16.10.2018 Aufrufe

Allersberg - Oktober 2018

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

EGON PLAUDERT<br />

ÜBER WOS DIE LEIT REDN<br />

von Egon Helmhagen<br />

Man sollte meinen, dass in Zeiten von Smartphone & Co die Leute nicht mehr<br />

persönlich miteinander reden, weil die Simserei viel einfacher geht. Aber das<br />

stimmt bestimmt nicht für die Rentner und angeschlossene Leidensgenossen,<br />

weil die sich dazu zu dumm anstellen und die Junga net frogn wolln. Es wird<br />

scho nu mitanander gredt. Beim Einkaufn, beim Doktor, beim Kaffeekränzla,<br />

am Stammtisch und im Verein. Es froucht sich bloß über wos. Am meisten<br />

über das, was im Fernsehn zu sehn ist, weil die meistn meistns vor der Glotze<br />

hockn.<br />

Sie haben´s über Krankheiten und sonstige Gebresten und was dafür hilft.<br />

Denn in Franken ist die Arznei immer für die Krankheit und nicht dagegen.<br />

Aus der TV-Werbung weiß man auch, dass man täglich sieben verschiedene<br />

Salben braucht. Für Brust, für die Knie (das sind schon drei), für die Ellenbogen<br />

(nochmal zwei), für Gicht und für Rheuma. „Dabei musst fei Obacht<br />

gebn, damitst nix verwechselt, sonst hast am Knie Kopfweh. Hä, hä!“<br />

Außerdem gibt es Mittelchen für Gesichtsrötungen, Verdauungsbeschwerden,<br />

Wimpern-Booster und Gedächtnislücken. „Mei Hirn is manchmol wie a<br />

Schubladn, die dauernd klemmt und es fällt mir oft ums Verreckn net ei, af<br />

wos ich mich grod bsunna hob!“<br />

„Ach sog mir nix, ich hob´s oft in der Seitn, in der Hüftn, und des Aufstehn<br />

in der Früh is fast wie Gwichthebn!“ Und schon hebt ein unterhaltsames<br />

Lamentieren an. „Mein Leben lang hat es geheißen „Arbeit macht das Leben<br />

süß“. Danach hab ich mich gerichtet, jetzt bin ich in Rente und hab Zucker!“<br />

„Auf den Ruhestand arbeitet man sein Leben lang hin, und wenn er dann<br />

kommt, erschrickt man“.<br />

Wenn man älter wird freut man sich über negative Ereignisse. Wenn nix<br />

Schlimms und nix Bäis passiert. Also keine Verstopfung, kein Kreuzweh, kein<br />

Kopfweh, keine Demenz, keinen Patscher, kein Bandscheibenvorfall. „Drum<br />

musst du jung bleibn, damitst älter wirst“.<br />

Ein Riesenthema sind auch die Enkelkinder, und wie gescheit die sind. Und<br />

dass die wirklich mehr smartphonen wie miteinander reden, und „wenn´s<br />

wos redn, nou is des a ganz a andere Sprach. Krass, cracy und funky“. „Ja,<br />

und wenn die Junga unterander redn, nou sogn´s zuan-ander „Hey Alder!“<br />

Dabei hat schon der alte Goethe gesagt „Ich höre es gerne, wenn die Jugend<br />

plappert, das Neue klingt, das Alte klappert“.<br />

„Des is heitzutoch der Mainschtreem. Des is etz der Trend. Aber irgendwie<br />

beneid ich fei die junga Leit, wie unbekümmert die unteranander mitanander<br />

umgenga. Ich wenn bloß an a so a Pastchworkfamilie denk.<br />

A Verwandtschaftsblousn, wo´s dich nimmer<br />

auskennst! Früher hat alles sei Ordnung<br />

ghabt. Verliebt, verlobt verheirat, gschiedn.<br />

Wir habn uns damals verlobt, dann, unter<br />

großer Anteilnahme der Verwandtschaft,<br />

gheirat, feierlich, mit Pfarrer, in der Kirche.<br />

Dann sind wir glückstrahlend aus der Kirch raus, unser Sohn hat a Gedicht<br />

aufgsagt… Des woar doch aa schäi!“<br />

Ja, unser gouts, alts Fränkisch stirbt immer mehr aus. Dou redn´s etz von<br />

aner „Ambivalenten Wachstums-Potenz“, oder es stellt aner fest, dass „Die<br />

Situation den Zustand in seiner existenziellen Konstellation bedroht!“ Dou<br />

haut‘s dich einfach um. Für mich is des nix als wie Blabla! Wenn‘st sowas<br />

hörst, kommst du dir richtig blöd vor. Erst recht, wenn dann a scharfsinniger<br />

Politiker sagt „Hätte, hätte Fahrradkette“. Wäi ich des is erste Mol ghört hab,<br />

war ich direkt baff. Suwos Gscheits fallert mir nie ei!<br />

In aller Munde ist auch der Begriff „Heimat“. Also, die erste Heimat des<br />

Menschen war das Paradies, doch wie der Adam und seine Eva ka Gout dou<br />

und vom Baum der Erkenntnis genascht haben, hat sie der liebe Gott naus<br />

gestampert. Die zwei waren die ersten Heimatvertriebenen. Dann haben<br />

sie sich eine neue Heimat suchen müssen. In Afrika, am Mississippi, in Sibirien,<br />

in China und an der Schwarzach. Den meisten hat es dann dort so gut<br />

gefallen, dass sie nicht mehr weg wollten. Das war dann ihre neue Heimat.<br />

Zur Wendelsteiner Heimat gehören Kärwa, Fischleinsberg, Hinteres Wernloch,<br />

Alter Kanal, Hans Sachs, Kunigunde Kreutzer, Cochläus, katholische Kirche,<br />

evangelische Kirche. der Wendenbrunnen, Jazz Festival und die Pfeffernüssli<br />

vom Enßer.<br />

Der Mensch ist, seit er besteht, auf der Suche nach einer Heimat, wo er<br />

daheim ist, und die Großkopfertn, däi dou drobn, däi tenna etzert, wäi wenn<br />

sie des erfundn hättn. Dou is doch des hintn höicher wie vorn!“<br />

Natürlich reden die Leit, und da gehör ich aa derzu, aa andauernd und immer<br />

wieder über Fußball und über dem Jogi Löw sein Schuldeingeständnis. Ich<br />

hab´s mit meinem Freund Peter, einem echten Experten ausdiskutiert. „Zuerst<br />

hat der Jogi 63 Toch lang analysiert, dann hat er länger gredt, als wäi a Spiel<br />

dauert und wos hat´s gnützt? Gegn die Franzosn und gegen die Peruaner?<br />

Net verlurn und knapp gwunn! Däi hobn scho a weng an Stopfer zsammgspielt!<br />

Und waaßt nou wos etz is?“ Ich hab gefragt „Na, wos is´n nou etz?”<br />

Da hat der Peter gemeint „Etz geht is Lebn wieder weiter!“<br />

WIR HABEN LUST AUF FARBE<br />

Ihr Partner für<br />

GRAFIK ∙ DRUCK<br />

WERBEARTIKEL<br />

MARKTSTRASSE 10 | 90530 WENDELSTEIN | INFO@SEIFERT-MEDIEN.DE | TEL. 09129 – 74 44 | FAX 09129 – 27 09 22 | WWW.SEIFERT-MEDIEN.DE<br />

OKTOBER <strong>2018</strong> • MARKT ALLERSBERG<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!