Binnenschifffahrt Februar 2019
02-2019
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<strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
02<br />
<strong>2019</strong><br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
SCHIFFFAHRT<br />
Bank für Schiffahrt<br />
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DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
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Editorial<br />
Krischan Förster<br />
Chefredakteur<br />
Helle Köpfe gefragt<br />
Eine Statistik hält im Regelfall nüchterne<br />
Fakten bereit. So auch die Untersuchung<br />
des Bundesamtes für Güterverkehr zur<br />
Beschäftigungssituation in der <strong>Binnenschifffahrt</strong>.<br />
Und was sagen die Fakten?<br />
Das Gewerbe schrumpft, die Zahl der<br />
Unternehmen und Schiffe ebenso wie die<br />
Zahl der aktiven Schiffsführer, die zudem<br />
durchschnittlich immer älter werden.<br />
Der Trend dürfte sich in den kommenden<br />
Jahren eher noch verschärfen.<br />
Die Gewinnung von Nachwuchs wird<br />
immer wichtiger. Die Demografie bringt<br />
es mit sich, dass aus der nachrückenden<br />
Generation immer weniger Berufsanfänger<br />
zur Verfügung stehen. Gleichzeitig<br />
steigt der Anteil der Akademiker. Das<br />
stellt die <strong>Binnenschifffahrt</strong>, die laut Statistik<br />
nur 2,5% »Studierte«, dafür aber in<br />
der Mehrzahl Mitarbeiter mit Berufsabschluss<br />
oder gar »Ungelernte« beschäftigt,<br />
vor große Herausforderungen.<br />
Zwar ist die Vergütung im Gewerbe<br />
schon während der Ausbildung überdurchschnittlich<br />
hoch, auch die anschließend<br />
gezahlten Löhne können sich<br />
sehen lassen. Doch bei den sogenannten<br />
»weichen« Faktoren hat die Branche offenbar<br />
großen Nachholbedarf. So gelten<br />
laut BAG-Umfrage sowohl die Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie als auch<br />
die Offenheit für die technologische Entwicklung<br />
als stark verbesserungswürdig.<br />
In Zeiten gewachsener Ansprüche und<br />
dem bei jungen Leuten weit verbreiteten<br />
Bedürfnis nach einer ausgewogenen<br />
»Work-Life-Balance« sind das Faktoren,<br />
die nicht unterschätzt werden sollten. Im<br />
Kampf um die »hellen« Köpfe von morgen<br />
dürfte zählen, wie zukunftssicher,<br />
aber auch wie zukunftsorientiert ein Beruf<br />
ist. Dabei spielen die Digitalisierung<br />
und ihre praktische Umsetzung womöglich<br />
die entscheidende Rolle.<br />
Insofern ist es alarmierend, wenn die<br />
Mehrheit der befragten Schiffsführer der<br />
Technologisierung ihres Berufsalltags<br />
skeptisch oder zurückhaltend begegnen,<br />
sich Neues vor allem durch »Learning by<br />
doing« angeeignet wird und nicht einmal<br />
jedes fünfte Unternehmen seinen<br />
Mitarbeitern Weiterbildungsangebote<br />
macht. Selbst wenn die Statistik an<br />
dieser Stelle »unscharf« sein sollte, weil<br />
vielleicht gerade die großen Akteure mit<br />
vielen Beschäftigen positiv herausfallen,<br />
wäre dies ein Armutszeugnis.<br />
Nun endet die Datenerfassung des<br />
BAG im Jahre 2017. Und zweifellos ist<br />
gerade in der jüngsten Vergangenheit<br />
außerordentlich viel passiert. Es gibt<br />
eine ganze Reihe von Initiativen unter<br />
den Stichworten E-Learning, Automatisierung<br />
oder Digitalisierung. Die<br />
Ausbildungsinitiative Quinwalo sei genannt,<br />
ebenso wie der digitale Schifffahrtsassistent<br />
oder Projekte wie RIS<br />
Connex oder das zuletzt initiierte Testfeld<br />
für autonomes Fahren im westdeutschen<br />
Kanalsystem. Das Problem: All<br />
diese Vorhaben stecken in der Testphase<br />
und sind noch ein gutes Stück vom<br />
Betriebsalltag entfernt. Von den allerorten<br />
klaffenden Lücken in der digitalen<br />
Infrastruktur ganz zu schweigen.<br />
Es bleibt noch viel zu tun, bei allen Beteiligten<br />
– in der Verwaltung, in der Politik,<br />
aber auch im Gewerbe selbst. Gerade<br />
die lang anhaltende Niedrigwasserperiode<br />
des vergangenen Jahres hat gezeigt,<br />
dass neue Logistikkonzepte und eine intelligente<br />
Vernetzung mit den anderen<br />
Verkehrsträgern und Standorten zwingend<br />
nötig sind, wenn die <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
nicht dauerhaft abgehängt werden<br />
will. Das geht nicht ohne Digitalisierung<br />
und gut ausgebildete Nachwuchskräfte.<br />
Handeln ist also dringend geboten –<br />
denn das Rennen um die »hellen Köpfe«<br />
von morgen hat längst begonnen.<br />
Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht<br />
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<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 3
Inhalt <strong>Februar</strong> <strong>2019</strong><br />
Editorial<br />
Helle Köpfe gefragt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3<br />
Nachrichten 5<br />
Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
Verein für europäische<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
Hafentechnische<br />
Gesellschaft e.V.<br />
Schifffahrt<br />
Bank für Schiffahrt vergibt mehr Kredite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8<br />
Tankschifffahrt: Doppelt eingehüllt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9<br />
BAG-Umfrage: <strong>Binnenschifffahrt</strong> verliert Schiffe und Leute . . .10<br />
Reederei Dettmer investiert in die Flotte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
HGK-Chef Wedig: »Wir wollen durchaus weiter wachsen« . . . .14<br />
Niedrigwasser sorgt für Einbußen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
Kombinierter Verkehr: Förderung statt Flickenteppich. . . . . . . .17<br />
Zuwachs für die KD in Düsseldorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20<br />
Neue Transportfirma beflügelt Wertheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21<br />
Marktübersicht: Es kommt Bewegung in die Antriebe . . . . . . . .22<br />
Gall & Seitz Systems:<br />
Innovatives Schweißen als Erfolgsfaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28<br />
Mit Batterien zu 100% elektrisch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30<br />
Kiebitzberg Schiffswerft setzt auf<br />
innovativen Boots- und Schiffbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32<br />
Paris will saubere Schiffe auf der Seine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36<br />
Ostseestaal vertraut auf Elektroschiffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38<br />
Für saubere Luft: Stern + Kreis denkt um. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39<br />
Elektroschiffbau in neuen Dimensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40<br />
Göteborg: Ohne Smog durch die Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42<br />
»Gefahrgutpapst« Ridder sagt Tschüss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43<br />
12<br />
Logistik<br />
50 Jahre Kombiverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50<br />
Railrunner ist insolvent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52<br />
Seehäfen | Shortsea<br />
Schiffe im NOK werden immer größer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54<br />
Bremen investiert 140 Mio. € in die Häfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56<br />
HHLA erweitert Containerbahnhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58<br />
Ineos investiert Milliarden in Antwerpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .59<br />
17<br />
Wasserstraßen | Häfen<br />
Mannheim/Ludwigshafen: Eine Seilbahn über den Rhein? . . . .60<br />
Straubing-Sand: »Der Lkw hat von der Trockenheit profitiert« 62<br />
RegioPort bekommt Kranbrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63<br />
Aufatmen in Aken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64<br />
Gesamtkonzept Elbe: Nun geht’s los! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .66<br />
Oberelbe-Häfen bleiben auf Kurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .68<br />
Berlin/Brandenburg: Gütertransport geht weiter zurück . . . . . .70<br />
Bund befürwortet Erhalt des Finowkanals . . . . . . . . . . . . . . . . . . .72<br />
HTG-Info und Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .74<br />
22<br />
Recht<br />
Bergelohn versus Werkvertrag<br />
*(Operation geglückt, Patient tot) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .78<br />
Frischer Wind in der GBM. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .80<br />
Rubriken<br />
Buyer’s Guide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44<br />
Inserentenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .73<br />
BDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .82<br />
Impressum | TV Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .83<br />
43<br />
4 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Nachrichten<br />
◼◼<br />
IMPERIAL LOGISTICS: Markus<br />
Kanis verstärkt das Management-Team<br />
von Imperial Logistics<br />
International.<br />
Er übernimmt am<br />
Standort Zürich die<br />
neue Position des<br />
Executive Vice President<br />
– Industrial &<br />
Chemical. Er berichtet<br />
an den soeben berufenen neuen CCO<br />
Sandro Knecht, der von Ceva Logistics<br />
gekommen ist. Kanis soll Neugeschäft<br />
akquirieren sowie regionale Vertriebsteams<br />
aufbauen. Zuvor war er in führenden<br />
Positionen bei Danzas, Kühne<br />
+ Nagel sowie Johnson & Johnson tätig.<br />
◼◼<br />
THYSSEN-KRUPP: Ingo Brauckmann<br />
(48) ist neuer CEO des Geschäftsbereichs<br />
Logistik beim<br />
Duisburger Stahlunternehmen<br />
Thyssen-<br />
Krupp Steel. Er folgt<br />
auf Ulrike Höffken,<br />
die Ende 2018 in den<br />
Ruhestand gegangen<br />
ist. Der Wirtschaftsingenieur<br />
war zuletzt Chief Supply Chain<br />
Officer bei der Berner Group in Köln. Der<br />
Logistikbereich von Thyssen-Krupp Steel<br />
gehört mit einer Transportleistung von<br />
rund 200 Mio. t p.a. und etwa 1.300 Mitarbeitern<br />
zu den größten Industrielogistikern<br />
Europas.<br />
◼◼<br />
HAFEN ROTTERDAM: Michiel<br />
Messchaert ist neuer Repräsentant des<br />
Hafens Rotterdam in<br />
Hamburg. Der Niederländer,<br />
Jahrgang<br />
’55, lebt und arbeitet<br />
seit 20 Jahren in<br />
Hamburg war zuvor<br />
für P&O Nedlloyd,<br />
Maersk und zuletzt<br />
JCL Logistics tätig und soll sich nun für<br />
den Hafen um den Ausbau der Beziehungen<br />
in der Region kümmern.<br />
◼◼<br />
VVWL: Andreas Stommel (48), seit<br />
Sommer 2016 Referent beim Bundesverband<br />
der Deutschen<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
(BDB), ist seit Januar<br />
stellvertretender<br />
Geschäftsführer<br />
beim Verband Verkehrswirtschaft<br />
und<br />
Logistik Nordrhein-<br />
Westfalen (VVWL)<br />
in der Geschäftsstelle Düsseldorf. Der<br />
Jurist ist künftig für die Themen Binnenund<br />
Seeschifffahrt, Hafenlogistik, den<br />
Kombinierten Verkehr, Schienengüterverkehr<br />
und KEP-Dienste sowie für Speditions-<br />
und Transportrecht zuständig.<br />
◼◼<br />
NEUSS TRIMODAL GMBH: Daniel<br />
Jähn ist seit dem 1. Januar Geschäftsführer<br />
des trimodalen<br />
Containerterminals<br />
im Hafen Neuss.<br />
Der 40-Jährige übernimmt<br />
die Position<br />
von Ulrich Altmann,<br />
der in die Projektentwicklung<br />
des Unternehmens<br />
wechselt. Karsten Scheidhauer<br />
bleibt in der Geschäftsführung. Jähn<br />
kommt von Kombiverkehr, einem der<br />
drei Anteilseigner bei Neuss Trimodal.<br />
Von dort verkehren wöchentlich rund<br />
60 Züge und sieben Binnenschiffe.<br />
◼◼<br />
RAILRUNNER: Gerhard Oswald legt<br />
sein Amt als Geschäftsführer des Bahnunternehmens<br />
RailRunner Europe<br />
nieder. Er wolle<br />
mögliche Interessenskonflikte<br />
mit<br />
seiner eigenen Beratungsgesellschaft<br />
Gomultimodal verhindern,<br />
heißt es. Zukünftig will er sich<br />
wieder mehr den Aufgaben in seiner Firma<br />
widmen. Er war seit 2015 Geschäftsführer<br />
von RailRunner.<br />
◼◼<br />
MOSOLF: Detthold Aden ist seit<br />
November 2018 Mitglied des Fachbeirats<br />
der Mosolf Se &<br />
Co. KG. Das Gremium<br />
dient dazu, gemeinsam<br />
mit dem<br />
Vorstand des Logistikdienstleisters<br />
mögliche Zukunftsthemen<br />
zu identifizieren<br />
und geeigente Maßnahmen zu definieren.<br />
Aden war in früherer Position<br />
Vorstandsvorsitzender der BLG Logistics<br />
Group. »Mit seiner jahrzehntelangen<br />
Erfahrung, seinem Logistikwissen und<br />
seinem Netzwerk wird Detthold Aden<br />
für uns eine wertvolle Unterstützung<br />
sein«, so Vorstandschef Jörg Mosolf.<br />
◼◼<br />
MCN: Seit November 2018 ist Wiebke<br />
Clement stellvertretende Geschäftsführerin<br />
des Maritimen<br />
Clusters<br />
Norddeutschland<br />
(MCN). Clement hat<br />
zuvor in leitender<br />
Funktion sowohl in<br />
der Industrie als<br />
auch in Stiftungen<br />
gearbeitet. Sie soll künftig Geschäftsführerin<br />
Jessica Wegener im zentralen Clustermanagement<br />
unterstützen.<br />
◼◼<br />
HANDELSKAMMER BREMEN: Janina<br />
Marahrens-Hashagen ist für drei<br />
Jahre zum Präses<br />
der Handelskammer<br />
Bremen gewählt<br />
worden. Sie ist Nachfolgerin<br />
von Harald<br />
Emigholz, der dieses<br />
Amt turnusmäßig<br />
abgegeben hat. Die<br />
Unternehmerin ist seit 1998 geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der Firmengruppe<br />
H. Marahrens, die mit rund<br />
210 Mitarbeitern auf Beschilderungssysteme<br />
im maritimen Bereich spezialisiert<br />
ist.<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 5
Nachrichten<br />
ECHTZEITDATEN VERBESSERN SICHERHEIT UND EFFIZIENZ<br />
Hafenbetrieb Rotterdam nutzt Internet of Things<br />
Der Hafenbetrieb Rotterdam hat eine neue<br />
Internet of Things-Plattform entwickeln<br />
lassen. Kürzlich wurde der erste Bereich<br />
der Plattform, Hydro-/Meteo-Anwendungen,<br />
in Gebrauch genommen. Anhand eines<br />
umfangreichen Netzes von Sensoren<br />
stellt das System genaue und aktuelle Wasser-<br />
(Hydro) und Wetterdaten (Meteo) bereit,<br />
insbesondere für die Bereiche Schiffsverkehrsplanung<br />
und -management.<br />
Der Bau der IoT-Plattform wurde vor<br />
einem Jahr von den kooperierenden Partnern<br />
IBM, Cisco, Esri und Axians angekündigt<br />
und jetzt, unter Leitung des Hafenbetriebs,<br />
übergeben. »Ein schöner<br />
Schritt in der Entwicklung von Rotterdam<br />
zu einem ›smart port‹«, so Ronald<br />
Paul, COO des Hafenbetriebs Rotterdam.<br />
Mindestens ebenso wichtig sei jedoch,<br />
dass dank der Cloud-Plattform und der<br />
Echtzeitinformationen, z. B. über Infrastruktur,<br />
Wasser- und Wetterbedingungen,<br />
missionskritische Prozesse in der<br />
Dienstleistung für die Kunden weiter verbessert<br />
werden könnten.<br />
In dem nun übergebenen Hydro-/Meteosystem<br />
werden Daten über Wasserpegel,<br />
Strömung, Salzgehalt, Windgeschwindigkeit,<br />
Windrichtung und Sicht<br />
durch eine Kombination aus den Daten<br />
von 44 Sensoren im Hafen, zahlreichen<br />
Prognosemodellen, Daten des niederländischen<br />
Wasserwirtschaftsamts<br />
Rijkswaterstaat und astronomischen Berechnungen<br />
gewonnen. Damit trägt die<br />
Anwendung zur Verringerung von Wartezeiten<br />
sowie zur Optimierung von Anlage-,<br />
Lade-/Lösch- und Abfahrtszeiten bei.<br />
Dank der Technologie kann beispielsweise<br />
je nach Wasserpegel der beste Zeitpunkt<br />
zum Anlegen und für Abfahrten genauer<br />
vorhergesagt werden, bei Gewährleistung<br />
einer maximalen Ladung.<br />
n<br />
© Hafen Rotterdam<br />
UMWELTFREUNDLICHE ENERGIE<br />
RheinCargo rüstet weitere Anlegestellen auf Landstrom um<br />
Am Rhein in Düsseldorf sind zwei Steiger<br />
auf Landstrom umgerüstet worden.<br />
Kreuzfahrtschiffe können ihre bordeigenen<br />
Generatoren künftig abschalten. Die<br />
RheinWerke, eine gemeinsame Tochtergesellschaft<br />
der Stadtwerke Düsseldorf<br />
und der RheinEnergie mit Sitz in Köln,<br />
bemühen sich seit 2013 darum, die Landstromversorgung<br />
entlang des Rheins auszubauen.<br />
Von der Konzeption über die<br />
Realisierung und den Betrieb bis hin zu<br />
Wartung und Abrechnung liegt dabei alles<br />
in einer Hand.<br />
Jetzt hat die RheinCargo an der Rheinterasse<br />
zwei weitere Anlagen bauen lassen.<br />
Mit den zwei bereits umgerüsteten Steigern<br />
der »Bonner Personen Schifffahrt«<br />
und von Viking River Cruises kann künftig<br />
an vier der zwölf Anlegestellen Landstrom<br />
»getankt« werden. Obwohl die<br />
Emissionen von Schiffen auf dem Rhein<br />
geringer als sind als die des Straßenverkehrs<br />
ist die Luftqualität in den Städten<br />
ein Dauerthema geworden. <br />
n<br />
Atlas Schiffahrt GmbH<br />
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6 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Nachrichten<br />
WINTERSITZUNG BEIM CDNI<br />
Entsorgungsentgelt bleibt vorerst stabil<br />
Die Vertragsparteien (KVP) des CDNI,<br />
des Übereinkommens über die Sammlung,<br />
Abgabe und Annahme von Abfällen<br />
in der Rhein- und <strong>Binnenschifffahrt</strong>,<br />
belassen die Entsorgungsgebühr für ölund<br />
fetthaltige Schiffbetriebsabfälle in<br />
diesem Jahr auf dem Niveau von 2018.<br />
Somit sind nach wie vor 7,50 € je 1.000 l<br />
mineralölsteuerfrei gebunkerten Gasöls<br />
zu entrichten. Seit 2011 wurde der Betrag<br />
nicht mehr erhöht. In absehbarer Zeit<br />
(2020/2021) sollte allerdings eine Erhöhung<br />
in Betracht gezogen werden, hieß es<br />
auf der Wintersitzung in Straßburg.<br />
Das Sammel- und Entsorgungssystem<br />
für öl- und fetthaltige Abfälle basiert auf<br />
dem Verursacherprinzip, das durch indirekte<br />
Finanzierung zum Zeitpunkt des<br />
Bunkerns und die Bereitstellung von Annahmestellen<br />
im gesamten Geltungsbereich<br />
des CDNI umgesetzt wird. Die KVP<br />
hat die IAKS beauftragt, die Bedürfnisse,<br />
Voraussetzungen und möglichen Veränderungen<br />
des Annahmestellennetzes<br />
in den kommenden Jahren in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Gewerbe zu ermitteln.<br />
Die innerstaatlichen Institutionen<br />
wurden ersucht, die Konsultation auf<br />
Seit 40 Jahren im Einsatz: der Bilgenentöler »Bibo Regio«<br />
ihrer Ebene durchzuführen und darüber<br />
auf internationaler Ebene Bericht zu erstatten.<br />
Die Ergebnisse sollen in der Anhörung<br />
der anerkannten Verbände am 17.<br />
Dezember <strong>2019</strong> vorgestellt und diskutiert<br />
werden.<br />
n<br />
© SRH<br />
NEUE RUHRORTER<br />
Werft mit Doppelspitze<br />
Im 25. Jahr ihres Bestehens bekommt<br />
die Neue Ruhrorter Schiffswerft in Duisburg<br />
einen neue Geschäftsführung. Der<br />
langjährige Chef Konstantinos Manaras<br />
ist zum Ende des vergangenen Jahres in<br />
den Ruhestand getreten. Er hatte 23 Jahre<br />
lang die Werft geprägt und geführt.<br />
In seiner Nachfolge stehen künftig zwei<br />
Geschäftsführer an der Spitze des Unternehmens:<br />
Heike Haferkamp, Leiterin der<br />
Buchhaltung, ist seit Mitte Dezember neue<br />
kaufmännische Geschäftsführerin. Das<br />
operative Geschäft leitet ab dem 1. April<br />
Dipl.-Ing. Nikolaus Schellenberger. Er<br />
hatte zuvor bereits verschiedene Führungspositionen<br />
bei Schiffswerften inne. n<br />
IN EIGENER SACHE<br />
In der Januar-Ausgabe der <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
haben wir unter der Überschrift<br />
»Reederei Deymann weitet Geschäft aus«<br />
(S. 8/9) über die neuen Befrachtungsaktivitäten<br />
des Harener Reeders Martin<br />
Deymann berichtet. Eines der Fotos verweist<br />
auf Interstream Barging. Wir stellen<br />
hiermit klar, dass sich die Beteiligung von<br />
Deymann ausschließlich auf das Befrachtungsunternehmen<br />
BSC bezieht. Die geschäftlichen<br />
Beziehungen zu Interstream<br />
Barging sind davon nicht betroffen.<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 7
Schifffahrt<br />
Bank für Schiffahrt vergibt mehr Kredite<br />
Die Bank für Schiffahrt (BfS) hat ihr Kreditportfolio im vergangenen Jahr weiter ausgebaut.<br />
252 Mio. € standen zuletzt in den Büchern, rund 27 Mio. € (+13%) mehr als im Jahr zuvor<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Von Krischan Förster<br />
Für die Ostfriesiche Volksbank (OVB)<br />
und die Bank für Schiffahrt (BfS)<br />
2016 blicken auf ein überaus erfolgreiches<br />
Jahr 2018 zurück. Das Kreditportfolio im<br />
Geschäftsbereich Schiffsfinanzierung ist<br />
um beachtliche Das Portfolio wächst um<br />
beachtliche 15% gewachsen. Sowohl die<br />
See- als auch die <strong>Binnenschifffahrt</strong> sorgten<br />
für das Plus.<br />
Insgesamt stieg der Kreditbestand<br />
bei der OVB um 10,4% auf 1,64 Mrd. €.<br />
Die Bilanzsumme wuchs um 12,5%<br />
auf 2,15 Mrd. € bei einem Gewinn<br />
von 30 Mio. € (2017: 22 Mio. €). Neben<br />
dem Privatkundengeschäft sei auch die<br />
Schiffsfinanzierung einer der Treiber für<br />
dieses positive Ergebnis gewesen, »das<br />
gab es schon lange nicht mehr«, sagt Holger<br />
Franz, Vorstandschef der OLB.<br />
Das Portfolio zeichne sich darüber hinaus<br />
durch eine sehr gute Risikostruktur<br />
aus. Altlasten gebe es nicht, daher war<br />
auch keine Risikovorsorge nötig.<br />
Die in Leer beheimatete Volksbank finanziert<br />
vorwiegend mittelständische<br />
Kunden in der Region, seit der Übernahme<br />
der Volksbank Kehdingen auch im<br />
Kreditvolumen der Bank für Schiffahrt<br />
in Mio. €<br />
154<br />
167 171<br />
192<br />
Alten Land. Auch im laufenden Jahr den.<br />
Angepeilt wird ein Wachstum von »mindestens<br />
10%«. Fernziel ist eine Kreditsumme<br />
von etwa 1 Mrd. $ einschließlich Konsortialgeschäft.<br />
Die Bank hat, um mögliche Risiken zu<br />
begrenzen, die Vergaben von Darlehen<br />
an Schiffseigner auf 20% des gesamten<br />
Kreditvolumens gedeckelt. »Also haben<br />
wir noch ein bisschen Luft nach oben«, so<br />
Franz. Und wenn die Bank weiter wachse,<br />
könne auch die Schiffsfinanzierung<br />
weiter ausgebaut werden.<br />
In der Seeschifffahrt wuchs das Portfolio<br />
im vergangenen Jahr von 255 Mio. €<br />
um 15% auf 306 Mio. €. Dazu kam Konsortialgeschäft<br />
unter Beteiligung anderer<br />
Banken in ähnlicher Größenordnung<br />
(300 Mio. €). Macht unter dem Strich gut<br />
600 Mio. €. »Die große Nachfrage hat<br />
uns selbst überrascht«, sagt Franz. Doch<br />
mit dem Rückzug ehemals großer Akteure<br />
(Commerzbank, HSH Nordbank,<br />
NordLB) ist die Volksbank in Leer zu<br />
einer begehrten Adresse geworden. Bereits<br />
nach dem ersten Halbjahr sei das zur<br />
Verfügung gestellte Kapital nahezu aufgebraucht<br />
gewesen. Ein Trend, der sich<br />
auch in diesem Jahr fortsetzt.<br />
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
Entwicklung des Kreditportfolios in der <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
209<br />
225<br />
252<br />
© OVB / HANSA<br />
Vorstandschef Holger Franz<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
© OVB<br />
Im Segment <strong>Binnenschifffahrt</strong>, von der<br />
ank für Schiffahrt verwaltet, konnte das<br />
Portfolio von 225 um 27 Mio. € ausgebaut<br />
werden. Das war ein Zuwachs von +13%.<br />
Dazu kamen weitere rund 50 Mio. € an<br />
Konsortialgeschäft mit anderen Banken.<br />
Zum Vergleich: Fünf Jahre zuvor stand<br />
die OVB noch bei einem Kreditvolumen<br />
von 167 Mio. € (siehe Grafik).<br />
Es habe durch den ab 1. Januar <strong>2019</strong> geltenden<br />
Bann für Einhüllenschiffe (siehe<br />
Bericht auf S. 9) noch einmal einen Schub<br />
in der Finanzierung von Tankern gegeben,<br />
sagt Franz. Aber auch die Nachfrage<br />
in der Trockenschifffahrt ziehe nach einer<br />
langen Durststrecke wieder an. Vereinzelt<br />
seien außerdem Fahrgastschiffe<br />
finanziert worden, bei Kreuzfahrtschiffen<br />
ist die Bank trotz des seit Jahren anhaltenden<br />
Booms jedoch eher zurückhaltend.<br />
»Da können wir den Markt nichr<br />
verlässlich einschätzen, außerdem sind<br />
die neuen Schiffe sehr teuer.«<br />
Auch in diesem Jahr rechnet die Bank<br />
erneut mit Wachstum, jedoch auf einem<br />
niedrigeren Niveau. Denn die Auftragswelle<br />
für Tanker, die gu die Hälfte des<br />
Portfolios bei der BfS ausmachen, sei mit<br />
dem nun geltenden Bann für Einhüllenschiffe<br />
beendet. Außerdem sei mit einer<br />
hohen Tilgungsrate aus den Geschäften<br />
der vergangenen Jahre zu rechnen.<br />
»Ein zweistelliges Plus wird es <strong>2019</strong> daher<br />
kaum noch einmal geben«, sagt Vorstandschef<br />
Franz.<br />
n<br />
8 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schifffahrt<br />
Doppelt eingehüllt<br />
Seit Beginn des Jahres ist der Transport von flüssigen Massengütern mit Einhüllentankern<br />
nicht mehr erlaubt. Die Flottenumstellung hat seit 2009 rund 3 Mrd. € gekostet<br />
Maßgebend für die Zulassung von<br />
Tankschiffen ist das Gefahrgutregelwerk<br />
für die <strong>Binnenschifffahrt</strong>, das<br />
ADN (Accord européen relatif au transport<br />
international des marchandises dangereuses<br />
par voie de navigation intérieure).<br />
Bereits 2009 war der Übergang von<br />
der Einhülle zur Doppelhülle im ADN<br />
verankert worden. Pünktlich in der Silvesternacht<br />
war die Frist für die 3. und<br />
letzte Phase ausgelaufen.<br />
In der ersten Stufe bis Ende 2012 wurde<br />
der Einsatz der Doppelhülle vorwiegend<br />
für chemische Produkte und ein Transportvolumen<br />
von etwa 5 bis 10 Mio. t pro<br />
Jahr geregelt. In der zweiten Stufe kamen<br />
zum 1. Januar 2015 Benzin, Naphtha und<br />
weitere benzinähnliche Produkten in einer<br />
Größenordnung von rund 15 Mio. t/<br />
Jahr hinzu. Mit Ende der 3. Phase ist nun<br />
auch für Diesel und Heizöl die Doppelhülle<br />
vorgeschrieben. Das betrifft ein Volumen<br />
von weiteren rund 20 Mio. t/Jahr.<br />
Unmittelbar nach Inkrafttreten der<br />
Regelungen begann ein Ansturm auf die<br />
Werften. Daran beteiligt waren nach Angaben<br />
des Bundesverbandes der Deutschen<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> (BDB) nicht nur<br />
Reedereien und Partikuliere. Auch einige<br />
Großverlader verlangten vorzeitig den<br />
Umstieg auf moderne Tonnage.<br />
Auf dem Höhepunkt der Auftragswelle<br />
wurden 2010 und 2011 deutlich mehr als<br />
jeweils 100 Neubauten pro Jahr gebaut.<br />
Insgesamt waren es in den vergangenen<br />
zehn Jahren rund 500 Neubauten. Bei einem<br />
Durchschnittspreis von 6 Mio. € pro<br />
Tanker hat das Gewerbe demnach rund<br />
3 Mrd. € investiert – ein gewaltiger Kraftakt.<br />
Gleichzeitig kam es aber auch zeitweise<br />
zu einer Belastung des Marktes, da<br />
die zahlreichen Neubauten für ein Überangebot<br />
an verfügbarer Tonnage sorgten<br />
und Frachtraten unter Druck gerieten.<br />
Heute umfasst die im European Barge<br />
Inspection Scheme (EBIS) registrierte<br />
Flotte etwa 1.100 Doppelhüllen-Tankschiffe.<br />
Daneben existieren noch rund<br />
50 Einhüllentankschiffe. Diese dürfen<br />
allerdings nur noch Nischenprodukte in<br />
eher geringen Mengen transportieren,<br />
für die im ADN keine Doppelhülle vorgeschrieben<br />
ist.KF<br />
Datum<br />
Doppelhülle<br />
Typ C<br />
Doppelhülle<br />
Typ N<br />
Klausdorfer Weg 163, 24 148 Kiel - Germany<br />
Tel.: +49 (0) 431 66 111-0, Fax: +49 (0) 431 66 111-28<br />
E-mail: info@podszuck.eu, Internet: www.podszuck.eu<br />
Klausdorfer Weg 163 | 24148 Kiel | Germany<br />
Tel. +49 (0) 431 6 6111-0 | Fax -28<br />
info@podszuck.eu | www.podszuck.eu<br />
Doppelhülle<br />
Typ G<br />
Gesamt<br />
Plus p.a.<br />
01.01.2007 287 141 60 488 0<br />
01.01.2008 317 155 62 534 46<br />
01.01.2009 354 161 67 582 48<br />
01.01.2010 439 186 69 694 112<br />
01.01.2011 554 196 71 821 127<br />
01.01.2012 616 199 74 889 68<br />
01.01.2013 654 213 75 942 53<br />
01.01.2014 697 188 63 948 6<br />
01.01.2015 729 191 61 981 33<br />
01.01.2016 749 195 62 1006 25<br />
01.01.2017 767 201 63 1031 25<br />
01.01.2018 769 202 66 1037 6<br />
01.01.<strong>2019</strong> 823 191 65 1079 42<br />
<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 9
Schifffahrt<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> verliert Schiffe und Leute<br />
BAG - Marktbeobachtung BAG - Marktbeobachtung 53 53 Aktionsplan Aktionsplan Güterverkehr Güterverkehr und Log<br />
Weniger Unternehmen, weniger Schiffe, weniger Beschäftigte – das Bundesamt<br />
se Position auf 2.674 Personen im Jahr 2015 bzw. 2.776 Personen im Jahr 2016.<br />
für Güterverkehr (BAG) hat den Sektor <strong>Binnenschifffahrt</strong> untersucht. Erkennbar ist ein<br />
klarer Abwärtstrend seit 2002 und die Notwendigkeit für eine gute Ausbildung<br />
gewerbe gewerbe 2.538 Stellen 2.538 Stellen für fahrendes für fahrendes Personal Personal besetzt, besetzt, so stieg so die stieg Beschäftigung die Beschäftigung für die-<br />
für diese<br />
Position auf 2.674 Personen im Jahr 2015 bzw. 2.776 Personen im Jahr 2016.<br />
Abbildung Abbildung 27: Entwicklung 27: Entwicklung der Anzahl der Anzahl des fahrenden des fahrenden Personals Personals (rechte (rechte Abb.), der Abb.), Anzahl der Anzahl der Un-deternehmeternehmen und der und Schiffe der Schiffe (linke Abb.) (linke in Abb.) der deutschen in der deutschen <strong>Binnenschifffahrt</strong> <strong>Binnenschifffahrt</strong> im Zeit-im Zeit-<br />
Unraum<br />
von raum 2002 von bis 2002 2016 bis 2016<br />
10 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2<br />
2.000<br />
1.800<br />
1.600<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
2.000<br />
1.800<br />
1.600<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2002<br />
2005<br />
2003<br />
2006<br />
2004<br />
2007<br />
2005<br />
2008<br />
2006<br />
2009<br />
2007<br />
2010<br />
2008<br />
2011<br />
2009<br />
2012<br />
2010<br />
2013<br />
2011<br />
2014<br />
2012<br />
2015<br />
2013<br />
2016<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
Unternehmen Unternehmen - Güter- - und Güter- Tankschifffahrt und Tankschifffahrt<br />
Unternehmen Unternehmen - Personenschifffahrt<br />
- Personenschifffahrt<br />
Gewerbliche Gewerbliche Güterschifffahrt Güterschifffahrt<br />
Güterschiffe Güterschiffe<br />
Personenschifffahrt<br />
Personenschifffahrt<br />
BAG - Marktbeobachtung Fahrgastschiffe Fahrgastschiffe<br />
66 <strong>Binnenschifffahrt</strong> <strong>Binnenschifffahrt</strong> insgesamt* Aktionsplan insgesamt* Güterverkehr und Logi<br />
Quelle: Statistisches Quelle: Statistisches Bundesamt Bundesamt (Fachserie (Fachserie 8 Reihe 84). Reihe Eigene 4). Darstellung.<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 34: Auszubildende zum Binnenschiffer mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag<br />
differenziert nach Alter (Anteile in Prozent)<br />
In der In Güter- der Güter- und Tankschifffahrt und Tankschifffahrt nahmen nahmen die Anzahl die Anzahl der Unternehmen der Unternehmen sowie sowie die Anzahl die Anzahl Beschäftig<br />
Binnensch<br />
der Beschäftigten der Beschäftigten 1 im Zeitraum 1 im Zeitraum von 2002 von bis 2002 2016 bis trotz 2016 einiger trotz einiger Schwankungen Schwankungen tendenzi-<br />
tendenzi-<br />
Unternehm<br />
ell 2011 ab. ell Jedoch ab. Jedoch war der war 50,0% prozentuale der prozentuale Rückgang Rückgang bei der bei 31,8% Anzahl der Anzahl der Beschäftigten der Beschäftigten 18,2% deutlich deutlich<br />
niedriger niedriger als die als prozentuale die prozentuale Abnahme Abnahme bei der bei Anzahl der Anzahl der Unternehmen. der Unternehmen. Dadurch Dadurch ist zu ist zu<br />
2012<br />
38,0%<br />
40,0%<br />
22,0%<br />
erklären, erklären, dass die dass durchschnittliche die Anzahl Anzahl der Beschäftigten der Beschäftigten je Unternehmen je Unternehmen im Be-im Be-<br />
richtszeitraum richtszeitraum teilweise teilweise deutlich deutlich zugelegt zugelegt hat. Waren hat. Waren im Jahr im 2002 Jahr noch 2002 durchschnittlich<br />
noch durchschnittlich<br />
2013<br />
41,9%<br />
32,6%<br />
25,6%<br />
4,7 Personen 4,7 Personen je Unternehmen je Unternehmen in der in Güter- der Güter- und Tankschifffahrt und Tankschifffahrt beschäftigt, beschäftigt, so stieg so der stieg der<br />
Wert innerhalb Wert innerhalb von 15 von Jahren 15 Jahren auf 5,5 auf Personen 5,5 Personen (siehe (siehe Abbildung Abbildung 28). Eine 28). ähnliche Eine ähnliche Entwicklunwicklung<br />
war bei war der bei durchschnittlichen der Anzahl Anzahl der verfügbaren der verfügbaren Binnenschiffe Binnenschiffe je Unter-<br />
je<br />
Ent-<br />
2014<br />
46,3%<br />
19,5%<br />
34,1%<br />
Unter-<br />
nehmen 2015 nehmen zu beobachten. zu beobachten. Im Jahr Im 2002 Jahr besaß 2002 besaß jedes jedes Unternehmen Unternehmen in der in Güter- der Güter- und und<br />
45,0%<br />
32,5%<br />
22,5%<br />
Tankschifffahrt Tankschifffahrt durchschnittlich durchschnittlich 2,1 Binnenschiffe. 2,1 Binnenschiffe. Dieser Dieser Wert stieg Wert bis stieg zum bis Jahr zum 2016 Jahr 2016<br />
auf 2016durchschnittlich auf durchschnittlich 40,4% 3,1 Binnenschiffe 3,1 Binnenschiffe je Unternehmen je Unternehmen 34,0% an. Dies an. entsprach Dies entsprach 25,5% einem einem Anstieg Anstieg<br />
von rund von 47,6 rund Prozent. 47,6 Prozent. Bei den Bei Unternehmen den Unternehmen in der in Personenschifffahrt der erhöhte erhöhte sich die sich die<br />
durchschnittliche 2017<br />
Beschäftigung 47% Beschäftigung von 9,8 von Personen 9,8 Personen 29% im Jahr im 2002 Jahr auf 2002 11,9 24% auf Personen 11,9 Personen im im<br />
Jahr 2016. Jahr 2016. Innerhalb Innerhalb von 15 von Jahren 15 Jahren beschäftigte beschäftigte somit im somit Durchschnitt im Durchschnitt jedes Unternehmen<br />
in men der in Personenschifffahrt der etwas etwas mehr als mehr zwei als zusätzliche zwei zusätzliche Personen. Personen. Hinsichtlich Hinsichtlich<br />
jedes Unterneh-<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
18 Jahre und jünger zwischen 19 und unter 23 Jahren 23 Jahre und älter<br />
1 1 Als Beschäftigte Als Beschäftigte gelten tätige gelten Inhaber tätige Inhaber und unbezahlt und unbezahlt mithelfende mithelfende Familienangehörige Familienangehörige sowie alle sowie voll- alle und voll- teil-unzeitbeschäftigtezeitbeschäftigten<br />
Arbeitnehmer Arbeitnehmer und Auszubildende, und Auszubildende, die am 30. die Juni am 30. 2016 Juni in 2016 einem in Arbeitsverhältnis einem Arbeitsverhältnis zum Un-zum teil-<br />
Un-<br />
Unternehmen<br />
In der Güter- und Tankschifffahrt hatte<br />
es 2002 noch 845 Unternehmen gegeben.<br />
Diese Zahl sank bis 2017 auf 511 Betriebe<br />
– ein Rückgang um 39,5%. In der Personenschifffahrt<br />
ist die Situation dagegen<br />
stabil. Sowohl 2002 als auch 2016 gab es<br />
325 Anbieter.<br />
Schiffe<br />
2002 wurden 1.787 Güterschiffe gezählt.<br />
14 Jahre später waren es 1.603 Einheiten<br />
– ein Rückgang um 10,1%. Die Zahl der<br />
Fahrgastschiffe stieg im gleichen Zeitraum<br />
dagegen um 9,3% auf 834 an.<br />
Fahrendes Personal<br />
Hier verzeichnet das BAG seit 2002 einen<br />
Rückgang um knapp 15% (912 Stellen weniger)<br />
auf 5.250 Personen, allerdings zuletzt<br />
mit einem leichten Aufwärtstrend.<br />
Der deutliche Stellenrückgang traf ausschließlich<br />
die gewerbliche Güterschifffahrt<br />
– von 3.336 auf 2.316 Beschäftigte<br />
(–30,6%). Erneut der gegenteilige Trend<br />
in der Personenschifffahrt: Hier gab es<br />
zwischen den Jahren 2002 und 2016 einen<br />
Anstieg um rund 9,4% von 2.538 Stellen<br />
auf 2.776.<br />
Konsolidierung hält an<br />
Der prozentuale Rückgang bei der Anzahl<br />
der Beschäftigten fiel deutlich niedriger<br />
aus als die prozentuale Abnahme bei der<br />
Anzahl der Unternehmen. Das heißt: Die<br />
durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten<br />
hat teilweise deutlich zugelegt. Waren<br />
in der in der Güter- und Tankschifffahrt<br />
im Jahr 2002 noch durchschnittlich<br />
4,7 Personen je Unternehmen beschäftigt,<br />
so waren es 15 Jahre später 5,5 Personen.<br />
In der Personenschifffahrt waren<br />
es 11,9 statt 9,8 Mitarbeiter.<br />
Analog dazu verfügten die Unternehmen<br />
durchschnittlich über durchschnittlich<br />
3,1 statt 2,1 Schiffe – ein Plus<br />
von rund 47,6%. Bei Fahrgastschiffen fiel<br />
der Anstieg deutlich geringer aus – von<br />
2,4 auf 2,6.<br />
Ausländische Beschäftigte<br />
Ende 2017 waren rund 20,9% aller sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten<br />
in der <strong>Binnenschifffahrt</strong> ausländische<br />
Staatsbürger. Zum Vergleich: In<br />
Deutschland sind quer über alle Bran-<br />
Abbildung ternehmen ternehmen 35 standen. stellt standen. die Entwicklung des Ausbildungsstellenangebots sowie der Zahl der<br />
chen rund 12,4%. Der Großteil (17,7%) eher positiv ein. Die Optimierung der betrieblichen<br />
Abläufe, im Schiffsverkehr“ eine bessere 1 für Trans-<br />
den<br />
stammen gemeldeten aus EU-Staaten. Bewerber in Mehr der Berufsgruppe als die „Fahrzeugführer<br />
Hälfte Zeitraum (55%) entfielen von 2012 auf bis die 2017 drei dar. Länder<br />
Polen, gemeldete Tschechien Berufsausbildungsstellen und Rumänien. alle im laufenden onserfassung Berichtsjahr und Nachverfolgung zu besetzenden Be-<br />
von<br />
Nach der Definition portzeitplanung, der Bundesagentur eine exaktere für Arbeit Positi-<br />
sind<br />
Digitalisierung rufsausbildungsstellen im Trend für anerkannte Ausbildungsberufe, Binnenschiffen, für die mehr Vermittlungsaufträge Sicherheit auf erteilt<br />
wurden und in deren der Ergebnis Arbeitswelt bei der Begutachtung Wasserwegen durch sowie die nach eine einfachere dem Berufsbil-<br />
und<br />
den<br />
Die Digitalisierung<br />
hat auch auf die Arbeitsbedingungen in schnellere Kommunikation werden dafür<br />
