Februar_2019_Web2
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Fotos: shutterstock, fotolia<br />
das urlaubsverhalten<br />
im wandel<br />
Wenn die Tage wieder länger werden, beginnt für viele die Vorfreude auf den<br />
Sommer und die damit verbundene Urlaubsplanung.<br />
Weihnachten und Silvester sind vorbei<br />
– nun beginnt für den reiselustigen Österreicher<br />
die aufregende Zeit der Frühbucherboni<br />
und Sonderrabatte.<br />
Apropos Weihnachten – die Zeiten, in der<br />
die typische österreichische Familie einmal<br />
im Jahr auf Schiurlaub gefahren ist,<br />
sind wohl vorbei. Hauptgrund dafür ist<br />
wohl die Tatsache, dass ein solcher<br />
Urlaub für viele Familien nicht mehr<br />
leistbar ist. Schiausrüstung, Liftkarten,<br />
dazu noch das Hotel und<br />
die Verpflegung – so ist man für<br />
eine mehrköpfige Familie recht<br />
schnell bei einem relativ hohen<br />
Geldbetrag angekommen. Ein dreitägiger<br />
Schiurlaub kostet gut und<br />
gerne gleich viel wie eine Woche Urlaub<br />
im Sommer.<br />
Während man also früher im Winter seine<br />
freien Tage auf den Schipisten verbrachte,<br />
war der typische Sommerurlaub die<br />
obligatorische Woche am Meer, am See<br />
oder am Bauernhof. Die Buchungen bei<br />
diversen Reisebüros zeigen allerdings,<br />
dass sich das Reiseverhalten innerhalb<br />
einer Generation grundlegend verändert<br />
hat und vielfältiger geworden ist.<br />
So ist die Beliebtheit von Kreuzfahrten<br />
mittlerweile von Pärchen auch auf Familien<br />
übergegangen. Auch Fernreisen<br />
und Städtetrips, welche früher nur eine<br />
eingeschränkte Zielgruppe hatten, sind<br />
mittlerweile bei Familien stark gefragt.<br />
Was sich allerdings nicht verändert hat,<br />
ist die Art und Weise, wie Reisen gebucht<br />
werden.<br />
Möchte<br />
man meinen, dass durch das Aufkommen<br />
von Internet-Reiseanbietern wie Expedia<br />
und Co. das „klassische“ Reisebüro<br />
ausgedient hat, so zeigen Statistiken das<br />
Gegenteil dieser Vermutung auf. Kunden<br />
wollen keine Risiken eingehen und<br />
schätzen die Sicherheit, beispielsweise<br />
bei Flugausfällen, durch die Abwicklung<br />
über ein Reisebüro.<br />
Dennoch hat sich also der typische Österreicher<br />
vom klassischen „Einmal im<br />
Jahr eine Wochen nach Bibione“ weit<br />
entfernt. Man reist kürzer, dafür öfter,<br />
und auch weiter weg. Gerade bei Jugendlichen<br />
liegen Kurztrips in diverse<br />
Städte hoch im Kurs. Das Auto ist zwar<br />
immer noch das Hauptverkehrsmittel<br />
bei Urlaubsreisen, gefördert durch<br />
billige Flugverbindungen nimmt der<br />
Flugverkehr allerdings einen immer<br />
wichtigeren Platz ein. Ohne großen<br />
finanziellen Aufwand fliegt man<br />
beispielsweise für ein Wochenende<br />
nach London oder Berlin.<br />
Dadurch hat sich auch der<br />
Hauptreisezeitraum verändert<br />
– wurde früher hauptsächlich in<br />
den Hochsommermonaten „geurlaubt“,<br />
so hat sich dieser Zeitraum<br />
mittlerweile auf die Monate Mai bis<br />
September ausgedehnt.<br />
Für viel mehr Familien, Jugendliche<br />
und auch Senioren ist also das Reisen<br />
leistbarer geworden – so ist der Anteil<br />
der Österreicher, die mindestens<br />
einmal pro Jahr mehr als 4 Tage auf<br />
Reisen verbracht haben, in den letzten<br />
50 Jahren von 29 auf knappe 70%<br />
gestiegen. So hat sich das Reisen<br />
durch die steigende Flexibilität und<br />
die sinkenden Preise in den letzten<br />
Jahrzehnten von einem Luxusgut<br />
beinahe zu einem Grundbedürfnis<br />
entwickelt.<br />
Unsere Generation hat also, was das<br />
Reisen betrifft, einen eigenen, neuen<br />
Stil entwickelt. Man reist gerne und<br />
oft, dafür wird mehr Wert auf günstige<br />
Preise gelegt. Man reist kurz,<br />
hat aber bezüglich der Destinationen<br />
viel mehr Optionen als vor einigen<br />
Jahrzehnten. Waren früher also die<br />
möglichen Urlaubsziele auf ein paar<br />
Länder beschränkt, haben sich im<br />
Laufe der Zeit durch den weltweiten<br />
Ausbau des Personentransports<br />
Möglichkeiten eröffnet, in Gegenden<br />
zu urlauben, wo man vor 30 Jahren<br />
wohl kaum einen Fuß hingesetzt<br />
hätte.<br />
Diese Gegenden haben natürlich<br />
die Chancen erkannt, und so sind in<br />
Ländern wie Albanien oder Kenia in<br />
den letzten Jahren Hotelkomplexe<br />
wie Pilze aus dem Boden geschossen.<br />
Natürlich darf man das nicht<br />
schlecht reden, denn klarerweise<br />
ist der aufkommende Tourismus in<br />
solchen Regionen ein großer Einnahmefaktor.<br />
Doch, so erscheint<br />
es meiner Meinung nach, fehlt den<br />
Touristen dort oft ein wenig das<br />
Kulturbewusstsein gegenüber dem<br />
Urlaubsland. Man fühlt sich wie<br />
ein König, denn „alles ist so billig,<br />
die Strände sind so schön, und die<br />
Leute sind so freundlich und mit so<br />
wenig zufrieden“. Man speist im All-<br />
Inclusive-Hotel mehrmals täglich<br />
am Buffet, während sich ein paar<br />
Kilometer weiter Familien mit dem<br />
allernotwendigsten zufrieden geben<br />
müssen.<br />
Länder zu bereisen bedeutet auch,<br />
einen verantwortungs- und respektvollen<br />
Umgang mit der dortigen Natur<br />
und dem Lebensstil zu pflegen. Man<br />
sollte sich daher überlegen, ob man<br />
Souvenirs wie Seepferdchen oder<br />
Korallen, die vom Aussterben bedroht<br />
sind, unbedingt mit nach Hause<br />
nehmen muss. Außerdem sollte man<br />
beispielsweise beim Fotografieren<br />
beachten, ob Aufnahmen von bestimmten<br />
Objekten und Personen<br />
überhaupt erwünscht sind.<br />
Alexander Reisinger<br />
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