VNW-Magazin - Ausgabe 5/2017
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
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<strong>Magazin</strong><br />
Perspektive<br />
ist wichtig<br />
im Grundriss<br />
unseres Lebens.<br />
21. Managementforum<br />
16. / 17. Januar 2018 in Lübeck-Travemünde<br />
5<strong>2017</strong><br />
Wertekampagne<br />
ERP-Umstellung<br />
Cyberangriffe<br />
Baukostenstudie
3 Zimmer,<br />
Küche,<br />
Zukunft<br />
Machen Sie Ihre Immobilie fit mit einem zukunftsfähigen Netz.<br />
Bieten Sie Ihren Bewohnern den Zugang zu vielfältigen Multimedia-Angeboten. Mit dem leistungsstarken Hybridnetz von<br />
Vodafone Kabel Deutschland, der idealen Kombination aus Glasfaser- und Koaxialkabel. Eine Entscheidung für die Zukunft.<br />
• Digitales Fernsehen – auch in HD-Qualität<br />
• Zeitflexibel fernsehen – mit dem Digitalen HD-Video-Recorder 1<br />
• Top-Filme und Serien auf Abruf mit der Vodafone Videothek 2<br />
• Internet mit Kabel-Power – mit bis zu 500 Mbit/s im Download bereits in einigen Ausbaugebieten verfügbar 3<br />
• Telefon-Anschluss – einfach und günstig über das Kabel 3<br />
• Kabel Internet Telemetrie – Bandbreite für Ihre Immobilie 4<br />
Mehr zu den Produkten und zur Verfügbarkeit unter<br />
vodafone.de/immobilienwirtschaft<br />
1 Kopiergeschützte Sendungen (z.B. bestimmte Programme/Vodafone Videothek und TV-Mediathek) können aufgrund der Zusatzanforderungen<br />
einiger Programmveranstalter nicht angehalten, gespult oder aufgenommen werden. Bis zu 200 Stunden Aufnahmekapazität<br />
beim Digital-HD-Recorder Standard, bis zu 600 Stunden beim Digital-HD-Recorder XL und bei der GigaTV 4K Box. Aufnahmezeiten<br />
beziehen sich auf SD-Qualität. 2 Das Video on Demand-Angebot von Vodafone ist in immer mehr Städten und Regionen der Kabel-<br />
Ausbaugebiete von Vodafone verfügbar. Prüfung auf vodafone.de/vod. Voraussetzungen sind ein 862-MHz-Hausnetz, ein mit einer<br />
GigaTV 4K Box, einem Digital-HD-Recorder oder einem Digital-HD-Receiver von Vodafone Kabel Deutschland ausgestatteter,<br />
kostenpflichtiger Kabel-Anschluss bzw. Vodafone TV Connect-Vertrag sowie ein Internet-Anschluss. Empfohlene Bandbreite mindestens<br />
10 Mbit/s. 3 Vodafone Kabel Deutschland Internet- und Phone-Produkte sind in immer mehr Ausbaugebieten von Vodafone Kabel<br />
Deutschland mit modernisiertem Hausnetz (862 MHz) verfügbar. Die Maximalgeschwindigkeit von 500 Mbit/s ist im Ausbaugebiet in<br />
ersten Städten und Regionen mit modernisiertem Hausnetz verfügbar. Weitere Städte und Regionen folgen. Bitte prüfen Sie, ob Sie die<br />
Produkte von Vodafone Kabel Deutschland in Ihrem Wohnobjekt nutzen können. Call-by-Call und Preselection nicht verfügbar. 4 Kabel<br />
Internet Telemetrie ist in immer mehr Ausbaugebieten von Vodafone Kabel Deutschland verfügbar. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />
Stand: Oktober <strong>2017</strong><br />
Vodafone Kabel Deutschland GmbH · Betastraße 6–8 · 85774 Unterföhring<br />
The future is exciting.<br />
Ready?
magazin 5.I7<br />
Zuwanderung Inhalt<br />
<strong>VNW</strong>-Wertekampagne: Viele Menschen denken mehr denn je<br />
darüber nach, was ihnen im Leben wichtig ist. Aber wie viele<br />
Menschen fragen sich eigentlich, wer der Vermieter ihrer Wohnung<br />
ist? Wofür er steht? Der <strong>VNW</strong> und die ihn tragenden Unternehmen<br />
stehen für Heimat, Solidarität, Geborgenheit, Teilhabe, Gemeinschaft<br />
und Sicherheit.<br />
Titelfoto: boy | Strategie und Kommunikation GmbH<br />
06<br />
20<br />
28<br />
67<br />
<strong>VNW</strong><br />
THEMA – ANALYSE – VISION<br />
03 Wertekampagne<br />
06 <strong>VNW</strong>-Arbeitstagung<br />
49 500 Bäume<br />
50 Müllsünden<br />
51 Wunschtermin<br />
52 Studentenwohnungen<br />
53 Kooperatives Bauen<br />
54 Baukosten<br />
55 Elektorautos<br />
56 Grunderwerbsteuer<br />
09 Serie: Digitalisierung<br />
20 Risiko durch Cyberangriffe<br />
23 Datenschutz<br />
26 Ein Wiki für die Genossenschaft<br />
28 Serie: Freiraumplanung<br />
32 Personalführung<br />
34 Serie: Quartier<br />
42 Hilfe bei Datenmigration<br />
46 Tax Compliance<br />
1
Gemeinschaft<br />
ist der<br />
Grundriss<br />
unseres<br />
Lebens.<br />
Wir genießen unsere Zeit zu zweit genauso wie das Zusammensein<br />
mit den Menschen um uns herum. Und so wie wir leben, wollen<br />
wir auch wohnen: bunt, aktiv und gemeinschaftlich.<br />
Unser Vermieter fördert Gemeinschaft:<br />
<strong>VNW</strong>. Verband der<br />
Vermieter mit Werten.<br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
www.vnw.de
<strong>VNW</strong><br />
Wertekampagne<br />
Was uns ausmacht<br />
Andreas Breitner, <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor<br />
Auf der Arbeitstagung Ende September in Rostock wurde erstmals<br />
die geplante Wertekampagne des <strong>VNW</strong>, „Grundriss meines Lebens“,<br />
einem größeren Publikum vorgestellt. Die Reaktionen waren über wiegend<br />
positiv. Aber es gab auch kritische Nachfragen, vor allem nach dem Sinn<br />
und Nutzen einer derartigen Aktion. Die Zuhörerinnen und Zuhörer<br />
wollten auch wissen, ob Inhalt und Umsetzung bereits feststünden.<br />
Das <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit Verbandsdirektor Andreas Breitner.<br />
magazin: Ist bei der Wertekampagne bereits alles in Sack<br />
und Tüten?<br />
Andreas Breitner: Nein, keineswegs. Die Vorstellung der Idee<br />
einer Wertekampagne war lediglich ein erster Aufschlag und soll<br />
den Beginn eines Beteiligungsprozesses markieren. Vor der Arbeitstagung<br />
in Rostock hatte ich unser Vorhaben beim Verbandstag<br />
in Hamburg angekündigt, im Verbandsausschuss diskutiert<br />
und in einem internen Workshop vorbereitet und mitentwickelt.<br />
magazin: Wie ist der aktuelle Stand der Kampagne?<br />
Wir haben bislang strategische Überlegungen einer<br />
Kampagne entwickelt, sozusagen das Fundament, auf dem die<br />
Aktion künftig stehen soll. Wie das „Gebäude“ unserer Wertekampagne<br />
konkret aussehen soll, steht noch längst nicht fest.<br />
Seine eigentliche Ausgestaltung erfolgt in den kommenden<br />
Monaten. Wir haben seit der Arbeitstagung eine Vielzahl an<br />
Fragen und wertvolle Anregungen erhalten. Gegenwärtig sind<br />
wir mit den Verbandsunternehmen im intensiven Gespräch. Wer<br />
sich zudem einbringen will – die Möglichkeit, sich mit Vorschlägen<br />
an uns zu wenden, besteht. Das Projekt ist ja gerade erst<br />
angelaufen.<br />
magazin: Worum geht es bei der Kampagne?<br />
Im Kern darum, was die norddeutsche Wohnungswirtschaft<br />
ausmacht – also: wer wir sind und was uns von anderen,<br />
privaten Wohnungsunternehmen unterscheidet. Wir sind die<br />
Guten! Das heißt nicht, dass andere Wohnungsunternehmen<br />
automatisch schlecht sind. Aber wer in der Wohnung einer<br />
Genossenschaft oder eines öffentlichen Wohnungsunternehmens<br />
lebt, der kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sicher<br />
sein: sicher vor Eigenbedarfskündigungen, vor Mietwucher<br />
und vor vielem mehr. Angesichts der großen Veränderungen<br />
in unserer Gesellschaft ist das von großem Gewicht.<br />
magazin: Reicht das nicht? Warum benötigt der <strong>VNW</strong><br />
eine Wertekampagne?<br />
Weil unsere Gesellschaft intensiver denn je über Werte<br />
diskutiert und die Menschen darüber nachdenken, was ihnen<br />
wichtig ist. Wer sich ein Auto kaufen möchte, überlegt, ob es<br />
einen elektrischen Antrieb haben sollte. Wer im Supermarkt<br />
einkauft, schaut ganz selbstverständlich nach der Herkunft oder<br />
ob es Bio ist. Und vielen Menschen würde kein Stromanbieter ins<br />
Haus kommen, der Atomkraftwerke betreibt. Aber Hand aufs<br />
Herz: Wie viele Menschen fragen eigentlich, wer der Vermieter<br />
ihrer Wohnung ist. Wofür er steht? Und wofür nicht?<br />
magazin: Woran liegt das?<br />
Aus meiner Sicht auch daran, dass wir als Verband<br />
bislang zu wenig die Werte unserer Mitgliedsunternehmen<br />
vermittelt haben. Wir haben zu wenig deutlich gemacht, dass<br />
unser Verband und die ihn tragenden Unternehmen für Heimat,<br />
Solidarität, Geborgenheit, Teilhabe, Gemeinschaft und Sicherheit<br />
stehen. Es wird immer wichtiger, als Verband auf Entscheidungsprozesse<br />
und Debatten in Politik und Gesellschaft Einfluss zu<br />
nehmen. Und wir müssen uns eingestehen: Als Verband sind wir<br />
auch bei politisch Verantwortlichen bislang nicht ausreichend<br />
bekannt.<br />
magazin: Warum aber gerade jetzt so eine<br />
Wertekampagne?<br />
Die Chancen, die Weichenstellung im Sinne unserer<br />
Mitgliedsunternehmen zu beeinflussen, sind so gut wie lange<br />
nicht. Das Thema Wohnen steht ganz oben auf der To-do-Liste<br />
der Politiker. Aber nicht nur das. Es geht in unserer Gesellschaft<br />
längst nicht mehr nur darum, sauber und trocken zu wohnen,<br />
sondern darum, dass Wohnen für Otto Normalverbraucher, und<br />
g<br />
3
<strong>VNW</strong><br />
unseren Mitgliedsunternehmen. Insofern erfüllt unsere Wertekampagne<br />
zwei Ziele: zum einen den Verband bekannter und<br />
durchsetzungsfähiger zu machen; zum anderen die politischen<br />
Bedingungen im Sinne unserer Verbandsmitglieder zu beeinflussen.<br />
Am Ende geht es darum, Medien und Politik davon zu überzeugen,<br />
dass wir der Ansprechpartner Nummer 1 für bezahlbares<br />
Wohnen im Norden sind. Und eines ist auch klar: Gemeinsam<br />
sind wir stark, und diese Stärke wollen wir sichtbarer machen.<br />
magazin: Eine Reihe von Verbandsmitgliedern haben<br />
bereits eigene Werbekampagnen entwickelt. Sind die<br />
jetzt für die Tonne?<br />
Natürlich nicht. Es gibt eine Vielzahl guter Kampagnen,<br />
die wir weiterhin unterstützen, die der Marketinginitiative der<br />
Genossenschaften und des GdW beispielsweise. Unsere Wertekampagne<br />
soll diese Vorhaben nicht ersetzen.<br />
das sind die meisten Menschen in unserem Land, bezahlbar sein<br />
muss. Wir sind diejenigen, die aus täglichem Erleben wissen,<br />
welche politischen und gesetzlichen Voraussetzungen notwendig<br />
sind, damit unsere Mitgliedsunternehmen bezahlbare Wohnungen<br />
anbieten können. Wir sollten die gute Gelegenheit nutzen,<br />
Verantwortlichen in den Parlamenten, in den Regierungen und<br />
in den Verwaltungen die gesellschaftspolitische Leistung unserer<br />
Mitgliedsunternehmen deutlicher zu machen. Die Wertekampagne<br />
ist dafür eine wichtige Unterstützung.<br />
magazin: Machen die Mitgliedsunternehmen jetzt also<br />
Werbung für den Verband?<br />
Es ist nicht unser Ziel, eine Werbekampagne im klassischen<br />
Sinn aufzulegen. Es geht in erster Linie um unsere gemeinsamen<br />
Werte. Aber eines ist auch klar: Je bekannter der <strong>VNW</strong><br />
ist, desto klarer wird, wofür er und seiner Mitglieder stehen. Und<br />
desto eher werden unsere Anregungen und unsere Kritik bei<br />
den Verantwortlichen in Politik und Staat gehört. In Schleswig-<br />
Holstein ringen wir beispielsweise mit der Regierung um eine<br />
Senkung der Grunderwerbsteuer. In Hamburg dringen wir auf<br />
günstigere Preise für Grundstücke. In Mecklenburg-Vorpommern<br />
erklären wir immer wieder, warum auf Rückbau gegebenenfalls<br />
Neubau folgen sollte. Finden wir Gehör, dient das zuallererst<br />
magazin: Und dennoch könnte der Eindruck von Konkurrenz<br />
entstehen.<br />
Die Kampagnen unserer Mitgliedsunternehmen sind alle<br />
gut gemacht und hilfreich. Aber sie stehen – im Übrigen aus<br />
gutem Grund – nicht für den Verband, sondern haben jeweils<br />
einen anderen Absender. Mit unserer Wertekampagne wollen<br />
wir den guten Namen des Verbandes, den es ja bald seit 120<br />
Jahren gibt, und unsere Positionen bekannter machen. Es ist<br />
eine Kampagne, die den <strong>VNW</strong> vorstellt und mit dessen Farben,<br />
unserem Verbandsnamen und unserem Logo arbeitet. Von einer<br />
Konkurrenz kann also keine Rede sein. Ich bin überzeugt, dass<br />
die unterschiedlichen Kampagnen einander ergänzen werden.<br />
magazin: Sie sagen es selbst: Verband und Mitglieder sind<br />
nicht voneinander zu trennen. Wo finden sich die Mitglieder<br />
in der Wertekampagne wieder?<br />
Zuallererst natürlich in den Werten. Wir wollen zudem<br />
einen Schulterschluss mit unseren Mitgliedsunternehmen. Wir<br />
haben die Kampagne bis hierhin unter ihrer Beteiligung entwickelt<br />
– und wir entwickeln die Kampagne gemeinsam weiter. Die<br />
Ergebnisse enthalten verschiedene Möglichkeiten, auch einzelnen<br />
Mitgliedsunternehmen eine Bühne zu bieten: als Mitbauender<br />
genauso wie mit seinen Mietern, die schon von Mitglieds-<br />
Die Agentur<br />
boy | Strategie und Kommunikation GmbH berät seit 16 Jahren<br />
Unternehmen und Institutionen mit erklärungsbedürftigen Produkten<br />
und Aufgaben bei der Entwicklung von Marken, dem Aufbau von Bekanntheit und Zustimmung<br />
sowie der Kommunikation komplexer Inhalte. Als erste Strategie-Agentur in Schleswig-<br />
Holstein steht bei boy die Beratung für eine grundlegende strategische Vorgehensweise, kreative<br />
qualitative Marktforschung und messbaren Kommunikationserfolg im Fokus. „Der echte Norden“,<br />
„Mach MITTag“ oder „NAH.SH“ sind solche Erfolgsmarken aus dem Hause boy. Bombardier<br />
Transportation, GE Healthcare oder der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) gehören ebenso zum<br />
Kundenportfolio wie Haus & Grund oder die Marketinggemeinschaft der Wohnungsbaugenossenschaften<br />
in Schleswig-Holstein. Eine hohe Expertise für Verbandskommunikation zeichnet boy aus.<br />
4
<strong>VNW</strong><br />
Fotos: <strong>VNW</strong><br />
unternehmen für die Kampagne gewonnen wurden, und deren<br />
Vermieter natürlich genannt werden. Eines ist aber klar: es bleibt<br />
ein Angebot, kein Zwang. Es ist eine Kampagne des Verbandes.<br />
Je mehr unsere Mitgliedsunternehmen diese nutzen und für sich<br />
anwenden, umso stärker vervielfältigt sie sich.<br />
magazin: Wie geht es jetzt weiter?<br />
Gegenwärtig sind wir in intensiven Gesprächen mit<br />
unseren Verbandsmitgliedern. Die Agentur boy aus Kiel, die wir<br />
auch aufgrund ihrer erfolgreichen Arbeit für die Marketinginitiative<br />
der schleswig-holsteinischen Genossenschaften für unser<br />
Projekt ausgewählt haben, hat mit dem „Grundriss des Lebens“<br />
eine gelungene Grundlage entwickelt. Auf dieser lässt sich<br />
aufbauen. Geplant sind eine Broschüre für Presse und Öffentlichkeit,<br />
die uns als Verband vorstellt. Im neuen Jahr werden wir<br />
mit drei Talk-Veranstaltungen in Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Schleswig-Holstein und Hamburg die Debatte ums Wohnen mit<br />
unseren Positionen beleben. Ich selbst werde in den anstehenden<br />
Mitgliederversammlungen, Landesvorstandssitzungen und<br />
Fachausschüssen dazu Rede und Antwort stehen.<br />
Wer mehr über die Kampagne wissen will: Auf der Website<br />
www.grundriss-meines-lebens.de werden Inhalte der<br />
Kampagne ausführlich erklärt. h<br />
Arbeiten in der Wohnungswirtschaft<br />
Wohnungsunternehmen bieten vielfältige, spannende Arbeitsplätze<br />
zu attraktiven Konditionen. Leider ist das den meisten<br />
potenziellen Bewerbern nicht bekannt. Um künftig den Bedarf<br />
an Fach- und Führungskräften zu decken, muss die Wohnungswirtschaft<br />
raus aus dem „Schattendasein“ und rauf auf den<br />
Wunschzettel von Bewerbern. Der <strong>VNW</strong> hat für seine Mitgliedsunternehmen<br />
die Kampagne „Arbeiten in der Wohnungswirtschaft“<br />
entwickelt. Resultat ist unter anderem die Homepage<br />
www.arbeiten-in-der-wohnungswirtschaft.de.<br />
Unter dieser Adresse gibt es vielfältige Informationen, Texte,<br />
Beschreibungen und Filme, die Wohnungsunternehmen gerne<br />
für ihr eigenes Personalmarketing übernehmen und nutzen<br />
können.<br />
So können Unternehmen beispielsweise ganz einfach den<br />
Kurzfilm kostenfrei in ihre Homepage integrieren. Zusätzlich<br />
können Flyer, Roll-Ups, Messestand und Bauzaunplakat – auf<br />
Wunsch auch individualisiert mit eigenem Logo – über unseren<br />
Partner Haufe New Times bestellt werden.<br />
Je mehr das Angebot nutzen, um Bewerber und Interessierte<br />
auf ihr Unternehmen und ihre attraktiven Arbeitsplätze aufmerksam<br />
zu machen, desto besser ist es für unsere Branche.<br />
Ansprechpartner beim <strong>VNW</strong> ist Andreas Daferner<br />
(daferner@vnw.de), Tel.: 040 520 11-218.<br />
5
Fotos: <strong>VNW</strong><br />
<strong>VNW</strong>-Arbeitstagung<br />
Wir brauchen eine Baukostenbremse<br />
Vom 25. bis 27. September wurde Rostock zum wohnungswirtschaftlichen Zentrum des<br />
Nordens – rund 40 Experten diskutierten mit den Teilnehmern der <strong>VNW</strong>-Arbeitstagung.<br />
6<br />
Die diesjährige Arbeitstagung begann mit viel Sonnenschein<br />
und einer „Liebeserklärung an den Norden“. Unter viel Beifall<br />
stimmte die Poetry Slammerin Mona Harry das Publikum auf die<br />
drei intensiven Arbeitstage ein. Die Schwerpunkte lagen auf dem<br />
Thema Digitalisierung sowie kaufmännischen und technischen<br />
Aspekten.<br />
Baukostenbremse statt Mietpreisbremse<br />
Nach einer Begrüßung der Anwesenden durch Jana Kilian, Vorsitzende<br />
des Verbandsausschusses, nahm <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor<br />
Andreas Breitner die Bundestagswahl am Tag zuvor zum Anlass,<br />
wohnungspolitische Themen des Wahlkampfs und wohnungswirtschaftliche<br />
Erwartungen an die zukünftige Regierung zusammenzufassen:<br />
„Wir brauchen eine Baukostenbremse statt einer<br />
Mietpreisbremse.“<br />
Eine mobile junge Generation ziehe es in die Städte und die<br />
Vereinzelung der (urbanen) Bevölkerung machten kurzfristig<br />
Neubau in den Groß- und Mittelzentren Norddeutschlands unabdingbar.<br />
Das sei nur möglich, wenn sich Bau- und Grundstückskosten<br />
nicht weiter verteuerten.<br />
Das Thema Grunderwerbsteuer sei mittlerweile zu seinem<br />
Steckenpferd geworden – „wegen der Ungleichbehandlung und<br />
dem methodischen Irrsinn, der in dem Thema steckt“, sagte<br />
Breitner. Der Verbandsdirektor mahnte zudem, sich in Sachen<br />
Digitalisierung nicht abhängen zu lassen: „Wir müssen die Digitalisierung<br />
als Chance begreifen.“<br />
In seinem anschließenden Grußwort legte Christian Pegel,<br />
Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung des Landes<br />
Mecklenburg-Vorpommern, einen besonderen Schwerpunkt<br />
auf das Programm „Wohnungsbau Sozial“. Im Gegensatz zu<br />
Breitner sei er der Mietpreisbremse nicht abgeneigt – solange sie<br />
durch sozialen Wohnungsbau begleitet würde.<br />
Letzterer werde insbesondere aufgrund der anhaltenden<br />
„Flüchtlingsdynamik“ auf dem Wohnungsmarkt weiter eine<br />
wichtige Rolle spielen. Im Zusammenhang mit den Themen<br />
Landflucht und Wohnungsleerstand sprach sich der Minister für<br />
eine zügige Versorgung auch ländlicher Regionen mit Breitbandanschlüssen<br />
aus. „Ich bin überzeugt, dass wir so eine höhere<br />
Bindungswirkung erzielen und damit auch Rückzüge fördern“,<br />
so Pegel.<br />
„Weltwirtschaftlich alles paletti“<br />
Über die „Entwicklung der Weltwirtschaft und die Situation in<br />
Deutschland und Europa“ referierte Prof. Dr. Dr. Hans-Werner<br />
Sinn, ständiger Gastprofessor an der Universität Luzern. „Der<br />
Weltwirtschaft geht es gut“, berichtete er mit einem Blick auf<br />
den aktuellen ifo Geschäftsklimaindex.<br />
Während die südeuropäischen Länder sich nach wie vor in<br />
großen Schwierigkeiten befänden, sei „Deutschland die Insel der<br />
Seligen“. Hier bewege sich der ifo Index auf einem historischen<br />
Höchststand. Der allgemeine Boom der Wirtschaft führe nebst<br />
Lohnsteigerungen und Immigration allerdings mittelfristig zu<br />
deutlich steigenden Mieten.
