Immobilia 2013/03 - SVIT
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Immobilienpolitik<br />
Hypothekarmarkt<br />
Bremsschuh für die Banken<br />
Der Bundesrat hat Mitte Februar einen «antizyklischen Kapitalpuffer» von 1%<br />
der grundpfandgesicherten Kredite mit Eigenmitteln aktiviert. Er will damit das<br />
unbändige Kreditwachstum bremsen und die Stabilität des Sektors erhöhen.<br />
Mehr Eigenmittel der Banken sollen den boomenden Wohnmarkt bremsen (Bild: 123rf.com).<br />
Ivo Cathomen<br />
<br />
Antizyklischer Kapitalpuffer. Der Bundesrat<br />
hat Mitte Februar dem Antrag der<br />
Schweizerischen Nationalbank (SNB)<br />
stattgegeben, einen «antizyklischen Kapitalpuffer»<br />
zu aktivieren. Demnach sind<br />
die Kreditinstitute gehalten, ihre Hypothekarkredite<br />
zur Finanzierung von<br />
Wohnliegenschaften in der Schweiz mit<br />
1% der entsprechenden risikogewichteten<br />
Positionen in Form von hartem Kernkapital<br />
zu unterlegen. Die Regelung hat<br />
ab dem 30. September <strong>2013</strong> Gültigkeit.<br />
Der Bundesrat kann auf Antrag der SNB<br />
und gemäss der Eigenmittelverordnung<br />
den Kapitalpuffer auf bis zu 2,5% erhöhen.<br />
Die SNB wird die Entwicklung am<br />
Hypothekar- und Immobilienmarkt weiterhin<br />
aufmerksam beobachten und regelmässig<br />
prüfen, ob der Kapitalpuffer<br />
angepasst werden muss.<br />
Die SNB begründet ihren Antrag<br />
damit, dass der Schweizer Hypothekar-<br />
und Immobilienmarkt für Wohnliegenschaften<br />
nun bereits seit mehreren<br />
Jahren durch ein starkes Wachstum<br />
gekennzeichnet ist. Trotz weiterhin tiefem<br />
Wirtschaftswachstum und der Einführung<br />
der neuen Selbstregulierung für<br />
Hypothekarfinanzierungen im Juli 2012<br />
sind die Hypothekarkreditvolumen und<br />
die Immobilienpreise für Wohnliegenschaften<br />
auch in der zweiten Jahreshälfte<br />
2012 deutlich gestiegen. Die anhaltend<br />
hohe Dynamik hat zu Ungleichgewichten<br />
geführt, die mittelfristig für die Stabilität<br />
des Schweizer Bankensektors und<br />
somit für die Schweizer Volkswirtschaft<br />
ein erhebliches Risiko darstellen. Zurzeit<br />
ist der geldpolitische Spielraum für<br />
eine Zinserhöhung begrenzt, die auch<br />
auf den Hypothekar- und Immobilienmarkt<br />
eine dämpfende Wirkung entfalten<br />
würden.<br />
Symbolische Wirkung. In den Kommentaren<br />
zur Einführung des Kapitalpuffers<br />
kommt in den Medien mehrheitlich Skepsis<br />
über die Wirkung zum Ausdruck. Die<br />
«Neue Zürcher Zeitung» schreibt von einer<br />
eher symbolischen Wirkung. Für die<br />
meisten Banken habe die nun beschlossene,<br />
sektoriell beschränkte und auf 1%<br />
begrenzte Zusatzanforderung per Herbst<br />
<strong>2013</strong> einerseits keine unmittelbaren Konsequenzen.<br />
Andererseits sei eine solche<br />
Regulierungsfolgenabschätzung eine<br />
komplexe Angelegenheit, zumal es keinen<br />
Präzedenzfall für das in der Schweiz<br />
zur Anwendung kommende Regime gebe.<br />
Allenfalls ist mit einer Auswirkung auf<br />
die Selektion der Risiken durch die Hypothekarinstitute<br />
zu rechnen. Ob und<br />
in welcher Weise das Ziel erreicht werden<br />
kann, das Kreditwachstum und den<br />
Preisanstieg zu bremsen, ist fraglich. Gemäss<br />
Ronny Haase vom Beratungsunternehmen<br />
Wüest & Partner würde ein<br />
Kapitalpuffer von 2,5% zu einer Verteuerung<br />
der Hypotheken um 5 bis 30 Basispunkte<br />
führen. Ein Puffer von 1% werde<br />
demnach nur in einem minimalen Anstieg<br />
der Hypothekarzinsen resultieren.<br />
Aus Bankenkreisen verlautete, dass<br />
die Banken kaum in Bedrängnis kommen<br />
werden, die zusätzlichen Eigenmittel zu<br />
unterlegen. So hiess es beispielsweise<br />
seitens der Raiffeisenbanken, dass sie<br />
den antizyklischen Kapitalpuffer dank<br />
eines Eigenmittelüberschusses ohne<br />
weitere Massnahmen auffangen könnten.<br />
Einige Ökonomen rechnen jedoch<br />
mit einer Bremswirkung auf die Konjunktur<br />
der gesamten Wirtschaft, vorab<br />
dem Bausektor. Dominierende Faktoren<br />
bleiben aber weiterhin die tiefen Zinsen,<br />
die anhaltende Zuwanderung und<br />
die nach wie vor tiefen Leerstandsquoten<br />
bei den Wohnungen. <br />
immobilia März <strong>2013</strong> | 15