RE KW 08
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Europawahlkampf im Außerfern<br />
Die Parteien stehen schon in den Startlöchern – alle versprechen großen Einsatz<br />
Für die einen ist sie an allem schuld, für die anderen ist sie die<br />
einzige Lösung der Probleme: die EU. In vier Monaten haben<br />
nun die Bürger die Möglichkeit, direkt über ihre Vertretung zu<br />
bestimmen: Das Europaparlament ist die einzige Institution (von<br />
dreien), die sich auf das unmittelbare Vertrauen der Bevölkerung<br />
berufen kann. Insofern sollte diese Wahl keine Randerscheinung<br />
oder lästiges Übel sein. Die RUNDSCHAU hat sich einmal umgehört,<br />
wie sich die Parteien im Außerfern darauf vorbereiten.<br />
Von Jürgen Gerrmann<br />
Wenn sie Wort halten, dann dürfte<br />
sich niemand über mangelndes Engagement<br />
beklagen können.<br />
www.hak-imst.ac.at<br />
[<br />
HAK<br />
]<br />
HAS<br />
Imst<br />
...heißt Digital Business<br />
jetzt anmelden 11.2.-1.3.<br />
www.hak-imst.ac.at<br />
DIE ÖVP. Trotz spürbarer Verluste<br />
(minus drei Prozent) war die<br />
ÖVP beim vorigen europäischen<br />
Urnengang in absoluten Stimmen<br />
bundesweit auf Platz eins gelegen.<br />
Diese „Delle“ möchte man nun wieder<br />
ausgleichen. Die Tiroler ÖVP<br />
hat aber noch ein zusätzliches Ziel:<br />
Über die Vorzugsstimmen möchte<br />
sie auch die von ihr nominierte<br />
Kandidatin Barbara Thaler ins Straßburger<br />
Parlament bringen. Das wird<br />
nicht einfach sein, denn die ÖVP<br />
schaffte vor fünf Jahren fünf Sitze<br />
– die Bundespartei setzte jetzt die<br />
36-jährige Internet-Unternehmerin<br />
und Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer<br />
Tirol lediglich auf Platz acht<br />
ihrer Liste. Da muss sie also gehörig<br />
aufholen.<br />
Die Außerferner ÖVPler wollen<br />
alles dafür tun, dass sie es dennoch<br />
schafft, wie deren Bezirksgeschäftsführer<br />
Klaus Schimana versichert.<br />
Er wird die Kandidatin zum Beispiel<br />
am 8. und 15. März bei zwei Bezirkstagen<br />
in der Region begleiten. Und<br />
dabei wird man Firmen und Gemeinden<br />
besuchen sowie Straßenwahlkampf<br />
bestreiten. Über weitere<br />
Termine wird zurzeit noch nachgedacht.<br />
Der Einsatz dürfte auch deswegen<br />
so groß sein, weil es ein mehr oder<br />
minder offenes Geheimnis ist, dass<br />
man in der vergangenen Wahlperiode<br />
mit dem Einsatz der sogenannten<br />
RUNDSCHAU Seite 6<br />
„Westkandidatin“ Claudia Schmidt<br />
nicht so zufrieden war, dass man laute<br />
Jubellieder angestimmt hätte (um<br />
es vorsichtig zu formulieren). Klaus<br />
Schimana dazu: „Es wäre super,<br />
wenn wir nun eine Tiroler Vertreterin<br />
ins Europaparlament bekämen.<br />
Ich werde trommeln, unabhängig<br />
vom Listenplatz.“<br />
DIE SPÖ. Die Sozialdemokraten<br />
streben ebenso ein hohes Ziel an:<br />
Sie wollen von der Nummer zwei<br />
im Jahre 2014 zur Nummer eins<br />
avancieren und damit wohl auch die<br />
Schmach des verlorenen Kanzleramtes<br />
ein bisschen ausgleichen. Sie<br />
sind übrigens die ersten, die bereits<br />
konkret mit dem Wahlkampf begonnen<br />
haben: Am Valentinstag trat die<br />
Tiroler Spitzenkandidatin Theresa<br />
Muigg (eine 35-jährige Erziehungsund<br />
Bildungswissenschaftlerin aus<br />
Innsbruck, die beim AMS Tirol arbeitet)<br />
bei einer Veranstaltung mit<br />
der deutschen Europaabgeordneten<br />
Maria Noichl (sie kandidiert wieder<br />
in Deutschland) in Füssen auf.<br />
„Das Thema Europa ist ja von sich<br />
aus grenzüberschreitend, und wir<br />
haben die SPD gern unterstützt“, erklärt<br />
Regionalgeschäftsführer Bernhard<br />
Zollitsch, der auch noch für die<br />
Bezirke Imst und Landeck zuständig<br />
ist: „Wir wollen den europäischen<br />
Gedanken manifestieren. Die EU ist<br />
der Gegenpol zum Nationalismus.<br />
Leider existieren bei vielen noch zu<br />
viele Grenzen im Kopf.“<br />
Eins ist bei diesem Wahlkampf<br />
indes auch klar: Nach dem Rückzug<br />
der Imster Europaabgeordneten Karoline<br />
Graswander-Hainz („Hut ab,<br />