<strong>VNW</strong><br />
„In Mecklenburg-Vorpommern müssen<br />
bis Ende 2020 rund 12 000 Wohnungen<br />
neu gebaut werden, zur Hälfte als Ersatzneubau,<br />
die andere Hälfte zusätzlich<br />
an Standorten mit erhöhter Wohnungsnachfrage.<br />
Wir müssen das Falsche<br />
abreißen, um das Richtige an den<br />
richtigen Stellen neu zu bauen.“<br />
Andreas Breitner<br />
„Die Fragen sind die alten geblieben, aber die Antworten haben<br />
sich verändert“, zitierte Dr. Uwe Jean Heuser, Ressortleiter im<br />
Ressort Wirtschaft der Wochenzeitung DIE ZEIT, Albert Einstein in<br />
seinem Vortrag „Neuer Kapitalismus als Antwort auf den neuen<br />
europäischen Nationalismus?“. Soziale Ungleichheit wird heutzutage<br />
so stark empfunden wie nie. Eine Entwicklung, gegen die<br />
der Staat unter anderem durch Aufklärung und Bildung entgegensteuern<br />
müsse. „Der Ausbau digitaler Infrastrukturen ist ein<br />
weiteres Mittel, Ungleichheiten aufzulösen“, fügte Heuser hinzu.<br />
Ein gemeinsames Dach für bezahlbares Wohnen<br />
„Den digitalen Wandel aktiv gestalten“ wollte im Anschluss<br />
Dr. Manfred Alflen, Aareon AG. Die Entwicklung der Digitalisierung<br />
sei nicht linear, sondern exponentiell. „Wohnungsunternehmen<br />
sollten aus einer strategischen Agenda deshalb unbedingt<br />
eine digitale Agenda ableiten“, sagte der Experte. Dabei<br />
läge die Stärke der Wohnungswirtschaft als „Big Player“ darin,<br />
den digitalen Wandel gemeinsam vorantreiben zu können. Dafür<br />
sei es aber essenziell, sowohl die Kunden- als auch Datenhoheit<br />
zu behalten.<br />
„Der Populismus war nicht<br />
ganz rechts, er war überall“,<br />
fasste GdW-Präsident Axel<br />
Gedaschko den vorangegangenen<br />
Bundestagswahlkampf<br />
zusammen und präsentierte<br />
die „Erwartungen der<br />
Wohnungswirtschaft“ an die<br />
zukünftige Regierung. „Wir<br />
wollen, dass Dinge wieder<br />
stärker zusammen gedacht<br />
werden.“ Gedaschko forderte<br />
ein „gemeinsames politisches<br />
Dach für bezahlbares Bauen<br />
und Wohnen“. Der Bund müsse außerdem endlich ein gutes<br />
Bauklima schaffen. Der GdW-Präsident kritisierte: „Wir haben<br />
viel zu wenig Bauland. Das ist der Brennpunkt schlechthin.“<br />
Am zweiten Tag berichtete Richard Oetker, Dr. August Oetker<br />
Nahrungsmittel KG und Vorstandsvorsitzender Bielefeld WEISSER<br />
RING, von seiner Entführung 1976. Der heute 66-Jährige erlitt<br />
während seiner Gefangenschaft schwere Verletzungen. Dem<br />
Publikum machte er Mut: „Wir Menschen halten viel aus.<br />
Wir werden mit viel mehr fertig als wir selbst glauben.“<br />
Chefsache Digitalisierung<br />
„Digitalisierung in 20 Minuten – Wo kann ich mich anmelden?“,<br />
war das Thema des Vortrags von Christoph Magnussen,<br />
Blackboat Internet GmbH. Der Online-Unternehmer warnte<br />
die Anwesenden: „Viele von Ihnen werden die Geschwindigkeit<br />
des digitalen Wandels unterschätzen.“ Es sei an der Zeit,<br />
Geschäftsmodelle, Kundenerlebnisse sowie den Geschäftsbetrieb<br />
ins Digitale zu übertragen und dabei ggf. auch zu überdenken.<br />
„Digitalisierung ist Chefsache“, resümierte Magnussen.<br />
„Wie können wir günstig bauen?“<br />
Im Gespräch mit Christoph Kostka, Geschäftsführer des<br />
<strong>VNW</strong> Landesverbandes Schleswig-Holstein e.V., berichteten<br />
Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin der Behörde für Stadtentwicklung<br />
und Wohnen in Hamburg, und Dietmar Walberg,<br />
Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen<br />
e.V., über das Baukostengutachten der Stadtentwicklungsbehörde.<br />
„Uns geht es darum, eine Grundlage zu haben, um rational<br />
analysieren zu können, was bzw. wer die Baukosten in die Höhe<br />
getrieben hat“, erklärte die Senatorin. (siehe Beitrag Seite 66)<br />
Landesbischof Gerhard Ulrich, Evangelisch-Lutherische Kirche<br />
in Norddeutschland, eröffnete mit einem Vortrag zum Thema<br />
„500 Jahre Luther – Bedeutung für die Gegenwart“ den dritten<br />
Tag und sagte: „Wohnen ist ein Thema der Teilhabe und der<br />
Gerechtigkeit, Wohnen ist ein Grundrecht. Für alle Menschen –<br />
stark oder schwach; arm oder reich; gesund oder krank.“<br />
Wirtschaft und Ökonomie trügen eine große Verantwortung,<br />
Freiheit so zu gestalten, dass sie nicht zur Freiheit nur einiger weniger<br />
Menschen werde. „Für Luther ist klar: Alles, was wir tun,<br />
muss dem Menschen dienen, auch die Ökonomie“, sagte Ulrich.<br />
Diese Forderung sei das Zentrum von Luthers Wirtschaftsethik.<br />
„Aus dem Evangelium leitet er ab, dass alles Tun und Vermögen<br />
eingesetzt werden und sich daran messen lassen muss, ob es<br />
aus Liebe zum Nächsten geschieht. Barmherzigkeit, Solidarität,<br />
Teilhabe und Gerechtigkeit sind für ihn Werte, die auch im sogenannten<br />
‚freien Markt‘ leitend sein müssen.“<br />
g<br />
7
<strong>VNW</strong><br />
Wohnkosten begrenzen<br />
„Was kann Betriebskostenbenchmarking leisten?“, fragten<br />
Reinhard Zehl von WohnCom GmbH und Michael Pistorius,<br />
ehemaliger Geschäftsführer des <strong>VNW</strong> Landesverbandes Hamburg<br />
e.V., zum Abschluss der Arbeitstagung. „Vermieter sollten<br />
versuchen, Anfall und Höhe ihrer Betriebskosten mit einem prozessgestützten<br />
Betriebskostenmanagement zu steuern“, so die<br />
beiden Experten. Das Betriebskostenbenchmarking auf Basis der<br />
Geislinger Konvention biete dafür eine geeignete Grundlage. h<br />
Blitzbefragung<br />
Zum ersten Mal konnten die Gäste der Arbeitstagung am „<strong>VNW</strong> Blitzlicht“ teilnehmen. Bei der Aktion des <strong>VNW</strong><br />
und Analyse & Konzepte waren die Anwesenden aufgerufen, jeden Tag eine wichtige wohnungswirtschaftliche<br />
Frage zu beantworten. Einfach und schnell per Smartphone. Hier einige Ergebnisse:<br />
Wofür steht die Wohnungswirtschaft?<br />
Was sind die größten Hürden für den<br />
Wohnungsbau?<br />
41 %<br />
Soziale Verantwortung<br />
29 %<br />
Faire Mieten€<br />
53 %<br />
47 %<br />
Baukosten€<br />
§<br />
Behördliche Auflagen<br />
2 %<br />
0 %<br />
3 %<br />
€<br />
4 %<br />
€<br />
Klimaschutz<br />
Innovation<br />
Finanzierungsmöglichkeiten<br />
Grunderwerbsteuer<br />
Icons made by Freepik from www.flaticon.com<br />
Wie viele Verblendsteine wurden in dem Objekt auf dem Foto verbaut?<br />
Bester Schätzwert: 453 600 Steine (Lösung 485 000)<br />
8
SERIE: Digitalisierung<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Im zweiten Teil seiner Serie blickt Michael Deeg von Analyse & Konzepte auf die<br />
„Mieterkommu nikation von morgen“. Wichtige Erkenntnisse dazu wird auch die Unternehmensbefragung<br />
liefern, die Analyse & Konzepte im Auftrag des <strong>VNW</strong> und des vdw<br />
Niedersachsen Bremen durchgeführt hat. Die ergänzenden Expertenworkshops haben<br />
sich ebenfalls der Frage gewidmet, wie sich die Digitalisierung auf die Kommunikation<br />
mit den Mietern auswirken wird. Die Ergebnisse von Befragung und Workshops werden<br />
beim vdw-Jahresauftakt am 11. Januar in Hannover und beim Managementforum des<br />
<strong>VNW</strong> am 16./17. Januar in Travemünde vorgestellt.<br />
9
E-MAIL, CHATBOT, SPRACHERKENNUNG<br />
Die Mieterkommunikation von morgen<br />
Kommunikation vom Sofa aus<br />
Ivan Kruk / Fotolia.com<br />
VON MICHAEL DEEG<br />
Analyse & Konzepte<br />
„Alexa: Mach die Musik leiser!“, „Siri: Setze Waschmittel auf meine<br />
Einkaufsliste!“ – so und ähnlich lauten die Befehle, die jetzt schon<br />
viele Menschen ihren digitalen Assistenten zurufen. Heißt es bald:<br />
„Siri: Mein Wasserhahn tropft. Informiere den Vermieter!“? – Fest steht:<br />
Die Digitalisierung betrifft auch die Art, wie Mieter und Vermieter miteinander<br />
kommunizieren. Schon jetzt nutzen 15 Prozent aller Mieterinnen<br />
und Mieter bevorzugt E-Mail oder Internet, wenn sie mit ihrem Vermieter<br />
Kontakt aufnehmen möchten. Das geht aus dem Service monitor Wohnen hervor, den Analyse &<br />
Konzepte zuletzt 2016 durchgeführt hat. 2012 lag dieser Wert noch bei sieben Prozent. Gleichzeitig<br />
sinkt die Zahl der Menschen, die ihren Vermieter am liebsten persönlich aufsuchen – zum Beispiel in<br />
einer Geschäftsstelle.<br />
10
SERIE: Wohnungsbau<br />
Digitalisierung<br />
„Siri: Mein<br />
Wasserhahn tropft.<br />
Informiere den<br />
Vermieter!“<br />
„Siri: Setze<br />
Waschmittel<br />
auf meine<br />
Einkaufsliste!“<br />
App, Portal, Messenger – neue Kanäle<br />
für die Mieterkommunikation<br />
Aber das Anbieten digitaler Kanäle ist nur der Anfang der<br />
Digitalisierung in der Mieterkommunikation. Im ersten Teil dieser<br />
Beitragsserie zur Digitalisierung in der Wohnungswirtschaft (Heft<br />
4/<strong>2017</strong>) haben wir bereits die drei Stufen der digitalen Transformation<br />
vorgestellt:<br />
l Pflicht: bestehendes Geschäftsmodell und alle verbundenen<br />
Prozesse optimieren, standardisieren und digitalisieren<br />
l Kür: Prozesse automatisieren und eingriffsarm miteinander<br />
verbinden<br />
l Digitale Geschäftsmodelle: aus digitalisierten Datenströmen<br />
neue Einkommensquellen generieren und damit das<br />
Geschäftsmodell sukzessive weiterentwickeln<br />
Was bedeutet das für die Kommunikation mit den Mietern?<br />
Mit der digitalen Transformation werden analoge Kommunikationskanäle<br />
durch digitale ergänzt. Das können die E-Mail und<br />
das Internetformular sein – aber auch Mieterportale, Apps,<br />
digitale Bretter im Treppenhaus sowie Messenger-Dienste wie<br />
WhatsApp und der Facebook Messenger. Viele Mieter erwarten<br />
diese Formen der Kommunikation sogar von ihren Vermietern,<br />
weil sie sie im Umgang mit anderen Unternehmen bereits<br />
gewohnt sind. Die Herausforderung ist es, auch auf den neuen<br />
Kanälen das Leistungsversprechen an den Kunden einzuhalten.<br />
Um seinen Erwartungen gerecht zu werden, müssen die Prozesse<br />
neu gedacht werden. Wo haben die Mieter Kontakt zum Unternehmen?<br />
Wie ist der Service dahinter organisiert?<br />
g<br />
CONNECT AIR ARC<br />
MODERNER KLASSIKER<br />
Connect Air Arc ist die moderne Interpretation eines halbrunden Waschtisches, ausgestattet mit den<br />
Designfeatures der erfolgreichen Serie Connect Air. Das Connect Air WC ergänzt mit unübertroffener<br />
Aquablade ® Spültechnologie alle Ansprüche eines ausdrucksstarken und pflegeleichten Bades.<br />
www.idealstandard.de/connect-air<br />
11
SERIE: Digitalisierung<br />
Bei den meisten Kontaktaufnahmen kommt es den Mietern sehr stark darauf an,<br />
dass das Wohnungsunternehmen verlässlich und schnell reagiert. Wer einen tropfenden<br />
Wasserhahn oder ein defektes Fenster hat, will nicht tagelang warten, bis sein Anliegen<br />
bearbeitet wird. Dies ist für 96 Prozent aller Mieter wichtig oder sogar sehr wichtig, wie<br />
der Servicemonitor Wohnen 2016 zeigt. Hieraus geht aber auch hervor, dass die Erreichbarkeit<br />
der Wohnungsunternehmen per E-Mail und Internet noch besser werden kann.<br />
Denn nur 51 Prozent der Mieter waren 2016 damit sehr zufrieden oder vollkommen<br />
zufrieden. Doch gerade die digitalen Kanäle bieten die Möglichkeit, Prozesse zumindest<br />
teilweise zu automatisieren und damit Anfragen schneller zu bearbeiten. In der Folge<br />
können die internen Ressourcen neu verteilt werden.<br />
Eine relativ neue Möglichkeit, um auch außerhalb der Bürozeiten schnell auf Mieteranfragen<br />
zu reagieren, sind beispielsweise Chatbots, also textbasierte Dialogsysteme,<br />
die automatisiert mit dem Kunden kommunizieren. Erste Unternehmen der Wohnungswirtschaft<br />
haben hiermit schon gute Erfahrungen gemacht. Diese automatisierten<br />
Dialogsysteme eignen sich besonders gut, um standardisierbare Kundenanfragen zu<br />
beantworten. Eine folgerichtige Weiterentwicklung wären Assistenten mit Spracherkennung.<br />
h<br />
Vermieter-Chatbot<br />
AT Estate<br />
12
SERIE: Digitalisierung<br />
Schnell, mobil, benutzerfreundlich –<br />
digitale Lösungen für die Wohnungswirtschaft<br />
VON JENS KRAMER<br />
PROMOS Consult<br />
Der Diplom-Ingenieur ist CEO und Gründungsgesellschafter<br />
der PROMOS consult in Berlin und verantwortlich für die<br />
Be reiche Vertrieb, Produkt entwicklung und Strategie.<br />
Über PROMOS<br />
Die PROMOS consult wurde 1998 gegründet und hat<br />
neben ihrem Hauptsitz Berlin Niederlassungen in Münster/<br />
Westfalen, Dortmund und Kassel. Das Unternehmen ist<br />
spezialisiert auf die Entwicklung von Softwareprogrammen<br />
für die Immobilienwirtschaft auf SAP-Basis. Es bietet<br />
Beratung, Lösungsentwicklung und -einführung, Schulung<br />
sowie einen Full-Service mit IT-Dienst leistungen und eigenem Rechen zentrum an. Mit easysquare<br />
bietet PROMOS eine Vernetzungslösung an, mit der die immobilienwirtschaftlichen Geschäftsprozesse<br />
über Online-Portale und iPhone/iPad-Apps für Objektmanager, Mieter, Interessenten<br />
und Dienstleister vereinfacht werden.<br />
111<br />
MINUTEN<br />
VERBRINGT DER<br />
DURCHSCHNITT-<br />
LICHE BUNDES-<br />
BÜRGER PRO<br />
TAG PRIVAT IM<br />
INTERNET<br />
Bei der Einführung neuer Software in Wohnungsunternehmen gilt es, eine doppelte Perspektive zu<br />
beachten. Wenn die eigenen Mitarbeiter profitieren, dann ist es auch für die Mieter ein Gewinn.<br />
Und umgekehrt. Eine gute Orientierung für jeden digitalen Prozess im Geschäftsablauf bietet die<br />
private Nutzung. Smartphones, Social Media-Plattformen & Co. konnten vor allem deswegen ihren<br />
Siegeszug antreten, weil sie eine entscheidende Konsequenz haben: Sie machen das Leben einfacher<br />
und damit angenehmer. Mit der richtigen Strategie gelingt dies auch in jedem Wohnungsunternehmen.<br />
Erst vor einigen Wochen gab die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Deloitte in einer Studie bekannt, was vielfach in der<br />
Immobilienwirtschaft bereits als Vermutung kursierte. Nur jedes<br />
zehnte der auf Digitalisierung spezialisierten Unternehmen in der<br />
Immobilien branche, der sogenannten PropTechs, sei überlebensfähig.<br />
Die Hauptprobleme der gescheiterten Unternehmen, so<br />
die Herausgeber, seien die mangelnde Produktreife und die fehlende<br />
Ausrichtung am immobilienwirtschaftlichen Arbeitsalltag.<br />
Dagegen stehen die Erfolgsgeschichten derjenigen neuen<br />
Marktakteure, die mit der Implementierung neuer Software Prozesse<br />
und Kommunikation verbessert haben. Als Resultat ergaben<br />
sich eine höhere Zufriedenheit auf Mitarbeiter- und Kundenseite<br />
sowie sofort nachweisbare Kostensenkungen.<br />
Mit dem Fokus der Prozessoptimierung hat also jedes IT-Unternehmen<br />
einen grundlegenden Faktor für den Geschäftserfolg erfüllt.<br />
Branchenspezialisierungen helfen bei der Entwicklung von<br />
Produkten, die die Anforderungen im praktischen Arbeitsalltag<br />
erfüllen. Mit knapp 20-jähriger Marktpräsenz und dem strategischen<br />
Schwerpunkt auf Wohnungsunternehmen ist es der PRO-<br />
MOS consult gelungen, ein weitgefächertes Produktport folio auf<br />
SAP-Basis aufzubauen. Gerade die Wohnungswirtschaft bietet<br />
mit ihrer Vielzahl an Mieteinheiten und Standardprozessen ein<br />
hervorragendes Feld für die Einführung innovativer Lösungen.<br />
Denn jedes Mal, wenn Prozesse nach einem fest definierten<br />
Schema abgewickelt werden, sind sie digitalisierungsfähig. Im<br />
Umkehrschluss bedeutet dies auch: Je komplexer eine Herausforderung<br />
ausfällt, wie beispielsweise Umbaugenehmigungen,<br />
umso mehr ist die persönliche Intervention notwendig.<br />
Auf Kundenseite ist der Wunsch nach Digitalisierung ohnehin<br />
groß. Laut der aktuellen Online-Studie von ARD/ZDF verbringt<br />
der durchschnittliche Bundesbürger 111 Minuten pro Tag privat<br />
im Internet. Der Umsatz im Onlinehandel stieg nach Angaben<br />
des Handelsverbands Deutschland (HDE) von 10,4 Milliarden im<br />
Jahr 2007 auf 48,7 Milliarden Euro in diesem Jahr. Nicht zuletzt<br />
sei erwähnt, dass im Jahr 2016 erstmalig mehr Menschen mobil<br />
online gingen als stationär. Mit der zunehmenden Digitalisierung<br />
des Privatlebens ist eine veränderte Kommunikationskultur<br />
verbunden. Kommunikation verlagert sich immer mehr auf den<br />
Bekannten- und Freundeskreis in den sozialen Netzwerken. Insofern<br />
gilt für Wohnungsunternehmen als Vermieter dasselbe wie<br />
g<br />
13
SERIE: Digitalisierung<br />
ERP-System<br />
Digital Cloud<br />
Handwerker &<br />
Dienstleister<br />
passenden Mieter durch eine Abfrage seiner Möglichkeiten und<br />
Präferenzen finden können. Die höchste Schnittmenge zwischen<br />
der Online-Selbstauskunft und der Beschaffenheit der Wohnung<br />
mündet dann im Idealfall im Mietvertrag. Schätzungen zufolge<br />
können durch den Wegfall analoger Korrespondenz und mehrerer<br />
Besichtigungstermine zwischen 50 und 70 Prozent an Zeit<br />
und damit Kosten eingespart werden. Es ist ratsam, diesen Service<br />
durch die zunehmende mobile Internetnutzung von Beginn<br />
an als App bereitzustellen: regelkonform mit den beiden großen<br />
Anbietern Apple App Store und Google Play sowie im eigenen<br />
Corporate Design zur besseren Identifikation des Mieters mit<br />
dem vermietenden Unternehmen.<br />
Während des Mietverhältnisses kann jeder rund um die eigenen<br />
vier Wände anfallende Vorgang digital bearbeitet werden.<br />
Hierbei ist zu beachten, dass der Mieter im digitalisierten Prozess<br />
viele Arbeitsschritte per PC oder mobilem Endgerät selbst erledigen<br />
kann – zu seinem eigenen Nutzen. Im Schadensfall beispielsweise<br />
kann er anhand einer vorgefertigten digitalen Liste der<br />
Wohnungsausstattung den betreffenden Gegenstand auswählen.<br />
Die Begutachtung des Schadens erfolgt nicht mehr durch<br />
einen eigens herbeigerufenen Techniker, sondern per Foto durch<br />
den Mieter. Idealerweise setzt die Schadensmeldung einen automatisierten<br />
Reparaturauftrag in Kraft. Die Voraussetzung hierzu<br />
ist, dass Vermieter, Mieter und Handwerksfirmen an dieselbe<br />
Plattform gekoppelt sind. Mit der PROMOS-Plattform easysquare<br />
steht eine solche Lösung bereit und wird bereits von namenhaften<br />
Unternehmen wie Vonovia SE, DOGEWO21, ProPotsdam<br />
GmbH, erfolgreich eingesetzt. Ähnlich wie bei gemeinsam bearbeiteten<br />
Dokumenten in der Cloud ist es möglich, dass jede be-<br />
Außendienstmitarbeiter<br />
Kunden &<br />
Interessenten<br />
Erfolgreiche Cloudlösungen vernetzen alle beteiligten<br />
Personengruppen auf einer gemeinsamen Plattform<br />
und bieten eine nahtlose Integration in das zentrale<br />
IT-System.<br />
Die Verfügbarkeit mobiler Lösungen auf handelsüblichen<br />
Endgeräten sind ein entscheidender Motor<br />
für die breite Akzeptanz beim Endanwender.<br />
easysquare von PROMOS<br />
easysquare ist eine cloudbasierte<br />
Lösung für professionelles Immobilienmanagement<br />
mit konsequenter<br />
App-basierter Nutzeroberfläche.<br />
Durch die Schnittstelle zwischen<br />
App und ERP finden auch mobil<br />
erledigte Prozesse Eingang in das<br />
zentrale IT-System. Aktuell werden<br />
mit easysquare über 960 000 Wohnungen<br />
durch 9 200 professionelle<br />
Anwender verwaltet. Rund 36 000<br />
immobilienwirtschaftliche Vorgänge<br />
werden dabei jeden Tag über<br />
die Plattform abgewickelt.<br />
9<br />
PROZENT<br />
DER WOHNUNGS-<br />
MIETER WÜN-<br />
SCHEN SICH<br />
PERSÖNLICHEN<br />
KONTAKT<br />
MIT IHREM<br />
VERMIETER<br />
für Behörden oder Banken: Je mehr an Standardvorgängen ohne<br />
Aufwand online erledigt werden kann, desto mehr entspricht<br />
es dem Kundenbedürfnis. Im vergangenen Jahr gaben nur neun<br />
Prozent der Wohnungsmieter im „Servicemonitor Wohnen“ an,<br />
dass sie regelmäßigen persönlichen Kontakt mit ihrem Vermieter<br />
wünschen. Acht Jahre zuvor waren es noch 24 Prozent.<br />
Von der Suche bis zur Abnahme – alles digital<br />
Die großen Plattformen ImmobilienScout24 und Immowelt<br />
haben gezeigt, dass die Wohnungssuche mittels fest definierter<br />
Kriterien vollständig ins Netz verlagert werden kann. Neben dem<br />
digitalen Objektexposé sollte jedes Wohnungsunternehmen den<br />
14
SERIE: Digitalisierung<br />
WIR SCHAFFEN GRÜNE WELTEN<br />
Flensburg<br />
Kiel<br />
Heide<br />
Neumünster<br />
Lübeck<br />
Cuxhaven<br />
Hamburg<br />
Bremerhaven<br />
Meppen<br />
Bremen<br />
Rotenburg (Wümme)<br />
Berlin<br />
Osnabrück<br />
Hannover<br />
Hildesheim<br />
WO AUCH IMMER SIE UNS BENÖTIGEN<br />
Cottbus<br />
Duisburg<br />
Essen Dortmund<br />
Halle<br />
Kassel<br />
Nordhausen<br />
Leipzig<br />
Zaun-, Spielplatz- und Holzbau<br />
Garten- und Landschaftsbau<br />
Grünflächenpflege<br />
Winterdienst und Wegereinigung<br />
Baumpflege und Fällarbeiten<br />
Baum- und Spielplatzkontrolle<br />
Lehrte<br />
Potsdam<br />
Baufeldräumung und Rodung<br />
Kanal-, Tief- und Wegebau<br />