dungsgesetz (BBiG) zuständige Stelle positiv war. Als Bewerber für Berufsausbildungsstellen<br />
zählen diejenigen gemeldeten Personen, die im aktuellen Berichtsjahr individuelle<br />
der <strong>Binnenschifffahrt</strong> signifikante Auswirkungen.<br />
Laut einer BAG-Umfrage Rund 40% sind »neutral«. Sie führen<br />
als Gründe genannt.<br />
im Mai Vermittlung 2018 schätzen in eine rund betriebliche 45% der oder Be-außerbetrieblichfragtekannten diese Thema Ausbildungsberufen als sehr positiv nach oder BBiG wünschen Wasserstraßen, und deren Eignung Datenschutzbedenken<br />
dafür geklärt die schlechte Berufsausbildungsstelle Netzabdeckung in auf aner-<br />
den<br />
bzw.<br />
7.000<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
7.000<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
2002<br />
2003<br />
0<br />
2004<br />
2002 2005<br />
2003 2006<br />
2004 2007<br />
2005 2008<br />
2006 2009<br />
2007 2010<br />
2008 2011<br />
2009 2012<br />
2010 2013<br />
2011 2014<br />
2012 2015<br />
2013 2016<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt (Fachserie 11 Reihe 3). Eigene Berechnung. Eigene Darstellung.<br />
deren Voraussetzung dafür gegeben ist. In dem o.g. Betrachtungszeitraum gab es erstmalig<br />
im Ausbildungsjahr 2016/2017 mehr gemeldete Berufsausbildungsstellen als gemeldete<br />
Bewerber. Somit lag das Arbeitgeberangebot an Ausbildungsstellen im Jahr<br />
2016/2017 über der entsprechenden Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Dementspre-<br />
Ausbildung<br />
und Bewer
Schifffahrt<br />
BAG - Marktbeobachtung 67 Aktionsplan Güterverkehr und Log<br />
Abbildung 35: Ausbildungsstellenangebot und gemeldete Bewerber für die Berufsgruppe "Fahrzeugführung<br />
im Schiffsverkehr" (Berufsgruppe 524) nach Berichtsjahren*<br />
sowie mangelnde Anwendungsmöglichkeiten<br />
an. Negativ sehen die Digitalisierung<br />
immerhin rund 15%. Hauptgrund:<br />
bestehende Funklöcher im System Wasserstraße<br />
und der dadurch fehlende persönliche<br />
Kontakt.<br />
Einig waren sich die Binnenschiffer<br />
mehrheitlich (72%) darin, dass die Anforderungen<br />
am Arbeitsplatz durch die<br />
Digitalisierung steigen.<br />
E-Learning wenig genutzt<br />
84% geben an, sich neues Wissen durch<br />
»Learning by doing« anzueignen. Nur<br />
rund 18% der befragten Unternehmen<br />
bieten allen Beschäftigten Schulungsund<br />
Weiterbildungsmaßnahmen an. E-<br />
Learning-Angebote an Bord wurden mit<br />
Stand 2017 nur von rund 10% der Unternehmen<br />
genutzt. Bei rund 42% der Betriebe<br />
ist diese Möglichkeit nicht einmal<br />
bekannt.<br />
Zufriedenheit der Schiffsführer<br />
Über zwei Drittel der befragten Schiffsführer<br />
sind mit den Arbeitsbedingungen<br />
sehr zufrieden oder eher zufrieden,<br />
14% sind unzufrieden. Auffällig an den<br />
Ergebnissen ist, dass mit zunehmenden<br />
Alter der Grad der Zufriedenheit größer<br />
wird.<br />
Unterschiede gibt es auch in Bezug auf<br />
das jeweilige Einsatzgebiet. In der Personenschifffahrt<br />
sind 72% zufrieden, in<br />
der Tank- (73%) und Trockengüterschifffahrt<br />
(60%) sind es deutlich weniger. Ein<br />
wesentliches Kriterium ist die Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie. Nur ein Viertel<br />
sieht dies als gegeben an, rund 44%<br />
bewerteten dies mit befriedigend oder<br />
ausreichend, 31% sogar mit mangelhaft<br />
oder ungenügend. Am kritischsten<br />
sind Schiffsführer in der Trockenschifffahrt<br />
und mit einer Fahrenszeit von 11 bis<br />
35 Berufsjahren.<br />
Ausbildung<br />
Die Anzahl der Ausbildungsverträge ist<br />
seit 2010 (447) kontinuierlich zurückgegangen<br />
und erreichte 2016 mit nur<br />
318 bestehenden Verträgen einen Tiefpunkt.<br />
Danach gelang die Trendwende:<br />
2017 waren es 345, darunter 27 Frauen<br />
(7,8%). Allerdings sank die Anzahl<br />
der Prüfungsteilnehmer auf 96 bei einer<br />
»Durchfallquote« von 3,1%. 39 Ausbildungsverträge<br />
wurden vorzeitig aufgelöst,<br />
mehrheitlich bereits im ersten<br />
Jahr. Erstmalig gab es im Ausbildungsjahr<br />
2016/2017 mehr gemeldete Stellen<br />
als Bewerber.<br />
Die monatliche Durchschnittsvergütung<br />
von 1.072 € (2012: 989 €) liegt deutlich<br />
höher als der Branchendurchschnitt in<br />
Deutschland (2017: 876 €).KF<br />
Verhältniszahl<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0,9 0,75 0,7 0,77<br />
* Das Berichtsjahr umfasst den Zeitraum vom 01. Oktober bis zum 30. September des Folgejahres.<br />
Anmerkung: Um alle Bewerber und Berufsausbildungsstellen, die während eines Berichtsjahres bei den Agenturen<br />
für Arbeit und Jobcentern gemeldet waren, abzubilden, werden Bewerber und Berufsausbildungsstellen jeweils<br />
Beschäftigte kumuliert seit Beginn in der des <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
Berichtsjahres ausgewiesen.<br />
Quelle: SV-Beschäftigte: Bundesagentur . . für . . . . Arbeit. . . . . . . . . . Eigene . . . . . . . . . . Darstellung.<br />
. . . . . 4.259<br />
• Männer: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94,3% • Vollzeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93,7%<br />
Schon • Frauen: während . . . . . . . . der . . . . . . . drei . . . . . . . Ausbildungsjahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,7% erhalten • Berufsabschluss: die Auszubildenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in . . . . der . . 73,1% <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
eine Ausbildungsvergütung wie man sie in der Höhe nur in wenigen anderen<br />
Ausbildung<br />
• 25–55 Jahre alt: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58,1% • ohne Abschluss: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24,4%<br />
• älter als 55 Jahre: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27,2% • Akademiker: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,5%<br />
BAG Berufen - Marktbeobachtung wiederfindet. Im Jahr 2017 wurden in der 71 <strong>Binnenschifffahrt</strong> monatlich Aktionsplan im Güterverkehr ersten und Logis<br />
älter als 65 Jahre: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,7% • ausländische Beschäftigte: . . . . . . . . . . . . 20,9%<br />
Lehrjahr 936 Euro, im zweiten Lehrjahr 1.071 Euro und im dritten Lehrjahr 1.208 Euro<br />
Abbildung vergütet. Dies 37: Erlernen entsprach von einer digitalen monatlichen Technologien Durchschnittsvergütung in der <strong>Binnenschifffahrt</strong> (Mehrfachantworten)<br />
von 1.072 Euro (siehe<br />
Abbildung 36). Die durchschnittliche Ausbildungsvergütung über alle Ausbildungsberufe<br />
lag im Jahr 84% 2017 bei 876 Euro. Für das Jahr 2012 betrug die monatliche<br />
90%<br />
Durch-<br />
80%<br />
schnittsvergütung in der <strong>Binnenschifffahrt</strong> noch 989 Euro. Damit stieg die durchschnittliche<br />
70% Ausbildungsvergütung von 2012 bis 2017 um rund 8,4 Prozent. Die<br />
BAG - Marktbeobachtung 72 Aktionsplan Güterverkehr und Logis<br />
durchschnittliche<br />
Ausbildungsvergütung aller Ausbildungsberufe lag im Jahr 2012 bei rund 730 Euro. Damit<br />
hat die Vergütung fand aller die Ausbildungsberufe Aus- und Weiterbildung in dem ausschließlich Betrachtungszeitraum an Land statt. um rund Rund 20<br />
60%<br />
fahrtsunternehmen<br />
1950%<br />
Prozent Prozent zugelegt. der Befragten Die durchschnittliche antworteten, dass Ausbildungsvergütung an Bord keine Möglichkeiten in der <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
zur Nutzung<br />
von liegt E-Learning-Angeboten<br />
40% mithin immer noch auf vorhanden einem sehr seien. hohen Weitere Niveau, Gründe aber die für Zuwachsraten die Nichtnutzung sind seien mittlerweile<br />
deutlich das Fehlen niedriger von als Auszubildenden die Steigerungen an der Bord monatlichen und deutschsprachigem Ausbildungsvergütungen Personal,<br />
Zeitmangel,<br />
30%<br />
fehlender über alle Ausbildungsberufe.<br />
persönlicher Kontakt sowie die baldige Betriebsaufgabe. Einige der befragten<br />
20%<br />
18%<br />
Unternehmen 20% gaben jedoch an, E-Learning-Angebote demnächst erweitern zu wollen,<br />
Module streben eine kontinuierliche Weiterentwicklung, Pflege und Aktualisierung der<br />
5%<br />
Lerninhalte an, so dass künftig interaktives Lernen an Bord besser und häufiger eingesetzt<br />
werden E-Learning kann. Angebote Grundsätzlich Aus- und Weiterbildung geben Beschäftigte Es besteht bei keine der Nutzung Weitere von Gründe, E-Learning- warum<br />
0%<br />
sind nicht bekannt findet nur an Land statt Möglichkeit, E-learning E-Learning nicht genutzt<br />
Angeboten selbst ihr eigenes Lerntempo vor und können bestimmte Inhalte wiederholen<br />
zu nutzen<br />
werden kann<br />
oder vertiefen. Obwohl durch den digitalen Wandel E-Learning-Angebote kontinuierlich<br />
Quelle: Eigene Berechnungen.<br />
steigen und ständig weiterentwickelt werden, werden sie an Bord von Binnenschiffen bislang<br />
kaum genutzt. Nur rund 10 Prozent der <strong>Binnenschifffahrt</strong> vom Bundesamt – ZfB befragten – <strong>2019</strong> – Nr. <strong>Binnenschifffahrt</strong>sunternehmen<br />
gaben an, „Entwicklung auf E-Learning-Angebote und Einsatz an digitaler Bord zurückzugreifen. Medien in der berufli- Mit<br />
2 11<br />
Speziell auf die Bedürfnisse der <strong>Binnenschifffahrt</strong> ausgelegt ist das durch das Forschungsförderungsprogramm<br />
ei-<br />
1,09<br />
2012/2013 2013/2014 2014/2015 2015/2016 2016/2017<br />
45%<br />
Quelle: Bundesamt 42% für Güterverkehr.<br />
gemeldete Berufsausbildungsstellen je Bewerber<br />
Bewerber (gemeldet)<br />
Berufsausbildungsstellen (gemeldet)<br />
Berufsausbildungsstellen (unbesetzt)<br />
um das mobile Lernen auf dem Wasser attraktiver zu gestalten.<br />
10%<br />
0%<br />
Abbildung 38: Ursachen für die Nichtnutzung von E-Learning Angeboten an Bord eines Binnenschiffs<br />
Mitarbeiter<br />
Mitarbeiter digitale Techniken zu<br />
Learning bei doing Schulungen für einzelne Schulungen für jeden Weitere Möglichkeiten,<br />
erlernen<br />
40%<br />
Viele Aus- und Weiterbildungsseminare erstrecken sich über mehrere Tage und sind<br />
35%<br />
dadurch für Unternehmen häufig sehr 30% kostenintensiv, zumal Beschäftigte während dieser<br />
30%<br />
Zeit am Arbeitsplatz fehlen. Für viele Unternehmen könnten E-Learning-Angebote daher<br />
eine 25% kostengünstige, zeitlich flexible Lösung für den hohen Weiterbildungsbedarf sein.<br />
Hierbei handelt es sich um maßgeschneiderte Lernmodule, 19% die über eine digitale Plattform<br />
an Bord abrufbar sind. Zu aktuellen Neuerungen zählt beispielsweise eine für mobile<br />
20%<br />
15%<br />
Geräte entwickelte Fahrsimulation eines Binnenschiffs, mittels derer Auszubildende unter<br />
realen 10% Bedingungen das Steuern eines Schiffs simulieren können. Die Anbieter 9% dieser<br />
7%<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Anzahl<br />
© BAG<br />
- E-Learnin<br />
Smart Qu@
Schifffahrt<br />
Dettmer investiert in die Flotte<br />
Bei der Reederei Dettmer wird die Flotte weiter modernisiert.<br />
Mit neuer Tonnage und bekannter Qualität will sich<br />
das Traditionsunternehmen am Markt behaupten<br />
Von Krischan Förster<br />
Rund 40 Schiffe hat die Reederei Dettmer<br />
in der Befrachtung, darunter<br />
knapp 30 eigene Einheiten. Rückgrat<br />
der Flotte sind derzeit 19 Tankschiffe,<br />
die vornehmlich im norddeutschen Kanalgebiet<br />
bis nach Hamburg oder zu den<br />
ARA-Häfen unterwegs sind. Weil ursprünglich<br />
rund ein Drittel aller Schiffe<br />
nur über eine einfache Hülle verfügten,<br />
wird die Flotte derzeit kräftig umgebaut<br />
und modernisiert.<br />
Im vergangenen Jahr wurden zwei weitere<br />
moderne Doppelhüllentanker in<br />
Dienst gestellt. Es handelte sich dabei um<br />
die »Dettmer Tank 126« und »Dettmer<br />
Tank 128«. Im Jahr zuvor waren es »Dettmer<br />
Tank 120« und »Dettmer Tank 122«.<br />
Die Schiffe sind speziell für das Kanalgebiet<br />
entworfen, aber universell einsetzbar.<br />
Wechsel von Walter Lauk<br />
Den Flottenumbau koordiniert inzwischen<br />
Sebastian Poser. Er kam von Walter<br />
Lauk und löste als Prokurist bereits<br />
im vergangenen Herbst den vorherigen<br />
Geschäftsführer Rob de Leeuw bei der<br />
Traditionsreederei ab. Gleichzeitig war<br />
Sebastian Poser<br />
auch Albert Kohlmann in Bremen altersbedingt<br />
aus der Geschäftsführung ausgeschieden.<br />
»Wir konzentrieren uns auch künftig<br />
auf das Fahrtgebiet, in dem wir immer<br />
schon stark waren«, sagt Poser. Und<br />
das liegt eben eher im Nordwesten – zwi-<br />
Redesign des Anker-Logos<br />
der Firma Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH<br />
Altes Logo<br />
Neues Logo: Anker_Redesign.eps<br />
Seit über<br />
110 Jahren<br />
im Dienst<br />
der <strong>Binnenschifffahrt</strong>:<br />
Docks • Schlosserei • Dreherei • Ankerbau • Schweißboot<br />
Viel Erfolg!<br />
Wir wünschen auch für das künftige<br />
Geschäftsjahr alles Gute und freuen<br />
uns auf die weitere Zusammenarbeit.<br />
Vorlagen die zur Erstellung des neuen Logos dienten: Spezialanker und Poweranker<br />
HEINRICH HARBISCH Schiffswerft GmbH<br />
47053 Duisburg<br />
Außenhafen | Marientor<br />
Werftstraße 47<br />
Tel. +49 (0) 203 61024<br />
Fax +49 (0) 203 61846<br />
E-Mail: harbisch@ha-du.de<br />
www.ha-du.de<br />
12 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schifffahrt<br />
© Dettmer<br />
schen den ARA-Häfen und der Elbe. Die<br />
Schiffe werden hauptsächlich für den<br />
Transport im Mineralölbereich, aber<br />
auch für spezielle Einsätze im chemischen<br />
Bereich eingesetzt.<br />
Hauptziel ist oft Magdeburg, wo die<br />
Dettmer Group ein eigenes Tanklager<br />
unterhält. Von dort werden mit der vor<br />
knapp fünf Jahren gegründeten Dettmer<br />
Rail auch Hinterlandtransporte per Bahn<br />
innerhalb Deutschlands, aber auch ins<br />
benachbarte Ausland, insbesondere nach<br />
Tschechien, Polen oder auch Ungarn sowie<br />
in die ARA-Region, angeboten.<br />
Neue Befrachter am Start<br />
Doch nicht nur der Chefsessel wurde neu<br />
besetzt. Nachdem langjährige Mitarbeiter<br />
in die Rente verabschiedet wurden,<br />
konnte sich Poser in Hamburg ein neues<br />
Befrachtungsteam zusammenstellen,<br />
das die Flotte künftig mit ausreichend Ladung<br />
versorgen soll.<br />
Wie viele andere Reedereien stand man<br />
auch bei Dettmer vor der Herausforderung,<br />
fristgerecht alle Einhüllen-Schiffe<br />
auszumustern. Das betraf insgesamt<br />
zehn Einheiten. Eine mögliche Verkleinerung<br />
der Flotte stand nicht zur Debatte<br />
– also wurde in den vergangenen drei<br />
Jahren in Neubauten investiert.<br />
Weitere Neubauten im Zulauf<br />
Wie schon 2017 und 2018 sind auch in<br />
diesem Jahr weitere Schiffe im Zulauf.<br />
»Wir bleiben auf Wachstumskurs«, sagt<br />
Poser. Zwei kanalgängige Neubauten sind<br />
fest eingeplant, für ein drittes Schiff besteht<br />
eine Option, über die noch nicht<br />
entschieden wurde. Die 85 m langen Tanker<br />
kommen als Kasko aus Serbien und<br />
werden bei der Breko-Werft vollendet.<br />
Dettmer Group<br />
Gegründet wurde die B. Dettmer<br />
Reederei, Keimzeller der heutigen<br />
Group, 1947. Ende der 1970er<br />
Jahre war sie mit rund 120 Einheiten<br />
die größte privat geführte<br />
Reederei in Deutschland. Heute<br />
gehören außerdem 24 weitere<br />
Firmen zur Dettmer-Group in<br />
den Bereichen Luftfracht, Lagerhaltung<br />
und Umschlag, Container-Packing<br />
sowie Entsorgung.<br />
Vor zwei kam die Jongen GmbH<br />
als Hafen-Dienstleister hinzu.<br />
Eine höhere Effizienz und eine Senkung<br />
der Emissionen stehen dabei im<br />
Vordergrund. Mit einer Tragfähigkeit<br />
von 1.631 t verfügt das Breko-Design<br />
über eine um 10% gesteigerte Ladungskapazität<br />
gegenüber vergleichbar großen<br />
Schiffen. Angetrieben werden die Typ C-<br />
<br />
<br />
<br />
Tanker von zwei Tier-III-konformen Volvo-Motoren,<br />
die ihre 1.100 PS über zwei<br />
Wellen direkt auf die beiden Propeller<br />
bringen.<br />
Rumpf- und Heckform wurden ebenso<br />
optimiert wie die Führung der Wellen,<br />
die im Achterschiff ebenso wie die<br />
Schrauben um 5° nach innen »abknicken«.<br />
Dadurch ergibt sich nur ein Propellerstrahl<br />
für einen wesentlich effizienteren<br />
Vortrieb. Dazu kommt eine<br />
Dreier-Ruderanlage von Van der Velden,<br />
wobei die äußeren Blätter als Profilruder<br />
und das mittlere als sogenannter Fishtail<br />
ausgelegt sind. Auch das erhöht Performance<br />
und Manövrierbarkeit.<br />
Angesichts der Tonnage-Knappheit<br />
im Herbst »könnten wir fast noch mehr<br />
Schiffe einsetzen«, sagt Poser. Die Reederei<br />
sei auch grundsätzlich bereit und in<br />
der Lage, weiter in Neubauten zu investieren.<br />
Dafür müssten aber auch die Raten<br />
dauerhaft auf dem zuletzt vergleichsweise<br />
hohen Niveau verbleiben, »sonst<br />
wird das nicht einfach«.<br />
n<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 13
Schifffahrt<br />
»Wir wollen durchaus weiter wachsen«<br />
Es gibt Schlagzeilen, auf die man gern verzichten kann. So erging es der Häfen und<br />
Güterverkehr Köln AG (HGK), im vergangenen Jahr. Wochenlang schwelte der Streit um<br />
verloren geglaubte Liegeplätze im Rheinauhafen. Am Ende gelang es, die Wogen zu glätten<br />
Von Krischan Förster<br />
Hinzu kam noch das lang anhaltende<br />
Niedrigwasser ab Sommer, das<br />
auch an den Unternehmen der HGK<br />
nicht spurlos vorübergegangen ist. Bei<br />
RheinCargo, dem operativ tätigen Zusammenschluss<br />
mit den Neuss-Düsseldorfer<br />
Häfen (NDH) ebenso wenig wie<br />
bei der Intermodaltochter neska oder<br />
dem <strong>Binnenschifffahrt</strong>sunternehmen<br />
HTAG. »Anfang des Jahres waren wir<br />
sehr gut unterwegs, dann wurden die<br />
Bedingungen schwieriger«, sagt Uwe<br />
Wedig, Chef der Logistik-Holding.<br />
Im Jahr 2017 hatte die HGK ein Rekordergebnis<br />
in Höhe von 8,5 Mio. €<br />
eingefahren. Die abschließenden Zahlen<br />
für 2018 liegen noch nicht vor, absehbar<br />
werden Plan und Budgetvorgaben<br />
aber trotz der Widrigkeiten<br />
eingehalten. »Ohne Niedrigwasser hätten<br />
wir aber deutlich mehr machen können«,<br />
so Wedig.<br />
»Wir schauen jetzt aber nach vorn«,<br />
sagt Wedig. Dazu gehöre auch, sich mit<br />
neuen logistischen Konzepten strategisch<br />
zu positionieren, um für künftig<br />
denkbare Niedrigwasser-Engpässe Alternativen<br />
zu entwickeln. Der Diskussionsprozess<br />
sei im Unternehmen eingeleitet<br />
worden. Es gehe um eine noch engere<br />
Vernetzung aller Verkehrsträger, vor allem<br />
von Bahn und Binnenschiff, und um<br />
eine Verbesserung der Schnittstellen<br />
in der Transportkette.<br />
»Wir werden<br />
unsere Kunden auch aktiv ansprechen«,<br />
sagt Wedig. Ziel seien stabile Transportvereinbarungen<br />
und nicht nur Absprachen<br />
für den Ausnahmefall.<br />
Unter den Folgen des Niedrigwassers<br />
hatten etliche große Industrieunternehmen<br />
wie BASF oder ThyssenKrupp die<br />
Produktion drosseln müssen, weil der<br />
Nachschub mit Rohstoffen ausblieb.<br />
Zeitweise stockte die Versorgung der<br />
Tankstellen im Westen und Südwesten<br />
mit Benzin und Diesel.<br />
Die HGK-Beteiligung RheinCargo ist<br />
eines der größten privaten Eisenbahnunternehmen<br />
im Güterverkehr (2017:<br />
19 Mio. t) und versorgt unter anderem<br />
Raffinerien von Shell und BP. Sie habe<br />
auch davon profitiert, dass viele Verlader<br />
auf die Schiene ausweichen mussten<br />
und konnte ein wachsendes Güterauf-<br />
14 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schifffahrt<br />
kommen vermelden. Beim Großauftrag<br />
von Arcelor für die Wanne-<br />
Herner-Eisenbahn (WHE) für den<br />
Transport von Koks und Kohle ist<br />
RheinCargo mit im Boot. Die vorhandene<br />
Infrastruktur und auch<br />
die eigenen Kapazitäten setzten aber<br />
Grenzen.<br />
Für die HGK, ihre Töchter sowie<br />
die RheinCargo als Betreiber<br />
von sieben Rhein-Häfen (2017:<br />
47,2 Mio. t) sei Wachstum aber klar<br />
als Ziel formuliert. Dass das über<br />
lange Jahre vorangetriebene Terminal-Projekt<br />
in Köln-Godorf nun offenbar<br />
zu den Akten gelegt werden<br />
muss, weil es von der städtischen<br />
Politik nicht mehr gewünscht wird,<br />
sei nicht beeinflussbar.<br />
»Wenn das so ist, müssen wir das<br />
akzeptieren«, sagt Wedig. Dann<br />
bleibe allenfalls noch über die erheblichen<br />
Vor-Investitionen zu reden,<br />
die die HGK bereits geschultert<br />
hat. Knapp 8 Mio. € haben die diversen<br />
Untersuchungen und Vorarbeiten<br />
bislang gekostet. »Dafür brauchen<br />
wir dann eine Lösung, denn<br />
darauf sitzen bleiben wollen wir<br />
nicht.« Aber auch ohne den weiteren<br />
Ausbau von Godorf sieht Wedig<br />
gute Entwicklungschancen für das<br />
Unternehmen. Die neska, 2015 von<br />
Imperial übernommen, habe da das<br />
größte Potenzial. Der Intermodal-<br />
Anbieter mit seinen Terminals sowie<br />
seiner Speditions- und Lagerlogistik<br />
(2017: 10,7 Mio. t), sei sehr<br />
erfolgreich unterwegs, »aber wir<br />
haben auch noch einige Hausaufgaben<br />
zu machen«, sagt Wedig. Gerade<br />
mit Blick auf den Wettbewerb<br />
müsse in Soft- und Hardware investiert<br />
und das Unternehmen insgesamt<br />
weiter modernisiert werden.<br />
Für die HTAG (2017: knapp<br />
10 Mio. t) werde dagegen langfristig<br />
ein neues Geschäftsmodell<br />
überdacht. Das <strong>Binnenschifffahrt</strong>sunternehmen<br />
lebt vornehmlich<br />
vom Massengut-Transport.<br />
Spätestens seit dem von der Bundesregierung<br />
beschlossenen<br />
Kohle-Ausstieg sei klar, dass die<br />
Transportmenge abnehmen und irgendwann<br />
ganz schwinden werde.<br />
Schon im vergangenen Jahr lag der<br />
Rückgang bei 17%, die gleiche Tendenz<br />
werde es auch <strong>2019</strong> geben. Als<br />
Teil der Logistikketten werde die<br />
HTAG zwingend gebraucht, »Bahn<br />
und Schiff gehören bei uns zusammen«,<br />
betont Wedig. »Aber wir<br />
müssen uns neue Wege überlegen.«<br />
Alles in allem sei die HGK AG<br />
mit ihrem Portfolio gut für die Zukunft<br />
gerüstet und soll durchaus<br />
weiterentwickelt werden – organisch,<br />
vielleicht auch durch Zukäufe.<br />
»Wir wollen schließlich nicht nur<br />
verwalten, was da ist, sondern weiter<br />
wachsen.«<br />
n<br />
Containerumschlag im Hafen Köln-Niehl<br />
© HGK<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 15
Schifffahrt<br />
Niedrigwasser sorgt für Einbußen<br />
Die lang anhaltenden Pegelstände hat negative Auswirkungen auf die Menge der<br />
transportierten Güter auf dem Rhein. Die Anzahl der Schiffe verringerte sich ebenfalls<br />
Der Rhein ist auch im Jahr 2018 die für<br />
den Gütertransport bedeutendste<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong>sstraße Europas. Rund<br />
70% aller Waren auf den deutschen Binnenwasserstraßen<br />
werden auf dem Niederrhein<br />
bewegt.<br />
Im Vergleich zu den Vorjahren dauerte<br />
die Niedrigwasserperiode im vergangenen<br />
Jahr jedoch ungewöhnlich lange an<br />
– von Ende Juni bis Anfang Dezember.<br />
Die lange Trockenheit führte dazu, dass<br />
Schiffe streckenweise zwei Drittel weniger<br />
laden konnten und vermehrt Einheiten<br />
mit geringen Tiefgängen unterwegs<br />
waren. An einigen Rheinabschnitten<br />
seien die niedrigsten Wasserstände seit<br />
Beginn der Aufzeichnungen gemessen<br />
worden, tielt die Wasserstraßen- und<br />
Schifffahrtsverwaltung (WSV) mit. In<br />
den letzten 150 Jahren habe es nur fünf<br />
weitere Niedrigwasserphasen mit noch<br />
länger andauernden Niedrigwassertagen<br />
gegeben.<br />
»Das extreme Niedrigwasser des vergangenen<br />
Jahres hat eine große öffentliche<br />
Aufmerksamkeit auf den Rhein<br />
gelenkt und damit die wirtschaftliche<br />
Bedeutung des wichtigsten europäischen<br />
Flusses deutlich gemacht. Die Erhaltung<br />
und Weiterentwicklung unserer<br />
Wasserstraßen hat für uns höchste Priorität«,<br />
sagt Hans-Heinrich Witte, Präsident<br />
der Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt (GDWS).<br />
Weniger Schleusungen<br />
Vor allem bedingt durch das Niedrigwasser<br />
sind 2018 signifikante Ladungsrückgänge<br />
auf dem gesamten Rhein von Basel<br />
bis Emmerich zu verzeichnen. Damit verbunden<br />
ging auch die Anzahl der Güterschiffe<br />
auf dem Rhein zurück. Dies spiegelt<br />
sich in den Ladungsmengen an den<br />
Eingangsschleusen der Nebenflüsse des<br />
Rheins und den Kanälen am Rhein wider.<br />
Durch die Schleuse Iffezheim (Oberrhein)<br />
wurden 2018 17,2 Mio.t Güter<br />
transportiert. Im Vergleich zum Vorjahr<br />
(22,5 Mio.t) bedeutet dies einen Einbruch<br />
um 23,6%. Die Anzahl der geschleusten<br />
Schiffe lag im vergangen Jahr bei 25.100<br />
(2017: 29.111), ein Rückgang um 13,8%.<br />
Im Wesel-Datteln-Kanal (Schleuse<br />
Friedrichsfeld) gingen die Gütermengen<br />
im Vergleich zum Vorjahr<br />
um 24,9% zurück. Wurden 2017 noch<br />
17,7 Mio.t Ladung transportiert, waren<br />
es 2018 13,3 Mio.t. Die Anzahl der geschleusten<br />
Schiffe fiel um 12% von fast<br />
19.247 Schiffe auf 16.932 Einheiten.<br />
Am Main (Schleuse Kostheim) wurden<br />
2018 21,8 % weniger Gütertonnen gezählt.<br />
Die Anzahl ging von 15,6 Mio.t im<br />
Jahr 2017 auf 12,2 Mio.t zurück. Es wurden<br />
nur noch 13.543 Schiffe geschleust,<br />
mehr als ein Fünftel weniger als 2017.<br />
Die wichtigsten Güterarten, die auf<br />
dem Niederrhein transportiert werden<br />
sind Erze, Steine, Erden, Kohle, rohes<br />
Erdöl und Erdgas sowie Mineralölprodukte<br />
(z.B. Benzin, Diesel, Kerosin).<br />
Ein großes Rheinschiff mit einer Länge<br />
von 110 m und einer Tragfähigkeit von<br />
bis zu 3.000 t ersetzt nach WSV-Angaben<br />
150 Lkw mit je 20 t Ladung.<br />
Keine schwere Havarie gemeldet<br />
Die Zahl der Havarien und sonstigen Vorfälle<br />
auf dem Rhein – Grundberührungen,<br />
Festfahrungen, Kollisionen, Beschädigung<br />
von Anlagen etc.– sei mit 2,4% im<br />
Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen,<br />
so die WSV. Dies sei auch auf das<br />
umsichtige Verhalten der Schifffahrtstreibenden<br />
zurückzuführen. Schwere Havarien<br />
habe es nicht gegeben.<br />
Um auch bei Niedrigwasser die Bedingungen<br />
für die Schifffahrt zu verbessern,<br />
werden derzeit am Mittel- und Niederrhein<br />
zwei Projekte zur Abladeoptimierung<br />
vorbereitet, bei denen auch ökologische<br />
Aspekte eine große Rolle spielen.<br />
»Um den Rhein für die Verkehre der Zukunft<br />
anzupassen, planen wir am Mittelund<br />
Niederrhein eine Optimierung der<br />
Abladetiefe. Das bedeutet für die Schifffahrt<br />
eine bessere Planbarkeit und mehr<br />
Flexibilität«, erläutert Witte. Die Ergebnisse<br />
des aktuellen Dialogs mit den Interessengruppen<br />
würden nun in die weiteren<br />
Überlegungen einfließen.KF<br />
© Wägener<br />
16 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schifffahrt<br />
v.l. Jens Hohls (BÖB), Matthias Mossner (CSU), Kirsten Lühmann (SPD), Moderator, Matthias Gastl (Grüne), Christian Jung (FDP), Jörg Cezanne (Linke)<br />
Förderung statt Flickenteppich<br />
Die deutschen Binnenhäfen verstehen sich als Drehscheiben im Warenverkehr<br />
und als Schnittstellen zwischen den Verkehrsträgern. Gerade im Kombinierten Verkehr<br />
gibt es aber noch großes Potenzial – wenn die Bedingungen stimmen<br />
Von Krischan Förster<br />
Der Kombinierte Verkehr spielt heute<br />
bereits eine große Rolle beim Transport<br />
von Containern zwischen den Seehäfen<br />
und dem Hinterland, aber auch auf<br />
kontinentalen Routen. Jede zweite Umschlaganlage<br />
steht in einem der Binnenhäfen.<br />
Dem Ausbau stehen jedoch etliche<br />
Hürden im Weg. Das war die Erkenntnis<br />
auf einem jüngst abgehaltenen Parlamentarischen<br />
Abend des Bundesverbandes<br />
Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB)<br />
in Berlin.<br />
Der Verband hatte Vertreter aller im<br />
Bundestag vertretenen Parteien zu einer<br />
Podiumsdiskussion geladen, um über die<br />
(fehlenden) Rahmenbedingungen für einen<br />
erfolgreichen Kombinierten Verkehr<br />
zu diskutieren. Dabei wurde klar, dass allerorten<br />
noch Handlungsbedarf besteht.<br />
Kaum verwunderlich: Lücken in der<br />
Infrastruktur sind eines der Hauptprobleme.<br />
Durch den bereits vor Jahren eingeleiteten<br />
Rückzug der Deutschen Bahn<br />
sind viele Nebengleise und Anschlussstellen<br />
stillgelegt worden. Laut dem Verband<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(VDV) existieren deutschlandweit noch<br />
Wie immer gut besucht: der Parlamentarische Abend des BÖB in Berlin<br />
© BÖB<br />
Stauvermeider ...<br />
Mit ca. 25 Millionen Tonnen Schiffsumschlag pro<br />
Jahr, das sind umgerechnet rund 1,5 Millionen nicht<br />
gefahrene Lkw!<br />
Neben der Entlastung des Straßenverkehrs leisten wir<br />
damit einen erheb lichen Beitrag zum Umweltschutz.<br />
Häfen Rheinland-Pfalz stehen für<br />
- ca. 55.000 Arbeitsplätze<br />
- 65% Exportquote<br />
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<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 17
Schifffahrt<br />
BÖB-Präsident Joachim Zimmermann<br />
etwa 2.000 Zugänge für Firmen zum<br />
deutschen Schienennetz. Vor 20 Jahren<br />
waren es dagegen noch 10.000.<br />
Die DB Netz begründet den Abbau<br />
in der Regel damit, dass Strecken<br />
unrentabel geworden sind,<br />
weil zum Beispiel nur ein Unternehmen<br />
das Gleis nutzt. So ist laut<br />
Branchenkennern allerdings eine<br />
»Abwärtsspirale« in Gang gesetzt<br />
worden, die bis heute anhält.<br />
Denn genauso schwierig sei es, ein<br />
Gleis wieder zu reaktivieren oder einen<br />
neuen Anschluss herzustellen. »Wenn<br />
das aber nicht gelingt, kann auch keine<br />
Verlagerung von Gütermengen von der<br />
Straße auf die Schiene erfolgen«, sagte Joachim<br />
Zimmermann, Präsident des BÖB.<br />
Selbst dazu willige Unternehmen würden<br />
durch technische, juristische oder finanzielle<br />
Schwierigkeiten immer wieder<br />
ausgebremst, hieß es während der Podiumsdiskussion.<br />
Dies sei nicht nur Schuld<br />
der Bahn, auch die Genehmigungsbehörden<br />
machten manches Mal Probleme.<br />
Zudem müsse die Förderrichtlinie des<br />
Bundes auch die spezifischen Anforderungen<br />
berücksichtigen, die gerade der<br />
Umschlag von Sattelaufliegern an Terminalbetreiber<br />
stelle, betonte Zimmermann.<br />
Bei der Neufassung der europäischen<br />
Kombirichtlinie 92/106 müsse<br />
zudem eine Vereinheitlichung in den<br />
Ländern der Union erreicht werden.<br />
Auch schnellere Planungsverfahren<br />
und gezielte Investitionen in die Infrastruktur<br />
seien nötig, so die übereinstimmende<br />
Erkenntnis. »Der rein betriebswirtschaftliche<br />
Ansatz bringt<br />
uns da nicht immer weiter«, sagte<br />
die SPD-Politikerin Kirsten Lühmann.<br />
Auch vermeintlich unrentable<br />
Anschlüsse oder Strecken<br />
könnten mehr als sinnvoll sein.<br />
Weitere Forderungen oder Erkenntnisse:<br />
Für schnellere Planungsverfahren<br />
und eine Umschichtung<br />
der Investitionsmittel zugunsten<br />
von Bahn und Schiff plädierte Matthias<br />
Gastl von den Grünen. Den Linken<br />
schwebt eine CO2-Steuer vor, um entsprechend<br />
der verursachten Umweltbelastung<br />
zur Kasse zu bitten, wie es deren<br />
Vertreter Jörg Cezanne formulierte. Eine<br />
konsequente Standardisierung von Verfahren<br />
und zugelassenen Umschlaganlagen<br />
forderte hingegen Jens Hohls, Chef<br />
im Hafen Braunschweig. Und Christian<br />
Jung (FDP) sieht eine Senkung der »Tentabilitätsgrenzen«<br />
für Gleisanschlüsse als<br />
Schlüssel für den Erfolg.<br />
In eine ähnliche Richtung geht der<br />
BÖB in einem Positionspapier, das ge-<br />
Angeregte Diskussion mit Kirsten Lühmann (SPD)<br />
Mannheim – Quadrate und mehr<br />
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und in die Welt.<br />
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18 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2<br />
18.01.2012 17:30:42 Uhr
Schifffahrt<br />
Der trimodal ausgerichtete Hafen Aschaffenburg, Teil der bayernhafen-Gruppe, setzt auch auf den Kombinierten Verkehr<br />
© bayernhafen<br />
meinsam mit dem Deutschen Speditions-<br />
und Logistikverband (DSLV) und<br />
Verband der Deutschen Verkehrsunternehmen<br />
(VDV) an die EU in Brüsselgerichtet<br />
ist. Die drei Verbände warnen<br />
warnen vor faulen Kompromissen bei der<br />
anstehenden Revision der europäischen<br />
KV-Richtlinie.<br />
Einzelstaatliche Bestimmungen verhinderten<br />
einen Zuwachs im Kombinierten<br />
Verkehr, heißt es darin. Statt einheitliche<br />
und eindeutige Vorschriften für<br />
den internationalen Verkehr zu schaffen,<br />
bauen die Mitgliedstaaten auf nationalen<br />
Auslegungen interpretationsfähigen<br />
Rechts. Wieder einmal würde Brüssel damit<br />
»einen Flickenteppich weben« statt<br />
ihn aufzulösen. Nötig seien jedoch u.a.<br />
die Definition für das »nächstgelegene<br />
geeignete Terminal«, die Einbeziehung<br />
von Vor- und Nachläufen, eine EU-weite<br />
Förderung von Terminals nach deutschem<br />
Vorbild und »einheitlichen Begriffsdefinitionen«.<br />
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<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 19
Schifffahrt<br />
© KD<br />
Zuwachs für die KD in Düsseldorf<br />
Die Köln-Düsseldorfer übernimmt die traditionsreiche Hebel-Linie<br />
aus Boppard. Deren Schiff »Rheinkrone« wird künftig in Düsseldorf<br />
für Panoramafahrten eingesetzt<br />
Die Hebel-Linie besteht bereits seit 1891. Seit dem<br />
100. Jubiläum 1991 wurde sie von Joachim Noll, Ur-<br />
Enkel des Gründers, geführt. Dieser hat sich jetzt zum<br />
Verkauf entschlossen. »Ich bin glücklich, mit der Köln-<br />
Düsseldorfer einen zuverlässigen und starken Partner<br />
gefunden zu haben, der das Geschäft der Hebel-Linie im<br />
Geiste der Gründer fortführen wird«, sagt Noll.<br />
Die KD wurde bereits 1826 gegründet und bietet seit<br />
1827 Schiffstouren auf dem romantischen Mittelrhein<br />
an. Sie ist nicht nur Marktführerin auf dem Rhein, sondern<br />
gleichzeitig die erfahrenste Fluss-Schifffahrtsgesellschaft<br />
der Welt. Insgesamt verbinden sich mit der<br />
Hebel-Linie und der KD ganze 319 Jahre Erfahrung in<br />
Sachen Schifffahrt auf dem Rhein.<br />
Wir sichern allen Kunden eine optimale Betreuung<br />
durch unser Team zu. Ebenso freuen wir uns, mit der<br />
›Rheinkrone‹ einen gepflegten und eleganten Neuzugang<br />
in unsere Flotte zu gewinnen«, kommentierte KD<br />
Vorstandschef Achim Schloemer die Übernahme.<br />
Die »Rheinkrone« soll die »Heinrich Heine« in Düsseldorf<br />
ersetzen. In Boppard will die KD die Kunden der<br />
Hebel-Linie mit ihren Schiffen »Asbach«, »Stolzenfels«,<br />
»Godesburg«, »Boppard« sowie mit dem Schaufelradschiff<br />
»Goethe« bedienen.<br />
KD bekommt neues Event-Schiff<br />
Trotz des Jahrhundertniedrigwassers rechnet der KD-<br />
Vorstand mit einem positiven Ergebnis. »Zwar hatten<br />
wir einige Einbußen im Fahrgeschäft, konnten diese<br />
aber über Dienstleistungen wie zum Beispiel die Landebrückenvermietung<br />
oder Services für die Flusskreuzfahrtbranche<br />
kompensieren«, berichtet Schloemer. Die<br />
KD strebt einen Gewinn nach Steuern in Höhe von rund<br />
900.000 € an.<br />
»Wir sind auf Kurs«, so Schloemer. Für 2020 plant die<br />
KD den Neubau eines modernen 1.000 Personen Eventschiffes<br />
für Düsseldorf. Die Auftragsvergabe an die<br />
Werft stehe kurz bevor. In Köln sind ebenfalls weitere<br />
Investitionen in die Flotte geplant. Die »Jan von Werth«<br />
wird gerade komplett modernisiert. Auch die Versorgung<br />
der Flotte mit Landstrom sei geplant.<br />
Der neue Eigentümer der KD halte somit sein Versprechen,<br />
das er beim Kauf des Unternehmens im Jahr<br />
2016 gegeben hat, sagt Schloemer. Die Gewinne der KD<br />
würden wieder in das Unternehmen investiert, hatte<br />
Robert Straubhaar, CEO der River Advice AG, damals<br />
gleich nach der Übernahme der Aktienmehrheit bei der<br />
KD angekündigt.KF<br />
20 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schifffahrt<br />
Neue Transportfirma beflügelt Wertheim<br />
Die neu gegründete Transport- und Logistikfirma WTG - Wertheimer Transportgesellschaft<br />
hat in der gleichnamigen Stadt an Main und Tauber ein neues Büro bezogen. Kerngeschäft<br />
des Unternehmens ist die <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
Viele Jahre lang war Wertheim in Bezug<br />
auf Schifffahrt beinahe in der<br />
Bedeutungslosigkeit verschwunden.<br />
Lange vorbei waren die Zeiten, in denen<br />
die Mainschifffahrt eine tragende Säule<br />
Wertheims war, 50 Schiffe hatten hier<br />
ihren Heimathafen. Seit ein paar Jahren<br />
kommt in Bezug auf die Schifffahrt nun<br />
langsam wieder Bewegung in die Stadt.<br />
Seit 2013 engagiert sich die Intermar<br />
Invest Group (IIG), die ihren Sitz in Sion<br />
in der Schweiz hat, in Wertheim. Im Jahr<br />
darauf wurde die Reederei WTS Wertheimer<br />
Tankschifffahrt mit vier modernen<br />
Doppelhüllen-Tankmotorschiffen gegründet.<br />
Sie bebunkern große Seeschiffe<br />
im Hamburger Hafen, fahren Mineralöle<br />
und chemische Produkte. Nach Unternehmensangaben<br />
belief sich das Investitionsvolumen<br />
in wenigen Jahren bereits auf<br />
rund 30 Mio. €.<br />
Nachdem erfolgreich das Tankschifffahrtsgeschäft<br />
forciert wurde, kam jetzt<br />
mit der Gründung der WTG - Wertheimer<br />
Transportgesellschaft ein weiteres<br />
Standbein hinzu. Als Geschäftsführer<br />
