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RE KW 08

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M ENSCHEN IM GESPRÄCH<br />

Wild(er) Winter<br />

Wildtierfütterungen sichern Hirsch & Co das Überleben<br />

Der heurige starke Winter ist für die Wildtiere eine schwierige<br />

Zeit. Lange Kälteperioden sind für pflanzenfressende Wildtiere –<br />

wie Hirsche und Rehe – nicht nur unangenehm, sie können sogar<br />

lebensbedrohend sein. Die Diskussionen aufgrund eingestellter<br />

Wildfütterungen durch die Österreichischen Bundesforste haben<br />

die RUNDSCHAU veranlasst, mit Bezirksjägermeister Arnold<br />

Klotz über die Situation im Bezirk Reutte zu sprechen.<br />

Von Michaela Weber<br />

RUNDSCHAU: Gibt es im Bezirk<br />

Reutte Gebiete, in denen Wildfütterungen<br />

durch die Bundesforste<br />

AG eingestellt werden?<br />

Arnold Klotz: In unserem Bezirk<br />

sind hauptsächlich Waldgebiete in<br />

Höhenlagen oder abgelegene Wälder<br />

im Besitz der Bundesforste. Eingestellt<br />

wurden schon vor einigen<br />

Jahren die Wildfütterungen im Revier<br />

„ÖBF-Klausenwald“ in Reutte<br />

und im Revier „Neuweid-Plansee“.<br />

In Ammerwald und Schwarzwasser<br />

wird aber nach wie vor gefüttert.<br />

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RS: Warum stellen die Bundesforste<br />

mancherorts die Wildtierfütterung<br />

ein?<br />

AK: Um Kosten zu sparen.<br />

RS: Welche Probleme ergeben sich<br />

durch die Schließung einer kontrollierten<br />

Fütterung?<br />

AK: Das Wild weicht in andere<br />

Gebiete/Reviere aus und ernährt<br />

sich dort auf Nachbarskosten. Wandern<br />

sie nicht ab, so kommt es zu<br />

massiven Verbiss- und Schälschäden,<br />

im schlimmsten Fall verhungern<br />

die Tiere, oder sie müssen abgeschossen<br />

werden.<br />

RS: Wer befüllt die Wildfütterungsraufen?<br />

AK: Die Fütterung<br />

gehört in den Aufgabenbereich<br />

des Jägers. Alle Maßnahmen, die<br />

zur Erhaltung eines artenreichen,<br />

gesunden und angepassten Wildbestandes<br />

führen, gehören zur Hege.<br />

RS: Welche Faktoren sprechen für<br />

eine Fütterung?<br />

AK: Generell schrumpft im<br />

Winter nicht nur das natürliche<br />

20./21. Februar 2019<br />

Nahrungsangebot, die vorhandenen<br />

„Mahlzeiten“ sind auch<br />

nährstoffärmer. Zur Vermeidung<br />

von Verbiss- und Schälschäden am<br />

Wald ist eine ausreichende und<br />

artgerechte Winterfütterung unumgänglich.<br />

Zudem hat der Mensch<br />

in den letzten Jahrzehnten stark in<br />

den Lebensraum der heimischen<br />

Wildtiere eingegriffen. Rodung,<br />

Verbauung, Folgen des Klimawandels,<br />

vor allem aber die Ruhestörung<br />

durch Wintersportler schränkt<br />

das Leben des Wildes ein und hat<br />

negative Auswirkungen.<br />

RS: Welche Folgen haben Ruhestörungen<br />

im Wald, speziell im Winter?<br />

AK: In der kalten Jahreszeit<br />

schaltet der Organismus der Tiere<br />

den Energieverbrauch auf „Sparflamme“.<br />

Das Wild hält sich in der<br />

Nähe der Wildfütterung auf. Das<br />

Winterfell, Herbstfettreserve und<br />

das Sinken der Körpertemperatur<br />

schützen die Tiere. Je kälter es ist,<br />

desto mehr Energie benötigen die<br />

Tiere, um ihre Körpertemperatur<br />

aufrechtzu- erhalten. Jegliche Störung<br />

scheucht das Wild auf und<br />

führt zu einem zusätzlichen Energieverbrauch.<br />

RS: Gibt es konkrete Vorfälle?<br />

AK: Leider ja. In Musau gingen<br />

vor Kurzem zwei Tourengeher<br />

mitten durch die Wildfütterung.<br />

Durch die Ruhestörung scheuchten<br />

die Tiere auseinander. Zwei Jägerkollegen<br />

hielten Nachschau und<br />

fanden zwei Hirsche, die in den<br />

Schnee eingesunken waren und<br />

feststeckten.<br />

RS: Möchten Sie noch einen Appell<br />

an Wintersportler und Spaziergänger<br />

richten?<br />

AK: Das Wild braucht Ruhe,<br />

die Grenzen seines Lebensraumes<br />

sollten respektiert werden.<br />

Gerade im Winter ist der Ruheraum<br />

aufgrund der erwähnten Faktoren<br />

sehr beengt. Wenn das Wild<br />

AUSSERFERNER<br />

SEIT 1922<br />

NACHRICHTEN<br />

RUNDSCHAU<br />

Erst wenn es dämmert, kommt das Wild zur Fütterung. Jede Ruhestörung führt zu<br />

erhöhtem Energieverbrauch.<br />

RS-Fotos: Weber<br />

In manchen Wäldern führen Spazierwege durch das Wildeinstandsgebiet. Hier ist<br />

es besonders wichtig, die vorgegebenen Betretungszeiten einzuhalten.<br />

von Wintersportlern oder rücksichtslosen<br />

Spaziergängern aufgeschreckt<br />

wird, flüchtet es und wird<br />

dadurch zusätzlich geschwächt.<br />

Danke für das Gespräch.<br />

Seite 3

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