2018/42 - Unternehmen Ausgabe 64
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[titelthema] <strong>Ausgabe</strong> <strong>64</strong> | Oktober <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Die Knackpunkte sind die Sprachkenntnisse und die<br />
Führerscheinprüfung. Letztere können sie zwar auf<br />
Türkisch, aber nicht auf Arabisch machen. Und in der<br />
Berufsschule, in der die Lehrer schwäbisch reden, tun<br />
sich die Geflüchteten angesichts der vielen Fachbegriffe<br />
auch schwer.<br />
Sie haben auch eine Teilzeit-Auszubildende.<br />
Das ist ein Projekt meiner Schwester. Ihr war es wichtig,<br />
auch einer Mutter eine Chance zu geben, die noch<br />
keine Berufsausbildung hat. Wir haben die Stelle zusätzlich<br />
geschaffen. Daher können wir auch gut damit<br />
leben, dass die junge Frau die Ausbildung in Teilzeit<br />
macht.<br />
Was war Ihnen dabei wichtig?<br />
Wir wollten jemand haben, der eine Erstausbildung<br />
macht. Da lag der Gedanke nahe, eine junge Mutter zu<br />
nehmen, die geflohen ist. Wir haben bei IHK und Bildungsträgern<br />
potenzielle Kandidatinnen angefragt<br />
und haben drei Frauen eingeladen.<br />
Was hat den Ausschlag gegeben?<br />
Wir haben uns für eine junge Frau aus Syrien entschieden.<br />
Sie hat das größte Potenzial und unserer Meinung<br />
nach die richtige Motivation. Anhand der Qualifikationen<br />
der geflohenen Frauen können wir nicht nachvollziehen,<br />
in welchem Umfang sie im Büro gearbeitet haben<br />
und welche Vorkenntnisse vorhanden sind. Für<br />
uns kommt es daher auf die Einstellung und die Leistungsbereitschaft<br />
der Bewerber an, das ist uns auch bei<br />
der Azubi-Auswahl wichtig.<br />
Gabi Schwarz setzt auf Projektarbeit,<br />
um die Selbstständigkeit<br />
der Auszubildenden<br />
zu fördern.<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />
SUSANN SCHÖNFELDER-<br />
KUHN, WIRTSCHAFTSRE-<br />
DAKTEURIN BEI DER NEUEN<br />
WÜRTTEMBERGISCHEN ZEI-<br />
TUNG, UND ALEXANDER BÖ-<br />
GELEIN, REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!].<br />
FOTOS: GIACINTO CARLUCCI<br />
partnerschaften heraus ergeben sich gute Kontakte.<br />
Manche Schulen haben eine Berufe-AG. Da schicken<br />
uns die Lehrer nur die jungen Leute, die wirklich Interesse<br />
haben. Davon profitieren alle.<br />
Stellen Sie auch Geflüchtete als<br />
Auszubildende ein?<br />
Wir kooperieren seit drei Jahren<br />
mit einem Bildungsträger und bieten<br />
sechswöchige Praktika an. In<br />
denen zeigen wir den jungen Menschen,<br />
was wir machen und wie wir<br />
arbeiten. In diesem Lehrjahr geben<br />
wir erstmals fünf Geflüchteten eine<br />
Chance, vier machen die Ausbildung<br />
zum Berufskraftfahrer, einer<br />
wird Fachkraft für Lagerlogistik. Dabei haben wir eng<br />
mit der Agentur für Arbeit und der IHK zusammengearbeitet.<br />
Wir sind uns bewusst, dass das für beide Seiten<br />
herausfordernd ist. Daher versuchen wir die jungen<br />
Männer bestmöglich zu unterstützen<br />
Was sind die größten Herausforderungen?<br />
Wir geben<br />
dieses Jahr<br />
erstmals fünf<br />
Geflüchteten<br />
eine Chance.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Bei uns bekommen auch junge Leute eine Chance,<br />
wenn deren Noten nicht so gut sind oder sie eine Lehre<br />
abgebrochen haben. Entscheidend ist ihre Einstellung.<br />
Man spürt im Gespräch, das kann<br />
etwas werden. Das sind häufig<br />
nicht die einfachsten Kandidaten,<br />
die muss man an die Hand nehmen.<br />
Aber das ist heute ein generelles<br />
Thema.<br />
Bei allen Azubis?<br />
Ich kümmere mich seit 20 Jahren<br />
bei uns im <strong>Unternehmen</strong> um die<br />
Ausbildung. Meiner Erfahrung<br />
nach fehlen heute den jungen Leuten<br />
Fähigkeiten wie Pünktlichkeit und Durchhaltevermögen,<br />
die sie von Zuhause nicht vermittelt bekommen.<br />
Das kann auch die Schule nicht auffangen. Bei<br />
uns ist beispielsweise Kniggetraining Bestandteil zu<br />
Beginn der Ausbildung. Um die Selbstständigkeit der<br />
jungen Leute zu fördern, setzen wir zudem auf Projektarbeit.<br />
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