fungiert Volker Wiegel, der über langjährige<br />
Erfahrungen als Geschäftsführer und<br />
Gesellschafter verfügt, unter anderem bei<br />
Tochtergesellschaften der Firmen Thyssen<br />
Düsseldorf, Dillinger Hüttenwerke,<br />
S.W.K Südwestkies Iffezheim sowie als Interims-Manager<br />
bei diversen mittelständischen<br />
Unternehmen für den Bereich Supply<br />
Chain Management. Außerdem war er<br />
jahrelang im Baustoffgroßhandel per Binnenschiff<br />
und Lkw tätig.<br />
Anlässlich der Gründung der neuen<br />
Gesellschaft und der Büroeröffnung trafen<br />
sich Wiegel, Bürgermeister Wolfgang<br />
Stein, Wirtschaftsförderer Jürgen Strahlheim<br />
und Helmut Wießner vom Zweckverband<br />
Mainhafen. Per Videokonferenz<br />
war Antoine Bonvin, CEO der Intermar<br />
Invest Group aus Sion, zur Zusammenkunft<br />
in dem Büro in der Eichelgasse zugeschaltet.<br />
Wiegel erläuterte dabei, dass<br />
die WTG als Befrachtungsunternehmen<br />
gegründet worden sei und über ein modernes<br />
Binnenschiff mit 2.800 Ladetonnen<br />
und einen Koppelverband von rund<br />
5.000 Ladetonnen verfüge. Die Schiffe<br />
würden in Kürze in »Casa« und »Aquasprinter«<br />
umbenannt. Zudem bestätigte<br />
Wiegel gegenüber der »<strong>Binnenschifffahrt</strong>«<br />
das Ansinnen, die Flotte in diesem<br />
Jahr zu vergrößern. Die WTG hat unter<br />
anderem die Erlaubnis zur Beförderung<br />
von Futtermitteln auf See- und Binnenwasserstraßen<br />
(Good Manufacturing<br />
Practices) sowie die Voraussetzungen und<br />
Genehmigungen für das Befördern von<br />
Abfall gemäß den Regelungen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes<br />
bekommen. Der<br />
Plan sieht den Kauf von drei bis vier Einheiten<br />
mit einer Gesamttonnage von rund<br />
15.000 Ladetonnen vor. 2020 seien weitere<br />
Frachter geplant, mittelfristig gebe es<br />
auch Überlegungen für Neubauten.<br />
Bürgermeister Stein freute sich, dass<br />
Wertheim nach fünf Jahren des Schweizer<br />
Investments bereits wieder zu den größeren<br />
Schifffahrtsstandorten am Main zählt.<br />
Der deutschen <strong>Binnenschifffahrt</strong> komme<br />
angesichts der prognostizierten starken<br />
Zunahme des Güterverkehrs in der Zukunft<br />
besondere Bedeutung zu. Bonvin<br />
betonte, dass man sich in Wertheim recht<br />
wohl fühle – unter anderem dank dem<br />
großen Engagement und der Unterstützung<br />
der Verwaltung – und deshalb auch<br />
weiterhin in den Firmensitz investieren<br />
möchte, auch im Hinblick auf die Schaffung<br />
weiterer Arbeitsplätzen. Aktuell sind<br />
Helmut Wießner, Volker Wiegel, Wolfgang Stein und<br />
Jürgen Strahlheim (v.l.) bei der Büroeröffnung<br />
vier Mitarbeiter im Büro tätig. Laut Wiegel<br />
soll die Zahl auf acht bis zehn Beschäftigte<br />
steigen. Bei entsprechender Eignung<br />
werde man auch Quereinsteiger nehmen.<br />
Bonvin versprach, dass Wertheim auch<br />
in Zukunft der Hauptsitz der Schweizer<br />
Investoren bleiben und man den Schifffahrtsstandort<br />
weiter ausbauen werde.<br />
Er wies darauf hin, dass die Schifffahrt<br />
Wertheim Steuergelder bringen werde,<br />
ohne dass man dafür Infrastruktur in<br />
Anspruch nehme, da die Schiffe zwar den<br />
Heimathafen in der Stadt hätten und hier<br />
ihre Steuern zahlten, aber europaweit unterwegs<br />
seien.<br />
Die Gesprächspartner diskutierten<br />
auch über die Möglichkeiten, den Hafen<br />
Wertheim durch die WTG zu nutzen.<br />
Konkrete Ergebnisse gibt es hierzu noch<br />
nicht, es wurde aber ein weiterer intensiver<br />
Austausch vereinbart.<br />
Dass die Main-Tauber-Stadt über den<br />
einzigen Mainhafen in Baden-Württemberg<br />
verfügt, sei auch ein wichtiger<br />
Grund für die Schweizer Investoren,<br />
sich hier zu engagieren und den Schifffahrtsstandort<br />
wieder zu reaktivieren<br />
und weiter auszubauen, hieß es. Dank<br />
der IIG und ihrer Wertheimer Tochtergesellschaften<br />
sind nun bereits wieder<br />
14 Schiffe mit Heimathafen Wertheim<br />
gemeldet.<br />
TWG<br />
© WTG<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 21
Schiffstechnik<br />
Die Welt der<br />
Schiffsantriebe ist<br />
durch eine große Vielfalt<br />
gekenn zeichnet. Einige Hersteller<br />
von Ruderpropellern, Flachwasserantrieben<br />
und Bugstrahlern bringen neue<br />
Produkte auf den Markt<br />
© Schottel<br />
Von Thomas Wägener<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der heutigen<br />
Binnenschiffe sind Bugstrahler.<br />
Diese technische Entwicklung erleichtert<br />
das Manövrieren, insbesondere<br />
beim An- und Ablegen. Lösungen gibt<br />
es viele, die wohl gängigste ist der Einbau<br />
eines Bugstrahlers in einen Tunnel in<br />
Bugnähe quer zur Schiffsachse. Ein oder<br />
zwei vertikal laufende Propeller saugen<br />
hier Wasser an, das auf der gewünschten<br />
Seite mit erhöhtem Druck ausgestrahlt<br />
wird. Das erzeugt eine Seitwärtsbewegung.<br />
Neben dem An- und Ablegen<br />
kommen Bugstrahler gelegentlich auch<br />
während der Fahrt zum Einsatz, zumindest<br />
bei Geschwindigkeiten bis etwa 4 kn,<br />
um beispielsweise den Kurs zu korrigieren.<br />
Verbreitet ist dies allerdings eher bei<br />
Seeschiffen.<br />
In der <strong>Binnenschifffahrt</strong> werden zumeist<br />
horizontal ausgerichtete Bugstrahler<br />
verwendet, die in der Schiffsunterseite<br />
verbaut sind. Vorwiegend sind das Tunnelbugstrahler<br />
oder Lamellenrostlösungen,<br />
die es auch in Kombination untereinander<br />
gibt. Tunnelbugstrahler können<br />
bis zu vier Austrittskanäle versorgen, dies<br />
sorgt für eine hohe Variabiliät in der Wirkung.<br />
Angetrieben werden sie teils elektrisch,<br />
hydraulisch oder mit separaten<br />
Dieselmotoren.<br />
Tunnel- und Lamellenrost-Lösungen<br />
lassen sich in flachen Gewässern einsetzen.<br />
Die Lamellen oder auch Gitter<br />
verhindern das Eindringen von Treibgut<br />
in den Propeller, der also besser geschützt<br />
ist.<br />
Neben dem Bugstrahler verfügen vor<br />
allem Fähren und Personenschiffe, teilweise<br />
aber auch Frachter, am Heck über<br />
eine ähnliche Technik, die auch in diesem<br />
Bereich ein besseres Manövrieren<br />
bewirkt. Querstrahler (Bug- oder Heckstrahler)<br />
sind oberhalb der Wasserlinie<br />
mit einem Propellersymbol gekennzeichnet.<br />
Flügelrad- oder Zykloidalpropeller<br />
sind eine besondere Ausprägung der<br />
Antriebe. Eine gängige und vielfach verwendete<br />
Technik ist der Voith Schneider<br />
Propeller, der auch in flachen Gewässern<br />
gut einsetzbar ist. Häufig sind die VSP<br />
auf Fähren und Schleppern installiert,<br />
da hier die kraftvolle Kombination von<br />
Vortrieb, Richtungswechsel und Drehmoment<br />
besonders gefragt ist. Plattformen<br />
werden damit ebenfalls ausgestattet<br />
sowie Einheiten, bei denen es darum<br />
geht, eine bestimmte Position zu halten.<br />
Ruderpropeller sind ebenfalls dafür<br />
ausgelegt, ein Schiff anzutreiben und<br />
es gleichzeitig zu steuern. Ein besonderes<br />
Merkmal dieser Technik ist der volle<br />
Schub in alle Richtungen. Abhängig vom<br />
Hersteller haben Ruderpropeller die Antriebseinheit<br />
entweder im Schiffsrumpf,<br />
oder sie sind als Gondel unterhalb des<br />
Schiffes positioniert. In einem solchen<br />
Fall ist von einem Pod-Antrieb die Rede.<br />
Vereinzelt bieten Hersteller auch Aggregate,<br />
bei denen der Antrieb auf Deck<br />
montiert werden kann.<br />
Ruderpropeller werden als Einzelaggregat<br />
oder Doppelantriebe verwendet,<br />
letztere werden eher gewählt, wenn<br />
eine kleinere Propellerlösung gewünscht<br />
wird. Auch Ruderpropeller dienen einer<br />
besseren Wendigkeit.<br />
In der folgenden Übersicht sind einige<br />
Anbieter und mitsamt ihrem Portfolio<br />
sowie Neuigkeiten und Neuentwicklungen<br />
aufgeführt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit<br />
kann nicht erhoben werden.<br />
Ambtman Marine<br />
Das Unternehmen hat Kanal-Bugstrahler<br />
in Zwei- oder Vierkanallösungen in einem<br />
Leistungsbereich zwischen 80 und<br />
1.250 kw im Portfolio. Die Geräte lassen<br />
sich um 360° schwenken. Gleiches gilt für<br />
die Lamellenrost-Strahler, die sich in einem<br />
Leistungsbereich zwischen 35 und<br />
600 kw bewegen. Sie lassen sich nahtlos,<br />
also ohne zusätzliche Kanten im Rumpf<br />
ins Schiff einbauen. Tunnelbugstrahler<br />
bietet der Hersteller aus dem niederländischen<br />
Groningen im gleichen Leistungsspektrum<br />
an.<br />
Boterman Techniek<br />
Seit mehr als 45 Jahren bietet das Unternehmen<br />
aus dem niederländischen<br />
Zwolle Bugstrahlruder an. Die Größen<br />
variieren zwischen 40 cm und 1,50 m.<br />
Eingebaut werden können die um 360°<br />
drehbaren Anlagen in unterschiedliche<br />
Schiffstypen. Sie eignen sich beispielsweise<br />
für Binnenschiffe, Fähren, Arbeitsboote,<br />
Bagger- oder auch Kranschiffe. Nach<br />
eigenen Angaben ist die Technik der Niederländer<br />
bereits in mehr als 600 Einheiten<br />
installiert worden.<br />
Hydro Armor<br />
Ein auf Hydraulik basierendes Konzept<br />
bildet den Kern der Flachwasserantriebe<br />
und Ruderpropeller von Hydro Armor.<br />
Die Produkte des französischen Herstel-<br />
22 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schiffstechnik<br />
YOUR PROPULSION EXPERTS<br />
lers sind in der kippvariante erhältlich, höhenverstellbar<br />
oder fest installiert. Die Hydraulikpumpen werden je nach<br />
Wahl mit Diesel, Gas oder elektrisch angetrieben und können<br />
auf dem Achterdeck montiert werden. Eingehaust geben<br />
die Aggregate ihre Energie an die im Propellergehäuse<br />
untergebrachten Hydraulikgetriebe ab. Die Geräte eignen<br />
sich dem Hersteller zufolge auch für flache Gewässer. Ein<br />
Schwerstift sichert die Propelleraufhängung. Bei einer Kollision<br />
mit einem Hindernis wird ein Kippmechanismus in<br />
Gang gesetzt, der weitere Schäden am Antrieb vermeidet.<br />
Auch durch Treibgut verursachte Schäden am Propeller ließen<br />
sich leicht reparieren, so die Franzosen. In einem solchen<br />
Fall könne der Antrieb einfach hochgeklappt und die<br />
Störungen beseitigt werden. Entscheidet sich der Betreiber<br />
zusätzlich für ein hydraulisches Powerpack, lassen sich außer<br />
der Schraube auch andere Systeme wie Krane, Winden<br />
oder Generatoren antreiben. Das Sortiment der Ruderpropeller<br />
sowie der einziehbaren Ruder deckt den Bereich von<br />
66 bis 480 kW ab, die Bugstrahler sind zwischen 30 und<br />
495 kW erhältlich.<br />
Jastram<br />
Seit nunmehr 130 Jahren ist das Unternehmen aus Hamburg<br />
im Antriebsmarkt tätig. Die Angebotspallette reicht<br />
vom Bugstrahler bis zum Ruderpropeller. Der Leistungsbereich<br />
beim RP 230 liegt zwischen 130 bis 450 kW, der des RP<br />
380 bewegt sich zwischen 225 und 450 kW. Die Produktlinien<br />
eigenen sich für eine Vielzahl von Anwendungen. Die<br />
Formgebung wurde mit einer speziellen EDV optimiert, um<br />
eine Verbesserung der Hydrodynamik zu erreichen.<br />
Neu im Portfolio ist seit Sommer vergangenen Jahres<br />
ein Ruderpropeller, der erstmals auf dem bei der Schiffswerft<br />
Bolle gefertigten AquaCabrio »Grand Bohemia« installiert<br />
wurde. Zwei elastisch gelagerte Ruderpropeller dienen<br />
hier als Hauptantrieb, zusätzlich lieferte Jastram das<br />
zugehörige hydraulische Steueraggregat. Auf der Brücke<br />
hat der Schiffsführer Zugriff auf die Bedienelemente. Der<br />
Betreiber PragueBoats war bereits auf der Probefahrt von<br />
der technischen Entwicklung aus Hamburg angetan. Neben<br />
der Leistung überzeugten die »hervorragende Manövrierbarkeit<br />
sowie die extreme Laufruhe.« Alle Erwartungen<br />
seien erfüllt worden, hieß es. Für die auf dem 73 m langen,<br />
9,60 m breiten und weniger als 1 m tiefgehenden Fahrgastschiff<br />
eingebaute Technik gibt es inzwischen zusätzliche<br />
Aufträge. Eine weitere Ausfertigung sei aktuell in der Produktion.<br />
Es handele sich um ein Projekt aus dem Ausland,<br />
für das mehrere Anlagen geliefert würden, so das Unternehmen,<br />
das ansonsten keine genaueren Angaben zu dem<br />
Auftrag machte.<br />
Den sogenannten Uniprop bietet Jastram als Universallösung<br />
an. Das Antriebskonzept besteht aus einer Einheit<br />
und lässt sich auf Deck verbauen. Beide Typen der Ruderpropeller<br />
lassen sich in der schalldichten Einheit einsetzen.<br />
Innerhalb von nur sechs Sekunden könne der Propeller um<br />
180° gedreht werden, beschreiben die Hamburger einen wesentlichen<br />
Vorteil.<br />
Ebenfalls im Portfolio befinden sich Azimuth-Gitterstrahler<br />
mit Propellerdurchmessern von 620 bis 1.960 mm.<br />
Die Produkte finden eine verbreitete Verwendung, unter anderem<br />
wurde eine Reihe von Flusskreuzfahrtschiffen damit<br />
ausgestattet.<br />
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Der SCHOTTEL Ruderpropeller<br />
(SRP) ist das universell<br />
einsetzbare Multi-Talent,<br />
passend für alle denkbaren<br />
Anwendungen und Schiffsdesigns.<br />
Der SCHOTTEL Twinpropeller<br />
(STP) ist die hocheffiziente<br />
Alternative für Schiffe mit<br />
wenig Bauraum, Tiefgang oder<br />
Freischlag.<br />
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sind die perfekte Lösung für<br />
alle Schiffstypen mit Flachwasseranwendung.<br />
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(STT) sind leistungsstarke<br />
und qualitativ hochwertige<br />
Hilfsantriebe, die auf den<br />
gleichen Designprinzipien der<br />
marktführenden SRP basieren.<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 23
Schiffstechnik<br />
als Spezialist für Elektromotoren sowie<br />
Partner der <strong>Binnenschifffahrt</strong> mit<br />
starkem Trend zu ökologischen Lösungen<br />
entwickelte den innovativen, emissionsfreien<br />
und laufruhigen Kräutler-<br />
Ruderpropeller KRP 75. Man habe sich<br />
entschlossen, ein von Grund auf neues<br />
Getriebe zu entwickeln, in welchem alle<br />
Erfahrungen aus dem KRP 25 eingeflossen<br />
seien, so die Österreicher. »Die technische<br />
Innovation des KRP 75 beinhaltet<br />
nicht nur den Luxus, sich annähernd<br />
lautlos, vibrationsfrei und laufruhig zu<br />
bewegen, sondern auch die Leistungsstärke<br />
eines sehr gut manövrierfähigen<br />
Ruderpropellers«, so Kräutler. Ein Vollkreis<br />
des Stellantriebs dauert den Österreichern<br />
zufolge vier Sekunden und kann<br />
den Kundenwünschen angepasst werden.<br />
Die verwendeten Materialien wie ein Gehäuse<br />
aus Bronze und Edelstahl seien immens<br />
wichtig, damit keinerlei Korrosion<br />
entstehen könne. Aufgrund einer hohen<br />
Untersetzung könnten auch große Propeller<br />
montiert werden. Ferner ist der<br />
Ruderpropeller mit einer keramischen<br />
Gleitringdichtung ausgestattet, zudem<br />
läuft der Spindelantrieb des Stellantriebs<br />
spielfrei. Da Öl und Schmierstoffe im Inneren<br />
des Schiffsrumpfs wechselbar sind,<br />
sei der Kräutler Ruderpropeller KRP<br />
75 zudem servicefreundlich.<br />
Kräutler verfügt über eine rund<br />
50-jährige Erfahrung im Elektromotorenbau<br />
sowie als Lieferant individueller<br />
Antriebssysteme. Seit den 1980er-Jahren<br />
hat er sich im Elektro-Bootsmotorenbereich<br />
mit zahlreichen Innovationen als<br />
Komplettanbieter mit einem breiten, individuellen<br />
Angebotsprogramm positioniert.<br />
Fahrgastschiffe, Personenfähren,<br />
Rundfahrtschiffe und Elektro-Solar-Autofähren<br />
vertrauen auf die Lösungen von<br />
Kräutler Elektromaschinen. Alle Getriebe<br />
inklusive der Elektromotoren werden<br />
am Standort in Lustenau in Österreich<br />
gefertigt.<br />
Durch den SPJ 30 verstärkt Schottel die Produktpalette um einen weiteren Flachwasserantrieb<br />
© Schottel<br />
Promac<br />
Das Unternehmen aus dem niederländischen<br />
Zaltbommel liefert Tunnelbugstrahler<br />
mit Diesel-, Elektro-, oder Hydraulikantrieb.<br />
Das Angebot erstreckt<br />
sich über verschiedene Größenordnungen<br />
und Kombinationen. Angeboten werden<br />
kundenspezifische Lösungen für bis<br />
zu 300 kW, die von den führenden Klassifikationsgesellschaften<br />
zugelassen sind.<br />
Kalkman Scheepstechniek<br />
Das Unternehmen in Krimpen a.d. IJssel<br />
ist Anbieter von Bugstrahlern und<br />
Flachwasserantrieben in einer Vielzahl<br />
von Variationen. Die Palette reicht von<br />
der Tunnelbugschraube (Typ Beta) mit<br />
einer Leistung von bis zu 1.250 kW, über<br />
Gitterrost-Bugstrahler (Typ Gamma) für<br />
bis zu 600 kW und der Mehrkanal-Anlage<br />
(Typ Delta), die bis zu vier Auslasskanäle<br />
beinhaltet und maximal 1.250 kW leistet.<br />
Der Typ Epsilon mit einer Leistung bis zu<br />
750 kW ist eine kombinierte Anlage, gleiches<br />
gilt auch für den Typ Sigma, dieses<br />
System kann auch als Notantrieb verwendet<br />
werden. Bei der Antriebsart ist das<br />
Unternehmen flexibel, von E-Antrieben,<br />
über Hydrauliklösungen bis hin zu dieselbetriebenen<br />
Anlagen ist alles möglich.<br />
Kräutler Elektromaschinen<br />
Die Erfahrung der letzten Jahre mit<br />
Kräutler Ruderpropellern bis 25 kW<br />
(KRP 25) zeige, dass die <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
großes Interesse an leistungsstärkeren<br />
Ruderpropellern habe, so das Unternehmen.<br />
Kräutler Elektromaschinen<br />
Rolls-Royce<br />
Ein breites Portfolio ist auch bei Rolls-<br />
Royce zu finden. Tunnel-Thruster gehören<br />
ebenso dazu wie Azimuth-Pod-Antriebe<br />
und Azimuth-Thruster. Jüngst hat<br />
das Unternehmen die Modernisierung<br />
seines Werks im finnischen Rauma abgeschlossen,<br />
des Produktionsstandorts für<br />
Thruster. Rolls-Royce hat dafür nach eigenen<br />
Angaben rund 57 Mio. € investiert.<br />
Im Seaside Industry Park wurde die Produktionshalle<br />
komplett umgebaut sowie<br />
eine neue, 35 m hohe Halle mit Hubkapazitäten<br />
für 40, 80 und 200 t errichtet.<br />
Sie dient der Herstellung und Erprobung<br />
von Thrustern aller Größenklassen. Die<br />
Modernisierung der Anlagen beinhaltete<br />
zudem die Erneuerung der Schweißhalle,<br />
sechs Werksabnahmeprüfstände (FAT),<br />
ein integriertes Logistikzentrum sowie<br />
ein Hauptbürokomplex kamen ebenfalls<br />
hinzu.<br />
Neben den Thruster-Variationen hat<br />
Rolls-Royce die sogenannten Waterjets<br />
im Portfolio, die dem Hersteller zufolge<br />
weniger Vibrationen und Geräusche verursachen<br />
und höhere Geschwindigkeiten<br />
bieten. Ende 2018 hat das Unternehmen<br />
die Kamewa-Serie, die Leistungsbereiche<br />
zwischen 300 und 2.000 kW abdeckt,<br />
24 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schiffstechnik<br />
erweitert. Die Forschung und Entwicklung<br />
der sogenannten A5-Serie habe<br />
rund drei Jahre gedauert, heißt es. Entstanden<br />
ist ein Produkt, das vor allem<br />
für kleinere Boote wie Arbeitsschiffe mit<br />
einer Länge von bis zu 25 m geeignet ist.<br />
Die A5-Serie ist aus Aluminium gefertigt<br />
und in sieben Größen mit Leistungen<br />
zwischen 100 und 1.230 kW erhältlich.<br />
Die neue Serie ersetzt die FF-Reihe,<br />
die Größe 29 ist die erste, die in den<br />
Markt eingeführt wird. Rolls-Royce zufolge<br />
wurde bei der neuen Serie der Gesamtwirkungsgrad<br />
der Pumpe um 3%<br />
verbessert, der Lenk- und Rückwärtswirkungsgrad<br />
um 8% und der Pfahlzug<br />
um 13%.<br />
Neben den Optimierungen am Antrieb<br />
habe man auch das mechanische<br />
Design überarbeitet, ferner sei der Platzbedarf<br />
um 20% reduziert worden. Im<br />
Zuge der Entwicklung seien umfangreiche<br />
CFD-Analysen und Modellversuche<br />
in der eigenen hydrodynamischen Forschungseinrichtung<br />
im schwedischen<br />
Kristinehamn durchgeführt worden, so<br />
Rolls-Royce. Darüber hinaus habe man<br />
durch die Integration von Elementen aus<br />
der bewährten Stahlbaureihe S4 und S3/<br />
CA den axial durchströmten Wasserstrahl<br />
verbessert, um einen kleineren zu<br />
erzeugen, ohne dass der Leistungsbedarf<br />
reduziert werden müsse. Im Ergebnis bedeute<br />
dies einen Axialströmungs-Wasserstrahl,<br />
der eine kleinere Standfläche<br />
aufweise und dennoch eine verbesserte<br />
Lenk- und Rückwärtsleistung, einen<br />
höheren Schub bei niedrigen bis mittleren<br />
Geschwindigkeiten sowie eine höhere<br />
Pfahlzugleistung bewirkt.<br />
Schottel<br />
Schottel präsentiert mit dem neuen<br />
Schottel Pump Jet Typ SPJ 30 einen modernen<br />
Flachwasserantrieb, der sich für<br />
unterschiedlichste Schiffstypen, wie<br />
Fahrgastschiffe, Fähren, Arbeits- oder<br />
Frachtschiffe eignet. Verfügbar in der<br />
Leistungsklasse bis 150 kW, zeichne sich<br />
der um 360° steuerbare Antrieb durch<br />
einen optimalen Wirkungsgrad aus und<br />
verleihe dem Schiff maximale Manövrierfähigkeit,<br />
so der Hersteller. Besonders<br />
durch CFD-Optimierungen hätten<br />
Schub und Antriebseffizienz weiter verbessert<br />
werden können.<br />
Durch das neue Produkt wird das Leistungsportfolio<br />
um einen Azimuth-Antrieb<br />
ergänzt, der nicht nur für Neubauten,<br />
sondern auch für Modernisierungen<br />
geeignet ist. Aufgrund der kompakten<br />
Bauweise des Pump Jets sei eine platzsparende<br />
Installation mit kleinstmöglichem<br />
Verdrängungsverlust möglich. Darüber<br />
hinaus zeigt sich der Antrieb extrem vielfältig:<br />
So sind die Getriebe als Z- und L-<br />
Ausführungen erhältlich und Diesel-,<br />
Elektro- oder Hydraulikmotoren als Antriebsquellen<br />
möglich.<br />
Da der Einbau des Pump Jets bündig<br />
mit der Schiffshülle erfolge, würde<br />
der Schiffswiderstand nicht erhöht und<br />
zudem das Risiko von Kollisionen mit<br />
Treibgut reduziert, sagt der Hersteller.<br />
Einen weiteren Schutz vor Beschädigungen<br />
biete das Schutzgitter am Einlass.<br />
Damit sei der SPJ für den Betrieb in extrem<br />
flachen Gewässern geeignet – selbst<br />
bei eventuellen Grundberührungen verringere<br />
sich die Beschädigungsgefahr<br />
deutlich, betont Schottel. Optional sei<br />
der Antrieb mit einer elastischen Lagerung<br />
erhältlich, wodurch sich Geräuschpegel<br />
und Vibrationen weiter verringerten.<br />
Der neue SPJ 30 ist laut Schottel ab<br />
Ende dieses Jahres lieferbar.<br />
»Der Schottel Pump Jet bewährt sich<br />
seit Jahren als zuverlässiges Manövriersystem,<br />
Take-Home Device und auch als<br />
Hauptantrieb in Wasserfahrzeugen verschiedenster<br />
Art«, so das Unternehmen.<br />
Sein Leistungsbereich reicht von 50 bis<br />
3.500 kW. Dabei liefert er vollen Schub<br />
bei einer minimalen Eintauchtiefe von<br />
150 bis 750 mm (je nach Typ) und kann<br />
somit auch bei Schiffen mit sehr niedrigem<br />
Tiefgang eingesetzt werden.<br />
Verhaar Omega<br />
Die sogenannten Kanalantriebe, die das<br />
Unternehmen anbietet, können sowohl<br />
für Haupt- als auch Hilfsantriebe genutzt<br />
werden. Sie werden elektrisch, hydraulisch<br />
oder durch einen Dieselmotor angetrieben.<br />
Eingebaut sind sie entweder im Bugoder<br />
Heckbereich und dienen der besseren<br />
Manövrierfähigkeit. Wenn das Design des<br />
Schiffes eine Installation am Rumpf nicht<br />
zulässt, kann das Kanalstrahlruder an der<br />
Außenseite in einer speziell angefertigten<br />
CAT ® REPAIR OPTIONS.<br />
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<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 25
Schiffstechnik<br />
Gondel montiert werden. Die komplette<br />
Gondel ist mit enem Motor ausgestattet<br />
und beinhaltet alle relevanten Zusatzeinrichtungen.<br />
Nach Angaben des Herstellers<br />
eignen sich die Querstrahlruder vor<br />
allem für Binnenschiffe mit flachem Tiefgang.<br />
Häufig werden sie bei Flusskreuzfahrtschiffen,<br />
Doppelendfähren Pontons<br />
oder Baggereinheiten installiert.<br />
Ebenfalls in der Angebotspallette von<br />
Verhaar Omega finden sich Lamellen-<br />
Strahler. Für die Schraube und die Richtung<br />
gibt es zwei getrennte Antriebe. Diese<br />
Technik kann nicht nur als Manövrierhilfe<br />
eingesetzt werden, sondern auch als Notantrieb.<br />
Die Produkte sind in einem Leistungsbereich<br />
von 50 bis 662kW erhältlich.<br />
Der CRP 3000 von ZF Marine wird in eine norwegische Katamaranfähre eingebaut<br />
Getriebeservice<br />
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© ZF Marine<br />
Veth Propulsion<br />
Auch Veth aus dem niederländischen Papendrecht<br />
bietet ein breites Spektrum an<br />
Antrieben. Eine relativ neue Entwicklung<br />
ist der integrierte L-Drive. Unter<br />
anderem wurde das Kranschiff »Kraanvogel<br />
2« von Heuvelman mit zwei L-Drives<br />
des Typs VL-550 ausgestattet. Es ist<br />
die dritte Einheit des Unternehmens, in<br />
der Antriebstechnologie der Niederländer<br />
verbaut ist. Im Thruster selbst befindet<br />
sich ein Elektromotor, der nur 41 cm<br />
hoch ist. Bei der Leistung wird eine Spanne<br />
von 300 bis 2.350 kW abgedeckt. Promarin<br />
liefert die Propeller für die neueste<br />
technische Lösung von Veth, die einen<br />
Motor mit Permanentmagnet beinhaltet,<br />
anstelle der zuvor verwendeten Asynchron-Motoren.<br />
Bei Elektroantrieben<br />
kann wahlweise auch ein Z-Antrieb verwendet<br />
werden. Im Gegensatz zum L-Antrieb<br />
verfügt dieser über zwei Getriebe.<br />
Voith<br />
Voith ist vor allem bekannt durch den<br />
sogenannten Voith Schneider Propeller<br />
(VSP). Auf einer kreisförmigen Scheibe<br />
am Schiffsboden sind vier bis sechs senkrecht<br />
bewegliche und steuerbare Flügel<br />
angeordnet. Wird die Scheibe in Rotation<br />
versetzt, erzeugt dies einen Schub. Die<br />
Kraft ist abhängig von der Drehzahl der<br />
Scheibe, während die Stellung der Flügel<br />
die Richtung bestimmt. Seit mehr als<br />
90 Jahren werden VSP in der Schifffahrt<br />
verwendet, etwa auf Fähren, Hafenschleppern,<br />
Yachten oder Offshore-Versorgungsschiffen.<br />
Ähnlich wie ein Ruderpropeller<br />
dient auch der VSP gleichzeitig als<br />
Antrieb und Steuerung. Die Reaktionszeiten<br />
werden als kurz beschrieben, wodurch<br />
auch bei widrigen Bedingungen<br />
26 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
ein schnelles, sicheres und präzisen<br />
Manövrieren gewährleistet sei, so das<br />
Unternehmen. Auch die Stadtwerke<br />
Konstanz vertrauen bereits zum zehnten<br />
Mal auf die von Voith entwickelte<br />
Technik. Die neue Doppelendfähre,<br />
die ab dem Frühjahr 2020 auf dem<br />
Bodensee eingesetzt werden soll, wird<br />
mit zwei VSP des Typs 21GII/110-2 mit<br />
jeweils 650 kW ausgestattet. Die VSP<br />
seien – abgesehen von einer Schwingungs-<br />
und Effizienzoptimierung –<br />
baugleich mit denen der drei Vorgänger,<br />
heißt es. Dank eines intelligentes<br />
Wartungskonzept und der Verfügbarkeit<br />
eines Ersatzpropellers könne<br />
ein VSP binnen sechs Stunden ausgetauscht<br />
und somit die Stillstandzeiten<br />
für Wartung sehr kurz gehalten werden,<br />
so der Hersteller. Derzeit wird das<br />
Schiff bei Pella Sietas in Hamburg gebaut.<br />
Als Antrieb dienen zwei Gasmotoren<br />
von MTU.<br />
Ebenfalls zum Portfolio zählen<br />
der Voith Radial Propeller (VRP),<br />
der Voith Inline Thruster (VIT) und<br />
Voith Inline Propeller (VIP) dienen<br />
als Strahlruder oder Antrieb. Als wesentliche<br />
Charaktereigenschaften benötigen<br />
sie weder Welle noch Getriebe,<br />
zudem haben sie keine Achse. Beim<br />
Voith Linear Jet (VLJ) kommen die<br />
Vorteile von Propellern und Waterjets<br />
gemeinsam zum Tragen. Fähren<br />
oder Yachten sind typischen Schifftypen,<br />
in denen der VLJ eingesetzt wird.<br />
Zeppelin Power Systems<br />
Als autorisierter Vertriebs- und Servicepartner<br />
von Caterpillar Propulsion<br />
bietet das Unternehmen Verstellpropeller,<br />
Azimuth-Antriebe,<br />
Querstrahlruder und entsprechende<br />
Steuerungen an. Die Azimuth-Antriebe<br />
(Marine Thruster Azimuth, MTA)<br />
sind mit horizontalem oder vertikalem<br />
Antrieb verfügbar. Die Fest- oder<br />
Verstellpropelleranlagen haben einen<br />
Durchmesser bis 3,40 m und sind für<br />
Leistungen bis 4 MW verfügbar. Querstrahler<br />
(Marine Thruster Transverse,<br />
MTT) stehen mit einer Auswahl verschiedener<br />
Verstell- oder Festpropeller<br />
zur Verfügung. Die MTT ist in zwei<br />
Konfigurationen erhältlich, als Hochleistungs-Querstrahlruder,<br />
geeignet<br />
für DP-Anwendungen, und als Hilfs-<br />
Querstrahlruder für das Manövrieren<br />
im Hafen. Die Querstrahler haben einen<br />
Durchmesser bis 3,20 m und sind<br />
für Leistungen bis 3,6 MW verfügbar.<br />
ZF Marine<br />
Neben einer Vielzahl verschiedener<br />
Ruderstrahler bietet ZF Marine<br />
auch Querstrahlantriebe mit Festpropellern<br />
und Verstellpropellern<br />
sowie Strahlantriebe für seichte Gewässer<br />
an. Das gesamte Produktportfolio<br />
lässt sich spezifisch an die<br />
Bedürfnisse der Kunden anpassen<br />
und kann zudem mit Dieselmotoren,<br />
elektrischen oder hydraulischen<br />
Antrieben kombiniert werden. Abgedeckt<br />
wird ein Leistungsbereich<br />
von 100 bis 2.000 kW. Die Antriebslösungen<br />
eignen sich für kommerzielle<br />
Schiffe, Yachten sowie Behördenschiffe.<br />
Ob im Schacht montiert,<br />
eingeschweißt in den Rumpf oder<br />
ausfahrbar, die Strahlantriebe sind<br />
an verschiedenste Verhältnisse angepasst.<br />
Querstrahlantriebe können<br />
bis 300 kW auch komplett in Aluminium<br />
(Konstruktion und Getriebe)<br />
geliefert werden. Bei jedem Strahlantrieb<br />
ist eine Kontrolleinheit für Steuerung<br />
und Antrieb enthalten, die mit<br />
allen Arten von Hauptantrieben verbunden<br />
werden kann. Zum Thruster-<br />
Command Standard-Kontrollsystem<br />
gehört eine Thruster Control Unit,<br />
welche in der Nähe des Strahlantriebs<br />
platziert ist sowie das Remote Control<br />
Panel auf der Brücke. Die Anbindung<br />
an andere Systeme wie Dynamic Positioning,<br />
Joysticks, Autopilot, Voyage<br />
Data Recorder, Alarm- und Monitoring<br />
ist optional. Derzeit entwickelt<br />
das Unternehmen ein neues Design<br />
seiner Contra Rotation Azimuth Ruderpropeller<br />
(CRP). Mit der Anpassung<br />
der unteren Getriebebox des<br />
CRP sei unter anderem ein höherer<br />
Wirkungsgrad sowie ein reduzierter<br />
Kraftstoffverbrauch erzielt worden.<br />
Ferner habe sich die Zugänglichkeit<br />
der einzelnen Komponenten deutlich<br />
verbessert, auch nehme die Geräuschkulisse<br />
aufgrund der geringeren<br />
Schaufellast ab, so der Hersteller.<br />
Sensoren sorgen zudem für die Überwachung<br />
des Antriebs.<br />
Mit dem neuen CRP wird demnächst<br />
eine norwegische Katamaranfähre<br />
ausgestattet. Das 42 m lange<br />
Schiff, das zwei ZF CRP 3000 Ruderpropeller<br />
erhält, verfügt über ein Hybrid-Batteriekonzept.<br />
Das Antriebskonzept<br />
erfülle neue Umweltauflagen<br />
wie reduzierte CO2-Emissionen in<br />
Kombination mit einer höheren Energieeffizienz,<br />
so ZF Marine. n<br />
Manoeuvring<br />
Competence<br />
Schiffstechnik<br />
Ruderpropeller und<br />
Steuerungen für die<br />
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<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 27
Schiffstechnik<br />
Innovatives Schweißverfahren<br />
als Erfolgsfaktor<br />
Für die Produktion und die Instandsetzung von Brennstoffleitungen<br />
macht sich Gall & Seitz Systems aus Hamburg<br />
das Laser-Pulverauftragschweißen zu Nutze. Damit<br />
lassen sich beschädigte Bauteile rekonditionieren.<br />
Das Verfahren führt bei der Instandsetzung im<br />
Vergleich zu Neuteilen sogar zu einer Verbesserung<br />
Von Thomas Wägener<br />
© Gall & Seitz Systems<br />
28 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schiffstechnik<br />
Die 1888 als Barkassenbetrieb gegründete<br />
Firma Gall & Seitz Systems<br />
musste sich immer wieder im Markt behaupten<br />
und sich selbst neu erfinden. Heute<br />
stellt sie sich als führendes und global<br />
agierendes Unternehmen im Bereich der<br />
Laser-Pulverauftragschweißtechnologie<br />
dar. Seit den 1980er-Jahren werden<br />
auch Brennstoffleitungen für die gängigen<br />
Motorenhersteller gefertigt. Was lag<br />
daher näher, als die Vorteile der innovativen<br />
Technologie des Laser-Pulverauftragschweißens<br />
mit der Fertigung und<br />
der Instandsetzung von Brennstoffdruckleitungen<br />
zu einem noch höheren<br />
Kundennutzen zu verbinden?<br />
Der Fokus liegt vornehmlich auf<br />
der Herstellung von Leitungen<br />
für Zwei- und Viertaktmotoren.<br />
Vorzugsweise werden doppelwandige<br />
Einspritzleitungen<br />
mit einer Druckbeständigkeit<br />
von bis zu 2.000 bar hergestellt,<br />
bei Bedarf auch einwandige, wie<br />
sie beispielsweise bei Traditionsschiffen<br />
vorkommen. Teilweise<br />
werden auch Leitungen älterer Motoren<br />
bzw. Industriemotoren bei Marinisierung<br />
von Ein- auf Doppelwandigkeit<br />
umgerüstet.<br />
»Doppelwandige Brennstoffleitungen<br />
sind der Stand der Technik und einfach<br />
sicherer, da sie Leckagen verhindern«,<br />
sagt Marten Ohde, Leiter der Abteilung<br />
Rohrbau bei Gall & Seitz. Dadurch würden<br />
nicht nur Schäden an der Anlage<br />
verhindert, sondern auch umwelttechnischen<br />
Gesichtspunkten Rechnung getragen.<br />
»Die Klassifikationsgesellschaften<br />
geben das vor«, so Ohde weiter. Im Falle<br />
eines Schadens an der Druckleitung könne<br />
der austretende Kraftstoff sicher über<br />
das Mantelrohr abgeführt werden. So<br />
würden auch Brände verhindert, immerhin<br />
verliere die Bahn etwa drei Dieselloks<br />
im Jahr als Folge solche Schäden.<br />
Gall & Seitz fertigt die ein- und doppelwandigen<br />
Brennstoffleitungen sowohl<br />
für See- als auch für Binnenschiffe. Auch<br />
auf Lokomotiven werden sie installiert.<br />
Defekte Leitungen werden im Normalfall<br />
durch den Kunden geliefert. Die Rohrbiegeabteilung<br />
des Unternehmens baut<br />
sie daraufhin entweder dem Muster entsprechend<br />
oder nach Zeichnungen nach.<br />
Bei gängigen Motoren orientieren sich<br />
die Techniker an den eigenen Modellen<br />
im Lager, hier ist eine Zusendung der defekten<br />
Leitung nicht nötig.<br />
Bei einem Auftrag wird Maß genommen<br />
und ein Biegeprotokoll erstellt, das<br />
Längen, Winkel, Biegungen oder auch<br />
Verdrehungen vorgibt. Für viele Leitungen<br />
stehen zudem Ersatzteile wie Überwurfmuttern<br />
zur Verfügung, die Gall<br />
& Seitz in Eigenregie fertigt. »Wir stellen<br />
die Rohrleitungen spannungsfrei<br />
her, jede einzelne wird von Hand gebogen.<br />
Die durch das Biegen entstehenden<br />
Eigenspannungen werden danach wieder<br />
abgebaut«, erläutert Ohde. Somit kann<br />
Marten Ohde, Leiter Rohrbau<br />
bei Gall & Seitz Systems<br />
die Lebensdauer der Leitungen verlängert<br />
werden. Undichtigkeiten aufgrund<br />
schlecht verpresster Konusringe sowie<br />
eine Rissgefahr wie bei gestauchten Konen<br />
gibt es bei Laser-geschweißten Konen<br />
nicht.<br />
Laser-Pulverauftragschweißen<br />
© Wägener<br />
»Das Besondere an den Leitungen aus<br />
dem Zweitakt- oder Viertakt-Bereich ist,<br />
dass wir die Dichtkonen mit dem Laser-<br />
Pulverauftragschweißen herstellen«, betont<br />
der Rohrbau-Chef. Sie werden also<br />
direkt auf das Rohr geschweißt. Dies sei<br />
ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Der Vorteil beim Laser-Pulverauftragschweißen<br />
sei, dass die längs dem Rohr<br />
verlaufenden Kraftlinien nicht beschädigt<br />
bzw. nicht verändert würden, wenn<br />
der Konus herausgearbeitet werde, beschreibt<br />
Ohde. Durch das Aufschweißen<br />
wird das Rohr also nicht geschwächt, zudem<br />
gibt es weniger Wärmeverzug. Das<br />
sorgt insgesamt für eine höhere Festigkeit<br />
des Produkts und verhindert Schwachstellen.<br />
Alle Schweißprozesse laufen roboterbasiert<br />
und automatisiert ab.<br />
»Durch das Schweißen wird eine materialschlüssige<br />
Verbindung mit dem Grundwerkstoff<br />
eingegangen«, beschreibt Ohde.<br />
»Zudem können wir Einzelleitungen aus<br />
einem Satz liefern«. Dies habe man den<br />
großen Herstellern voraus. Teilweise könne<br />
man die Leitungen zu einem Drittel des<br />
Preises anbieten, »in mindestens derselben<br />
Qualität«, wie Ohde betont. »Wir können<br />
insgesamt flexibler reagieren.« Dieses Verfahren<br />
sei allerdings ein wenig teurer, so<br />
der Rohrspezialist, der das mit der Einzelfertigung<br />
begründet.<br />
Bei Zweitakt-Motoren gibt es zwei<br />
Möglichkeiten, die Leitungen doppelwandig<br />
auszuführen: Zum einen<br />
mit dem von Gall & Seitz patentierten<br />
»Star Tube«-Schutzrohr,<br />
einem sternförmigen Profilrohr,<br />
das genau auf den Außendurchmesser<br />
des Medium-Rohrs<br />
passt. Dies sei leichter zu biegen,<br />
da ein Formschluss gegeben sei,<br />
erklärt Ohde. Ferner gebe es geringere<br />
Vibrationen durch den<br />
Formschluss und somit keine Relativbewegungen,<br />
auch sei das Gewicht<br />
geringer und das Produkt nahezu<br />
verschleißfrei. Bei den »normalen«<br />
doppelwandigen Rohren werden dagegen<br />
Abstandsmuffen eingesetzt, die Zwischenform<br />
wird beim Biegevorgang mit<br />
Sand gefüllt, damit das Schutzrohr nicht<br />
knickt. Dadurch ist dieses Verfahren ein<br />
wenig aufwändiger. Die Viertaktleitungen,<br />
also für kleinere Motoren, müssen<br />
dagegen nicht mit Sand gefüllt werden.<br />
»Wir sind in der Regel in der Lage,<br />
kurzfristig auf Notfälle reagieren zu<br />
können«, sagt Ohde. Sofern es nötig sei,<br />
könne das neue Produkt innerhalb von<br />
24 Stunden gefertigt werden. Das Zweitakt-Geschäft<br />