Regie- und Instandsetzungsarbeiten<br />
Planungs- und Ingenieurdienstleistungen<br />
Grewe Holding GmbH<br />
Vorm Lintel 5<br />
27356 Rotenburg<br />
T (0 42 61) 97 08-0<br />
F (0 42 61) 97 08-10<br />
www.grewe-gruppe.de<br />
info@grewe-gruppe.de<br />
teiligte Partei einen Überblick über den aktuellen Reparaturstand<br />
hat. Durch die Hinterlegung von Rahmenverträgen kann sogar<br />
eine sofortige Kostenkalkulation des Vorgangs erfolgen.<br />
Regelmäßige Begehungen durch Hauswarte im Rahmen von<br />
Messungen oder Objektabnahmen können ebenso vollständig<br />
digital abgewickelt werden. Im Jahr 2013 nahm die Unternehmensgruppe<br />
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt eine Pionierrolle<br />
ein, als es seine Kunden- und Siedlungsbetreuer mit iPads und<br />
der easysquare-Lösung ausstattete. Indem die gesamte Vertragsdokumentation<br />
der digitalen Mieterakte sowie das Raumprogramm<br />
der Wohnung in die App integriert sind, kann die Wohnungsabnahme<br />
vollständig papierfrei abgewickelt werden. Wie<br />
bei der Paketentgegennahme kann der Mieter seine Unterschrift<br />
hierzu digital leisten. Im direkten Anschluss daran wird ein PDF-<br />
Dokument erzeugt, sodass keine nachträglichen Änderungen<br />
mehr möglich sind.<br />
Alle Informationen an einem Ort:<br />
die ERP-Integration<br />
Die vereinfachte Mieterkommunikation stellt auf Vermieterseite<br />
noch keinen Gewinn dar, solange nicht alle Informationen im<br />
zentralen ERP-System erfasst und zugeordnet werden. Gerade<br />
die Parallelnutzung verschiedener Systeme führt regelmäßig zu<br />
größerem Arbeitsaufwand oder gar Datenverlusten. Excel oder<br />
Outlook sind zwar einwandfreie Programme. Doch wenn jeder<br />
Mitarbeiter seine eigene Arbeitssystematik pflegt, sind Informationen<br />
nicht allgemein zugänglich. Ein digitales Ticketsystem kann<br />
Schnell und direkt kann der Mieter mit dem Smartphone<br />
einen Schaden selbst melden. Digitale Formulare<br />
erleichtern dabei die Bedienbarkeit.<br />
dabei Abhilfe schaffen: Benachrichtigungen jeder Art, ob per<br />
Mail, Telefon oder Brief, lösen je nach Thema einen Prozess mit<br />
festen Zuständigkeiten aus. Über ein zentrales, für leitende Mitarbeiter<br />
gedachtes Cockpit ist es möglich, den jeweiligen Status<br />
des Vorgangs mittels eines Ampelssystems einzusehen. Für den<br />
zuständigen Sachbearbeiter liegt innerhalb desselben Fensters<br />
die dazugehörige Mieterakte samt bisheriger Korrespondenz vor.<br />
Lösungsbibliotheken wie PROMOS.GT erlauben die Auswahl<br />
der jeweils erforderlichen einzelnen Bausteine. Sie reicht von<br />
der Benutzung einzelner Lösungen wie beispielsweise zur<br />
Nebenkostenabrechnung bis hin zur gesamten Abdeckung<br />
g<br />
15
SERIE: Digitalisierung<br />
des Immobilien managements und der Unternehmensplanung.<br />
Umfassende ERP-Systeme dieser Art, die darüber hinaus dank<br />
Icons und intuitiver Anwendbarkeit benutzerfreundlich gestaltet<br />
sind, sind das effizienteste Mittel gegen die beiden größten<br />
Hindernisse im Digitalisierungsprozess. Hierzu ermittelte der<br />
Immobiliendienstleister CBRE in einer im Juli <strong>2017</strong> vorgelegten<br />
Studie, dass die Hälfte der Umfrageteilnehmer den Mangel an<br />
Veränderungsbereitschaft im Unternehmen beklagte. Diese ist<br />
zweifellos notwendig bei der Einführung neuer Instrumente, die<br />
bestehende Prozesse reduzieren oder gar vollständig ersetzen.<br />
Ebenso gaben 50 Prozent der befragten Immobilienunternehmen<br />
an, dass die vorliegenden Daten aktuell nicht ausreichend<br />
strukturiert vor liegen.<br />
Der kommerzielle Erfolg zahlreicher digitaler Instrumente in<br />
der privaten Nutzung bestärkt eine Umstellung von Gewohnheiten.<br />
Mitunter bedarf es womöglich einer Hilfestellung, zum<br />
Beispiel durch jüngere Generationen. Doch sind die neuen Techniken<br />
einmal angenommen und verinnerlicht, sind sie veritable<br />
Helfer im Alltag. Selbiges gilt für Geschäftsprozesse: IT-Dienstleister<br />
können sich nicht damit zufrieden geben, ihre Produkte<br />
bereitzustellen und den Kunden im Anschluss sich selbst zu<br />
überlassen. Intensive Schulungen im Vorfeld, Testsysteme während<br />
der Implementierung und eine kontinuierliche Begleitung<br />
im aktiven Betrieb sind ganz entscheidend, um echte Akzeptanz<br />
zu erreichen. Nur so wird Digitalisierung zum Erfolgsrezept. h<br />
Integriertes<br />
Zugangs- und Abrechnungsmanagement<br />
innovativ. digital. erfolgreich.<br />
„Der Abrechnungsservice von PACO ist einfach klasse.<br />
Durch die Online-Anbindung der maschinellen Wascheinrichtungen<br />
läuft der Prozess vollkommen automatisch ab.“<br />
Stefan Holzendorf, Teamleiter Umlagewesen,<br />
GEWAG Wohnungsaktiengesellschaft Remscheid<br />
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Automatisierte Prozesse<br />
16
SERIE: Digitalisierung<br />
VON LISA WINTER<br />
AktivBo GmbH<br />
Die Autorin ist Geschäftsführerin der AktivBo GmbH. Das Unternehmen arbeitet<br />
mittler weile mit mehr als 300 Wohnungsunternehmen und Vermietern zusammen<br />
und erstellt in deren Auftrag Mieterbefragungen und -analysen. In den Büros in<br />
Stockholm und Hamburg arbeiten 26 Mitarbeiter.<br />
Die Immobilienwirtschaft lotet ihre<br />
digitalen Chancen aus<br />
Die Veränderungen, die um uns herum geschehen, lassen<br />
sich nur kaum ignorieren. Alles was irgendwie möglich<br />
ist, wird digitalisiert. Neue Unternehmen, neue Dienstleistungen<br />
und neue Produkte ebenso wie alte Produkte und<br />
Dienstleistungen in neuem Gewand. Der Begriff der Digitalisierung<br />
ist inzwischen schon fast wieder aus der Mode gekommen:<br />
Seine Blütezeit hatte er, als damit etwas in der Zukunft beschrieben<br />
wurde, worauf man sich freute (weil es mehr Möglichkeiten<br />
und Effizienz versprach) oder wovor man sich ängstigte (weil es<br />
eine vermeintliche Bedrohung der Arbeitsruhe darstellte) – aber<br />
was nie richtig greifbar war. Jetzt geht es jedoch um etwas anderes:<br />
In Zukunft wird sich alles um permanente Weiterentwicklung<br />
drehen.<br />
In vielen Branchen findet diese schon seit Langem statt, in anderen<br />
hat sie erst vor Kurzem begonnen, dafür aber in einem rasanten<br />
Tempo. Das größte Taxiunternehmen der Welt („UBER“)<br />
besitzt paradoxerweise kein einziges Taxi, sondern ist eigentlich<br />
ein IT-Unternehmen. Die Autos von Elon Musk („Tesla“) fahren<br />
von alleine und CDs findet man fast nur noch in Bibliotheken,<br />
sagt mein jüngster Sohn (Anmerkung: Er kann zwar noch nicht<br />
lesen, bedient aber Spotify; Einordnung: Ein Jahr vor seiner Geburt<br />
fuhr auf dem Braunschweiger Stadtring bereits Leonie, ein<br />
computergesteuertes Auto der TU. Für meinen Sohn sind solche<br />
„komischen Entwicklungen“ also kein Grund, sich zu überhaupt<br />
zu wundern).<br />
In anderen Bereichen hat es deutlich länger gedauert. Ein<br />
Beispiel dafür ist die Wohnungs- und Immobilienbranche. In<br />
diesem eher (im positiven Sinne) konservativen Bereich wird seit<br />
Jahren über die „Digitalisierung“ gesprochen und alle Verbandstage<br />
und Bildungsprogramme haben Seminare zum Thema im<br />
Programm – aber dabei blieb es dann manchmal auch. Man war<br />
zwar neugierig, berief sich aber trotzdem lieber darauf, dass<br />
Gebäude immer gebraucht werden und dass man in virtuellen<br />
Häusern nicht wohnen kann. Unter Digitalisierung verstand man<br />
hauptsächlich, dass man zu elektronischen Rechnungen und<br />
cloudbasierten ERP-Systemen überging. Dabei ist es interessant,<br />
dass gerade die Immobilienbranche ein Bereich ist, der sich besonders<br />
gut für die Umsetzung neuer Technologien eignet.<br />
Dann setzte ein Umbruch ein. Erst in Skandinavien, jetzt<br />
auch in Deutschland. Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />
stürzen sich geradezu in spannende Projekte und man erkennt,<br />
dass sich mit großen Investitionen in neue Technik langfristig<br />
viele Einsparungen erzielen lassen. Die Spanne reicht von Automatisierung<br />
und Spracherkennung im Kundenservice über den<br />
Neubau (unterstützt und beschleunigt durch den Einsatz von<br />
3D-Druckern) bis hin zu Mülltonnen, die per Sensortechnologie<br />
signalisieren, dass sie geleert werden müssen (dynamisch und<br />
per Bedarf statt statisch und per Schema). Auf den Konferenzen,<br />
bei denen früher die Frage gestellt wurde, „Was bedeutet das<br />
für uns?“, geht es nun um Case Studies, Best Practice und andere<br />
Beispiele für geglückte (oder missglückte) Projekte.<br />
Immer mehr Wohnungsunternehmen verstehen im Zuge der<br />
aktuellen Entwicklung, dass es sich auf allen Ebenen lohnt,<br />
wenn ihre Kunden zufriedener sind; Beispiele: KSG Hannover,<br />
hanova, meravis Wohnungsbau, Gundlach Bau und Immobilien<br />
GmbH & Co. KG, Wohnungsgenossenschaft Heimkehr, Nibelungen<br />
Wohnbau: Sie bekommen Unterstützung, indem wir von g<br />
17
SERIE: Digitalisierung<br />
AktivBo gezielte Hinweise der Mieter erfassen, systematisieren<br />
und die Ergebnisse dann – gemeinsam mit der Kompetenz im<br />
Unternehmen – in konkrete Handlungen und Verbesserungen<br />
umwandeln; zum Nutzen aller Beteiligten und mit viel Pädagogik.<br />
Dieses Modell liefert eine moderne und dennoch greifbare<br />
Entscheidungsgrundlage, auf der man die richtigen Dinge an der<br />
richtigen Stelle umsetzt. So kann man sich die Digitalisierung zu<br />
Nutzen machen, um auch intelligenter zu investieren und Mitarbeiter<br />
zu motivieren.<br />
AktivBo ist Partner der skandinavischen und deutschen<br />
Wohnungswirtschaft. Das hat den Vorteil, dass wir mit über<br />
300 Wohnungsunternehmen aller Art und Größe eng zusammenarbeiten.<br />
Wir haben einen sehr guten Einblick in den Alltag<br />
unserer Kunden (und deren Kunden, also Mieter!) und die<br />
aktuelle, länderübergreifende Entwicklung. Damit steigt auch<br />
der Druck auf uns als Beratungsunternehmen und Plattform.<br />
Wir müssen und wollen eine starke Position einnehmen, um<br />
Wohnungsunternehmen auf ihrer jeweiligen „digitalen Reise“<br />
zu unterstützen. Wir bauen keine Häuser und übernehmen keine<br />
Verwaltungsaufgaben, aber wir beobachten permanent, wie sich<br />
die digitale Entwicklung auf die Schaffung von Entscheidungsgrundlagen,<br />
Analysen und Kommunikation auswirkt.<br />
Mit anderen Worten hat jede Art neuer Technik Auswirkungen<br />
auf alle Bereiche einer Branche – interessanterweise nicht nur auf<br />
die, an die man zuerst gedacht hat. Innerhalb kurzer Zeit hat sich<br />
unsere Arbeit von analog zu digital und von manuell zu automatisch<br />
gewandelt. Wenn wir in Kundenbefragungen Aussagen<br />
von den Mietern einholen, geschieht dies in steigendem Ausmaß<br />
durch digitale Fragebögen, die auf mobilen Plattformen (Tablets,<br />
Smartphones) beantwortet werden. So messen wir stellenweise<br />
direkter und schneller. Früher suchten Wohnungsunternehmen<br />
hauptsächlich nach einer Grundlage für die Arbeit mit dem Thema<br />
Kundenzufriedenheit. Heute zeigen wir in Echtzeit Informationen<br />
für unterschiedliche Kundendialogprozesse parallel. Das<br />
können Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich der Vermietung/<br />
Auszug sein; ebenso Ideen für die Zeit vor, während und nach<br />
Neubau- bzw. Modernisierungsprojekten, wertvolle Informationen<br />
zum Kundendienst, zum Beschwerdemanagement, Reparaturprozess,<br />
für Gewerbemieter und so weiter.<br />
Auch in der Wohnungswirtschaft möchte man natürlich zunehmend<br />
mit Zielen, KPI´s und Benchmarking/Vergleichswerten<br />
arbeiten und das auch im „Soft-Bereich Service“. Warum also<br />
nicht alle Daten der verschiedenen Berührungspunkte des Wohnungsunternehmens<br />
mit seinen Kunden auf einer responsiven<br />
Analyseplattform zusammenfassen? …Mit einem sogenannten<br />
„Dashboard“ für einen einfachen Überblick? Datenanalyse war<br />
nie einfacher und schöner.<br />
Um den Vorstandsvorsitzenden einer großen privaten Wohnungsbaugesellschaft<br />
in Schweden zu zitieren: „Wir treffen<br />
jeden Tag Hunderte von kleinen und großen Entscheidungen,<br />
die unsere Kunden betreffen. Alle Daten und Kundeninformationen,<br />
die unsere Entscheidungen potenziell verbessern, sind eine<br />
wertvolle Grundlage.“<br />
Ein starker zusätzlicher Faktor für die Entwicklung der Branche<br />
ist der Generationenwechsel und ein Hinzukommen von<br />
Personen, die bereits Erfahrungen in anderen „schnelllebigen“<br />
Branchen gesammelt haben. Personen, die es gewohnt sind,<br />
kontinuierlich Daten zu analysieren, um damit schnell Prozesse<br />
und Strukturen anzupassen. Dabei müssen wir diese Daten so<br />
effektiv wie möglich zusammenführen, damit alle die Informationen<br />
schnell verstehen und konkret umsetzen können. Eine<br />
Herausforderung, auch für uns!<br />
Mir wird manchmal die Frage gestellt: „Ist es nicht furchtbar<br />
anstrengend, wenn man das Unternehmen ständig verändern<br />
muss? Wo doch jetzt alles so schnell vorwärts geht?“<br />
Die Antwort ist: Nein. Wir ändern nichts am „warum wir<br />
etwas tun“ und auch nicht daran, „warum es uns gibt“. Das gilt<br />
für die Wohnungswirtschaft im Allgemeinen sowie für AktivBo<br />
im Speziellen. Das sollten wir bei aller Skepsis gegenüber der<br />
Digitalisierung nie vergessen.<br />
Nicht das Warum, sondern das Wie wir etwas tun, verändert<br />
sich und das ist das Spannende an der Sache! Durch die digitale<br />
Entwicklung haben nun auch viele Mitarbeiter größeres Potenzial.<br />
Die Devise „entwickeln oder abwickeln“ war noch nie aktueller.<br />
Man kann wählen, ob man sich nach den guten, alten Zeiten<br />
zurücksehnt ... oder ob man gute, neue Zeiten mitgestalten<br />
möchte – und nun raten Sie mal, was vermutlich mehr Spaß,<br />
Erfolg und gesellschaftliche Teilhabe bringt. h<br />
18
Wir bringen Menschen in und<br />
zwischen Gebäuden von A nach B<br />
Sicher, einfach und bequem<br />
Als einer der weltweit führenden Anbieter von Komplettlösungen rund um Aufzüge, Rolltreppen,<br />
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Lebenszyklus. Unser Anspruch ist die bedarfsgerechte Konzeption individueller Kundenlösungen<br />
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sicher sind und den geltenden Vorschriften entsprechen.<br />
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SERIE: Digitalisierung<br />
„Best Practice“<br />
Risiken durch Cyberangriffe minimieren<br />
m.mphoto / Fotolia.com<br />
VON SVEN ARNE VOGELER<br />
HANSA Baugenossenschaft eG,<br />
Abteilungsleiter Interner Service/IT<br />
Cyber, Hacking, Locky, WannaCry, seit neuestem Krack mit dem Ziel der WPA2-Verschlüsselung:<br />
die „bedrohlichen“ Begriffe sind vielfältig, die durch die Presseberichterstattung gerade zum<br />
Thema Cyber-Security und Angriffe auf IT-Infrastrukturen geistern. Ein Ende ist nicht in Sicht und<br />
viele Fachleute sind sich einig, dass wir erst am Anfang stehen. Viele aktive Komponenten wie<br />
Smartphones, vernetzte Kaffeemaschinen, Alexa und Google Home, Fernseher, Radios und Kühlschränke<br />
bereichern jetzt und in Zukunft unseren privaten Alltag. Gleichwohl liefert jede aktive<br />
Komponente, die wir einsetzen, ein attraktives Angriffsziel für Hacker jedweder Couleur.<br />
20
SERIE: Digitalisierung<br />
Ähnlich sieht es im beruflichen Alltag aus: Apps und Smartphones,<br />
Tablets und Cloudlösungen. Vieles wird schon heute<br />
eingesetzt, mal mehr, mal weniger gut abgesichert, oftmals auf<br />
Anwenderseite ohne das wirkliche Verständnis, wo Daten verund<br />
bearbeitet werden. Lieferketten werden mittlerweile nicht<br />
nur im Industriesektor, sondern auch im Dienstleistungssektor<br />
digitalisiert, viele Wohnungsunternehmen beginnen damit nachhaltig,<br />
ihre Kundenkommunikationskanäle „zu digitalisieren“.<br />
Die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten gerade im Bereich der<br />
klassischen Wohnungswirtschaft sind vielfältig, insbesondere,<br />
wenn private Nutzungsmöglichkeiten mit klassischen wohnungswirtschaftlichen<br />
Dienstleistungen verschmelzen. Neue Geschäftsfelder<br />
zeichnen sich ab und für all das ist ein moderner, flexibler<br />
„IT-Backbone“ notwendig, der eben auch die Felder Datenschutz<br />
und Datensicherheit abdeckt, so dass eines der höchsten Güter<br />
unserer Branche, die Kundendaten, nachhaltig und effizient<br />
geschützt sind. Die klassische Client-/Serverarchitektur wird hier<br />
nur schwer mithalten können.<br />
Dem Management dieser Risiken muss sich jedes Wohnungsunternehmen<br />
stellen. Hierbei steht oftmals das klassische<br />
Spannungsfeld im Mittelpunkt: die Ausgewogenheit zwischen<br />
IT-Sicherheit durch technische und organisatorische Maßnahmen,<br />
der Bequemlichkeit in der Anwendung und der Kosten<br />
der IT-Sicherheit.<br />
Die HANSA Baugenossenschaft eG als klassische mittelständische<br />
Baugenossenschaft mit rund 9500 Wohneinheiten und<br />
einer 90-jährigen Geschichte hat hier in 2016 an einem verregneten<br />
Februartag um die Mittagszeit am eigenen Leib erfahren<br />
müssen, wie sich ein erfolgreicher Angriff auf IT-Infrastrukturen<br />
anfühlt. Begonnen hat der Angriff mit der Information über eine<br />
unbekannte Fehlermeldung im eingesetzten ERP-System. Im<br />
Minutentakt häuften sich nun die Fehlermeldungen, ergänzt um<br />
die Information, das eine Anmeldung im ERP-System augenscheinlich<br />
flächendeckend nicht mehr möglich ist.<br />
Als erste Reaktion wurde der ERP-Systemhersteller kontaktiert<br />
und zügig eine via Telefon unterstützte Fernwartung der Systeme<br />
anberaumt. Zu diesem Zeitpunkt war davon auszugehen, dass<br />
ein schwerwiegender Fehler innerhalb des ERP-Systems vorliegt.<br />
Dem war aber leider keineswegs so. Relativ zügig konnte festgestellt<br />
werden, dass ein Virus damit begonnen hatte, Dateien<br />
auf dem ERP-Applikationsserver zu verschlüsseln. Verschlüsselte<br />
Dateien endeten plötzlich auf *.locky und der Virus konnte im<br />
Livebetrieb bei seiner Verschlüsselung beobachtet werden. Eine<br />
etwas bizarre Beobachtung.<br />
Der erste Schock saß noch tief, da erreichten einen bereits<br />
weitere Schreckensmeldungen. Auch im Bereich der klassischen<br />
Dateilaufwerke, in vielen Unternehmen ein Sammelsurium<br />
diverser Word-, Excel- und PDF-Dateien, war der Virus bereits<br />
aktiv und verschlüsselte weiter munter Dateien vor den Augen<br />
der Anwender.<br />
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21
SERIE: Digitalisierung<br />
Was tun? Diese einfache Fragestellung bekommt in solchen<br />
Momenten eine ganz andere Dimension. Und hier klaffen<br />
Theorie und Praxis oftmals weit auseinander. Notfallpläne?<br />
Backup-Konzepte? Alles vorhanden. Aber hilft ein Verstecken<br />
hinter Dokumenten, Plänen und Regularien zum Zeitpunkt des<br />
Eintretens einer Krise? Mitnichten. Zuerst galt es die Ausbreitung<br />
des Virus zu unterbinden, in aller Konsequenz aber auch mit<br />
dem Mut, Entscheidungen zu treffen. Die reine Unterbrechung<br />
der Netzwerk- und Internetverbindung war an dieser Stelle nicht<br />
zielführend, da das Virus ja bereits aktiv auf den Servern der<br />
HANSA sein Unwesen trieb. In Konsequenz dessen war die erste<br />
Maßnahme: shutdown aller Server und Clients. Ohne Umschweife<br />
wurden alle Server abgeschaltet und alle PC’s der Nutzer in<br />
kürzester Zeit heruntergefahren, um eine weitere Ausbreitung<br />
zu verhindern. Die Information des IT-Systempartners, der mit<br />
der Betreuung der bestehenden IT-Infrastruktur beauftragt war,<br />
erfolgte parallel.<br />
Nach dem shutdown der Systemlandschaft bis zum Eintreffen<br />
der externen Unterstützung des IT-Partners wurde in Einzel- und<br />
Gruppengesprächen relativ zügig Ursachenforschung betrieben.<br />
Im Ergebnis stand bald fest: Ein Outlook-Anhang einer E-Mail in<br />
einem Sammelpostfach war der Auslöser. In der Kette versagte<br />
neben den hard- und softwaretechnischen Barrieren (Spamfilter,<br />
Hardware-Firewall, Software-Firewall, Virenschutz auf Clients<br />
und Servern) eben auch der Mensch. 100 Prozent Schutz ist<br />
nicht möglich, was sich an diesem Tag bewahrheitete.<br />
Nach Eintreffen des Spezialisten wurden zügig Backup- und<br />
Notfallkonzepte geprüft, bewertet und in die Praxis umgesetzt.<br />
Im Ergebnis konnte der befallene Arbeitsplatz isoliert und der<br />
Virus erfolgreich entfernt werden. Es verblieben jedoch rund<br />
150 000 verschlüsselte Dateien auf dem Applikationsserver des<br />
ERP-Systems, dem File-Server sowie dem befallenen Arbeitsplatz.<br />
Die Wiederherstellung der betroffenen Dateien aus den vorhandenen<br />
Backup-Tapes wurde akribisch geprüft und dann durchgeführt,<br />
so dass die verschlüsselten Dateien bis auf eine Handvoll<br />
