Ausgabe 180
Das "Österreich Journal" zum Durchblättern - die gewohnten vier verschiedenen pdf-Varianten zum Download finden Sie hier: http://www.oesterreichjournal.at/Ausgaben/index_180.htm
Das "Österreich Journal" zum Durchblättern - die gewohnten vier verschiedenen pdf-Varianten zum Download finden Sie hier: http://www.oesterreichjournal.at/Ausgaben/index_180.htm
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>180</strong> / 19. 12. 2018<br />
Österreich, Europa und die Welt<br />
14<br />
© http://earth.google.com<br />
Ein Google-Earth-Blick auf den Ostarrichi Park an der Währinger Straße vor dem Gebäude der Oesterreichischen Nationalnbank<br />
wollen wir jedes Jahr eine Gedenkkerze zünden,<br />
das traditionelle Trauergebet sagen.<br />
Daran sind wir berechtigt.“<br />
Es sei ihm aber bewußt, wie er weiter<br />
erklärt hatte, „daß von tausenden jüdischen<br />
Familien aus Österreich kein einziges Kind,<br />
kein Mensch Leben geblieben ist. Und wenn<br />
ich herkomme, um für meine Eltern zu trauern,<br />
werde ich auch Kaddisch sagen für eine<br />
mir unbekannte Familie, für die Ruhe deren<br />
Seelen beten. Das ist für mich die Bedeutung<br />
der Gedenkstätte!“<br />
Auch Tutters Eltern sind in der NS-Zeit<br />
deportiert und ermordet worden, nachdem<br />
ihnen 1939 zunächst die Flucht nach Belgien<br />
gelungen war. Er selbst und seine Schwester<br />
haben die Shoah überlebt dank einer mutigen<br />
belgischen Familie, welche die zwei Kin -<br />
der ab Jänner 1943 illegal beherbergt hat,<br />
trotz den strengsten Verbot der NS-Behörden,<br />
Juden zu helfen. Belgier haben insgesamt<br />
3.000 jüdische Kinder gerettet, ein aussergewöhnliches<br />
Beispiel von Zivilcourage.<br />
Inzwischen ist laut Tutter auch die Finanzierungsfrage<br />
weitgehend gelöst. Die Bun -<br />
des regierung habe nicht nur zugesagt, 50<br />
Prozent der Gesamtkosten der Gedenkstätte<br />
von 5,3 Mio. € zu übernehmen, sondern auch<br />
eine Finanzierungsgarantie für die noch aufzutreibenden<br />
Mittel abgegeben. An dieser<br />
Ent scheidung sei auch Nationalratspräsident<br />
Wolfgang Sobotka tatkräftig beteiligt gewesen.<br />
Somit habe man bereits mit konkreten<br />
Vorarbeiten wie einer technischen Prüfung<br />
des Standorts beginnen können.<br />
Errichtet werden soll die Gedenkstätte im<br />
Ostarrichi-Park im 9. Wiener Gemeindebezirk<br />
gegenüber der Österreichischen Nationalbank<br />
und nahe des Universitäts-Campus<br />
im Alten AKH. Der Wiener Bürgermeister<br />
Michael Ludwig habe diesen Ort im Oktober<br />
bestätigt, sagte Tutter. Geplant ist ein Kreis<br />
steinerner Namenstafeln mit nur einem Eingang,<br />
in dem Nachkommen ungestört die<br />
Na men ihrer Familienmitglieder suchen, die<br />
Buchstaben mit der Hand berühren und ein<br />
Gebet sagen können.<br />
Auf einer „grünen In sel“ im Inneren des<br />
Kreises sollen Bäume und Sträucher ge -<br />
pflanzt werden.<br />
Historische Begründung<br />
In der Zeit des Nationalsozialistischen Re -<br />
gimes wurden jüdische Kinder, Frauen und<br />
Männer in Österreich verfolgt, verhöhnt, aus<br />
ihren Schulen verbannt, von ihren Häusern<br />
und Wohnungen vertrieben.<br />
Sie wurden aus ihren Berufen verdrängt,<br />
von allen ihrer Verdienstquellen entlassen,<br />
ihres Hab und Guts beraubt. Ihnen war<br />
befohlen worden: „‘raus vom Deutschen<br />
Reich“.<br />
Bis Anfang 1938 lebten in Österreich<br />
210.000 Juden, kaum 3 Prozent der Bevölkerung<br />
des Landes. 65.000 waren nicht in der<br />
Lage, aus Europa zu flüchten. Von denen<br />
wurden 2.000 entweder in Österreich getötet<br />
oder in die Lager Dachau und Buchenwald<br />
versandt, 49.000 wurden gewaltsam aus Ös -<br />
terreich nach Ost-Europa deportiert.<br />
14.000 wurden deportiert aus Ländern<br />
wie Holland, Belgien und Frankreich, wo sie<br />
Zuflucht gesucht hatten, die aber bald von<br />
der NS Wehrmacht erobert wurden. In fremden<br />
Ghettos verhungerten sie, in Wäldern,<br />
wurden sie erschossen und fielen in Massengräber,<br />
grausam wurden sie in Vernichtungslagern<br />
umgebracht.<br />
Diese Österreicherinnen und Österreicher<br />
haben hier gelebt, Familien gegründet, in<br />
Werkstätten gearbeitet, Geschäfte geführt<br />
und Berufe ausgeübt, sich in Wissenschaft,<br />
Kunst, Literatur und Musik ausgezeichnet.<br />
Treu und gewissenhaft haben sie zum allgemeinen<br />
Gute ihrer Heimat Österreich beigetragen.<br />
n<br />
https://www.parlament.gv.at<br />
https://www.nationslfonds.org<br />
https://www.shoah-namensmauern-wien.at<br />
Quellen: Parlamentskorrespondenz, Kurt Yakov Tutter<br />
»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at