sei ein wenig rückläufig,<br />
der Viertakt-Markt hingegen ziehe an,<br />
berichtet er, insgesamt sei die Auftragslage<br />
gut.<br />
Auch für Arbeiten außerhalb der eigenen<br />
Hallen ist das Traditionsunternehmen<br />
gerüstet. Für Reparaturen stehen<br />
zwei Mobile Robot Units zur Verfügung,<br />
die mit einem mobilen 6-Achs-Roboter<br />
mit Laserbearbeitungskopf mit 2-kW-Laser<br />
ausgestattet sind.<br />
Gall & Seitz beschäftigt rund 30 Mitarbeiter<br />
in Hamburg. Es sei jedoch eine Herausforderung,<br />
qualifiziertes Personal zu<br />
finden, sagt Jörg Buschhoff, der zusammen<br />
mit Florian Wagner die Geschäfte führt.<br />
Deshalb habe man sich entschlossen, eine<br />
Akademie aufzubauen und Personal selbst<br />
auszubilden. Generell sei man immer auf<br />
der Suche nach neuen Mitarbeitern. n<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 29
Schiffstechnik<br />
Mit Batterien zu 100% elektrisch?<br />
Das ist das ideale Szenario: Leistungsfähige Batteriepakete an Bord eines Schiffes,<br />
geladen mit Strom aus »grünen« Quellen, liefern genug Energie, um ein Binnenschiff<br />
auf langer Fahrt emissionsfrei anzutreiben<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Mit exakt dieser Herausforderung befasste<br />
sich ein mit rund 20 Experten<br />
besetzter Workshop im maritimen<br />
Kompetenzzentrum (Mariko) in Leer.<br />
Fachleute aus dem Elektromobilitätssektor<br />
und der Schifffahrtsbranche tauschten<br />
unter dem Thema »100% elektrischer<br />
Antrieb in der (Binnen)-Schifffahrt mit<br />
Energiespeicherung in Batterien« ihre<br />
Kenntnisse, Erfahrungen und Erwartungen<br />
aus. Die Veranstaltung fand im Rahmen<br />
des von der EU geförderten Projekts<br />
D-ZIB »Deutsches Zentrum für innovative<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong>« statt.<br />
Diskussionen um emissionsarme oder<br />
emissionsfreie Antriebe werden derzeit<br />
auf vielen Ebenen geführt. »E-Mobilität«<br />
ist dabei das Stichwort, für manche<br />
sogar das Zauberwort, wenn es um<br />
die ideale Lösung für Fortbewegung und<br />
Transport geht. Da bleibt auch die <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
nicht außen vor. Obwohl deren<br />
Umweltbelastungen pro transportierter<br />
Tonne bereits jetzt anerkannt niedrig<br />
sind, kommt der wassergebundene Transport<br />
immer wieder negativ in die Schlagzeilen.<br />
Binnenschiffe seien alt und dreckig<br />
und würden die Umwelt, gerade in Ballungszentren<br />
entlang der Flüsse und Kanäle,<br />
maßgeblich verschmutzen.<br />
Mitte des vergangenen Jahres schrieb<br />
die Westdeutsche Allgemeine Zeitung:<br />
»In Köln oder Düsseldorf ist der Schiffsverkehr<br />
für 20 beziehungsweise 30% der<br />
Stickstoffdioxid-Emissionen verantwortlich.<br />
Auf dem nordrhein-westfälischen<br />
Abschnitt des Rheins entstehen durch<br />
die <strong>Binnenschifffahrt</strong> jährlich mehr als<br />
20.000 t Stickstoffoxide.« Das klingt<br />
nicht wirklich umweltfreundlich. Und<br />
die Kölner Oberbürgermeisterin fordert<br />
sogar ein Tempolimit für Binnenschiffe<br />
auf dem Rhein.<br />
Da wundert es nicht, wenn das Thema<br />
»Alternative Antriebs- und Energiesysteme<br />
an Bord« auch in der <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
zunehmend an Bedeutung gewinnt.<br />
Als mögliche Alternative zu Diesel oder<br />
anderen fossilen Kraftstoffen stellt sich<br />
die Verwendung von Elektroantrieben<br />
Etwa 20 Teilnehmer diskutierten über den Einsatz von Batterietechnik im maritimen Bereich<br />
mit Energiespeicherung in Batterien dar.<br />
Ob und unter welchen Bedingungen das<br />
realistisch und umsetzbar werden kann,<br />
darauf versuchten die Experten im Workshop<br />
eine Antwort zu geben.<br />
Gerd-Michael Würsig vom DNV GL<br />
lieferte Kenntnisse zum »Status quo von<br />
Elektroantrieben und Batteriesystemen in<br />
der Schifffahrt«. Er verdeutlichte, dass Batteriesysteme<br />
derzeit nur im Shortsea-Bereich<br />
zum Einsatz kämen, insbesondere<br />
auf Fähren. Am Beispiel der »Alsterwasser«,<br />
des elektrifizierten Fahrgastschiffs,<br />
das bis 2013 auf Hamburgs Gewässern<br />
unterwegs war, berichtete Würsig von<br />
den bisherigen Erfahrungen. Im operativen<br />
Einsatz habe sich die Technik mit der<br />
mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzelle<br />
und der Stromspeicherung in Batterien<br />
(Blei-Gel-Batterien mit 360 Ah) bewährt.<br />
Das hatte im vergangenen Jahr auch der<br />
Hamburger Senat bestätigt. Auf Anfrage<br />
eines Abgeordneten hieß es: »Durch den<br />
Betrieb des Fahrgastschiffes »Alsterwasser«<br />
konnten wichtige Erkenntnisse insbesondere<br />
zur betrieblichen Einsatztauglichkeit<br />
gewonnen werden. Dabei zeigte sich,<br />
dass die Technologie grundsätzlich geeignet<br />
ist, Fahrgastschiffe auf der Alster zu<br />
betreiben, und dass das eingebaute Brennstoffzellensystem<br />
mit einer Leistung von<br />
50 kW die betrieblichen Leistungsanforderungen<br />
abdecken kann. Die Erkenntnisse<br />
zur Umweltverträglichkeit und Schadstoffminimierung<br />
waren positiv.« Die<br />
Betriebskosten hätten dabei deutlich über<br />
denen eines vergleichbaren dieselbetriebenen<br />
Schiffes gelegen. Nach dem Abbau der<br />
entsprechenden Wasserstoff-Tankstelle ist<br />
es still geworden um das Vorhaben.<br />
Norwegen ist Vorreiter<br />
Wie Würsig dokumentierte, hat sich bislang<br />
eine rein batteriegestützte Antriebslösung<br />
nur im Bereich von Fähren und<br />
Offshore-Service-Schiffen entwickelt.<br />
Der Experte erwartet aber eine signifikante<br />
Preisreduktion für Lithium-Ionen<br />
Batterien in den kommenden Jahren und<br />
damit verbunden möglicherweise eine<br />
bessere Marktfähigkeit. Zu 2030 etwa<br />
könne der Preis für eine Kilowattstunde<br />
Batterieleistung auf rund 200 $ sinken.<br />
Als Spitzenreiter der installierten Batterie-Antriebstechnik<br />
liege Norwegen derzeit<br />
mit einer Vielzahl an Projekten weit<br />
vorn.<br />
Die Auswahl der Batterie-Technologie<br />
hänge von den spezifischen Anforderungen<br />
ab. Bezogen auf Kriterien wie Größe,<br />
Lade- und Entlade-Kapazität, gesicherte<br />
Anzahl der Ladevorgänge und der Sicherheit,<br />
letztlich auch der Kosten, gebe es am<br />
Markt höchst unterschiedliche Lösungen.<br />
Im Bereich von Flusskreuzfahrtschiffen<br />
hat die Meyer Werft in ihrer Gruppe<br />
umfangreiche Erfahrungen mit kombinierten<br />
elektrischen Antrieben. Gerhard<br />
Untied erläuterte die verschiedenen technischen<br />
Ansätze, bei denen unter anderem<br />
Schottel-Antriebe zum Einsatz kommen.<br />
© Mariko<br />
30 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schiffstechnik<br />
Lithium ion battery price trends<br />
Bram Kruyt, Manager bei Wärtsilä,<br />
• 1 t of fuel oil: approx. 11500<br />
stellte das Pilotprojekt »Modular Energy<br />
kWh Concepts (MECs)« vor. Bei diesem sollen<br />
fünf Binnenschiffe für den Transport<br />
• 2030: Batteries<br />
von Heineken-Bier elektrifiziert werden,<br />
– zudem System: wird entlang der Transportstrecke<br />
eine flächendeckende regenerative<br />
200<br />
Energieversorgung<br />
$/kWh <br />
geschaffen.<br />
11500 kWh<br />
Dabei<br />
werden approx. Batterie-Container 2,3 Mio $ eingesetzt,<br />
die sowohl auf Binnenschiffen als auch<br />
– an Cell: Land Energie bereitstellen. Die jeweiligen<br />
50 Nutzer $/kWh bezahlen 11500 nur die verbrauchte<br />
approx. Menge an Energie, 0,6 Mio sie müssen $ nicht in<br />
kWh<br />
eigene Hardware oder Technik investieren.<br />
Die Kosten sollen ungleich oder unterhalb<br />
der Aufwendungen für fossile<br />
Energie liegen. Langfristiges Ziel sei es,<br />
rund 400 Binnenschiffe im ARA-Gebiet<br />
als Kunden für MECS zu gewinnen.<br />
Für Peter Hulzebos von Super-B aus<br />
Hengelo, gehört der Einsatz leistungsstarker<br />
Batterie-Lösungen zum Tagesgeschäft.<br />
Sein Unternehmen setzt im<br />
DNV<br />
professionellen<br />
GL ©<br />
Einsatz<br />
15 November<br />
auf Lithium-Eisenphosphat-Batterien<br />
(LiFePo4). Gegen-<br />
2018<br />
über Lithium-Ionen-Lösungen hätten die<br />
LiFePo4-Batterien Vorteile im thermischen<br />
und chemischen Bereich, so Hulzebos.<br />
Zudem seien sie sicher und zuverlässig.<br />
Super-B biete für unterschiedlichste<br />
Anforderungen ein Sortiment von 3,2Ah<br />
bis 160 Ah, das bis zu 15.000 V in Serien-<br />
und unbegrenzt in Parallelschaltungen<br />
genutzt werden könne. Gesteuert über<br />
ein Batteriemanagement werde auch mit<br />
großen Systemen eine optimale Energielösung<br />
erzielt. Bis zu 5.000 Ladezyklen seien<br />
die Systeme unterhaltsfrei. Gerade im<br />
maritimen Bereich verfüge Super-B über<br />
zahlreiche, teils schon jahrelang im Einsatz<br />
befindliche Referenzen in den unterschiedlichsten<br />
Nutzungsbereichen.<br />
Die Stemmann-Technik in Schüttorf<br />
(Niedersachsen) ist unter anderem bekannt<br />
als Produzent von Anlagen zur<br />
Landstromversorgung. Reimund Glückhardt<br />
stellte die entsprechenden Shore-<br />
Connect-Systeme und -Komponenten zur<br />
Einspeisung von Landstrom in das Bordnetz<br />
vor, wie sie bereits bei Kreuzfahrtund<br />
Containerschiffen genutzt werden. Im<br />
Hafen von Cuxhaven arbeitet beispielsweise<br />
eine entsprechende Ladestation aus der<br />
Entwicklung von Stemmann.<br />
Eine Reihe leistungsstarker Ladestationen<br />
ist in Norwegen im Einsatz. Das<br />
Herzstück der am Sognefjord eingesetzten<br />
FerryCharger-Türme sei die Ladeschwinge.<br />
Der Aktionsbereich beträgt<br />
3.000 mm in der Vertikalen und 300 mm<br />
in der Horizontalen. Die Bewegung des<br />
Schiffes (Rollen, Jammen, Neigen) werde<br />
automatisch kompensiert. Darüber<br />
hinaus sei ein Fernwartungssystem integriert,<br />
das den Zugriff auf das gesamte<br />
Steuerungssystem ermögliche.<br />
Elektrische Fähre schon 1908<br />
Prognostizierte Entwicklung der Batteriepreise bis 2030<br />
Bei den vielfältigen Diskussionen über<br />
elektrische Antriebe auch für Schiffe<br />
entsteht oftmals der Eindruck, dass hierzu<br />
eine komplette Neuentwicklung der<br />
Technik nötig ist. Dass dieser Eindruck<br />
trügt, wurde schon vor einigen Jahren<br />
am Rhein deutlich. Als die Lux-Werft<br />
2014 den Fährbetrieb der Auto-Schnellfähre<br />
zwischen Bad Godesberg und Niederdollendorf<br />
von den Städten Bonn und<br />
Königswinter übernahm, zeigte ein Blick<br />
in die Geschichtsbücher, dass bereits fast<br />
110 Jahre zuvor, im Jahr 1908, eine elektrische<br />
Rheinfähre im Einsatz war.<br />
Das damalige Schiff, so ist im virtuellen<br />
Brückenhofmuseum zu erfahren, war<br />
30 m lang und konnte rund 65 Passagiere<br />
sowie ein bis zwei Autos transportieren.<br />
Unter Deck gab es eine Speicherbatterie,<br />
die über Nacht aufgeladen werden<br />
konnte. Die elektrischen Fähre Godesberg-Niederdollendorf<br />
leistete 37 Jahre<br />
ihren Dienst, bis das Schiff kurz vor Ende<br />
des zweiten Weltkriegs im März 1945 gesprengt<br />
wurde. Auch auf dem bayerischen<br />
Königssee fahren seit mehr als 90 Jahren<br />
Boote mit Elektromotoren. Vor fünf Jahren<br />
tauschte Siemens die alten Antriebe<br />
gegen neue aus, allerdings mit dem gleichen<br />
Modell wie von 1958. Auf der Spree<br />
in Berlin hat das Unternehmen bereits im<br />
Jahr 1886 sein erstes Elektroboot erprobt,<br />
das quasi als Wasser-Taxi das Nahverkehrsproblem<br />
der Metropole lösen sollte.<br />
Die »Elektra« konnte 25 Passagiere aufnehmen<br />
und war 14 km/h schnell.<br />
Aktuell orientiert sich Siemens nach<br />
Norwegen. Dort wurde Ende Januar<br />
eine robotergestützte Batteriemodul-Fabrik<br />
eröffnet. Künftig sollen hier täglich<br />
55 Module pro Schicht für den Marineund<br />
Offshoremarkt gefertigt werden.<br />
Die Fabrik hat eine jährliche Kapazität<br />
von bis zu 300 Mwh. »Wir gehen davon<br />
aus, dass dieser Markt in Zukunft deutlich<br />
wachsen wird. Aus diesem Grund haben<br />
wir stark in die Entwicklung sicherer<br />
und zuverlässiger Batterielösungen investiert«,<br />
so Bjørn Einar Brath, Leiter Offshore<br />
Solutions bei Siemens.<br />
Die Wahl des Standorts fiel auf Trondheim<br />
wegen Norwegens Vorreiterrolle in<br />
der Elektrifizierung sowie Trondheims<br />
Technologie- und Produktionsumfeld<br />
für elektrische Lösungen in Schiffen und<br />
Offshore-Anwendungen. »In Trondheim<br />
haben wir uns in den vergangenen Jahren<br />
ein Kompetenzzentrum für Elektro- und<br />
Hybridlösungen aufgebaut. Dieses hat die<br />
globale Unternehmensführung so sehr<br />
beeindruckt, dass wir nun für die Entwicklung<br />
neuer Batteriesysteme verantwortlich<br />
sind«, so Anne Marit Panengstuen,<br />
CEO Siemens Norwegen.<br />
Mit der Entscheidung, stark in maritime<br />
Batteriesysteme zu investieren,<br />
wächst das Interesse auch auf dem internationalen<br />
Markt, ist sich der Konzern<br />
sicher. »Wir sehen auch außerhalb<br />
Norwegens ein großes Interesse an solchen<br />
Lösungen. Die neue Batteriefabrik<br />
wird also vor allem einen internationalen<br />
Markt bedienen«, so Brath. n<br />
© DNV GL<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 31
Schiffstechnik<br />
Kiebitzberg Schiffswerft<br />
setzt auf innovativen<br />
Boots- und Schiffbau<br />
»Mit Sonnenenergie durch Berlin« –die Kiebitzberg<br />
Schiffswerft Havelberg hat einen Auftrag zum Bau<br />
von Solarschiffen von der Stern und Kreisschiffahrt<br />
und der SolarCircleLine erhalten<br />
Von Christian Knoll<br />
Das neue E-Fahrgastschiff »Island«<br />
auf Testfahrt vor der Schiffswerft.<br />
Ein Schwesterschiff ist schon bestellt<br />
32 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schiffstechnik<br />
Kupferstich aus dem 17. Jahrhundert, als in Havelberg seetüchtige Kriegsschiffe<br />
zur Versorgung der Kurfürstlichen Kolonie Friedrichsburg gebaut wurden<br />
© Wikipedia<br />
© Kiebitzberg<br />
Der Bau von emissionsfreien Schiffen<br />
mag heute nicht mehr ganz so außergewöhnlich<br />
erscheinen wie noch vor Jahren.<br />
Eher wird so etwas zur Normalität,<br />
ohne deshalb weniger anspruchsvoll zu<br />
werden.<br />
Die Kiebitzberg Schiffswerft hatte bereits<br />
vor fünf Jahren mit dem Bau von<br />
Solarschiffen begonnen. Die Werft startete<br />
mit einem kleinen solarbetriebenen<br />
Forschungsschiff für Reinhaltungsmaßnahmen<br />
auf dem Scharmützelsee bei Bad<br />
Saarow. Zwei Jahre zuvor hatte Werft-Geschäftsführer<br />
Andreas Lewerken (56) bei<br />
einer Schiffstaufe für ein Fahrgastschiff für<br />
die kasachische Hauptstadt Astana bereits<br />
angekündigt, künftig den Bau von luxuriösen<br />
Yachten sowie den reinen Aluminiumschiffs-<br />
und -bootsbau forcieren zu wollen.<br />
So ist es dann auch gekommen.<br />
Geschichte reicht bis 1687 zurück<br />
Die Kurfürstliche Werft Havelberg war<br />
eine Schiffswerft, die vom niederländischen<br />
Kaufmann und Reeder Benjamin Raule vorgeschlagen<br />
und 1687 auf Geheiß von Friedrich<br />
Wilhelm von Brandenburg, dem Großen<br />
Kurfürsten, vor der Stadt Havelberg am<br />
Südufer der Havel errichtet wurde. In Preußen<br />
hatte Friedrich Wilhelm zwar in Pillau<br />
und im pommerschen Kolberg je einen kleinen<br />
Seehafen mit Schiffbauplätzen, jedoch<br />
beherrschte Schweden noch weitgehend die<br />
Ostsee. Innerhalb von zwei Jahren wurden<br />
in Havelberg die Rümpfe für 15 Kriegsschiffe<br />
gebaut. »Auf dieser Werft wurden nur die<br />
Schiffsrümpfe errichtet, danach wurden sie<br />
auf Schwimmkörpern, sogenannten Kamelen,<br />
havel- und elbabwärts nach Hamburg<br />
gebracht, wo sie aufgetakelt und ausgerüstet<br />
wurden«, wie es bei Wikipedia im Bericht<br />
»Kurbrandenburgische Marine« heißt.<br />
Daneben ist ein zeitgenössischer Kupferstich<br />
vom Standpunkt der Schiffswerft mit<br />
Blick zum Dom zu sehen. Auch Russlands<br />
Zar Peter I., ebenfalls der Große genannt,<br />
besuchte 1713 diese Werft für einige Tage,<br />
um sich über den preußischen Schiffbau zu<br />
informieren, wie es auf der Internetseite der<br />
Kiebitzberg Schiffswerft heißt. Vermutlich<br />
ist sie sogar der älteste noch existierende<br />
Schiffbaustandort in Deutschland.<br />
Nach dem Vollzug der Einheit Deutschlands<br />
wurden die 17 Schiffswerften des ehemaligen<br />
VEB Schiffsrepaturwerften Berlin<br />
privatisiert. Die daraus resultierende Deutsche<br />
Binnenwerften GmbH übernahm aber<br />
nur fünf der Schiffswerften. Den Rest versuchte<br />
die Treuhand zu verkaufen, wozu<br />
auch die Schiffswerft Havelberg gehörte.<br />
Die Hamburger Schiffsbauerfamilie Grube<br />
übernahm die Werft für ihren Sohn Jörg<br />
Grube, der Schiffsneubauten und -reparaturen<br />
anbot. Als jedoch kurze Zeit später<br />
die Untere Havelwasserstraße aus Umweltgründen<br />
für die Frachtschifffahrt gesperrt<br />
wurde, musste Grube 1997 Insolvenz anmelden.<br />
Die Stadt jedoch wollte unbedingt die<br />
Werft erhalten. Ein junger Tischler aus<br />
Thüringen hatte sich 1985 in der DDR-<br />
Zeit in Havelberg selbstständig gemacht<br />
und erfolgreich eine Werkstatt für didaktisches<br />
und therapeutisches Holzspielzeug<br />
gegründet. Nach der Wende vergrößerte<br />
er das Unternehmen in die Kiebitzberg<br />
Möbelwerkstätten und fertigte sehr erfolgreich<br />
innovative Möbelstrecken für den gehobenen<br />
Markt. Heute gehört diese zu den<br />
führenden Möbelbauern. Den Firmenname<br />
Kiebitzberg wählte Lewerken nach dem<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 33
Schiffstechnik<br />
© Kiebitzberg<br />
© Knoll © Kiebitzberg<br />
Vater Andreas und Sohn Florian vor einem künftigen E-Forschungskatamaran<br />
in der kleinen Schiffbauhalle, in der auch die Schwimmkörper für die Steganlage<br />
im Remstal auf einer CNC-gesteuerten Fließstrecke gefertigt werden<br />
Oben: Zwei Schwerlastzüge verlassen die Kiebitzberg Schiffswerft<br />
in Richtung Bleilochstausee. Unten: Rechts vor der kleinen Schiffbauhalle<br />
lagern 31 Teile für die schwimmende 195 m lange Steganlage<br />
für Landesgartenschau Baden-Württembergs im Remstal<br />
Flurnamen seiner ersten Werkstatt in der<br />
Nähe von Havelberg.<br />
Nun übernahm Lewerken gemeinsam<br />
mit seiner Frau das Gelände und dazu aus<br />
der früheren Belegschaft Schiffbaumeister<br />
Ulrich Ahrens sowie einen Schiffbauer,<br />
einen Schweißer und einen Tischler.<br />
Ein Schiffselektriker und eine Dreherin<br />
kamen dazu. Es waren die letzten von vormals<br />
85 Arbeitern der Werft.<br />
Dem traditionellen Schiffbau sagten<br />
sie, bis auf die Restaurierung einiger historische<br />
Schiffe, Lebewohl. Sie entschieden<br />
sich dafür, nur solchen Schiffbau zu<br />
betreiben, mit dem sie nicht unmittelbar<br />
zu anderen Werften in Konkurrenz treten<br />
würden. Sohn Florian, heute 36, kam<br />
nach dem Studium als Betriebswirt ins<br />
Unternehmen und ist heute Prokurist<br />
und Junior-Chef.<br />
Innenausbau auf Kreuzfahrern<br />
Die Möbelwerkstätten waren schon länger<br />
im Schiffsinnenausbau tätig, unter<br />
anderem bei der SET-Schiffswerft Tangermünde<br />
beim Ausbau der damaligen<br />
Kreuzfahrtschiffe, dann auf der Hitzler-Werft<br />
beim Innenausbau von sechs<br />
Tankern der Dettmer-Reederei und,<br />
weil Erfolg sich herumspricht, schließlich<br />
auch bei Neptun in Warnemünde<br />
und bei der Meyer-Werft in Papenburg<br />
beim Innenausbau von Flusskreuzfahrtschiffen<br />
(Neptun) und der größten Seekreuzfahrtschiffe,<br />
die in Papenburg gebaut<br />
werden. Auch auf der »Queen Mary<br />
2« war Kiebitzberg dabei. Die Zahl der<br />
von Kiebitzberg mit ausgebauten Flusskreuzfahrtschiffe<br />
belaufe sich derzeit<br />
auf 70 Einheiten, so Lewerken. »Wobei«,<br />
schränkte Andreas Lewerken beim<br />
Gespräch auf der Werft ein, »betreiben<br />
wir keinen Kabinenbau wie am Fließband.<br />
Wir bieten bei den Kreuzfahrern<br />
ausschließlich für die öffentlichen Bereiche<br />
wie die Schiffseingänge, die Bars<br />
und Speisesäle, Treppenaufgänge und<br />
die Crewbereiche an.« Alle Möbel, Tresen,<br />
Wandverkleidungen bestehen oft aus<br />
edelsten Materialien und Hölzern, die so<br />
verarbeitet werden, dass keine Stöße mit<br />
Leisten verkleidet sind und alles spiegelglatt<br />
poliert ist.<br />
Modernisierung der Werft<br />
Man ließ sich nicht lange Zeit, die Schiffswerft<br />
zu modernisieren. Das alte Bürogebäude<br />
mit angeschlossener Werkstatt<br />
von Anfang des 19. Jahrhunderts wurde<br />
in seiner historischen Fachwerksubstanz<br />
erhalten und aufgefrischt. Im Inneren<br />
finden sich modern ausgestattete<br />
Büros genauso wie CNC-gesteuerte Bearbeitungsmaschinen.<br />
Die noch von Grube gebaute Schiffbauhalle<br />
wurde erweitert und mit einer ebenfalls<br />
CNC-gesteuerten Fließstrecke für<br />
automatisches Schneiden und Formen<br />
von Schiffbauteilen eingerichtet, neben<br />
der dann gleich die Schiffe gebaut werden<br />
können. Somit kann ein vollständig<br />
witterungsfreier Schiffbau in einer beheizbaren<br />
Halle erfolgen.<br />
Kurze Zeit später wurde neben den alten<br />
Werftgebäuden eine weitere Schiffbauhalle<br />
für den Bau kleinerer Schiffe<br />
bis 20 m Länge gebaut und ebenfalls<br />
mit modernsten CNC-gesteuerten Bearbeitungsmaschinen<br />
ausgestattet. Der gesamte<br />
Betrieb wird umweltfreundlich mit<br />
Holzresten beheizt, die bei der Möbelfertigung<br />
anfallen.<br />
Wandel im Schiffbau<br />
Nach den beiden Fahrgastschiffen für<br />
Kasachstan ging die Werft neue Wege.<br />
Sie stieg vom reinen Stahlschiffbau nach<br />
und nach auf den Aluminiumschiffbau<br />
um. Auch von der Bewerbung um öffentliche<br />
Schiffbauaufträge nahm die Werft<br />
nach und nach Abstand.<br />
»Uns ist der bürokratische Aufwand zu<br />
zeitaufwändig. Wir bauen mehr für private<br />
Auftraggeber, bieten selbst an, was<br />
wir können. Nach einem ersten seegängigen<br />
Trawler in Luxusausführung haben<br />
wir zwei Nachfolgeaufträge bekommen«,<br />
sagte Lewerken. »Bei den von uns entwickelten<br />
fahrbaren Solarwohnschiffen und<br />
–yachten geht es uns nicht anders. Wenn<br />
ein stimmiges Paket aus Design, Qualität,<br />
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gesucht<br />
wird, kann beim besten Willen nicht<br />
der billigste Anbieter gewinnen. Öffentlichen<br />
Auftraggebern sind da oft die Hände<br />
gebunden.«<br />
Gegenwärtig werde an drei Solarfahrgastschiffen<br />
gebaut. »Es sind die Baunummern<br />
281, 283 und 284. Das erste ist<br />
ein kleines Solarfahrgastschiff für Island<br />
für 40 Personen, dazu kommen die beiden<br />
künftigen Solarschiffe für je 180 Personen,<br />
die wir im Oktober als Projekt in<br />
Berlin vorgestellt haben«, fügt Junior-<br />
Chef Florian Lewerken hinzu.<br />
Die Hallen der Werft seien bis Ende<br />
2020 ausgelastet, und er konstruiere im<br />
Vorlauf bereits die Baunummer 360, verrate<br />
aber nicht, worum es sich handele.<br />
Hauptsächlich biete die Kiebitzberg-<br />
Schiffswerft den Aluminiumschiffbau aus<br />
zwei Gründen an: »Aluminium ist leichter<br />
als Stahl, was die Tiefgänge der Schiffe<br />
minimiert, und besser formbar.« Außer-<br />
34 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schiffstechnik<br />
dem biete er hauptsächlich die Schiffskörper<br />
als Katamarane an, was auch noch<br />
den Energieverbrauch minimiere.<br />
Ein weiterer Grund für den Umstieg<br />
im Schiffbau der Kiebitzberg-Werft von<br />
Stahl auf Aluminium, so Andreas Lewerken,<br />
hänge auch damit zusammen, dass es<br />
auf dem Arbeitsmarkt keine Stahlschiffbauer<br />
gibt. Er würde sofort welche einstellen.<br />
Oder, wenn er wüsste, wer Stahlschiffbauer<br />
ausbilde, würde er sich gern<br />
erkundigen, zu welchen Konditionen er<br />
Lehrlinge dorthin schicken könnte.<br />
Angefangen damit, Aluminium zu verarbeiten,<br />
hatte Lewerken bereits vor mehr<br />
als zehn Jahren mit Landstegen für Schiffe,<br />
dann kamen feste Steganlagen für Ufer<br />
und Anlegestege für Schiffe hinzu. Jetzt<br />
baut er auch schwimmende Steganlangen.<br />
Größter Auftrag auf diesem Gebiet<br />
ist eine schwimmende Steganlage von<br />
195 m Länge für die Landesgartenschau<br />
von Baden-Württemberg in diesem Jahr.<br />
Dieser Auftrag wird gerade für die Auslieferung<br />
fertiggestellt. Die Anlage wird<br />
sicher eine besondere Attraktion auf dem<br />
Fluss Rems im Remstal werden.<br />
Im vergangenen Jahr hat die Kiebitzberg<br />
eine elektrogetriebene Wohnbootgruppe<br />
für die Bleilochtalsperre in Thüringen gebaut,<br />
die den Namen »Treibhouse« trägt.<br />
Sie besteht aus zwei großen Wohnbooten,<br />
gekoppelt mit einem Zwischenponton,<br />
zwei Beibooten und einem Schubboot<br />
im Antrieb. Der Koppelverband, der auch<br />
als schwimmende Insel bezeichnet wird,<br />
besteht aus 24 m² Wohnfläche mit weiteren<br />
24 m² Sonnendeck und einem Kaminofen<br />
im Innenraum. Diese Wohnboote<br />
gehören zu einer Gruppe von elektrisch<br />
betriebenen Booten ab 7,5 m Länge aufwärts<br />
unter dem eingetragenen Firmenzeichen<br />
PonTOM Adventure und sind in<br />
mehrfachen Variationen, Ausstattungen<br />
und Größen bis 12 m x 4,5 m verfügbar.<br />
Weitere Entwicklungen<br />
© Kiebitzberg<br />
Die Unternehmerfamilie Lewerken entwickelt<br />
und prägt mehrere Firmen und<br />
Standorte, die den Kiebitz im Namen tragen:<br />
Das Einzelunternehmen Kiebitzberg<br />
Möbelwerkstätten, die Kiebitzberg GmbH<br />
& Co. KG mit der Schiffswerft sowie das<br />
ArtHotel Kiebitzberg und Niederlassungen<br />
in der Leipziger Baumwollspinnerei,<br />
dazu eine Kooperation in Hamburg. Insgesamt<br />
sind ca.110 Mitarbeiter tätig, wie<br />
Andreas Lewerken aufzählte.<br />
Ja, Kiebitzberg steht auch für ein Hotel.<br />
Das ist eigentlich eine eigene Geschichte<br />
wert. Hier nur kurz: Ein Hotelstandort<br />
im Dornröschenschlaf, ein<br />
Möbelhersteller mit Weitsicht und eine<br />
Stadt mit viel Potenzial aus Geschichte<br />
und Landschaft (unter anderem größtes<br />
Renaturierungsprojekt Europas, Biosphärenreservat,<br />
Sternenpark usw.). Es<br />
entsteht ein Schauhaus für hochwertiges<br />
Handwerk, in dem Interessierte die<br />
Wertigkeit der Kiebitzberg-Produkte bei<br />
einem Aufenthalt direkt erleben können,<br />
Führungen durch Hotel und Produktionsstätten<br />
inklusive.<br />
Letzte große Investition war der Bau<br />
einer weiteren Produktionshalle in den<br />
Möbelwerkstätten im Gewerbegebiet<br />
Nord mit 1.200 m² Produktionsfläche<br />
im Jahr 2013.<br />
52.000 m2 Gesamtfläche<br />
Zwei autarke Hausboote mit Insel, Versorgungsboot und zwei Zubringerbooten<br />
Die Kiebitzberg Schiffswerft besitzt acht<br />
verschiedene Zertifizierungen für alles,<br />
was im Schiffbau erforderlich ist. Etliche<br />
Auszeichnungen und Preise sind ihr<br />
bisher verliehen worden. Dazu gehört<br />
auch der Besuch des damaligen Bundeskanzlers<br />
Gerhard Schröder im Jahr<br />
2005 und eine Auszeichnung des heutigen<br />
Ministerpräsidenten von Sachsen-<br />
Anhalt, damals noch Wirtschaftsminister,<br />
Reiner Haseloff. Er verlieh der<br />
Kiebitzberg-Gruppe 2011 die Auszeichnung<br />
»Unternehmen des Monats <strong>Februar</strong><br />
2011« und bedachte sie mit den Worten:<br />
»Engagement, Mut und Kreativität,<br />
welche die Geschäftsführer Renate und<br />
Andreas Lewerken zeigen, sind nur ein<br />
Grund für die Ehrung. Ein ganz besonderer<br />
ist die Rettung der Havelberger<br />
Werft durch die Übernahme des Areals<br />
im Jahr 1998. Damit fand die mehr als<br />
300-jährige Werftgeschichte eine Fortsetzung<br />
in der Hansestadt Havelberg.«<br />
Das Warenzeichen Kiebitzberg besteht<br />
nunmehr seit 34 Jahren. Im Durchschnitt<br />
werden jährlich drei Lehrlinge in<br />
den Berufen Schiffbauer, Tischler und<br />
Hotelfachfrau/-mann ausgebildet, womit<br />
auch für den eigenen Berufsnachwuchs<br />
gesorgt wird.<br />
n<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 35
Schiffstechnik<br />
Paris will saubere<br />
Schiffe auf der Seine<br />
Geht es nach den Franzosen, könnte die Seine bald einer der »grünsten« Flüsse<br />
der Welt sein. Elektroschiffe sind wesentlicher Teil der Überlegungen<br />
Die Idee kam den Franzosen im Zusammenhang<br />
mit den Olympischen<br />
Spielen im Jahr 2024. Spätestens zu diesem<br />
Ereignis soll sich die Luftqualität in<br />
Paris verbessern und der CO2-Austoß in<br />
der Hauptstadt deutlich verringern.<br />
Diese Ziele, die als »Green Paris« bezeichnet<br />
werden, sollen hauptsächlich<br />
durch einen Übergang zu einer sauberen<br />
Elektromobilität erreicht werden. In seiner<br />
Funktion als Präsident der Communauté<br />
Portuaire de Paris (CPP) startete<br />
Olivier Jamey eine Studie, um zu erforschen,<br />
wie die Green-Paris-Bewegung an<br />
der Seine vollzogen werden könnte. Der<br />
Fluss teilt die Stadt und dient als wichtige<br />
Handels- und Freizeitressource für ihre<br />
Bewohner. Torqeedo, ein Anbieter maritimer<br />
Elektromobilität, ist einer der Partner<br />
bei der Untersuchung und künftigen<br />
Elektrifizierung der Seine-Flotte. Die<br />
Studie wird durch öffentliche Zuschüsse<br />
der nationalen und regionalen Regierungen<br />
unterstützt.<br />
»Die Communauté Portuaire de Paris<br />
vertritt die Pariser Bootsbetreiber,<br />
die die Notwendigkeit der Reduzierung<br />
© Torqeedo<br />
So könnten die<br />
Seine-Schiffe künftig aussehen<br />
36 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schiffstechnik<br />
den Bedürfnissen eines großen Teils der Pariser Flotte entsprechen<br />
werden«, so Jamey weiter. Die Elektromotor- und<br />
Batteriesysteme des Unternehmens seien auch mit innovativen<br />
Überwachungsgeräten kompatibel, die das Flottenmanagement<br />
vereinfachen und wichtige Daten für die Betreiber<br />
liefern würden.<br />
Christoph Ballin, CEO von Torqeedo, will mit seinem Unternehmen<br />
gern dazu beitragen, an diesem visionären Plan zur<br />
Schaffung einer sauberen, emissionsfreien und ruhigen Seine<br />
mitzuwirken. »Der Übergang der Pariser Flotte zu Hightech-<br />
Elektroantrieben wird das Vergnügen der Passagiere der Flotte<br />
steigern und dazu beitragen, die Ziele von ›Green Paris‹ zu erreichen«,<br />
so seine Überzeugung. RD<br />
© Torqeedo<br />
der CO2-Belastung durch unsere Aktivitäten voll und ganz verstehen.<br />
Wir haben die Studie begonnen, um die Vorschriften,<br />
Ausrüstungen, Infrastrukturen, Technologien und Kosten zu<br />
ermitteln, die notwendig sind, um die Pariser Flotte auf Elektromotoren<br />
umzurüsten«, so Jamey. Jeder Anwendungsfall werde<br />
evaluiert: Boote, die für Besichtigungen, Restaurants, private<br />
Veranstaltungen oder den Güterverkehr eingesetzt würden, hätten<br />
unterschiedliche Anforderungen und benötigten eine Antriebslösung,<br />
die diesen spezifischen Anforderungen entspreche.<br />
»Wir gehen Schritt für Schritt vor, um die Wirtschaftlichkeit, die<br />
verfügbare Technologie und die schnellsten Gewinne zu bewerten«,<br />
informiert er über die Herangehensweise. Beispielsweise<br />
habe Wasserstoff ein großes Potenzial, für die Umsetzung brauche<br />
es aber eine gewisse Zeit.<br />
Mehr als 200 Boote fahren auf dem 13 km langen Abschnitt<br />
der Seine, der durch Paris fließt. Der Fluss insgesamt macht 50%<br />
des gesamten Binnenschiffsverkehrs in Frankreich und 80% des<br />
Passagierverkehrs aus. Die intensive Nutzung bedeute, dass eine<br />
signifikante Reduzierung des CO2-Ausstoßes der Stadt durch<br />
die Umstellung der Flotte auf sauberen Strom erreicht werden<br />
könne, heißt es.<br />
Die Seine sei das pulsierende Herz dieser Großstadt und die<br />
lokalen Boote würden jährlich von bis zu 8 Mio. Passagieren genutzt.<br />
Die Bedeutung des Flusses für die Geschichte, Kultur und<br />
Stadtlogistik von Paris und für seine wichtige Tourismusindustrie<br />
werde nur noch verstärkt, wenn er als »leuchtendes Licht der<br />
Nachhaltigkeit und grünen Technologie für die bevorstehenden<br />
Olympischen Spiele dient«, sagt Jamey.<br />
»Torqeedo bringt eine Reihe von industriell gefertigten, voll<br />
integrierten elektrischen Antriebssystemen auf den Markt, die<br />
Ihr Partner und<br />
Engineering-Lieferant für<br />
elektrische Mobilitätslösungen<br />
in der maritimen Branche.<br />
Wir bieten Ihnen mehr als<br />
10 Jahre Erfahrung<br />
im Elektroschiffbau.<br />
Schiffstechnik Buchloh<br />
GmbH u. Co. KG<br />
Beuelsrast 4<br />
D - 53572 Bruchhausen<br />
post@buchloh.info<br />
www.buchloh.info<br />
Telefon: +49 (0)2224 5735<br />
Fax: +49 (0)2224 76349<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 37
Schiffstechnik<br />
Ostseestaal vertraut auf Elektroschiffe<br />
Die Stralsunder Spezialfirma Ostseestaal hat ihren Umsatz und die<br />
Anzahl der Mitarbeiter deutlich gesteigert. Künftig strebt das<br />
Unternehmen beim Elektroschiffbau eine Führungsrolle an<br />
Der Zulieferer, der zur internationalen<br />
Firmengruppe Central Industry<br />
Group (CIG) mit Hauptsitz im niederländischen<br />
Groningen gehört, konnte<br />
im vergangenen Jahr im Vergleich zu<br />
2017 den Umsatz um 20% auf 30 Mio. €<br />
steigen , die Mitarbeiterzahl wuchs auf<br />
180 Beschäftigte.<br />
»Damit hat sich einmal mehr die Unternehmensstrategie<br />
erfolgreich bewährt,<br />
neben dem Kerngeschäft der 3D-Kaltverformung<br />
von Stahlblechen für die<br />
maritime Industrie kontinuierlich die<br />
Produktionspalette zu erweitern«, so Ostseestaal-Geschäftsführer<br />
Bert Doldersum.<br />
Am Standort in Stralsund werden Werkstoffe<br />
wie Stahl, Edelstahl, Aluminium<br />
und Speziallegierungen verarbeitet. Mit<br />
dem wachsenden Trend zum Bau von Spezialschiffen<br />
im internationalen Schiffbau<br />
habe man die Position auf diesem Markt<br />
weiter gefestigt, so das Unternehmen.<br />
Ostseestaal war im zurückliegenden<br />
Jahr in zahlreiche innovative Projekte für<br />
neue Industriekunden für die Offshore-<br />
Industrie sowie im Bereich der Erneuerbaren<br />
Energien involviert. Seit längerer<br />
Zeit sei man ein zuverlässiger und gefragter<br />
Partner der deutschen und internationalen<br />
Windenergiebranche. Im Verlauf<br />
des Jahres 2018 wurde mit der Gründung<br />
von Ampereship, einer 100-prozentigen<br />
Firmentochter von Ostseestaal, das seit<br />
einigen Jahren erfolgreiche Engagement<br />
zur Entwicklung und zum Bau von Elektro-Solarschiffen<br />
für die Berufsbinnenschifffahrt<br />
untermauert.<br />
»Wir wollen uns mit Ampereship stärker<br />
auf diesen Zukunftsmarkt fokussieren<br />
und als führender Anbieter etablieren«,<br />
so Ampereship-Geschäftsführer<br />
Thomas Kühmstedt. Für die Entwicklung<br />
und den Bau der weltweit ersten vollelektrischen<br />
Elektro-Solarautofähre »Sankta<br />
Maria II«, die auf der Mosel verkehrt,<br />
erhielt Ostseestaal im vergangenen Jahr<br />
den »European Solar Prize 2018« in der<br />
Kategorie »Transport und Mobilität« von<br />
Eurosolar, der Europäischen Vereinigung<br />
für Erneuerbare Energien.<br />
Bau von Tankdächern ab Sommer<br />
Darüber hinaus erweitert das Unternehmen<br />
das Portfolio. Noch in diesem Jahr<br />
kommt ein weiteres Produkt hinzu, denn<br />
das neu gegründete Tochterunternehmen<br />
Ostsee Tank Solutions fertigt künftig<br />
Tankdächer in Stralsund. Die Abdeckungen,<br />
die in Leichtbauweise aus recyceltem<br />
Aluminium hergestellt werden, erreichen<br />
eine Spannweite von 25 bis 150 m. Sie<br />
schirmen die Tanks, deren Inhalte bereits<br />
durch »schwimmende Dächer« geschützt<br />
werden, zusätzlich vor Witterungseinflüssen<br />
ab und verhindern die Emission von<br />
Industriestraße 10<br />
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Tel. +49(0)5932 - 99 77-0<br />
Fax +49(0)5932 - 99 77-20<br />
info@wessels.com<br />
www.wessels.com<br />
© Ostseestaal<br />
Schadstoffen in die Umwelt. Ostsee Tank<br />
Solutions werde die aus dreieckigen Aluminium-Platten<br />
zusammengesetzten<br />
Tankdächer im Auftrag von internationalen<br />
Projektgesellschaften herstellen,<br />
die weltweit Tanklager für verschiedenste<br />
Auftraggeber und Einsatzzwecke errichten,<br />
teilt das Unternehmen mit. Bevorratet<br />
werden darin unter anderem Wasser,<br />
Mineralölprodukte oder Flüssiggas (LNG).<br />
»Vor allem der verstärkte Einsatz von<br />
umweltschonendem LNG etwa als Treibstoff<br />
in der Schifffahrt erfordert neue<br />
Tankkonzepte und Tanktechnologien«,<br />
erläutert Thomas Schmidt, Business Development<br />
Manager bei Ostseestaal. »Mit<br />
unserem Know-how in der Verarbeitung<br />
von hochwertigen Werkstoffen bieten sich<br />
damit neue Marktchancen.«<br />
Die Herstellung der Tankdächer soll<br />
voraussichtlich Mitte dieses Jahres starten,<br />
heißt es. Da Ostseestaal und Ostsee<br />
Tank Solutions am gleichen Standort angesiedelt<br />
sind, »können Synergieeffekte<br />
zum Beispiel in der Arbeitsplanung und<br />
Logistik genutzt werden«, betont Kühmstedt<br />
in seiner Funktion als Technischer<br />
Direktor bei Ostseestaal.<br />
Zur Vorbereitung der Tankdachproduktion<br />
werden zunächst vier Mitarbeiter bei<br />
Ostsee Tank Solutions eingestellt. In der<br />
weitgehend automatisierten Fertigung entstehen<br />
anfänglich ca. 20 Arbeitsplätze, für<br />
die ab sofort qualifizierte Fachkräfte gesucht<br />
werden. Um den Anforderungen gerecht<br />
zu werden, setzt Ostseestaal zudem<br />
»stringent auf die Aus- und Weiterbildung<br />
