AGIL-DasMagazin_Dezember-2018
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- Sprachreisen<br />
Sprachkurse 50+<br />
Die Entdeckung der Leichtigkeit<br />
von Regine Blum<br />
Städtetrip plus Sprachkurs ist eine perfekte Kombination. Der<br />
Reiseveranstalter TravelWorks bietet eigens für die Ü-50-Generation<br />
zusammengestellte Reisen mit einem Mix aus Sprachschule<br />
und organisiertem Freizeitprogramm. Wer allein unterwegs<br />
ist, findet schnell Gleichgesinnte.<br />
„Quien no ha vista Sevilla, no ha visto maravilla – wer Sevilla<br />
nicht gesehen hat, hat noch kein Wunder gesehen“ lautet<br />
ein alter Spruch über die Stadt mit maurischer Vergangenheit.<br />
Wunder erhoffe ich mir von meiner zweiwöchigen Sprachreise<br />
nach Andalusien eher nicht. Klar, ich will meine Spanischkenntnisse<br />
verbessern, vor Ort erproben und ein wenig in die<br />
spanische Lebensweise eintauchen. Deshalb habe ich auch<br />
ein Privatzimmer mit Halbpension gebucht.<br />
Es fühlt sich ein bisschen wie ein Abenteuer an, als ich in der<br />
Calle Cervantes ankomme, einer kleinen Straße inmitten der<br />
Altstadt. Weder Hausnummer noch Name meiner Vermieterin<br />
befinden sich am Haus, zu dem mich Google Maps navigiert<br />
hat. Mutig drücke ich einen Klingelknopf und stehe schließlich<br />
meiner Gastgeberin gegenüber. Sie zeigt mir mein Zimmer<br />
und kurz darauf ziehe ich ausgestattet mit einem Stadtplan<br />
los, um den Schulweg für den nächsten Morgen zu erkunden.<br />
Gegen 20.30 Uhr erwartet mich die erste warme Mahlzeit –<br />
und meine erste Lektion in punkto spanische Lebensart. Aus<br />
den Tiefen unterm Wohnzimmertisch steigt eine angenehme<br />
Wärme aus einem Heizgerät auf. Ich lerne: Das ist die<br />
andalusische Methode, für Behaglichkeit zu sorgen! Mit der<br />
schweren Tischdecke über den Knien verspeise ich die hausgemachte<br />
Tortilla. In den nächsten Tagen werde ich noch viel<br />
Neues über die Ess- und Lebensgewohnheiten der Einheimischen<br />
erfahren. Etwa, dass man spät zu Abend isst, nur wenig<br />
frühstückt und das Mittagessen nicht vor 14 Uhr stattfindet.<br />
Und dass Strom und Wasser sehr teuer sind und Spanier damit<br />
haushalten müssen.<br />
Der erste Schultag<br />
Montagmorgen gegen 9 Uhr sitzen alle Ü-50-Schüler erwartungsvoll<br />
im Atrium von „clic“. So heißt die Partnersprachschule,<br />
mit der TravelWorks seit fast 30 Jahren in Sevilla kooperiert.<br />
Sie liegt mitten im historischen Stadtzentrum, nur<br />
wenige Minuten von der Kathedrale und dem maurischen<br />
Palast Alcázar entfernt. Los geht’s mit einem Test, damit die<br />
rund 30 Teilnehmer entsprechend ihrem Sprachniveau eingestuft<br />
werden können. Die Klassen aus maximal acht Schülern<br />
sind bunt gemischt, die meisten sind „jubilados“, also bereits<br />
im Ruhestand. Sie kommen aus Deutschland, der Schweiz,<br />
England, Frankreich, Kanada, den USA und sogar aus Japan.<br />
Unsere gemeinsame Sprache im Unterricht wird in den nächsten<br />
beiden Wochen Spanisch sein. Dass alle dem Unterricht<br />
folgen können, dafür wird Vicky, unsere „profesora“, sorgen.<br />
Sie ist klasse und wie alle Lehrkräfte der Schule Muttersprachlerin<br />
sowie ausgebildete Pädagogin. Vicky versteht es, uns für<br />
die spanische Sprache und Lebensart zu begeistern. Falls der<br />
Wortschatz mal nicht reicht, helfen Gestik und Mimik. Auch<br />
dank Google kann so manches Thema erschlossen werden.<br />
Annette will wissen, was ein Picador ist. Ein Klick, und schon<br />
erscheint auf dem Whiteboard das Bild vom kleinen Picador,<br />
den Picasso im Alter von acht Jahren gemalt hat. Auf diese<br />
Weise lernen wir nicht nur die Vergangenheitsform der Verben<br />
und andere Grammatikregeln, sondern erfahren auch viel<br />
Wissenswertes über Land und Leute. Im modernen, interaktiven<br />
Unterricht kommen neben dem Lehrbuch Sequenzen aus<br />
Videos, Audiobeiträge und Zeitschriften zum Einsatz. Einen<br />
großen Raum nimmt der Sprechanteil mit Diskussionen und<br />
Teamarbeit ein. Nach und nach schafft es profesora Vicky,<br />
unser schlummerndes Sprachwissen zu reaktivieren. Auch<br />
wenn die Aussprache mitunter noch nicht perfekt ist, kommen<br />
die spanischen Sätze bald flüssiger über die Lippen.<br />
Foto: ©Travel Works<br />
38 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong>