BS 01-2024
Editorial | Personalien | Nachrichten | Ausblick der Verbände | ZKR: Grünes Licht für ferngesteuerte Rheinfahrt | Smart Shipping auf dem Vormarsch | Höhepunkte 2023: Der große Binnenschifffahrt-Jahresrückblick | Jahresbilanz: Einbußen auf den Wasserstraßen | Lehmann Marine: Neuer Standort, neue Batterie | Forschungspartner bauen autonomes Schiff 37 – Zulu: Unbemannt und emmisionsfrei unterwegs | Viel zu tun auf der Neptun Werft | NPorts: LNG-Anleger in Stade fertig | EECV-Terminal bekommt neuen Schiffsentlader | Seehäfen brauchen die Schiene | GAC Gruppe – Hafenagentur expandiert | Elbvertiefung – Senatorin Leonhard erhöht Druck auf den Bund | Contargo wird Mitgesellschafter bei DistriRail | Stena Line bleibt bis 2100 in Heysham | Grünes Licht für Entgasung in Wesel | Neue Missionsziele an der Donau | Pöppel verdoppelt Hallenfläche in Regensburg | Hafen Trier wird weiter ausgebaut | Buyer’s Guide | Recht: Nutzungsverlust und Schadenminderungspflicht | BDS: Arbeit an europäischen Besatzungsstandards geht weiter | Impressum
Editorial | Personalien | Nachrichten | Ausblick der Verbände | ZKR: Grünes Licht für ferngesteuerte Rheinfahrt | Smart Shipping auf dem Vormarsch | Höhepunkte 2023:
Der große Binnenschifffahrt-Jahresrückblick | Jahresbilanz: Einbußen auf den Wasserstraßen | Lehmann Marine: Neuer Standort, neue Batterie | Forschungspartner bauen autonomes Schiff
37 – Zulu: Unbemannt und emmisionsfrei unterwegs | Viel zu tun auf der Neptun Werft | NPorts: LNG-Anleger in Stade fertig | EECV-Terminal bekommt neuen Schiffsentlader | Seehäfen brauchen die Schiene | GAC Gruppe – Hafenagentur expandiert | Elbvertiefung – Senatorin Leonhard erhöht Druck auf den Bund | Contargo wird Mitgesellschafter bei DistriRail | Stena Line bleibt bis 2100 in Heysham | Grünes Licht für Entgasung in Wesel | Neue Missionsziele an der Donau | Pöppel verdoppelt Hallenfläche in Regensburg | Hafen Trier wird weiter ausgebaut | Buyer’s Guide | Recht: Nutzungsverlust und Schadenminderungspflicht | BDS: Arbeit an europäischen Besatzungsstandards geht weiter | Impressum
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<strong>01</strong><br />
<strong>2024</strong><br />
<strong>01</strong><br />
SCHIFFFAHRT<br />
TECHNIK<br />
HÄFEN<br />
ZKR erlaubt ferngesteuerte Lehmann Marine<br />
GSR plant in Wesel<br />
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Fahrten auf dem Rhein 14 präsentiert neue Batterie 34 Entgasungsanlage 46<br />
Januar <strong>2024</strong> | 79. Jahrgang<br />
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2 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
Hamburgs<br />
maritimesmes Herz<br />
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PERSONALIEN<br />
NIEDERSACHSEN PORTS: Holger<br />
Banik, Geschäftsführer von Niedersachsen<br />
Ports sowie der<br />
JadeWeserPort Realisierungsgesellschaft,<br />
hat seinen Vertrag<br />
um fünf weitere Jahre<br />
verlängert. Die<br />
Aufsichtsräte und<br />
Gremien der Länder<br />
Niedersachsen und<br />
Bremen hatten zustimmt. Die landeseigene<br />
Hafengesellschaft ist an 15 Seehäfen<br />
sowie bei der JadeWeserPort Realisierungsgesellschaft<br />
aktiv.<br />
PORT OF ROTTERDAM AUTHORI-<br />
TY: Der Aufsichtsrat der Port of Rotterdam<br />
Authority hat<br />
mit Werfchefin Thecla<br />
Bodewes und<br />
Jacqueline Prins,<br />
Geschäftsführerin/<br />
Sekretärin des Wirtschafts-<br />
und Sozialrats,<br />
zwei neue Mitglieder<br />
ernannt. Miriam<br />
Maes tritt nach zwei Amtszeiten als<br />
Vorsitzende zurück. Koos Timmermans<br />
übernimmt die Rolle von Maes. Wouter<br />
van Benten wurde zum stellvertretenden<br />
Vorsitzenden ernannt. Die Ernennung<br />
erfolgt durch die Anteilseigner und gilt<br />
für eine Amtszeit von vier Jahren.<br />
WSP: Frank Schilken, Polizeihauptkommissar,<br />
ist neuer Chef der Wasserschutzpolizei<br />
in<br />
Trier. Er wurde im<br />
Rahmen einer Feierstunde<br />
in sein neues<br />
Amt eingeführt. Er<br />
wird Nachfolger von<br />
Achim Bartholome,<br />
der Ende Dezember<br />
nach sechs Jahren an<br />
vorderster Stelle in den Ruhestand versetzt<br />
wurde.<br />
Personalie des Monats: Eric Oehlmann neuer Chef bei der GDWS<br />
GDWS: Ab sofort leitet der Jurist Eric Oehlmann die Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt (GDWS). Er folgt auf Hans-Heinrich Witte, der im Januar<br />
2023 nach knapp zehn Jahren an der Spitze der Behörde in den Ruhestand verabschiedet<br />
worden war. Erst im Oktober 2023 hatte die Behörde nach monatelanger<br />
Vakanz eine Nachfolgelösung präsentiert (die Binnenschifffahrt berichtete exklusiv).<br />
»Effektive Strukturen, nachhaltiges Arbeiten, neue Perspektiven für die Bundeswasserstraßen«<br />
– das sind Ziele, die sich der neue Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt (GDWS) gesetzt hat. Eric Oehlmann stammt aus Hannover<br />
und war zuletzt Präsident der niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau<br />
und Verkehr. Zuvor war er in verschiedenen anderen Positionen der niedersächsischen<br />
Landesverwaltung tätig.<br />
RHEINCARGO: Jan Sönke Eckel ist<br />
mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben<br />
als Geschäftsführer<br />
von Rhein-<br />
Cargo entbunden<br />
worden. Konkrete<br />
Gründe wurden<br />
nicht genannt. An<br />
die Spitze rückt stattdessen<br />
Sascha Odermatt,<br />
der zugleich<br />
Geschäftsführer der Neuss-Düsseldorfer<br />
Häfen ist. Der operative Hafenbetrieb<br />
werde zukünftig Götz Jesberg unterstellt,<br />
der bereits das Bahngeschäft der Rhein-<br />
Cargo verantwortet.<br />
UVHH: Ulfert Cornelius, Geschäftsführer<br />
der Evos Hamburg GmbH,<br />
ist vom Hafenrat des<br />
Unternehmensverbandes<br />
Hafen Hamburg<br />
(UVHH) zum<br />
neuen Präsidenten<br />
gewählt worden. Er<br />
folgt auf Gunther<br />
Bonz, der nach zwölf<br />
Jahren nicht wieder<br />
kandidiert hatte. Der UVHH werde bei<br />
allen Herausforderungen weiter ein konstruktiver<br />
Gesprächspartner für die<br />
Hamburger Politik bleiben, kündige<br />
Cornelius an.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
5
NACHRICHTEN<br />
FAHRZEUG-LOGISTIK<br />
Die Mosolf-Gruppe stellt sich neu auf<br />
Cuxhaven ist einer von drei maritimen Standorten der Mosolf-Gruppe<br />
Mit neuen strategischen Ansätzen startet<br />
die Mosolf-Gruppe in das Jahr <strong>2024</strong>, verschiedene<br />
Business Units des Automobillogistikers<br />
werden zusammengelegt,<br />
für die Hafenlogistik gibt es eine neue Gesellschaft.<br />
Die neu geschaffene Business Unit Logistics<br />
& Services zeichnet sich dabei verantwortlich<br />
für die Bereiche Releasing,<br />
sprich die Fahrzeugübernahme am Produktionsende,<br />
und Transportlogistik.<br />
Hierfür stehen an europaweit 41 Standorten<br />
über 1.000 Spezialtransporter sowie<br />
zwei RoRo-Binnenschiffe bereit. Zu den<br />
weiteren Leistungsfeldern gehören die<br />
Standortlogistik, bei der alle relevanten<br />
Servicemaßnahmen ab Einlagerung der<br />
Fahrzeuge bis hin zur Fahrzeugübergabe<br />
an den Endkunden abgedeckt sind, sowie<br />
Retail Solutions. »Somit deckt die Business<br />
Unit zukünftig die gesamte Wertschöpfungskette<br />
der Automobillogistik<br />
ab: vom Bandende bis zum Handel beziehungsweise<br />
Endkunden«, heißt es.<br />
Die Business Unit Special Vehicles ist<br />
Spezialist im Sonderfahrzeugbau in den<br />
© Mosolf<br />
Bereichen innere Sicherheit, Verteidigung,<br />
Zivil- und Katastrophenschutz<br />
sowie für Wirtschaft und Kommunen.<br />
Neben Planung und Musterbau zeichnet<br />
sich die Business Unit auch durch Serienfertigung<br />
aus. Für Erreichung der hohen<br />
Standards werden viele wichtige mechanische<br />
sowie elektronische Komponenten<br />
von Mosolf selbst angefertigt, heißt es.<br />
Im Verantwortungsbereich der neu geschaffenen<br />
Business-Development-<br />
Gesellschaft Mosolf Port Logictics & Services<br />
(MPLS) liegen die drei maritimen<br />
Standorte der Mosolf Gruppe, die Häfen<br />
von Cuxhaven, Wilhelmshaven und Zeebrugge.<br />
Mit Schaffung der MPLS unterstreicht<br />
die Gruppe die Bedeutung der<br />
stetig zunehmenden Tätigkeiten im strategisch<br />
relevanten Bereich der Hafenlogistik.<br />
An den einzelnen Standorten sind<br />
Leistungen sowohl für Importeure als<br />
auch Exporteure möglich, neben Short-<br />
Sea-Shipping auch im Bereich des Deep-<br />
Sea-Shippings. Ergänzend zu den Standarddienstleistungen<br />
der Gruppe werden<br />
an den Hafenstandorten zusätzlich<br />
ganzheitliche Transportabwicklung inklusive<br />
Schiffsbe- und -entladungen angeboten.<br />
<br />
WEISSE FLOTTE SACHSEN<br />
Umbau von Salonschiff »Gräfin Cosel« gestartet<br />
In der ersten Januarwoche hat die Weiße Flotte Sachsen den Umbau<br />
des ersten ihrer zwei Motorschiffe gestartet. Rund vier Monate<br />
