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Coverstory Fisch&Wasser 2/2009 Fisch&Wasser 2/2009 Biologie<br />
Was Wissenschafter hier tun, sieht aus wie Gartenarbeit<br />
im Fluss. In Wahrheit legen sie künstliche<br />
Nester für den Salmonidennachwuchs an.<br />
Kinderstube im Fluss<br />
Die schwarza, eines der schönsten reviere des Arbeiterfischereiverbandes, litt<br />
unter umfangreichen Baumassnahmen und Befischungsdruck. seit vier Jahren<br />
bauen Forscher nun mit neuesten Methoden wieder eine Wildfischpopulation auf.<br />
In den letzen Jahrzehnten kam es an<br />
der Schwarza, einem Fliegenfischerrevier<br />
des Arbeiterfischereiverbandes<br />
im wildromantischen Höllental, zu zahlreichen<br />
Lebensraumveränderungen. Die<br />
bestehenden Kleinwasserkraftwerke,<br />
der Ausbau der Straße im Höllental<br />
oder forstwirtschaftliche Eingriffe im<br />
Nahbereich des Gewässers, hervorgerufen<br />
durch die starken Sturmschäden in<br />
den siebziger Jahren, führten zu einem<br />
Rückgang des Insektenaufkommens und<br />
zu einer Verschlechterung der einst sehr<br />
guten Fischerei in diesem Gewässerab-<br />
Von DI Georg Holzer und DI Manuel Hinterhofer (Text und Fotos)<br />
schnitt. Aufgrund der neu auferlegten<br />
Bewirtschaftungsregelungen seitens des<br />
Verpächters – Regenbogenforellenbesatzverbot,<br />
Besatzverbot von fangfähigen<br />
Fischen – wurde im Jahr 2005 ein<br />
fünfjähriges Projekt zur Verbesserung<br />
der natürlichen Reproduktion der Bachforelle<br />
ausgearbeitet. Franz Gibler, der<br />
Obmann des Vereines Schwarza, war<br />
dabei Mitinitiator und mit seiner mittlerweile<br />
mehr als 30-jährigen Reviererfahrung<br />
eine wichtige Ansprechperson<br />
bei zahlreichen Fragestellungen.<br />
Neben den Umweltveränderungen<br />
wirkten sich auch ein zu hoher Befischungsdruck<br />
sowie die immer besser<br />
werdende Technik der Fliegenfischerei<br />
negativ auf den hier heimischen Fischbestand<br />
aus. Das Material für die Fliegenfischerei<br />
- Ruten, Schnüre, Vorfächer und<br />
Haken - wurde stark verbessert, Methoden<br />
wie Nymphenfischen, Streamerfischen,<br />
Sinkleinen oder Bleivorfächer<br />
ermöglichen mittlerweile die Befischung<br />
aller Gewässerzonen. Die Folge dieser<br />
Entwicklung war, dass mehr entnommen<br />
wurde und bald immer weniger<br />
Fische gehakt wurden. Da Kormoran<br />
und Gänsesäger bis heute nicht gesichtet<br />
wurden, besteht keine Möglichkeit, diese<br />
schlauen Vögel für den Fischrückgang<br />
verantwortlich zu machen. Hier war<br />
eindeutig der Mensch, mit all seinen Eingriffen<br />
in die Natur, für die Verschlechterung<br />
der Fischerei zuständig.<br />
Eine gängige Reaktion auf den Rückgang<br />
der heimischen Fischpopulation<br />
war eine starke Zunahme der Besatzaktivitäten.<br />
Jahrzehnte lang wurden<br />
jährlich große Mengen an fangfähigen<br />
Besatzfischen in das Gewässer eingebracht.<br />
Diese einst sicher gut gemeinte<br />
Maßnahme hatte katastrophale Auswirkungen<br />
auf die dort lebenden Wildfischbestände.<br />
Ein Teufelskreis nahm seinen<br />
Anfang. Die Bewirtschafter hatten ab<br />
diesem Zeitpunkt sehr hohe Ausgaben<br />
für Besatzfische, die Gewässerinhaber<br />
erhöhten die Pachtpreise und die Fischer,<br />
erzürnt über die immer höher werdenden<br />
Lizenzpreise, entwickelten sich<br />
zu unzufriedenen Besatzfischfängern.<br />
Geblendet von dieser jahrzehntelangen<br />
fischereilichen Fehlentwicklung wollten<br />
viele Petrijünger am Gewässer vor allem<br />
Beute machen und haben verlernt, echte<br />
