Christkatholisch 2018-19
Ausgabe 19/2108
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Handgreiflich heilig<br />
Fast alltäglich: Ein Kind nervt.<br />
Selbst von der strafenden Rute lässt es sich nicht einschüchtern.<br />
Und nicht genug: Die Mutter verliert die Nerven.<br />
Sie hält es nicht mehr aus.<br />
Ausser sich, nicht mehr sie selbst, ruft sie aus:<br />
«Dich soll der Teufel holen!»<br />
Wer hätte das nicht schon einmal im Wutbrausen gedacht?<br />
Über einen anderen Menschen:<br />
«Soll dich doch der Teufel holen!»<br />
Weg mit Dir!<br />
Und die Legende, die besonders in Italien erzählt wird, weiss,<br />
dass sich der Teufel eben nicht zweimal bitten lässt.<br />
Auf unserem Bild ist er gleich<br />
– unübersehbar fledermausflügelig – zur Hand.<br />
Hat das Kind schon am Kragen.<br />
Die Mutter sinkt mit aufgelöstem Haar auf die Knie.<br />
Ruft die Gottesmutter um Hilfe an.<br />
Die Folgen des Zorns sollen nicht eintreten.<br />
Der Ausbruch der eigenen Wut braucht einen Damm.<br />
Und die Legende weiss auch:<br />
Die Madonna greift ein. Sie wird richtig handgreiflich.<br />
Doch gelassen.<br />
Mit der Rute schlägt sie nach dem Teufel, der das Kind schon packt.<br />
Keine vornehm-fromme Zurückhaltung.<br />
Es braucht auch den konkreten Widerstand gegen das Böse.<br />
Widerstreit mit den Feinden des Lebens.<br />
Lebenspraktisch ist diese Maria.<br />
Nicht das Kind schlagen.<br />
Sondern die Wurzel der Wut vertreiben.<br />
Handfest und besonnen dem Bösen entgegentreten.<br />
Handfest wie Jesus selbst, der den Tempel vom Geschacher befreit.<br />
Michael Bangert<br />
Bild: Tiberio Ranieri del Diotallevi (1470-1524): Madonna dell Soccorso (1510)<br />
©Museo Civico, Montefalco