der Mitarbeiter.« Ferner sei geplant,<br />
umfangreich in den Ausbau der IT-Infrastruktur<br />
zu investieren. RD<br />
38 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schiffstechnik<br />
Für saubere Luft: Stern + Kreis denkt um<br />
Die Stern und Kreisschiffahrt aus Berlin investiert in den kommenden<br />
Jahren bis zu 100 Mio. € in ihre Flotte. Ziel ist eine verbesserte Umweltbilanz<br />
durch emissionsärmere Antriebe<br />
Das Thema Umwelt wird in den kommenden<br />
Jahren eines der wichtigsten<br />
Handlungsfelder in der Schifffahrt, darin<br />
sind sich Branchenxperten einig. Vor allem<br />
in städtischen Bereichen gibt es inzwischen<br />
konkrete Überlegungen, die Schiffe<br />
umweltfreundlicher zu machen. Auch in<br />
der Berliner Innenstadt findet diese Idee<br />
immer mehr Anklang.<br />
In Deutschlands Hauptstadt gibt es<br />
verschiedene Initiativen, die Stickoxidbelastung<br />
zwischen Mühlendamm und<br />
dem Haus der Kulturen der Welt zu verringern.<br />
Einer der Vorreiter ist die Stern<br />
und Kreisschiffahrt. Das zur Hegemann<br />
Gruppe zählende Unternehmen lässt in<br />
einem ersten Schritt zwei Solarfahrgastschiffe<br />
für je 180 Personen auf der Havelberger<br />
Kiebitzberg Schiffswerft bauen.<br />
Nun teilte die Bremer Hegemann-<br />
Gruppe mit, dass die Stern + Kreisschiffahrt<br />
peu à peu »Adieu« zu den Dieselschiffen<br />
sagen und in den kommenden<br />
Die kürzlich modernisierte und mit Partikelfilter versehene »Pankow«<br />
ist eins von sechs Fahrgastschiffen, die Mitte der 1970er auf der heutigen<br />
Schiffswerft Bernd Fischer (Mukrena) für die damalige Ostberliner<br />
Weiße Flotte gebaut wurden<br />
Jahren bis zu 100 Mio. € in ihre Ausflugsflotte<br />
investieren will, um sie umweltfreundlicher<br />
zu machen.<br />
»Die größte Fahrgastreederei Berlins hat<br />
ein Investitionsprogramm verabschiedet,<br />
durch das in naher Zukunft alle Schiffe mit<br />
emissionslosem beziehungsweise deutlich<br />
emissionsärmerem Antrieb auf den Wasserstraßen<br />
Berlins fahren werden«, heißt<br />
es. Neben drei bereits mit moderner Filtertechnik<br />
betriebenen Einheiten werde<br />
das erste solarbetriebene Fahrgastschiff<br />
voraussichtlich schon Mitte dieses Jahres<br />
für die Stern und Kreisschiffahrt seinen<br />
Dienst aufnehmen. Darüber hinaus<br />
würden aktuell drei Einheiten der Flotte<br />
umgerüstet und ebenfalls mit modernster<br />
Filtertechnik ausgestattet. Das Trio soll bereits<br />
in der bevorstehenden Saison wieder<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Schrittweise wird die komplette Flotte<br />
der Stern und Kreisschiffahrt umgerüstet<br />
oder durch Neubauten ersetzt, »um aktiv<br />
einen wesentlichen Beitrag zum Berliner<br />
Umwelt- und Klimaschutz zu leisten«,<br />
wie es heißt.<br />
Das gesamte Neu- und Umbauprogramm<br />
werde von der in den vergangenen<br />
Jahren sanierten Detlef Hegemann<br />
Werft in Berlin-Spandau übernommen,<br />
die ebenfalls zu der in Bremen verwurzelten<br />
Hegemann-Gruppe gehöre. Demnach<br />
verbessere das Investitionsprogramm<br />
nicht nur den Umweltschutz, sondern sichere<br />
auch regionale Arbeitsplätze und<br />
könne helfen, neue Jobs zu schaffen.ck<br />
Die Hegemann Gruppe<br />
ist eine bundesweit agierende Industrie-<br />
und Dienstleistungsgruppe,<br />
deren Tätigkeitsfelder in<br />
den Bereichen Construction, Industrie<br />
und Touristik liegen. Die<br />
Stern und Kreisschiffahrt gehört<br />
seit 1999 dazu. Im Jahr 1888 wurde<br />
sie als Spree-Havel-Dampfschiffahrts-Gesellschaft<br />
»Stern«<br />
gegründet. Heute ist sie mit über<br />
30 Fahrgastschiffen die größte<br />
Fahrgastreederei Berlins.<br />
© Stefan Maria Rother<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 39
Schiffstechnik<br />
Elektroschiffbau in neuen Dimensionen<br />
Aufgrund steigender Umweltauflagen spielen alternative Antriebskonzepte eine<br />
immer größere Rolle in der Schifffahrt. Insbesondere für Gewässer in Innenstädten<br />
gibt es Überlegungen für Elektroschiffe. Davon profitiert auch die Schiffstechnik Buchloh<br />
Kai Buchloh, Geschäftsführer bei-<br />
Schiffstechnik Buchloh, sieht Elektroschiffe<br />
einen neuen kleinen Markt, der<br />
sich im Schiffbau etabliert hat. Sein Unternehmen<br />
habe von Beginn an das Potenzial<br />
gesehen und sich eine »Vorreiterstellung<br />
erarbeitet«, sagt er im Gespräch<br />
mit der »<strong>Binnenschifffahrt</strong>«. »Mittlerweile<br />
Fragen unseren Kunden aus den anderen<br />
Geschäftsbereichen, ob wir überhaupt<br />
noch etwas anderes machen als<br />
Elektroschiffe«, berichtet Buchloh.<br />
Tatsächlich haben der Elektroschiffbau<br />
und der Generationenwechsel bei Schiffstechnik<br />
Buchloh für einige Veränderungen<br />
gesorgt. Seit November 2018 wurden<br />
die räumlichen Kapazitäten durch einen<br />
Umzug im gleichen Ort, Unkel am Rhein,<br />
nahezu verdreifacht. Personell wird aufgestockt<br />
und es werden junge Fachkräfte<br />
ausgebildet. »Meine Kollegen sind alles,<br />
was ich habe, und die Ausbildung neuer<br />
Fachkräfte nach unseren genauen Bedürfnissen<br />
ist ein wichtiger Baustein unseres<br />
Planes für die Zukunft. So ist es bei<br />
uns selbstverständlich, dass wir unsere<br />
Fachkräfte bei einer befreundeten Werft<br />
einer mehrmonatigen praktischen Ausbildung<br />
unterziehen und diese auch finanzieren«,<br />
sagt Buchloh.<br />
Auch bei den für Konstruktion und<br />
Berechnungen verwendeten Werkzeuge<br />
habe man sich auf ein »neues Level gestellt.«<br />
Man habe das komplette Hardwaresystem<br />
durch die aktuellsten Modelle<br />
speziell nach den eigenen Bedürfnissen<br />
ersetzt. »Außerdem arbeiten wir nun auf<br />
einer Softwareplattform, die uns deutlich<br />
mehr Möglichkeiten gibt, auch größere<br />
und komplexere Schiffe mit gleichen<br />
Kapazitäten abzuarbeiten«, erläutert der<br />
Manager. Des Weiteren könne man die<br />
Kunden nun besser bei der Arbeitsvorbereitung<br />
unterstützen und Baupakete in<br />
noch höherer Qualität abliefern.<br />
Speziell für die Bedürfnisse des Elektroschiffbaus<br />
hat sich das Unternehmen im<br />
Bereich der Datenanalyse interdisziplinäre<br />
Brücken zu anderen Ingenieurdienstleistern<br />
gebaut, um gemeinsam die Fahrprofilanalyse<br />
mittels Langzeituntersuchungen<br />
»auf eine neue Basis zu stellen und um perfekt<br />
zugeschnitten Antriebskonzepte für<br />
den Kunden auslegen zu können.«<br />
Elektroschiffbau nimmt zu<br />
Tatsächlich macht der Elektroschiffbau<br />
bei Schiffstechnik Buchloh bisher nicht<br />
den dominierenden Anteil der Aufträge<br />
aus, jedoch zeichnet sich eine steigende<br />
Tendenz ab. »Unseren Kunden<br />
aus den anderen Bereichen, dem Schiffbau<br />
mit konventionellen Antriebssystemen,<br />
der Schiffsumbauplanung und gutachterlichen<br />
Tätigkeiten kommen die<br />
Neuerungen spürbar zu Gute«, bekräftigt<br />
Buchloh. Die Nachfrage nach Engineering-Lösungen<br />
und Konstruktionen<br />
habe deutlich zugenommen und die Kunden<br />
seien dankbar für die qualitativ noch<br />
hochwertigeren Lösungen, die man ihnen<br />
dadurch anbieten könne.<br />
Laut Buchloh gibt es Anfragen aus aller<br />
Welt. Man arbeite daran, Aufträge in<br />
Indien, den arabischen Emiraten und in<br />
China zu akquirieren. In Deutschland sei<br />
Schiffstechnik Buchloh nicht mehr nur<br />
die erste Adresse, wenn es um Engineering-Lösungen<br />
im Binnen- und Küstenschiffbau<br />
gehe, sondern nun auch im Elektroschiffbau.<br />
»Kaum ein Reeder oder eine<br />
Werft fragt nicht zumindest ein aktuelles<br />
Elektro-Projekt bei uns an. Ich möchte behaupten,<br />
dass etwa 70% der in Deutschland<br />
fahrenden elektrischen Tonnage aus<br />
unserem Haus stammen«, sagt Buchloh.<br />
»Einige Werften legen Wert darauf, dass<br />
wir unsere Aufgaben im Hintergrund abarbeiten<br />
und die Werft die Öffentlichkeitsarbeit<br />
regelt. Wir sehen uns als die Engineering-<br />
und Know-how-Lieferanten im<br />
Hintergrund, die es einer Werft ermöglichen,<br />
technologisch anspruchsvolle Projekte<br />
umzusetzen.«<br />
Derzeit befinde man sich in der Ablieferung<br />
des Engineeringpakets für zwei<br />
Solar-Katamarane für die Fa. Kiebitzberg.<br />
Neue Projekte im Elektroschiffbau<br />
mit verschiedenen Werften würden sich<br />
anreihen, verrät Buchloh, der sich freuen<br />
würde, wenn man auch in der Region<br />
40 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schiffstechnik<br />
© Schiffstechnik Buchloh<br />
Modell der bei Kibitzberg gebauten Elektroschiffe<br />
am Rhein den Schiffbau etwas mehr nach<br />
dem niederländischen Vorbild betreiben<br />
würde. Soll heißen, dass Kooperationen<br />
zwischen den Neubauwerften und auch<br />
den Zulieferern ausgebaut und flexibel<br />
gestaltet werden. »Dies wäre ein Garant<br />
für neue innovative Konzepte mit hervorragender<br />
Qualität.« Buchloh weist darauf<br />
hin, dass es Kunden gibt, »die gern mit<br />
unseren Entwürfen und Konstruktionen<br />
Schiffe bei Werften bauen lassen wollen,<br />
mit denen wir bisher jedoch noch zu keiner<br />
Kooperation gefunden haben«. Dies<br />
sei aus seiner Sicht sehr bedauerlich, sagt<br />
Buchloh. »Ein Wunsch, den ich mir selbst<br />
erfüllt habe, ist die engere Zusammenarbeit<br />
zwischen Elektrotechnik und Schiffbau.<br />
Wir haben nun die Möglichkeit, für<br />
Projekte einen Partner ins Boot zu holen,<br />
der uns bereits seit mehr als zehn Jahren<br />
begleitet, wodurch die enge Verzahnung<br />
zwischen Schiffbau und Elektrotechnik<br />
garantiert werden könne, so der Unternehmenschef.<br />
Buchloh erwartet, »dass die elektrischen<br />
Antriebskonzepte vorerst in der Fahrgast-<br />
und Fährschifffahrt dominieren werden,<br />
bevor die Frachtschifffahrt wirklich revolutioniert<br />
wird.« Die Stromversorger seien<br />
nicht im Stande, in Kürze die riesigen<br />
Energiemengen zur Verfügung zu stellen,<br />
um Frachtschiffe oder Kabinenschiffe<br />
vollkommen zu elektrifizieren. »An dieser<br />
Stelle sehe ich unsere Firma mit Kernkompetenzen<br />
bei der Aufnahme und Auswertung<br />
von Fahrprofilen, hydrodynamischen<br />
Simulationen und Systemauslegungen<br />
ausgestattet, die zu ökonomisch sinnvollen<br />
Hybridkonzepten führen«, sagt er. TWG<br />
Das konstruktive Klebeband für den Schiffbau<br />
Im Schiffbau müssen häufig verschiedene Werkstoffe, wie z.B.<br />
Glas und Metall in unterschiedlichen Formen miteinander<br />
verbunden werden. Zudem kommen designtechnische Aspekte<br />
und Gewichtseinsparungen zum Tragen.<br />
Das doppelseitige Acrylatschaum-Klebeband „Iguna“ bietet<br />
einige Vorteile gegenüber mechanischen Fügemethoden.<br />
IGUNA in verschiedenen<br />
Formen als Klebestanzteil<br />
IGUNA<br />
Acrylatschaum<br />
Klebeband<br />
IGUNA-Formstanzteil<br />
mit Anfasslasche<br />
Das leistungsfähigste Klebeband<br />
und seine Eigenschaften<br />
■ Dauerhafte und extrem starke Klebkraft (alterungsbeständig)<br />
■ Witterungsunabhängig, kälte- und hitzebeständig<br />
■ Keine Korrosion an den Verbindungstellen<br />
■ Abdichtend gegen Flüssigkeiten & Gase<br />
■ Ausgleich von Fügeteildynamiken<br />
■ Wasserfest und UV-beständig<br />
■ Resistent gegen Chemikalien<br />
■ Isolierende Eigenschaften<br />
■ Schwingungsdämpfend<br />
Krückemeyer GmbH<br />
Dortmunder Straße 4<br />
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<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 41
Schiffstechnik<br />
Ohne Smog durch die Stadt<br />
In Göteborg soll demnächst die erst rein-elektrische Fähre in Betrieb genommen werden.<br />
Angetrieben wird sie von Volvo Penta-Motoren<br />
Die schwedische Stadt startet damit<br />
die nächste Phase des Projekts<br />
»ElectriCity«, das ein Verkehrsnetz ohne<br />
Emissionen schaffen soll. In einer Partnerschaft<br />
von Industrie, Wissenschaft<br />
und Kommunalverwaltung geht es darum,<br />
nachhaltige Verkehrssysteme zu<br />
entwickeln sowie den Energieverbrauch<br />
und die Auswirkungen des Verkehrs auf<br />
das Klima zu senken. Zuerst waren Busse<br />
dran, jetzt kommen die Schiffe.<br />
Das rein elektrische Antriebssystem<br />
der Fähre, die künftig auf dem Göta-Kanal<br />
verkehren soll, kommt vom schwedischen<br />
Motorenhersteller Volvo Penta,<br />
dessen Schwesterunternehmen bereits<br />
die Elektrobusse auf den Stadtlinien<br />
55 und 16 ausgerüstet hatte. Bislang eingesetzte<br />
Fähren sind dagegen diesel-elektrisch<br />
unterwegs.<br />
Die »Älvsnabben 4« wird von Volvo<br />
Penta in Zusammenarbeit mit den städtischen<br />
Verkehrsbetrieben Västtrafik auf<br />
einen batterieelektrischen Antrieb umgerüstet.<br />
Sie soll in der Lage sein, längere<br />
Strecken mit mehreren Stopps zu bewältigen<br />
und ihre Akkus über Nacht wieder<br />
aufzuladen. Zusätzlich steht an Bord ein<br />
Diesel-Generator bereit. Die Leistungsdaten<br />
gegenüber den zuvor genutzten<br />
Dieselmotoren sind identisch, allerdings<br />
stehe künftig ein deutlich höheres Drehmoment<br />
zur Verfügung, heißt es. Der<br />
Umbau soll Anfang 2020 beginnen und<br />
bis Ende des kommenden Jahres abgeschlossen<br />
sein.<br />
»Als Teil der Volvo Group haben wir<br />
Zugang zu der Technologie und dem<br />
Know-how aus der langjährigen Entwicklung<br />
von Elektrobussen«, erklärt<br />
Björn Ingemanson, Präsident von Volvo<br />
Penta. »Nun wollen wir unsere Expertise<br />
auf maritime Einsatzzwecke übertragen.«<br />
Das Motto: Sauber. Effizient.<br />
Västtrafik hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
die CO2-Emissionen bis 2035 um 90%<br />
zu reduzieren. ElectriCity – das sind die<br />
Volvo Group, die Region Västra Götaland,<br />
Västtrafik, die Stadt Göteborg, die<br />
Technische Universität Chalmers, die<br />
schwedische Energiebehörde, der Wissenschaftspark<br />
Johanneberg, der Wissenschaftspark<br />
Lindholmen, Göteborg<br />
Energi, Älvstranden Utveckling, Ericsson,<br />
Keolis, Akademiska Hus und Chalmersfastigheter<br />
beteiligt.<br />
Die knapp 32 m lange und 8 m breite<br />
Fähre wurde 1995 in Norwegen aus Aluminium<br />
gebaut. Der Rumpf ist eisverstärkt.<br />
Bislang sorgen zwei Volvo Penta<br />
D12 über zwei Propeller für maximal<br />
15 kn. Dazu kommen zwei Generatoren,<br />
ebenfalls von Volvo, sowie ein Bugstrahler<br />
von Jastram. Auf das Schiff passen<br />
insgesamt 148 Passagiere im Salon und<br />
80 auf dem Deck sowie 48 Fahrräder.RD<br />
© Västtrafik<br />
42 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Schiffstechnik<br />
© Fischer<br />
»Gefahrgutpapst« Ridder sagt Tschüss<br />
Klaus Ridder ist zweifelsohne ein Bestsellerautor: Denn sein »Gefahrgut-Handbuch« ist<br />
mittlerweile in zehn Bänden und »Der Gefahrgutfahrer« in einer Gesamtauflage von mehr<br />
als 1 Mio. Exemplaren erschienen. Doch nun geht er mit 77 Jahren in den Ruhestand<br />
Das »Gefahrgut-Handbuch« erschien<br />
erstmals vor 40 Jahren, nur wenige<br />
Wochen nach einer Tankwagenexplosion<br />
auf dem spanischen Campingplatz<br />
Los Alfaques mit 200 Toten. Ein Jahr<br />
später kam »Der Gefahrgutfahrer« heraus.<br />
Es folgten weitere Loseblattsammlungen,<br />
Broschüren, Lehrbücher, CDs<br />
und hunderte Fachartikel. Ein Buch<br />
über die Historie des Gefahrgutrechts<br />
erschien 2015 und beleuchtet den Transport<br />
gefährlicher Gütern über mehr als<br />
200 Jahre.<br />
Mehr als 40 Jahre lang hat sich der<br />
in Hannover geborene Diplom-Ingenieur<br />
mit der Erarbeitung von Regeln und<br />
Übereinkommen beschäftigt. Doch jetzt,<br />
mit 77 Jahren, zieht sich der »Gefahrgut-<br />
Papst« in den Ruhestand zurück. Seine<br />
Standardwerke für <strong>2019</strong> hatte er natürlich<br />
noch rechtzeitig veröffentlicht. Sein<br />
umfangreiches Archiv möchte er gern einem<br />
Nachfolger anvertrauen.<br />
Klaus Ridder arbeitete 32 Jahre im<br />
Bundesverkehrsministerium, war aber<br />
auch in vielen nationalen und internationalen<br />
Gremien tätig. Er war Chairman<br />
bei der Zentralkommission für die<br />
Rheinschifffahrt (ZKR) in Straßburg, bei<br />
der Wirtschaftskommission für Europa<br />
(ECE) in Genf sowie bei der Internationalen<br />
Atomenergie-Organisation (IAEO) in<br />
Wien. Besonders stolz ist er darauf, dass<br />
unter seiner Präsidentschaft 1997 das revidierte<br />
ADN (Europäisches Übereinkommen<br />
über die Beförderung gefährlicher<br />
Güter auf Binnenwasserstraßen) in<br />
Genf fertiggestellt werden konnte.<br />
Seine Erfahrungen gab er an Referendare<br />
der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung<br />
des Bundes und an Studenten<br />
der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg<br />
weiter. Über 20 Jahre unterrichtete er im<br />
»Haus der Technik« in Essen. Er schulte<br />
auch angehende Gefahrgutbeauftragte im<br />
Bildungszentrum »Maikammer« der Berufsgenossenschaft<br />
der chemischen Industrie.<br />
Ridder leitete nach seiner aktiven<br />
Berufslaufbahn bis einschließlich<br />
2015 die Münchner Gefahrgut-Tage sowie<br />
die Internationalen <strong>Binnenschifffahrt</strong>s-Gefahrgut-Tage<br />
und moderierte<br />
die Gefahrgut-Sicherheitstage am Nürburgring.<br />
Horst Fischer<br />
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6 Schiffsausrüstung<br />
7 Hydraulik | Pneumatik<br />
8 Bordnetze<br />
9 Mess- | Regeltechnik<br />
10 Navigation | Kommunikation<br />
11 Konstruktion | Consulting<br />
12 Umschlagtechnik<br />
13 Container<br />
14 Hafenbau<br />
15 Häfen<br />
16 Finanzen<br />
17 Makler<br />
18 Reedereien<br />
19 Datenverarbeitung<br />
20 Hardware | Software<br />
21 Spedition | Lagerei<br />
22 Versicherungen<br />
23 Wasserbau<br />
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25 Dienstleistungen<br />
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<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 49
Logistik<br />
50 Jahre Kombiverkehr KG<br />
Die Kombiverkehr KG, ein im internationalen Schienenverkehr tätiges Unternehmen<br />
aus Frankfurt am Main, feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Firmenjubiläum<br />
Heute unterhält das Unternehmen<br />
nach eigenen Angaben ein europäisches<br />
Netzwerk mit wöchentlich über<br />
770 Direkt- und Shuttlezügen, das es Spediteuren<br />
und Logistikunternehmen ermöglicht,<br />
ihre Transporte wirtschaftlich,<br />
sicher, effizient und umweltfreundlich<br />
über die Schiene abzuwickeln. Mit Umsteigemöglichkeiten<br />
für Ladeeinheiten<br />
zwischen den einzelnen Zügen sowie<br />
Mehrfachabfahrten auf verkehrsstarken<br />
Relationen und der Einbindung von mehr<br />
als 230 nationalen und internationalen<br />
Terminalstandorten bietet die Kombiverkehr<br />
KG das nach eigenen Angaben europaweit<br />
dichteste Netzwerk mit der höchsten<br />
Verkehrsfrequenz. Das Unternehmen<br />
transportiert jährlich über 900.000 Lkw-<br />
Sendungen und hält Beteiligungen an<br />
26 Gesellschaften im In- und Ausland.<br />
Am 11. <strong>Februar</strong> 1969 wurde die Kommanditgesellschaft<br />
auf Initiative des damaligen<br />
Verkehrsministers Georg Leber<br />
unter Beteiligung der Verbände des Güterfernverkehrs,<br />
der Spedition und des<br />
Möbeltransportgewerbes sowie der Deutschen<br />
Bundesbahn und 56 Straßentransporteuren<br />
und Kraftwagenspediteuren in<br />
Frankfurt am Main gegründet. Schon damals<br />
gab es das Ziel, den Straßengüterfernverkehr<br />
auf die Schiene zu verlagern.<br />
Die Verkehrsaufnahme erfolgte kurze<br />
Zeit später am 1. Juli desselben Jahres<br />
mit der Verladung der ersten Lkw-Sendung<br />
im Verladebahnhof Frankfurt am<br />
Main (Ost).<br />
50 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Logistik<br />
© Kombiverkehr<br />
Kombiverkehr hat heute moderne Loks<br />
Der Kombinierte Verkehr (KV) Schiene-Straße<br />
war Ende der 1960er-Jahre die<br />
Antwort auf die Herausforderungen einer<br />
auf modernen Massengüterverkehr<br />
ausgerichteten Wirtschaft. Mit einem innovativen<br />
Verkehrskonzept starteten die<br />
Gründer 1969 in ein neues Verkehrszeitalter.<br />
»Pionierarbeit zeichnet unser Unternehmen<br />
von Anbeginn aus«, so Robert<br />
Breuhahn, heutiger Geschäftsführer<br />
bei Kombiverkehr. »Mit einer Vielzahl an<br />
Erneuerungen in den Bereichen Vertrieb,<br />
Produktion, IT und Technik haben unsere<br />
Mitarbeiter über die letzten fünf<br />
Jahrzehnte nichts von diesem Pioniergeist<br />
verloren und setzen<br />
damit immer wieder<br />
neue Standards mit<br />
Mehrwert, die den<br />
intermodalen Verkehr<br />
in Deutschland<br />
und Europa<br />
zu einer<br />
Erfolgsgeschichte<br />
haben<br />
werden<br />
lassen.«<br />
Vom ersten<br />
Fahrplan<br />
mit<br />
vier Verbindungen<br />
in Deutschland<br />
im Unbegleiteten<br />
Verkehr, über<br />
die erste Auslandsrelation<br />
nach<br />
Frankreich 1970 sowie<br />
die Verkehrsaufnahmen<br />
der legendären<br />
Rollenden Landstraßen Ingolstadt<br />
(Manching)–Brennersee<br />
und Dresden–Lovosice Mitte der<br />
1990er-Jahre und die ersten Ganzzüge<br />
im Italienverkehr bis zum heutigen<br />
multimodalen Verkehrsnetzwerk ging<br />
die Entwicklung bei Kombiverkehr weiter.<br />
Heute ist das Unternehmen als neutraler<br />
Anbieter in der intermodalen Welt<br />
fest verankert. »Das Kerngeschäft haben<br />
wir seit den 1980er-Jahren mit nutzbringenden<br />
Geschäftsfeldern begleitet«,<br />
ergänzt Geschäftsführerkollege Armin<br />
Riedl. »Beispielsweise mit der Entwicklung<br />
innovativer Taschenwagen, neuen<br />
selbst programmierten IT-Systemen für<br />
die Transportabwicklung, Beteiligungen<br />
an Terminalbetreibergesellschaften oder<br />
der Etablierung von international tätigen<br />
Traktionsgesellschaften, die heute<br />
auf speziellen Transportkorridoren ihre<br />
Leistungen erfolgreich erbringen.« Alle<br />
Maßnahmen hätten dazu beigetragen,<br />
dass Kombiverkehr im Jahr 2007 – als<br />
erster europäischer Operateur überhaupt<br />
– in einem Geschäftsjahr mehr als 1 Mio.<br />
Lkw-Sendungen von der Straße auf die<br />
Schiene habe verlagern können.<br />
Effiziente Transportabwicklung<br />
Mit dem Projekt »Digitalisierung intermodaler<br />
Lieferketten – KV 4.0« wurde<br />
eine wichtige Maßnahme zur Modernisierung<br />
und Zukunftsfähigkeit des Intermodalsektors<br />
innerhalb der Logistikbranche<br />
gestartet. Gemeinsam mit zehn<br />
Verbundpartnern hat Kombiverkehr<br />
die Arbeiten am Projekt im September<br />
2017 begonnen. Das Hauptziel von »KV<br />
4.0« bestehe darin, über die gesamte intermodale<br />
Transportkette, beginnend<br />
mit der Abholung der Ladeeinheit beim<br />
Versender bis hin zur Zustellung beim<br />
Empfänger, den logistischen Prozess für<br />
alle Beteiligten transparenter und übersichtlicher<br />
zu gestalten, heißt es. Mit<br />
Stand heute seien sämtliche Arbeitspakete<br />
konzeptionell abgeschlossen. Damit sei<br />
ein wichtiges Zwischenziel innerhalb des<br />
dreijährigen Projekts erreicht worden.<br />
In den kommenden Monaten stehen<br />
Workshops mit ausgewählten IT-Unternehmen<br />
an, um eine finale Entscheidung<br />
für einen Dienstleister zu treffen, der das<br />
Projekt »KV 4.0« umsetzen wird. Noch<br />
im ersten Halbjahr soll die technische<br />
Umsetzung beginnen. RD<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 51
Logistik<br />
RailRunner ist insolvent<br />
Die RailRunner Europe GmbH hat einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht in Hamburg<br />
gestellt. Grund sind Zahlungsschwierigkeiten<br />
Mit Beschluss des Amtsgerichts<br />
Hamburg wurde die Rechtsanwältin<br />
Susanne Riedemann, zur vorläufigen<br />
Insolvenzverwalterin über das Vermögen<br />
der RailRunner Europe bestellt.<br />
Nach Angaben der Geschäftsleitung soll<br />
das Unternehmen in einem Regelinsolvenzverfahren<br />
saniert und neu strukturiert<br />
werden.<br />
In den vergangenen 18 Monaten hatte<br />
RailRunner versucht, einen intermodalen<br />
Dienst zwischen Braunschweig und<br />
Bratislava (Slowakei) zu etablieren. Dabei<br />
waren kranfähige Trailer, Wechselbehälter,<br />
Container und Taschenwagen<br />
eingesetzt worden. Unter rund 200 Kunden<br />
stammte der Großteil des Geschäfts<br />
aus dem Autoteile- und Komponentenverkehr.<br />
Mehrere Faktoren hätten negativ auf<br />
den Betrieb gewirkt, heißt es. Zum einen<br />
hätten lange Wartezeiten beim Beund<br />
Entladen die Kosten für die erste und<br />
letzte Meile erhöht. Zum anderen habe<br />
RHEINCARGO<br />
Europäisch vernetzt<br />
RheinCargo wird Mitglied im Netzwerk<br />
Europäischer Eisenbahnen (NEE)<br />
und verstärkt dadurch den Zusammenschluss,<br />
zu dem neben den Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
selbst auch einige<br />
Unternehmen aus deren Umfeld gehören.<br />
RheinCargo ist bereits das dritte neue<br />
Mitglied des NEE in diesem Jahr, wodurch<br />
sich die Anzahl der Unternehmen<br />
auf 55 erhöht. Hauptanliegen des<br />
Netzwerks sei es, einen fairen Wettbewerb<br />
auf der Schiene zu schaffen.<br />
Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender<br />
des NEE, freute sich auf das<br />
neue Mitglied: »Die Wettbewerbsbahnen<br />
im Schienengüterverkehr wickeln<br />
etwa die Hälfte des Schienengüterverkehrs<br />
in Deutschland ab. Wir wollen<br />
wachsen, und wir wollen, dass die Verkehrsverlagerung<br />
gelingt.« Noch immer<br />
liege der Marktanteil der Schiene<br />
bei nur 18,6 %, die Straße wächst stärker<br />
als die Schiene.<br />
n<br />
der Wiederaufbau der Gleisinfrastruktur<br />
auf der Strecke durchs Elbtal die Transportleistung<br />
verringert. Außerdem hätten<br />
Kunden »extrem lange Zahlungsfristen«<br />
gefordert. All das habe letztlich in<br />
die Insolvenz geführt.<br />
Die extremen Wetterbedingungen in<br />
Südostdeutschland und Südosteuropa sowie<br />
die allgemeine Konjunkturlage hätten<br />
ANGEBOT NACH ANTWERPEN<br />
Schweizerzug steigert Zugfrequenz<br />
Der Bahnanbieter Schweizerzug führt<br />
ab dem 2. <strong>Februar</strong> einen weiteren<br />
Rundlauf zwischen Frenkendorf (bei<br />
Basel) und dem Hafen Antwerpen ein.<br />
Dadurch erhöht sich die Anzahl wöchentlicher<br />
Verbindungen von drei auf<br />
vier. Erst Anfang des Jahres hatte das<br />
Schweizer Bahnfrachtunternehmen<br />
die Frequenz der Fahrten zwischen der<br />
Schweiz und Belgien gesteigert.<br />
Die neueste Serviceerhöhung des<br />
Schweizerzugs biete Verladern in der<br />
Schweiz und angrenzenden Ländern<br />
nicht nur mehr Import- und Exportkapazität,<br />
sondern auch zuverlässigere<br />
und flexiblere Transportoptionen,<br />
so das Unternehmen. Durch die täglichen<br />
Verbindungen zwischen Frenkendorf<br />
und Niederglatt (bei Basel) profitierten<br />
auch Verlader im Osten der<br />
Schweiz.<br />
»Der neue vierte Rundlauf zwischen<br />
Frenkendorf und Antwerpen<br />
Umsatz und Cashflow zusätzlich unter<br />
Druck gesetzt. »Die RailRunner Europe<br />
GmbH hat in den vergangenen 18 Monaten<br />
enorme Fortschritte gemacht«, sagte<br />
Charles Foskett, Geschäftsführer und<br />
CEO bei RailRunner. Die angestrebte Sanierung<br />
könne jetzt aber helfen, die die<br />
internen Abläufe zu straffen und die finanzielle<br />
Situation zu ordnen. n<br />
basiert auf einer starken Nachfrage<br />
des Marktes nach Transportkapazität<br />
zwischen der Schweiz und einem<br />
der wichtigsten Containerhäfen<br />
in Europa«, erklärt Roman Mayer,<br />
CEO der Schweizerzug AG. Das Ziel<br />
für <strong>2019</strong> sei die kontinuierliche Optimierung<br />
der Dienstleistungen. n<br />
© Schweizerzug © RailRunner<br />
52 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Logistik<br />
KV-TRANSPORTKETTE<br />
Contargo will einheitliche Sprache<br />
Das Container-Hinterlandnetzwerk Contargo<br />
stellt ab sofort die Java-Bibliothek<br />
»Intermodal Domain« mit Fachbegriffen<br />
des Kombinierten Verkehrs (KV) kostenfrei<br />
zur Verfügung. Unternehmen und<br />
Hersteller können damit auf die Inhalte<br />
des freiwilligen Standards DIN SPEC<br />
91073-DIGIT zurückgreifen.<br />
So will das Unternehmen dazu beitragen,<br />
einheitliche Begrifflichkeiten für alle<br />
Akteure der Transportkette im Kombinierten<br />
Verkehr zu schaffen und die<br />
Kommunikation erleichtern. »Die Bibliothek<br />
soll dazu beitragen, die DIN SPEC<br />
maximal zu verbreiten«, erklärt Henrik<br />
Hanke, IT-Manager Contargo. »Sie kann<br />
einfach in jeden Programmiercode eingebunden<br />
und dann quasi als Wörterbuch<br />
genutzt werden.« Das sei für alle Unternehmen<br />
hilfreich, die Digitalkommunikation<br />
mit und innerhalb der Transportwirtschaft<br />
durchführen möchten, also für<br />
Akteure der Hinterlandlogistik oder Hersteller<br />
von Software.<br />
Das Anliegen dahinter: »Als Unternehmen<br />
im Kombinierten Verkehr ist Contargo<br />
sehr an der Verbesserung der Kommunikation,<br />
der Vereinheitlichung von<br />
Begriffen und der Schaffung von Standards<br />
interessiert«, so<br />
Henrik Hanke.<br />
Contargo verfügte bereits<br />
vor der DIN SPEC<br />
91073-DIGIT über eine<br />
eigene Bibliothek mit<br />
Fachbegriffen des KV auf<br />
Deutsch und Englisch –<br />
also über eine Sammlung<br />
von Programmelementen,<br />
die es den Nutzern<br />
ermöglicht, diese Begriffe<br />
in andere Anwendungen<br />
einzubinden. Nun hat Contargo die<br />
eigene bereits bestehende Bibliothek an<br />
die DIN SPEC angeglichen. Entstanden<br />
ist die »Intermodal Domain«, die nach<br />
wie vor auch Contargo-eigene Begriffe<br />
enthält, allerdings nur, wenn es keinen<br />
entsprechenden Begriff in der DIN<br />
SPEC gibt.<br />
Die Nutzer haben die Möglichkeit, die<br />
eigenen Anpassungen wieder in die Basisversion<br />
zurückfließen zu lassen, wo sie<br />
geprüft und gegebenenfalls übernommen<br />
werden. So soll die DIN SPEC als lebendes<br />
Dokument weiterentwickelt werden.<br />
Neben einheitlichen Begriffsdefinitionen<br />
und Erläuterungen zu Themen des<br />
Das Contargo-Terminal in Neuss<br />
Kombinierten Verkehrs enthält die im<br />
April 2018 publizierte DIN SPEC 91073 in<br />
einer umfangreichen Datenstrukturliste<br />
Stammdaten, Prozessdaten und Statusinformationen.<br />
Aus dieser Struktur heraus<br />
werden Mindestanforderungen an<br />
die Informationskette festgelegt und eine<br />
Grundlage für die Kommunikation aller<br />
KV-Akteure geschaffen.<br />
Die DIN SPEC wurde von der Studiengesellschaft<br />
für den Kombinierten Verkehr<br />
beim Deutschen Institut für Normung<br />
initiiert. In die Entwicklung waren<br />
rund ein Dutzend am Transportprozess<br />
beteiligte Akteure des KV eingebunden,<br />
darunter auch Contargo.<br />
n<br />
© Contargo<br />
TWENTE-REGION<br />
Kräfte werden gebündelt<br />
Der Gewerbepark XL Businesspark, der<br />
Hafen von Twente und die Logistik Association<br />
haben fusioniert und arbeiten<br />
nun unter dem Namen Port of Twente<br />
zusammen. Damit wird der niederländische<br />
Hafen zum Manager von acht Binnenhäfen.<br />
Darüber hinaus besteht die Aufgabe<br />
von Port of Twente darin, den Logistik-<br />
Business-Park weiterzuentwickeln, ferner<br />
ist das Unternehmen somit nun auch<br />
Ansprechpartner für Logistikfirmen, die<br />
sich in der Region Twente bereits niedergelassen<br />
haben, oder niederlassen wollen.<br />
Der Hafen von Twente sei ein wichtiger<br />
Motor für die Wirtschaft in der Region,<br />
heißt es. Man habe sich unter anderem die<br />
Gewinnung, Entwicklung und Bindung<br />
von Talenten in der Logistik zum Ziel<br />
gesetzt und wolle dem Nachwuchs breite<br />
Karriereperspektiven anbieten. Darüber<br />
hinaus soll sich die gegenseitige Zusammenarbeit<br />
und der Wissensaustausch<br />
zwischen den Logistikunternehmen<br />
in der Region<br />
weiter verbessern. Zudem<br />
streben die Niederländer<br />
eine generelle Stimulierung<br />
des Wasserstransports<br />
an und wollen insbesondere<br />
intelligente<br />
Systeme in der Logistik<br />
fördern, die einen Beitrag<br />
zum sicheren und sauberen<br />
Verkehr leisten. Die<br />
weitere Digitalisierung des<br />
Wasserstraßentransports durch die Entwicklung<br />
von Smart Port of Twente spiele<br />
hierbei eine wichtige Rolle, heißt es. Der<br />
XL Businesspark biete Platz für neue und<br />
große (Logistik)-unternehmen, die ein<br />
Grundstück von 2 ha oder mehr suchten.<br />
»Eine starke Positionierung von Twente<br />
als Logistik-Hotspot trägt dazu bei, Logistikaktivitäten<br />
für die Ansiedlung in<br />
einem der Hafengebiete anzuziehen«, so<br />
In Twente soll der Logistik-Park weiterentwickelt werden<br />
Port of Twente. Die Region sei der Standort<br />
für Investoren, Entwickler und Unternehmen<br />
der Logistikbranche und einer<br />
der größten Binnenhäfen, sowohl<br />
für den Massenguttransport als auch für<br />
Container.<br />
Ein weiteres Ziel des Zusammenschlusses<br />
sei, eine bessere Lobby in Brüssel und<br />
Den Haag, dem Regierungssitz der Niederlande,<br />
zu erreichen.<br />
n<br />
© Port of Twente<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 53
Seehäfen | Shortsea<br />
Schiffe im NOK werden immer größer<br />
Ein bisschen mehr Ladung, deutlich größere Schiffe: Durch den Nord-Ostsee-Kanal (NOK)<br />
wurden im vergangenen Jahr knapp 87,5 Mio. t Ladung befördert – 1 % mehr als im Vorjahr<br />
Der Trend zu größeren Frachtern<br />
setzt sich weiter fort. Zwar wurden<br />
2018 nur 30.009 Schiffe und damit<br />
280 weniger als im Vorjahr gezählt.<br />
Auch die Bruttoraumzahl war<br />
mit 132.690.046 leicht rückläufig (2017:<br />
BRZ 134.808.287). Größere Einheiten<br />
aber sorgten für mehr Ladung – trotz der<br />
schweren Havarie im <strong>Februar</strong>.<br />
In der Nacht vom 19. auf den 20. <strong>Februar</strong><br />
hatte das Containerschiff »Akacia«<br />
das südliche Schleusentor in Kiel-Holtenau<br />
in Richtung Förde gerammt und<br />
zerstört. Dies hatte bis zum Einsatz des<br />
Ersatztores Anfang April zu Einschränkungen<br />
für die Schifffahrt geführt.<br />
Ein Drittel aller Schiffe im NOK zählt zu<br />
den größten Verkehrsgruppen, die den Ka-<br />
43.231 42.811<br />
Schiffe im Nord-Ostsee-Kanal<br />
30.314<br />
31.933<br />
33.522<br />
34.879<br />
30.948<br />
32.589 32.091<br />
29.284<br />
30.269 30.009<br />
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
54 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Seehäfen | Shortsea<br />
nal befahren«, sagt Hans Heinrich Witte,<br />
Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt (GDWS). Dazu gehören<br />
alle Einheiten von mehr als 120 m Länge<br />
und Tiefgängen von mehr als 6 m. Die »Delphis<br />
Bothnia« zählt mit ihren Schwestern<br />
zu den aktuell größten Containerschiffen,<br />
die den NOK befahren. Die Frachter haben<br />
eine Kapazität für fast 2.000 TEU.<br />
Im Durchgangsverkehr haben<br />
20.882 Schiffe (2017: 21.324) 80 Mio.t an<br />
Ladung transportiert. Das sind im Vergleich<br />
zum Vorjahr 442 Schiffe weniger,<br />
aber 747.436 t mehr an Gütern. Einbußen<br />
von 4% hatte es in Folge des Embargos im<br />
Russland-Verkehr gegeben. Beim Schiffsverkehr<br />
zu den Häfen innerhalb des<br />
NOK, im sogenannten Teilstreckenverkehr,<br />
waren 9.127 Frachter unterwegs, die<br />
6.631.178 t Ladung transportiert haben.<br />
Auch hier der gleiche Trend: 160 Schiffe<br />
weniger sorgten für ein Ladungsplus von<br />
71.816 t. Rund 155 Mio. € hatte der Bund<br />
im vergangenen Jahr in die Wasserstraße<br />
investiert. Folgende Meilensteine wurden<br />
2018 gesetzt:<br />
••<br />
Weichendalben: Im August 2018 wurden<br />
in den Weichen Breiholz und Oldenbüttel<br />
die letzten Holzbündeldalben<br />
durch Stahlmonodalben ersetzt.<br />
••<br />
Schleusenanlage Brunsbüttel: Die<br />
Wände der fünften Schleusenkammer<br />
wurden weitgehend eingebracht.<br />
••<br />
Schleusenanlage Kiel-Holtenau:<br />
2018 wurde der Bau des neuen Mitteldükers<br />
unter der Schleusenanlage abgeschlossen.<br />
Mit dem Bau der sogenannten<br />
Fangedämme und dem<br />
Verfüllen der kleinen Schleusenkammern<br />
wurde begonnen.<br />
••<br />
Ausbau der Oststrecke: Die Bauarbeiten<br />
für die Lose 4 + 5 (Großkönigsförde<br />
bis Schinkel) sollen nach Angaben<br />
der Behörden in Kürze ausgeschrieben<br />
werden.KF<br />
© Wägener<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 55
Seehäfen | Shortsea<br />
Bremen investiert 140 Mio. € in die Häfen<br />
Das Land Bremen hat ein positives Fazit für seine Hafenaktivitäten im vergangenen<br />
Jahr gezogen. Für die Zukunft wird investiert – und am umstrittenen Offshore-Terminal<br />
Bremerhaven (OTB) festgehalten<br />
Mit einem stabilen Umschlagvolumen<br />
hätten die Häfen ihre Position<br />
im Wettbewerb gehalten«, sagte bremenports-Geschäftsführer<br />
Robert Howe<br />
beim Neujahrsempfang in Berlin. Dabei<br />
sei der Passagierzuwachs am Kreuzfahrtterminal<br />
besonders erfreulich gewesen.<br />
Der rot-grüne Senat habe zudem im vergangenen<br />
Jahr mit der Freigabe von mehr<br />
als 140 Mio.€ die Weichen für eine Erneuerung<br />
mehrerer Hafenanlagen gestellt.<br />
»Das schafft Voraussetzungen, die<br />
bremischen Häfen weiter zu stärken«,<br />
so Howe. Beim Thema OTB sei bremenports<br />
gemeinsam mit dem Senat fest davon<br />
überzeugt, dass das Schwerlastterminal<br />
für Windenergieanlagen notwendig,<br />
sinnvoll und gut begründet sei. »Die Zukunft<br />
der Offshore-Energie kommt erst<br />