wiederhergestellt werden konnten. Der Betriebsausfall betrug<br />
rund acht Stunden, um ca. 20 Uhr funktionierten alle Systeme<br />
wieder wie gewohnt. Trotzdem saß der Schock innerhalb der<br />
Organisation tief und die Aufarbeitung des Vorfalls begann. Wie<br />
sind wir vorgegangen?<br />
• Die Zahlung eines Lösegelds, wie gerade vom Virus Locky<br />
immer wieder gern forciert, kam für uns als HANSA nicht in<br />
Betracht.<br />
• Dann haben wir sämtliche Berechtigungen geprüft, die Anwender<br />
auf ihrem System, im Netzwerk sowie auf den bereitgestellten<br />
Applikations- und Datenbankservern wirklich benötigen.<br />
Der Hintergrund hier ist einfach. Ein Virus wie Locky bedient<br />
sich gerne der Benutzerrechte, die er vorfindet. Sind diese<br />
weitreichender als eigentlich erforderlich, erreicht auch der Virus<br />
eigentlich nicht notwendige Dateien und kann diese verwenden.<br />
Gerade aus Gründen der Bequemlichkeit werden oftmals mehr<br />
Rechte vergeben als eigentlich notwendig. In diesem Zusammenhang<br />
sind oftmals auch Gespräche mit Softwareanbietern<br />
zweckdienlich. Gerade historisch gewachsene Infrastrukturen<br />
und Softwaresysteme neigen dazu, mehr Rechte zu fordern als<br />
eigentlich benötigt. Moderne Systeme regeln die Berechtigungen<br />
komplett innerhalb der Software und benötigen nur wenig<br />
schreibende Rechte in der Windows-Landschaft.<br />
• Ein derartiger Sicherheitsvorfall verschreckt viele Mitarbeiter<br />
und erschüttert das Vertrauen in bereitgestellte Systeme. Daher<br />
sind Unternehmen in derartigen Situationen angehalten, ihre<br />
Mitarbeiter zu stärken und gleichzeitig zu sensibilisieren. Dies<br />
ist ganz klar eine Führungsaufgabe, die nicht durch die IT als<br />
Dienstleistung erbracht werden kann. Jede Führungskraft muss<br />
dafür Sorge tragen, dass seine Mitarbeiter den Umgang mit den<br />
zur Verfügung gestellten Werkzeugen sicher beherrschen. Schulungen<br />
zum Datenschutz und zur Datensicherheit flankieren,<br />
erledigen aber nicht die eigentliche Begleitung der Mitarbeiter<br />
im Umgang mit den zur Verfügung gestellten Werkzeugen.<br />
• In einem weiteren Schritt galt es den Vorfall zu nutzen,<br />
bestehende Sicherheits-und Backupkonzepte zu überarbeiten.<br />
Hierbei wurde gerade für das Einfallstor „E-Mail“ festgelegt,<br />
weitere Schutzmaßnahmen wie Sandbox-Verfahren und ein<br />
vorgelagertes Cloud-Scanning-Verfahren einzuführen, so dass<br />
vor Eintreffen einer E-Mail auf den Servern der HANSA bereits<br />
umfangreiche Prüfungsalgorithmen aktiv werden konnten.<br />
In einer Zeit der ständigen Veränderung, des nachhaltigen<br />
Megatrends Digitalisierung und der Erwartungshaltung der Anwender,<br />
jederzeit mit verschiedensten Endgeräten auf eine stets<br />
verfügbare und performante IT zuzugreifen, gilt es zu überdenken,<br />
ob die heutige Komplexität der IT für ein mittelständisches<br />
Unternehmen wie die HANSA tatsächlich noch händelbar ist.<br />
Nicht zuletzt ein Angriff von außen, ob nun direkt gesteuert oder<br />
durch Automatismen ausgelöst, sollte jedem Unternehmen zu<br />
denken geben. Sogenannte „Fileless Malware“ ist seit wenigen<br />
Jahren deutlich auf dem Vormarsch. Derartige Hacks hinterlassen<br />
nochmal weniger Spuren in IT-Systemen, nutzen Schwachstellen<br />
in bestehenden Applikationen und verzichten auf eine tatsächliche<br />
Installation zur Durchführung des Hacks. Nicht zuletzt<br />
derartige Attacken schrauben die Anforderungen an regelhafte<br />
und stets aktuell eingespielte Updates aller verwendeten<br />
Software systeme (und nicht nur der Betriebssysteme) in<br />
schwindelerregende Höhe.<br />
Die HANSA hat die Zeit seit dem Angriff genutzt und sich<br />
hinsichtlich des strategischen Einsatzes von IT als Mittel zum<br />
Zweck neu aufgestellt. In Zukunft wird die Bereitstellung der<br />
zentralen IT-Services zur Unterstützung unserer wesentlichen<br />
Geschäftsprozesse aus der Cloud durch einen Dienstleister<br />
erbracht. Der Sicherheitsvorfall war hier lediglich ein Baustein der<br />
Entscheidung. Neben Securityaspekten wurde natürlich auch ein<br />
Augenmerk auf z.B. Datenschutz, Backupkonzepte, operativen<br />
IT-Betrieb, Skaleneffekte und die zukunftsorientierte Weiterentwicklung<br />
gelegt. Abgesichert durch entsprechende Service Level<br />
Agreements und garantierte Verfügbarkeiten ändert sich unser<br />
Betriebsmodell maßgeblich; in Zukunft kommt die IT „aus der<br />
Steckdose“. Nachfolgende Diskussionen, ob das eingesetzte<br />
NAS-Modell oder die Firewall bei einem Sicherheitsvorfall auf<br />
dem aktuellen Stand waren oder sind, entfallen ganz bewusst.<br />
Sie haben auch keine Aussagekraft. Letztendlich ist die Reaktion<br />
entscheidend, wenn es zu einem Sicherheitsvorfall kommt. Hier<br />
kann ein Dienstleister, dessen Modell eben jene Bereitstellung<br />
zentraler IT-Services ist, ein Unternehmen nachhaltig unterstützen<br />
und notwendige Securitymaßnahmen in nochmal höherer<br />
Qualität und Güte ausrollen und steuern.<br />
Die HANSA fokussiert sich in Zukunft auf das Management<br />
der IT-gestützten Geschäftsprozesse und überlässt den Betrieb<br />
und die Administration der hierfür notwendigen IT-Services einem<br />
partnerschaftlich verbundenen Dienstleister. Denn hier liegt<br />
die wahre Stärke der Genossenschaft und deren Mitarbeiter: in<br />
der Ausführung der Prozesse. h<br />
22
Datenschutz<br />
VON RAINER MAASS<br />
Justiziar beim <strong>VNW</strong> Verband norddeutscher<br />
Wohnungsunternehmen<br />
Was ändert sich im Datenschutz<br />
Ab dem 25. Mai nächsten Jahres gilt die EU-Datenschutz-<br />
Grundverordnung, die am 24. Mai letzten Jahres in Kraft trat,<br />
verbindlich. Mit der Verordnung wird das Datenschutzrecht<br />
europaweit vereinheitlicht. Unter anderem regelt die Verordnung<br />
die Rechtsgrundlagen der Datenverarbeitung, die Rechte der<br />
Betroffenen und die Pflichten der Verantwortlichen. Ziel der EU-<br />
Datenschutz-Grundverordnung ist der Schutz der Grundrechte<br />
und Grundfreiheiten der betroffenen Personen. Insbesondere<br />
das Recht auf Schutz der personenbezogenen Daten und der<br />
freie Verkehr personenbezogener Daten sind zu schützen. Als<br />
personenbezogene Daten gelten all jene, die einer identifizierten<br />
oder identifizierbaren Person zugeordnet werden können.<br />
Dies sind unter anderem Personalien wie Name, Geburtsort,<br />
Geburtsdatum, Familienstand, Nationalität, Kontaktdaten wie<br />
Anschrift, E-Mail-Adresse, Telefonnummer, IP-Adresse, Angaben<br />
über Vermögen, Eigentum sowie Schulden und Kredite, physische<br />
Merkmale wie Haarfarbe, Augenfarbe, Tätowierungen und<br />
beispielsweise das Kaufverhalten. Neben diesen Daten gibt es<br />
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23
Matthias Buehner / Fotolia.com<br />
besonders schützenswerte Daten, die den höchstpersönlichen<br />
Lebensbereich eines Menschen betreffen. Diese sind besonders<br />
sensibel zu behandeln. Hierzu zählen psychische und physische<br />
Krankheitsbilder, sexuelle Orientierung, rassische und ethnische<br />
Herkunft, religiöse, philosophische und politische Orientierung<br />
sowie Mitgliedschaften in Organisationen und Verbänden sowie<br />
politischen Parteien.<br />
Die Ziele des Schutzes der Grundrechte und der Grundfreiheiten<br />
sollen durch die Grundsätze der Verarbeitung personenbezogener<br />
Daten erreicht werden. Diese sind in Art. 5 der EU-Datenschutz-Grundverordnung<br />
geregelt.<br />
Wie nach bisherigem Recht ist die Verarbeitung personenbezogener<br />
Daten nur dann zulässig, wenn der Betroffene seine<br />
ausdrückliche Einwilligung gegeben hat oder eine Rechtsvorschrift<br />
die Verarbeitung erlaubt. Vielerorts ist davon die Rede,<br />
dass in den Unternehmen Anpassungen vorzunehmen sind, um<br />
rechtzeitig zum 25. Mai 2018 die neuen Anforderungen erfüllen<br />
zu können. Hinzu kommt, dass das bisherige Bundesdatenschutzgesetz<br />
nur noch bis zum 24. Mai 2018 gilt und ab dem<br />
25. Mai 2018 durch das Gesetz zur Anpassung des Datenschutzrechts<br />
an die Verordnung (EU) 2016/679 und zur Umsetzung der<br />
Richtlinie EU 2016/680 (Datenschutz-Anpassungs- und Umsetzungsgesetz<br />
EU – DSAnpUG) ersetzt wird. Dies macht die Sache<br />
nicht einfacher, zumal noch viele Fragen offen sind.<br />
Bereits heute sollte jedoch schon im Wohnungsunternehmen<br />
geprüft werden, welche personenbezogenen Daten verarbeitet<br />
und welche Rechtfertigung es hierfür gibt. Daten von Mietinteressenten,<br />
Mietern, Mitarbeitern sind nach Datenkategorien<br />
zu erfassen, um eine Folgenabschätzung und Maßnahmen zur<br />
Risikobewältigung zu veranlassen.<br />
Nach dem jetzt noch geltenden Recht ist durch den Datenschutzbeauftragten<br />
ein öffentliches Verfahrensverzeichnis zu<br />
führen und auf Verlangen gegenüber der Aufsichtsbehörde oder<br />
den Betroffenen zugänglich zu machen. Nach dem ab 25. Mai<br />
2018 geltenden Recht haben die Verantwortlichen ein schriftliches<br />
oder elektronisches Verzeichnis aller Verarbeitungstätigkeiten<br />
personenbezogener Daten im Unternehmen zu führen.<br />
Dies gilt auch für selbstständige Tochterunternehmen, da es im<br />
Datenschutzrecht zukünftig kein Konzernprivileg mehr gibt.<br />
Nach der Datenschutz-Grundverordnung muss der für die<br />
Verarbeitung Verantwortliche nachweisen können, dass er personenbezogene<br />
Daten in Übereinstimmung mit der Verordnung<br />
verarbeitet. Die hier geregelte Nachweispflicht (Umkehr der<br />
Beweislast) ist zum Nachweis der Erfüllung der Überwachungspflicht<br />
auch für den Datenschutzbeauftragten von ganz erheblicher<br />
Bedeutung. Die Auftragsdatenverarbeiter müssen dem Verantwortlichen<br />
alle erforderlichen Informationen zur Verfügung<br />
stellen, damit der Verantwortliche nachweisen kann, dass er seine<br />
aus dem Datenschutzrecht ergebenen Pflichten erfüllt. Zwar<br />
ist das Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten nicht mehr dem<br />
Betroffenen auf sein Verlangen hin auszuhändigen, jedoch sind<br />
die Aufsichtsbehörden bei Kontrollen befugt, das Verzeichnis<br />
anzufordern. Der Verantwortliche, also das Geschäftsführungsorgan<br />
des Unternehmens, ist für die Einhaltung der Grundsätze<br />
der Verarbeitung personenbezogener Daten verantwortlich und<br />
muss deren Einhaltung nachweisen.<br />
Hieraus folgt, dass das Wohnungsunternehmen jederzeit<br />
den Nachweis erbringen können muss, dass die Verarbeitung<br />
aufgrund einer Einwilligung oder Erlaubnisnorm zulässig ist<br />
und die technisch-organisatorischen Maßnahmen eingehalten<br />
werden. Deshalb sind die technisch-organisatorischen Maßnahmen<br />
einschließlich der IT-Dokumentation, das Verzeichnis<br />
über die Verarbeitungstätigkeiten, bestehende Richtlinien (z.B.<br />
zu Passwörtern, Wechseldatenträgern, Smartphones etc. sowie<br />
Auftragsverarbeitungen) zu dokumentieren.<br />
In dem Verzeichnis über die Verarbeitungstätigkeiten sind wie<br />
beim bisherigen Verfahrensverzeichnis folgende Informationen<br />
zu dokumentieren:<br />
l Zweck der Verarbeitung,<br />
l Kategorie von Empfängern, gegenüber denen die<br />
personenbezogenen Daten offengelegt sind oder noch<br />
offengelegt werden sollen,<br />
l Beschreibung der Kategorien betroffener Personen und<br />
der Kategorien personenbezogener Daten,<br />
l Angaben über die Rechtsgrundlage der Verarbeitung sowie<br />
über die vorgesehenen Fristen für die Löschung oder die<br />
Überprüfung der Erforderlichkeit der Speicherung der<br />
verschiedenen Kategorien personenbezogener Daten.<br />
24
Datenschutz<br />
Zur Vorbereitung der Datenschutzdokumentation sind die<br />
Verarbeitungsprozesse zu vermitteln und die für das Verzeichnis<br />
von Verarbeitungstätigkeiten notwenigen Angaben zusammenzutragen.<br />
Nach der Regelung im neuen Bundesdatenschutzgesetz müssen<br />
auch die Verträge über die Auftragsdatenverarbeitung vorliegen.<br />
Ob und in welcher Form die Verträge auch an die Neuregelungen<br />
anzupassen sind, ist ebenfalls eine noch offene Frage.<br />
Die Datenschutzbehörden haben angekündigt, Empfehlungen<br />
zu den künftig zu verwendenden Vertragstexten herauszugeben.<br />
Diese liegen jedoch noch nicht vor.<br />
Hinsichtlich der IT-Struktur im Unternehmen empfiehlt sich<br />
eine IT-Dokumentation, aus der die eingesetzte Hard- und<br />
Software, Serverstruktur, Kopierer, Scanner, Datensicherungskonzept,<br />
Notfallhandbuch etc. hervorgehen.<br />
Die im Unternehmen für die Datenverarbeitung verantwortlichen<br />
Personen haben die Pflicht, die erforderlichen technischen<br />
und organisatorischen Maßnahmen zu treffen, um bei der Verarbeitung<br />
personenbezogener Daten ein dem Risiko angemessenes<br />
Schutzniveau zu gewährleisten. Es ist deshalb darauf zu achten,<br />
dass Vertraulichkeit, Integrität, Verfügbarkeit und Belastbarkeit<br />
gewährleistet sind. Die Belastbarkeit der IT-Systeme wurde bisher<br />
nicht in die Betrachtung einbezogen. Auch hier gibt es hinsichtlich<br />
des Begriffs Belastbarkeit noch offene Fragen.<br />
Bei Web-Formularen, wie beispielsweise der auf der Homepage<br />
auszufüllende Mieterbewerbungsbogen, ist darauf zu achten,<br />
dass eine Verschlüsselung der Formulardaten vorhanden ist,<br />
da mittels des Bewerberbogens regelmäßig personenbezogene<br />
Daten übermittelt werden. Letztlich ist auch die im neuen Recht<br />
verankerte Pflicht zur Löschung einschließlich des Rechts der<br />
betroffenen Personen auf „Vergessenwerden“ verankert. Hierbei<br />
ist es nicht ausreichend, die Daten nur im ERP-System zu löschen,<br />
sondern auch die in einem elektronischen Archiv gespeicherten<br />
Dokumente in den unterschiedlichen Dateien müssen<br />
gelöscht werden. Das Löschungskonzept ist in dem Verzeichnis<br />
von Verarbeitungstätigkeit anzugeben. Auch die Systemanbieter<br />
sind gehalten, es zu ermöglichen, dass die Daten ein für alle Mal<br />
gelöscht werden können. Die Aufsichtsbehörden werden Muster<br />
für Löschungskonzepte und Hinweise, wie lange die Daten über<br />
ein voll beendetes Mietverhältnis gespeichert werden dürfen,<br />
erarbeiten. Hierbei sind auch steuerliche Aufbewahrungsfristen<br />
zu beachten.<br />
In jedem Fall gilt es zunächst die Risiken zu analysieren, um<br />
dann entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Schließlich sieht<br />
die EU-Datenschutz-Grundverordnung für Unternehmen Bußgelder<br />
von bis zu vier Prozent des globalen Umsatzes vor. Auch<br />
die an den Verstößen gegen die EU-Datenschutz-Grundverordnung<br />
beteiligten Personen müssen mit Geldbußen von bis zu<br />
20 Millionen Euro rechnen. Der Bußgeldrahmen gegenüber dem<br />
bisherigen Recht wird somit drastisch erhöht. Zugleich wird die<br />
Haftung auch auf Auftragsdatenverarbeiter erweitert. h<br />
Advertorial<br />
Mehr Energie für Immobilien<br />
E.ON bietet innovatives Produkt für die Wohnungswirtschaft<br />
an.<br />
Mit dem Produktpaket E.ON ImmoPower eFix geht die<br />
Abrechnung der Strom-Nebenkosten einfacher. Dazu im<br />
Gespräch mit Rüdiger Fittje, E.ON Regionaldirektor Mitte<br />
und Experte für die Wohnungswirtschaft:<br />
Wohnungsgenossenschaften, Hausverwaltungen<br />
und Eigentümergemeinschaften bilden ein wichtiges<br />
Kundensegment für jeden Energieversorger.<br />
Was sind die besonderen Ansprüche dieser Kunden?<br />
Mit nahezu 100.000 Anlagen allein in der Wohnungswirtschaft<br />
gehört E.ON zu den großen und<br />
Rüdiger Fittje<br />
erfahrenen Anbietern in diesem Markt. Zwei Leistungen<br />
sind für Immobilienmanager fundamental:<br />
eine transparente Abrechnung pünktlich zum Stichtag und eine pragmatische<br />
Lösung für Leerstände. Wir haben im Dialog mit unseren Kunden aus<br />
der Wohnungswirtschaft mit E.ON ImmoPower eFix ein Produktbündel<br />
geschnürt, das diese Ansprüche bestmöglich erfüllt und darüber hinaus<br />
noch mehr leistet.<br />
Stichwort Leerstandsmanagement: Der vorherige Mieter zieht aus, ein<br />
neuer muss noch gefunden werden − und die Hausverwaltung bleibt auf<br />
dem Strom-Grundpreis sitzen?<br />
Eben nicht. Bei unserem Angebot informiert uns der Hausverwalter über<br />
Beginn und voraussichtliche Dauer des Leerstands. Für diesen Zeitraum<br />
halten wir Strom für einen speziellen Tarif vor. Hier werden dann nur die<br />
tatsächlich verbrauchten Kilowattstunden abgerechnet. Der Grundpreis<br />
entfällt. So können Arbeiten in der Wohnung trotz Leerstand erledigt werden,<br />
Formalitäten wie Ab- und Neuanmeldung dafür kann sich der Vermieter<br />
sparen. Mit dieser Flexibilität erleichtern wir das Bewirtschaften<br />
von Wohnanlagen jeder Größe. Neu ist auch, dass nahezu beliebig viele<br />
Abnahmestellen in einem einzigen Vertrag gebündelt werden können, was<br />
den Aufwand der Hausverwaltung stark reduziert.<br />
Gibt es weitere Produkteigenschaften, die das Immobilienmanagement<br />
erleichtern?<br />
Da möchte ich zuallererst meine Kolleginnen und Kollegen im Service-Team<br />
für die Wohnungswirtschaft nennen. Unsere Experten dort kümmern sich<br />
ausschließlich um dieses Kundensegment und haben einen ausgezeichneten<br />
Wissensstand. Da spricht man auf Augenhöhe miteinander. Ein weiterer<br />
Vorteil von E.ON ImmoPower eFix ist die Stichtags-Selbstablesung zum<br />
Wunschtermin. Hier passen wir unsere Abrechnungstermine an die internen<br />
Prozesse der jeweiligen Hausverwaltung an. Auch an das Thema<br />
Nachhaltigkeit haben wir gedacht: Der Strom wird zu 100 Prozent aus<br />
erneuerbaren Energiequellen erzeugt und in Höhe des Verbrauchs ins<br />
Netz eingespeist. Und das zu günstigen Preisen, die auf Wunsch auch bis<br />
zu drei Jahre garantiert werden können.<br />
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25
Organisationsentwicklung<br />
Spar- und Bauverein, Hannover<br />
Das Leben in der Organisation leben<br />
– mit einer Wiki-Lösung<br />
VON ALBRECHT BUCHHEISTER UND UDO FROMMANN<br />
Udo Frommann ist Vorstandsmitglied beim Spar- und Bauverein Hannover eG.<br />
Albrecht Buchheister ist bei der Genossenschaft unter anderem<br />
für Qualitätsmanagement und Organisationsentwicklung zuständig.<br />
Hannover. Seit Jahren verfügt der Spar- und Bauverein in Hannover<br />
über zeitgemäße Tools, um das Wissen der Organisation<br />
transparent zu machen und relevante Infos für die Mitarbeiter<br />
nach dem Motto „jeder für jeden“ bereitzustellen. Auf diese<br />
Weise können sich Mitarbeiter im Intranet informieren und z.B.<br />
wenn sie aus dem Urlaub zurückkehren, schnell und unkompliziert<br />
erfahren, was sich in der Zwischenzeit so getan hat.<br />
Einziges Problem in der Vergangenheit: Das Wissen war auf<br />
verschiedenen Programmen verteilt. So gab es News im Portal<br />
SBV-Intern (jeder für jeden). Das Wissen darüber, wie Prozesse<br />
ablaufen, war im Viflow abrufbar. Und die zumeist selbstverfassten<br />
Hinweise, „wie etwas gemacht wird“, standen im Orga-<br />
Handbuch zur Verfügung. Außerdem gab es noch ein Abwesenheitsmanagement.<br />
Auch die Übersichtlichkeit hatte gelitten. Manches Wissen –<br />
wie etwa über Aufgaben und Maßnahmen aus Zielvereinbarungen,<br />
QM-Workshops, EFQM-Managementbewertung, diversen<br />
Audits oder Arbeitssicherheitsmeetings – war etwas versteckt.<br />
Solche Dokumentationen wurden oft in Exceltabellen geführt<br />
oder in Protokollen festgehalten, und nicht selten wurden getätigte<br />
Zusagen ganz einfach mal vergessen. Neue Mitarbeiter waren<br />
zu Anfang wegen der vielen unterschiedlichen Programme<br />
leicht überfordert. Klarheit sieht anders aus.<br />
Seit mehreren Jahren orientiert sich der Spar- und Bauverein in<br />
Sachen Organisationsentwicklung auch branchenübergreifend.<br />
Einmal im Monat trifft sich die Qmunity des DGQ-Regionalkreises<br />
(Deutsche Gesellschaft für Qualität) in der Hochschule Hannover<br />
zu Themen rund um das Qualitätsmanagement.<br />
Anfang 2015 war in diesem Kreis „Modell Aachen“ (ein von<br />
der RWTH Aachen aus gegründetes Unternehmen) zu Gast und<br />
stellte das neue Q.wiki vor: Eine Wiki-Anwendung, angelehnt<br />
an Wikipedia, das vermutlich jeder kennt und kostenfrei als<br />
Nachschlagewerk nutzt. Dieses Werkzeug geht über das eigentliche<br />
QM-Thema weit hinaus. Unserer Genossenschaft bot sich<br />
die Chance, ein Managementsystem aufzubauen, das gut und<br />
schnell funktioniert und leicht zu handhaben ist.<br />
Schnell kam es zum Vertragsabschluss, wobei zu sagen ist,<br />
dass das Werkzeug Foswiki selbst kostenfrei war. Und nach<br />
wenigen Wochen erfolgte bereits die Einführung.<br />
Von Beginn an waren alle Beteiligten begeistert. Sehr einfach<br />
ließen sich neue Inhalte veröffentlichen, Fotos oder Screenshots<br />
