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Kurier Nr. 4 24.1.2019 Dorfspiegel Wangen-Brüttisellen 5 Raphael Iten will mit seinem Startup PuraSystem durchstarten Wie ein Wangemer das Trinkwasser retten will Das Erfolgsrezept von PuraSystem: Teamwork. Raphael Iten (mitte) Oder: Gemeinsam ans Ziel: Kurz vor dem Durchbruch denkt keiner ans Aufgeben. Mit seinem Startup PuraSystem tüftelt Raphael Iten an einem Weg, den Ammoniakanteil in der Gülle zu minimieren – und so das Schweizer Grundwasser zu schützen. Kurz vor dem Durchbruch steht der Wangemer nun aber vor einer grossen Hürde. Laura Angst Wer in der Nähe vom Hagenbuchenweg in Wangen wohnt, weiss: Raphael Iten fühlt sich überall dort zu Hause, wo er von der Natur umgeben ist. Ob im Garten des Elternhauses in Wangen, auf der Strasse beim Fussballspielen oder in den Abruzzen bei seinen Grosseltern. Naturverbundenheit schreibt der Wangemer gross. «Am liebsten bin ich draussen an der frischen Luft», erzählt er. Dass ihm auch das Trinkwasser am Herzen liegt, kommt nicht von irgendwo her. «Aus der Schweiz und den Abruzzen bin ich mir extrem sauberes Trinkwasser gewohnt», so Raphael Iten. In anderen Regionen, so beispielsweise in der italienischen Po-Ebene, sehe das ganz anders aus. Weshalb? «Durch das Düngen von Feldern gelangt schädliches Nitrat ins Grundwasser», antwortet er. Diese Problematik sei auch in der Schweiz nicht zu unterschätzen, werden doch in Solothurn Wasserreserven wegen der Nitratbelastung aufgegeben. «Auch in Wangen sind die Nitratwerte immer mal wieder über dem optimalen Richtwert», so der Wirtschaftsstudent. Genau diese Grundwasserverschmutzung geht der Wangemer mit seinem Startup PuraSystem an. «Wasser ist mein Element», erzählt Raphael Iten. «Um das Trinkwasser zu retten, haben wir ein Verfahren entwickelt, dass den Ammoniakanteil in der Gülle verringert und so den Nitratgehalt im Wasser minimiert», erklärt er. Zudem entstehe im Prozess sogenanntes Ammonium, woraus dann Kunstdünger zum Beispiel für unsere Gärten hergestellt werden kann. Das entwickelte Verfahren basiere auf der in der Branche bekannten Stripping-Methode. «Wir haben bereits zwei Anlagen getestet und so die Probleme des Stripp-Verfahrens grösstenteils behoben», erzählt er weiter. Probleme mit der Gülle Übliche Probleme seien beispielsweise, dass die Gülle schäumt, verkrustet und nicht sehr homogen ist. Deshalb seien die bestehenden Anlagen sehr komplex, gross und teuer. Für Schweizer Landwirte mache es momentan wenig Sinn, für eine solche Anlage tief in die Taschen zu greifen. Was die Filteranlage von PuraSystem einzigartig macht: «Wir haben das Stripp-Verfahren dahingebracht, dass die Filteranlage auf eine halbe Schiffscontainer-Grösse passt und mobil ist», so Raphael Iten. Zudem soll die Anlage, im Gegensatz zu den bestehenden, für Bauern erschwinglich sein. «Die Idee ist, dass sich Bauern mit kleinerem Tierbestand genossenschaftlich zusammenschliessen und sich so die Nutzung und vor allem die Kosten der Anlage teilen. Auch soll es möglich sein, die Anlage zu mieten.» Von Wangen aus die Welt retten Eigentlich sollte der Wirtschaftsstudent gerade seine Masterarbeit fertig schreiben. «Aber ich knie mich viel lieber in die Arbeit für PuraSystem hinein», so Raphael Iten. «Das coole an PuraSystem ist, dass ich hier einen Beitrag leisten kann.» Einen Beitrag, der auch hier in Wangen-Brüttisellen direkt messbar sei – bessere Luft und sauberes Wasser, konkretisiert Raphael Iten weiter. «Das motiviert und treibt mich an.» Mit PuraSystem will der Wangemer die Leute sensibilisieren und ein grösseres Bewusstsein für unsere Natur schaffen. Denn obwohl wir in der Schweiz mit sehr sauberem Trinkwasser privilegiert seien, nehme auch hier die Problematik zu. «Seit 15 Jahren steigen auch bei uns die Nitratwerte im Grundwasser an», erzählt er. «Wir wollen unsere Idee und unsere Anlage aus der Schweiz in die Welt tragen», so der Naturliebhaber. «Da die Firma ihren Hauptsitz ja in Wangen hat, tragen wir die Idee sozusagen von Wangen in die Welt hinaus», fügt er schmunzelnd an. Der erste Prototyp stehe noch in Italien. «Eigentlich müssten wir die Anlage nun testen und weiter optimieren», erzählt der Wangemer. Doch genau hier steht PuraSystem vor der wohl grössten Herausforderung in der Unternehmensgeschichte. Bereits vor vier Jahren hat Raphael Iten die Idee von PuraSystem entwickelt. «Ich hatte Glück, dass mein Vater die Idee cool gefunden hat» erzählt er. «Ohne seine Unterstützung wäre ich heute nicht da, wo ich bin.» Mit Hilfe seines Vaters, erfahrenen Biologen, Agronomen und Maschinenbauingenieuren aus der Schweiz und Italien hat Raphael Iten Grosses geleistet. Die Sache mit dem Geld Doch genau jetzt, in der wichtigen Testphase des Prototyps, fehle es an Geld. «In den letzten vier Jahren haben wir alles selber finanziert. Jetzt sind wir so nahe am Durchbruch, aber stehen finanziell an», erzählt der CEO von PuraSystem. Mittels Crowdfunding sollte das mangelnde Geld, um die Anlage zu finalisieren, aufgetrieben werden. «Leider hat es nicht geklappt», bedauert er. Doch an Aufgeben sei gar nicht zu denken: «Wir machen weiter», so Raphael Iten. «Jetzt dauert es vielleicht ein wenig länger, bis wir unsere Filteranlage fertigstellen und in die Schweiz bringen können. Aber so kurz vor dem Durchbruch kommt Aufgeben für mich gar nicht in Frage.»
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