noch und zwar nicht nur in Deutschland<br />
und Europa, sondern weltweit«, sagte der<br />
Manager. Bremerhaven habe dabei nach<br />
wie vor beste Chancen, mit seinem starken<br />
Cluster von dieser Entwicklung zu<br />
profitieren. Auf Bundesebene sei festzustellen,<br />
dass sich die Ausgangsbedingungen<br />
für die Offshore-Industrie nach<br />
Jahren der Unsicherheit derzeit wieder<br />
deutlich verbesserten.<br />
Vor den Vertretern aus Wirtschaft, Verbänden<br />
und Politik zeigte sich Howe optimistisch,<br />
dass auch nach der Bürgerschaftswahl<br />
im Mai dieses Jahres der<br />
Hafen mit politischer Unterstützung rechnen<br />
kann: »Ich bin sicher, dass im Land<br />
Bremen in den kommenden Jahren keine<br />
Hafenbecken aus der Nutzung genommen<br />
werden, sondern vielmehr weiter zielgerichtet<br />
für Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität<br />
der Häfen gearbeitet wird.«<br />
Mehr Fläche für Autoumschlag<br />
Eine Erweiterung in Bremerhaven betrifft<br />
das Areal für den Automobilumschlag.<br />
Dafür wird eine der letzten freien<br />
Hafenentwicklungsflächen genutzt.<br />
Im Bereich des Osthafens wurde bereits<br />
die sogenannte Dreiecksfläche gerodet,<br />
um dann als Hafenfläche neu entwickelt<br />
zu werden. Das derzeit brachliegende Gebiet<br />
hat laut bremenports eine Größe von<br />
etwas über 2 ha und ist eine der letzten<br />
für die Hafenerweiterung im Hafengebiet<br />
zur Verfügung stehende Fläche. Nach<br />
der Rodung will die Hafengesellschaft die<br />
Flächen aufsanden und für die endgültige<br />
Herrichtung baureif vorbereiten. Benötigt<br />
wird die Fläche von der BLG Logistic<br />
Group, um ihre kajennahen Operationsflächen<br />
für den Automobilumschlag und<br />
für die Fahrzeuge der Kategorie High &<br />
Heavy zu erweitern. Die Dreiecksfläche<br />
befindet sich in unmittelbarer Nähe zur<br />
Weserportkaje am Osthafen.<br />
Nach der Bauvorbereitung durch bremenports<br />
werde die BLG die Betriebsfläche<br />
herstellen und an die eigene Betriebsfläche<br />
(Bahnübergang erforderlich) sowie<br />
an die Brückenstraße und die Straße am<br />
Erzhafen anbinden, heißt es. Da bei der<br />
Rodung der Fläche und dem Verfüllen von<br />
Gewässern auch Naturgüter verloren gehen,<br />
muss die Maßnahme nach dem Bundesnaturschutzgesetz<br />
kompensiert werden.<br />
Diese Kompensation wird in der<br />
Gemeinde Debstedt im Landkreis Cuxhaven<br />
durchgeführt. Hier soll eine bislang<br />
intensiv als Weideland genutzte Fläche<br />
mit Bäumen, Gewässern und Röhricht<br />
ökologisch aufgewertet werden.<br />
56 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Seehäfen | Shortsea<br />
© Hero Lang<br />
Sanierung betragen nach Angaben von<br />
bremenports rund 3 Mio.€.<br />
Bereits im Juni des vergangenen Jahres<br />
war das erste generalüberholte Schleusentor<br />
in Oslebshausen eingebaut worden.<br />
Im Frühjahr dieses Jahres soll das<br />
sanierte Tor ins Binnenhaupt der Schleuse<br />
eingebaut werden. Das ausgebaute Tor<br />
soll nach weiterer Ausschreibung, entsprechend<br />
dem Muster der bereits umgebauten<br />
Tore, ertüchtigt werden. Mit<br />
dieser Maßnahme werden die umfangreichen<br />
Umbau- und Instandsetzungsarbeiten<br />
an den Toren der Schleuse Oslebshausen<br />
Ende <strong>2019</strong> abgeschlossen.<br />
Die Oslebshauser Schleuse sichert die<br />
Betriebsfähigkeit des Bremer Industriehafens.<br />
Dort ist knapp die Hälfte des<br />
Umschlags von Bremen-Stadt konzentriert.<br />
Nahezu sämtliche Gütergruppen<br />
werden dort umgeschlagen: neben Stahl<br />
und Stahlerzeugnissen, Holz, Projektladung,<br />
Fahrzeug- und Anlagenteilen, gehören<br />
ebenso Massengüter wie z.B. Mineralöle,<br />
Bau- und Abfallstoffe dazu.<br />
Howe hob hervor, dass der Bremer Industriehafen<br />
von einer leistungsfähigen<br />
Zufahrt profitiert. »Um die Gesamtsituation<br />
im Hafen zu<br />
verbessern, sind in<br />
den vergangenen<br />
Jahren<br />
Hafenbecken<br />
verbreitert und vertieft worden.<br />
Dies ermöglicht inzwischen auch größeren<br />
Schiffen den Hafen zu erreichen und<br />
hat so bereits zu einer weiteren Belebung<br />
des Umschlaggeschäftes geführt.« Howe<br />
kündigte an, dass die Vertiefung von Hafenbecken<br />
im Industriehafen in den kommenden<br />
Jahren fortgesetzt werden soll.<br />
Die ursprünglich 1908 bis 1910 erbaute<br />
Schleuse Oslebshausen bringt es nach<br />
vielen baulichen Veränderungen auf eine<br />
Kammerlänge von 249 m.<br />
Blick Richtung Island<br />
Auch bei den Planungen für die Entwicklung<br />
eines Hafens am isländischen Finnafjord<br />
sieht Howe ermutigende Signale. Der<br />
Gesellschaftsvertrag zur Gründung einer<br />
Hafenentwicklungsgesellschaft sei mit<br />
den isländischen Partnern ausverhandelt.<br />
Nach Zustimmung der Aufsichtsgremien<br />
könne die Suche nach einem Investor vorangetrieben<br />
werden und die konkrete Hafenplanung<br />
beginnen. Ziel sei es, in den<br />
kommenden fünf Jahren Baurecht für den<br />
Hafen zu schaffen.<br />
n<br />
Schleusentor zurück in Bremen<br />
Auch in den stadtbremischen Häfen gibt<br />
es Baumaßnahmen. Jüngst ist das durch<br />
German Ship Repair sanierte Binnenhaupt<br />
der Schleuse Oslebshausen von<br />
Bremerhaven zurück zum Bremer Industriehafen<br />
gebracht worden. Bei der<br />
rund 60 km langen Strecke über die<br />
Weser assierten ein Schwimmkran<br />
und zwei Schlepper.<br />
Das 800 t schwere Schleusentor<br />
war in den vergangenen Monaten<br />
durch German Ship Repair im Fischereihafen<br />
von Bremerhaven turnusgemäß<br />
instandgesetzt, repariert<br />
und komplett neu konserviert worden.<br />
Neben diesen Routinearbeiten wurde<br />
das 36 m lange Tor mit einer etwa 1 m<br />
hohen zusätzlichen Hochwasserschutzwand<br />
versehen. Dies soll die Schleusenanlage<br />
künftig gegen höher auflaufende<br />
Sturmfluten sichern. Die Kosten für die<br />
© bremenports<br />
Das Tor der Schleuse Ostlebshausen<br />
wurde in Bremerhaven instandgesetzt<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 57
Seehäfen | Shortsea<br />
HHLA erweitert Containerbahnhof<br />
Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) hat den Ausbau des Bahnhofs<br />
am Container Terminal Burchardkai (CTB) beendet. Dadurch erhöht sich die<br />
Leistungsfähigkeit der Umschlageinrichtung um mehr als ein Viertel<br />
Der Containerbahnhof des Burchardkai,<br />
der schon vor dem Ausbau zu<br />
den größten in Europa gehörte, hat zwei<br />
zusätzliche Gleise und zwei neue Bahnportalkrane<br />
von Kocks Ardelt Kranbau<br />
bekommen. Die beiden Umschlageinrichtungen<br />
am Nordmodul sind dafür<br />
weggefallen, so der Kranhersteller. Die<br />
neuen Geräte seien zudem mit einem längeren<br />
Kragarm ausgestattet. Der Bahnhof<br />
verfügt nunmehr über zehn Gleise,<br />
auf denen 740 m lange Züge abgefertigt<br />
werden können. Kürzlich hat der zweite<br />
von nun insgesamt vier Bahnkranen als<br />
abschließendes Ausbauelement den Betrieb<br />
aufgenommen.<br />
»Wir haben unseren Bahnhof erneut<br />
erweitert und stellen unseren Kunden dadurch<br />
mehr als nur zusätzliche Kapazität<br />
zur Verfügung. Die vier unabhängig voneinander<br />
agierenden Bahnkrane ermöglichen<br />
eine flexiblere Abfertigung und<br />
schnellere Reaktionsmöglichkeiten beim<br />
Umschlag auf der Schiene«, sagt CTB-<br />
Geschäftsführer Andreas Hollmann.<br />
Jeweils fünf Gleise werden durch zwei<br />
Bahnkrane bedient. Alle Krane werden<br />
nach Angaben des Betreibers umweltfreundlich<br />
mit Ökostrom betrieben.<br />
Auch die Arbeitssicherheit sei verbessert<br />
worden. An den Kosten der Baumaßnahmen<br />
in Höhe von 13 Mio.€ beteiligte sich<br />
das Eisenbahnbundesamt im Rahmen eines<br />
Programms zur Förderung des kombinierten<br />
Verkehrs.<br />
Kapazität erhöht sich um über 25%<br />
Durch den Ausbau steigt die Kapazität<br />
des Bahnhofs um etwa 200.000 auf ungefähr<br />
850.000 Standardcontainer (TEU)<br />
pro Jahr. Seit 2010 wuchs der jährliche<br />
Bahnumschlag am CTB nach Angaben<br />
der HHLA um knapp 50%. Gleichzeitig<br />
stieg der Anteil des Verkehrsträgers Bahn<br />
am gesamten Containeraufkommen im<br />
Hamburger Hafen zwischen 2010 und<br />
2017 von 36,5 auf 42,8%. Damit sei Hamburg<br />
der mit Abstand größte Eisenbahnhafen<br />
in Europa.<br />
Die Erweiterung der Schienentransportkapazitäten<br />
am CTB könne den<br />
Die Kapazitätserweiterung am CTB soll die Leistungsfähigkeit um mehr als 25 % erhöhen<br />
Anteil der Bahn am Verkehrsträgermix<br />
mittelfristig noch weiter erhöhen,<br />
sagt HHLA-Vorstand Jens Hansen: »Die<br />
zahlreichen hochfrequenten Eisenbahnverbindungen<br />
sind im europäischen<br />
Vergleich ein klarer Standortvorteil des<br />
Hamburger Hafens. Wir gehen davon<br />
aus, dass sie durch eine verbesserte Verkehrsanbindung<br />
des CTB ab dem Jahr<br />
2020 deutlich zunehmen werden. Darauf<br />
sind wir schon jetzt bestens vorbereitet.«<br />
Nach Inbetriebnahme neuer Waltershofer<br />
Straßen- und Eisenbahnbrücken wird<br />
die Schienenanbindung des CTB an das<br />
Netz der Hamburger Hafenbahn nicht<br />
mehr ein-, sondern zweigleisig laufen<br />
und außerdem durch neue Weichen eine<br />
zusätzliche Zuführung zum CTB-Bahnhof<br />
zur Verfügung stehen. Das von der<br />
Hamburg Port Authority (HPA) betreute<br />
Projekt für die zusätzlichen Gleise soll<br />
2020 abgeschlossen werden.<br />
Weitere Investitionen geplant<br />
Die HHLA will auch künftig in den Ausbau<br />
ihrer Terminalanlagen und die Erweiterung<br />
der intermodalen Transportund<br />
Umschlagkapazitäten investieren.<br />
Bis zum Jahr 2022 seien Investitionen in<br />
Höhe von 800 Mio.€ im Bereich Hafenlogistik<br />
geplant, wovon 450 Mio.€ für das<br />
Segment Container und 350 Mio.€ für die<br />
Intermodal-Sparte vorgesehen seien.<br />
Eine davon wurde bereits umgesetzt,<br />
denn Container Terminal Tollerort<br />
(CTT) sind jetzt zwei Van-Carrier<br />
mit Hybrid-Antrieb im Einsatz. Sie<br />
sollen den Verbrauch um 15% senken.<br />
Überschüssige Energie, die beispielsweise<br />
beim Bremsvorgang oder beim Senken<br />
der Last freigesetzt wird, speichert<br />
der Van-Carrier (VC) in einer Lithium-<br />
Ionen-Batterie. Im Fahrbetrieb wird diese<br />
Energie aus der Batterie genutzt. »Der<br />
Verbrennungsmotor wird dadurch wesentlich<br />
entlastet«, teilt die HHLA mit.<br />
Hersteller Konecranes verspreche pro<br />
Hybrid-Van-Carrier im Vergleich zu dem<br />
zuletzt an den CTT gelieferten diesel-elektrischen<br />
Modell eine jährliche Einsparung<br />
von mindestens 15% Kraftstoff. Auch wird<br />
eine jährliche Reduzierung um 30 bis 50 t<br />
CO2 je Van-Carrier prognostiziert.<br />
»Mit den neuen Hybrid-Van-Carriern<br />
senken wir unsere Energiekosten und reduzieren<br />
gleichzeitig die Emissionen. Sie<br />
sind ein weiterer Beleg dafür, dass die<br />
HHLA konsequent auf modernste Technik<br />
und intelligente Lösungen setzt. Davon<br />
profitieren das Unternehmen, die<br />
Umwelt und die Beschäftigten«, so CTT-<br />
Geschäftsführer Thomas Koch.<br />
Entwickelt und getestet wurden die beiden<br />
Batterie-Hybrid Konecranes Noell<br />
Van-Carrier im Würzburger Werk von<br />
Konecranes. Hubert Foltys, Direktor Business<br />
Line Straddle Carrier bei Konecranes,<br />
zeigt sich »stolz darauf«, dass die neue Generation<br />
von Van-Carriern mit batteriehybridem<br />
Antrieb am Tollerort in Hamburg<br />
erstmals zum Einsatz kommt.RD<br />
© HHLA<br />
58 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Seehäfen | Shortsea<br />
Ineos investiert Milliarden in Antwerpen<br />
Das Chemieunternehmen Ineos baut für rund 3Mrd.€ weitere Anlagen in Antwerpen. Es ist<br />
die größte Investitionssumme in der europäischen Chemieindustrie seit 20 Jahren<br />
Anfang des Jahres hatte Ineos eine<br />
Großinvestition angekündigt. Mehrere<br />
europäische Standorte standen zur<br />
Wahl, aber am Ende entschied sich der<br />
britische Chemiekonzern für Antwerpen.<br />
Ineos plant den Bau einer Propan-<br />
Dehydrierungsanlage (PDH) und einen<br />
Ethan-Cracker in Antwerpen. Diese werden<br />
benötigt, um Propan beziehungsweise<br />
Ethan in Propylen und Ethylen<br />
umzuwandeln. Das sind Rohstoffe für<br />
chemische Produkte, die in einer Vielzahl<br />
von Branchen wie Automobil, Bau,<br />
Bekleidung, Kosmetik und Körperpflege,<br />
Pharmazie, Elektronik und Verpackungsmaterialien<br />
eingesetzt werden.<br />
Die Investition wird am bestehenden<br />
Standort in Lillo im Antwerpener Hafengebiet<br />
sowie angrenzenden Arealen<br />
getätigt. Zu diesem Zweck übernimmt<br />
das Unternehmen ungenutzte Teil-Konzessionen<br />
von benachbarten Betrieben,<br />
was eine optimale Integration in die bestehende<br />
Chemieindustrie gewährleisten<br />
soll. So werden die neuen Anlagen per<br />
Pipeline an verschiedene Ineos-Ethylenund<br />
Propylenderivat-Anlagen im europäischen<br />
Ausland angebunden.<br />
Die Fertigstellung eines Projekts dieser<br />
Größenordnung dauere in der Regel<br />
vier bis fünf Jahre, so der Chemiegigant.<br />
Entsprechend sollen die neuen Produktionsanlagen<br />
bis 2024 in Betrieb gehen.<br />
Nach der Inbetriebnahme schaffen sie<br />
400 direkte Vollzeitarbeitsplätze sowie<br />
das Fünffache an indirekten Arbeitsplätzen.<br />
Während der Bauphase werden rund<br />
3.000 Menschen beschäftigt sein.<br />
Chemie nimmt Schlüsselrolle ein<br />
»Die Tatsache, dass nach Borealis nun<br />
auch Ineos den Standort Antwerpen gewählt<br />
hat, bringt die Chemiebranche in<br />
Flandern mehr denn je auf die Weltkarte«,<br />
sagt Frank Beckx, Geschäftsführer<br />
des belgischen Chemieverbands essenscia<br />
vlaanderen. Insbesondere der Bau<br />
eines hochmodernen Crackers auf dem<br />
neuesten Stand der Technik sei von großer<br />
strategischer Bedeutung. »Eine solche<br />
Investition – die sehr wahrscheinlich<br />
andere ihrer Art anziehen wird – stärkt<br />
die Position der Chemischen Industrie<br />
als Schlüsselsektor der flämischen Wirtschaft<br />
weiter.«<br />
Zuletzt wurde in den 1990er-Jahren<br />
eine derartige Anlage in Westeuropa gebaut.<br />
Ein Cracker produziert essenzielle<br />
Basismoleküle, die die Grundlage der gesamten<br />
Chemischen Industrie bilden.<br />
»Dass sich Ineos mit dieser Investition<br />
für unseren Hafen entschieden hat, ist<br />
natürlich eine außerordentlich erfreuliche<br />
Nachricht. Einmal mehr zeigt sich,<br />
dass wir als größter integrierter Chemiecluster<br />
Europas eine starke Anziehungskraft<br />
auf internationale Investoren<br />
haben«, kommentiert Jaques Vandermeiren,<br />
CEO der Antwerp Port Authority.<br />
Darüber hinaus sei die Produktion von<br />
Propylen und Ethylen die Grundlage für<br />
viele andere Prozesse, so dass die Herstellung<br />
dieser Basiskomponenten die Rohstoff-Positionierung<br />
in der Chemischen<br />
Industrie und vielen anderen Industrien<br />
Belgiens weiter stärken werde. »Diese<br />
Mega-Investition erhöht die Gesamtsumme<br />
der Neu-Investitionen, die wir im<br />
vergangenen Jahr nach Antwerpen holen<br />
konnten, auf mehr als 5 Mrd. €. Dies werde<br />
zweifellos dazu beitragen, die Präsenz<br />
der Industrie in Antwerpen zu sichern<br />
und einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen<br />
Zukunft für den Hafen und die<br />
belgische Wirtschaft zu leisten.<br />
Anfang dieses Jahres wurde das »Welcome<br />
Team for the Chemical Sector« von<br />
Flanders Investment & Trade (FIT) und<br />
dem Branchenverband essenscia vlaanderen<br />
gegründet. Diese Initiative versammelt<br />
ein Expertenteam, um ausländische<br />
Unternehmen des Chemiesektors bei ihren<br />
Investitionsvorhaben intensiv zu unterstützen<br />
und die Vorteile des Chemiesektors<br />
in Flandern hervorzuheben – so<br />
etwa in den Bereichen Innovation, Steuerwesen<br />
und Investitionsförderung. Mit<br />
rund 300 Investitionsprojekten macht<br />
der Chemie- und Life-Science-Sektor seit<br />
2010 etwa die Hälfte aller ausländischen<br />
Investitionen in Flandern aus.RD<br />
Das Chemiecluster in Antwerpen wächst weiter<br />
© Wägener<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 59
Wasserstraßen | Häfen<br />
© Stadtmarketing Mannheim<br />
Eine Seilbahn über den Rhein?<br />
Mannheim und Ludwigshafen könnten künftig durch eine<br />
Seilbahn verbunden werden. Was sich nach einer kühnen<br />
Vision anhört, könnte auch den Güterumschlag steigern<br />
Die Verkehrsplaner zu beiden Seiten<br />
des Rheins prüfen tatsächlich, ob<br />
der Bau einer Seilbahn über den Rhein<br />
Sinn machen könnte. Es wäre eine Möglichkeit,<br />
die Straßen und Brücken zwischen<br />
Mannheim und Ludwigshafen zu<br />
entlasten. Noch in diesem Frühjahr soll<br />
eine Analyse vorgelegt werden, um das<br />
Potenzial eines solchen Projekts zu ergründen.<br />
Ein konkreter Anlass der Überlegungen<br />
ist der geplante Abriss und Neubau<br />
der Hochstraße Nord in Ludwigshafen.<br />
Die Arbeiten sollen insgesamt acht bis<br />
zwölf Jahre (!) dauern. Befürchtet werden<br />
erhebliche Staus in der ohnehin stark<br />
vom (Güter-)Verkehr belasteten Region.<br />
Auch für viele Pendler stellt sich dann die<br />
Frage, wie sie aufs andere Rheinufer kommen<br />
sollen.<br />
Völlig aus der Luft gegrifffen ist die<br />
Idee nicht. Denn in Koblenz gibt es bereits<br />
seit 2011 eine Seilbahn über den<br />
Rhein. Die zur Bundesgartenschau für<br />
12 Mio. € errichtete Anlage verbindet die<br />
Rheinanlagen in Höhe der Basilika St.<br />
Kastor mit dem Plateau vor der Festung<br />
Ehrenbreitstein und kann 7.600 Fahrgäste<br />
pro Stunde befördern.<br />
Die Überlegungen flussabwärts, in<br />
Mannheim und Ludwigshafen, stehen<br />
dagegen am Anfang, den Ideen sind dafür<br />
aber auch noch keine Grenzen gesetzt.<br />
Selbst eine Güterbahn kann man<br />
sich dort vorstellen. Zu den Befürworter<br />
und Initiatoren gehört Mannheims Hafendirektor<br />
Roland Hörner, der sich das<br />
gut vorstellen kann. Auch gegenüber, bei<br />
den Hafenbetrieben Ludwigshafen, ist<br />
man nicht abgeneigt, »auch wenn noch<br />
eine ganze Reihe an Fragen zu klären<br />
sind«, sagt Robert Arndt. Auch der Chemiekonzern<br />
BASF ist einbezogen, er ist<br />
nicht nur der größte Arbeitgeber der Region,<br />
sondern nutzt auch beide Häfen.<br />
Ohnehin werden Ludwigshafen und<br />
Mannheim gern als Doppelhafen bezeichnet,<br />
auch wenn sie auf verschiedenen<br />
Seiten des Flusses und in zwei verschiedenen<br />
Bundesländern liegen. Doch<br />
nicht nur die beiden Hafenchefs, Franz<br />
Reindl und Roland Hörner, verbindet<br />
Mannheim (Foto li. oben) und<br />
Ludwigshafen (re. unten), gern<br />
als Doppelhafen bezeichnet,<br />
könnten künftig noch enger<br />
zusammenrücken – wenn nach<br />
dem Vorbild von Koblenz (Bild<br />
mitte) eine Seilbahn über den<br />
Rhein die beiden Städte (und<br />
Häfen) verbinden würde<br />
eine freundschaftliche Partnerschaft.<br />
Gemeinsam sind sie seit 2012 mit sieben<br />
weiteren Oberrhein-Häfen beim TEN-V<br />
Projekt »Upper Rhine, a connected corridor«<br />
aktiv, auch im operativen Alltagsgeschäft<br />
ergänzen und helfen sich die<br />
beiden Standorte – die BASF als größter<br />
Verlader immer mittendrin.<br />
60 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Wasserstraßen | Häfen<br />
Denn wenn es in der Chemieprodution<br />
hakt, merken das sofort auch die beide<br />
Häfen. Als der Hafen Mannheim im im<br />
Jahe 2017 deutlichen Zuwachs und Ludwigshafen<br />
erhebliche Einbußen vermeldeten,<br />
war eine Explosion bei der BASF<br />
im Oktober 2016 der Grund. Der Umschlag<br />
verlagerte sich in den Mannheimer<br />
Ölhafen. Im vergangenen Jahr 2018,<br />
nach erfolgreicher Reparatur der Anlage,<br />
kehrte sich der Trend um.<br />
Gemeinsam haben die beiden Rheinhäfen<br />
13,7 Mio. t wasserseitig umgeschlagen,<br />
davon entfielen 6,3 Mio. t<br />
(+11% gegenüber 5,7 Mio. t in 2017) auf<br />
Ludwigshafen und 7,4 Mio. t auf Mannheim<br />
(–23% gegenüber 9,6 Mio. t in 2017).<br />
Während sich linksrheinisch das Hochfahren<br />
bei BASF also deutlich positiv<br />
bemerkbar machte, litt der Rhein-Neckar-Hafen<br />
Mannheim am rechten Ufer<br />
besonders unter der langanhaltenden<br />
Niedrigwasserphase in beiden Flüssen.<br />
In Ludwigshafen machen die chemischen<br />
Erzeugnisse den größten Teil des<br />
Umschlags aus, gefolgt von Erdöl, Mineralöl,<br />
-erzeugnisse, Gase. Die drittgrößte<br />
Gütergruppe sind Steine und Erden. In<br />
Mannheim dagegen gab es die stärksten<br />
Beeinträchtigungen in den Gütergruppen<br />
Erdöl, Mineralöl, -erzeugnisse, Gase<br />
sowie bei den chemischen Erzeugnissen.<br />
Die Zahl der Schiffe im Mannheimer<br />
Hafen sank von 8.588 auf 7.492. Einbußen<br />
gab es vor allem bei Düngemitteln<br />
(–60%), bei land- und forstwirtschaftlichen<br />
Erzeugnissen (–4,2%) und Containern<br />
(–24,74%). Ebenso an der Ro-<br />
Ro-Anlage im Rheinauer Hafen, wo zum<br />
Beispiel die Traktoren von John Deere<br />
verladen werden (–12,7%). In Ludwigshafen<br />
legten dagegen die Gütergruppen<br />
Mineralöl/-erzeugnisse sowie chemische<br />
Produkte besonders deutlich zu.<br />
Positiv war dagegen 2018 die Entwicklung<br />
der Passagierschifffahrt im Mannheimer<br />
Hafen. Dort haben 734 Fahrgastschiffe<br />
angelegt. Allerdings hat auch<br />
Ludwigshafen im vergangenen Jahr eine<br />
Anlegestelle für Fahrgastschiffe gebaut.<br />
Mannheim ist gemessen am Umschlag<br />
der viertgrößte Binnenhafen Deutschlands<br />
hinter Duisburg, Köln und Hamburg.<br />
Dicht dahinter liegen Ludwigshafen<br />
und Karlsruhe.KF<br />
© Hafenbetriebe Ludwigshafen<br />
© Seilbahn Koblenz<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 61
Wasserstraßen | Häfen<br />
»Der Lkw hat von der Trockenheit profitiert«<br />
© Hafen Straubing-Sand<br />
Das letztjährige Niedrigwasser hat den Hafen Straubing-Sand arg erwischt.<br />
Auf ein historisch gutes Jahr 2017 folgte ein umso stärkerer Einbruch der Umschlagzahlen.<br />
Dennoch ist man schon wieder guter Dinge<br />
Der Hafen Straubing-Sand war<br />
2018 besonders von Niedrigwasser<br />
der Donau und der Trockenheit in der<br />
Region betroffen. Nach dem historischen<br />
Höchststand im Jahr 2017 musste man einen<br />
Rückgang beim Schiffsumschlag von<br />
46% verkraften.<br />
2017 waren noch 4 Mio.t umgeschlagen<br />
worden, eine neue Bestmarke für den<br />
Standort. Beim wasserseitigen Umschlag<br />
wurde mit 795.000 t (+28,1%) ein neuer<br />
Höchstwert erzielt. Dabei ist der 1996 eröffnete<br />
Hafen eigentlich nur auf einen wasserseitigen<br />
Umschlag von 600.000 t ausgelegt.<br />
Auch der Bahnumschlag war<br />
2017 noch um 13% auf 338.000 t gestiegen.<br />
2018 kam es dann alles ganz anders.<br />
»Das war extrem bitter zumal wir keinen<br />
Einfluss auf die rein wetterbedingten<br />
Ausfälle haben«, sagt Andreas Löffert,<br />
Geschäftsleiter des Zweckverbands Hafen<br />
Straubing-Sand. Die Ausfälle 2018 konnten<br />
nur zu einem sehr geringen Teil durch<br />
eine Verlagerung auf die Bahn ausgeglichen<br />
werden. »Es ist schon zynisch, dass<br />
ausgerechnet der Lkw mit seiner schlechten<br />
Klimabilanz 2018 auch noch von der<br />
klimabedingten Trockenheit profitiert<br />
hat. Die meisten Verlagerungen wurden<br />
nämlich vom Lkw abgefangen«, sagt Löffert.<br />
Schiffsgüter aus Ungarn und Rotterdam<br />
hätten den Hafen auf der Straße erreicht.<br />
»Für den Hafen Straubing haben<br />
wir 2018 ca. 7.000 t CO2 mehr emittiert.<br />
Wir brauchen alleine schon aus Gründen<br />
des Klimaschutzes nun dringend den Donauausbau.<br />
Ich bin sicher er wird kommen«,<br />
sagt der Hafenchef. Straubing-<br />
Sand braucht den Ausbau vielleicht noch<br />
dringender als andere Donauhäfen, bei<br />
Niedrigwasser ist der Hafen sowohl von<br />
Westen aus auch von Osten schlecht erreichbar.<br />
Löffert findet es »unerträglich«,<br />
dass nach Jahrzenten der Diskussion die<br />
Planfeststellungen für den Hochwasserschutz<br />
und den sanften Ausbau der Donau<br />
immer wieder verschoben werden.<br />
»Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
des Bundes ist hier gefordert einen Punkt<br />
zu setzen um Investitionen für den umweltverträglichsten<br />
Verkehrsträger zu ermöglichen«,<br />
sagt er.<br />
Angesichts des Klimawandels ist wohl<br />
in Zukunft öfter mit Extremwetterlagen<br />
zu rechnen, also auch hin und wieder mit<br />
heißeren Sommern und niedrigen Wasserständen.<br />
»Viele Häfen mutieren zunehmend<br />
zu Bahnhöfen und kompensieren so<br />
Rückgänge auf dem Wasser. Wir sind da<br />
weiterhin Partei für die Wasserstraße als<br />
leistungsstarker und umweltfreundlichster<br />
Verkehrsträger«, erklärt der Hafenchef.<br />
Dennoch wolle man auch in neue Bahninfrastrukturen<br />
investieren. »Jede Verlagerung<br />
vom Lkw auf Schiff und Bahn<br />
erscheint mir lohnenswert für eine nachhaltigere<br />
und klimafreundlichere Organisation<br />
unserer Verkehre«, sagt er.<br />
Allerdings konnte man zum Jahresbeginn<br />
<strong>2019</strong> im Hafen schon wieder ein<br />
Plus von 40% gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
verzeichnen. »Dies stimmt uns<br />
wieder zuversichtlich für das neue Geschäftsjahr«,<br />
sagt Löffert. »Schaut man<br />
auf die letzte Dekade, dann steht der<br />
Hafen Straubing für ein signifikantes<br />
Wachstum des Schiffsgüterumschlags.<br />
Wir sehen auch in Zukunft weitere Chancen<br />
zu wachsen«, so der Hafenchef. Der<br />
Rohstoffwandel hin zu einer biobasierten<br />
Industrie werde in Straubing, der »Region<br />
der nachwachsenden Rohstoffe« weiter<br />
Wachstumstreiber sein. Außerdem<br />
sieht Löffert neue Geschäftsmöglichkeiten<br />
durch die Verlagerung von Schwerund<br />
Übermaßtransporten auf das Schiff.<br />
Beide Themen willer auf dem internationalen<br />
Kongress »Danube logistics meets<br />
growing markets« am 20. März <strong>2019</strong> in<br />
der Sennebogenakademie in Straubing<br />
mit renommierten Experten diskutieren.<br />
Der Straubinger Donauhafen liegt<br />
beim Umschlagvolumen seit Jahren<br />
über der ursprünglich geplanten Kapazität<br />
von rund 600.000 t Schiffsgüterumschlag<br />
pro Jahr. Im ufernahen Bereich<br />
gibt es keine freien Ansiedlungs- und<br />
Umschlagflächen mehr. Die Schiffsliegeplätze<br />
sind regelmäßig ein Engpass. Wird<br />
die Donau wie geplant ausgebaut, erwartet<br />
man hier eine Belebung der Wasserstraße.<br />
Die kontinuierlich gute Entwicklung<br />
im Hafenschwerpunkt Agrargüter<br />
und Biomasse, sowie die Chancen der<br />
industriellen Biotechnologie am Standort<br />
lassen laut Löffert weitere Verkehrszuwächse<br />
erwarten. Um diese mit dem<br />
Binnenschiff zu bewältigen sind alsbald<br />
umfangreiche Investitionen in neue Liegeplätze,<br />
Umschlagflächen und ein Umschlaggerät<br />
notwendig. fs<br />
62 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Wasserstraßen | Häfen<br />
RegioPort bekommt Kranbrücke<br />
Der Bau des RegioPort Weser geht in die entscheidende Phase: Für den neuen<br />
Containerhafen am Mittellandkanal hat Künz jetzt eine Kranbrücke aufgestellt<br />
Damit werde die neue Hafenanlage<br />
weithin sichtbar sein, sagte der<br />
Geschäftsführer der Mindener Hafen<br />
GmbH, Joachim Schmidt. Das neue Terminal<br />
als Teil des ehrgeizigen Ausbaus<br />
des Hafens soll offiziell Anfang April in<br />
Betrieb gehen. Dabei handelt es sich um<br />
den 1. Bauabschnitt.<br />
Seit Anfang Juli 2017 wird auf dem<br />
Grundstück in Minden-Päpinghausen<br />
gebaut. Der heutige Containerhafen ist<br />
längst an seiner Kapazitätsgrenze angelangt.<br />
Darüber hinaus ist der alte Hafen<br />
für die neue Generation von Großmotorgüterschiffen<br />
mit einer Länge von 110 m<br />
nicht erreichbar, weil die Schleusen am<br />
Industriehafen nicht lang genug sind. Die<br />
neue Schleuse am Wasserstraßenkreuz<br />
zwischen Weser und Mittellandkanal<br />
kann dagegen solche Schiffe aufnehmen.<br />
Bei der Containerverladebrücke handelt<br />
es sich um einen Einträgerkran des<br />
österreichischen Herstellers Künz mit<br />
einer Höhe von 35 m und einer Tragfähigkeit<br />
von 45 t (Nennlast) bei einer<br />
Spurweite von 60 m. Die theoretisch maximale<br />
mögliche Umschlagleistung liegt<br />
bei 28 Containern pro Stunde.<br />
Nach der Inbetriebnahme soll das Umschlaggerät<br />
dem neuen Eigentümer Ende<br />
März offiziell übergeben werden und<br />
dann den regulären Betrieb aufnehmen.<br />
Der RegioPort entsteht an der Grenze<br />
zu Cammer/Bückeburg auf einer Fläche<br />
von rund 5,4 ha und kostet in seiner ersten<br />
Ausbaustufe rund 29,6 Mio. €. Davon<br />
stammen 16,1 Mio. € aus Fördergeldern<br />
vom Bund. Die weiteren Bauabschnitte –<br />
weitere Krananlagen, der Gleisanschluss<br />
und ein hafenaffines Gewerbegebiet –<br />
sollen nach Bedarf umgesetzt werden,<br />
heißt es.<br />
n<br />
© RegioPort Minden<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 63
Wasserstraßen | Häfen<br />
Aufatmen in Aken<br />
Rund ein halbes Jahr wurde der Schwergutumschlag im Hafen Aken durch das anhaltende<br />
Niedrigwasser beeinträchtigt. Ende 2018 hatten die Wasserstände schließlich wieder ein<br />
Niveau erreicht, dass Schiffe wieder beladen werden konnten<br />
Von Christian Knoll<br />
Mehr als ein halbes Jahr lang musste<br />
der Hafen Aken seine Schwergüter<br />
in Kooperation mit dem Magdeburger<br />
Transportwerk Hafen im<br />
Hansehafen oder in Haldensleben bei<br />
der Umschlags- und Handelsgesellschaft<br />
Haldensleben (UHH) im Südhafen umschlagen<br />
lassen, weil die Elbe bei extremem<br />
Niedrigwasser keine Schifffahrt<br />
mehr zuließ. Ende 2018 konnten in Aken<br />
dann wieder Schwergüter verladen werden.<br />
Dazu zählen hauptsächlich Generatoren,<br />
Transformatoren und große Maschinenteile,<br />
die als Zubehör mit auf die<br />
Reise nach Übersee gehen.<br />
Diese Güter, die Stückgewichte bis 500 t<br />
und zum Teil mehr als 6 m Durchmesser<br />
erreichen können, sind mit Bahn und<br />
Lkw nur unter sehr großem Aufwand zu<br />
transportieren. Deutlich einfacher wäre<br />
dies mit Binnenschiffen, allerdings nur,<br />
wenn die Elbe genügend Fahrwassertiefe<br />
bietet, um sie direkt nach Hamburg oder<br />
über den Mittellandkanal zu den ARA-<br />
Häfen zu verbringen.<br />
Ende der Improvisation<br />
»Wir schlagen jetzt wieder mindestens<br />
jeden zweiten Tag Schwergüter um«,<br />
sagt Hafenchef Peter Ziegler vom Hafen<br />
Aken. Mitte Januar standen elf Schwerlast-Lkw<br />
mit Stückgewichten von über<br />
200 t im und vor dem Hafen Schlange.<br />
Ein Mammoet-Autokran wurde neben<br />
dem hafeneigenen Schwerlastkran, der<br />
bis 200 t haben kann, aufgebaut, weil am<br />
Folgetag Stückgewichte bis 425 t, umgeschlagen<br />
werden sollten. Die mit Planen<br />
abgedeckte Fracht wartete bereits im Hafen<br />
bereits auf die Verladung. Zwei Krane<br />
im Tandemumschlag waren dafür nö-<br />
© Knoll<br />
Ein tschechisches Schubschiff mit DBR-Leichtern<br />
nimmt im Hafen Aken Generatoren an Bord. Mit<br />
derselben Fracht wird auch die »Uranus« vom<br />
Gittermastkran beladen<br />
64 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Wasserstraßen | Häfen<br />
Endlich wieder genug Wasser in der Elbe.<br />
Die »Nawatrans 1« bei Breitenhagen<br />
auf der Fahrt zum Hafen Aken<br />
© Theo Grötschel jun.<br />
tig. Für den Hafen Aken ist das kein<br />
Problem, denn der Schwergutumschlag<br />
hat dort eine lange Tradition.<br />
Der frühere Akener Hafenleiter<br />
Klaus Schröter und Karl-Heinz<br />
Schreck aus der damaligen Direktion<br />
der <strong>Binnenschifffahrt</strong> bekamen<br />
in den 1970er-Jahren den Auftrag,<br />
eine sogenannte Stückgutlinie aufzubauen,<br />
weil die DDR bereits Generatoren<br />
und Transformatoren in<br />
Thüringen fertigte, die anders als<br />
mit dem Schiff nicht zu den Häfen<br />
Hamburg und nach Benelux transportiert<br />
werden konnten. Dazu baute<br />
der Kranbau Köthen einen Gittermastkran,<br />
der noch heute im<br />
Einsatz ist.<br />
Auch Massengüter gehen weiter<br />
nach Aken. So brachte kürzlich<br />
der Frachter »Nawatrans 1« eine<br />
1.052-t-Ladung Anthrazit nach<br />
Aken, das für das dortigen Magnesit-Werk<br />
zur Verarbeitung bestimmt<br />
war.<br />
»Also Schifffahrt lohnt sich,<br />
wenn die Elbe genug Wasser<br />
führt«, bekräftigt Akens Hafenchef.<br />
Neben Schwergütern und<br />
Massengütern werden auch Container<br />
umgeschlagen.<br />
n<br />
HANS-WERNER GARBE:<br />
Die Schiffswerft von Hans Basedow –<br />
Hitzacker an der Elbe<br />
Der Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums<br />
hat in der Reihe »Lauenburger Hefte zur<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong>sgeschichte« eine neue Schrift zu einem<br />
speziellen Thema herausgegeben. Der Autor, Hans-Werner<br />
Garbe, hat über 30 Jahre lang Daten und persönliche<br />
Erinnerungen über die Werft von Hans Basedow gesammelt.<br />
Darüber hinaus erlebte er als Schüler in Hitzacker<br />
die Aktivitäten auf der dortigen Werft tagtäglich mit.<br />
Der Name Hans Basedow ist unmittelbar mit dem nach dem<br />
2. Weltkrieg gegründeten Schiffbauplatz an der Jeetzelmündung in Hitzacker verbunden.<br />
Basedow erlernte nach dem Schulbesuch auf den Werften C. Heidelmann<br />
und J.G. Hitzler in Lauenburg den Beruf des Schiffbauers. Bereits im Jahre 1938 war<br />
er mit 26 Jahren Schiffbaumeister. Der eigentliche Werftbetrieb konnte jedoch erst<br />
nach dem Ende des Krieges beginnen. Ausgeführt wurden zunächst dringend notwendige<br />
Reparaturen an der stark beschädigten Elbeflotte. Eingeweihte Kreise<br />
wurden auch auf die kleine Werft in Hitzacker aufmerksam. Hier konnte eine Alternative<br />
im »Wettrennen« nach Werftkapazitäten zum Bau von kleineren Küstenmotorschiffen<br />
entstehen. In Folge erstellte die Werft sodann drei derartige Schiffe.<br />
Die Zeit des »Schiffbaubooms« in Hitzacker war mit etwa vier Jahren kurz aber<br />
durchaus produktiv. Kaum jemand kann heute erahnen, unter welchen schwierigen<br />
Bedingungen dort Schiffe gebaut worden sind. Auf Dauer jedoch konnte<br />
der mit einfachen und nicht immer zeitgemäßen Gerätschaften ausgerüstete Betrieb<br />
der wachsenden mit modernen kostengünstigen Fertigungsmethoden ausgestatteten<br />
Konkurrenz nicht mehr standhalten.<br />
Mit dem plötzlichen Tod von Basedow im Mai 1959 endete eine Schiffbauerkarriere.<br />
Heute findet sich als Relikt nur noch das ehemalige Wohngebäude Basedows<br />
am Fuße des Weinberges, versehen mit den neu erstellten Hochwasserschutzbauten.<br />
Heft 16 der Reihe »Lauenburger Hefte zur <strong>Binnenschifffahrt</strong>sgeschichte« des<br />
Vereins zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums e.V., Postfach<br />
1310, 21472 Lauenburg 21x15 cm, 60 Seiten, Abbildungen teilw. farbig; Lauenburg<br />
2017, Selbstverlag des Fördervereins, Preis 7,00 €; erhältlich beim Förderverein,<br />
im Elbschifffahrtsmuseum in Lauenburg und in der Schiffsbuchhandlung<br />
Fuchs, Shanghaiallee 21, 20457 Hamburg.<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 65
Wasserstraßen | Häfen<br />
Gesamtkonzept Elbe: Nun geht’s los!<br />
Schwerpunkt auf der 21. Jahreshauptversammlung des Sächsischen Hafen- und<br />
Verkehrsvereins (SHV) in Dresden war das 248. Wirtschaftstreffen. Stefan Kunze,<br />
Vorsitzender der Elbe Allianz, informierte über den Stand des Gesamtkonzeptes Elbe (GKE)<br />
Von Christian Knoll<br />
Kunze verkündete zusammengefasst:<br />
»Nach dem einstimmigen Beschluss<br />
des Bundestages über das GKE am 23.<br />
Juni 2017 nahm ein designierter Beirat<br />
seine Arbeit auf, der eine Geschäftsordnung<br />
für die weitere Arbeit bildete.<br />
Das Bundesverkehrsministerium und<br />
die Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt (GDWS) meldeten beim<br />
Haushaltsauschuss den entsprechenden<br />
Personalbedarf an. Der bestätigte im Juni<br />
vorigen Jahres 34,5 Stellen für die Umsetzung<br />
des GKE. Davon sind 30,5 Stellen<br />
für die WSV vorgesehen, zwei für die<br />
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) und<br />
zwei für die BfG (Bundesanstalt für Gewässerkunde).<br />
Alle Mittel seien ab sofort<br />
in vollem Umfang freigegeben, heißt es.<br />
In den Ämtern an der Elbe erfolgt die<br />
Personalverteilung wie folgt: Dresden als<br />
Leitzentrale 9,5 Stellen, Magdeburg sechs<br />
und Lauenburg sieben Stellen.<br />
Seit Anfang des Jahres wird ein Projektleiter<br />
für das GKE von der GDWS<br />
eingesetzt, der seinen Sitz im Wassterstraßen-<br />
und Schifffahrtsamt (WSA) Dresden<br />
hat. Seine Assistenz kommt etwa 14 Tage<br />
später. Deren Aufgabe ist die Aufgabenbeschreibung<br />
und Besetzung der restlichen<br />
Stellen, die bis Ende des Jahres erfolgen<br />
soll. Die ursprünglich bereits für<br />
»Für die seit 1992 geforderte<br />
Ertüchtigung der Wasserstraße<br />
Elbe ist mit dem Gesamtkonzept<br />
Elbe ein Rahmen geschaffen<br />
worden, dessen Realisierung mit<br />
diesem Jahr beginnen wird«<br />
Stefan Kunze<br />
2018 vorgesehene Geschiebezugabe in<br />
den Erosionsstrecken konnte ab Mai wegen<br />
des extremen Niedrigwassers nicht<br />
fortgesetzt werden und wird daher in diesem<br />
Jahr wieder aufgenommen.<br />
Gestartet wird mit dem Pilotprojekt<br />
Klöden (Anm. d. Red.: etwa Ekm 170 bei<br />