einbinden, Prozessprüfung und Freigaben verliefen problemlos<br />
online – man braucht nur den Internet Explorer, der beim Öffnen<br />
gleich die Wiki-Anwendung bereitstellt. Keine unnötigen Regularien<br />
oder Berechtigungen, stattdessen Transparenz im System,<br />
z.B. die Historisierung der Dokumente. Kein Vergleich mit dem<br />
Orga-Handbuch zuvor.<br />
Sämtliche „anderen Tools“ wurden nach und nach geschlossen,<br />
die wichtigen Inhalte in das neue Q.wiki übernommen.<br />
„Es ist das Wissen unserer Organisation, das gilt es, gemeinsam<br />
aktuell zu halten; mit dem Q.wiki ist das richtig gut gelungen“,<br />
resümiert Vorstandsmitglied Udo Frommann.<br />
Wenn die Mitarbeiter heute das Q.wiki starten, und das tun<br />
sie gern mehrmals täglich, dann sehen sie auf den ersten Blick<br />
im Portal, was es an neuen Infos gibt (Motto: jeder für jeden),<br />
wer Geburtstag hat, welche wichtigen Termine im Unternehmen<br />
26
Organisationsentwicklung<br />
Quelle: Spar- und Bauverein eG Hannover<br />
anstehen. Anwenderfreundlich können sie eigene Inhalte veröffentlichen.<br />
Hierbei gibt es eine gute, schon lange geübte Disziplin:<br />
die Kommentarfunktion wird nur zur Ergänzung verwendet.<br />
Wenn es andere Meinungen zum Inhalt gibt, werden diese persönlich<br />
und nicht online ausgetauscht. Das spricht für eine reife<br />
Unternehmenskultur.<br />
Eine Suchmaschine (ähnlich wie bei Wikipedia) macht die<br />
Suche leicht, wenn man nicht mehr so recht weiß, wo in der<br />
Prozesslandschaft eine Anweisung mit wichtigen Infos steckt.<br />
Hinzugefügt wurde ein Workflow für die Online-Abwicklung<br />
von Investitionsanträgen, die zuvor noch in Papierform durchs<br />
Haus getragen wurden. Transparenter und besser geht das nicht<br />
mehr.<br />
Sämtliche Protokolle werden im Online Wiki geführt, neue<br />
Aufgaben mit Mitarbeiterzuordnung direkt im Meeting aufgenommen.<br />
Jeder kennt seine ihm zugeordneten Aufgaben und<br />
bearbeitet sie weiter. Im nächsten Meeting werden dann die<br />
offenen Punkte erörtert. Der Führungskreis war und ist hier Vorbild.<br />
Das Protokoll ist für alle Mitarbeiter einsehbar, eigene Themen<br />
werden in Abteilungsbesprechungen erörtert. Neue Punkte<br />
können hierüber eingebracht werden.<br />
Nicht ganz so öffentlich, aber nach der gleichen Philosophie,<br />
erfolgt die Begleitung der Unternehmensziele, abgeleitet aus<br />
Vision und passend zur Strategie des Unternehmens. Vereinbarungen<br />
zwischen Vorstand und Führungskraft werden online<br />
festgehalten. Online Wiki hilft, dass nichts aus dem Blick gerät.<br />
Auch Interne Projekte werden mit ihren Aufgaben über Wiki<br />
gesteuert. Genau wie Audits, in denen die Ergebnisse aus den<br />
QM-Workshops – in agiler Arbeitsweise – einfließen. Vorstandsmitglied<br />
Udo Frommann: „Die Meetings verlaufen hochkonzentriert,<br />
nicht nur im Führungskreis. Es geht uns in erster Linie um<br />
Verständigung, wie wir rasch weiterkommen und klären können,<br />
was uns im Einzelfall hilft. Betroffene sind Beteiligte im Verän-<br />
Beschlüsse / Erfahrungswerte<br />
Dezentrale, synchrone Dokumentation<br />
Info-/ Arbeits-/ Navigationsportal<br />
Tägliche Anwendung aller Mitarbeiter<br />
Quelle: Modell Aachen<br />
derungsprozess, Fehler können offen angesprochen werden,<br />
gemeinsam suchen wir die beste Lösung.“ Das Q.wiki ist dafür<br />
eine tolle Lösung. Wir steuern damit sämtliche Informationen<br />
und Prozesse rund um uns.<br />
Abkürzungen werden über das Glossar erklärt. Rollen werden<br />
mit „Aufgabe – Kompetenz – Verantwortung“ beschrieben, das<br />
Organigramm ist damit verlinkt, also genau so interaktiv wie alle<br />
andern Inhalte auch. Andere browserbasierte Anwendungen wie<br />
Zeiterfassung mit Abwesenheitsmanagement, Handwerkerportal,<br />
Immo-Office (Steuerung der Verkehrssicherungspflichten),<br />
ImmoSolve (für Vermietung), Digibase (das Portal der Schornsteinfeger)<br />
oder Fotogalerie wurden verlinkt.<br />
Die IT bekam einen unternehmensweiten und einen geschützten<br />
Bereich, in dem die Wissensbasis („Knowledgebase“) integriert<br />
ist. Jedes Tool ist nur so gut, wie es genutzt wird. „Unser<br />
Q.wiki wird täglich genutzt, das kann jeder sehen“, sagt Udo<br />
Frommann. h<br />
27
SERIE: Freiraumplanung<br />
Gemeinschaftliches Wohnen am Bothfelder Kirchweg in Hannover<br />
Der Raum zwischen Menschen (IV)<br />
Gemeinschaftlicher Innenhof<br />
Visualisierung: chora blau<br />
VON MARKUS SCHMIDT<br />
Landschaftsarchitekt AKNDS<br />
Mitinhaber von chora blau Landschaftsarchitektur<br />
Markus Schmidt, Dipl.-Ing. der Landschafts- und Freiraumplanung, hat nach<br />
seiner Ausbildung zum Gärtner im Bereich Garten- und Landschaftsbau ein<br />
Studium an der Leibniz Universität Hannover absolviert. Anschließend arbeitete<br />
er für verschiedene Büros, unter anderem in Köln und Hannover. 2012 war er<br />
Mitgründer von chora blau Landschaftsarchitektur.<br />
chora blau Landschaftsarchitektur<br />
Dem Handeln von chora blau liegt ein Planungsverständnis<br />
zugrunde, das auf dem Bestreben beruht, das Entdecken<br />
und Bezeichnen von Orten im Gestaltungsprozess für alle<br />
Beteiligten adäquat sichtbar und erfahrbar zu machen.<br />
chora blau verfolgt eine Planungsstrategie, bei der die<br />
räumliche Dimension der Orte den Ausgangspunkt des Entwerfens<br />
bildet. Das hannoversche Büro sieht sein Tätigkeitsfeld<br />
in den Bereichen Landschaftsarchitektur, Architektur<br />
und Städtebau. Die Planungsleistungen konzentrieren sich<br />
hierbei auf das gesamte Spektrum der Landschaftsarchitektur<br />
und beinhalten die Konzeption von Landschaften und<br />
Stadträumen, den Entwurf bzw. die Gestaltung von Außenanlagen<br />
und Gärten sowie die Begleitung der Projekte bei<br />
ihrer baulichen Umsetzung.<br />
28
SERIE: Freiraumplanung<br />
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Aus der Not eine Tugend<br />
Im nordöstlich gelegenen Stadtteil Bothfeld plant das Familienunternehmen<br />
Gundlach eine der innovativsten Wohnanlagen<br />
Hannovers. Die dort bestehende historische Hofstelle wird<br />
restauriert und um fünf Wohnhöfe mit 42 Mietwohnungen<br />
erweitert.<br />
Angesichts des steigenden Bedarfs an bezahlbarem, innerstädtischem<br />
Wohnraum wurden die Leitlinien für dieses Wohnbauprojekt<br />
formuliert. Oberstes Ziel war es, ein Quartier entstehen<br />
zu lassen, das sich mit den Anforderungen an raumeffiziente<br />
Siedlungs- und Wohnformen auseinandersetzt. Der notwendige<br />
Mindestraum und das nötige Maß an Privatheit sollten abseits<br />
der vorherrschenden Normvorstellungen zur Diskussion gestellt<br />
werden. Gleichzeitig sollte nicht von den etablierten hohen<br />
Gestaltungsstandards abgewichen werden.<br />
In Zusammenarbeit mit den Architekten AllesWirdGut und<br />
Laser aus Wien ist der Entwurf zu dem Quartier in Bothfeld entstanden.<br />
Das Leitbild für die Neubauten war schnell gefunden.<br />
Es befand sich bereits auf dem Grundstück – eine historische<br />
Hofstelle als ein Relikt der Geschichte des Ortes und als alter<br />
Typus einer gemeinschaftlichen Wohn- und Arbeitsform – eine<br />
Anordnung von Gebäuden, in der seit Jahrhunderten Gruppen<br />
von Menschen zusammenwohnen und ihren Alltag gemeinschaftlich<br />
organisieren. Die zueinander orientierte Stellung der<br />
zwei Gebäude und der sich dazwischen aufspannende Hof<br />
wurden zur Schablone der Neubauten. Maßstäblichkeit und<br />
Kubatur orientieren sich dabei an den Strukturen des angrenzenden<br />
Ortsteils.<br />
g<br />
Die Hofstelle als Leitbild<br />
Visualisierung: chora blau<br />
29
SERIE: Freiraumplanung<br />
Gliederung des Quartiers<br />
Visualisierung: chora blau<br />
Sharing<br />
Die Grundrisse der Einzelwohnungen werden auf das benötigte<br />
Minimum an Fläche reduziert. Die Mieter teilen sich fünf<br />
Gemeinschaftsräume in den verschiedenen Wohnhöfen, welche<br />
unterschiedliche Belegungen erhalten. Das Prinzip des Teilens ist<br />
ein gesellschaftlicher Trend, dessen Weg durch die Digitalisierung<br />
der Kommunikation bereitet wurde. Neben dem „Sharen“ als<br />
Bestandteil unserer täglichen Selbstdarstellung auf Webportalen,<br />
gibt es einen eigenen Wirtschaftszweig, welcher diesen Trend<br />
nutzt und die Frage aufwirft, ob wir sehr kostspielige Dinge<br />
kaufen sollten, die wir nur äußerst selten brauchen.<br />
Die Notwendigkeit multicodierter Räume<br />
Der kollektive Freiraum des Quartiers dient ergänzend zu den<br />
Gemeinschaftsräumen als Kompensation für die reduzierten<br />
Wohnverhältnisse. Dabei geht es sowohl um die nutzbare Fläche<br />
als auch um die optische Erweiterung der Wohnung beim<br />
Blick aus dem Fenster in eine offene, grüne Landschaft. Was<br />
dem Besucher verborgen bleibt, weil es sich in ein Kleid aus<br />
Wiesenblumen und Pflastersteinen hüllt, ist die Überlagerung<br />
von zahlreichen Anforderungen und Funktionen. Die Flächennutzungen<br />
und Mindesträume entstammen den Ansprüchen<br />
unterschiedlicher Fachdisziplinen. Belange der Bauordnung,<br />
aus Ökologie, Entwässerung, Brandschutz, Mobilität, Ver- und<br />
Entsorgung erzeugen einen Außenraum, der eine ähnliche Funktionsdichte<br />
aufweist wie das stark komprimierte Gebäudeinnere.<br />
Es entstehen Flächen, die eine Vielzahl an Bedürfnissen gleichzeitig<br />
bedienen. Eine Pflasterfläche ist nicht nur eine befahrbare<br />
Fläche. Sie ist Raum für Kinderspiel, barrierefrei zugänglich,<br />
Feuerwehrzufahrt und Aufstellfläche, Teil eines Gemeinschaftshofes<br />
und gleichzeitig Reinigungs- und Versickerungsanlage für<br />
Regenwasser. Dabei dürfen die Gärten und Höfe sich die Strenge<br />
dieser technokratischen Anforderungen in ihrer Gestaltung nicht<br />
anmerken lassen. Von wohnungsnahem Freiraum wird erwartet,<br />
dass er – oft im Kontrast zur geradlinigen Architektur – das<br />
Bedürfnis des Menschen nach Naturverbundenheit und Weite<br />
bedient.<br />
30
Kontakt aufnehmen<br />
Die sechs Hofstellen sind so ausgerichtet, dass immer Sichtbezüge<br />
zu den umliegenden Höfen und Wegräumen entstehen.<br />
Raumbildende Pflanzungen werden nur insoweit eingesetzt, als<br />
sie einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität dienen. Grundsätzlich<br />
bleiben die Höfe optisch verbunden und einsehbar.<br />
Auf diese Weise entsteht ein Gefüge kommunikativer Räume.<br />
Die Erschließung erfolgt über Durchgänge und nicht über<br />
Sackgassen. Hierdurch ergeben sich Querungsmöglichkeiten<br />
für Passanten und eine Einbindung in den Bestand.<br />
In diesem abgestuften Geflecht unterschiedlicher Privatsphären<br />
liegt eine der besonderen Qualitäten und Aufgaben<br />
der Freiraumplanung zur sozialen Quartiersentwicklung. Der<br />
wohnungsnahe Außenraum ist die einfachste Möglichkeit der<br />
ungezwungenen Kontaktaufnahme und des Austausches. Aus<br />
ersten Kontakten wie z.B. der gemeinsamen Beaufsichtigung<br />
der Kinder beim Spiel im Hof, können tiefergehende Beziehungsformen<br />
entstehen. Diese Berührungspunkte werden durch ein<br />
durchlässiges Umfeld aus Möglichkeitsfeldern und Funktionsüberlagerungen<br />
begünstigt. Der Bewohner muss die Chance<br />
haben, andere Personen im Alltag zufällig begegnen zu können,<br />
mit ihnen in Blickkontakt zu treten, sie anzusprechen.<br />
Grenzen der Gemeinschaft<br />
Ebenso wichtig wie der Gemeinschaftsgedanke ist die Möglichkeit,<br />
sich in einen ruhigen Bereich zurückzuziehen, der niemandem<br />
sonst zugänglich ist. Dieser muss nicht zwangsläufig einen<br />
privaten Außenbereich beinhalten. Die Freiwilligkeit der Nutzung<br />
von Gemeinschaftsräumen ist ein wichtiger Faktor, um den beschriebenen<br />
Zwangscharakter von WGs mit gemeinsamem Bad<br />
oder Küche zu vermeiden. Die Grenzziehung und das richtige<br />
Verhältnis zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit ist dabei<br />
immer subjektiv und Schwankungen unterworfen. Gemeinschaft<br />
kann nicht erzwungen werden! Menschen, die kein Interesse<br />
aneinander oder an einem gemeinsamen Wohnen haben, wird<br />
man auch durch eine architektonische Gestaltung nicht zusammenbringen.<br />
Aus diesem Grund ist es notwendig, den gemeinschaftlichen<br />
Charakter eines Quartiers frühzeitig herauszustellen.<br />
Ein Einzug ist dann immer auch eine bewusste Entscheidung für<br />
ein kollektives Wohnen und für eine bestimmte Nachbarschaft.<br />
Die Freiraumplanung kann diesem gemeinsamen Wunsch eine<br />
Plattform für Begegnungen schaffen, welche sich nicht verschließt,<br />
indem sie nicht jedem eine eigene Parzelle zuweist,<br />
sondern ungezwungene Bewegungen, Blicke und Gespräche<br />
in einem Gefüge abgestufter Privatheit zulässt.<br />
Weniger ist mehr<br />
Es entsteht ein Freiraum, der trotz des starken Nutzungsdrucks<br />
einen visuellen Ausgleich zu den reduzierten Wohnverhältnissen<br />
schafft und ein Gefühl von Offenheit in einem ansonsten stark<br />
verdichteten Umfeld vermittelt – ein Raum für Auseinandersetzungen<br />
und Diskussionen, der hilft, die Angst vor dem Alleinsein<br />
zu überwinden und Zusammenhalt zu initiieren – ein Freiraum,<br />
der den Raum zwischen den Menschen eines Quartiers kleiner<br />
werden lässt, obwohl er ihn eigentlich erweitert. h<br />
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Personalführung<br />
Was in der Personalführung schiefläuft<br />
„Dem Vorgesetzten verpflichtet<br />
und nicht dem Kunden“<br />
Prof. Dr. Armin Trost hat in Philosophie promoviert<br />
und ist seit 2005 Professor für Human Resource<br />
Management an der Business School der Hochschule<br />
Furtwangen. Beim diesjährigen Verbandstag<br />
des vdw Niedersachsen Bremen hat Trost<br />
über die Auswirkungen digitaler Medien auf die<br />
tägliche (Zusammen-)Arbeit referiert. Das magazin<br />
sprach mit dem Professor über neue Herausforderungen bei der Personalführung, den Sinn von<br />
Mitarbeitergesprächen und das Entdecken von Talenten.<br />
magazin: Herr Trost, viele Arbeitnehmer kennen das<br />
sicherlich: Häufig ist in Unternehmen das jährliche Mitarbeitergespräch<br />
nicht mehr als eine lästige Pflichtübung.<br />
Dabei verdient es seinen hohen Stellenwert doch zu Recht.<br />
Warum geht es dennoch an der wirklichen Relevanz vorbei<br />
oder schlimmer, in manchen Fällen sogar nach hinten los?<br />
Armin Trost: Ich wäre in der pauschalen Bewertung des jährlichen<br />
Mitarbeitergesprächs etwas zurückhaltender. Ob es seinen<br />
Stellenwert zu Recht verdient, hängt doch davon ab, was man<br />
damit erreichen möchte und wer am Ende der Kunde des jährlichen<br />
Mitarbeitergesprächs ist. In vielen Unternehmen wurde das<br />
nicht wirklich zu Ende gedacht. Häufig wird das jährliche Mitarbeitergespräch<br />
mit endlosen Nutzenerwartungen überfrachtet,<br />
von denen die Mitarbeiter, die Führungskräfte, Human Resources<br />
(HR) oder die Geschäftsführung zugleich profitieren sollen. Das<br />
geht selten gut, weil dann Konflikte vorprogrammiert sind.<br />
Man will einerseits, dass Mitarbeiter von ihren Führungskräften<br />
ein strukturiertes Feedback erhalten. Zugleich werden diese<br />
Beurteilungen zur Grundlage von Managementberichten oder<br />
Gehaltsentscheidungen gemacht. Wer ist jetzt der Kunde? Man<br />
vereinbart Ziele mit individuellen Mitarbeitern anstatt mit ganzen<br />
Teams und wundert sich über mangelnde Zusammenarbeit zwischen<br />
Kollegen. Mitarbeiter verpflichten sich zu Leistungszielen<br />
gegenüber ihren Vorgesetzten anstatt gegenüber ihren Kunden<br />
und geraten dadurch nicht selten in Konflikte. Ich könnte die<br />
Liste potenzieller Konflikte beliebig erweitern.<br />
Das Mitarbeitergespräch erregt, wie Sie schreiben, viele<br />
Gemüter, denn es betrifft ja jeden. Gerade viele Führungskräfte<br />
sind Opfer und Täter zugleich. Warum fällt es den<br />
Führungskräften so schwer, das besser zu machen, was<br />
ihnen selbst als Opfer missfällt?<br />
Weil sie sich oft in einem Rollenkonflikt befinden. In<br />
meinem Buch beschreibe ich unterschiedliche Führungsrollen:<br />
den Boss, den Partner, den Coach und den Befähiger. Ein Boss<br />
steht über den Mitarbeitern und agiert aus einer machtpolitischen<br />
und fachlichen Dominanz heraus, während der Partner die<br />
Verantwortung mit seinen Mitarbeitern teilt. Ein Coach belässt<br />
die Verantwortung bei den Mitarbeitern und führt durch Fragen.<br />
Ein Befähiger hingegen versucht Rahmenbedingungen zu schaffen,<br />
die Mitarbeiter zu bestmöglicher Leistung und Entwicklung<br />
befähigen.<br />
Immer mehr Führungskräfte führen partnerschaftlich, als<br />
Coach oder Befähiger. In modernen Arbeitswelten können sie<br />
auch nicht mehr anders. Diese Rollen verbieten es, Mitarbeiter<br />
formal und einseitig zu beurteilen. Die nächsthöheren Führungskräfte<br />
und auch die Personalabteilung zwingen Führungskräfte<br />
aber mit dem jährlichen Mitarbeitergespräch als Boss aufzutreten.<br />
Idealerweise bildet das jährliche Mitarbeitergespräch<br />
eine Schnittstelle zu den anderen HR-Prozessen.<br />
Entspricht das der gängigen Praxis?<br />
Ja, das ist zumindest der weit verbreitete Anspruch.<br />
Darin liegt aber zugleich eines der Probleme. Die Mitarbeiter<br />
verstehen, dass das, was in einem jährlichen Mitarbeitergespräch<br />
beurteilt und entschieden wird, nachhaltige Konsequenzen für<br />
sie und ihre berufliche Zukunft hat. Sie werden also in dieser<br />
Situation taktisch vorgehen, verhandeln, sich in Position bringen.<br />
Daran ist zunächst nichts Schlechtes. Ob dies aber zugleich dem<br />
Mitarbeiter-Führungskraft-Verhältnis und der Zusammenarbeit<br />
im Team immer zuträglich ist, steht auf einem anderen Blatt.<br />
Diese Praxis zeigt aber auch, dass es sich beim jährlichen<br />
Mitarbeitergespräch im Kern nicht um ein Gespräch handelt,<br />
32
Personalführung<br />
sondern um ein integriertes<br />
Managementoder<br />
Führungssystem.<br />
Natürlich sind hier auch<br />
Gespräche vorgesehen,<br />
aber das ist eher<br />
zweitrangig. Tatsächlich<br />
geht es um Entscheidungen<br />
und Urteile,<br />
die in einem nachfolgenden<br />
Prozessschritt<br />
aufgegriffen werden.<br />
Selbstverständlich<br />
habe ich nichts gegen<br />
Gespräche. Wie sollte<br />
ich? Aber das System<br />
insgesamt bedarf<br />
einer kritischen,<br />
differenzierteren Betrachtung.<br />
Sie bemängeln, dass Unternehmen mit ihren starren Kompetenzmodellen<br />
zur Vermessung des Führungsnachwuchses<br />
auch Gefahr laufen, die besten Talente auszusortieren.<br />
Es braucht jedoch Messinstrumente. Was schlagen Sie vor?<br />
Es braucht vor allem eine Auseinandersetzung mit<br />
den Talenten, die in erster Linie auf Seiten der Talente selbst<br />
stattfinden sollte. Sie dazu zu befähigen, wäre eine gute Idee.<br />
Klassische Kompetenzmodelle gehen von der Annahme aus,<br />
man wüsste, welche individuellen Kompetenzen in vielen Jahren<br />
notwendig sein werden. Aber einerseits trifft diese Annahme<br />
in Zeiten zunehmender Komplexität, Unsicherheit und Wandel<br />
kaum mehr zu. Andererseits sollten Unternehmen gerade wegen<br />
dieser Entwicklung vermehrt auf Diversity setzen. Messverfahren<br />
werden häufig genutzt, um auszusortieren. In Zukunft wird es<br />
aber mehr darauf ankommen, Individualität in gemischten Teams<br />
zuzulassen.<br />
Sie spielen hier auf die Rahmenbedingungen moderner<br />
Arbeitswelten an.<br />
Ja, darauf verweist auch der Untertitel des Buches. Meine<br />
zentrale Hypothese ist, dass das jährliche Mitarbeitergespräch<br />
in einem traditionellen, hierarchischen Kontext durchaus funktionieren<br />
kann. In einer modernen, agilen Arbeitswelt versagt es<br />
aber gänzlich.<br />
In einer hierarchischen Welt regieren Bosse, Aufgaben können<br />
hinsichtlich ihrer Ergebnisse und Prozesse klar und dauerhaft beschrieben<br />
werden. Mitarbeiter arbeiten arbeitsteilig und weitestgehend<br />
fremdbestimmt. In einer modernen, agilen Arbeitswelt<br />
finden wir das Gegenteil in allen, genannten Aspekten. Dort<br />
haben wir andere Führungsrollen, wie bereits erwähnt. Man<br />
arbeitet in Projekten, die von Unsicherheit und Dynamik gekennzeichnet<br />
sind und vor allem arbeiten Mitarbeiter eigenständiger<br />
in Teams und Netzwerken.<br />
Ich sage also nicht, dass das jährliche Mitarbeitergespräch<br />
pauschal versagt. Im Zuge aktueller Entwicklungen sollten wir<br />
dieses Instrument aber ernsthaft auf den Prüfstand stellen und<br />
kreativ nach Alternativen suchen. Wenn die Personalab teilung<br />
diese Aufgabe nicht übernimmt, wird ihr diese Aufgabe zwangsläufig<br />
von anderen abgenommen. Wir sollten diese Entwicklung<br />
besser nicht verschlafen.<br />
Anstatt der „Augen-zu-und-durch-Mentalität“ raten Sie<br />