lang sollen die Arbeiten dauern. Am 1. Mai <strong>2024</strong> soll das erneuerte<br />
Schiff wieder fahren – bei der traditionellen Flottenparade<br />
Werft Malz GmbH<br />
Die Adresse am Oder-Havel-Kanal für:<br />
• Schiffbau: Instandsetzung und Reparatur<br />
• Lieferung von Ersatzteilen für GOTHA ZG 52 Getriebe<br />
• Schweißzulassung: GL / DIN 1090<br />
• 3-lagige Slipananlage bis 67 m<br />
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• mechanische Fertigung von Maschinenbauteilen<br />
• Stahl- und Aluminiumkonstruktionen<br />
An der Schleuse 7 | 16515 Oranienburg | www.werft-malz.de<br />
zur Eröffnung der Hauptsaison. Anschließend will die Reederei<br />
auch ihr Schiff »August der Starke« modernisiert.<br />
Geschäftsführer Stefan Bloch: »Die vier Innenräume des<br />
Schiffs werden erneuert und einem modernen Nutzungskonzept<br />
angepasst. Dazu gehören unter anderem hochwertige Gastronomie<br />
in einem Fine Dining Club und effiziente Konferenzen<br />
im neuen Conference Deck.« Die Räume bekommen ihrem<br />
Zweck entsprechende neue Möbel, von Konferenztischen über<br />
Bistrogarnituren bis hin zu Loungemobiliar. Außerdem wird das<br />
Schiff neu lackiert – die Farben schwarz und weiß weisen künftig<br />
auch äußerlich auf das neue, edle Ambiente im Inneren hin.<br />
»Unsere Salonschiffe sind fast 30 Jahre alt. Wir werten sie auf,<br />
machen sie eleganter und zugleich noch besser nutzbar«, sagt<br />
Bloch.<br />
Technik-Chef Gerd-Rüdiger Degutsch hat den Ablaufplan für<br />
den Schiffsumbau erstellt. Degutsch steuert und überwacht die<br />
Arbeiten, die in der Werft Dresden-Laubegast erledigt werden.<br />
»Das Schiff bekommt unter anderem eine komplett neue Abwasseranlage«,<br />
sagt der technische Leiter der Flotte. Außerdem<br />
werde der Brandschutz deutlich verbessert, indem erstmals eine<br />
Sprinkleranlage eingebaut wird. An jedem Werktag seien in der<br />
Werft im Schnitt 20 Mitarbeiter auf und an dem Schiff beschäftigt.<br />
<br />
6 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
NACHRICHTEN<br />
OSTSEESTAAL<br />
Maritimer Koordinator besucht Werft in Stralsund<br />
Der Maritime Koordinator der Bundesregierung,<br />
Dieter Janecek, hat kürzlich das<br />
Stralsunder Spezialunternehmen Ostseestaal<br />
besucht. Gemeinsam mit dem Parlamentarischen<br />
Staatssekretär für Vorpommern<br />
und das östliche Mecklenburg<br />
Heiko Miraß (SPD) informierte sich der<br />
Grünen-Politiker über das Unternehmen.<br />
In einem Informationsgespräch mit<br />
dem technischen Geschäftsführer Thomas<br />
Kühmstedt wurde den beiden Politikern<br />
die Strategie des Spezialunternehmens<br />
erläutert. Ostseestaal reagiert<br />
seit Jahren flexibel auf die wechselnden<br />
Anforderungen des Marktes mit einer<br />
Vielfalt in der Produktentwicklung und<br />
Produktion, sowohl im maritimen Bereich<br />
als auch in der Luft- und Raumfahrt,<br />
der Industrie und im Solarschiffbau.<br />
»Als Technologieführer in der<br />
3D-Kaltumformung von Blechen und als<br />
flexibler und innovativer Zulieferer für<br />
den internationalen Schiffbau haben wir<br />
ein großes Interesse am Erhalt einer innovationsstarken<br />
und wettbewerbsfähigen<br />
europäischen Werftindustrie«,<br />
Thomas Kühmstedt (links) stellte während eines Betriebsrundgangs den beiden Politikern Dieter<br />
Janecek (2.v.r.) und Heiko Miraß (3.v.r.) das Produktionsportfolio des Unternehmens Ostseestaal vor<br />
sagte Thomas Kühmstedt und fügte hinzu:<br />
»Die Politik ist gefordert, die Lösung<br />
dieser Aufgabe aktiv zu unterstützen.«<br />
Dabei gehe es auch darum, bestehende<br />
Abhängigkeiten von asiatischen Wettbewerbern<br />
im strategisch wichtigen<br />
Wirtschaftsbereich Schiffbau nicht weiter<br />
wachsen zu lassen.<br />
Wie dies gelingen kann, erläuterte<br />
Thomas Kühmstedt. »Staatliche Unterstützung<br />
der Schifffahrt, insbesondere<br />
auf ihrem Weg zur Klimaneutralität, sollte<br />
an lokale Wertschöpfung geknüpft<br />
werden.« Im Schiffbau bestehe ein hoher<br />
Investitionsbedarf, um den Schiffsverkehr<br />
durch alternative Antriebstechnologien<br />
emissionsärmer und effizienter<br />
zu gestalten. Attraktive Finanzierungsmodelle<br />
und Forschungsförderung<br />
seien geeignet, diesen Transformationsprozess<br />
voranzutreiben, so<br />
Kühmstedt.<br />
<br />
© Ostseestaal/Peuß<br />
HGK LOGISTICS AND INTERMODAL<br />
Neska kehrt unter neuem Namen nach Köln zurück<br />
Name und Firmensitz der HGK-Tochter Neska wurde mit dem<br />
Jahreswechsel neu verankert. Bislang agierten Niederlassungen<br />
und Standorte als weitgehend eigenständige Einheiten, jetzt gibt<br />
es einen integrierten Auftritt. Vor fast 100 Jahren wurde die Neska<br />
Schiffahrts- und Speditionskontor GmbH in Köln gegründet.<br />
Anlass war der Bau des Rheinhafens in Köln-Niehl, der 1925 eingeweiht<br />
wurde. Nach dem zwischenzeitlichen Neska-Umzug<br />
nach Duisburg kehrt die Tochter-Gesellschaft der HGK-Gruppe,<br />
wie vor einigen Monaten angekündigt, nun mit neuem Namen zu<br />
ihren Ursprüngen zurück. Als HGK Logistics and Intermodal<br />
GmbH sitzt das Unternehmen seit dem 1. Januar <strong>2024</strong> in der<br />
HGK-Zentrale.<br />
Markus Krämer, CEO der HGK Logistics and Intermodal, erklärt:<br />
»Für unsere Kunden transportieren wir unterschiedlichste Güter<br />
auf der Straße, auf der Schiene oder auf dem Wasser, wir betreiben<br />
Warehouses sowie Container-Terminals und Depots. Für all das haben<br />
wir jetzt einen einheitlichen Markenauftritt. Gleichzeitig haben<br />
wir die Aktivitäten der verschiedenen Niederlassungen und Unternehmen<br />
in Deutschland und den Niederlanden in den drei Business<br />
Units Logistics, Intermodal und Transportation gebündelt«.<br />
Die Umfirmierung von Neska zu HGK Logistics and Intermodal<br />
sei ein weiterer, wichtiger Schritt in der Entwicklung des Unternehmens.<br />
Die jeweiligen Ansprechpartner der Standorte und Niederlassungen<br />
ändern sich den Angaben zufolge nicht. Dabei firmieren<br />
nicht alle Tochtergesellschaften und Beteiligungen als HGK Logistics<br />
and Intermodal, sondern bleiben vorerst unter dem Markendach<br />
bestehen. Dazu gehören Duisburg Bulk Terminal, HGK Intermodal,<br />
Oudkerk, Pohl & Co. und UCT Umschlag Container Terminal.<br />
Die Umbenennung der bisherigen Schifffahrtsgesellschaft Neska<br />
Container Line in HGK Logistics and Intermodal Nederland<br />
B.V. erfolgt im Laufe des ersten Quartals <strong>2024</strong>.<br />
<br />
Industriestraße 10<br />
D-49733 Haren/Ems<br />
Tel. +49(0)5932 - 99 77-0<br />
Fax +49(0)5932 - 99 77-20<br />
info@wessels.com<br />
www.wessels.com<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
7
SCHIFFFAHRT<br />
2023: Gewerbeförderung: Top!<br />
Flussausbau: Flop!<br />
Es war nicht anders zu erwarten: Die Förderrichtlinie zur<br />
nachhaltigen Modernisierung von Binnenschiffen wird vom<br />
Gewerbe dankbar in Anspruch genommen. Das ist das erfreuliche<br />
Ergebnis der Auswertung des laufenden Förderprogramms.<br />
Allein für Maßnahmen zur Reduzierung der Luftschadstoffemissionen<br />
wurden etwa bereits über 100 Anträge mit einem<br />
Volumen von knapp 60 Mio. € bewilligt. Da ist es nur konsequent,<br />
dass der Bund diese Förderung im Jahr <strong>2024</strong> mit zwei<br />
optimierten Programmen fortsetzen wird, damit die Binnenschifffahrt<br />
noch klimafreundlicher wird.<br />
Das ist rückblickend auf das Jahr 2023 die erfreuliche Erkenntnis:<br />
Gewerbepolitisch funktioniert die Zusammenarbeit mit dem<br />
Bundesverkehrsministerium und der WSV ausgesprochen gut.<br />
Förderprogramme werden gemeinsam mit den Verbänden konzipiert<br />
und umgesetzt, auf die Anliegen der Branche wird so weit<br />
wie möglich eingegangen. Das funktioniert nicht nur bei der<br />
Flottenmodernisierung gut, sondern auch bei der Unterstützung<br />
in der Aus- und Weiterbildung, bei der Verlagerung von großen<br />
und schweren Gütern auf das Wasser und beim Kombinierten<br />
Verkehr.<br />
»Weiter so!«, möchte man rufen, doch die Zeichen stehen auf<br />
»Sturm«: Bis Jahresende lag kein endgültiger Haushalt für das<br />
Jahr <strong>2024</strong> vor. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />
zur Nichtigkeit des Nachtragshaushaltes 2021 wirft lange Schatten.<br />
Auch die Binnenschiffer schauen fragend nach Berlin, mit<br />
welchen Beträgen die Regierung zukünftig zum Beispiel die Umrüstung<br />
der Flotte unterstützen wird. Im Entwurf hat der Bund<br />
hierfür erneut 50 Mio. € vorgesehen. Es bleibt zu hoffen, dass an<br />
dieser für die Schifffahrt wichtigen Stelle keine Streichungen erfolgen:<br />
380 Mio. € soll Minister Wissing immerhin in seinem Etat<br />
kürzen, damit die Ampelkoalition einen verfassungskonformen<br />
<strong>2024</strong>er-Haushalt aufstellen kann.<br />
Anlass zur Kritik geben leider erneut die infrastrukturpolitischen<br />