Prettin bis Ekm 200 Elstermündung).<br />
Umwelt- und FFH-Verträglichkeitsprüfungen<br />
sollen in diesem Jahr erfolgen, das<br />
Planfeststellungsverfahren ist im kommenden<br />
Jahr geplant, bevor voraussichtlich<br />
2021 dann der Planfeststellungsbeschluss<br />
parallel mit der Erarbeitung der<br />
Ausschreibungsunterlagen erfolgen soll.<br />
Der Bau soll 2022 beginnen, die Fertigstellung<br />
etwa 2025 abgeschlossen sein.<br />
Ab 2025 soll die Streichlinienkorrektur<br />
bei Coswig/Anh. (vor und nach Ekm 236)<br />
fortgesetzt werden. Ab 2026 findet dasselbe<br />
dann im Bereich Wittenberg/Lutherstadt<br />
seine Fortsetzung.<br />
Hauptaufgabe des Projektleiters GKE<br />
wird die Beauftragung der Untersuchung<br />
zum ökologisch verträglichen Ausbau der<br />
Reststrecke zwischen Dömitz und Hitzacker<br />
sein. In Vorbereitung ist ein Regierungsabkommen<br />
zwischen Deutschland<br />
und der Tschechischen Republik über<br />
Unterhaltung und Entwicklung der internationalen<br />
Binnenwasserstraße Elbe.<br />
Zum öffentlichen Erscheinungsbild des<br />
GKE zur Umweltverträglichkeit und <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
sagte Kunze, dass besprochene<br />
Vorhaben immer wieder hinterfragt<br />
würden, vor allem, was das Projekt<br />
Klöden beträfe, das nochmal überarbeitet<br />
werden sollte. Er empfinde das<br />
als ein Spiel auf Zeit, doch die WSV<br />
werde das Projekt vorantreiben.<br />
Allgemein werde das GKE, ob-<br />
© Knoll<br />
66 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Wasserstraßen | Häfen<br />
wohl vom Bundestag<br />
beschlossenen<br />
und zum Gesetz<br />
erhoben, »als eher unverbindlich<br />
angesehen.«<br />
Kunze appellierte<br />
an die Wirtschaft, sich<br />
einzubringen, »da Schifffahrt<br />
kein Selbstzweck für Häfen<br />
und Reeder ist, sondern der<br />
Wirtschaft der Elbregion dient<br />
und immer noch der umweltverträglichste<br />
Verkehrsträger ist.«<br />
Er sehe »Elbe 4.0« als Chance, bereits<br />
jetzt schon Verbesserungen einzuführen.<br />
Die Digitalisierung zum Beispiel<br />
gäbe die Möglichkeit, durch virtuelle Betonnungen<br />
die Fahrrinne zu optimieren,<br />
womit innerhalb des Fahrrinnenkastens<br />
von 50 m Breite durchaus Tiefengewinne<br />
von 20 cm erreicht werden könnten.<br />
Außerdem teile er die großen Befürchtungen<br />
der Umweltverbände, wie es das<br />
Niedrigwasserjahr 2018 in seiner größten<br />
bisher bekannten Extremität gezeigt<br />
habe, dass die Auen an der Elbe mehr<br />
Schaden erlitten hätten als die <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
selbst, die mehr als ein halbes<br />
Jahr die Elbe nicht befahren konnte. Die<br />
Entscheidung der Wirtschaft, ihre Güter<br />
über die Kanäle mit gesicherter Tauchtiefe<br />
zu verschiffen, hätten das gezeigt.<br />
»In Anbetracht des weitergehenden Klimawandelns,<br />
der die Kulturlandschaft Elbe<br />
zu zerstören droht, sollten wir uns weitergehenden<br />
Gedanken nicht verschließen.<br />
Mehr Speicherbecken im Oberlauf der Elbe<br />
und wohlgesetzte Wehre mit Schleusen für<br />
die <strong>Binnenschifffahrt</strong> könnten die Grundwasserpegel<br />
im Elbegebiet stabilisieren und<br />
wieder so anheben, dass die geschädigten<br />
Auen sich wieder erholen können.«<br />
Detlef Bütow, der wiedergewählte<br />
Vorsitzende des SHV, hatte zuvor in seinem<br />
Rechenschaftsbericht hervorgehoben,<br />
dass sich der SHV als Mitglied der<br />
Elbe Allianz aktiv an der Erarbeitung des<br />
GKE beteiligt habe und man stolz darauf<br />
sei, es mit zum Erfolg geführt zu haben.<br />
Die monatlichen Wirtschaftstreffen hätten<br />
dazu beigetragen, dass die sächsische<br />
Wirtschaft mit den Häfen und Reedereien<br />
an der Elbe erfolgreich verbunden sei.<br />
Der SHV veranstaltet jährliche Reisen<br />
zu wichtigen Hafenstandorten in Mitteleuropa<br />
zum Erfahrungsaustausch. Der<br />
jährliche Hafenball im November habe<br />
sich zu einer beliebten Traditionsveranstaltung<br />
entwickelt. Emsig werde durch<br />
Vereinsmitglieder weiter an der Ausstaltung<br />
des historischen Terminals mit dem<br />
Schleppkahn »Waltraud« gearbeitet, der<br />
als der letzte auf der Elbe gefahrene Plauer-Maßkahn<br />
gilt und der durch Vereinsmitglieder<br />
und ABM-Kräfte in seinem<br />
früheren Originalzustand hergerichtet<br />
wird. Zum jährlichen Tag des Museums<br />
zählte der SHV mehr als 450 Besucher.<br />
Insgesamt hat er 137 Mitglieder, davon<br />
130 meist mittelständische Unternehmen<br />
aus Deutschland, aber auch aus Tschechien,<br />
Österreich und den Niederlanden.n<br />
Das Flaggschiff des historischen Terminals im Dresdner<br />
Alberthafen ist neben dem Portalkran für Stück- und<br />
Massengüter, alten Eisenbahnwaggons und einer<br />
Hafenbahnlok der letzte erhaltene Großplauer-Maßkahn<br />
»Waltraud«, gebaut 1913 in Havelberg<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 67
Wasserstraßen | Häfen<br />
Oberelbe-Häfen bleiben auf Kurs<br />
Trotz der Einstellung der Schifffahrt für rund ein halbes Jahr konnte der<br />
SBO-Hafenverbund (Sächsische Binnenhäfen Oberelbe) annähernd das<br />
Umschlagergebnis des Vorjahres erzielen. Der Grund ist die Trimodalität<br />
Von Christian Knoll<br />
Immerhin konnten 2,64 Mio.t Güter,<br />
also nur etwa 1% weniger, umgeschlagen<br />
werden als 2017. Und das<br />
ohne den baubedingt ruhenden Umschlagbetrieb<br />
im Hafen Torgau, betonte<br />
SBO-Geschäftsführer Heiko Loroff bei<br />
der Bilanzvorstellung in Dresden. Zum<br />
SBO-Hafenverbund gehören die Binnenhäfen<br />
in Dresden, Riesa, Torgau, Mühlberg,<br />
Decin, Lovosice sowie Dessau-Roßlau.<br />
Allerdings, räumte Loroff ein, habe<br />
sich durch die Verlagerung der sonst in<br />
Binnenschiffe verladenen Güter auf Bahn<br />
und Lkw die Effiziens verschlechtert.<br />
Schließlich könne ein Binnenschiff die<br />
Ladung von 46 Lkw aufnehmen oder einen<br />
Ganzzug der Bahn. Trotzdem konnte<br />
der Umsatz aller sechs Häfen im Verbund<br />
um 8% auf 21 Mio. € gesteigert werden.<br />
Die Belegschaftsstärke der Gruppe liege<br />
derzeit bei 150 Mitarbeitern und werde<br />
weiter steigen.<br />
»Dafür aber ist es uns gelungen, ein<br />
neues Rekordergebnis beim Containerumschlag<br />
im Hafen Riesa zu erzielen.<br />
2018 wurden 43.541 TEU umgeschlagen.<br />
Das ist ein Plus von 634 TEU (+1,5%) gegenüber<br />
2017. Damit wurde das beste Ergebnis<br />
seit Bestehen des Containerterminals<br />
erzielt«, so Loroff. Die Container<br />
würden zweimal wöchentlich per Binnenschiff<br />
und fünfmal wöchentlich mit<br />
der Ganzzugverbindung AlbatrosExpress<br />
zwischen Riesa und Hamburg/Bremerhaven<br />
transportiert. 4,8 Mio. € seien vergangenes<br />
Jahr in die Verbesserung der<br />
Hafeninfrastuktur investiert worden.<br />
Eine tschechische Schubeinheit übernimmt am Schwergutkai des<br />
Dresdner Alberthafen Generatoren und Turbinen nach Übersee auf,<br />
die bei Niedrigwasser nicht transportiert werden konnten<br />
© SBO<br />
68 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Wasserstraßen | Häfen<br />
Als Grundlage für die positive Entwicklung<br />
des Containerumschlags im<br />
Hafen Riesa sieht der Manager das Angebot<br />
ganzheitlicher logistischer Lösungen<br />
für die angesiedelten Unternehmen<br />
und Kunden. In der temperierten Containerservicehalle<br />
würden »Leistungen<br />
rund um den Container« bereitgestellt.<br />
Das Portfolio umfasst Reparaturen, Reinigungen,<br />
Sonderbau und Handel von<br />
Containern, den Einbau von Inlets und<br />
Spezialeinbauten bis hin zu Be- und<br />
Entlabelung, das Containerstauen und<br />
-packen sowie die Kommissionierung<br />
für Kunden.<br />
Die Servicehalle arbeite bereits zweischichtig.<br />
Und das Containerterminal Riesa-Nord<br />
sei ebenfalls an seiner Leistungsgrenze<br />
angelangt. Deshalb sei es dringend<br />
notwendig, das gegenüberliegenden Terminal<br />
Riesa-Süd fertigzustellen. Umweltschützer<br />
verhindern das bisher immer<br />
noch durch Einwände gegen das Planfeststellungsverfahren.<br />
Kaum Wasser unter dem Kiel<br />
Güterumschlag des Hafenverbundes im Jahr 2018<br />
Binnenschiff [t] Eisenbahn [t] Lkw [t] Gesamt [t]<br />
SBO GmbH(inkl. Mühlberg) 82.124 601.007 1.199.367 1.882.498<br />
CSP s.r.o. 35.647 97.390 141.260 274.297<br />
IHR GmbH 34.591 108.466 339.014 482.071<br />
Gesamt 152.362 806.863 1.679.641 2.638.866<br />
Güterumschlag des Hafenverbundes im Jahr 2017<br />
Binnenschiff [t] Eisenbahn [t] Lkw [t] Gesamt [t]<br />
SBO GmbH (inkl. Mühlberg) 107.352 634.709 1.127.264 1.869.325<br />
CSP s.r.o. 35.369 112.070 183.726 331.165<br />
IHR GmbH 52.241 89.607 322.347 464.195<br />
Gesamt 194.962 836.386 1.633.337 2.664.685<br />
Durch die sehr niedrigen Wasserstände<br />
der Elbe mit Pegelstände von 50 cm oder<br />
weniger sank während der siebenmonatigen<br />
Schifffahrtssperre der Güterumschlag<br />
per Binnenschiff in den Oberelbe-Häfen<br />
um fast 22% auf 152.000 t. Zu den per Binnenschiff<br />
transportierten Gütern gehörten<br />
Container, Getreide, Sojaschrot, Düngemittel,<br />
Schrott und Projektladungen.<br />
Die Häfen Dresden und Lovosice haben<br />
sich bereits seit mehreren Jahren als<br />
Dienstleistungsstandorte für den Umschlag<br />
von Projektladungen etabliert. Das<br />
monatelange Elbe-Niedrigwasser im Jahr<br />
2018 hat jedoch den Hafen Dresden besonders<br />
stark getroffen. Dennoch wurden<br />
dort 83 Großverladungen mit rund<br />
5.500 t durchgeführt. Andere Großgüter,<br />
die weder auf Bahn noch über die Straße<br />
transportiert werden konnten, wurden<br />
eingelagert und würden jetzt bei voller<br />
Schiffbarkeit per Schiff auf den Weg<br />
gebracht.<br />
Loroff gab zudem bekannt, dass die sächsischen<br />
Binnenhäfen die Elbe-Container-<br />
Linie wieder in Kooperation mit der Deutschen<br />
Binnenreederei (DBR) betreiben.<br />
Außerdem hat die SBO mit der DBR die<br />
Etablierung eines Liniendienstes für den<br />
Transport von Projekt- und Schwergutladungen<br />
auf der Elbe unter der Bezeichnung<br />
»Elbe Project Cargo Line« (EPCL)<br />
vereinbart. Ziel der EPCL sei es, der verladenden<br />
Wirtschaft ganzjährig eine verlässliche<br />
Verbindung zwischen den SBO-Häfen<br />
und den Seehäfen zu garantieren. Zum<br />
Einsatz kommt dabei flachgehende Schiffstechnik,<br />
womit die Projektladungen bis zu<br />
einer Fahrrinnentiefe von 120 cm effizient<br />
auf der Elbe transportiert werden können.<br />
Im Rahmen der EPCL werden in den SBO-<br />
Häfen Schubleichter stationiert, sodass erforderlicher<br />
Schiffsraum unmittelbar verfügbar<br />
ist.<br />
Hafen Torgau wieder am Netz<br />
Im Mai 2018 erfolgte nach einer dreijährigen<br />
Bauzeit die (wasserseitige) Wiederinbetriebnahme<br />
des Hafens Torgau mit<br />
neuer Kaimauer, Kranbahn, 25 t-Hydraulikkran<br />
und technischen Ausrüstungen.<br />
Bis Jahresende wurden die Bahnübergänge<br />
der Gleisanlage im Stadtgebiet Torgau<br />
erneuert sowie die Gleisanlagen zwischen<br />
dem Bahnhof Torgau und dem Hafengelände<br />
instandgesetzt. Mit dem modernisierten<br />
Hafen stünde der hafenaffinen<br />
Wirtschaft nun wieder eine leistungsfähige<br />
Verkehrsanbindung im Großraum<br />
Umschlagentwicklung in den SBO-Häfen in den Jahren 2017 und 2018<br />
Schiffswerft 5 | 39317 Elbe-Parey OT Derben | +49 (0) 39349 / 9459 - 0<br />
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Leipzig zur Verfügung. Im Hafen Torgau<br />
werden vor allem land- und forstwirtschaftliche<br />
Produkte sowie Schrott<br />
umgeschlagen.<br />
Beim Güterverkehr per Eisenbahn<br />
konnten besonders die Häfen Roßlau<br />
(+21%) und Decin (+70%) zulegen. Per<br />
Eisenbahn wurden vor allem Container,<br />
Schrott, Düngemittel, Stahlbleche und<br />
Stammholz transportiert.<br />
Anfang September 2018 feierte die SBO<br />
den 130. Geburtstag des Riesaer Hafens<br />
mit einem Hafen- und Familienfest mit<br />
vielen Attraktionen für Groß und Klein.<br />
Der Hafen Riesa habe sich während dieser<br />
130 Jahre vom einstigen Güterumschlagplatz<br />
zum modernen trimodalen<br />
Logistikknoten und Partner für Containerlogistik<br />
entwickelt. Inmitten einer<br />
aufstrebenden Region sei der Hafen<br />
ein nicht wegzudenkender Standortfaktor,<br />
so Loroff. Wichtige Industrie- und<br />
Landhandelsunternehmen nutzen intensiv<br />
die Binnenschiffs- und Eisenbahnverbindungen<br />
über den Hafen Riesa. n<br />
info@Schiffswerft-Bolle.de<br />
© SBO<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 69
Wasserstraßen | Häfen<br />
Das Containerterminal der BEHALA in Berlin: Hier werden im Bahnverkehr<br />
mittlerweile jährlich mehr als 100 000 TEU nach oder aus Hamburg oder Benelux verladen<br />
Gütertransport geht weiter zurück<br />
Auch im dritten Quartal 2018 sind die Güterverkehrsleistungen in Berlin und Brandenburg<br />
weiter zurückgegangen. Mittlerweile gibt es aber erste Anzeichen für eine Stabilisierung<br />
Von Christian Knoll<br />
Wie das Amt für Statistik Berlin-<br />
Brandenburg aus Potsdam mitteilte,<br />
sind die Transporte auf der Binnenwasserstraße<br />
von und nach Berlin von<br />
fast 1,97 Mio.t in den ersten neun Monaten<br />
2017 um beinahe 475.000 t auf gut<br />
1.49 Mio.t in den ersten drei Quartalen<br />
2018 zurückgegangen. Das entspricht einem<br />
Einbruch von 24,1%. Nach dem<br />
ersten Halbjahr waren es noch -35,2%<br />
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im Vergleich zu den ersten sechs Monaten<br />
2017. Der Verkehr von und nach Berlin<br />
mit deutschen Schiffen ist um 20,5%<br />
rückläufig.<br />
Importiert hat Berlin in den ersten neun<br />
Monaten des vergangenen Jahres rund<br />
1 Mio.t aus anderen Bundesländern, zuzüglich<br />
53.000 t aus anderen Ländern. Das<br />
waren weitaus weniger Güter als im selben<br />
Zeitraum des Vorjahres, indem fast<br />
1.53 Mio.t aus anderen Bundeslängern<br />
auf Binnenschiffen in die Hauptstadt gelangten<br />
und zusätzlich 224.000 t aus dem<br />
Ausland. Im Export in andere Bundesländer<br />
gab es hingegen eine Steigerung von<br />
78,6% auf 355.000 t. Darüber hinaus wurden<br />
23.000 t auf dem Wasserweg ins Ausland<br />
befördert. im Vergleichzeitraum des<br />
Vorjahres hatte es keine Binnenschiffstransporte<br />
in andere Länder gegeben.<br />
Die Gutart Kohle spielt noch immer<br />
eine bedeutende Rolle, da die Reuterkraftwerke<br />
noch mit Steinkohle beheizt<br />
werden. Bei der Warengruppe Kohle, rohes<br />
Erdöl und Erdgas ist der Rückgang<br />
von rund 1.068.000 t auf knapp 454.000 t<br />
(-57,5%) allerdings erheblich. Bei landwirtschaftlichen<br />
und verwandten Gütern<br />
sind die Anteile dagegen insgesamt<br />
verschwindend gering. Prozentual<br />
gesehen gab es hier aber einen erheblichen<br />
Anstieg von 870 t in den ersten<br />
drei Quartalen 2017 auf 3.221 t im selben<br />
Zeitrum 2018.<br />
In Berlin gibt es ein anziehendes Wohnungsbauprogramm,<br />
sodass man meinen<br />
könnte, dass mehr Steine und Erden in<br />
die Hauptstadt-Region gelangen würden.<br />
An den Zahlen lässt sich dies jedoch<br />
nicht ablesen, denn der Transport ging<br />
bei dieser Gutart sogar um 1,5% auf rund<br />
383.500 t zurück. Auch bei Mineralölerzeugnissen<br />
und -produkten gab es einen<br />
70 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Wasserstraßen | Häfen<br />
© Knoll<br />
Wegen der ausstehenden Ertüchtigung der Schleusen Fürstenwalde am Oder-Spree-Kanal und<br />
Kleinmachnow am Teltowkanal kann der LUTRA-Hafen Königs-Wusterhausen lediglich von<br />
Gütermotorschiffen bis Großplauer Maß und entkoppelbaren Schubverbänden angelaufen werden<br />
© Knoll<br />
leichten Abwärtstrend: Hier standen den<br />
fast 183.500 t von 2017 knapp 180.000 t<br />
gegenüber (-1,9%), also rund drei Tankerladungen<br />
weniger.<br />
Auf dem Vormarsch sind indes Sekundärrohstoffe<br />
und Abfälle, deren Transport<br />
von rund 211.500 t in den ersten neun Monaten<br />
2017 um mehr als 61.000 t auf knapp<br />
273.000 t nach den ersten drei Quartalen<br />
2018 zunahm. Dies bedeutet einer Steigerung<br />
von 29%. Vieles spricht dafür, dass<br />
der positive Trend anhalten wird.<br />
Rückgänge auch in Brandenburg<br />
In Brandenburg ist der Abwärtstrend der<br />
Güterverkehrsleistungen zwar auch deutlich<br />
spürbar, mit -14,1% jedoch prozentual<br />
gesehen nicht ganz so ausgeprägt wie<br />
in der Hauptstadt-Region. In den ersten<br />
neun Monaten des vorherigen Jahres wurden<br />
knapp 2.069.000 t Güter in Brandenburg<br />
über die Wasserstraße transportiert,<br />
im selben Zeitraum 2017 waren es noch<br />
fast 2.410.00 t, also rund 341.000 t mehr.<br />
Die Brandenburger Landwirtschaft hat<br />
sehr unter der langen Trockenheit von<br />
Frühjahr bis in den Spätherbst 2018 gelitten.<br />
Endsprechend wurden fast ein Viertel<br />
weniger landwirtschaftliche Güter transportiert.<br />
Der Anteil der Warengruppe<br />
Kohle, rohes Erdöl und Erdgas ist gar um<br />
96% auf nur noch 25.000 t gesunken, was<br />
also fast einem Totalausfall gleichkommt.<br />
Bei anderen Gutarten sieht es hingegen<br />
deutlich besser aus. Bei Bauzuschlagstoffen<br />
steht den 262.670 t aus dem Jahr<br />
2017 in eine Menge von 386.749 t im Jahr<br />
2018 gegenüber (+47,2%). Sehr bedeutende<br />
Gutarten im Land Brandenburg<br />
sind auch Sekundärrohstoffe und Abfälle.<br />
Über 700.000 t wurden in den ersten<br />
neun Monaten 2018 per Binnenschifff befördert.<br />
Bei Metallen und Metallerzeugnissen<br />
erreichten die Brandenburger<br />
Stahlwerke und stahlverarbeite Betriebe<br />
einen Zuwachs von fast 60% auf mehr als<br />
368.000 t. Auch die chemische Erzeugnisse<br />
legten um 22,8%, auf gut 46.500 t<br />
zu. Welche Auswirkungen das langanhaltende<br />
Niedrigwasser auf Elbe und Oder<br />
im vorigen Jahr auf die Leistungen Güterverkehrsleistungen<br />
hatte, lässt sich<br />
nicht ermitteln. Da bis auf Mühlberg an<br />
der Elbe alle Häfen Brandenburgs im Kanalgebiet<br />
liegen, können sich vermutlich<br />
aber keine großen Auswirkungen ergeben<br />
haben.<br />
n<br />
Hegemann GmbH<br />
Werft<br />
Unser Angebot:<br />
Neubau, Umbau und Reparaturen von Binnenschiffen<br />
bis 85 m Länge Stahlbauarbeiten aller Art.<br />
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Freiheit 10 • 13597 Berlin-Spandau<br />
Ruhlebener Altarm • via Spandauer Schleuse<br />
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Telefon: 030 35187 - 211<br />
E-Mail: frank.felkel@hegemann.de<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 71
Wasserstraßen | Häfen<br />
Bund befürwortet Erhalt des Finowkanals<br />
Der Finowkanal ist vor allem für die Freizeitschifffahrt eine wichtige Wasserstraße. Das<br />
sieht auch die Bundesregierung so, die sich für einen Erhalt der Wasserstraße ausspricht<br />
Seit mehr als 20 Jahren gab es Bestrebungen,<br />
den Finowkanal von einer<br />
Bundeswasserstraße in eine Landeswasserstraße<br />
Brandenburgs zu überführen.<br />
Das Land Brandenburg bemüht sich,<br />
die touristisch als wichtig angesehenen<br />
Wasserstraßen auf seinem Gebiet zu erhalten<br />
und für den Wassertourismus zu<br />
ertüchtigen. Aber die Verantwortung für<br />
den ganzen Kanal will es nicht übernehmen.<br />
Es hat sich an der Wiederschiffbarmachung<br />
des Werbellingrabens, der<br />
den Finowkanal ehemals mit dem Werbellinsee<br />
verbunden hat, mit Fördermitteln<br />
beteiligt. Mit der Wassertourismusinitiative<br />
Nordbrandenburg mit Sitz in<br />
Wandlitz und Zerpenschleuse hat sichdas<br />
Land Brandenburg ein Unternehmen<br />
geschaffen, das diese Ertüchtigungsmaßnahmen<br />
realisiert. Durch die Wiederschiffbarmachung<br />
des Langen Trödels –<br />
eines 10 km langen Kanalstücks zwischen<br />
Liebenwalde und Zerpenschleuse – und<br />
dem Bau der Zerpenschleuse einschließlich<br />
der Wiederherstellung der historischen<br />
Klapp- und Hubbrücken hat sie<br />
den Kanal auf seiner ganzen Strecke von<br />
32 km die Havel wieder durchgängig mit<br />
der Oder verbunden (siehe BS Nr. 7/2016).<br />
Jetzt hat der Bund eine Entscheidung<br />
getroffen und bekanntgegeben, dass er<br />
die Kanalufer und das Kanalbett in seiner<br />
Regie behält. Er begründet dies mit der<br />
Bedeutung des Finowkanals »als wassertouristisch<br />
attraktive Wasserstraße«. Darüber<br />
hinaus will er sich für eine Fortsetzung<br />
der Gespräche mit der Region zur<br />
Übernahme einsetzen sowie in einen engen<br />
Dialog mit dem Land Brandenburg<br />
eintreten. Vorausgegangene Gespräche<br />
mit den Kommunen für eine Kostenbeteiligung<br />
für den Betrieb und die Unterhaltung<br />
der Schleusen waren im Sommer<br />
2018 ins Stocken geraten, weil sich einige<br />
Kommunen nicht beteiligen wollten.<br />
Grundlage der Verhandlungen war<br />
eine 50%ige Finanzierungsbeteiligung<br />
des Bundes für die erforderliche Grundinstandsetzung<br />
der zwölf Schleusen<br />
und der zwei beweglichen Brücken bei<br />
einer dauerhaften Übernahme des Betriebs<br />
durch die Kommunen, das Land<br />
oder Dritte.<br />
Hans-Heinrich Witte, Präsident der<br />
GDWS, äußerte sich wie folgt dazu: »Die<br />
dauerhafte Nutzung des Finowkanals als<br />
attraktive Freizeitwasserstraße bietet für<br />
die Kommunen, den Landkreis und das<br />
Land Brandenburg eine große Chance,<br />
diese wunderbare Wassersportregion<br />
weiter zu entwickeln. Der Bund bekräftigt<br />
die 50%ige Finanzierungsbeteiligung<br />
bei den Anlagen des Finowkanals und<br />
wird darüber hinaus die Kanalstrecken<br />
weiter betreiben. Unter diesen erweiterten<br />
Eckpunkten können die Gespräche<br />
nun fortgesetzt werden.«<br />
Bei den weiteren Gesprächen werde<br />
sich die Abgabe also auf die Schleusenanlagen<br />
und Brücken beschränken, die Kanalstrecken<br />
werden weiterhin seitens des<br />
Bundes instandgehalten und betrieben.<br />
Der Vorsitzende des Vereins »Unser Finowkanal«,<br />
Hartmut Ginnow-Merkert,<br />
nahm zu dieser Nachricht wie folgt Stellung:<br />
»Die Bewohner der Region am Finowkanal<br />
wissen um die historische, kulturelle<br />
und wirtschaftliche Bedeutung<br />
dieses historischen Wasserwegs. Seit zwei<br />
Vier Hausboote fahren von West nach Ost im Konvoi durch den Finowkanal,<br />
hier bei der Einfahrt in die Schleuse Drahthammer bei Eberswalde<br />
Jahrzehnten kämpfen verschiedene Initiativen<br />
um dessen Erhalt.« Der Erhalt der<br />
Schiffbarkeit sei unabdingbar für die weitere<br />
Entwicklung dieses Kanals. Beispiele<br />
aus dem In- und Ausland belegten überdeutlich<br />
die Attraktivität des Wasserwegs<br />
nicht nur für Boote und Schiffe, sondern<br />
auch für Radfahrer, Erholungssuchende,<br />
Zuzug und Hausbau.<br />
Wertschätzung steigt<br />
»Nach Jahren der Ungewissheit zeichnet<br />
sich endlich eine allseitige Wertschätzung<br />
des Finowkanals ab. Wir freuen uns über<br />
die Initiative des Bundes und hoffen sehr<br />
auf die entsprechende Verhandlungsbereitschaft<br />
der Landesregierung in Potsdam.<br />
Passend hierzu verweisen wir auf das<br />
von uns verkündete ›Biennium <strong>2019</strong>/20 –<br />
400 Jahre Schifffahrt auf dem Finowkanal‹,<br />
mit dem wir feiern, dass der Finowkanal<br />
erstmals vor 400 Jahren durchgängig<br />
befahrbar war. Das macht ihn zur ältesten<br />
noch befahrbaren, von Menschen angelegten<br />
Wasserstraße Deutschlands.« ck<br />
© Knoll<br />
72 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Wasserstraßen | Häfen<br />
NIEDRIGWASSER ZIEHT UMSCHLAG INS MINUS<br />
Basel vermeldet Einbruch um 19%<br />
Zur Mitte 2018 hatte noch alles auf einen<br />
neuen Rekord hingedeutet. Dann aber<br />
kam das Niedrigwasser, das fast bis Jahresende<br />
anhielt. So blieb der Güterumschlag<br />
in den Schweizerischen Rheinhäfen<br />
(SRH) mit knapp 4,7 Mio. t um<br />
beinahe 19% unter dem Vorjahreswert.<br />
Die extreme Wassersituation begann<br />
bereits im Juni und hielt bis kurz vor<br />
Weihnachten an. Das Nadelöhr war dabei<br />
der Rheinpegel bei Kaub im Mittelrhein.<br />
Besonders im November und Dezember<br />
hatte sich die Situation dramatisch zugespitzt:<br />
Der Schiffsverkehr musste massiv<br />
reduziert und teilweise eingestellt werden.<br />
Der vor allem auf Mineralölverkehre<br />
spezialisierte Hafen Birsfelden (1,47 Mio. t)<br />
musste mit –24,4% den stärksten Rückgang<br />
hinnehmen, gefolgt von Kleinhüningen<br />
mit –17,3% und Muttenz-Au mit<br />
–14,9%. Der Export ab den Schweizerischen<br />
Rheinhäfen ging mit 930.000 t um<br />
–12,4% zurück. Die Güterzufuhr verringerte<br />
sich bei 3,77 Mio. t um 20,3%.<br />
Dagegen konnte sich der Containerverkehr<br />
trotz der Widrigkeiten behaupten:<br />
119.133 TEU bedeuten einen minimalten<br />
Rückgang um -0,1% gegenüber dem<br />
Rekordumschlag des Vorjahres. Keine<br />
Rolle spielte der bahnseitige Containerumschlag<br />
(2017: 18.298 TEU), da die betreffenden<br />
Linien eingestellt wurden.<br />
Im ersten Quartal waren noch Steigerungsraten<br />
gegenüber Vorjahr jenseits<br />
der 50%-Marke registriert worden.<br />
Auch das Halbjahresergebnis hatte mit<br />
fast 70.000 TEU noch auf ein neues Allzeithoch<br />
hoffen lassen. Die Umschlagsergebnisse<br />
vor allem im letzten Quartal<br />
verdeutlichen aber exemplarisch die extremen<br />
Wasserstände: Im Oktober betrugen<br />
die Einbußen gegenüber dem Vorjahresmonat<br />
–42%, im November waren es<br />
knapp –63% und im Dezember –46%.<br />
»Der Bereich flüssige Treib- und<br />
Brennstoffe bleibt die mit<br />
Abstand wichtigste Gütersparte<br />
im Importverkehr«<br />
»Optimistisch stimmt, dass die Verkehre<br />
unmittelbar nach den starken Niederschlägen<br />
in den letzten Tagen des<br />
Berichtsjahres klar anzogen und die Wasserstände<br />
auch in den ersten Wochen<br />
<strong>2019</strong> eine nachhaltig gute Entwicklung<br />
verzeichneten«, heißt es nun.<br />
Insgesamt wurden 1,74 Mio. t flüssige<br />
Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen<br />
Rheinhäfen importiert. Gegenüber<br />
den 2,46 Mio. t in 2016 entspricht<br />
dies einem Rückgang um –29,3%. Bereits<br />
nach sechs Monaten war ein Minus von<br />
mehr als –10% registriert worden. Um<br />
nahezu 60% gingen die Ausfuhren zurück.<br />
Hier handelt es sich um Schweröl,<br />
das bei der Fraktionierung in der Schweizer<br />
Raffinerie übrigbleibt und im Inland<br />
keine Verwendung findet. Gut 65.000 t<br />
betrug die Gesamtmenge 2018.<br />
Der Bereich flüssige Treib- und Brennstoffe<br />
bleibe die mit Abstand wichtigste<br />
Gütersparte im Importverkehr, heißt es<br />
seitens der SRH. Längerfristig dürfte die<br />
Bedeutung durch die Substitution von Ölheizungen<br />
durch alternative Heizungen<br />
oder den wachsenden Anteil von Elektro-Fahrzeugen<br />
sinken. 2018 lag der Anteil<br />
bei 46% gegenüber 52% im Jahr zuvor.<br />
Die Volumen in den Bereichen Landwirtschaftliche<br />
Erzeugnisse sowie Nahrungs-<br />
und Futtermittel sanken um<br />
61.000 t, ein Minus von 7,82%. Das Segment<br />
Steine, Erden, Baustoffe konnte als<br />
eine der wenigen Kategorien die Mengen<br />
steigern. Im Import war dieser Anstieg<br />
mit 3% oder 23.000 t auf insgesamt<br />
728.000 t moderat. Im Export gab es allerdings<br />
ein Plus von 35% oder 63.000 t.<br />
Bei Eisen, Stahl und NE-Metallen<br />
schliesst das Jahr im Import mit rund<br />
–40% Verlust zum Vorjahr ab. Der Export<br />
kletterte, wenn auch auf niedrigem<br />
Niveau, eine Steigerung von 38% bei einer<br />
Jahresmenge von 58.000 t. n<br />
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />
ATLAS Schiffahrt GmbH ............................................. 6<br />
BRAUER Maschinentechnik AG .................................. 26<br />
E&M Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH .... 70<br />
Gerpol Sitzsysteme GmbH ............................................ 7<br />
Hafenbetriebe Ludwigshafen am Rhein GmbH ................ 17<br />
Hegemann GmbH – Werft .......................................... 71<br />
Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH .......................... 12<br />
HTAG Häfen und Transport AG .................................. 19<br />
Jastram GmbH & CO. KG ........................................... 27<br />
Kadlec & Brödlin GmbH ............................................ 13<br />
Kräutler Elektromaschinen GmbH ............................ Titel<br />
Krückemeyer GmbH ................................................. 41<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG ......................49, 77, 84<br />
Ostfriesische Volksbank eG OVB ................................. 12<br />
Podszuck GmbH . ........................................................ 9<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG ...................U2<br />
Schiffstechnik Buchloh GmbH & Co. KG ....................... 37<br />
Schiffswerft Bolle GmbH Derben . ................................. 69<br />
Schottel GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
schwarz technik<br />
Gesellschaft für Kommunikation und Navigation mbH ........3<br />
Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft<br />
Mannheim mbH ........................................................18<br />
Werft Malz GmbH ...................................................... 6<br />
Wessels GmbH ......................................................... 38<br />
Wittig GmbH . ............................................................ 5<br />
Zeppelin Power Systems GmbH & Co. KG ...................... 25<br />
Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung. Es ist kein Bestandteil des An zeigen auftrags. Der Verlag übernimmt keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 73
HTG Kongress <strong>2019</strong><br />
11.–13.09.<strong>2019</strong> in Lübeck<br />
Veranstaltungen <strong>2019</strong><br />
07.03. Forum HTG »Smart Port«<br />
21.03. Junge HTG<br />
Zukunftswerkstatt<br />
11.04. Junge HTG Working Group<br />
08.05. 2. Forum Wissenschaft<br />
Hamburg<br />
17.05. Fachexkursion<br />
der Jungen HTG<br />
Juni<br />
Forum HTG<br />
»Hammerbrooklyn«<br />
16.07. Junge HTG Working Group<br />
21.– Fachexkursion<br />
23.08. der Jungen HTG<br />
11.– HTG Kongress<br />
13.09. Lübeck<br />
21.10. Junge HTG Working Group<br />
Nov.<br />
Forum HTG »Blue Mining«<br />
07.11. Workshop<br />
Korrosionsschutz<br />
Hamburg<br />
20.11. Junge HTG<br />
Zukunftswerkstatt<br />
i<br />
Jetzt schon<br />
vormerken<br />
HTG Forum »Smart Port«am 07.03.<strong>2019</strong><br />
Die weltweite Bedeutung von Häfen<br />
als zentrale Warenumschlagsplätze ist<br />
unbestritten. Die gesunde und intelligente<br />
Entwicklung von Häfen kann<br />
das Wachstum und den Wohlstand<br />
ganzer Länder sichern. Aber die Häfen<br />
stehen vor aktuellen Herausforderungen<br />
wie z. B. räumliche Beschränkungen,<br />
Druck auf die Produktivität, oder<br />
die Notwendigkeit umweltfreundlich<br />
zu sein.<br />
Wie können Häfen diesen Herausforderungen<br />
intelligent begegnen? In diesem<br />
Zusammenhang gibt es viele Definitionen<br />
für das Wort »intelligent«.<br />
Einige Branchenexperten sind der<br />
Meinung, dass intelligent zu sein mehr<br />
auf die Denkweise eines bestimmten<br />
Hafens bezogen ist, wo politische<br />
Entscheidungen und eine intelligente<br />
Nutzung von Ressourcen Vorrang vor<br />
Technologie und Innovationen haben.<br />
Auf der anderen Seite sollen Technologie<br />
und Innovation, wie das Internet<br />
der Dinge, eine treibende Kraft für die<br />
Produktivität von intelligenten Häfen<br />
sein. Welche Technologien und Infrastrukturen<br />
werden wirklich benötigt,<br />
um einen Smart Port erfolgreich aufzubauen?<br />
Dieser Frage wollen wir uns im nächsten<br />
Forum nähern und freuen uns, dass<br />
wir hierfür ausgewiesene Fachleute als<br />
Referenten gewinnen konnten.<br />
Zunächst wird Frau Gerlinde John<br />
von der HHLA über die Automatisierung<br />
des Terminals Altenwerder<br />
sprechen. Im Anschluss werden Herr<br />
Marius Eschen und Herr Nils Hellweg<br />
von der Hamburg Port Authority<br />
auf die zukünftige Entwicklung<br />
des Hamburger Hafens eingehen und<br />
diese anhand von Beispielen untermauern.<br />
Das Forum wird am 07.03. um<br />
18:00 Uhr bei der HHLA in Hamburg<br />
stattfinden. Bitte merken Sie<br />
sich diesen Termin jetzt schon vor.<br />
Anmeldungen werden in Kürze auf<br />
der HTG-Website möglich sein.<br />
Anmeldemodalitäten<br />
Die angegebenen Preise gelten bei Onlineanmeldung. Bei schriftlicher Anmeldung über die HTG Geschäftsstelle wird eine<br />
Bearbeitungsgebühr von 10,00 € berechnet. Jede Anmeldung gilt als verbindlich. Schriftliche Abmeldungen sind kostenfrei möglich<br />
bis zum Datum des Anmeldeschlusses. Danach wird die Gebühr vollständig fällig. Jeder Teilnehmer erhält nach Anmeldung<br />
eine Rechnung die gleichzeitig Anmeldebestätigung ist. Zahlungsfrist und Bankverbindung entnehmen Sie Ihrer Rechnung.<br />
Bitte melden Sie sich rechtzeitig an. Bei Erreichen der maximalen Teilnehmerzahl schließt das Anmeldeportal automatisch. Für<br />
HTG-Jungmitglieder kann eine Förderung aus dem Spendenfonds Goedhart erfolgen. Das Antragsformular kann über die HTG<br />
Geschäftsstelle angefordert werden. Bettina Blaume, Ansprechpartnerin, Telefon: 040/428 47-21 78, E-Mail: service@htg-online.de<br />
74 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Foto: Felix Selzer<br />
HTG Fachstammtisch<br />
in Norddeutschland<br />
Netzwerk<br />
pflegen<br />
Allen HTGlern ein frohes und vor allem gesundes<br />
Jahr <strong>2019</strong>! Und so viel sei schon gleich zu Beginn<br />
verraten: <strong>2019</strong> wird viele spannende und informative<br />
Veranstaltungen der Jungen HTG mit sich bringen. So starten wir im<br />
<strong>Februar</strong> mit dieser Abendveranstaltung und laden hierzu alle Mitglieder<br />
und Interessenten recht herzlich ein.<br />
Treffen Sie Bekannte, schließen Sie neue Kontakte und Netzwerken<br />
Sie in einem geselligen und ungezwungenen Rahmen. Netzwerken mit<br />
Jung und Erfahren – das bringt nicht nur Spaß, sondern auch die eigene<br />
Karriere voran!<br />
Der Fachstammtisch findet am<br />
Dienstag, den 19. <strong>Februar</strong> <strong>2019</strong>, ab 18:00 Uhr<br />
parallel in Bremen, Hannover und Hamburg statt.<br />
Bremen:<br />
Schüttinger Gasthausbrauerei<br />
Hinter dem Schütting 12-13, 28195 Bremen<br />
Kontakt und Teil nahmebestätigung<br />
an Christopher Massolle unter:<br />
christopher.massolle@hs-bremen.de<br />
Hannover: Duke Irish Pub<br />
Raschplatz. 6, 30161 Hannover<br />
Kontakt und Teilnahmebestätigung<br />
an Mareike Groben unter:<br />
m.groben@grbv.de<br />
Hamburg: Thämers: Weinstube Buhbe<br />
Großneumarkt 10, 20459 Hamburg<br />
Kontakt und Teilnahmebestätigung<br />
an Stefanie Kolbaum unter:<br />
stefanie.kolbaum@hpa.hamburg.de<br />
Die Veranstaltungen finden auf Selbstzahlerbasis statt.<br />
Für die Planung kontaktieren Sie bitte bis zum 15. <strong>Februar</strong> den Ansprechpartner<br />
»Ihrer« Stadt. Allgemeine Fragen werden wie immer in<br />
der XING-Gruppe »JungeHTG« sowie unter JungeHTG@htg-online.de<br />
jederzeit beantwortet.<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 75
©: Hansestadt LÜBECK - Der Bürgermeister<br />
SAVE THE DATE<br />
HTG-Kongress <strong>2019</strong><br />
Musik- und Kongresshalle Lübeck<br />
11. bis 13. September <strong>2019</strong><br />
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.htg-online.de<br />
Auslobung Förderpreise <strong>2019</strong><br />
Einreichungsfrist<br />
bis<br />
31.03.<strong>2019</strong>!<br />
Die Hafentechnische Gesellschaft e.V. vergibt in zweijährigem Turnus unterschiedliche Förderpreise.<br />
Auch für <strong>2019</strong> werden folgende Förderpreise ausgeschrieben:<br />
• HTG Förderpreise<br />
• Förderpreis für Innovation der Werner Möbius-Stiftung<br />
• Förderpreis der Victor Rizkallah-Stiftung.<br />
Mit diesen öffentlichen Anerkennungen werden zum einen herausragende Leistungen von Studierenden und des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses ausgezeichnet, zum anderen werden innovative und umsetzbare Ideen erfahrener Fachleute<br />
auf den Fachgebieten der Hafentechnischen Gesellschaft e.V. gewürdigt.<br />
Die Preisverleihung findet auf dem HTG Kongress vom 11.–13. September <strong>2019</strong> in Lübeck statt. Einreichungsfrist ist<br />
der 31.03.<strong>2019</strong><br />
Die Ausschreibungstexte und alle nötigen Informationen zu den Teilnahme bedingungen finden Sie unter www.htg-online.de<br />
»Förderpreise«.<br />
HTG Geschäftsstelle: Neuer Wandrahm 4, 20457 Hamburg, www.htg-online.de Vorsitzender: MDir Reinhard Klingen,<br />
service@htg-online.de Geschäfts führung: Dipl.-Ing. oec. Michael Ströh, Tel. 040/428 47-52 66, michael.stroeh@htg-online.de<br />
Schriftleitung: Dr.-Ing. Manuela Oster thun, General direktion Wasser straßen u. Schifffahrt, Standort Hannover, Tel. 0511/ 91 15-31 88,<br />
manuela.osterthun@wsv.bund.de Sekretariat: Bettina Blaume, Tel. 040/428 47-21 78, service@htg-online.de<br />
76 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Spannenden Wetterphänomenen<br />
auf den Grund gehen!<br />
Frank Böttcher und Jonathan Böttcher<br />
REISE DURCH DAS<br />
EXTREMWETTER<br />
DER ERDE<br />
224 Seiten, gebunden | 24,95 Euro<br />
ISBN 978-3-7822-1290-8<br />
»Wenn der Vater mit dem Sohne …<br />
ein Buch über Extremwetter schreibt,<br />
dann ist das extrem lesenswert und<br />
