2019_04
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2 Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen<br />
Kurier Nr. 4 24.1.<strong>2019</strong> Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen<br />
3<br />
Über seine Forschungsarbeit selber<br />
sagt er: «Suchen, suchen, ja<br />
nicht aufgeben, bis die Quelle der<br />
Herkunft des Wortes oder der Redewendung<br />
und ihre Bedeutung<br />
gefunden ist.»<br />
Woher kommen<br />
unsere Redensarten?<br />
Wenn wir uns im Alltag unterhalten,<br />
benutzen wir gerne Redensarten,<br />
deren Sinn und Bedeutung wir<br />
erahnen, aber nicht immer kennen.<br />
Schmid hilft uns mit seinen witzigen<br />
und humorvollen Ausführungen<br />
auf die Sprünge: «Die bildhaften<br />
Ausdrücke sind irgendwann<br />
entstanden, haben sich über ein<br />
grösseres Gebiet ausgebreitet. Sie<br />
sind manchmal über Hunderte von<br />
Jahren von einer Generation zur<br />
nächsten weitergereicht worden,<br />
obwohl das, was sie eigentlich sagen,<br />
in vielen Fällen aus unserer<br />
Welt verschwunden ist.» Zum Beispiel<br />
die Redensart «ufpasse win<br />
e Häftlimacher» werde von uns<br />
immer noch benutzt, obwohl<br />
das Handwerk des Häftlimachers<br />
schon längst ausgestorben sei. Der<br />
Hintergrund dieser Redensart ist,<br />
dass die Häkchen die Kleider zusammengehalten<br />
haben. Diese waren<br />
so klein, dass der Hersteller<br />
dieser Häkchen, der Häftlimacher,<br />
bei seiner Arbeit besonders gut<br />
aufpassen musste. Umgangssprachlich<br />
bedeutet das: ganz besonders<br />
aufpassen.<br />
Der Sprachforscher Schmid erklärt<br />
verständlich, dass wir beim Erlernen<br />
unserer Muttersprache in die<br />
Redensarten hineinwachsen. Beim<br />
Erlernen einer Fremdsprache sei<br />
das schwieriger, Idiome müssten<br />
dann auswendig gelernt werden.<br />
Es gebe Redensarten aus dem Alltag<br />
und solche, welche über die<br />
Literatur übermittelt würden. Das<br />
gehe bis in die Antike zurück. So<br />
habe das Zitat «Wir sitzen im gleichen<br />
Schiff» (heute: «im gleichen<br />
Boot») von Cicero 47 v.Chr. bis<br />
heute überlebt. Mit Schiff sei damals<br />
der Staat bezeichnet worden,<br />
später wurde daraus das Boot.<br />
Deshalb konnte sich die Redewendung<br />
«Frau Merkel ist am Ruder»<br />
entwickeln.<br />
Jede Epoche hat ihre Redensarten<br />
Ein Blick auf die Zeit vom 15. bis<br />
18. Jahrhundert zeigt, dass Geistliche<br />
und weltliche Autoren bemüht<br />
waren, sich für ein breites,<br />
noch wenig lesegeübtes Publikum<br />
anschaulich und genau auszudrücken.<br />
Geistliche Ermahnungs-<br />
und Erbauungsliteratur, Predigten,<br />
Hausbücher und Ratgeber aller<br />
Art wimmelten förmlich von<br />
Redensarten. Ein grosser Teil der<br />
Redensarten, die wir heute noch<br />
benutzen, gehen auf diese Zeit zurück.<br />
Gute Beispiele sind «Öpperem<br />
d Levite läse», hochdeutsch<br />
die Leviten lesen, und «Mattääi<br />
am Letschte», hochdeutsch Mattäus<br />
am Letzten, die im ganzen<br />
deutschsprachigen Raum bekannt<br />
sind.<br />
Andere Redensarten haben ihre<br />
Bedeutung verloren wie zum Beispiel<br />
«E Stei i Gaarte schiesse».<br />
Diese Redewendung besagte, jemandem<br />
einen Schaden zufügen.<br />
Heute bedeutet es, jemandem einen<br />
Gefallen erweisen.<br />
So ähnlich verhält es sich mit «E<br />
Bäär ufbinde», hochdeutsch einen<br />
Bären aufbinden, und meint jetzt<br />
Unglaubwürdiges erzählen, denn<br />
wer bindet einem anderen einen<br />
Bären auf. Die Erklärung darf dabei<br />
nicht von Bäär ausgehen, sondern<br />
muss im Verb «ufbinde» gesucht<br />
werden, was eine Last oder<br />
