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VNW-Tätigkeitsbericht - 2013

Der VNW-Tätigkeitsbericht für das Jahr 2013 enthält alle wichtigen aktuellen Zahlen und eine Reihe von Beispielen, wie gut geförderter Wohnungsbau ist.

Der VNW-Tätigkeitsbericht für das Jahr 2013 enthält alle wichtigen aktuellen Zahlen und eine Reihe von Beispielen, wie gut geförderter Wohnungsbau ist.

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ZUHAUSE<br />

IM NORDEN<br />

WOHLFÜHLEN IM QUARTIER<br />

Prof. Dr. Tilmann Harlander, Universität Stuttgart<br />

Soziale Mischung oder Spaltung –<br />

Herausforderung für Quartiere und<br />

die Wohnungswirtschaft<br />

ZUHAUSE<br />

IM NORDEN<br />

WOHLFÜHLEN IM QUARTIER<br />

Um den Jahreswechsel <strong>2013</strong>/14 haben gewalttätige Auseinandersetzungen<br />

in Hamburg und die folgende vorübergehende<br />

Ausweisung von „Gefahrengebieten“ daran erinnert,<br />

wie fragil, aber auch wie schützenswert sozialer Zusammenhalt<br />

und soziale Kohäsion in unseren Städten sind. Die Sorge<br />

um ein wachsendes „Auseinanderdriften der Stadtgesellschaften“<br />

hat inzwischen auch in Deutschland einen zuvor<br />

ungeahnten Stellenwert erhalten. Quer durch die Medien<br />

und Mieter- und Bewohnerinitiativen verbindet sich diese<br />

Sorge in erster Linie mit dem gegenwärtigen Immobilienboom<br />

und den damit einhergehenden Preis-/Mietenspiralen<br />

und sozialen Verdrängungsprozessen. Eine kaum geringere<br />

Herausforderung für die soziale Stabilität der Stadtquartiere<br />

geht angesichts des gegenwärtigen Zustroms von (Arbeits-)<br />

Migranten von der Megaaufgabe Integration aus. Zugleich<br />

bestätigen OECD-Studien sowie die „Armuts- und Reichtumsberichte“<br />

der Bundesregierung eine sich zunehmend<br />

öffnende Schere zwischen Arm und Reich, die nun auch in<br />

Deutschland ihre nicht mehr zu übersehenden sozialräumlichen<br />

Korrelate gefunden hat.<br />

In ihren zugespitzten Formen stehen auf der einen Seite die<br />

mehr oder weniger abgeschlossenen und introvertierten,<br />

gegenwärtig stark expandierenden Formen des urbanen<br />

Luxuswohnens und auf der anderen Seite die „überforderten<br />

Nachbarschaften“ vieler Großwohnsiedlungen der<br />

1960er und 70er Jahre und vernachlässigter Altbauquartiere.<br />

Der neue Reurbanisierungstrend ist vor allem in den<br />

Wachstumsregionen quantitativ erfolgreich. Doch der Preis<br />

der vielbeschworenen „Stadtrenaissance“ scheint in sozialer<br />

Hinsicht durch die überwiegende Konzentration des neuen<br />

Prof. Dr. Tilmann Harlander<br />

Stadtwohnens auf gehobene und hochpreisige Wohnformen<br />

und die damit einhergehende soziale Fragmentierung<br />

des Stadtraums und Verdrängung einkommensschwächerer<br />

Bevölkerungsgruppen („Gentrification“) hoch.<br />

So ist es nur konsequent, dass mittlerweile die Forderun -<br />

gen nach „bezahlbarem Wohnraum“ und nach einer<br />

gelungenen sozialen und funktionalen Mischung der Stadtquartiere<br />

wieder weithin hohe Priorität erhalten haben.<br />

Mischung im Wohnen ist freilich nur dann möglich, wenn<br />

auch nach Größe, Ausstattung und, vor allem, nach Preis<br />

geeignete Wohnungen für alle Schichten der Stadtbevölkerung<br />

zur Verfügung stehen. Angesichts der dahinschmelzenden<br />

Sozialwohnungsbestände haben inzwischen quer<br />

durch die Republik die Städte vor allem der Wachstumsregionen<br />

begonnen, das Ziel der Sicherung und Schaffung<br />

bezahlbaren Wohnraums durch eigene kommunale Initiativen<br />

bzw. – wie in Hamburg oder Bremen – „Bündnisse für<br />

das Wohnen“ in Angriff zu nehmen.<br />

Der Wohnungswirtschaft mit ihren überkommenen und<br />

auch neuen (Baugemeinschaften, neue Genossenschaften)<br />

Bauträgerformen kommt dabei als maßgeblichem „Bündnispartner“<br />

nicht allein eine Schlüsselrolle zum Erreichen der<br />

quantitativen Ziele zu, sondern auch die Aufgabe, durch<br />

eine „aktive Mischungspolitik“ (Wohnbau Lörrach) gezielt<br />

zum Aufbau sozial stabiler und gemischter Nachbarschaften<br />

beizutragen. Kommunen und Wohnungswirtschaft experimentieren<br />

dabei auf ganz unterschiedlichen städtebaulichen<br />

Maßstabsebenen. Eine Auswertung der bisherigen<br />

Erfahrungen zeigt, dass „Mischung“ in der Regel umso mehr<br />

Fingerspitzengefühl, Einsatz und vor allem Bereitschaft zur<br />

aktiven Beteiligung der Bewohner auf Seiten der Wohnungswirtschaft<br />

und Projektentwickler erfordert, je feinkörniger<br />

und kleinteiliger sie konzipiert wird. Ob im Haus, Block oder<br />

Quartier – zahlreiche neue und engagierte Mischungsprojekte<br />

zeigen ermutigende Alternativen zu fortschreitender<br />

Verdrängung, Entmischung und Segregation.<br />

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