Entscheidungen. Der Erhalt und Ausbau der Flüsse<br />
und Kanäle spielt bei der Bundesregierung – allen Beteuerungen<br />
zum Trotz – praktisch keine Rolle. Anstatt die Personalausstattung<br />
in der WSV und den Etat auf ein bedarfsgerechtes Niveau<br />
anzuheben, wurden die Mittel für das Jahr 2023 gekürzt. Der<br />
pflaumenweiche Beschluss, das BMDV könne ja bis zu 250 Mio. €<br />
aus anderen Bereichen in die Wasserstraßen »umschichten«, hat<br />
erwartungsgemäß in dieser Höhe nicht funktioniert.<br />
Man muss nicht studiert haben um zu erkennen, dass bei einem<br />
reinen Erhaltungsbedarf von 900 Mio. € p.a. ein Etatansatz<br />
von knapp 600 Mio. € für Ersatz, Aus- und Neubau nicht einmal<br />
ausreichend ist, um den Substanzverlust zu stoppen. Und als ob<br />
das noch nicht ausreichen würde, verkündete die Regierung dann<br />
auch noch in Gesetzesform, dass es kein »überragendes öffentliches<br />
Interesse« am Flussausbau gibt. Dass der umweltschonende<br />
Gütertransport auf dem Wasser ein wesentlicher Baustein<br />
der nationalen und europäischen Klimapolitik ist und deshalb<br />
politische Priorität benötigt, wurde immer noch nicht vollständig<br />
begriffen. Da ist es auch nicht hilfreich, dass die Ampelkoalitionäre<br />
sich zurzeit gegenseitig die Schuld für diese miserable<br />
Flussausbaupolitik zuschieben.<br />
In der »Initiative System Wasserstraße« sind wir nun mit 16<br />
anderen Organisationen vereint. Hier treffen sich Schifffahrt,<br />
Häfen, Bauindustrie, verladende Wirtschaft und Industrie. Auch<br />
im kommenden Jahr wollen wir die gemeinsame Ansprache für<br />
eine bessere Flussausbaupolitik üben. Die Kernbotschaft lautet:<br />
»Mehr Geld, mehr qualifiziertes Personal und mehr Effizienz im<br />
Verwaltungshandeln!« Dazu passend werden wir den Versuch einer<br />
breit angelegten Imagekampagne starten. Der BDB hat ein<br />
professionelles Konzept mit entsprechenden Maßnahmen erarbeiten<br />
lassen.<br />
Nun ist die finanzielle Unterstützung all jener gefordert, die in<br />
Meetings wortreich die Relevanz der Schifffahrt hervorheben.<br />
Die Verbände und die Unternehmen in Schifffahrt, Häfen und<br />
Industrie sollten gemeinsam auftreten, um mit einer zeitgemäßen<br />
Ansprache auf die Leistungsfähigkeit und die Potenziale der<br />
Schifffahrt aufmerksam zu machen.<br />
Jens Schwanen<br />
Geschäftsführer, Bundesverband der<br />
Deutschen Binnenschifffahrt (BDB)<br />
© BDB<br />
8 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
Rhein-Reise:<br />
Der GEFO Mineralöl-Tanker „Bohemia II“<br />
vor der mittleren Rheinbrücke in Basel/Schweiz.<br />
Eine Skulptur von Andy Picci über der mittleren<br />
Rheinbrücke im Rahmen der ARTour Basel.
SCHIFFFAHRT<br />
Erfolgreiche Energiewende und resiliente<br />
Logistikketten ohne Häfen nicht denkbar<br />
Aus Verbandssicht war 2023 für die Binnenhäfen ein außerordentlich<br />
herausforderndes Jahr. Selten waren die Häfen<br />
medial und politisch so präsent. Getrieben durch die aktuellen<br />
Krisen scheint im politischen Berlin die Erkenntnis gereift zu<br />
sein, dass eine erfolgreiche Energiewende und resiliente Logistikketten<br />
ohne Häfen nicht denkbar sind. Darauf deuten zumindest<br />
die zahlreichen Dialogformate, zum Beispiel zur Rolle der Häfen<br />
bei der Verlagerung von großvolumigen Anlagenteilen für die<br />
Windkraft und den Netzausbau hin.<br />
Doch führt diese Erkenntnis bereits zu handfesten politischen<br />
Ergebnissen? Die Bilanz ist bisher durchwachsen. Die neue Nationale<br />
Hafenstrategie lässt weiterhin auf sich warten. Dabei liest<br />
sich der kurz vor Jahresende versendete Entwurf des Bundesverkehrsministeriums<br />
aus Sicht der Binnenhäfen positiv. Wesentliche<br />
Vorschläge der Hafenwirtschaft, etwa zur Fortentwicklung<br />
der Häfen als Knotenpunkte für die Energiewende und eine umfassendere<br />
Kreislaufwirtschaft, die Entwicklung von Förderkulissen<br />
für die Transformation der Häfen und ihrer Infrastrukturen,<br />
einen besseren Schutz von Hafenflächen und der Abbau bürokratischer<br />
Hürden für Planung, Bau und Betrieb von Hafenanlagen,<br />
sind enthalten. Wir hoffen, dass diese teilweise sehr konkret gefassten<br />
Maßnahmen in der Ressortabstimmung nicht gestrichen<br />
oder verwässert werden.<br />
Eine weitere Unwägbarkeit stellen die Auswirkungen des Bundesverfassungsgerichtsurteils<br />
zum Klima- und Transformationsfonds<br />
(KTF) dar. Nach fast zwei Jahrzehnten extensiver Ausgabenpolitik<br />
heißt es nun erstmals wieder Haushaltskonsolidierung.<br />
Der Regierungsentwurf des Haushalts bietet aus<br />
Sicht der Binnenhäfen Licht und Schatten. Positiv zu sehen sind<br />
die Aufwüchse bei der KV-Förderung oder der Förderung von<br />
Hafenbahnen im Rahmen des SGFFG. Wir sehen darin auch Erfolge<br />
unserer Verbandsarbeit.<br />
Der Mittelaufwuchs bei der Wasserstraßeninfrastruktur liegt<br />
hingegen immer noch unterhalb der benötigten 2,2 Mrd. € und<br />
zeigt, wie mühsam das Werben um eine angemessene Berücksichtigung<br />
dieses Verkehrsträgers ist. Mehr als bedauerlich ist<br />
auch, dass es uns nicht gelungen ist, ein Bund-Länder-Förderprogramm<br />
für Kai- und Uferanlagen in diesem Haushalt zu verankern.<br />
Dabei hat es an Unterstützung nicht gemangelt – von<br />
Verkehrs- und Haushaltspolitikern im Bundestag über die Verkehrsminister<br />
der Rheinanliegerstaaten bis hin zur Verkehrsministerkonferenz.<br />
Das ist mehr als bemerkenswert. Wir werden<br />
trotz widriger Umstände auch <strong>2024</strong> für diese Förderung kämpfen.<br />
Gleichzeitig müssen wir das bisher Erreichte gegen andere<br />
Interessen verteidigen.<br />
Wie schnell sich die Rahmenbedingungen ändern können, haben<br />
neben dem KTF-Urteil auch durch die Äußerungen Christian<br />
Lindners zu einer möglichen Abschaffung der Dieselsteuerbefreiung<br />
in der Binnenschifffahrt kurz vor Jahresende gezeigt.<br />
Allen Branchenkennern ist klar, dass eine solche im nationalen<br />
Alleingang umgesetzte Maßnahme einen weiteren<br />
Standortnachteil für die deutsche Industrie und schwerwiegende<br />
Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Logistikunternehmen<br />
bedeutet hätte. Es wird wohl nie abschließend geklärt<br />
werden, was Lindner bewogen hat, ausgerechnet diese Maßnahme<br />
zu nennen, die in den später versendeten Eckpunkten<br />
nicht mehr enthalten und damit vom Tisch war.<br />
Der Vorgang hat jedoch bewiesen, dass die Initiative System<br />
Wasserstraße, in der der BÖB als einer von über 20 Verbänden<br />
mitwirkt, eine hervorragende Plattform für den Austausch zwischen<br />
allen Stakeholdern und die Bündelung von Interessen ist.<br />
Zusammen waren kurzfristig und in enger Abstimmung ein<br />
exaktes Lagebild erstellt und gemeinsame Aktionen vorbereitet<br />
worden. Dabei wurden auch gute Verbindungen in andere Branchen,<br />
wie den Luftfahrtsektor, genutzt. Unser Ziel ist es, die Initiative<br />
durch weitere Mitglieder, gemeinsame inhaltliche Positionen<br />
und Initiativen weiter zu stärken und nach außen noch<br />
sichtbarer zu machen.<br />
Joachim Zimmermann<br />
Geschäftsführer, Bundesverband der<br />
Öffentlichen Binnenhäfen (BÖB)<br />
© BÖB<br />
10 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
Neue Normalität<br />
in Zeiten der Polykrise<br />
Angesichts der vielen fortdauernden und neuen Herausforderungen<br />
und Konflikte, die uns im Jahr 2023 beschäftigten,<br />
wäre es sehr einfach von einem weiteren Krisenjahr zu sprechen,<br />
dass es abzuhaken gilt, um sich dann, zuversichtlich auf Besserung<br />
hoffend, dem neuen Jahr zuzuwenden.<br />
Dabei ist es inzwischen unmöglich, jede einzelne Herausforderung<br />
für sich zu betrachten. Die einzelnen Krisen existieren nicht<br />
einfach nebeneinander, sondern beeinflussen und verstärken sich<br />
gegenseitig. Diesen Zustand bezeichnet der US-amerikanische<br />
Wirtschaftshistoriker Adam Tooze als Polykrise.<br />
Für diejenigen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft, die damit<br />
befasst sind, mit dieser neuen Normalität umzugehen und<br />
Lösungen zu entwickeln, ist die schiere Bandbreite an Frage- und<br />
Aufgabenstellungen überwältigend. Priorisierung, sowohl bei<br />
den anstehenden Aufgaben als auch in Bezug auf die öffentlichen<br />
Ausgaben ist daher angesagt.<br />
Für das System Wasserstraße heißt das: Industrie, Handel und<br />
Bevölkerung benötigen zu ihrer Versorgung eine krisenresiliente<br />
Logistik. Das ist zumindest in der politischen Rhetorik inzwischen<br />
allgemein anerkannt. Deshalb darf im Zuge der Haushaltskonsolidierung<br />
nicht bei der Wasserstraßeninfrastruktur gespart<br />
werden. Zwar wurde die Finanzierungslinie nach dem katastrophalen<br />
Einschnitt 2023 für das Jahr <strong>2024</strong> auf rund 1,8 Mrd. €<br />
angehoben, allerdings liegt sie immer noch unter dem tatsächlichen<br />
Bedarf von 2,2 Mrd. €. Der VBW hatte sich zusammen mit<br />
seinen Partnern erfolgreich für eine Erhöhung der Mittel für die<br />
Unterhaltung der Wasserstraße sowie eine Ausnahme der GDWS<br />
von pauschalen Stelleneinsparvorgaben eingesetzt.<br />
Zudem muss die Aufstellung des Bundesverkehrswegeplans<br />
2040 (BVWP) sich klar an messbaren Kriterien ausrichten, die<br />
den größten verkehrlichen Nutzen, die Fertigstellung von Ausbauprojekten<br />
durch Lückenschlüsse und die Planungs-/<br />
Umsetzungsreife beinhalten. Der VBW ist in den Stakeholder-<br />
Dialog zur Aufstellung des BVWP 2040 eingebunden und wird<br />
sich für die oben genannten Prioritäten einsetzen.<br />
Drittens muss die WSV in ihrer Effizienz gestärkt werden. Gemeinsam<br />
mit über 20 Wirtschaftsverbänden haben wir in der Initiative<br />
System Wasserstraße weitergehende substanzielle Vorschläge<br />
unterbreitet, wie die Bundeswasserstraßen nachhaltig<br />
ausfinanziert, die Verwaltung schneller und effizienter in der<br />
Aufgabenerfüllung werden und sich als attraktiver Arbeitgeber<br />
präsentieren kann. Zudem haben wir im Dezember 2023 vor Parlamentariern<br />
und dem BMDV die Ergebnisse unseres Runden<br />
Tisches »Infrastrukturbeschleunigung« präsentiert, den wir gemeinsam<br />
mit der Bauindustrie und der Bundeswasserstraßenverwaltung<br />
durchgeführt haben. Die im Abschlussbericht enthaltenen<br />
Maßnahmen stellen einen wichtigen Beitrag zur Entbürokratisierung<br />
und Verschlankung von Planungs- und Vergabeprozessen<br />
dar. Angesichts der weiterhin anhaltenden Fachkräfteknappheit<br />
im Wasserbau müssen alle Potenziale genutzt<br />
werden, vorhandenes Personal für Kernaufgaben bei Planung<br />
und Bau freizubekommen.<br />
Im Rahmen der Beschleunigungskommission zur Abladeoptimierung<br />
Mittelrhein haben wir in Kooperation mit dem BÖB<br />
detaillierte Vorschläge für Beschleunigungsinstrumente in den<br />
Bereichen Personal und Organisation, technische Planung, Umwelt-<br />
und Naturschutz sowie Genehmigungsverfahren gemacht,<br />
die die Zustimmung der Kommission gefunden haben. In diesem<br />
Jahr wird es darum gehen, den Prozess der Umsetzung dieser<br />
Handlungsempfehlungen zu begleiten und wo möglich zu forcieren.<br />
Hier werden wir nicht lockerlassen.<br />
Klar ist für uns aber auch, dass es in Zeiten der Polykrise und<br />
im bevorstehenden Vorwahlkampf immer schwieriger werden<br />
wird, dauerhafte Aufmerksamkeit und politisches Handeln für<br />
unseren Sektor zu mobilisieren. Deshalb wollen wir auch weiter<br />
die Initiative System Wasserstraße stärken und diese ausbauen.<br />
Weitere Wirtschaftsverbände aus der maritimen und der verladenden<br />
Wirtschaft haben ihr Interesse an einer Mitwirkung bereits<br />
angekündigt.<br />
Patricia Erb-Korn<br />
Präsidentin, Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und Wasserstraßen (VBW)<br />
© VBW<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
11
SCHIFFFAHRT<br />
Wasserstraße ja,<br />
aber bitte nur zum Nulltarif?<br />
Wasch mich, aber bitte mach mich nicht nass – dieser<br />
Spruch beschreibt auch 2023 wieder treffend die Verkehrspolitik<br />
der Bundesregierung. In nahezu jeder Rede wird<br />
gefordert, dass mehr Güter von der Straße auf die Wasserstraße<br />
verlagert werden sollen. Der Wasserstraße fehlt es nicht am öffentlichen<br />
Zuspruch. Auch haben wir kein Erkenntnisproblem.<br />
Die Hemmnisse und Probleme sind alle bekannt. Was fehlt,<br />
sind verlässliche Aussagen, konkrete Beschlüsse und den Mut,<br />
diese schnellstmöglich umzusetzen.<br />
Was heißt das im Klartext? Das oft deklarierte Ziel, mehr Güter<br />
auf die Wasserstraße zu verlagern, ist nur mit mehr Geld für<br />
die Wasserstraße zu erreichen. Bei der Infrastruktur sind und<br />
bleiben insbesonders die Schleusen und Wehre die zentralen<br />
Nadelöhre. Man kann dies nicht oft genug betonen. Viele Maßnahmen<br />
aus dem verkehrspolitischen Köcher sind »nice to have«.<br />
Investitionen in die Infrastruktur aber ein »Must-have«.<br />
Wir brauchen nicht über Automatisierung des Umschlags zu<br />
diskutieren, wenn die Kaikanten kaputt, das 5G-Netz nicht stabil<br />
oder die Schleusendurchfahrten gesperrt sind. Die Infrastruktur<br />
ist das Fundament unseres Verkehrsträgers. Sie darf<br />
nicht wackeln.<br />
Ein weiterer Punkt ist mir besonders wichtig: Der kombinierte<br />
Verkehr entlastet unsere Straßen. Damit er das kann, müssen<br />
die Güter aber irgendwo umgeschlagen werden. Ohne ausreichende<br />
und gut zugeschnittene Umschlagflächen in den Häfen<br />
und Terminals geht das nicht. Diese Flächen und ihre verkehrliche<br />
Anbindung muss die Politik stärker in den Blick nehmen.<br />
Neue Flächen sind Voraussetzung dafür, dass Schiff und<br />
Schiene die Verkehrsverlagerung meistern und zudem bereit<br />
sind für neue Märkte abseits des Massenguts. Die kommenden<br />
Jahre werden zeigen, ob wir die Transformation unserer Industrie<br />
auf den richtigen Weg bringen können und ob wir es schaffen,<br />
die Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben. Auch dabei wird<br />
das Binnenschiff eine wichtige Rolle einnehmen.<br />
Ein weiteres wichtiges Ereignis, das die Weichen für die Zukunft<br />
beeinflussen wird, sind die Wahlen zum Europäischen<br />
Parlament im kommenden Jahr. Wir müssen uns immer wieder<br />
bewusst machen, wie wichtig offene Grenzen und freier Handel<br />
für die Wirtschaft sind. Dies gilt insbesondere für die Binnenschifffahrt.<br />
Ohne die Wasserwege in die Niederlande, ohne den<br />
freien Handel in der EU hätte unsere Region ein völlig anderes<br />
Gesicht. Die Abkehr vom Prinzip des Freihandels käme Europa<br />
teuer zu stehen. Für die zukünftigen Herausforderungen, für<br />
die Erreichung der Klimaziele und eine erfolgreiche Transformation<br />
der Industrie bleibt die grenzübergreifende Zusammenarbeit<br />
in einem starken Europa unverzichtbar. Auch<br />
dafür wollen wir uns als Schifferbörse weiter starkmachen.<br />
Genauso wichtig werden eine moderne Binnenschiffsflotte,<br />
klimaneutrale Antriebe und ausreichend, gut qualifizierte Fachkräfte<br />
sein. Um Fortschritte beim Thema Automatisierung und<br />
der Antriebswende zu machen, unterstützen wir als Schifferbörse<br />
die Projekte des DST im Bereich smart & green shipping.<br />
Im Bereich Fachkräftesicherung arbeiten wir als Schifferbörse<br />
intensiv daran, junge Menschen in der Ausbildung und der<br />
Schule für die Binnenschifffahrt und das System Wasserstraße<br />
zu sensibilisieren. Mit unserem Projekt Quinwalo Plus (Qualification<br />
Inland Waterway Logistics) haben wir uns deshalb auf<br />
den Weg gemacht, Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Wasserstraßen<br />
und Binnenschifffahrt zu entwickeln. Bereits seit<br />
2022 arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partnern an dem vom<br />
Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten Projekt.<br />
Zum Ende <strong>2024</strong> werden diese dann digital abrufbar und unkompliziert<br />
in verschiedenste Schul- und Unterrichtsformen integrierbar<br />
sein.<br />
Frank Wittig<br />
Vorstand,<br />
Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort<br />
© Schifferbörse<br />
12 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
Die Wasserstraßen sind ein wichtiger<br />
Baustein für eine nachhaltige Verkehrswende<br />
Das System Wasserstraße, insbesondere die Infrastruktur, ist<br />
seit Jahren, nein, sogar seit Jahrzehnten das Stiefkind der<br />
deutschen Verkehrspolitik. Alle Verkehrsträger haben mit unzureichender<br />
Unterhaltung und mangelnden Investitionen zu<br />
kämpfen. Jedoch hat die Wasserstraßeninfrastruktur aufgrund<br />
ihres Alters und der oft nur marginalen Aufwendungen für Unterhalt<br />
und Neubau (Ersatzneubau) noch mehr Probleme als die<br />
anderen Verkehrsträger.<br />
Dies ist und bleibt unverständlich, da die Wasserstraße schon<br />
heute ein sehr umweltfreundlicher Verkehrsträger ist, dessen<br />
Ökobilanz durch neue Motoren und Antriebstechniken noch<br />
deutlich verbesserungsfähig ist. Hierzu bedarf es deutlicher Förderprogramme<br />
durch den Bund und die EU, da die Schiffseigner<br />
dies in einem Markt, der nicht aktiv durch den Bund als Verkehrsträger<br />
unterstützt wird, nicht leisten können.<br />
Denn die Wasserstraßen sind ein wichtiger Baustein für eine<br />
nachhaltige Verkehrswende. Sie sind in der Lage, große Mengen<br />
von Gütern umweltfreundlich zu transportieren. Im Jahr 2022 lag<br />
der Anteil der Wasserstraßen am Modal Split in Deutschland<br />
aber nur noch bei 7,5 %, Tendenz sinkend.<br />
Um den Anteil der Wasserstraßen am Modal Split zu erhöhen,<br />
sind höhere Investitionen erforderlich, um die Infrastruktur in einen<br />
leistungsfähigen und zuverlässigen Zustand zu versetzen. Nur<br />
so kann der von der Bundesregierung angepeilte Anteil am Modal<br />
Split von 12 % realisiert werden. Eine Verlagerung von Gütern auf<br />
die Wasserstraße würde zudem helfen, die selbst gesetzten Klimaschutzziele<br />
zu erreichen. Folgende konkrete Erwartungen für das<br />
System Wasserstraße im Jahr <strong>2024</strong> sind angebracht:<br />
• Erhöhung der Investitionen in die Wasserstraßeninfrastruktur:<br />
Die Mittel für die Wasserstraßeninfrastruktur sollten in mehreren<br />
Schritten deutlich erhöht werden, bis die Summe für Unterhaltung<br />
und Investition sich verdoppelt hat, oder sogar<br />
noch höher steigt. Nur so ist die unterlassene Instandhaltung<br />
der vergangenen Jahrzehnte wieder aufzuholen. Zugegebenermaßen<br />
hat bezüglich der Mittel in den letzten Jahren eine<br />
deutliche Verbesserung stattgefunden, zumal diese Mittel auch<br />
verbaut werden konnten. Für <strong>2024</strong> sieht der Etat wiederum eine<br />
auf den ersten Blick großzügige Erhöhung vor, wenn er so<br />
verabschiedet wird. Dennoch ist es Fakt, dass die Baukosten<br />
deutlich steigen, so dass hier netto nicht von einer Steigerung,<br />
sondern von rückläufigen Mitteln gesprochen werden muss.<br />
• Beschleunigung der Planung und Genehmigung von Wasserstraßenprojekten:<br />
Diese Prozesse müssen verkürzt werden, um<br />
die Umsetzung von dringend erforderlichen Maßnahmen zu<br />
beschleunigen.<br />
Die Erfüllung dieser Erwartungen würde einen wichtigen Beitrag<br />
zur Verbesserung des Systems Wasserstraße leisten. Für das Jahr<br />
<strong>2024</strong> rechne ich damit, dass die beiden neuen Persönlichkeiten in<br />
Leitungsfunktion für die Wasserstraße und die Schifffahrt, Frau<br />
Dr. Wibke Mellwig als Abteilungsleiterin Wasserstraßen und<br />
Schifffahrt im BMDV und Herr Eric Oehlmann als Leiter der Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt, die richtigen Impulse<br />
setzen und eine weitergehende Optimierung in ihren Verwaltungen<br />
vorantreiben, die eine Modernisierung des Systems<br />
Wasserstraße unterstützen. Ich wünsche den beiden viel Erfolg<br />
und eine glückliche Hand bei ihrer neuen Aufgabe. Die Bundesfachabteilung<br />
Wasserbau im Hauptverband der deutschen Bauindustrie<br />
und die Initiative System Wasserstraße werden sie dabei<br />
gern unterstützen.<br />
Die Politik muss endlich entsprechende Weichen für das System<br />
Wasserstraße stellen. Auch wenn dieses Thema nicht oder nur wenig<br />
öffentlichkeitswirksam, also wähleraffin ist, sollten Politiker<br />
die Notwendigkeit erkennen und dementsprechend handeln. Liebe<br />
Politiker, nehmen Sie sich der Wasserstraße an und setzen sie<br />
die richtigen Schritte für eine Verbesserung des Systems Wasserstraße.<br />
Die Wirtschaft und die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung<br />
sind bereit, hier ihren Beitrag zu leisten und stärker<br />
aktiv zu werden, mehr zu bauen, zu investieren und zu planen.<br />
Thomas Gross<br />
Vorsitzender im BFA Wasserbau, Hauptverband der Deutschen<br />
Bauindustrie, Vizepräsident im Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und Wasserstraßen (VBW) und<br />
Sprecher der Initiative System Wasserstraße (ISW)<br />
© Hülskens<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
13
SCHIFFFAHRT<br />
Smart Shipping auf dem Vormarsch<br />
Wer heute noch behauptet, die Binnenschifffahrt sei innovationsfeindlich, sei träge bei<br />
neuen Entwicklungen, hat in den letzten Jahren wohl beide Augen zugemacht. Längst rollt<br />
eine Welle neuer Entwicklungen durch die Branche. Von Hermann Garrelmann<br />
Auf anspruchsvollen Fahrstrecken wie hier dem Rhein auf Höhe der Loreley gibt es vorerst keine Genehmigung für autonomes Fahren<br />
© Garrelmann<br />
Jahrelang wurde behauptet, die Binnenschifffahrt sei zu verhalten,<br />
wenn es um neue technische Entwicklungen geht. Ja, von<br />
Innovationsfeindlichkeit war die Rede, von Rückständigkeit.<br />
Selbst die Generaldirektion Mobilität und Verkehr (GD Move)<br />
der Europäischen Union, Magda Kopczynska, sprach in einem<br />
Interview vor wenigen Wochen noch von einer Branche, die<br />
»vorwiegend aus kleineren Unternehmen bestehe, die eher ältere<br />
Lastkähne« betreiben würden. Wer sich aber umhört unter den<br />
Reedern und Partikulieren, erfährt das Gegenteil. Innovationen<br />
zum Autonomen Fahren, zur Fernsteuerung von Schiffen, mit<br />
Bahnführungsassistenten und Monitoring der Betriebsdaten haben<br />
längst Einzug gehalten bei den Tankern, Frachtern und Personenschiffen<br />
auf Flüssen und Kanälen. Auch auf Fähren ist moderne<br />
Technik längst Alltag.<br />
Auf dem von der niederländischen Schifffahrtszeitung Schuttevaer<br />
veranstalteten »Smart Shipping«-Event standen viele<br />
Aspekte zum technischen Fortschritt auf der Tagesordnung. Zwei<br />
Themen dabei waren besonders aktuell. Der Einsatz von Techniken<br />
zum ferngesteuerten Navigieren von Schiffen sowie<br />
Assistenzsystem an Bord von Binnenschiffen.<br />
Etwa 900 Binnenschiffe, so wurde erwähnt, fahren schon unter<br />
Einsatz von Trackpilots. Entweder von Argonics, von Tresco oder<br />
von Shipping Technology. Zum Ende dieses Jahres, so wird erwartet,<br />
setzen zwischen 2.000 und 2.500 Schiffe derartige Technik<br />
ein. Mit der weiteren Verbreitung dieser als Assistenz gedachten<br />
Systeme wächst aber auch Kritik. Sie nähmen dem Schiffsführer<br />
das Ruder aus der Hand, verführten dazu, Ablenkungen nachzugehen<br />
und führten letztlich zu weniger Sicherheit auf den Wasserwegen.<br />
Das befürchten auch Vertreter von zuständigen Behörden.<br />
Es seien keine ausreichenden Sicherungsmaßnahmen eingebaut,<br />
kritisieren sie. Angemerkt wurde auch, dass die Regelwerke<br />
nicht mit der technischen Entwicklung Schritt halten würden.<br />
Andere Stimmen, darunter auch ZKR-Kommissar Ivo ten Broeke,<br />
wiesen darauf hin, dass zu enge Regelwerke die weitere Entwicklung<br />
von Automatisierung bremsen würden. Alexander Lutz<br />
von Argonics betonte, die Systeme seien leicht erlernbar, würden<br />
aber den Schiffsführer nicht aus der Verantwortung entlassen.<br />
Gleichwohl arbeite man derzeit unter Federführung von Marin<br />
daran, eine Art »Best Practice«-Anleitung für Trackpilot-Systeme<br />
zu erstellen, an denen auch deren Hersteller mitwirken.<br />
Flandern setzt die Hürden tief<br />
Während es bei Trackpilots tatsächlich um technische Assistenten<br />
an Bord geht, werden bei Systemen zum semi-autonomen<br />
Fahren höhere Anforderungen zu erfüllen sein. Doch<br />
auch da gehen die Einschätzungen selbst zwischen Nachbarstaaten<br />
auseinander. Aus Flandern kam gegen Ende November<br />
die Kunde, dass für ferngesteuerte Schiffe eine einfache Mitteilung<br />
genüge, sobald und solange ausreichend Mitarbeiter an<br />
Bord seien. Damit sei dem Gesetz Genüge getan. Eine weitergehende<br />
Genehmigung sei nicht nötig. Zudem stünde man<br />
weiteren Experimenten wie dem semiautonomen Fahren für<br />
ADN-Container-Frachter offen gegenüber. Auf Wasserstraßen<br />
von De Vlaamse Waterweg dürfen Schiffe auch jetzt schon semiautonom<br />
gefahren werden, selbst wenn nicht die gesamte Mannschaft<br />
an Bord ist. Schon 2<strong>01</strong>8 öffnete De Vlaamse Waterweg ihren<br />
Bereich, um mit automatisiertem Fahren zu testen. Die dabei<br />
gemachten Erfahrungen fließen in die Regelwerke in Flandern<br />
ein. Mit Flexibilität, Konstruktivität, Effizienz, proaktivem Denken<br />
und guter Zusammenarbeit will man in Flandern gern Vorreiter<br />
sein, schreibt De Vlaamse Waterweg in einer Pressemittei-<br />
16 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
LFP BATTERY SYSTEM<br />
COBRA is an advanced maritime battery system for<br />
all kind of ships such as ferries, tugs, cruise ships,<br />
yachts, OSV and harbour/service vessels which<br />
incorporates leading-edge features:<br />
• DNV & RINA Type Approvals<br />
• ESTRIN compliant (IEC 62619 & 62620)<br />
• Superior energy density<br />
• Compact and light-weight battery system<br />
• Integrated Battery-Management-System<br />
Hybrid workboat Chicago<br />
with 423 kWh COBRA<br />
Battery System<br />
Picture © Flotte Hamburg / Schmidt-Wiethoff<br />
• Air or water cooling<br />
• Scalable and modular rack system up to several MWh<br />
• Inherently safe LFP battery chemistry for<br />
highest safety<br />
• Environmentally friendly cobalt-free battery<br />
TYPE APPROVED<br />
RINA.ORG<br />
LEHMANN-MARINE.COM
HÖHEPUNKTE<br />
2023<br />
18 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
Der große<br />
Jahresrückblick<br />
-<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
19
JANUAR<br />
SET lässt Marine-Neubau<br />
zu Wasser<br />
Der erste Neubau eines Sicherungs- und Schleppbootes<br />
für die deutsche Marine ist auf der SET-Werft in Tangermünde<br />
zu Wasser gelassen worden.<br />
Die Werft an der Elbe baut zwei Boote im Unterauftrag<br />
der Tamsen Maritim aus Rostock. Die sogenannten STS<br />
(Sicherungs-, Transport- und Schleppboote) der Klasse<br />
744 waren 2021 von der Wehrtechnischen Dienststelle<br />
für Schiffe und Marinewaffen (WTD 71) bestellt worden.<br />
Nach einer kurzen Konstruktionsphase erfolgte im<br />
Februar 2022 die Kiellegung in Tangermünde. Mit einer<br />
Gesamtlänge von gut 20 m, einer Breite von 5,5 m und<br />
einem Tiefgang von 1,4 m soll das Schiff mit seinem<br />
MAN-Diesel und einer Leistung von 500 PS eine Geschwindigkeit<br />
von 10 kn erreichen.<br />
GDWS-Präsident Witte geht<br />
in den Ruhestand<br />
Hans-Heinrich Witte, zuletzt zehn Jahre lang Präsident<br />
der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt<br />
(GDWS), geht in den Ruhestand. Witte wurde von<br />
Susanne Henckel, Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium,<br />
persönlich verabschiedet. Nach über 40<br />
Berufsjahren, davon über sieben Jahre als Präsident der<br />
ehemaligen Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord und<br />
anschließend knapp zehn Jahre als Präsident der GDWS,<br />
endet für Witte zum 31. Januar sein berufliches Wirken.<br />
Bis das Bundesministerium für Digitales und Verkehr eine<br />
Nachfolge festlegt, wird die Behörde vom Vizepräsidenten<br />
Dirk Schwardmann geleitet. Mit der Gründung<br />
der GDWS in 2<strong>01</strong>3 in Bonn war Witte die Leitung dieser<br />
neuen Behörde übertragen worden.<br />
Niederfinow gesperrt<br />
Ein mechanischer Schaden am Sicherungssystem<br />
führt zu einer Sperrung des erst<br />
Anfang Oktober 2022 eröffneten Schiffshebewerks<br />
in Niederfinow. Kurz vor dem Jahreswechsel<br />
wurde die Vollsperrung des<br />
500 Mio. € teuren und nach 14 Jahren Bauzeit<br />
fertiggestellten Bauwerks angeordnet,<br />
da »die betroffenen Ersatzteile angefertigt<br />
werden müssten.«<br />
2 Neubauten für HGK<br />
Europas größte Binnenschiffreederei, die<br />
HGK Shipping, modernisiert ihre Flotte<br />
mit zwei weiteren modernen Schiffen. Darunter<br />
ist erstmals ein Trockenfrachter-<br />
Neubau. Der zweite Neubau ist ein weiterer<br />
Chemikalientanker. Beide Schiffe<br />
werden in den Niederlanden gebaut.<br />
Janecek übernimmt<br />
Nach dem für viele überraschenden Rückzug<br />
von Claudia Müller wurde ein neuer<br />
maritimer Koordinator gefunden: Dieter<br />
Janecek übernimmt das Amt von Müller,<br />
die ins Agrarministerium wechselt. Der<br />
aus München stammende Janecek (Grüne)<br />
sitzt seit 2<strong>01</strong>3 im Bundestag.<br />
Nennhaus ist zurück<br />
Lars Nennhaus ist zurück im Duisburger<br />
Hafen. Er vervollständigt den Duisport-<br />
Vorstand und verantwortet seit dem 1. Januar<br />
den Bereich Technik und Betrieb.<br />
Von 2<strong>01</strong>1 bis 2<strong>01</strong>8 war Nennhaus bereits<br />
als Managing Director of Port & Logistics<br />
Development für Duisport tätig.<br />
Stahlschnitt für Hitzler<br />
Bei Ostseestaal in Stralsund ist der erste<br />
Stahlzuschnitt für das neue Forschungsschiff<br />
»Coriolis« erfolgt. Hauptauftragnehmer<br />
ist die Hitzler Werft in Lauenburg.<br />
Ostseestaal war von Hitzler mit<br />
der Fertigung sämtlicher Stahlelemente<br />
für den Rumpf des rund 30 m langen und<br />
8 m breiten Spezialschiffes beauftragt.<br />
BfS stockt Kredite auf<br />
Nach einem schwächeren Jahr hat die Bank<br />
für Schiffahrt (BfS) ihren Kreditbestand<br />
wieder aufgestockt und vermehrt Trockengüterschiffe<br />
finanziert. In 2021 war der<br />
Kreditbestand seit langem wieder gesunken.<br />
2022 hat die BfS die Verluste nicht nur<br />
ausgeglichen, sondern ihr Kreditportfolio<br />
mehr als deutlich ausbauen können.<br />
»Parsifal« verkauft<br />
Die Binnenschiffswerft Concordia Damen<br />
hat eines ihrer Parsifal-Schiffe verkauft.<br />
Abnehmer ist das niederländische<br />
Unternehmen Quinto Scheepvaart aus<br />
Zwijndrecht. Dieser Schiffstyp wird auch<br />
für Shell gebaut. Der Tanker ist für den<br />
Transport von Mineralölprodukten und<br />
leichten Chemikalien entwickelt worden.<br />
7 Loks für RheinCargo<br />
Der Logistikdienstleister RheinCargo investiert<br />
auch 2023 massiv in den Bereich<br />
Güterbahn und kauft sieben Hybrid-Lokomotiven<br />
der Firma Siemens. Mit den neuen<br />
Dual Mode-Fahrzeugen werden sukzessive<br />
die bislang im Fernverkehr eingesetzten<br />
Diesel-Lokomotiven abgelöst.<br />
Contargo expandiert<br />
Contargo baut die Binnenschifffahrtsaktivitäten<br />
in der Region Benelux aus.<br />
Dafür hat das Unternehmen zum 1. Januar<br />
die Aktivitäten des niederländischen<br />
Unternehmens Honkoop Barging übernommen.<br />
Honkoop Barging ist ein Anbieter<br />
von Binnenschifffahrtsdiensten im<br />
ARA-Hafengebiet.<br />
20 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
»Stolt Ijssel« fährt bald<br />
mit Methanol<br />
Die niederländische Reederei Mercurius Shipping setzt<br />
bei einem Neubau erstmals auf Methanol als Kraftstoff.<br />
Nach dem Schlepper »Methatug« der Hafenbetriebe<br />
Antwerpen ist der Mercurius-Tanker – »Stolt Ijssel« –<br />
den Angaben zufolge das erste gewerbliche Binnenschiff,<br />
das mit Methanol fahren wird. Für den 110 m langen<br />
Tanker liegt eine Ausnahmegenehmigung der ZKR vor.<br />
Nach den aktuellen ES-TRIN-Vorgaben sind Kraftstoffe<br />
mit einem Flammpunkt unter 55 °C nicht ohne weiteres<br />
zulässig. Die Ausnahmegenehmigung gilt nach Angaben<br />
der Reederei für fünf Jahre. Die »Stolt Ijssel« wird auf der<br />
Den Breejen-Werft gebaut. Alternativ kann der<br />
5.000-t-Tanker auch mit gewöhnlichem Schiffsdiesel<br />
betrieben werden.<br />
Viking bestellt wieder bei<br />
der Neptun Werft<br />
Die US-Reederei Viking River Cruises hat ein weiteres<br />
Flusskreuzfahrtschiff bei der Neptun Werft in Rostock-<br />
Warnemünde bestellt. Damit setzen die beiden Unternehmen<br />
ihre langjährige Partnerschaft nach einer dreijährigen<br />
Pause fort. In den Jahren 2<strong>01</strong>0 bis 2020 hatte die<br />
Werft mit insgesamt 65 Viking-Schiffen die größte je gebaute<br />
Serie abgeliefert.<br />
Das neue Schiff ist speziell für den Einsatz auf der Seine<br />
konzipiert. Die Ablieferung ist für März 2025 geplant. Es<br />
wird die strengsten Abgasvorschriften der EU erfüllen<br />
und wie vier Schwesterschiffe, die bereits 2020 abgeliefert<br />
worden waren, über ein Hybrid-Antriebssystem<br />
mit Batterien verfügen. Zudem wird eine Photovoltaik-<br />
Anlage auf dem Oberdeck installiert.<br />
FEBRUAR<br />
Neues WSV-Amt eröffnet<br />
In Koblenz ist das Amt für Binnen-<br />
Verkehrstechnik eröffnet worden. Die Verkehrstechnik<br />
der WSV unterstützt die<br />
Schifffahrt und ihre Logistikpartner durch<br />
leistungsfähige Informationssysteme. Im<br />
Mittelpunkt steht die durchgängige Befahrbarkeit<br />
der Bundeswasserstraßen zu jeder<br />
Zeit und unter allen Bedingungen.<br />
Umfahrungsstrecke frei<br />
Die Umfahrungsstrecke zur Kanalbrücke<br />
Ems ist für die Schifffahrt freigeben. Ihre<br />
Einrichtung war notwendig, da die Brücke<br />
im Rahmen des Kanalausbaus durch<br />
eine neue ersetzt wird. Mittels der Kanalbrücke<br />
überquert der Dortmund-Ems-<br />
Kanal die Ems.<br />
Neues Online-Portal<br />
Mit einem neuen Online-Zugang will<br />
Bundesverkehrsminister Volker Wissing<br />
die Genehmigungsverfahren u.a. für<br />
Schiene, Straße und Wasserwege digitalisieren<br />
und beschleunigen. Ab sofort können<br />
Bauträger von Infrastrukturprojekten<br />
ihre planungsrechtlichen Zulassungsanträge<br />
online einreichen.<br />
Fietze leitet Schulschiff<br />
Gerit Fietze übernimmt das Steuerrad auf<br />
dem Ausbildungs- und Wohnschiff für<br />
angehende Binnenschiffer »Rhein«. Zuvor<br />
hatte er bereits die sogenannten<br />
Schulschiffkommission geleitet. Er übernahm<br />
den Posten von Volker Müßig, der<br />
das Schulschiff seit April 2<strong>01</strong>7 leitete.<br />
BASF schließt Anlagen<br />
Der Chemiekonzern BASF schließt eine<br />
der beiden Ammoniakanlagen in Ludwigshafen.<br />
Dem Kostensparplan fallen<br />
auch 2.600 Stellen zum Opfer, die meisten<br />
davon in Deutschland. Der Chemiekonzern<br />
transportiert große Volumina an<br />
Rohstoffen und Produkten über den<br />
Rhein.<br />
SET baut Hadag-Fähre<br />
Bei der SET-Werft in Tangermünde beginnt<br />
der Bau der ersten von drei neuen<br />
Fähren für die Hamburger Hadag. Die<br />
Schiffe erhalten einen innovativen Plug-In-<br />
Hybrid-Antrieb. Die neuen Fähren werden<br />
bereits über Batterien verfügen, um einen<br />
möglichst großen Teil des Betriebs elektrisch<br />
durchzuführen zu können.<br />
Zu 100 % belegt<br />
Nachdem das letzte freie Grundstück von<br />
der Unternehmensgruppe Weise gepachtet<br />
wurde, liegt die Belegungsquote im<br />
Dortmunder Hafen bei 100 %. Das<br />
Grundstück hat eine Fläche von rund<br />
13.600 m 2 . Auf dem Areal will das Unternehmen<br />
künftig ein Lager für große<br />
Traggerüstteile realisieren.<br />
Flottenausbau bei HSL<br />
Haeger & Schmidt Logistics (HSL) aus<br />
Duisburg baut die Flotte aus. Die Container-Fahrgemeinschaft<br />
Container Allianz<br />
Niederrhein (CAN) bekommt drei neue<br />
Schiffe. Der Dienst wird gemeinsam mit<br />
European Gateway Services und Contargo<br />
Waterway Logistics betrieben.<br />
Friedrich Werft liefert<br />
Auf der Kieler Gebrüder Friedrich Werft<br />
ist der Forschungskatamaran »Wavelab«<br />
abgeliefert worden. Das im Rahmen der<br />
CAPTN-Initiative gebaute Schiff erforscht<br />
das autonome Fahren. Der Katamaran<br />
besteht aus Aluminium und ist ca.<br />
20 m lang und acht Meter breit. Angetrieben<br />
wird von zwei Elektro-Motoren.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
21
MÄRZ<br />
Frachter »Achim« sinkt in der<br />
Schleuse Geisling<br />
In der Schleuse Geisling ist das unter deutscher Flagge<br />
fahrende Schiff »Achim« gesunken. Das hauptsächlich<br />
mit Eisenerz beladene Frachtschiff war von Regensburg<br />
kommend flussabwärts, in Richtung Passau, unterwegs<br />
und hatte die Schleuse Geisling bereits vollständig befahren.<br />
Die Havarie des 85 m langen und 8,20 m breiten<br />
Schiffes ereignete sich dann in der Schleusenkammer.<br />
Das Schiff sank vollständig auf den Boden der etwa<br />
11,30 m tiefen Schleuse.<br />
Die beiden ungarischen Besatzungsmitglieder, der<br />
61-jährige Kapitän und der 64-jährige Steuermann, retteten<br />
sich über die Notleitern aus dem Wasser. Der Steuermann<br />
wurde dabei mittelschwer und der Kapitän<br />
leicht verletzt.<br />
Forschungsschiff »Coriolis« auf<br />
Kiel gelegt<br />
Während einer traditionellen Kiellegungszeremonie ist<br />
das Forschungsschiff »Coriolis« auf der Lauenburg Hitzler<br />
Werft auf Kiel gelegt worden. Im Beisein des Maritimen<br />
Koordinators der Bundesregierung, Dieter Janecek<br />
(Grüne), schwebte ein 15 t schweres Schiffssegment auf<br />
eine Münze runter. Das Schiff, das eine Länge von 29 m<br />
und eine Breite von 8 m hat, wird im Auftrag des Helmholtz-Zentrums<br />
Hereon in Geesthacht gebaut. Die Indienststellung<br />
der »Coriolis« ist für <strong>2024</strong> geplant. Nach<br />
Ablieferung soll sie hauptsächlich Deutschlands Küsten<br />
erforschen. Sie wird aber auch in der Lage sein, bis nach<br />
Magdeburg die Elbe runter zu fahren. Während der Forschungsfahrten<br />
kann der Antrieb des Schiffes zusätzlich<br />
durch eine Brennstoffzelle unterstützt werden.<br />
DST tauft »ELLA<br />
In Duisburg ist das weltweit erste Binnenschiffsmodell<br />
getauft, das komplett<br />
autonom fahren kann. Das DST in Duisburg<br />
hat die »Ella« beim Bootsbauer Uwe<br />
Feller bestellt. Das fast 15 m lange und<br />
batterie-elektrisch betriebene Maßstabsmodell<br />
eines Binnenschiffes ist voll funktionsfähig.<br />
Anleger für Deggendorf<br />
In Deggendorf baut die Wasserstraßenverwaltung<br />
eine neue Schiffsanlegestelle.<br />
Geplant sind drei Landgangstege und eine<br />
Pkw-Umsetzstelle. Bei einer Gesamtlänge<br />
von 410 m beträgt die vorgesehene Liegeplatzbreite<br />
für Stilllieger ca. 34 m. Zudem<br />
wird die Sohle im Bereich der Liegeplätze<br />
durch Baggerarbeiten vertieft.<br />
Schloemer geht<br />
Die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt<br />
(KD) hat die Zusammenarbeit<br />
mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung,<br />
Achim Schloemer, beendet. Begründung:<br />
Beide Seiten konnten über die<br />
künftige strategische und operative Fortentwicklung<br />
keine Verständigung erzielen.<br />
»Courage« in Betrieb<br />
Der Industriekonzern Covestro und die<br />
Reederei HGK Shipping haben gemeinsam<br />
das neue Niedrigwasserschiff »Courage«<br />
in Betrieb genommen. Das »Future<br />
Fuel Ready«-Schiff soll Kunden des Werkstoffherstellers<br />
von den NRW-Standorten<br />
aus mit Fertigprodukten beliefern.<br />
Testfahrt im DEK<br />
Mit der »Niedersachsen 22« geht ein echtes<br />
Schiff im Dortmund-Ems-Kanal auf<br />
Testfahrt. Autonom fahrende Güterschiffe<br />
sollen die Binnenschifffahrt in Nordrhein-Westfalen<br />
für die Zukunft bereitmachen.<br />
Das Schiff der HGK Shipping<br />
ist 100 m lang und 10 m breit.<br />
Schiff bleibt Denkmal<br />
Das Taucherglockenschiff »Carl Straat«<br />
bleibt in der Denkmalliste. Das 1963 gebaute<br />
Spezialschiff war durch den Neubau<br />
»Archimedes« ersetzt worden. Die<br />
Bezirksregierung in Düsseldorf hatte anschließend<br />
dieses besondere Schiff als<br />
Denkmal in die Denkmalliste eingetragen.<br />
Dagegen hatte die WSV als Eigentümerin<br />
Klage eingereicht.<br />
Neue Flächen für BLG<br />
BLG Logistics mietet neue Flächen in<br />
Bremerhaven an. Damit reagiert das Unternehmen<br />
auf die steigende Nachfrage<br />
nach unter anderem Projektladung. Das<br />
neue Gelände umfasst 60.000 m 2 Freiund<br />
Hallenfläche sowie zwei Schiffsliegeplätze<br />
mit einer 600 m langen Kaje.<br />
Duisport sucht<br />
Die Duisburger Hafen AG sucht einen Investor<br />
für das neue Duisburg Gateway Terminal<br />
(DGT). Er soll den Anteil des chinesischen<br />
Cosco-Konzerns übernehmen.<br />
Cosco hatte zuvor die geplante 30 %-Beteiligung<br />
am neuen trimodalen Containerterminal<br />
wieder zurückgegeben.<br />
Transportleistung sinkt<br />
2022 ist die Transportleistung auf den<br />
niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung<br />
gefallen. Im Jahr 2022 hat die Binnenschifffahrt<br />
in Deutschland 6,4 % weniger<br />
Güter befördert als im Vorjahr. Das<br />
lag auch am Niedrigwasser im August.<br />
Insgesamt sind 182 Mio. t Güter transportiert<br />
worden, rund 7 Mio. t weniger<br />
als noch 2021.<br />
22 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
Wissing verabschiedet sich von<br />
Ausbau der Wasserstraßen<br />
Wenn künftig per Gesetz Bauvorhaben vereinfacht und<br />
beschleunigt werden, bleiben die Wasserstraßen außen<br />
vor. Aus Sicht des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt<br />
ist es »ein Schlag ins Gesicht« für die Industrie.<br />
Denn im Bundesverkehrsministerium besteht<br />
offenbar kein »überragendes öffentliches Interesse« an<br />
einem Ausbau der Flüsse und Kanäle. Das geht aus dem<br />
von Minister Volker Wissing vorgelegten Gesetzentwurf<br />
zum beschleunigten Genehmigen und Planen hervor.<br />
Während im Fernstraßenbereich 148 und im Schienenbereich<br />
rund 60 Maßnahmen per Gesetz schneller umgesetzt<br />
werden sollen, ist im Wasserstraßenbereich kein<br />
einziges beschleunigtes Projekt vorgesehen – weder an<br />
der Küste, noch im Hinterland.<br />
GDWS will ELWIS-Portal<br />
überarbeiten<br />
Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt<br />
(GDWS) will bis zum Jahr 2026 eine Überarbeitung des<br />
Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice<br />
(ELWIS). Wie der Bundesverband der deutschen Binnenschifffahrt<br />
(BDB) mitteilt, plant die Wasserstraßenbehörde<br />
eine umfassende Neustrukturierung und<br />
Weiterentwicklung des Angebots in den kommenden<br />
Jahren. Die Website zum Elektronischen Wasserstraßen-<br />
Informationsservice ist seit rund 25 Jahren online und<br />
seitdem rund 40 Mio. Mal aufgerufen worden. Die Überarbeitung<br />
soll den Angaben zufolge vor allem zu einer<br />
höheren Nutzerfreundlichkeit, einer möglichen Individualisierbarkeit<br />
der gewünschten Inhalte sowie der Verfügbarkeit<br />
einer Mobilversion als App führen.<br />
APRIL<br />
Niederlande im Minus<br />
Nicht nur deutsche, sondern auch niederländische<br />
Binnenschiffer kämpfen mit einem<br />
Ladungsrückgang. 2022 lag der<br />
Rückgang bei 3,4 %. Mehr als 345 Mio. t<br />
Güter wurde über die niederländischen<br />
Wasserstraßen befördert. Das sind 3,4 %<br />
weniger als im Jahr zuvor.<br />
GST auf die Wasserstraße<br />
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck<br />
will Großraum- und Schwerguttransporte,<br />
die im Zusammenhang mit<br />
der Errichtung von Windenergieanlagen<br />
notwendig werden, bevorzugt auf die<br />
Wasserstraße verlagern. Gleiches gilt auch<br />
für den Transport von anderen Gütern,<br />
die für die Energiewende notwendig sind.<br />
KD: Luig übernimmt<br />
Nach der Trennung von Achim Schloemer<br />
hat die Fahrgastreederei Köln Düsseldorfer<br />
(KD) die Nachfolge geregelt.<br />
Neue Geschäftsführerin wird Nina Luig.<br />
In ihre Verantwortung fallen die Bereiche<br />
Vertrieb, Operations, Marketing und<br />
Kommunikation. Zugleich wird sie Sprecherin<br />
der Geschäftsführung.<br />
NOK: Gebühren sinken<br />
Ab Juli gilt im Nord-Ostsee-Kanal (NOK)<br />
eine reduzierte Höchstgeschwindigkeit<br />