eine Lüge auf sich nehmen bedeutet<br />
und einem eigentlich widerstrebt.<br />
Auch das Wort Bäär bedarf<br />
einer Erklärung und meint nicht<br />
das Tier, sondern im ursprünglichen<br />
Sinn eine Schuld oder eine<br />
Steuerlast. Dieses Bär oder Ber ist<br />
vom alten Verb «beren» (mit Anstrengung<br />
tragen) abgeleitet. «Beren»<br />
ist zudem mit dem englischen«<br />
to bear», das tragen bedeutet,<br />
verwandt. Das Verb ist im<br />
Mittelalter im Deutschen verschwunden,<br />
sein Wortstamm aber<br />
in Wörtern wie Bahre, Tragbahre,<br />
gebären erhalten.<br />
Redensarten im Wandel der Zeit<br />
Durch die Entwicklung der allgemeinen<br />
Lese- und Schreibfähigkeit<br />
und den Einfluss der formalen<br />
öffentlichen Sprache hat sich in<br />
den letzten zweihundert Jahren die<br />
Verwendung der Bildhaftigkeit<br />
von Begriffen verringert. Trotzdem<br />
werden Redensarten vorwiegend<br />
in der Alltagssprache verwendet.<br />
Aber auch neue wie zum<br />
Beispiel «hets dr de Tschipp useknallt»<br />
für bist du verrückt geworden,<br />
oder «gib Gaas» für beeile<br />
dich, haben sich gebildet und werden<br />
fleissig benutzt.<br />
Die Senioren konnten sich ein<br />
breites Lachen nicht verbeissen<br />
und fanden: «Es war ein spannender<br />
Nachmittag, wir haben viel<br />
Wissenswertes und Interessantes<br />
erfahren.»<br />
Wir über uns<br />
Bewegende Biographien, tanzende Schulk lassen und sympathische Kolumnisten<br />
Leo Niessner<br />
Ohne sie liesse sich eine Lokalzeitung<br />
wie der Kurier nicht mit Aktualität<br />
füllen: Die freien Mitarbeiter,<br />
die für den Kurier berichten, sind<br />
unverzichtbar. Sie halten Augen<br />
und Ohren in den Kuriergemeinden<br />
offen, decken auf, blicken zurück<br />
– und immer regelmässig auch<br />
nach vorne in die Zukunft.<br />
Es ist eine schöne Tradition geworden,<br />
dass Verlag und Redaktion sie<br />
einmal jährlich einladen, um ihnen<br />
für ihren Einsatz zu danken.<br />
Gleichzeitig ergeben sich spannende<br />
Gespräche. Für besonders gespannte<br />
Gesichter sorgte am Treffen<br />
am vorletzten Montag Layouterin<br />
und Art Director Irene Zogg:<br />
Sie gewährte den Gästen Einblick<br />
in ihre kreative Arbeit. Dazu zeigte<br />
sie, welche Möglichkeiten moderne<br />
Layoutpogramme beim Kreieren<br />
von Zeitungsseiten bieten, und<br />
worauf zu achten ist. Dabei entstand<br />
dieser Schnappschuss.<br />
Ferien- und Grippebedingt konnten<br />
nicht alle freien Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter am Anlass dabei<br />
sein. Ein paar der Anwesenden indes<br />
verraten ihr unvergesslichstes,<br />
eindrücklichstes oder berührendstes<br />
Erlebnis, das sie im Dienste des<br />
Kuriers im letzten Jahr hatten.<br />
Welches war Ihr Highlight in Ihrer<br />
Tätigkeit als Berichterstatter für<br />
den Kurier in den letzten Monaten?<br />
Woche für Woche bereichern unsere freien Mitarbei terinnen<br />
und Mitarbeiter den Kurier mit ihren Berichten. Am vorletzten<br />
Montag lud der Kurier sie als Dank zu einem gemütli chen<br />
Treffen und zu einem angeregten Austausch in die Re daktion ein.<br />
«Mein Highlight im letzten<br />
Jahr war das Knabenschiessen,<br />
weil meine Girls genauso<br />
gut geschossen haben,<br />
wie die Knaben. Zwei Artikel<br />
über kunstbeflissene Mitbürger<br />
haben mich ebenfalls<br />
sehr berührt.»<br />
Yvonne Zwygart<br />
«Ich finde es spannend,<br />
mich immer wieder in<br />
neue Themen einzuarbeiten.<br />
Gefreut hat mich im<br />
vergangenen Jahr, dass<br />
mir gerade bei kontroversen<br />
Themen bestätigt<br />
wurde, dass ich es jeweils<br />
geschafft habe, die verschiedenen<br />
Perspektiven<br />