Personalern, sich aktiv und intensiv mit der Gestaltung<br />
des jährlichen Mitarbeitergesprächs in ihrem Unternehmen<br />
zu beschäftigen. Wo sollte man ansetzen?<br />
Was ich grundsätzlich kritisiere, ist die voreilige Fokussierung<br />
auf ein bestimmtes Instrument. Ich habe unzählige<br />
Unternehmen gesehen, die irgendwann beschlossen haben, das<br />
jährliche Mitarbeitergespräch einzuführen. Dann kümmern sie<br />
sich um das Design: wann, wer, wie. Man entwickelt Formulare,<br />
Leitfäden, trainiert die Führungskräfte usw. Dann kommt es häufig<br />
zum Clash, weil die internen Rahmenbedingungen mit dem<br />
Instrument nicht kompatibel sind. Und dann fragt man sich, warum<br />
man dieses Instrument überhaupt eingeführt hat. Insgesamt<br />
ist das die falsche Reihenfolge.<br />
Es geht aber nicht um das jährliche Mitarbeitergespräch an<br />
sich, sondern um die Frage, was man wie für wen erreichen<br />
möchte. Ich schlage in meinem Buch einen umgekehrten schrittweisen<br />
Ansatz vor. Zunächst klärt man die Nutzenerwartungen<br />
und die jeweiligen internen Kunden. Dann schaut man sich die<br />
Rahmenbedingungen an, um sich dann der Frage zuzuwenden,<br />
welches Instrument das Richtige zu sein scheint. Erst dann<br />
beginnt man mit der operativen Gestaltung, dem Design. Häufig<br />
wird dann klar, dass das jährliche Mitarbeitergespräch für Vieles,<br />
was man erreichen möchte, gerade nicht das geeignete Instrument<br />
ist.<br />
Vielen Dank, Professor Trost, für das Gespräch. h<br />
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33
xxx<br />
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„WIE GEHT QUARTIER?“<br />
Foto: designagenten, Axel Born<br />
Quartiersentwicklung in den Wohnungsunternehmen des vdw Niedersachsen Bremen<br />
Wie funktioniert „Quartier“?<br />
In einer Umfrage hatten die Mitgliedsunternehmen des vdw Niedersachsen Bremen die Gelegenheit,<br />
sich zu allgemeinen Fragen zum Thema Quartiersarbeit /˘Quartiersentwicklung zu äußern.<br />
Die Fragestellungen befassten sich mit dem Stellenwert und der Verortung des Themas Quartiersarbeit<br />
/ Quartiersentwicklung im jeweiligen Mitgliedsunternehmen, den Handlungsfeldern, die<br />
allgemein im Unternehmen bearbeitet werden, den Ressourcen, die für die Quartiersentwicklung<br />
zur Verfügung stehen, den Zielen im Unternehmen, die mit der Quartiersarbeit verfolgt werden<br />
und der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, insbesondere den Kommunen.<br />
34
SERIE: Quartier<br />
Stellenwert in den Unternehmen<br />
Für die Wohnungswirtschaft hat das Thema Quartiersentwicklung<br />
einen hohen Stellenwert. Die Quartiersentwicklung bietet<br />
viele Möglichkeiten, um Quartiere zu verbessern und Nachbarschaften<br />
zu stärken.<br />
Der Quartiersgedanke ist ein wesentlicher Bestandteil der<br />
strategischen Unternehmensausrichtung und eine unabdingbare<br />
Voraussetzung für eine nachhaltige Bestandsbewirtschaftung.<br />
Dabei werden soziale Verantwortung und wirtschaftliches<br />
Handeln eng miteinander verbunden. Das Wohnquartier ist<br />
zukünftig die zentrale Handlungsebene zur effektiven Bündelung<br />
von Ressourcen. Die Arbeit in den Quartieren soll daher ausgebaut<br />
werden.<br />
Das Wohlbefinden der Mieter/-innen und Mitglieder, aber<br />
auch der Quartiersbewohner/-innen, rückt sehr deutlich in den<br />
Fokus. In Quartieren, in denen der Wohnbestand sich fast ausschließlich<br />
im Besitz eines Mitgliedsunternehmens befindet, hat<br />
die Quartiersentwicklung bereits besondere Bedeutung. In Städten,<br />
in denen Mitgliedsunternehmen in vielen Stadtteilen durch<br />
Liegenschaften vertreten sind, erkennen sie außerdem auch ihre<br />
flächendeckende Mitverantwortung an, für ein positives Lebensgefühl<br />
in der Stadt einzutreten.<br />
Die Unternehmen wollen den Menschen ein Zuhause bieten,<br />
in dem sie sich wohlfühlen.<br />
Verankerung im Unternehmen und Ressourcen<br />
Doch wo ist der Quartiersgedanke im Unternehmen verankert?<br />
Anregungen, Ideen und Maßnahmen kommen in den Unternehmen<br />
aus vielen Bereichen und werden z.B. durch eine Referentenstelle<br />
„Sozialmanagement“ gesammelt, koordiniert und<br />
umgesetzt. Dabei werden verschiedene Bereiche von Mieterhilfe<br />
über Wohnberatung und Quartiersmanagement bis zu Seniorenarbeit<br />
verknüpft.<br />
Eigene Abteilungen für „Quartiersentwicklung“, „Unternehmensentwicklung“<br />
und „soziales Management“ entwickeln<br />
nachhaltige Strukturen in Nachbarschaften. Die konkrete Quartiersarbeit<br />
wird als eine fachübergreifende Aufgabe verstanden,<br />
in die in der Regel verschiedene Abteilungen involviert sind.<br />
Oftmals ist die Quartiersentwicklung direkt auf Geschäftsführer-<br />
bzw. Vorstandsebene verankert und wird durch Mitarbeiter<br />
im Bereich Sozialmanagement, Immobilienmanagement oder<br />
Bestandsmanagement ergänzt. Auf den verschiedenen politischen<br />
und gesellschaftlichen Ebenen kann auf diese Weise die<br />
unerlässliche Netzwerkarbeit gewährleistet werden.<br />
Nachbarschafts- bzw. Stadtteilvereine – wie z.B. der win e. V.<br />
– Wohnen in Nachbarschaften bei der KSG Hannover GmbH in<br />
Wiesenau, der Verein Gemeinwesenentwicklung Stadtfeld e.V.<br />
des BWV in Hildesheim oder der Verein Stadtteilentwicklung<br />
g<br />
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35
SERIE: Quartier<br />
36<br />
Weststadt e.V. in Braunschweig – sind ein wichtiger Motor zur<br />
Selbsthilfe in den Quartieren. Vielfach werden diese durch Wohnungsunternehmen<br />
gegründet. Federführend wirken darin zum<br />
Teil Vorstandsmitglieder und Mitglieder der Geschäftsführung<br />
direkt auch in Vorständen der Vereine mit und prägen dadurch<br />
die Arbeit erheblich.<br />
Eine starke Präsenz im Quartier ist für die Unternehmen unerlässlich.<br />
Die Ziele von Quartiersentwicklung können nur erreicht<br />
werden, wenn die operative Arbeit der Quartiersentwicklung<br />
effektiv in die Unternehmensstruktur eingebunden wird. Die<br />
Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure innerhalb der<br />
Unternehmen mit den Fachkräften in den Quartieren stellt die<br />
Basis dar. Gemeinsames Ziel ist es, die Mieterzufriedenheit zu<br />
erhöhen. Sozialarbeiter vor Ort kennen die Bedürfnisse der<br />
Mieter/-innen am besten, da sie in deren Lebenswelt unterwegs<br />
sind.<br />
Bei den Wohnungsunternehmen laufen zahlreiche Informationen<br />
über die Quartiere zusammen. Sie verfügen über umfangreiches<br />
Wissen und Kompetenzen, indem sie das „große Ganze“<br />
betrachten und neben ihren speziellen Fachkenntnissen „über<br />
den Tellerrand“ hinausschauen.<br />
Neben den personellen Ressourcen im Bereich Sozialmanagement<br />
/ Quartiersentwicklung, die häufig eine, teilweise sogar<br />
mehrere Vollzeitstellen umfassen, bieten die Unternehmen<br />
kostenlos Räumlichkeiten für Projekte und investieren selbst zum<br />
Teil sechsstellige Summen pro Jahr zur Förderung von Projekten.<br />
Eigenes Personal wird für die Arbeit in der Quartiersentwicklung<br />
geschult und weitergebildet.<br />
Handlungsfelder<br />
Die Wohnungswirtschaft ist bei ihren Aktivitäten im Quartier<br />
in vielen Handlungsfeldern unterwegs. Dies zeigen auch die<br />
abwechslungsreichen Beispiele, die zum Thema Quartiersentwicklung<br />
für dieses Buch eingegangen sind.<br />
Das Handlungsfeld „Wohnen und Wohnumfeld“ ist bei den<br />
Unternehmen natürlich stark vertreten. Themen sind hier Maßnahmen<br />
zur Verbesserung und Anpassung von Wohnungen und<br />
deren Ausstattungen an die Bedürfnisse der Mieter/-innen und<br />
die Aufwertung des Wohnumfeldes zur Optimierung der Wohnzufriedenheit<br />
und damit einhergehend der Lebensqualität.<br />
Die Unternehmen haben aber auch innerhalb der Handlungsfelder<br />
Schwerpunkte gebildet. Im Kultur- und Bildungsbereich<br />
bieten Unternehmen Mietern sowie deren Kindern Möglichkeiten,<br />
die formale Schulbildung durch unterschiedliche informelle<br />
Bildungsmöglichkeiten zu ergänzen und so mit ihrer Lebenswelt<br />
zu verbinden. Kinder und Jugendliche finden in der sozialen<br />
Arbeit der Unternehmen im Quartier außerschulische Ansprechpartner,<br />
die nicht an öffentliche Einrichtungen (Stadtverwaltung,<br />
Jugendamt etc.) gebunden sind. Für Erwachsene werden<br />
Freizeit- und Bildungsangebote etabliert, teilweise professioneII<br />
angeleitet, aber auch von Ehrenamtlichen organisiert. Angebote<br />
und Einrichtungen werden zielgruppenorientiert und z.T. generationsübergreifend<br />
sowie interkulturell ausgerichtet.<br />
Im Themenbereich „Umwelt und Verkehr“ beschäftigen sich<br />
die Unternehmen u.a. mit der Reduzierung von Verkehrs- und<br />
Umweltbelastungen. Außerdem ist hier die Mobilitätsoptimierung<br />
für alle Altersgruppen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen<br />
ein großes Thema. Beispielsweise haben Mitgliedsunternehmen<br />
die Verlegung einer Bushaltestelle erwirkt und zusätzlich<br />
ein Wartehäuschen geschaffen. Ebenso gehören barrierearme<br />
Zuwege im Quartier, die Anpassungen von Parkplatz- bzw. Stellplatzsituationen<br />
sowie Verkehrsberuhigung von Straßen dazu.<br />
Mit Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung wird ein Schwerpunkt<br />
in der Präventionsarbeit gesetzt.<br />
Viele Unternehmen initiieren Projekte jedoch auch unabhängig<br />
von Geschlecht, Herkunft, religiösem oder kulturellem Hintergrund.<br />
Menschen mit Behinderung oder Menschen mit Migrationshintergrund<br />
finden oftmals ganz selbstverständlich ihren<br />
Platz in der „Quartiersgemeinschaft“, ohne dass diese Gruppen<br />
noch besonders benannt werden.<br />
g
SERIE: Quartier<br />
Ziele der Quartiersentwicklung<br />
38<br />
Soziale Verantwortung wird in den Mitgliedsunternehmen des<br />
vdw Niedersachsen Bremen besonders großgeschrieben. In den<br />
Gesellschaftsverträgen und Satzungen der Unternehmen findet<br />
sich stets der gemeinwohlorientierte Ansatz.<br />
Durch die Konfrontation der Wohnungswirtschaft mit großen<br />
gesellschaftlichen Veränderungen, wie der demografischen<br />
Entwicklung oder der Migration, entstehen neue Konflikt- und<br />
Problemlagen. Rechtliche, aber vor allem auch personelle Möglichkeiten<br />
und notwendige Ressourcen innerhalb der Kommune<br />
sind häufig gebunden und stehen nicht zur Verfügung. Was<br />
bleibt, ist die Rückbesinnung auf Nachbarschaften und das<br />
ehrenamtliche Engagement. Gerade für ältere Menschen kann<br />
dadurch ein Leben in den eigenen vier Wänden über einen möglichst<br />
langen Zeitraum sichergestellt werden. Dies geschieht nicht<br />
nur dadurch, dass Hilfen über verschiedenste Dienstleister etc.<br />
angeboten werden, sondern auch Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht<br />
wird.<br />
Quartiersbewohner/-innen und damit auch die Mieter/-innen<br />
der Wohnungsunternehmen sollen zur aktiven Mitgestaltung des<br />
Quartiers angehalten werden. So soll eine starke Bindung und<br />
Identifikation mit dem Quartier erzeugt werden. Ziel ist daher die<br />
Förderung sozialer Teilhabe und stabiler, funktionierender Nachbarschaften,<br />
d.h. „ländliche“ Strukturen in den Städten.<br />
Vernetzung, Synergien und<br />
Beziehungsgestaltung<br />
Im Bereich der Quartiersentwicklung können Maßnahmen der<br />
verschiedenen Akteure effektiv und zielgerichtet gebündelt werden.<br />
Die Aktiven im Stadtteil können vernetzt werden und sich<br />
gegenseitig unterstützen. Auf diese Weise können Synergien<br />
genutzt und ggf. bestehende Missstände (auf menschlicher,<br />
räumlicher und sozialräumlicher Ebene) schneller erkannt werden.<br />
Durch die Arbeit vor Ort können Beziehungen zu den Quartiersbewohnern<br />
aufgebaut und eine Vertrauensebene hergestellt<br />
werden. Die pädagogischen Fachkräfte vor Ort kennen die<br />
Mieter/-innen persönlich, können ihre Lebenslagen einschätzen,<br />
Konflikte aufnehmen und klären, soziale Probleme aufdecken<br />
und in Netzwerken bearbeiten.<br />
Durch die Quartiersarbeit gelingt es, ehrenamtliche Ressourcen<br />
zu aktivieren, wie z.B. für die Nachbarschaftshilfe. Quartiersentwicklung<br />
trägt dazu bei, dass die Menschen im Quartier in einen<br />
Dialog treten, zusammen Probleme angehen und Lösungen<br />
erarbeiten, die von einer möglichst großen Zahl an Bewohnern<br />
mitgetragen wird. So wird ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
erzeugt.<br />
Ein unmittelbarer Nutzen hieraus ist ein Rückgang von<br />
Nachbarschaftsstreitigkeiten, die teilweise etwa 40 Prozent des<br />
gesamten Beschwerdeaufkommens im Wohnungsunternehmen<br />
darstellen können.<br />
Die gute Vernetzung zwischen Mietern, Vermietern, Institutionen<br />
und ehrenamtlichem Engagement sowie die Kooperationen<br />
und Alltagsunterstützung vermeiden eine Singularisierung alleinstehender<br />
Personen und ermöglichen ein „Lebenslauf-Wohnen“<br />
im Quartier.<br />
Imageverbesserung<br />
Soziale Arbeit leistet einen Beitrag zu einem positiven Image für<br />
das Quartier und das Unternehmen. Mittel- bis langfristig sichert<br />
ein positives Image die Vermietbarkeit des Bestandes für die<br />
Wohnungsunternehmen, mithin auch deren Rentabilität. Durch<br />
soziale Arbeit können Quartiere sozial aufgewertet werden. Abwärtsspiralen,<br />
die manche Quartiere erleben, können auf diese<br />
Weise beeinflusst oder sogar gestoppt werden.<br />
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39
SERIE: Quartier<br />
Integration<br />
Die Quartiersentwicklung dient der Integration. Unterschiedliche<br />
Kulturen können besser beraten und integriert werden. Nachhaltig<br />
ausgewogene Nachbarschaften mit einer angemessenen<br />
sozialen Durchmischung können die Entstehung insbesondere<br />
stigmatisierter Quartiere verhindern. Räumliche Trennungen der<br />
meist heterogenen soziokulturellen Strukturen in Bezug auf Herkunft,<br />
Ethnie, soziale Lage, Lebensstil und Alter können durch<br />
sozial integrative Maßnahmen begrenzt werden. Auf diese Weise<br />
lässt sich eine Einheit des Quartiers herstellen und weiterentwickeln.<br />
Dadurch kann eine Annäherung der Kulturen und ein<br />
Verständnis der Nachbarn für die jeweils andere Kultur erzeugt<br />
werden. Quartiersentwicklung wirkt damit ebenso präventiv wie<br />
problembezogen.<br />
Messbarer Mehrwert<br />
Durch intakte Quartiere verlängern sich die Wohnverhältnisse,<br />
die Leerstandsquote und die Mietrückstände sinken und die<br />
Wohnqualität wird verbessert. Ebenso ist der lnstandhaltungsaufwand<br />
geringer, denn mit Objekten und Außenanlagen, die<br />
durch die Bewohner/-innen mitgestaltet wurden, wird erfahrungsgemäß<br />
auch besser umgegangen. Die Quartiersentwicklung<br />
beinhaltet daher letztlich auch einen monetären Mehrwert.<br />
Dieser steht für die Unternehmen des vdw Niedersachsen<br />
Bremen jedoch nicht im Vordergrund.<br />
Schulen, Jugendzentren, freie Träger, die Bewohner/-innen des<br />
Quartiers sowie die Kommune. Auch Unternehmer/-innen und<br />
Geschäftsleute werden einbezogen. Diese Netzwerke sind die<br />
Entstehungsorte für konkrete Projekte im Quartier. Sie bilden die<br />
Vielfalt der Tätigkeit der Protagonisten vor Ort ab. Die Herausforderung<br />
liegt darin, diese Netzwerke aufzubauen und zu steuern.<br />
Wichtig ist dabei, möglichst ergebnisorientiert und zielgerichtet<br />
zu agieren, um Parallelstrukturen zu vermeiden.<br />
Verschiedene Netzwerke<br />
Familie, Bekannte, Freunde und Nachbarn bilden die persönlichen<br />
Netzwerke. Institutionen, Gruppen und Einrichtungen<br />
direkt im Quartier stellen unmittelbare institutionelle Netzwerke<br />
im Quartier dar. Diese Kooperationspartner sind Experten im<br />
Quartier. Durch die Vernetzung kann ein regelmäßiger Austausch<br />
über Entwicklungen im Quartier etabliert, aber auch<br />
um Angebote an die Bedarfe der Bewohner/-innen angepasst<br />
werden. Personen und Gruppen, die als „wider-willige Akteure“<br />
gelten, aber eine wichtige Rolle im Prozess darstellen, gilt es zu<br />
überzeugen.<br />
Im erweiterten Netzwerk sind Träger, Einrichtungen und<br />
Akteure auch außerhalb des Quartiers verbunden, die sich zu<br />
übergreifenden Themen austauschen. Sie sind eher strategische<br />
Netzwerke und weniger operativ.<br />
Netzwerke, Kommune und Wertschätzung<br />
Entscheidend für eine gelungene Quartiersentwicklung sind<br />
tragfähige Netzwerke mit Partnern vor Ort. Dazu zählen z.B.<br />
ambulante Dienstleister, Stadtjugendpflege, Vereine für Integrationsarbeit,<br />
Träger für den Bereich des ambulant unterstützten<br />
Wohnens (Behindertenwerkstätten), Kirchengemeinden,<br />
Kommune<br />
Die Zusammenarbeit mit der Kommune spielt im Quartier eine<br />
große Rolle. Seitens der Kommune können Impulse gesetzt<br />
werden, um gemeinsam mit allen Akteuren alters- und generationenübergreifende<br />
Konzepte für die Stadtquartiere der Zukunft<br />
zu entwickeln. Erforderlich ist ein interdisziplinäres Denken in<br />
40
SERIE: Quartier<br />
allen Bereichen. Wohnungswirtschaftliche, städtebauliche und soziale Aufgaben müssen<br />
zusammengedacht werden und eine frühzeitige Einbindung aller Beteiligten in Prozesse<br />
und ämterübergreifende Planung stattfinden. Dies ist nicht allein mit immobilienwirtschaftlichen<br />
Instrumentarien zu bewältigen. Ebenso ist eine gute Zusammenarbeit<br />
zwischen Kommune und Land erforderlich.<br />
Wertschätzung<br />
Der Wert sozialer Arbeit und damit auch der Arbeit in den Quartieren sollte gesamtgesellschaftlich<br />
mehr geschätzt werden. Schon kleine Projekte zur Hausaufgabenhilfe<br />
verhindern schulische und berufliche Misserfolge. Die meisten Projekte dieser Art sind<br />
jedoch ausschließlich auf Spenden bzw. Ehrenamtlichkeit angewiesen. Dieses Ehrenamt<br />
braucht eine hauptamtliche Begleitung in den Kommunen. Wichtig ist eine Verantwortungsübernahme<br />
für die Prozesse vor Ort.<br />
Ehrenamtliches Engagement lebt von Wertschätzung. So können weitere Freiwillige<br />
gewonnen werden, die erarbeitete Konzepte, Projekte und immer neue Zielvorstellungen<br />
in die Tat umsetzen. Sollen Inklusion, Integration und eine umfassende Bildung für<br />
alle Bevölkerungsschichten ermöglicht werden, erfordert dies ein gestärktes Ehrenamt<br />
und einen hohen personellen Aufwand in den öffentlichen Institutionen zur Unterstützung<br />
der Prozesse in den Quartieren. h<br />
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41
Serie: ERP-Umstellung<br />
Datenmigration – vorbereitet,<br />
dokumentiert, geprüft<br />
VON MARK OLIVER KÖNEMUND<br />
UND FRANK NOLTE<br />
vdw Niedersachsen Bremen<br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
Auf die Wohnungswirtschaft rollt zurzeit eine mächtige Welle<br />
durch Umstellungen auf neue wohnungswirtschaftliche ERP-<br />
Software zu. Was sind die Gründe für diese IT-Umstellungen?<br />
Vorrangig ist sicherlich die beabsichtigte Abschaltung des<br />
bewährten, aber in die Jahre gekommenen GES-Systems der<br />
Aareon-Gruppe im Jahr 2020 zu nennen. Aber auch die Weiterentwicklung<br />
der Unternehmens-IT mit besseren und schnelleren<br />
Auswertungsmöglichkeiten, die zunehmende Digitalisierung der<br />
Arbeitsabläufe und der Kommunikation mit Mietern und Mitgliedern<br />
sind Gründe für einen Wechsel der wohnungswirtschaftlichen<br />
Software. Der Wechsel stellt für jedes Wohnungsunternehmen<br />
eine komplexe Aufgabe dar.<br />
Zentrales Element der ERP-Umstellung ist die Übernahme der<br />
im bisherigen System vorhandenen Datenbestände in das neue<br />
System. In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über das<br />
weite Feld der Datenmigration bei IT-Umstellungen, die bei Wohnungsunternehmen<br />
fast ausnahmslos Standardsoftware betreffen.<br />
Als Datenmigration bezeichnet man dabei den Prozess, bei<br />
dem Daten von einem vorhandenen Quellsystem in ein Zielsystem<br />
transferiert werden. Eine IT-Umstellung läuft generell grob in<br />
den folgenden Prozessphasen ab:<br />
In den Phasen 1 bis 2 (Planungs- und Definitionsphasen)<br />
werden die Anforderungen an die neue Software, der zeitliche<br />
Ablauf (Projektplan einschließlich Umstellungszeitpunkt), die<br />
Budgethöhe für die IT-Umstellung und die laufenden Kosten,<br />
der Schulungsplan und das Beratungskonzept bestimmt. Zum<br />
Schluss wird in einem ersten Meilenstein der neue IT-Vertrag<br />
unterschrieben. Die Entscheidung für eine bestimmte neue<br />
Software sollte dabei unter dem Aspekt der Ordnungsmäßigkeit<br />
der Geschäftsführung nachvollziehbar dokumentiert sein (vom<br />
Lastenheft bis zur vertraglichen Zusicherung von Eigenschaften).<br />
Aber auch der Schulungsplan und das Beratungskonzept, bei<br />
denen eine zeitintensive praxisnahe Schulung und Beratung im<br />