ein faszinierend bebilderter Genuss<br />
für jede Altersstufe!«<br />
Sven Plöger, Diplom-Meteorologe<br />
und TV-Moderator<br />
Foto: Fotolia/panaramka<br />
koehler-books.de<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 77
Recht<br />
Bergelohn versus<br />
Werkvertrag<br />
(Operation geglückt,<br />
Patient tot)<br />
»Revidirte Rheinschifffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK<br />
Das gesetzliche Bergungsrecht (§§ 740 ff HGB a.F., heute §§ 574 ff HGB) ist nur einschlägig, wenn das zu rettende Schiff sich in Gefahr<br />
befindet. Dies ist der Fall, wenn eine weitere Verschlechterung des Zustandes des bergungsfähigen Schiffes oder die Gefahr der Entstehung<br />
eines noch größeren Schadens durch das längere Verbleiben des Schiffes in seiner Lage droht.<br />
Für das Bergerecht gilt:<br />
Ist der Bergelohn vertraglich vereinbart, zum Beispiel durch einen Tagessatz, dann greift die Begrenzung des Bergelohnes auf den Wert<br />
des Schubleichters gemäß § 743 II HGB a.F., heute § 577 II HGB nicht.<br />
Der vertragliche Ausschluss der Haftung für grobe Fahrlässigkeit ist außerhalb von allgemeinen Geschäftsbedingungen zulässig einschließlich<br />
der geltungserhaltenden Reduktion einer Klausel, die einen unzulässigen Ausschluss für Vorsatz enthält.<br />
Die Klausel no cure-no pay greift nicht, wenn das zu bergende Schiff nicht als unbeschädigte Einheit (sondern in zwei Teilen) geborgen<br />
und an Land gebracht wird, jedenfalls dann, wenn die Bergungsmaßnahmen nach übereinstimmender Entscheidung der Vertragsparteien<br />
unter Zerschneidung des Schiffes in zwei Teile fortgesetzt wurde.<br />
Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichtes<br />
Hamburg, Az.: 6 U 74/76 (Landgericht<br />
Hamburg, Az.: 418 HK O 34/11) vom<br />
27. Juli 2017, rechtskräftig.<br />
Aus den Gründen:<br />
Die Klägerin verlangt von der Beklagten<br />
Zahlung aus dem zwischen den Parteien<br />
geschlossenen Vertrag über die Bergung<br />
des Schubleichters SL »4068 aus der Elbe<br />
(Köhlfleet) …<br />
Der Nebenintervenient zu 1) (Expert-Büro<br />
G), welcher dem Rechtstreit auf Seiten der<br />
Klägerin beigetreten ist, berät die Beklagte<br />
seit ca. 40 Jahren in Havarieangelegenheiten.<br />
Der Nebenintervenient zu 1) erstellte<br />
die Ausschreibung für die Bergungsarbeiten<br />
des Schubleichters, nahm die Angebote<br />
entgegen und leitete diese an die Beklagte<br />
zur weiteren Entscheidung weiter.<br />
In der Ausschreibung heißt es wörtlich:<br />
»Der Auftrag erfolgt auf Basis ‘No cure -<br />
No Pay’. Sollte die Bergung auch in Teilen<br />
erfolglos sein, so entfällt jede Vergütung.«<br />
Mit Schreiben vom 15. September 2010 bot<br />
die Klägerin die Bergung von Ladung und<br />
Schubleichter an. Ein Festpreisangebot<br />
gab die Klägerin dabei nicht ab, sondern<br />
bot die Bergung des Leichters zu einem<br />
Preis von EUR 20.000/Tag (10 Std.) an und<br />
ging dabei von einem Aufwand von vier<br />
Tagen aus. Für den Einsatz des Schwimmkrans<br />
E - soweit erforderlich - sollten für<br />
An-/Abfahrt nach Hamburg EUR 27.500 und<br />
pro Einsatztag weitere EUR 27.500 anfallen.<br />
Die Einsatzzeit des Schwimmkrans<br />
wurde mit einem Tag angegeben. In Ziffer<br />
7 des Angebotes heißt es: »Für Umweltund<br />
Sachschäden die durch die Leichterung/Bergung<br />
bedingt sind, übernehmen<br />
wir keinerlei Haftung. Ebenso sind sämtliche<br />
eventuellen Schäden an der Schute,<br />
der Böschung oder des Fahrwassers nicht<br />
durch uns zu verantworten«. In dem Angebot<br />
geht die Klägerin davon aus, dass<br />
die Bergung des Schubleichters durch das<br />
Einpumpen von Druckluft in die Leerräume<br />
und die Hebung des Schubleichters durch<br />
den zusätzlichen Auftrieb möglich sei.<br />
Die Beklagte beauftragte die Klägerin mit<br />
der Bergung des Schubleichters mit Schreiben<br />
vom 20.09.2010 … Ein weiterer<br />
Taucheinsatz bestätigte, dass der Rumpf<br />
des Havaristen aufgeschnitten oder gebrochen<br />
war. In Gesprächen zwischen den<br />
Parteien wurde dann vereinbart, die Bergung<br />
des Schubleichters fortzusetzen und<br />
diesen hierzu in zwei Teile zu trennen und<br />
die einzelnen Teile zu bergen. Die Trennung<br />
des Havaristen in zwei Teile und die<br />
Bergung der beiden Wrackteile erfolgte in<br />
der Zeit vom 18. bis 22. Oktober 2010 mit<br />
Hilfe des Schwimmkrans E.<br />
Mit Schreiben vom 29. Oktober 2010 stellte<br />
die Klägerin ihre Schlussrechnung über<br />
einen Betrag von EUR 410.078,12 (brutto),<br />
fällig zur Zahlung am 05. November<br />
2010. Hierbei war eine bereits vorab gestellte<br />
Abschlagsrechnung in Höhe von<br />
EUR 180.000 berücksichtigt. Die Beklagte<br />
zahlte am 12. November 2010 einen Betrag<br />
von EUR 180.000 an die Klägerin, weitere<br />
Zahlungen erfolgten nicht. Auch die letzte<br />
Zahlungsfrist vom 29. November 2010 aufgrund<br />
der Mahnung vom 22. November<br />
2010 ist fruchtlos verstrichen. Die Beklagte<br />
ließ den Schubleichter in der Folgezeit<br />
reparieren und setzt ihn weiterhin ein.<br />
Die Klägerin nimmt die Beklagte auf Zahlung<br />
von EUR 444.278,12 in Anspruch.<br />
Die Beklagte begehrt mit ihrer Widerklage<br />
die Rückzahlung der geleisteten<br />
EUR 180.000,- und die Verurteilung der<br />
Klägerin zur Tragung der Kosten des<br />
Rechtsstreits einschließlich der beiden<br />
Verklarungsverfahren …<br />
Die Klägerin ist der Auffassung, sie habe<br />
die Bergung des Schubleichters erfolgreich<br />
durchgeführt. Es bestehe daher ein<br />
Anspruch auf Zahlung des vertraglich vereinbarten<br />
Bergelohns,<br />
Die Beklagte ist der Ansicht, dass sie keinen<br />
Bergelohn schulde, da die Bergung<br />
des Schubleichters nicht erfolgreich gewesen<br />
sei. Die Klägerin habe den Schubleichter<br />
nicht geborgen, sondern zerbrochen.<br />
Die Klausel »no cure- no pay«<br />
(NCNP-Klausel) sei Bestandteil des Vertrages<br />
geworden. Sollte die NCNP-Klausel<br />
nicht Bestandteil des Vertrages geworden<br />
sein, so müsse diese über § 750 Abs.<br />
2 Nr. 2 HGB (a.F.) in den Vertrag einbezogen<br />
werden, jedenfalls sei der Bergelohn<br />
auf den Restwert bzw. auf den Zeitwert<br />
des Schubleichters vor der Bergung zu<br />
beschränken. Da die Bergung unfachmännisch<br />
und mangelhaft ausgeführt worden<br />
sei, müsse der Bergelohnanspruch der<br />
Klägerin jedenfalls um den Betrag der<br />
Klagforderung wegen Schlechterfüllung<br />
gekürzt werden …<br />
Die zulässige Berufung der Beklagten hat<br />
in der Sache keinen Erfolg.<br />
1.<br />
Die Beklagte wendet sich ohne Erfolg gegen<br />
ihre Verurteilung zur Zahlung von<br />
EUR 235.769,23. Der Klägerin steht für<br />
die Bergung des Schubleichters ein Vergütungsanspruch<br />
in jedenfalls der zugesprochenen<br />
Höhe zu.<br />
a.) Entgegen der Auffassung der Beklagten<br />
und der Nebenintervenientin zu 2.) ist der<br />
Bergelohn weder gemäß § 743 Abs.2 HGB<br />
a.F. auf den Wert des Schubleichters beschränkt<br />
noch ist gemäß § 750 HGB eine<br />
höhere als vom Landgericht vorgenommene<br />
Reduzierung des Bergelohns durchzuführen.<br />
Denn zum einen finden die gesetzlichen<br />
Bergungsvorschriften der § 740 ff.<br />
78 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2<br />
(Sammlung Seite 2567)
Recht<br />
HGB a.F. vorliegend keine Anwendung (1),<br />
zum anderen würde selbst ihre Anwendung<br />
nicht zu einer weiteren Reduzierung<br />
des Bergelohnes führen (2).<br />
(1)<br />
Zwischen den Parteien ist ein Werkvertrag<br />
über die Bergung des Schubleichters geschlossen<br />
worden. Die gesetzlichen Bergungsvorschriften<br />
der §§ 740 ff. HGB a.F.<br />
bleiben neben den vertraglichen Bestimmungen<br />
zwar grundsätzlich anwendbar,<br />
sofern nichts Abweichendes vereinbart<br />
wurde (v.Waldstein/Holland, Binnenschiffahrtsrecht,<br />
5. Auflage 2007, § 93 Rz 7; BGH<br />
VersR 1958, 510, 511). Dies gilt aber nur<br />
dann, wenn sich ein Schiff im Sinne des<br />
Bergungsrechtes in einer »Gefahr« befindet<br />
(v.Waldstein/Holland, a.a.O., § 93 Rz 8).<br />
Eine bergungsspezifische Gefahr liegt vor,<br />
wenn eine weitere Verschlechterung der<br />
Zustandes (Auseinanderbrechen/Versanden/Verschlicken)<br />
des bergungsfähigen<br />
Schiffes droht (Herber, Seehandelsrecht,<br />
2.Aufl., 2015, S.400; Rabe, Seehandelsrecht,<br />
4. Aufl., § 740 Rz 7; Abraham, Das<br />
Seerecht, 4. Aufl. 1974, § 28 S. 255). Entscheidend<br />
ist, dass das bereits gesunkene<br />
Schiff durch das längere Verbleiben in<br />
dieser Lage ohne schleunige Hilfe der Gefahr<br />
der Entstehung eines noch größeren<br />
Schadens ausgesetzt ist (Schaps/Abraham,<br />
Seerecht, 4. Aufl., § 740 Rz 8).<br />
Diese Voraussetzungen sind vorliegend<br />
nicht erfüllt. Für den gesunkenen Schubleichter<br />
bestand keine Gefahr mehr, da dieser<br />
auf dem Grund des Köhlfleets lag. Ein<br />
weiteres Abrutschen war nicht zu befürchten,<br />
da sich der Leichter in den Schlamm<br />
gegraben hatte und sich in einer stabilen<br />
Lage befand. Dass ein Auseinanderbrechen<br />
des Rumpfes oder eine Beschädigung<br />
der Ladung drohte, ist ebenso weder dargelegt<br />
noch sonst ersichtlich. Es bedurfte<br />
auch keiner »schleuniger« Hilfe (siehe<br />
oben), um der Gefahr größeren Schadens<br />
entgegenzuwirken. Denn wie dargelegt,<br />
fand die Bergung erst drei Wochen - und<br />
damit nicht »schleunig«- nach dem Sinken<br />
des Schubleichters statt, nachdem die Bergungsarbeiten<br />
zuvor ausgeschrieben worden<br />
waren, eine schriftliche Beauftragung<br />
der Klägerin erfolgt war und zur Vorbereitung<br />
der Bergung ein baugleicher Schubleichter<br />
besichtigt und Tauchgänge durchgeführt<br />
worden waren. Der Umstand, dass<br />
der gesunkene Schubleichter aufgrund seiner<br />
Lage im Köhlfleet im Hamburger Hafen<br />
ein Schifffahrtshindernis dargestellt<br />
hat und die HPA auch aus diesem Grund<br />
die umgehende Beseitigung des gesunkenen<br />
Schubleichters angeordnet hatte, ist<br />
für die Annahme einer Gefahr im Sinne des<br />
Bergungsrechtes ohne Belang. Maßgeblich<br />
sind hierfür nur solche Gefahren, die sich<br />
auf das Schiff und die Ladung auswirken.<br />
(2)<br />
Selbst eine Anwendung der gesetzlichen<br />
Bergungsvorschriften der §§ 740 ff. HGB<br />
a.F. würde nicht zu einer weiteren Reduzierung<br />
des Bergelohnes führen.<br />
So ist der Bergelohn nicht gemäß<br />
§ 743 Abs.2 HGB a.F. auf den Wert des<br />
Schubleichters beschränkt, weil die Anwendung<br />
von § 743 Abs.2 HGB a.F. voraussetzt,<br />
dass die Parteien die Höhe<br />
des Bergelohnes nicht vereinbart haben<br />
(§ 743 Abs.1 HGB a.F.), was vorliegend<br />
nicht der Fall ist.<br />
Der Bergelohn ist auch nicht in einem größeren<br />
Umfang gemäß § 750 HGB a.F. zu reduzieren<br />
als vom Landgericht vorgenommen.<br />
Das Landgericht ist rechtsfehlerfrei<br />
zu dem Ergebnis gelangt, dass der Beklagten<br />
der Beweis, dass der Klägerin bei der<br />
Bergung grob fahrlässige Fehler unterlaufen<br />
sind, was zu einer deutlich größeren<br />
Reduzierung des angemessenen Bergelohnes<br />
geführt hätte, angesichts des nicht<br />
aufklärbaren Wertungs-Gegensatzes der<br />
beiden Sachverständigen K und W nicht<br />
gelungen ist. Denn im Grenzbereich der<br />
Abgrenzung von einfachen und groben<br />
Fehlern sind die Sachverständigen zu unterschiedlichen<br />
Ergebnissen gekommen.<br />
Rechtsfehler sind bei der vom Landgericht<br />
vorgenommenen Beweiswürdigung nicht<br />
erkennbar …<br />
b.) Der Senat folgt dem Landgericht auch<br />
darin, dass offen bleiben kann, ob die<br />
»No cure - No pay« - Klausel (NCNP-Klausel)<br />
Gegenstand des zwischen Parteien<br />
geschlossenen Vertrages geworden ist.<br />
Denn die Bergung des Leichters war nicht<br />
erfolglos, sondern hatte Erfolg:<br />
Die Parteien haben als Leistungsgegenstand<br />
die Hebung des Schubleichters aus<br />
dem Köhifleet vertraglich vereinbart. So<br />
heißt es in der Ausschreibung »Bergung<br />
des GSL »4068« und Verbringen des geborgenen<br />
Kaskos an eine zuzuweisende<br />
Werft im Raum Hamburg« und in der Auftragsbestätigung<br />
»Bergung des Schubleichters«.<br />
In diesem Zusammenhang ist<br />
auch angesichts der Unterbrechung der<br />
Tätigkeiten aufgrund der Feststellung der<br />
Beschädigung des Schubleichters und<br />
der nach mehreren Gesprächen zwischen<br />
den Parteien getroffene Entscheidung zur<br />
Fortführung der Maßnahmen von einem<br />
einheitlichen Werkvertrag und nicht von<br />
mehreren Verträgen auszugehen. Denn<br />
die übereinstimmende Entscheidung der<br />
Parteien, die Maßnahmen fortzusetzen,<br />
den beschädigten Schubleichter in zwei<br />
Teile zu trennen und beide Teile zu heben<br />
und in eine Werft zu verbringen, stellt eine<br />
nachträgliche vertragliche Anpassung der<br />
ursprünglichen Vereinbarung dar und ist<br />
nicht als Abschluss eines neuen Werkvertrages<br />
zu verstehen. Die Vertragsbedingungen<br />
hinsichtlich der Vergütung nach<br />
Stundenaufwand sind identisch mit der<br />
zunächst getroffenen Vereinbarung (nach<br />
den Anpassungen). Es ist nicht ersichtlich,<br />
dass ein ganz neuer Vertrag geschlossen<br />
werden sollte, vielmehr bestand das vorrangige<br />
Ziel der Parteien weiterhin darin,<br />
den Schubleichter - wenn auch nunmehr<br />
nicht mehr als Ganzes - aus dem Hamburger<br />
Hafen zu heben.<br />
Der so verstandene vertraglich vereinbarte<br />
Erfolg ist eingetreten. Die Klägerin<br />
hat den Schubleichter gehoben und<br />
in eine Werft verbracht. Dem steht nicht<br />
entgegen, dass der Schubleichter bei den<br />
Maßnahmen zur Hebung (erheblich) beschädigt<br />
worden ist und nicht mehr als<br />
unbeschädigte Einheit geborgen werden<br />
konnte. Denn der vertragliche Erfolg der<br />
Bergung/Hebung wurde nur dahin gehend<br />
bestimmt, dass der Schubleichter aus dem<br />
Köhlfleet geborgen werden sollte. Dies hat<br />
die Klägerin erreicht …<br />
c.) Das Landgericht ist auch rechtsfehlerfrei<br />
zu dem Ergebnis gelangt, dass sich die<br />
Beklagte nicht auf »Schlechterfüllung« berufen<br />
könne, die im Wege einer Aufrechnung<br />
mit Schadensersatzansprüchen der<br />
Beklagten zum Wegfall der klägerischen<br />
Ansprüche führen könnte. Denn die Klägerin<br />
hat in Ziffer 7 ihres Angebotes (»Für<br />
Umwelt- und Sachschäden, die durch die<br />
Leichterung/Bergung bedingt sind, übernehmen<br />
wir keinerlei Haftung. Ebenso<br />
sind sämtliche eventuellen Schäden an<br />
der Schute, der Böschung oder des Fahrwassers<br />
nicht durch uns zu verantworten.«),<br />
welches von der Beklagten angenommen<br />
wurde, ihre Haftung wirksam<br />
ausgeschlossen. Vertragliche Haftungsbeschränkungen<br />
sind grundsätzlich zulässig<br />
(Palandt/Grüneberg, 75. Aufl. 2015,<br />
§ 276 Rn. 35) …<br />
Soweit die Beklagte in ihrer Berufungsbegründung<br />
Ziffer 7 des Angebots der Klägerin<br />
als Allgemeine Geschäftsbedingung<br />
der Klägerin bezeichnet, hat sie nichts dazu<br />
vorgetragen, was die Annahme einer AGB-<br />
Klausel rechtfertigen würde. Der Wortlaut<br />
von Ziffer 7 spricht vielmehr deutlich gegen<br />
eine Qualifizierung als Allgemeine<br />
Geschäftsbedingung. So ist in Satz 1 von<br />
»Schute« und »Böschung« die Rede, was<br />
den Bezug zu dem vorliegenden individuellen<br />
Fall belegt. In Satz 4 von Ziffer 7 heißt<br />
es sodann: »Ansonsten gelten die Allgemeinen<br />
Geschäftsbedingungen der O«,<br />
woraus zu schließen ist, dass es sich bei<br />
den vorangegangenen Sätzen nicht um Allgemeine<br />
Geschäftsbedingungen handelt.<br />
Da die Beklagte nicht den Nachweis erbracht<br />
hat, dass es sich vorliegend um AGB<br />
handelt, findet das Klauselverbot nach<br />
§ 309 Nr. 7 b) BGB keine Anwendung. Die<br />
Tatsache, dass der Haftungsausschluss<br />
auch grobe Fahrlässigkeit umfasst, steht<br />
der Wirksamkeit von Ziffer 7 der Vertragsbedingen<br />
der Klägerin daher nicht entgegen.<br />
Die Nebenintervenientin zu 2.) macht<br />
auch ohne Erfolg geltend, der Haftungsausschluss<br />
sei auch deshalb unwirksam,<br />
weil er auch den Ausschluss einer Haftung<br />
für Vorsatz umfasse. Ein derartiger Ausschluss<br />
ist zwar gemäß § 276 Abs.3 BGB<br />
unzulässig. Bei einer Vertragsklausel, die<br />
keine Allgemeine Geschäftsbedingung<br />
darstellt, gilt jedoch nicht das Verbot der<br />
geltungserhaltenden Reduktion …<br />
Mitgeteilt durch Rechtsanwalt<br />
Fink v.Waldstein, Mannheim<br />
(Das Oberlandesgericht Hamburg hatte die<br />
Revision nicht zugelassen, die Nichtzulassungsbeschwerde<br />
beim Bundesgerichtshof<br />
blieb erfolglos, d. Red.)<br />
(Sammlung Seite 2568) – Fortsetzung unter www.binnenschifffahrt-online.de bis Sammlung S. 2574<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 79
Recht<br />
Frischer Wind in der GBM<br />
Der neue Vorstand der GBM: Markus Jaegers, Axel Groothuis, Dr. Martin Fischer,<br />
Dr. Hubert Holland, Carsten Ruge, Jan van Zuethem und Horst Joetten<br />
Der scheidende Vorsitzende Fink v.Waldstein<br />
und sein Stellvertreter Thomas Hartmann<br />
Die Mitglieder der bekannten Fördergesellschaft<br />
in Mannheim haben<br />
am 29. November 2018 einen neuen Vorstand<br />
gewählt. Die Gesellschaft zur Förderung<br />
des Binnenschiffahrtsrechts an<br />
der Universität Mannheim e.V. (GBM)<br />
ist im Jahre 1993 gegründet worden und<br />
hat seitdem die Pflege des Binnenschiffahrtsrechtes<br />
in Deutschland vorangetrieben.<br />
Seit ihrer Gründung war die<br />
GBM an der Vorbereitung und Durchführung<br />
von insgesamt neun Mannheimer<br />
Tagungen zum Binnenschiffahrtsrecht<br />
beteiligt, zuletzt im Jahre 2018 im<br />
Rittersaal des Schlosses in Mannheim.<br />
Mit den Mitteln der Gesellschaft wurde<br />
unter anderem der Aufbau einer schifffahrtsrechtliche<br />
Bibliothek in der Universität<br />
Mannheim mit über 6.000 Bänden<br />
ermöglicht. Eine umfangreiche Gesetzessammlung<br />
(Transportrecht.de) sowie<br />
eine internationale Entscheidungssammlung<br />
(IWT-Law.eu) wurden eingerichtet,<br />
gepflegt und sind den Rechtssuchenden<br />
kostenlos zugänglich. Die Gesellschaft<br />
begleitet und unterstützt die Arbeit des<br />
Instituts für internationales Transportrecht<br />
an der Universität Mannheim und<br />
den Lehrstuhl für Verkehrsrecht unter<br />
besonderer Berücksichtigung des Binnenschiffahrtsrechtes<br />
Prof. Dr. Andreas<br />
Maurer.<br />
Seit 1993 sind im Vorstand der Gesellschaft,<br />
Mannheim, maßgeblich Rechtsanwalt<br />
Fink v.Waldstein als Vorsitzender<br />
und Thomas Hartmann (Hartmann<br />
Versicherungs GmbH in Mannheim) tätig.<br />
Nach nun 25-jähriger Tätigkeit haben<br />
die beiden Vorstandsmitglieder ihre<br />
Vorstandstätigkeit beendet und an ihre<br />
Nachfolger übergeben. Rechtsanwalt Dr.<br />
Martin Fischer, Frankfurt, langjähriges<br />
Vorstandsmitglied der GBM, hielt die<br />
Laudatio zur Verabschiedung der beiden<br />
Vorstandsmitglieder. Dabei wurde<br />
deutlich, mit welchem Engagement,<br />
Kompetenz und Einsatz der Vorstand<br />
der Gesellschaft in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Universität Mannheim<br />
für die Pflege und Weiterentwicklung<br />
des internationalen Binnenschiffahrtsrechts<br />
am Standort Mannheim tätig ist.<br />
Auch der Gründungsdirektor des Instituts<br />
für Transportrecht an der Universität<br />
Mannheim Herr Prof. Dr. Eibe<br />
Riedel betonte, wie wertvoll die Arbeit<br />
der Fördergesellschaft für die Universität<br />
Mannheim war und ist und erklärte:<br />
»Ohne die Arbeit der Herren Fink<br />
v.Waldstein und Thomas Hartmann<br />
gäbe es das Institut in dieser Form heute<br />
nicht«. Der neue Vorstand der Gesellschaft<br />
findet ein gut bestelltes Haus vor.<br />
Zum 1. Vorsitzenden wurde Rechtsanwalt<br />
Dr. Hubert Holland, Mannheim,<br />
gewählt, als weitere Vorstandsmitglieder<br />
Markus Jaegers (Rechtsanwalt),<br />
Carsten Ruge (Hartmann Versicherungs<br />
GmbH), Dr. Martin Fischer (Rechtsanwalt),<br />
Prof. Dr. Patrick Schmidt (Rechtsanwalt),<br />
Horst Jötten (Allianz Esa) sowie<br />
aus den Niederlanden Rechtsanwalt Jan<br />
van Zuethem und Axel Groothuis (Post<br />
& Co).<br />
Mit einem Sonderpreis für Binnenschiffahrtsrecht<br />
hat die Gesellschaft<br />
den Abiturienten Coen van Zuethem<br />
aus Breda für seine Untersuchung der<br />
Rheinschiffahrt »Europas Hauptader«<br />
ausgezeichnet.<br />
Der Preisträger des Sonderpreises<br />
für <strong>Binnenschifffahrt</strong>srecht Coen van Zuethem<br />
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung<br />
wurde das traditionelle<br />
»Mannheimer Rechtsgespräch« abgehalten,<br />
dass im jährlichen Turnus<br />
in Mannheim stattfindet. Herr Dipl.-<br />
Ing. Jörg Vogel, Leiter der Wasser- und<br />
Schifffahrtsämter Freiburg und Mannheim,<br />
hielt einen Vortrag zur Geschichte,<br />
Aufgaben und Zukunft der Wasserund<br />
Schifffahrtsämter am Oberrhein.<br />
Es wurde deutlich, wie die Geschichte<br />
der letzten 200 Jahre in Europa die Entwicklung<br />
des Rheines als internationale<br />
Schifffahrtsstraße beeinflusst und geprägt<br />
haben und welcher immenser<br />
technischer und finanzieller Aufwand<br />
notwendig ist, um die Schleusen des<br />
Oberrheines zu erhalten und eine ausreichende<br />
Wassertiefe durch Geschiebezugaben<br />
und Pflege der Buhnen zu garantieren<br />
und Auskolkungen zu vermeiden<br />
und zu korrigieren.<br />
n<br />
© Laura Juge<br />
80 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
Register 2018<br />
Recht<br />
2018<br />
Thema Rechtsgebiet Stichworte Gericht /Autor Anmerkung<br />
Straftaten an Bord eines Schiffes<br />
Wenden auf dem Rhein<br />
Frachtführerpfandrecht<br />
und Haftung<br />
Kosten des Verklarungsverfahrens<br />
TMS Waldhof, Begegnungsregeln<br />
und schiffige Übung<br />
Reparatur bei Gelegenheit<br />
Beweisaufnahme im<br />
Verklarungsverfahren<br />
Haftung im Schubverband<br />
Kosten eines Parteisachverständigen<br />
Zeugnisverweigerungsrecht<br />
im Verklarungsverfahren<br />
Sachwalterentschädigung<br />
im Verteilungsverfahren<br />
Verfügungsrecht des<br />
Versicherungsmaklers<br />
Befangenheitsantrag und<br />
Beschwerde nach<br />
Mannheimer Akte<br />
Frachtrechtliche Zuständigkeit<br />
der Schiffahrtsgerichte<br />
StrafR<br />
ProzessR<br />
KostenR<br />
SchR<br />
ProzessR<br />
FrachtR<br />
CMNI<br />
ProzessR<br />
ProzessR<br />
KostenR<br />
SchR<br />
VersR<br />
ProzessR<br />
SchR<br />
ProzessR<br />
SchR<br />
KostenR<br />
ProzessR<br />
SchR<br />
SchR<br />
KostenR<br />
SchR<br />
ProzessR<br />
SchR<br />
CLNI<br />
KostenR<br />
VersR<br />
ProzessR<br />
ProzessR<br />
MA<br />
FrachtR<br />
ProzessR<br />
Zuständigkeit der Schiffahrtsgerichte,<br />
Kein Verfahrenshindernis nach 206 StPO,<br />
Übernahmepflicht des Schiffahrtsgerichtes,<br />
Kosten des Verfahrens und notwendig<br />
Auslagen bei fehlerhafter Anklage<br />
Zulässigkeit eines Wendemanövers, Schallsignale<br />
und Kausalität, Unterstützungspflicht<br />
eines Bergfahrers, Zulässigkeit der Widerklage<br />
bei fehlender Parteiidentität,<br />
Parteivernehmung und Zeugenbeweis<br />
Weisungsrecht des Zwischenfrachtführers,<br />
Pfandrecht und Ladungsschaden, Mitverschulden<br />
des Weisungsempfängers, Überwachungspflicht<br />
des ausführenden Frachtführers,<br />
Anwendbarkeit des § 254 BGB, adäquate<br />
Kausalität, internationale Zuständigkeit<br />
Prozesskosten und Kosten des Verklarungsverfahrens,<br />
Parteienidentität und Identität<br />
des Gegenstandes<br />
Begegnungshavarie, geeigneter Talweg und<br />
Sorgfaltsmaßstab, schiffige Übung, Vertrauen<br />
auf verkehrsgerechtes Verhalten, Fahrrinne,<br />
Fahrwasser und Fahrwasserenge, keine<br />
Haftungsquote bei geringfügiger Pflichtverletzung,<br />
Beweislast, Rechtsübergang auf<br />
Versicherer nach englischem Recht, subrogation<br />
Reparatur bei Gelegenheit oder mit Bordmitteln,<br />
Wahlrecht des Geschädigten für Werft,<br />
Nutzungsverlust abstrakt, konkret oder<br />
abstrakt / konkret, stundenweise Berechnung<br />
Anfang und Ende des Verklarungsverfahrens,<br />
Dispositionsbefugnis des Antragstellers, Wahlrechte<br />
der Beteiligten, Offizialmaxime, Art und<br />
Weise der Beweisaufnahme, Gegenstandswert<br />
Eignerhaftung für Schiffsleichter im Schubverband,<br />
Besatzung eines Schubverbandes,<br />
keine analoge Anwendung der §§ 92 b iVm 3 I<br />
BinSchG innerhalb eines Schubverbandes,<br />
Manöver des letzten Augenblickes<br />
Taxierungskosten, materiellrechtlicher<br />
Schadenersatzanspruch<br />
Zeugnisverweigerungsrechtes<br />
des Antragstellers<br />
SchOG Karlsruhe<br />
BK der ZKR<br />
OLG Nürnberg<br />
Sammlung<br />
Seite<br />
2502 f<br />
2504 ff<br />
2513 ff<br />
SchOG Hamburg + 2520 f<br />
RhSchOG Köln<br />
RhSchG Duisburg-<br />
Ruhrort<br />
2522 ff<br />
2535 ff<br />
SchG Mannheim + 2542 f<br />
BK der ZKR + 2544 ff<br />
BK der ZKR 2549<br />
SchG Mannheim + 2549 f<br />
Höhe der Vergütung des Sachwalters AG Mannheim 2550<br />
Regulierungsvollmacht und Abtretungsrecht,<br />
Darlegungslast für ausländisches Recht<br />
Zuständigkeit der Rheinschiffahrtsobergerichte<br />
oder der Berufungskammer, konkludente Ausübung<br />
des Wahlrechtes nach Artikel 37 I MA,<br />
Verfahrensrecht und ZPO, Frist für Befangenheitsantrag,<br />
Darlegungslast und Glaubhaftmachung<br />
für Anfechtungsgründe, Anfechtungsgründe<br />
Unfall im Schiffsbetrieb und Ladungsschaden,<br />
sachliche Zuständigkeit bei Frachtführerketten,<br />
ausschließliche Zuständigkeit<br />
SchOG Köln + 2551 ff<br />
RhOG Karlsruhe<br />
2557 ff<br />
LG Duisburg + 2560 ff<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 81
BDS<br />
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.<br />
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz<br />
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746-377 | Fax -569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />
Die IWT-Platform geht an der Start<br />
Organisation und Aufgaben<br />
Der Vorstand der IWT-Platform, Generalsekretäre und Koordinator: Christiaan van Lancker (vorne<br />
links), Leigh Wootton (dahinter) und Alain Devos (zweiter von rechts) von der ESO, Paul Goris<br />
(Präsident, hinten Mitte), Philippe Grulois von der EBU(ganz rechts), (es fehlt Martin Staats) sowie<br />
die Generalsekretäre der ESO (Gerard Kester,dritter von rechts, hinten) und EBU (Theresia<br />
Hacksteiner, vorne) sowie der Koordinator Nik Delmaire (rechts daneben)<br />
Mit einem Empfang in Brüssel am 21. Januar<br />
<strong>2019</strong> ging die von den europäischen<br />
Verbänden ESO und EBU gegründete IWT<br />
Plattform offiziell an den Start. Ziel der<br />
Platform ist es, die Arbeit des Gewerbes<br />
auf europäischer Ebene zu koordinieren<br />
und zu verbessern und im Interesse des gesamten<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong>sgewerbes dazu<br />
beizutragen, mit einer stärkeren Stimme<br />
aufzutreten und die Wahrnehmung der<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> zu verbessern.<br />
Die Vertreter der Plattform sind in allen<br />
europäischen Entscheidungsgremien<br />
aktiv und bringen dort ihre Expertise ein.<br />
Die Plattform wird geleitet von einem<br />
sechsköpfigen Vorstand, der aus je drei<br />
Vertretern von ESO und EBU besteht.<br />
Daneben gibt es ein Beratungsgremium<br />
bestehend aus Vertretern der beteiligten<br />
Mitgliedstaaten Belgien, Deutschland,<br />
Frankreich, Niederlande und Österreich.<br />
Koordiniert werden die Aktivitäten<br />
der Plattform vom hauptamtlichen<br />
Koordinator Nik Delmeire, der im Januar<br />
<strong>2019</strong> seine Arbeit aufgenommen hat,<br />
unterstützt von den beiden Generalsekretären<br />
von ESO und EBU.<br />
Die Plattform verfügt über fünf Komitees<br />
in unterschiedlichen Fachgebieten,<br />
die von jeweils ein bis drei Sekretären<br />
geleitet werden:<br />
••<br />
Das Komitee »Innovation&Greening«<br />
übernimmt der Koordinator Nik Delmeire,<br />
••<br />
in Komitee »Safety & Environment«<br />
sind Michael Zevenbergen (CBRB),<br />
Erwin Spitzer (BDB) und Jan<br />
Vogelaar(CBRB) tätig,<br />
••<br />
im Komitee Nautical/Technical Lijdia<br />
de Pater (CBRB) und Leny van Toorenburg<br />
(BLN),<br />
••<br />
im Komitee »Infrastructure« Erik<br />
Schulz (BLN) und<br />
••<br />
im Komitee Social&Education Andrea<br />
Beckschäfer (BDS) und Gerit Fietze<br />
(BDB).<br />
Im Komitee Social&Education sind wichtige<br />
Themen angesiedelt, die uns in den<br />
nächsten Jahren beschäftigen werden,<br />
vor allem die Richtlinie Berufsqualifikationen<br />
mit ihren delegierten Rechtsakten,<br />
die Erarbeitung einer neuen europäischen<br />
Besatzungsordnung sowie alle anderen<br />
Themen, die im Zusammenhang mit Besatzung,<br />
Personal, Arbeitsmarkt, Sozialversicherung<br />
und Ausbildung stehen.<br />
Die für unsere Arbeit wichtigen Organisationen<br />
und Gremien sind die EU-<br />
Kommission, insbesondere die Generaldirektionen<br />
Verkehr sowie Arbeit und<br />
Soziales mit ihrem Sozialen Dialog und<br />
dessen Unterarbeitsgruppen Soziale Sicherheit<br />
und Besatzung, die ZKR und<br />
CESNI, insbesondere CESNI/QP und<br />
CESNI/Crew.<br />
BDS schlägt Liegestellen<br />
am neu zu bauenden Fangedamm<br />
im Magdeburger Hafen vor<br />
Für die <strong>Binnenschifffahrt</strong> gibt es zu wenige<br />
Liegestellen, lange bestehende Liegestellen<br />
werden im Zuge von neuer Wohnbebauung<br />
zurückgedrängt und viele<br />
Liegestellen entsprechen nicht den heutigen<br />
Standards. Bei Durchsicht der Planunterlagen<br />
für den neuen Fangedamm am<br />
Magdeburger Hafen liegt es nach Auffassung<br />
des BDS daher nahe, hier moderne<br />
Liegeplätze einzuplanen, weil alle Voraussetzungen<br />
gegeben sind, um dort qualifizierte<br />
Schiffsliegeplätze zu schaffen.<br />
Auch in Magdeburg fehlen Liegeplätze<br />
für wartende Schiffe sowie Übernachtungsplätze.<br />
Elbseitig sind nur einige alte<br />
Dalbenliegeplätze vorhanden, die heutigen<br />
Anforderungen nicht entsprechen.<br />
Insgesamt gibt es zu wenige Liegeplätze<br />
für wartende und elbseitig auch für übernachtende<br />
Schiffe.<br />
Hier könnten auf beiden Seiten des<br />
Dammes Liegeplätze eingerichtet werden,<br />
die über Stromanschluss und Treppen<br />
verfügen, beleuchtet sind und einen<br />
Autoabsetzplatz haben. Elbseitig sollten<br />
Liegeplätze als Übernachtungsplätze genutzt<br />
werden können.<br />
Mit dem geplanten Straßenanschluss<br />
wäre es möglich, die Stadt zu erreichen,<br />
um Einkäufe zu erledigen, Personalwechsel<br />
vorzunehmen und am sozialen Leben<br />
teilzunehmen. Anstatt Liegeplätze zurückzubauen<br />
wäre hier einmal die Gelegenheit,<br />
an geeigneter Stelle neue einzurichten,<br />
die den Anforderungen einer<br />
modernen Schifffahrt entsprechen! n<br />
©<br />
82 <strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2
TV-Programm<br />
Impressum<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
Herausgeber<br />
Prof. Peter Tamm †<br />
Heinz-Josef Joeris (Präsident), Verein für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />
Reinhard Klingen (1. Vorsitzender),<br />
Hafentechnische Gesellschaft e.V.,<br />
Geschäftsführung<br />
Peter Tamm, Thomas Bantle<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />
Tel. +49 (0)40-70 70 80-206 | k_foerster@hansa-online.de<br />
Redakteur: Felix Selzer (fs)<br />
Tel. +49 (0)40-70 70 80-210 | f_selzer@hansa-online.de<br />
Redakteur: Thomas Wägener (TWG)<br />
Tel. +49 (0)40-70 70 80-209 | t_waegener@hansa-online.de<br />
Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />
Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)<br />
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />
Josef Müller (jom, Österreich)<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />
Redaktionsbeirat<br />
Heinz-Josef Joeris, Präsident des Vereins für europäische<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> und Wasserstraßen e.V.;<br />
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe;<br />
Reinhard Klingen, 1. Vorsitzender der Hafentechnischen<br />
Gesellschaft e.V., Hamburg;<br />
Dr.-Ing. Manuela Osterthun, Hafentechnische Gesellschaft e.V.;<br />
Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt e.V.;<br />
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Fachbereichsleiter, Entwicklungszentrum<br />
für Schiffstechnik und Transport systeme e.V. Duisburg<br />
(DST), Duisburg.<br />
Redaktionsvorbehalt<br />
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung<br />
sowie der Übersetzung vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift<br />
darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder<br />
ein anderes Verfahren) ohne Genehmigung des Ver lages reproduziert<br />
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unbedingt die Meinung von Herausgeber, Redaktion oder Verlag<br />
wieder. Die Redaktion behält sich Änderungen an den Manuskripten<br />
vor. Die Redaktion lehnt jede Verantwortung für unverlangt<br />
eingesandtes Material (Manuskripte, Fotos, Grafiken etc.) ab.<br />
Fortführung der<br />
Binnenschiffahrt<br />
und Wasserstraßen<br />
Zeitsch rift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />
Die <strong>Binnenschifffahrt</strong> ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />
Europäische <strong>Binnenschifffahrt</strong>s-Union, Brüssel, Rotterdam<br />
Hafentechnische Gesellschaft e.V., Hamburg<br />
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Moselkommission, Trier<br />
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />
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Ausgewählte Programm-Tipps für März <strong>2019</strong><br />
Deltas der Welt. Ebro<br />
arte, Freitag, 1. März, 15.50–16.45 Uhr<br />
Die Schiffsbauer. Vom Stahlklotz zum Luxusliner<br />
Phoenix, Freitag, 1. März, 22.30–23.00 Uhr<br />
Vergessene Wracks. Schwarze Tränen der Meere, Nord- und Ostsee<br />
arte, Samstag, 2. März, 22.00–22.55 Uhr<br />
Unterwegs im Weserbergland. Aufbruchstimmung am Wasser<br />
NDR Fernsehen, Sonntag, 3. März, 20.15–21.45 Uhr<br />
Ich mach’s! Bootsbauer/-in. »Ich mach’s!« stellt jede Woche einen Beruf vor.<br />
ARD-alpha, Montag, 4. März, 10.00–10.15 Uhr<br />
Deutschland von oben. Die dritte Folge führt ans und übers Wasser.<br />
3sat, Montag, 4. März, 14.45–15.30 Uhr<br />
die nordstory – Inselgeschichten von Borkum<br />
NDR Fernsehen, Mittwoch, 6. März, 14.15–15.00 Uhr<br />
360° Geo Reportage. Mosel<br />
arte, Donnerstag, 7. März, 7.15–8.00 Uhr<br />
Explosionsgefahr im Meer. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs verrotten<br />
in der Nord- und der Ostsee bis zu 1,6 Millionen Tonnen Munition.<br />
hr-fernsehen, Donnerstag, 7. März, 20.15–21.00 Uhr<br />
Deltas der Welt. Rhein-Maas – Land der Kanäle<br />
arte, Montag, 11. März, 15.50–16.45 Uhr<br />
Die Story im Ersten. Die Akte BND (1). Waffengeschäfte deutscher<br />
Reeder, Teil 2 ab 23.30 Uhr<br />
Das Erste (ARD), Montag, 11. März, 22.45–23.30 Uhr<br />
Leben mit der Fulda<br />
hr-fernsehen, Dienstag, 12. März, 21.00–21.45 Uhr<br />
7 Tage ... Kreuzfahrt auf der Donau<br />
NDR Fernsehen, Mittwoch, 13. März, 23.40–0.10 Uhr<br />
Kurzfristige Programmänderungen sind möglich.<br />
Mit dem Frachtschiff durch die Karibik<br />
Bayerisches Fernsehen, Donnerstag, 14. März, 11.55–12.40 Uhr<br />
Harte Arbeit auf rauer See – Die deutschen Hochseefischer<br />
WELT, Donnerstag, 14. März, 20.05–22.00 Uhr<br />
Norröna – Die Islandfähre<br />
WELT, Donnerstag, 14. März, 22.05–23.00 Uhr<br />
Unsere Geschichte – 150 Jahre Seenotretter in Deutschland<br />
NDR Fernsehen, Samstag, 16. März, 12.00–12.45 Uhr<br />
Die Nordsee. Von Friesland zu den Fjorden<br />
NDR Fernsehen, Sonntag, 17. März, 20.15–21.00 Uhr<br />
Vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee. Frachtschiffe auf der Wolga.<br />
Phoenix, Sonntag, 17. März, 20.15–21.00 Uhr<br />
Die Nordsee. Von Schottland zu den Halligen<br />
NDR Fernsehen, Sonntag, 17. März, 21.00–21.45 Uhr<br />
Vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee. Von Gorodez bis St. Petersburg<br />
Phoenix, Sonntag, 17. März, 21.00–21.45 Uhr<br />
Norddeutschland von oben (1/2). Von der Nordsee an die Ems<br />
3sat, Montag, 18. März, 15.30–17.00 Uhr<br />
Die Nordreportage: Hafenschlepper<br />
NDR Fernsehen, Montag, 18. März, 18.15–18.45 Uhr<br />
die nordstory – Schleusenwärter. Leben an Eider, Treene und Sorge<br />
NDR Fernsehen, Dienstag, 19. März, 14.15–15.00 Uhr<br />
Makro. Brexit auf See<br />
3sat, Freitag, 22. März, 21.00–21.30 Uhr<br />
Im Lauf der Zeit. Aral-See: Wasser für Baumwolle<br />
arte, Sonntag, 24. März, 8.50–9.15 Uhr<br />
Gefahr aus dem Meer. Das giftige Erbe des Zweiten Weltkriegs<br />
arte, Donnerstag, 28. März, 16.50–17.20 Uhr<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2 83
Eine Hommage an die<br />
Hafenkrane der Stückgutzeit<br />
........................................<br />
Die stählernen Krane der Stückgutzeit mit ihrer unverwechselbaren<br />
Silhouette – heute Kulturgüter und industrielles<br />
Erbe – prägten das Stadtbild und den Hafenumschlag<br />
während eines ganzen Jahrhunderts. Das ungewöhnliche<br />
und beeindruckende Requiem ist ein liebevoller Streifzug<br />
durch die Geschichte des Hebens und seiner kulturellen<br />
Bezüge.<br />
Hardcover | 22,2 x 29,6 cm<br />
192 Seiten | Zahlreiche Farbfotos<br />
und historische Aufnahmen<br />
ISBN 978-3-7822-1312-7<br />
koehler-books.de