1918) als erste Frau nach einem vollständigen Medizinstudium in Zürich das Doktorat verliehen. Ihre Dissertation hatte sie mit ihrem Sankt Petersburger Physiologieprofessor Iwan Setschenow in Graz vorbereitet. Dazu ist anzumerken, dass Professor Setschenow der erste russische Physiologe war und in engem Kontakt zum ersten Grazer Physiologen Professor Alexander Rollett stand. „[...] ohne Zweifel ist es nicht nur der Durst nach Kenntnissen, welcher die russischen Frauen nach Zürich treibt“, heißt es in der Begründung eines russischen Erlasses, der 1873 den Zürcher Medizinstudentinnen (s. Abb.)die Anerkennung ihrer Studien in Russland verweigerte und die meisten von ihnen zur Rückkehr bewog. Bertha von Suttner fand 1889 deutlichere Worte für den damit einhergehenden pauschalen Verruf der Medizinstudentinnen, welcher dazu beitrug, „daß für die ängstlichen Gemüter der am Hergebrachten Geklammerten das Bild einer die Universität besuchenden Hörerin der Medizin denselben Schauer erweckte wie dasjenige einer am Galgen baumelnden Zarenmörderin“. Dieses Horrorbild dürfte auch Professor Rollett bekannt gewesen sein, dem es aber trotzdem nicht gelang, seine hochbegabte Tochter Oktavia (1877–1959) vom Medizinstudium abzuhalten. Sie zählte zu den ersten Österreicherinnen, die die Zulassung von Frauen zum Medizinstudium ab dem Wintersemester 1900/01 nützten. Als letzte Länder Europas hatten Österreich und Deutschland (zuerst Baden 1898 und zuletzt Mecklenburg 1909) Frauen dieses Recht eingeräumt. Zuvor hatte es in den neunziger Jahren nur sehr vereinzelte Praxiszulassungen von Schweizer Medizinpromoventinnen in Österreich gegeben, darunter Amtsärztinnen für das neue Kronland Bosnien-Herzegowina, wo viele Mohammedanerinnen eine ärztliche Behandlung durch Männer ablehnten. Das Beispiel dieser Ärztinnen wurde zur Jahrhundertwende ein gewichtiges Argument für die Studierfähigkeit von Frauen. Die Orthopädie hatte sich als medizinisches Spezialfach ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in Wien und infolge der Berufung von Professor Carl Nicoladoni seit 1895 auch in Graz etablieren können, und zwar sowohl auf der chirurgischen Klinik als auch auf der Kinderklinik. Neben der universitären Medizin widmeten sich Privatinstitute wie jenes des Turnlehrers Gottlieb Gerlitz (seit Mitte der achtziger Jahre) der orthopädischen Heilgymnastik, ab der Jahrhundertwende dann auch der orthopädischen Chirurgie. In Ermangelung einer Studienberechtigung gehörten der ersten Grazer Orthopädengeneration noch keine Frauen an. Auch später fiel es Frauen schwer, sich an chirurgischen Abteilungen zu etablieren, da Sekundarärztinnen allgemein nur zögerlich zugelassen wurden. Im Grazer Landeskrankenhaus begann die Zulassung 1912, zunächst jedoch nur für den Fall, dass „zur Zeit der Besetzung der Stelle qualifizierte männliche Bewerber nicht zur Verfügung stehen“. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen arbeitete Dr. Oktavia Rollett zunächst als (erste österreichische) Sekundarärztin am (privaten) Anna-Kinderspital und eröffnete dann die erste Grazer Arztpraxis einer Frau. Parallel dazu fungierte sie zwei Jahrzehnte lang als Anstaltsärztin in der Privatturnanstalt von Hermine Schaefler (s. Abb.), dem ersten Grazer Institut für schwedische Heilgymnastik. Die ersten Fachärztinnen begegnen in Graz zu Beginn der zwanziger Jahre – unter ihnen eine Kinderärztin, eine Zahnärztin, eine Augenärztin, eine Dermatologin und eine Internistin. Professor Rudolf Maresch, der damalige Wiener Ordinarius für Anatomie, sprach Ärztinnen das Talent für manche Fächer ab, indem er 1927 erklärte: „Wenn auch nicht alle Gebiete der ärztlichen Tätigkeit gleichmäßig für die Frau geeignet sind, so kann doch nicht daran gezweifelt werden, dass eine größere Zahl von Sonderfächern ein dankbares Arbeitsfeld für die Ärztin darstellt.“ Kein dankbares Arbeitsfeld für Ärztinnen blieben lange Zeit Chirurgie und Orthopädie. In Graz gründeten erst nach dem Zweiten Weltkrieg Dr. Edritha Hammer und Dr. Anna Poppovic Facharztpraxen für Chirurgie. Um dieselbe Zeit absolvierte Dr. Friederun Peters ihre Turnusausbildung (1946–1949) am Landeskrankenhaus, um anschließend als Ärztin an der chirurgisch-orthopädischen Kinderabteilung des Anna- Kinderspitals zu arbeiten. 1955 beantragte sie das Facharztdiplom für Orthopädie, welches ihr schließlich Ende August 1956 ausgestellt wurde. Abb.: Reklamezettel der Privatturnanstalt von Hermine Schaefler in Graz (1918) Dr. Norbert Weiss Unternehmenshistoriker der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft 8
9 Jahresbericht 2011 Univ.-Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie Qualitätssicherung pflegerischer Leistung durch themenbezogene Fachgruppen Das Pflegeteam der orthopädischen Bettenstation sichert als Begleitmaßnahme für das laufende EFQM- Projekt die pflegerische Leistungsqualität. Das Grundinstrument ist ein ExpertInnenorganigramm, das sich durch das Zusammenwirken spezialisierter Arbeitsgruppen definiert. Die Arbeitsschwerpunkte dieser Gruppen sind: Ernährung Risikominimierung Kommunikation Fehlermanagement Hygiene Schulung neuer MitarbeiterInnen und Praktikumsbegleitung Schmerz Bettenstation Kundenorientierung Führungsarbeit Pflegedokumentation Gerätetechnik Wundmanagement Lagerhaltung Arbeitsprozesse Abb.: Ein Teil des Pflegeteams bei der Besprechung des Tagesablaufs der Station
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