späteren anfänglichen Echtbetrieb nicht zu vernachlässigen sind,<br />
sowie die ausreichenden personellen Kapazitätsplanungen in<br />
den einzelnen Unternehmensbereichen, insbesondere im Bereich<br />
Rechnungswesen, sind wichtige Phasen-Bausteine für ein erfolgreiches<br />
Projektmanagement.<br />
In der Phase 3 (Realisierungs- und Vorbereitungsphase)<br />
werden die Grundlagen für die neue IT-Programmstruktur gelegt.<br />
Hierbei geht es insbesondere um die Analyse und Bereinigung<br />
des vorhandenen Altdatenbestandes (Löschung alter Mieter<br />
und Kreditoren, nicht mehr vorhandener Anlagengegenstände<br />
u.a.), Kontenmapping (Überleitung alter/neuer Kontenplan), IT-<br />
Berechtigungskonzept einschließlich der Administratorenrechte,<br />
Neuorganisation des Belegwesens (andere und separate Nummernkreise),<br />
Zugriffsmöglichkeiten auf das Altsystem und<br />
natürlich die permanente Budgetüberwachung. In dieser Phase<br />
kann sich schon deutlich zeigen, dass aus der IT-Umstellung<br />
auch weitgehende Anpassungen und Neustrukturierungen<br />
der Arbeitsprozesse resultieren.<br />
42
Serie: ERP-Umstellung<br />
Zugriff und Aufbewahrung<br />
von Altdatenbestand<br />
Die nicht mehr mögliche Nutzung des Altsystems bedeutet<br />
nicht, dass die Altdatenbestände vollkommen außer Acht zu<br />
lassen sind. Auf Anfrage des GdW hat die Finanzverwaltung im<br />
Jahr 2016 darauf hingewiesen, dass die Bestimmungen für eine<br />
ordnungsgemäße elektronische Buchführung und zum Führen<br />
von elektronischen Aufzeichnungen (§ 146 Abs. 5 AO) auch<br />
bei einem IT-Systemwechsel einzuhalten sind. Zwar ist demnach<br />
das IT-Altsystem nicht über die Dauer der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist<br />
von bis zu zehn Jahren aufrecht zu erhalten, aber<br />
es sind Mindestauswertungen (Journal, Sachkonten, Bilanz,<br />
GuV, Umsatzsteuerermittlung, Anlageverzeichnis) aus einem<br />
elektronischen Archivsystem für diesen Zeitraum zu gewährleisten,<br />
um die „Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und<br />
Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen<br />
in elektronischer Form“ (GoBD) zu erfüllen. Dies steht auch in<br />
Übereinstimmung mit den Verlautbarungen des Instituts der<br />
Wirtschaftsprüfer (IDW) und den handelsrechtlichen Vorschriften<br />
(GoB). Somit sind die Altdatenbestände für den Zeitraum der erforderlichen<br />
Aufbewahrungsfristen elektronisch aufzubewahren<br />
(Archivsystem).<br />
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43
Serie: ERP-Umstellung<br />
Datenmigration<br />
Die Phase 4 (Datenmigrationsphase) beruht auf dem vom<br />
Systemanbieter und dem Wohnungsunternehmen gemeinsam<br />
erstellten Migrationskonzept. Dieses Migrationskonzept regelt,<br />
welche Daten (Stamm-, Steuerungs- und Bewegungsdaten der<br />
einzelnen Teilbereiche) zu welchem Zeitpunkt und mit welchem<br />
Verfahren von dem Alt- auf das Neusystem übertragen werden.<br />
Dabei werden die Daten entweder durch direkte Datenüberleitungen<br />
vom IT-Anbieter mit Hilfsprogrammen (Templates), über<br />
Konvertierungen der Altdaten in Überleitungshilfen wie z.B.<br />
MS-Excel oder auch in Ausnahmefällen für Teilbereiche durch<br />
manuelle Eingaben in das neue IT-System eingespielt bzw. eingegeben.<br />
Hauptsächlich bei dem Verfahren der Konvertierung<br />
der Altdaten in Überleitungshilfen lassen sich die IT-Anbieter die<br />
Daten vom Wohnungsunternehmen in der für sie erforderlichen<br />
Form mit dem entsprechenden personellen Aufwand des Wohnungsunternehmens<br />
liefern.<br />
Doch welche Kontrollen hat das Wohnungsunternehmen im<br />
Einzelnen vorzunehmen und entsprechend zu dokumentieren?<br />
Bei der technischen Datenübertragung werden erste Kontrollen<br />
der Datenbestände durch die IT-Anbieter mit entsprechenden<br />
Ergebnisprotokollen vorgenommen. Die maßgebliche Prüfung<br />
der richtigen Datenmigration haben die IT-Anbieter jedoch auf<br />
die umstellenden Wohnungsunternehmen übertragen. Auch die<br />
Kontrollverantwortung obliegt hierbei dem Unternehmen. Auch<br />
sind die Datensätze auf Vollständigkeit (mengenmäßig), Richtigkeit<br />
(inhaltlich), Speicherort (Zielfelder) und Darstellung<br />
(Formatierung) zu kontrollieren und dem IT-Anbieter vom<br />
Wohnungsunternehmen die ordnungsgemäße Datenübernahme<br />
durch eine schriftliche Teilabnahme zu bestätigen. Der<br />
Prüfungszeitraum bestimmt sich hierbei in Abhängigkeit der<br />
Zurverfügungstellung der Daten durch den Daten-Migrateur<br />
(IT-Umsteller) nach erfolgter Datenübernahme. Diese heiße<br />
Phase ist durch erheblichen zeitlichen Druck für das Wohnungsunternehmen<br />
gekennzeichnet. Hier gilt es zügig zu handeln,<br />
denn im Zeitraum der Dateneinspielung bis zur Abnahme der<br />
Datenbestände des Neusystems ist dieses Neusystem noch nicht<br />
produktiv gesetzt und im Altsystem sind aufgrund des erfolgten<br />
Datenabrufs Veränderungen nur noch möglich, wenn sie später<br />
im Neusystem nachgeholt werden. Im Migrationskonzept sollten<br />
daher sowohl die Stichtage für die Stammdatenübernahme und<br />
die Überleitung von Bewegungsdaten aus dem Altsystem als<br />
auch die Terminierung der Datenkontrolle und die Zeitfenster zur<br />
Datenkontrolle definiert und festgelegt werden.<br />
Die wesentlichen einzelnen zu prüfenden Bereiche<br />
der Datenmigration stellen sich wie folgt dar:<br />
Finanzbuchhaltung<br />
Forderungen /<br />
Verbindlichkeiten<br />
der Mieter<br />
Mietenbuchhaltung /<br />
Sollmieten<br />
Vorgehensweise bei der Datenübernahme<br />
Migrationskonzept<br />
- gemeinsame Erarbeitung<br />
durch IT-Anbieter und<br />
Unternehmen<br />
- Festlegung der<br />
Migrationsdaten<br />
(Umfang, Bereiche)<br />
- Abstimmleitfäden<br />
des IT-Anbieters<br />
Anlagenbuchhaltung<br />
- beweglich<br />
Datenmigrationsprüfung<br />
Darlehen<br />
Vorbereitungsphase<br />
- Vorschlag des Unternehmens<br />
auf Basis Alt-<br />
Kontenplan<br />
- Individuelle Anpassung<br />
durch Unternehmen<br />
- Umsetzung Kontenmapping<br />
durch IT-Anbieter<br />
- Analyse und Bereinigung<br />
Altdatenbestände<br />
- IT-Berechtigungskonzept<br />
- Organisation Belegwesen<br />
Anlagenbuchhaltung<br />
- unbeweglich<br />
Betriebskosten<br />
Mitglieder<br />
Für diese umfänglichen Datenabstimmungen zwischen Altund<br />
Neusystem sollte im Vorwege festgelegt sein, in welchem<br />
Umfang (Voll- oder Stichprobenprüfung) die Daten der einzelnen<br />
Teilbereiche geprüft werden.<br />
Betrachten wir beispielhaft den Teilbereich unbewegliches<br />
Anlagevermögen mit der Prüfung der einzelnen Daten wie<br />
z.B.: Anzahl der Objekte, Wohn-/Nutzfläche, Belegenheit,<br />
Grundstücksfläche, Anschaffungs- und Herstellungskosten,<br />
kumulierte Abschreibungen, Buchwerte, Nutzungsdauer, Baujahr<br />
und Abschreibungsparameter, lässt sich erkennen, dass die Prüfung<br />
der Datenmigration unter dem Gesichtspunkt des erforderlichen<br />
erheblichen Einsatzes der personellen Kapazitäten nicht<br />
zu unterschätzen ist.<br />
Die Vorgehensweise bei der Datenübernahme kann<br />
zusammengefasst wie folgt skizziert werden:<br />
Datenmigration<br />
- Bereitstellung von Fehler-/<br />
Hinweislisten aus Datenübernahme<br />
durch den<br />
IT-Anbieter<br />
- Datenabrufe aus<br />
Altsystem vornehmen<br />
bzw. bereitstellen<br />
- Abstimmung/Prüfung<br />
der Daten zwischen<br />
Alt- und Neusystem<br />
- Zurverfügungstellung von<br />
Abstimmleitfäden durch<br />
den IT-Anbieter<br />
- Erstellung von Abnahmeprotokollen<br />
der richtigen<br />
Datenüberleitung durch<br />
Unternehmen<br />
44
Dokumentations- und Aufbewahrungspflicht<br />
Das Verfahren der Datenüberleitung vom Alt- auf das Neusystem<br />
und der Nachweis sowie die Prüfung der richtigen Datenüberleitung<br />
ist nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung<br />
zu dokumentieren. Die Unterlagen der Datenüberleitung<br />
mit den entsprechenden Prüfungshandlungen gehören<br />
nach § 257 Abs. 1 Nr. 1 HGB zu den aufzubewahrenden<br />
Arbeits anweisungen und sonstigen Organisationsunterlagen<br />
(zehnjährige Aufbewahrungsfrist).<br />
Die Datenmigration bei der Prüfung<br />
des Jahresabschlusses und die Beratung<br />
„Energiekosten;<br />
kein<br />
Thema<br />
für<br />
Sie?“<br />
Im Rahmen der Jahresabschluss- und der genossenschaftlichen<br />
Prüfung gehört es zu den Aufgaben des externen Abschlussprüfers<br />
zu beurteilen:<br />
l ob die Auswirkungen des Systemwechsels vom Unternehmen<br />
angemessen berücksichtigt worden sind,<br />
l die Übernahme der Daten getestet wurde und bei der<br />
Migration Fehler aufgetreten sind und diese bereinigt wurden<br />
und<br />
l die Migrationskontrollen planmäßig und nachvollziehbar<br />
dokumentiert wurden.<br />
Hierzu hat der externe Abschlussprüfer auch eigene Funktionstests<br />
vorzunehmen (IDW PS 850 Tz 81 ff.). Die Prüfung der<br />
Migration und deren Dokumentation führt im Vergleich zur<br />
Prüfung mit unveränderter IT-Landschaft zu einer Erweiterung<br />
des Prüfungsumfangs und erfordert für die Jahresabschlussprüfung<br />
zusätzliche Informationen vom Unternehmen. Dies ergibt<br />
sich insbesondere aus der vollkommen neuen prüfungsrelevanten<br />
Informationsbasis durch die neue IT sowie der IT-bedingten<br />
Änderungen von Arbeitsabläufen im Unternehmen.<br />
In der Praxis hat sich die Durchführung einer gesonderten,<br />
externen Migrationsprüfung, die aus der gesetzlichen Prüfung<br />
ausgegliedert ist, sehr bewährt. Zielsetzung der externen<br />
Migrationsprüfung ist die Feststellung der Ordnungsmäßigkeit<br />
der Datenübernahme und die ordnungsgemäße Einhaltung der<br />
beschriebenen Dokumentationsanforderungen. Die Berichterstattung<br />
über das Prüfungsergebnis erfolgt in einem separaten<br />
Prüfungsbericht. Durch die zusätzliche externe Migrationsprüfung<br />
wird die gesetzliche Prüfung zeitlich entlastet und die<br />
Ordnungsmäßigkeit des Migrationsprozesses im Unternehmen<br />
extern unterlegt und bestätigt. Dies führt auch zu einer deutlichen<br />
Senkung des Haftungsrisikos für Vorstand und Geschäftsführung.<br />
Bevor es also zur Phase 5 (Produktivphase) kommt, steht das<br />
Wohnungsunternehmen bei einer IT-Umstellung vor erheblichen<br />
Herausforderungen, die oft zeitlich und personell nur schwer<br />
neben den täglichen Arbeitsabläufen bewältigt werden können.<br />
<strong>VNW</strong> und vdw bieten als wohnungswirtschaftliche Prüfungsverbände<br />
hierfür umfassende Dienstleistungen von der projektbegleitenden<br />
Beratung, wie z.B. Altdatenanalyse, Kontenmapping<br />
und Strukturierung der Arbeitsablauforganisation bis zur Durchführung<br />
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Compliance Management System<br />
Neue GdW Arbeitshilfe Tax Compliance<br />
DIE GDW ARBEITSHILFE 79 „TAX COMPLIANCE –<br />
EIN TEILBEREICH DES COMPLIANCE MANAGEMENT SYSTEMS<br />
VON WOHNUNGSUNTERNEHMEN“ IST ERSCHIENEN.<br />
Die Mitgliedsunternehmen der Regionalverbände erhalten auf<br />
direktem Weg – per E-Mail oder per Post – ein Exemplar zugeleitet.<br />
Im GdW-Mitgliederbereich unter „Publikationen“ steht die<br />
Arbeitshilfe 79 zum Download zur Verfügung.<br />
Tax Compliance ist branchenübergreifend eines der dringlichsten<br />
Themen, die die Verantwortlichen in den Unternehmen und<br />
ihre Berater elektrisieren. Der Begriff Compliance beschreibt die<br />
Pflicht der Unternehmensleitung, die Einhaltung gesetzlicher<br />
Bestimmungen und unternehmensinterner Regeln sicherzustellen.<br />
Dabei meint der Begriff Tax Compliance im Besonderen<br />
die Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen und unternehmensinternen<br />
Richtlinien zu Steuern, Abgaben und Zöllen. Als<br />
Teilbereich des allgemeinen Compliance Management Systems<br />
(CMS), also dem an den Unternehmenszielen ausgerichteten<br />
System von Grundsätzen und Maßnahmen, die für das Unternehmen<br />
die Einhaltung der maßgeblichen Vorschriften sicherstellen<br />
sollen, soll das Tax CMS die vollständige und zeitgerechte<br />
Erfüllung der steuergesetzlichen Pflichten gewährleisten.<br />
Somit soll gleichzeitig vermieden werden, dass Berichtigungen<br />
steuerlicher Deklarationen die Verantwortlichen in Unternehmen<br />
in den Einzugsbereich straf- oder bußgeldrechtlicher Ermittlungen<br />
zerren.<br />
Derzeit existiert für Praxis und Finanzverwaltung ein hohes<br />
Maß an Verunsicherung, ob ein Fehler nur ein Fehler ist oder<br />
schon einen Fall für die Straf- und Bußgeldstelle darstellt. Der<br />
von der Finanzverwaltung initiierte Lösungsversuch besteht<br />
darin, dass das Vorliegen eines funktionierenden Tax Compliance<br />
Management Systems ein Indiz gegen vorsätzliches oder<br />
leichtfertiges Verhalten sein kann. Im Kern wird also den handelnden<br />
Personen in Unternehmen (Vorstände / Geschäftsführer,<br />
Führungskräfte sowie Steuerverantwortliche) ein Instrument an<br />
die Hand gegeben, sich mittels Nachweis der internen steuerlichen<br />
Organisation und Kontrolle straf- und bußgeldrechtlich zu<br />
enthaften.<br />
In der konkreten Ausgestaltung des Tax CMS macht die<br />
Finanzverwaltung keine Vorgaben. In diesem Kontext informiert<br />
die GdW Arbeitshilfe 79 über die relevanten Grundlagen der Tax<br />
Compliance.<br />
Wohnungsunternehmen, die unsere Erfahrungen bei der<br />
Erstellung eines Tax Compliance Management Systems nutzen<br />
möchten, können effiziente Hilfen bei der Implementierung<br />
eines „maßgeschneiderten“ Tax CMS erwarten.<br />
In dem Projektverlauf werden die steuerlichen Risiken analysiert<br />
und bereits bestehende Elemente überprüft. Kernstück des<br />
Tax CMS wird eine Risikokontrollmatrix sein, die wir in Zusammenarbeit<br />
mit weiteren Regionalverbänden speziell bezogen auf<br />
die wohnungswirtschaftlichen Risiken entwickelt haben. Darüber<br />
hinaus bieten wir zur Implementierung in Ihrem Unternehmen<br />
Mitarbeiter-Workshops an, die die Sensibilität und Akzeptanz im<br />
Arbeitsalltag schärfen sollen. h<br />
46
Compliance Management System<br />
Identifikation vorhandener Elemente<br />
l<br />
l<br />
Bestandsaufnahme<br />
Beurteilung der Wirksamkeit vorhandener Elemente eines Tax CMS<br />
Identifikation steuerlicher Risiken<br />
l<br />
l<br />
l<br />
Identifikation branchentypischer steuerlicher Risiken<br />
Identifikation nach Tätigkeitsfeldern<br />
Identifikation unerkannter Risiken<br />
Definition von Organisation<br />
und Verantwortung<br />
l<br />
l<br />
Regelung von Verantwortlichkeiten und der internen Ablauforganisation<br />
Regelung des Informationsaustausches mit externen Steuerberatern,<br />
Finanzverwaltung, Sozialversicherungsträgern und Kommunen<br />
Dokumentation Tax CMS<br />
l<br />
l<br />
Entwicklung einer Tax CMS Richtlinie<br />
Intergration in das CMS des Wohnungsunternehmens<br />
Sprechen Sie uns bitte an, um auch in<br />
ihrem Unternehmen die notwendigen<br />
Maßnahmen einzuleiten.<br />
<strong>VNW</strong>: WP/StB Bernd Eysert<br />
0385 74 26 - 518<br />
Eysert@vnw.de<br />
vdw: vBP/StB Jörg Cammann<br />
0511 12 65 - 143<br />
j.cammann@vdw-online.de<br />
47
xxxx<br />
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270 MV<br />
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350 MV<br />
ValloPlus<br />
510 MV<br />
ValloPlus<br />
850 MV<br />
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<strong>VNW</strong><br />
Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft mbH<br />
Ein neues Zuhause für 500 Bäume<br />
Fotos: NEUWOGES<br />
Grundschüler pflanzten die Bäume und nahmen an einer Waldolympiade teil.<br />
Eine große Baumpflanzaktion im Nemerower Holz bildete im<br />
Oktober den Höhepunkt eines Aktionstages unter dem Motto<br />
„Wir pflanzen für unsere Zukunft“ der Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft<br />
mbH (NEUWOGES). Schülerinnen und Schüler<br />
der Grundschule Ost pflanzten gemeinsam mit Oberbürgermeister<br />
Silvio Witt und dem NEUWOGES-Geschäftsführer Frank<br />
Benischke 500 Nadelbäume für eine bessere Umwelt.<br />
Bevor es mit Gummistiefeln und Spaten in das Pflanzgebiet<br />
ging, mussten sich die Viertklässler am Sozial- und Jugendzentrum<br />
Hinterste Mühle beweisen. Bei einer Waldolympiade galt es,<br />
gute Ergebnisse beim Tierweitsprung, Holz stapeln, Speerwurf<br />
oder Wettnageln zu erzielen. Zudem erklärte der Stadtförster<br />
Carsten Düde den Teilnehmern alles Wissenswerte rund um das<br />
Thema Wald. Warum sind Bäume für unser Klima so wichtig?<br />
Warum werden im Herbst die Blätter bunt? Welche Tier- und<br />
Pflanzenarten gibt es im Wald? Wie alt werden Bäume?<br />
nun 500 Nadelbaumsetzlinge gepflanzt und damit der rund<br />
950 Hektar große Stadtwald qualitativ weiter aufgewertet.<br />
Der NEUWOGES ist es wichtig, aus ökologischer Sicht zukunftsorientiert<br />
zu handeln. Dieser Verantwortung stellt sich die<br />
Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft seit vielen Jahren.<br />
Neben 82 Photovoltaikanlagen, energetischen Sanierungen,<br />
einem modernen und hocheffizienten Abfallmanagement oder<br />
dem Austausch von alter Regelungstechnik in den Wohnhäusern<br />
gibt es auch eine Betriebswagenflotte mit Elektroautos. h<br />
Im vergangenen Jahr wurden 200 Rotbuchen<br />
gepflanzt<br />
Bereits im vergangenen Jahr beteiligte sich die NEUWOGES mit<br />
einer eigenen Akademie an der weltweiten Aktion Plant-for-the-<br />
Planet und pflanzte mit Kindern und Jugendlichen 200 Rotbuchen<br />
im Nemerower Holz. Bei der diesjährigen Aktion wurden<br />
49
<strong>VNW</strong><br />
WIRO Wohnen in Rostock<br />
Müllsünden auf der Spur<br />
Daniel Haufler (li.) und Jens Bartel sortieren den Abfall nach, räumen auf und reinigen schmuddelige Müllcontainer.<br />
Foto: DOMUSIMAGES<br />
Vor sieben Jahren stellte die WIRO Wohnen in Rostock ihren ersten Wertstoffoptimierer ein.<br />
Inzwischen sortieren 17 Männer auf 450 Müllstellplätzen nachlässig getrennten Abfall.<br />
Papier, Tetrapaks und Essensreste sauber trennen: Laut Umweltbundesamt<br />
sind die Bundesbürger akribische Sammler und<br />
Verwerter. 87 Prozent der Deutschen halten Recycling für wichtig.<br />
Tatsächlich jedoch gehören alte Schuhe im Restmüll oder<br />
Hühnerknochen vom letzten Sonntagsbraten in der Papiertonne<br />
zum Alltag.<br />
Vor sieben Jahren stellte die WIRO Wohnen in Rostock deshalb<br />
ihren ersten Wertstoffoptimierer ein. Inzwischen sortieren 17<br />
Männer auf 450 Müllstellplätzen des kommunalen Vermieters<br />
nachlässig getrennten Abfall. Den Unterschied sieht man überall<br />
in Rostock. „Die Quartiere sind viel aufgeräumter, dafür bekommen<br />
wir viel Lob von unseren Mietern“, sagt Daniel Haufler.<br />
Restmüllmenge um fast ein Drittel gesunken<br />
Liegt am Ende alles in den richtigen Tonnen, bleibt oft nur noch<br />
ein kleiner Haufen Restmüll übrig. Und das zahlt sich aus: Ein<br />
grüner 1 100-Liter-Container kostet bei zweimaliger Entleerung<br />
pro Woche rund 1 800 Euro im Jahr. Jede Restmülltonne kostet<br />
extra, Wertstofftonnen nichts. An den Arbeitsplätzen der Wertstoffoptimierer<br />
ist die Restmüllmenge um fast ein Drittel gesunken.<br />
Das bedeutet: Weniger schwarze Tonnen, mehr bunte – das<br />
schont die Umwelt und spart Betriebskosten. Auch wenn es nur<br />
ein paar Euro sind, immerhin müssen von den Einsparungen die<br />
Wertstoffoptimierer bezahlt werden.<br />
Die Rostocker Haushalte haben im Jahr 2016 insgesamt<br />
100 000 Tonnen Müll produziert. Davon waren 45 Prozent Hausmüll,<br />
der Rest wurde wiederverwertet. Durchschnittlich war jeder<br />
Rostocker für folgenden Müll verantwortlich (kg/Einwohner):<br />
63,8 kg<br />
Papier / Pappe<br />
27,8 kg<br />
Leichtverpackungen<br />
220,4<br />
kg<br />
Haus-/Geschäftsmüll<br />
Durchschnittliche<br />
Müllproduktion<br />
pro Rostocker (2016)<br />
47 kg<br />
Grünschnitt<br />
44,4 kg<br />
Bioabfälle<br />
46,9 kg<br />
Sperrmüll<br />
50
<strong>VNW</strong><br />
Altonaer Spar- und Bauverein eG<br />
Der Online-Wunschtermin bei der altoba<br />
Ein Mailing in Form einer<br />
Endlosfaltkarte, ein sogenannter<br />
Logoloop®, machte die Mitglieder<br />
auf den neuen Service und die<br />
neuen Öffnungszeiten aufmerksam.<br />
Foto: altoba<br />
Mehr Flexibilität für die altoba-Mitglieder:<br />
Seit einigen Monaten können sie ihren<br />
Wunsch termin mit der altoba online<br />
vereinbaren.<br />
Wer einen Berater des Altonaer Spar- und Bauvereins (kurz:<br />
altoba) treffen möchte, sollte nicht direkt in die Geschäftsstelle,<br />
sondern zunächst online gehen. Als neuen Service bietet die<br />
altoba seit April <strong>2017</strong> ihren Mitgliedern die Möglichkeit, unter<br />