möglichst neutral darzustellen.»<br />
Sibylle Ratz<br />
Die Kurier-Schreiberinnen und Schreiber zu Besuch auf der Redaktion: (hinten, v.l.) Dani Ritter,<br />
Nadja Grendelmeier, Stefan Sutter, Michael Grimmer, Andreas Krebs, Sibylle Ratz, Felix Leimbacher<br />
(Verleger). Vorne, v.l.: Yvonne Zwygart, Helga Eissler, Irene Zogg (Layouterin, Art Director), Ruedi<br />
Muffler. Fehlend: Laura Angst, Hakan Aki, Urs Weisskopf, Bruno Fuchs, Roger Manhart, Pidu Peyer,<br />
Sabine Meier (Redaktionssekretariat), Leo Niessner (Redaktionsleiter, stand hinter der Kamera).<br />
«Für den schweizerischen Nationalfeiertag<br />
gibt es viele mögliche Termine», sagte<br />
Martin Kilias, Präsident des Denkmalschutzes,<br />
in seiner engagierten wie differenzierten<br />
1. Augustrede. In meinen Ohren hat er die<br />
Botschaft ‹politisch motivierte sowie gewinnorientierte<br />
Pflege von kulturellem Erbe<br />
kann nicht nachhaltig und nicht lebendig<br />
sein› aus unterschiedlichen Perspektiven<br />
weitergegeben, auch in direktem Bezug zu<br />
den Zeitzeugen in unseren Gemeinden. Das<br />
wird mir bleiben.» <br />
Stefan Sutter<br />
«Das Abschlussfest «Dancing Classrooms» der<br />
Steiacher Schule mit dem Titel «Willst du mit mir<br />
tanzen» war beeindruckend. Die Freude und der<br />
Stolz der Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse<br />
währ end ihres glänzenden Auftritts vor den<br />
Elter n, Geschwistern und weiteren Familienmitglied<br />
ern wird mir unvergesslich bleiben.» Helga Eissler<br />
«Es ist jedes Mal eine Freude, wenn<br />
ich den neuen Verhandlungsbericht<br />
des Gemeinderats erhalte und es mir<br />
dann gelingt, einen passenden<br />
Kuriervogel dazu zu zeichnen. Ich<br />
weiss nicht mehr auswendig, wie<br />
lange ich den Vogel schon zeichne,<br />
aber so 17 Jahre werden es schon<br />
sein. Das Highlight könnte sein, dass<br />
ich es immer geschafft habe, einen<br />
passenden Vogel zu zeichnen.<br />
Nicht speziell ein Highlight, aber<br />
doch etwas speziell: Letzte Ferien<br />
habe ich extra meinen Laptop und<br />
den Scanner nach Frankreich mitgenommen<br />
und ein Swisscom-Datenpaket<br />
gekauft, damit ich den Vogel<br />
allenfalls auch während den Ferien<br />
zeichnen kann. Und siehe da: Ich<br />
bekam während dieser Woche gleich<br />
zwei Aufträge – einen von Dietlikon<br />
und einen von Wangen-Brüttisellen.<br />
Das war auch schön: Auf der Terrasse<br />
nach dem Biken bei einem kühlen<br />
Bier den Kuriervogel zu zeichnen.»<br />
<br />
Dani Ritter, Cartoonist<br />
«Ein beeindruckendes Interview, das mir in Erinnerung geblieben<br />
ist: 90 Jahre Carmela Giusto – eine Zeitreise in deutsch-italienisch<br />
mit Rückblick auf ein bewegtes Leben. Von der grossen Liebe<br />
erzählten sie, bis zu «Hunde und Italiener verboten» und schliesslich<br />
mit drei Generationen unter einem Dach zu leben.» Urs Weisskopf<br />
«Die Begeisterungsfähigkeit<br />
der Planer einer Landesausstellung<br />
2027 auf dem Flugplatz<br />
Dübendorf.» <br />
Ruedi Muffler<br />
«Erlebnismässig wie auch journalistisch am spannendsten<br />
war für mich die Fahrt im Führerstand einer Dampflok<br />
der ehemaligen MThB. Ich durfte einen 70-jährigen<br />
hiesigen Hobby-Lokführer auf seiner letzten Fahrt von<br />
St. Gallen nach Romanshorn begleiten. Eindrücklich, wie<br />
doch damals – vor allem vom mitfahrenden Heizer – viel<br />
Kraft und von beiden viel Handarbeit gefragt war. Vergleicht<br />
man damit den heutigen Lokführerberuf im computerisierten<br />
Führerstand eines modernen SBB-Zugs,<br />
gewinnt man eine Ahnung von den technischen Veränderungen<br />
innerhalb der letzten einhundert Jahre!» Michael Grimmer