Immobilia 2016/01 - SVIT
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BAU & HAUS<br />
ENERGIE<br />
Modernste KVA der Schweiz<br />
Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit wurde Ende Juni 2<strong>01</strong>5 die neue Zentralschweizer Kehrichtverbrennungsanlage<br />
(KVA) der Trägerschaft Renergia Zentralschweiz AG übergeben.<br />
Die 320 Mio. CHF teure Anlage in Perlen setzt auch architektonisch ein Zeichen.<br />
Bild links: Blick von Osten auf die Nordostfassade mit Sozialtrakt und Anlieferhalle. Bild rechts: Klar strukturierte Anlageteile und Gehwege im Inneren<br />
erleichtern den Betrieb und Unterhalt.<br />
ANGELO ZOPPET-BETSCHART*<br />
LANGE LEBENSDAUER. Ganze 44 Jahre, von<br />
1971 bis Januar 2<strong>01</strong>5, war die Kehrichtverbrennungsanlage<br />
(KVA) Ibach am<br />
nördlichen Stadtrand von Luzern in Betrieb.<br />
Obwohl sie mehrmals an den Stand<br />
der Technik und die verschärften gesetzlichen<br />
Vorschriften angepasst wurde, war<br />
ihre Lebensdauer erreicht. Die Zeiten der<br />
Abfallentsorgung durch Verbrennen ohne<br />
Weiternutzung sind längst vorbei. Kehricht<br />
und Abfall haben Energieinhalte, ähnlich<br />
wie Holz. Sie werden als hochwertige<br />
Brennstoffe betrachtet, die sich mit maximal<br />
möglicher Energienutzung verwerten<br />
lassen. Um diese Energie nutzen zu können,<br />
drängte sich ein Standort auf, an dem<br />
man möglichst viel der erzeugten Wärmeenergie<br />
unmittelbar verwenden kann. Ein<br />
weiteres Ziel war, die sechs Zentralschweizer<br />
Kantone mit ihren acht Abfallverbänden<br />
zusammenzuführen und so alle am angestrebten<br />
Grossprojekt zu beteiligen. Es<br />
gelang, auch dank den Kommunikationsfähigkeiten<br />
von Martin Zumstein, das Projekt<br />
«Renergia» zu entwickeln und auf die<br />
Beine zu stellen.<br />
IDEALER STANDORT IN PERLEN. Die Vorgaben<br />
für eine moderne und umweltverträgliche<br />
Kehrichtverbrennungs- und Energieanlage<br />
für die jährlich rund 200 000 Tonnen anfallenden<br />
Abfall waren hoch. Die gewonnene<br />
Energie, vorwiegend Wärme und Strom,<br />
<br />
sollte möglichst ortsnah nutzbar sein, und<br />
deren Standort bezüglich Verkehr und Antransport<br />
günstig liegen. Dies erfüllte Perlen<br />
ideal – unmittelbar neben der Perlen Papier<br />
AG (PEPA). Denn die Papierproduk tion<br />
benötigt grosse Mengen Wärme und eine<br />
konstante, sichere Energiezufuhr.<br />
Dazu Projektentwickler Martin Zumstein:<br />
«Renergia ist für uns nicht einfach<br />
eine Kehrichtverbrennungsanlage, sondern<br />
ein Kraftwerk. 70% der im Kehricht<br />
Renergia ist gut in die Landschaft<br />
integriert und verkehrstechnisch<br />
sinnvoll erschlossen.»<br />
HEINZ SCHUMACHER, GEMEINDEPRÄSIDENT ROOT<br />
enthaltenen Energie können wir an diesem<br />
Standort als Strom, Prozess- und Fernwärme<br />
wieder an die Region zurückgeben.»<br />
Im Gegensatz zur alten, inzwischen stillgelegten<br />
KVA Ibach, die einen Nutzungsgrad<br />
von weniger als 30% hatte, nimmt die neue<br />
Energieanlage Renergia einen Spitzenplatz<br />
in der ökologischen Abfallverwertung und<br />
Energiegewinnung ein. Damit leistet sie einen<br />
namhaften Beitrag zum Erreichen der<br />
Klimaschutzziele in der Zentralschweiz.<br />
Beim Projektingenieur und Kommunikationsbeauftragten<br />
Adrian Schuler war<br />
Ende November die Besichtigung angesagt.<br />
Ist die erste Sicherheitsstufe erfolgreich<br />
überwunden, geht man über einen<br />
breiten Steg – durch ein Biotop, das als<br />
Regenwasserauffangbecken des Dachwassers<br />
und der Parkplätze dient, auf das riesige<br />
Gebäude zu.<br />
In den hellen Empfangs- und Büroräumen<br />
erläutert Adrian Schuler kurz die Vorgeschichte.<br />
Zur idealen Lage im Reussbogen,<br />
direkt neben der Papierfabrik Perlen,<br />
sagt Adrian Schuler: «Dank der zentralen<br />
Lage an der neuen Autobahnausfahrt<br />
Buchrain sparen wir viele Transportkilometer.<br />
Dazu erfüllen wir<br />
massgebende Vorgaben, auch bezüglich<br />
Nachhaltigkeit und Ökologie.»<br />
Und zur ökonomischen Betrachtung:<br />
«Auch wirtschaftlich ist<br />
unsere neue Anlage interessant,<br />
denn wir können bedeutende Einnahmen<br />
durch unsere Energieerzeugung<br />
generieren und dadurch die Gebühren für<br />
die beteiligten Verbände stark reduzieren.»<br />
IMPOSANTES GEBÄUDE MIT ARCHITEKTONI-<br />
SCHER QUALITÄT. Projektingenieur Adrian<br />
Schuler erklärt, dass das Projekt und Planerteam<br />
aus einem international ausgeschriebenen<br />
Wettbewerb evaluiert wurden:<br />
«Das deutsche Ingenieurbüro Wandschneider<br />
und Gutjahr mit seinen Schweizer Partnern<br />
hat die Fachjury und uns am meisten<br />
überzeugt», und weiter zur Architektur und<br />
Eingliederung in die Landschaft, «Wichtige<br />
Vorgabe dazu waren: optimale Einbet<br />
32 | immobilia Januar <strong>2<strong>01</strong>6</strong>