www.altoba.de/Wunschtermin Termine mit den Beratern der<br />
Vermietung und des Kundencentrums Sparen zu vereinbaren.<br />
Bei Fragen zum Dauernutzungsvertrag, zur Anmeldung eines<br />
Untermieters oder zur Geldanlage bei der altoba können Mitglieder<br />
der Genossenschaft mit wenigen Klicks die Art ihres Anliegens<br />
mitteilen und sich den gewünschten Termin aussuchen.<br />
Mit der Einführung des Terminvereinbarungstools und der damit<br />
verbundenen bedarfsgerechten Steuerung des Personaleinsatzes<br />
konnte die altoba ihre Geschäftszeiten für telefonische<br />
oder persönliche Gespräche ausweiten. Die Mitglieder können<br />
hierfür ein Zeitfenster im Zeitraum von Montag bis Donnerstag<br />
von 8 bis 18 Uhr sowie Freitag von 8 bis 13 Uhr auswählen.<br />
Alle profitieren vom Terminvereinbarungstool<br />
Die Mitglieder erhalten eine automatisierte Bestätigung mit<br />
Informationen, welche Unterlagen gegebenenfalls mitzubringen<br />
sind. Wenn gewünscht, kann das Mitglied den Termin automatisch<br />
in seinen digitalen Kalender übernehmen und in beliebig<br />
wählbaren Abständen Erinnerungsmails erhalten.<br />
Mit dem neuen Terminvereinbarungstool profitieren Genossenschaftsmitarbeiter<br />
durch einen effizienteren Einsatz ihrer Arbeits-<br />
zeit sowie Mitarbeiter und Mitglieder durch die beidseitige<br />
bessere Vorbereitung von den Kundenterminen. Ein weiterer<br />
Vorteil für die Mitglieder besteht darin, dass die Terminbuchung<br />
rund um die Uhr bequem von zuhause oder von unterwegs aus<br />
erfolgen kann.<br />
Wenn einmal spontan Dinge zu klären sind, können Mitglieder<br />
das während der Öffnungszeiten (montags, mittwochs und<br />
freitags von 10 bis 13 Uhr und dienstags und donnerstags von<br />
10 bis 18 Uhr) auch ohne Termin erledigen.<br />
Eigene IT-Lösung hat viele Vorteile<br />
Die technische Lösung für den neuen Service hat die altoba<br />
gemeinsam mit dem Cloudanbieter Terminland entwickelt. Der<br />
Vorteil der Anwendung ist eine Synchronisation zwischen den<br />
Outlook-Kalendern der altoba-Mitarbeiter und dem für die<br />
Mitglieder sichtbaren Buchungstool. Dadurch müssen Termine<br />
nicht in zwei unterschiedlichen Systemen gepflegt werden, und<br />
Mitgliedern werden nur Termine angeboten, an denen ein in Frage<br />
kommender Mitarbeiter Zeit hat. Wer zuständig ist, ermittelt<br />
das System vorab bei der Buchung.<br />
Mit der Einführung des Terminvereinbarungstools hat die<br />
altoba einen weiteren Prozess digitalisiert. Per Homepage ein<br />
Mietgesuch aufzugeben oder einen Schaden zu melden, das ist<br />
bei der Genossenschaft schon seit Längerem selbstverständlich.<br />
Doch trotz des technischen Fortschritts wird das persönliche<br />
Gespräch mit den Mitgliedern bei der altoba stets einen hohen<br />
Stellenwert haben. Dank des Terminvereinbarungstools haben<br />
die Mitarbeiter dafür mehr Zeit. h<br />
51
<strong>VNW</strong><br />
Lübecker Bauverein eG<br />
Wohnraum für Studenten<br />
(v.l.n.r.): Stefan Probst (Vorstand LBV eG), Lars Finck, Clemens Reichardt, Merle Klüver, Pit Kullik und<br />
Detlef Aue (Vorstand LBV eG) auf der Dachterrasse der Studenten-WG. Foto: Lübecker Bauverein<br />
Im Neubauprojekt „Wohnquartier für Jung und Alt“ in der Ratzeburger Allee in Lübeck<br />
konnten Ende September 44 Studenten ihr neues Zuhause beziehen.<br />
Pünktlich zum Semesterbeginn wurde der 3. Bauabschnitt im<br />
Neubauprojekt fertiggestellt. Es entstanden 14 Wohneinheiten,<br />
davon elf Wohnungen mit insgesamt 44 Zimmern für das<br />
studentische Wohnen. Die monatliche Miete für die Studenten<br />
beträgt durchschnittlich 285 Euro warm. Jede Wohngemeinschaft<br />
(ca. 100 Quadratmeter) verfügt über vier WG-Zimmer mit<br />
Größen zwischen 13 und 15 Quadratmetern sowie zwei modern<br />
ausgestatteten Duschbädern und eine Gemeinschaftsküche inklusive<br />
Einbauküche. Dachterrassen bzw. Terrassen, Gemeinschaftsund<br />
Fahrradkeller runden das studentische Wohnen ab.<br />
Wichtiger Beitrag für bezahlbares Wohnen<br />
Der Vorstand um Detlef Aue und Stefan Probst freute sich über<br />
die rasche Vermietung. „Es zeigt, dass unsere Entscheidung, in<br />
diesem Wohnquartier auch das studentische Wohnen anzubieten,<br />
richtig und gut war. Hier leisten wir einen wichtigen Beitrag<br />
für das bezahlbare Wohnen der Studierenden in der Hansestadt<br />
Lübeck.“<br />
Die Studenten der Fachhochschule Lübeck, Lars Finck,<br />
Clemens Reichardt, Merle Klüver und Pit Kullik ziehen gemeinsam<br />
in den Neubau. Sie entschieden sich für eine Wohnung<br />
im 3. Geschoss – mit einer großzügigen Dachterrasse.<br />
„Ich habe den Aushang am 'Schwarzen Brett' der Fachhochschule<br />
gelesen und sofort Kontakt zum Bauverein aufgenommen“,<br />
erzählte Clemens Reichardt. „Die Suche nach Mitbewohnern<br />
verlief einfach und schnell. Man muss nur die richtigen<br />
Kontakte haben.“<br />
Pit Kullik ergänzte, dass bezahlbarer Wohnraum für Studenten<br />
in Lübeck nach wie vor knapp sei. Es gebe Wartelisten von<br />
über 100 Studenten. Merle Klüver aus dem Kreis Bad Segeberg<br />
ist über ein halbes Jahr gependelt und freut sich nun auf den<br />
Neustart in der WG. h<br />
52
<strong>VNW</strong><br />
SAGA Unternehmensgruppe<br />
Ein Musterbeispiel für kooperatives Bauen<br />
In Hamburg-Barmbek entstehen in vorbildlicher Zusammenarbeit 207 Wohnungen.<br />
Als gelebtes Beispiel für das „Bündnis für das Wohnen“ entstehen<br />
im Hamburger Stadtteil Barmbek-Süd in Kooperation<br />
mit der Behrendt Gruppe, der Baugenossenschaft Fluwog-<br />
Nordmark eG, der Baugemeinschaft EinDach GbR und der<br />
SAGA Unternehmensgruppe 207 Wohnungen.<br />
Mehr als die Hälfte der Wohnungen werden öffentlich gefördert.<br />
Allerdings gehört zu dem Projekt auch die Errichtung von<br />
92 Eigentumswohnungen. Die Partner hatten sich gemeinsam<br />
in einem Ausschreibungsverfahren durchgesetzt und gehen mit<br />
dieser Art des kooperativen Bauens neue Wege für modernen<br />
und bezahlbaren Wohnraum in Hamburg.<br />
Die Bauherrengemeinschaft errichtet im Wohnquartier<br />
Friedrichsberg auf dem Gelände des ehemaligen Allgemeinen<br />
Krankenhauses Eilbek familien- und seniorengerechte Wohnungen.<br />
Die Architektur der Gebäude mit sechs bis acht Geschossen<br />
nimmt dabei Bezug auf das Barmbek der 1920er Jahre.<br />
Die 207 Neubauwohnungen teilen<br />
sich wie folgt auf:<br />
74 Eigentumswohnungen<br />
KfW 55<br />
58 öffentlich geförderte<br />
Wohnungen KfW 55<br />
Hohe Nachfrage erfordert neue Lösungen<br />
„Die anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnungen in innerstädtischen<br />
Lagen erfordert es, ‚neue Wege‘ zu gehen“, sagte<br />
Dr. Thomas Krebs, Vorstand der SAGA Unternehmensgruppe,<br />
bei der Grundsteinlegung Anfang November. „Wir freuen uns,<br />
gemeinsam mit genossenschaftlichen und privaten Partnern<br />
sowie einer Baugemeinschaft in Barmbek-Süd mehr als<br />
200 Wohnungen realisieren zu können.“<br />
Joachim Braun, Vorstand der Baugenossenschaft FLUWOG-<br />
NORDMARK eG, verwies darauf, dass im Grete-Zabe-Weg<br />
40 Seniorenwohnungen mit Service geschaffen würden. Mareike<br />
Fellmer von der Baugemeinschaft EinDach GbR meinte, sie hoffe,<br />
von den Erfahrungen der anderen drei Bauherren zu profitieren.<br />
18 Eigentums -<br />
wohnungen KfW 55<br />
57 öffentlich geförderte<br />
Wohnungen KfW 40<br />
„Bereits seit zwei Jahren gestalten wir in der Baugemeinschaft<br />
unser Wohnumfeld gemeinsam und haben so unsere zukünftigen,<br />
direkten Nachbarn sehr gut kennengelernt.“<br />
Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt<br />
sprach von vier starken Partnern, die „Hand in Hand an<br />
einem ambitionierten Bauprojekt“ arbeiten würden und zeigten,<br />
„welchen Gewinn das ‚Bündnis für das Wohnen‘ für unsere Stadt<br />
bedeutet“. h<br />
Das Bauprojekt im Grete-Zabe-Weg in Hamburg-Barmbek soll Vorbild für weitere Projekte sein. Foto: Thomas Duffé<br />
53
<strong>VNW</strong><br />
Baukosten: Hamburg ist nicht teurer<br />
Die Herstellungskosten liegen im Mittelwert bei 2 727 Euro pro Quadratmeter.<br />
Das sind drei Prozent mehr als in anderen Großstädten.<br />
In Hamburg wird einem Gutachten zufolge nicht viel teurer<br />
gebaut als in anderen Großstädten. In der Hansestadt lägen die<br />
Herstellungskosten ohne Grundstück im Mittelwert (Median) bei<br />
rund 2 727 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche und damit rund<br />
drei Prozent über dem Durchschnitt anderer Großstädte, heißt<br />
es in einem Gutachten der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes<br />
Bauen e.V. (ARGE), das von der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde<br />
in Auftrag gegeben und Ende Oktober vorgestellt<br />
wurde.<br />
Unterschiede ergäben sich vor allem durch Hamburgs Lage am<br />
Wasser, die bei vielen Grundstücken zu höheren Anforderungen<br />
führe, erklärte die Behörde. Der spezielle Baugrund erfordere in<br />
der Bauphase und bei der Gründung besondere Maßnahmen<br />
wie beispielsweise für Wasserhaltung, Pfahlgründung und bei<br />
Fundamenten eine wasserundurchlässige Stahlbetonkonstruktion.<br />
Nach Darstellung der Behörde gibt es in Hamburg keinen<br />
einzelnen überragenden Faktor, der die Baukosten in die Höhe<br />
treibt. Das Gutachten identifizierte vielmehr 42 Kostenfaktoren.<br />
Die wichtigsten seien höhere energetische Standards, Tiefgaragen,<br />
Keller, Balkone und die Fassadengestaltung.<br />
Einfache „Rezepte“ zur Reduzierung der Baukosten gebe es<br />
nicht. Allerdings gebe es Möglichkeiten, die Kosten zu mindern.<br />
So seien Projekte mit bis zu zehn Wohnungen um sechs Prozent<br />
teurer als der Durchschnitt; große Projekte mit mehr als<br />
100 Wohnungen hingegen um fünf Prozent günstiger.<br />
Zudem könne kompaktes Bauen die Kosten um zwei Prozent<br />
senken und die Vergabe an einen Generalunternehmer den Bau<br />
um vier bis sieben Prozent teurer machen als die Einzelvergabe.<br />
Hohe Grundstückskosten treiben die Preise<br />
Dem Gutachten zufolge sind in Hamburg allerdings die Grundstückskosten<br />
um rund 13 Prozent höher als in anderen deutschen<br />
Großstädten. Die Kosten liegen hier im Median bei<br />
663,78 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche gegenüber<br />
588,84 Euro pro Quadratmeter in anderen Städten.<br />
Nach den Worten von ARGE-Geschäftsführer Dietmar Walberg<br />
ist Transparenz der wichtigste Schritt zu Kostensicherheit. Dadurch<br />
werde Vergleichbarkeit geschaffen. „Dies ist unter höchst<br />
erfreulicher Mitwirkung der Hamburger Bau- und Wohnungswirtschaft<br />
sowie der Architekten und Ingenieure gelungen“, sagte<br />
Walberg. Nach den Worten von <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor Andreas<br />
Breitner kamen 59 Prozent der Daten von <strong>VNW</strong>-Mitgliedsunternehmen.<br />
„Damit ist es auch unsere Studie“, so Breitner.<br />
Der Verbandsdirektor forderte den Hamburger Senat auf,<br />
umgehend mit konkreten Maßnahmen die Senkung der Bau-<br />
kosten in der Hansestadt<br />
anzugehen. „Wer bezahlbare<br />
Wohnungen haben will,<br />
der muss die Baukosten<br />
reduzieren. Gegenwärtig<br />
erschweren hohe Baukosten,<br />
lange Bauzeiten und teils<br />
übertriebene Anforderungen<br />
den zügigen Bau preiswerter<br />
und qualitativ hochwertiger<br />
Wohnungen.“<br />
Es sei an der Zeit, „den<br />
seriellen Wohnungsbau nicht<br />
nur in Pilotprojekten Realität<br />
werden zu lassen“, sagte<br />
Breitner. „Die Hamburger<br />
Verwaltung muss zudem<br />
Grundstücke günstiger anbieten<br />
und bei den Genehmigungsverfahren<br />
sowie den<br />
individuellen Vorgaben für<br />
Bauprojekte flexibler als bisher<br />
agieren.“ Die Ergebnisse<br />
der Studie müssten rasch zu<br />
konkreten Handlungsanweisungen<br />
für die Behördenmitarbeiter<br />
werden.<br />
Breitner verwies auf die<br />
Baukostensenkungskommission<br />
auf Bundesebene. „Deren Ergebnisse sind in der<br />
Foto: <strong>VNW</strong><br />
Versenkung verschwunden“, sagte Breitner. „Das darf mit den<br />
jetzt vorgestellten Studienergebnissen nicht geschehen. Standardisierte<br />
Module und Typenhausgenehmigungen sparen Zeit<br />
und Geld.“ Zwischen der Wohnungswirtschaft und dem Senat<br />
bestehe Einigkeit, das serielle bzw. modulare Bauen in Hamburg<br />
stärker zu nutzen.<br />
Die Untersuchung ist die bisher größte und umfangreichste Erhebung<br />
von Baukosten ihrer Art. Sie umfasst für die Jahre 2014<br />
bis 2016 fast jeden vierten Wohnungsneubau in Hamburg: Von<br />
17308 fertiggestellten neugebauten Wohnungen im Geschosswohnungsbau<br />
wurden 4106 mittels eines 13-seitigen Fragebogens<br />
erfasst. Erhebung, Erfassung und Feststellung der Herstellungskosten<br />
erfolgten in einem mehrstufigen Analyseverfahren.<br />
Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt<br />
versprach, dass die Ergebnisse des Gutachtens eine gute Grundlage<br />
für die weitere Diskussion mit den anderen Fachbehörden,<br />
den Bezirksämtern und der Wohnungswirtschaft bilden würden.<br />
h<br />
54
<strong>VNW</strong><br />
Selbsthilfe-Bauverein eG Flensburg<br />
Drei neue Elektroautos in Betrieb<br />
Beim Selbsthilfe-Bauverein eg Flensburg (SBV) nimmt das Thema E-Mobilität<br />
Fahrt auf. Strom tanken ist direkt vor der eigenen Haustür möglich.<br />
Der SBV-Vorstandsvorsitzende Jürgen Möller vor einem der neuen Elektroautos und den beiden Ladestationen. Foto: SBV<br />
Im Oktober hat der betriebseigene Fuhrpark drei neue Fahrzeuge<br />
bekommen, die mit Elektroantrieb fahren. Für die umweltfreundlichen<br />
Neuzugänge musterte die Genossenschaft<br />
zwei Benziner sowie ein Elektroauto der älteren Generation aus.<br />
Die Anschaffung der drei Elektro-PKW wurde im Rahmen der<br />
Förderrichtlinie Elektromobilität vor Ort mit knapp 20 000 Euro<br />
durch das Bundesverkehrsministerium für Verkehr und digitale<br />
Infrastruktur gefördert. Die Umsetzung der Förderrichtlinie koordiniert<br />
die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie<br />
(NOW).<br />
Die Reichweite liegt bei 200 Kilometern<br />
Die drei neuen Modelle sind elektrisch angetriebene Ford Focus<br />
der neuesten Generation. Die Reichweite der Fahrzeuge liegt bei<br />
rund 200 Kilometern. Sie sollen vorwiegend im Stadtgebiet von<br />
Flensburg eingesetzt werden.<br />
„Strom tanken“ ist direkt vor der eigenen Haustür möglich.<br />
Auf dem Parkplatz der SBV-Zentrale am Willi-Sander-Platz steht<br />
seit Kurzem eine zweite E-Ladestation bereit. Die Einrichtung<br />
dieser Ladesäule wurde ebenfalls vom Bundesverkehrsministerium<br />
gefördert.<br />
„Nach und nach erweitern wir unseren Fahrzeugpool um elektrisch<br />
angetriebene Modelle. Damit unterstreichen wir unser Engagement<br />
im Klima- und Umweltschutz“, sagte SBV-Vorstandsvorsitzender<br />
Jürgen Möller. Er sieht die Genossenschaft zudem<br />
als Vorbild. „Es ist auch ein Signal an unsere Mitarbeiter und<br />
andere Unternehmen, auf saubere Autotechnik umzusteigen.“<br />
Klimaschutz ist für den SBV schon seit Längerem ein wichtiges<br />
Thema. Die Flensburger Genossenschaft setzt nicht nur bei<br />
ihrer Dienstflotte auf E-Mobilität, sondern bezieht auch für ihre<br />
Green-IT und sämtliche Allgemeinstromzähler innerhalb des<br />
Wohnungsbestandes CO 2<br />
-neutralen Ökostrom der Flensburger<br />
Stadtwerke. Zudem werden in ihren Gebäuden energiesparende<br />
LED-Leuchten sowie energieeffiziente Technik und Baustoffe für<br />
Neubauten, Sanierung und Modernisierung verwendet. h<br />
55
<strong>VNW</strong><br />
Bundesländer müssen Grunderwerbsteuer senken<br />
Allein im vergangenen Jahr nahm der Staat durch die Grunderwerbsteuer rund 13 Milliarden Euro<br />
ein – 270 Prozent mehr als im Jahr 2009.<br />
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (<strong>VNW</strong>) hat<br />
die Landesregierungen in Kiel und Schwerin aufgefordert, zügig<br />
die Grunderwerbsteuer zu senken. „Eine hohe Grunderwerbsteuer<br />
ist nicht zeitgemäß und behindert den Bau bezahlbarer<br />
Wohnungen“, sagte <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor Andreas Breitner.<br />
„Also runter mit der Steuer und her mit mehr Wohnungen!“<br />
Breitner verwies auf eine jüngst erschienene Studie des Institut<br />
der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW), wonach eine hohe<br />
Grunderwerbsteuer den Neubau von Wohnungen erheblich<br />
verteuere. „Genossenschaften und öffentliche Unternehmen,<br />
die Wohnungen mit günstigen Mieten anbieten, werden durch<br />
eine hohe Grunderwerbsteuer in besonderem Maße belastet“,<br />
erklärten die Wissenschaftler.<br />
Niedrigere Steuer fördert bezahlbares Wohnen<br />
Die Senkung der Grunderwerbsteuer könne helfen, die von der<br />
Politik versprochene Schaffung bezahlbaren Wohnraums umzusetzen.<br />
Um Steuerausfälle bei den Bundesländern zu verhindern,<br />
sei eine Reform der Grunderwerbsteuer ein erster denkbarer<br />
Schritt, sagte Breitner und verwies dabei auf die Anregungen<br />
der IW-Studie.<br />
Den IW-Forschern zufolge könnte für Neubauten die Steuer<br />
entweder ganz entfallen – wie in den Niederlanden – oder<br />
pauschal auf zum Beispiel ein Prozent sinken. Denkbar sei auch<br />
ein Stufenmodel nach britischem Vorbild, schlugen die Wissenschaftler<br />
vor. In Großbritannien steigt mit zunehmendem Preis<br />
der Immobilie auch die Steuer. Bis 125 000 Euro ist allerdings<br />
keine Grunderwerbsteuer fällig.<br />
In Schleswig-Holstein liegt die Grunderwerbsteuer bei 6,5 Pro -<br />
zent und in Mecklenburg-Vorpommern bei fünf Prozent. Die<br />
Grunderwerbsteuer (GrESt) fällt beim Erwerb eines Grundstücks<br />
oder Grundstückanteils an und orientiert sich am Kaufpreis. Sie<br />
ist eine Ländersteuer, die diese an die Kommunen weiterreichen<br />
können.<br />
Den Wissenschaftlern des Instituts der deutschen Wirtschaft<br />
zufolge nahmen die Bundesländer im vergangenen Jahr durch<br />
die Grunderwerbsteuer rund 13 Milliarden Euro ein. Das ist ein<br />
Plus von 270 Prozent gegenüber 2009. h<br />
HERAUSGEBER<br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />
REDAKTION<br />
Oliver Schirg<br />
verantwortlich im Sinne des Presserechts<br />
040 520 11 - 226<br />
E-Mail: schirg@vnw.de<br />
Andreas Breitner<br />
Verbandsdirektor<br />
040 520 11 - 215<br />
E-Mail: breitner@vnw.de<br />
WP/StB Gerhard Viemann<br />
Direktor für den Prüfungsdienst<br />
040 520 11 - 240<br />
E-Mail: viemann@vnw.de<br />
WP/StB/RA Jürgen Wendlandt<br />
Stellv. Direktor für den Prüfungsdienst<br />
040 520 11 - 275<br />
E-Mail: wendlandt@vnw.de<br />
Dr. Iris Beuerle<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband Hamburg<br />
Genossenschaften / Quartiersentwicklung<br />
040 520 11 - 238<br />
E-Mail: beuerle@vnw.de<br />
Andreas Daferner<br />
Bildung<br />
040 520 11 - 218<br />
E-Mail: daferner@vnw.de<br />
Liane Hercher<br />
Wohnungswirtschaft<br />
0385 7426 - 516<br />
E-Mail: hercher@vnw.de<br />
Dr. Peter Hitpaß<br />
Medien- und Betriebskostenrecht /<br />
Veranstaltungen<br />
040 520 11 - 222<br />
E-Mail: hitpass@vnw.de<br />
Christoph Kostka<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband Schleswig-Holstein<br />
040 520 11 - 225<br />
E-Mail: kostka@vnw.de<br />
Steffen Laser<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
0385 7426 -510<br />
E-Mail: laser@vnw.de<br />
RA Rainer Maaß<br />
Recht<br />
040 520 11 - 220<br />
E-Mail: maass@vnw.de<br />
Petra Memmler<br />
Technik und Energie<br />
040 520 11 - 230<br />
E-Mail: memmler@vnw.de<br />
Andreas Thal<br />
Verwaltung<br />
040 520 11 - 204<br />
E-Mail: thal@vnw.de<br />
ANZEIGEN<br />
Andrea Schwoch<br />
040 520 11 - 224<br />
E-Mail: schwoch@vnw.de<br />
GESTALTUNG<br />
designagenten.com<br />
DRUCK<br />
Quensen Druck + Verlag GmbH<br />
Utermöhlestraße 9<br />
31135 Hildesheim<br />
56
Mitbestimmung<br />
ist der Grundriss<br />
meines Lebens.<br />
Wie ich lebe, bestimme ich. Und wie wir in unserer Nachbarschaft<br />
wohnen, beschließen wir gemeinsam. Dabei kann jeder seine<br />
Meinung sagen und am Ende mit entscheiden.<br />
Unser Vermieter fördert Mitbestimmung:<br />
<strong>VNW</strong>. Verband der<br />
Vermieter mit Werten.<br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
www.vnw.de
<strong>VNW</strong><br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />
Tangstedter Landstraße 83<br />
22415 Hamburg<br />
Tel.: 040 520 11- 0<br />
Fax: 040 520 11- 201<br />
E-Mail: info@vnw.de<br />
Internet: www.vnw.de<br />
vdw<br />
Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />
Niedersachsen Bremen e.V.<br />
Postfach 61 20<br />
30061 Hannover<br />
Tel.: 0511 12 65 - 01<br />
Fax: 0511 12 65 - 111<br />
E-Mail: info@vdw-online.de<br />
Internet: www.vdw-wohnen.de<br />
www.vdw-magazin.de