was die geleistet hat, eine bessere<br />
Vertreterin hätten wir nicht haben<br />
können...“) steht die Tiroler SPÖ<br />
auf verlorenem Posten. Wie die ÖVP<br />
hatten die Sozialdemokraten bei der<br />
vergangenen Wahl (bei einem leichten<br />
Stimmenplus von 0,4 Prozent)<br />
fünf Sitze erobert – damit Muigg mit<br />
Platz zehn der SPÖ-Liste die Imsterin<br />
ablösen könnte, müsste ihre<br />
Partei ihren Stimmenanteil also verdoppeln<br />
und die absolute Mehrheit<br />
erobern. Allzu wahrscheinlich dürfte<br />
das nicht sein. Das ist auch Zollitsch<br />
AUSSERFERNER<br />
SEIT 1922<br />
NACHRICHTEN<br />
Das Ringen um die Wählergunst beginnt im Winter, gewählt wird im Frühling: Die<br />
Parteien im Außerfern stehen in den Startlöchern für die Europawahl.<br />
RS-Foto: Gerrmann<br />
klar: „Das ist kein entscheidender<br />
Punkt für unseren Einsatz. Das wird<br />
eine Richtungswahl. Wenn man die<br />
Tendenzen sieht, die derzeit in der<br />
EU um sich greifen, motiviert uns<br />
das genug. Wir werden mit Power für<br />
unsere sozialdemokratischen Ideale<br />
kämpfen.“<br />
DIE FPÖ. Vollen Einsatz verspricht<br />
auch Fabian Walch, seines<br />
Zeichens Bezirksparteiobmann im<br />
Außerfern, für seine Partei. Man werde<br />
auf jeden Fall mit Ständen und<br />
Info-Veranstaltungen vor Ort sein,<br />
um die Menschen für die eigene<br />
Sicht auf die EU zu gewinnen. Beim<br />
vorigen Mal waren die Freiheitlichen<br />
ja mit einem Plus von sieben Prozent<br />
die eigentlichen Österreich-Sieger<br />
der Wahl, auch wenn sie mit vier<br />
Mandaten nur Platz drei einheimsten.<br />
Sollten sie den gleichen Zugewinn<br />
wieder schaffen, hätten sie die<br />
Kanzlerpartei ÖVP eingeholt und<br />
könnten selbst von Platz eins träumen.<br />
Laut Walch steht zwar der Tiroler<br />
Spitzenkandidat fest (der erst 23-jährige<br />
Maximilian Kurz, der auch als<br />
stellvertretender Klubobmann im<br />
Gemeinderat von Innsbruck fungiert)<br />
– nicht aber, welchen Platz er<br />
auf der Bundesliste zugeteilt bekommen<br />
wird: „Fest steht bisher nur,<br />
dass sie von unserem Generalsekretär<br />
Harald Vilimsky, der jetzt schon EU-<br />
Abgeordneter ist, angeführt wird.“<br />
Auch für den Außerferner Obmann<br />
der Freiheitlichen ist es letztlich<br />
nicht so bedeutend, welchen<br />
konkreten Platz Kurz einnehmen<br />
werde: „Wir werden für ihn laufen<br />
– egal, wo er positioniert wird. Wir<br />
laufen sowieso hauptsächlich für die<br />
Idee, die die ganze Partei vertritt –<br />
und wir wollen, dass die Erfolg hat.“<br />
Konkrete Termine im Bezirk Reutte<br />
stehen dafür allerdings noch nicht<br />
fest.<br />
DIE GRÜNEN. Die beim vergangenen<br />
Mal Viertplatzierten starten<br />
derweil eine Art „Unternehmen<br />
Titelverteidigung“. Dank eines satten<br />
Zugewinns von 4,5 Prozent (nur<br />
von der FPÖ übertroffen) ergatterten<br />
die Grünen nämlich drei Sitze. Und<br />
Bezirkssprecherin Regina Karlen<br />
möchte die gerne verteidigen und<br />
mit denselben Personen besetzen:<br />
„Michel Reimon hat sich bei den<br />
Panama-Papers und TTIP sehr reingehängt.<br />
Monika Vana setzt sich für<br />
einen europaweiten Rechtsanspruch<br />
auf zehn Tage Papazeit ein. Das wäre<br />
endlich mal ein Schritt in Richtung<br />
wahre Gleichberechtigung. Und<br />
Thomas Waitz ist ein Biobauer aus<br />
der Steiermark, der gegen die wahnsinnigen<br />
Tiertransporte durch ganz<br />
Europa und die Großviehhaltung<br />
kämpft. Alle haben tolle Arbeit geleistet.“<br />
Deswegen wolle man sich für diese<br />
„drei ganz starken Grünen“ auch<br />
im Außerfern ins Zeug legen, denn:<br />
„Die Europawahl ist total wichtig.“<br />
Und man plant dabei auch eine Veranstaltung:<br />
Referentin ist die frühere<br />
Zamser Landtags- und Europaabgeordnete<br />
Eva Lichtenberger, das Thema<br />
wird „Verkehr und Lärm“ sein.<br />
Termin und Ort stehen allerdings<br />
noch nicht fest.<br />
DIE NEOS. Trotz mehrmaliger<br />
Anrufe stand der Repräsentant der<br />
Neos, Heinz Kotz, für ein Gespräch<br />
nicht zur Verfügung.<br />
20./21. Februar 2019