Wildfische zum Anbiss zu verlocken.<br />
Die für passionierte Fliegenfischer im<br />
Vordergrund stehenden Eckpunkte der<br />
Fischerei, sich am Gewässer zu erholen<br />
und die Natur zu genießen, Wildfische zu<br />
beobachten und ihnen nachzustellen und<br />
ab und zu auch einmal ohne Fisch nach<br />
Hause zu gehen, waren offenbar in Vergessenheit<br />
geraten. Nun aber verliert die<br />
Fliegenfischerei auf Besatzfische immer<br />
mehr Anhänger und ein Umdenkprozess<br />
hin zu einer nachhaltigen fischereilichen<br />
Bewirtschaftung ist bereits an mehreren<br />
Revieren in Österreich spürbar.<br />
Überzeugungsarbeit. Aufgrund dieser<br />
Problematik hat sich der Verein Schwarza<br />
2005 dazu entschlossen, die Bewirtschaftung<br />
seines Gewässers komplett<br />
umzustellen. Hauptziel war dabei, vom<br />
klassischen Fischbesatz mit fangfähigen<br />
Fischen abzukommen. Der erste entscheidende<br />
Schritt: den Fischer von der<br />
neuen Bewirtschaftungsmethode zu<br />
überzeugen und die Sinnhaftigkeit eines<br />
Besatzes mit fangfähigen Fischen zu hinterfragen.<br />
2005 wurden daher letztmalig<br />
etwa 400 fangfähige markierte Bachforellen<br />
besetzt. Die Fischer wurden gebe-<br />
ten, auf diese Markierungen beim Fang<br />
zu achten.<br />
verschwundener Besatz. Das Ergebnis<br />
war für viele überraschend. Nur zehn<br />
markierte Fische landeten in den Fangkörben.<br />
Die restlichen 390 Besatzfische<br />
wanderten bald nach dem Besatz in<br />
flussab gelegene Reviere ab. In strömungsarmen<br />
Bereichen werden seither<br />
noch einige dieser Fische gefangen,<br />
der Großteil stirbt allerdings aufgrund<br />
von für Zuchtfische ungewohnt harten<br />
Umweltbedingungen spätestens im nahrungsarmen<br />
Winter. Dieses schon oft<br />
in wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
belegte schlechte Verhältnis von Besatz<br />
zu Ausfang öffnete vielen die Augen und<br />
das Interesse für die neue<br />
Strategie wuchs.<br />
Die Umstellung der Bewirtschaftung<br />
erforderte<br />
auch eine Veränderung der<br />
bestehenden Fischereiordnung.<br />
Die Aufgabe bestand<br />
darin, den Fischern die komplexen<br />
Vorgänge in Wildfischpopulationen<br />
näher zu<br />
bringen. Ziel war es, gewisse<br />
Altersstadien, vor allem die 1<br />
potentiellen Mutterfische,<br />
weitgehend zu schonen, um<br />
eine ausreichende natürliche<br />
Reproduktion zu gewährleisten.<br />
Nicht die größten und<br />
schönsten Fische sollten entnommen<br />
werden, sondern<br />
eher die mittleren Größen,<br />
die in Wildfischpopulationen<br />
auch in weitaus größerer<br />
Anzahl vorkommen.<br />
Die neuen Themen wurden<br />
in den Vereinsversamm- 2<br />
lungen besprochen. Durch<br />
die Miteinbeziehung der<br />
Lizenznehmer an den laufenden<br />
Projektarbeiten wurde<br />
eine Sensibilisierung für<br />
den Wildfisch erreicht.<br />
Ein weiterer wichtiger<br />
Schritt in Richtung einer<br />
nachhaltigen Bewirtschaftung<br />
war die Suche nach<br />
brauchbarem Besatzmaterial.<br />
Mehrere Kriterien definieren<br />
einen geeigneten Be- 3<br />
satzfisch. Erstens müssen >><br />
Brutboxen sind ein geschlossenes System,<br />
aus dem später die geschlüpften larven<br />
nicht entkommen können (1). Die Augenpunkteier<br />
werden im Jänner bei eisigen<br />
Wassertemperaturen eingebracht (2).<br />
Im März werden die Boxen geöffnet, die<br />
Schlupfraten bestimmt und die kleinen<br />
Bachforellen in die Freiheit entlassen (3).<br />
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