von 12 km/h für Schiffe ab 7 m Länge. Die<br />
verlängerten Durchfahrungszeiten führen<br />
zu höheren Entgelten für Lotsen und Kanalsteuer.<br />
Diese Kosten will das Bundesverkehrsministerium<br />
kompensieren. Für<br />
drei Jahre soll die Abgabe um 50 % reduziert<br />
werden.<br />
Museumsschiffe zurück<br />
Das Museumsschiff »Oscar Huber« und<br />
das Kranschiff »Fendel 147« des Binnenschifffahrtsmuseums<br />
sind nach einem<br />
Aufenthalt bei der Meidericher Schiffswerft<br />
zurück am Anleger an der Schifferbörse<br />
in Duisburg-Ruhrort.<br />
Vom DEK nach Indien<br />
Für eine besondere Projektverladung<br />
setzte der Logistikkonzern Dachser auf<br />
eine multimodale Lösung – inklusive<br />
Binnenschiff. Er transportiert einen 15 m<br />
langen und fast 60 t schweren Autoklaven<br />
– einen gasdicht verschließbaren Druckbehälter<br />
– von NRW u.a. über den DEK<br />
nach Bangalore in Indien.<br />
Mehr Landstrom<br />
Schon bald werden sich mehr Binnenschiffe<br />
an den Liegeplätzen im Duisburger<br />
Hafen über Ladesäulen mit Energie<br />
versorgen können. Die Hafengesellschaft<br />
Duisport stellt bis Ende <strong>2024</strong> im Hafengebiet<br />
60 zusätzliche Ladepunkte zur<br />
Verfügung. Hinzu kommt eine Landstromsäule<br />
für die Personenschifffahrt.<br />
Merlin bestellt<br />
Die niederländische Werft Concordia<br />
Damen hat den Auftrag erhalten, für die<br />
Merlin Group einen Trockengutfrachter<br />
zu bauen. Mit diesem Neubau will Merlin<br />
gemeinsam mit ID Shipping die Containermarkt<br />
bedienen. Das Schiff vom Typ<br />
CDS443 ist 135 m und 14,20 m breit.<br />
Emmerich wächst<br />
Bis Oktober soll im Hafen von Emmerich<br />
eine 8.000 m2 große Fläche für den Containerumschlag<br />
erschlossen werden. Der<br />
Emmericher Hafen hat in den vergangenen<br />
Jahren eine erfreuliche Entwicklung<br />
genommen. Der Umschlag liegt<br />
mittlerweile wieder bei konstant über<br />
100.000 TEU.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
23
MAI<br />
HGK Shipping feiert<br />
Doppeltaufe in Köln<br />
Die HGK Shipping hat ihren beiden neuesten Chemietanker<br />
bei einer Doppeltaufe auf die Namen »Courage«<br />
und »Curiosity« getauft.<br />
Die innovativen Schiffe sind bereits im Auftrag des<br />
Werkstoffherstellers Covestro auf dem Rhein und seinen<br />
Nebenflüssen im Einsatz. Mit den beiden Schwesterschiffen<br />
führt die HGK Shipping ihre Strategie fort,<br />
gemeinsam mit Kunden zukunftsweisende und maßgeschneiderte<br />
Schiffe zu entwickeln. Für die Zusammenarbeit<br />
und die Partnerschaft der HGK Shipping und der<br />
Covestro steht die auffällige Farbgestaltung der beiden<br />
Neubauten.<br />
Die »Courage« und die »Curiosity« gehören zu den modernsten<br />
und innovativsten Schiffen ihrer Art.<br />
Rhenus bestellt dritten<br />
emissionsarmen Neubau<br />
Die Rhenus Gruppe hat einen dritten emissionsarmen<br />
Binnenschiffsneubau bestellt. Zwei Koppelverbände aus<br />
einem früheren Auftrag sind bereits im Bau. Alle drei<br />
Neubauten werden mit einer Kombination aus Wasserstoff-Brennstoffzelle,<br />
modernsten Stage-VI-Motoren<br />
und Elektrobatterien bestückt. Für das vorgesehene Einsatzgebiet<br />
sei das Konzept bislang einzigartig, hieß es.<br />
Denn erstmals werden Binnenschiffe einer solchen Größe<br />
und Leistungsfähigkeit von einer skalierbaren und langlebigen<br />
Lithium-Ionen-Batterie in Kombination mit modernsten<br />
Stage-VI-Motoren und einer Brennstoffzelle auf<br />
Wasserstoffbasis angetrieben. Auch bei starker Strömung<br />
wie etwa auf dem Rhein lassen sich die neuen Schiffe<br />
demnach zuverlässig und wirtschaftlich navigieren.<br />
Hinne legt Amt nieder<br />
Das für die Bereiche Personal und strategische<br />
Ausrichtung des Ostasiengeschäftes<br />
zuständige Vorstandsmitglied<br />
Carsten Hinne legt sein Amt als Mitglied<br />
des Vorstands der Duisburger Hafen AG<br />
nieder. Grund sind unterschiedliche Auffassungen<br />
über die strategische Ausrichtung<br />
des Unternehmens.<br />
50 Schiffe mit H 2 -Antrieb<br />
Angeführt vom Hafen Rotterdam wollen<br />
40 Projektpartner Wasserstoff als alternativen<br />
Kraftstoff in der Schifffahrt einführen<br />
und 50 Schiffe in Fahrt bringen. Das<br />
Projekt »Condor H2« soll Wasserstoff als<br />
Energieträger in der Shortsea- und Binnenschifffahrt<br />
etablieren. Bis 2030 sollen<br />
fünfzig emissionsfreie Schiffe fahren.<br />
Nike setzt auf Wasserstoff<br />
Die niederländische Reederei Future Proof<br />
Shipping (FPS) hat in Rotterdam das<br />
erste wasserstoffbetriebene Binnencontainerschiff,<br />
die »H2 Barge 1«, getauft. Das<br />
110 m x 11,45 m große Schiff »H2 Barge<br />
1«, früher bekannt als »Maas«, fährt<br />
für den Sportartikelhersteller Nike.<br />
Terminal geplant<br />
Die Neska Containerline und der niederländische<br />
Umschlagdienstleister ZHD<br />
Stevedores beabsichtigen, in Dordrecht<br />
ein Logistik-Hub zu entwickeln. Dieses<br />
Mehrzweck-Terminal soll den Gütertransport<br />
über die Wasserstraßen von und<br />
zur Nordseeküste maßgeblich verbessern.<br />
Emissionsfreies Schiff<br />
HGK Shipping hat mit Hydrogenious<br />
LOHC Maritime und Hydrogenious<br />
LOHC Technologies eine Absichtserklärung<br />
für die Entwicklung eines emissionsfreien<br />
Binnenschiffs unterzeichnet.<br />
Ziel ist es, eine skalierbare Lösung zu entwickeln,<br />
die den Energieträger Wasserstoff<br />
für die Binnenschifffahrt flächendeckend<br />
verfügbar macht.<br />
»River Drones« getauft<br />
Die ersten zwei von insgesamt zehn geplanten<br />
»River Drones« der Reederei Erik<br />
Verstraeten sind in Antwerpen getauft<br />
worden. Die »River Drones« sind Binnenschiffe,<br />
die speziell für eine halbautonome<br />
Bedienung bestimmt und ausgerüstet<br />
sind.<br />
Zurück im BöB<br />
Unter dem neuen CEO Markus Bangen<br />
kehrt Duisport in den Bundesverband<br />
BÖB zurück. Duisburg gilt als weltweit<br />
größter Binnenhafen. Gelegen im Herzen<br />
Nordrhein-Westfalens am Rhein war die<br />
Hafen-AG aber viele Jahre nicht Mitglied<br />
im Verband Öffentlicher Binnenhäfen.<br />
Mittelrhein anpassen<br />
Anlässlich der »Länderkonferenz Rhein«<br />
bekräftigt der Binnenschifffahrtsverband<br />
BDB seine Forderung, die Mittelrhein-<br />
Anpassung zwischen St. Goar und Wiesbaden<br />
deutlich zu beschleunigen. Die<br />
Engpassbeseitigung am Mittelrhein sei<br />
eines der wichtigsten Projekte im Bundesverkehrswegeplan.<br />
Tanklager für Ammoniak<br />
Die Duisburger Hafen AG und Koole<br />
Terminals, ein niederländischer Entwickler<br />
und Betreiber von Flüssigmassengut-<br />
Terminals, haben eine Absichtserklärung<br />
unterzeichnet. Gemeinsam wollen beide<br />
ein Tanklager für flüssige erneuerbare<br />
Brennstoffe und Rohstoffe wie Ammoniak<br />
im Duisburger Hafen entwickeln.<br />
24 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
LNG-Fähre »Richmond«<br />
kommt mit Verspätung<br />
Mit rund dreijähriger Verzögerung haben die Stadtwerke<br />
Konstanz endlich die LNG-Fähre »Richmond« für<br />
den Bodensee fertiggestellt. Die Insolvenz der Hamburger<br />
Werft Pella Sietas hatte alle Pläne über den Haufen<br />
geworfen. Der Auftrag war bereits 2<strong>01</strong>8 erteilt worden,<br />
im Frühjahr 2020 sollte das Schiff eigentlich fertig sein.<br />
Doch nach der Insolvenz der Werft mussten die Stadtwerke<br />
das Fährschiff mit dem Ingenieurbüro Technolog<br />
Services in Eigenregie fertig bauen.<br />
Mit zunehmendem Baufortschritt seien immer mehr<br />
Baumängel der ehemaligen Bauwerft zu Tage getreten,<br />
hieß es bei der Ablieferung. Das Ganze hatte dann seinen<br />
Preis: Statt der ursprünglich kalkulierten 18 Mio. €<br />
kostete die Fähre am Ende rund 27,5 Mio. €.<br />
Hamburger Polizei übernimmt<br />
erstes Elektro-Einsatzboot<br />
Die Hamburger Polizei hat ihr erstes Mehrzweckeinsatzboot<br />
mit einem rein elektrischen Antrieb erhalten. Das<br />
Boot WS 54 »Krabbe« wird auf der Alster eingesetzt. Bei<br />
der »Krabbe« handelt es sich nicht um einen Neubau, sondern<br />
um ein 2003 bei der Hamburger Feltz-Werft gebautes<br />
Schiff. Da die Substanz des Aluminiumbootes noch intakt<br />
war, wurde der alte Diesel-Außenborder durch einen innovativen<br />
Elektroantrieb von Torqeedo ersetzt.<br />
Ein Grund für die Elektrifizierung ist Hamburgs Projekt<br />
»E-Mobilität auf der Alster«. Ziel des Vorhabens ist es,<br />
die Elektrifizierung von Dienst- und Wasserfahrzeugen<br />
und Ausbau der Ladeinfrastruktur an den städtischen<br />
Liegeplätzen. Bis spätestens 2030 sollen Verbrenner-<br />
Motoren auf der Alster komplett verboten werden.<br />
JUNI<br />
Rekordergebnis für HGK<br />
Die Häfen und Güterverkehr Köln AG<br />
(HGK) konnte im Geschäftsjahr 2022 ein<br />
neues Rekordergebnis verbuchen. Der<br />
Konzerngewinn stieg auf 11,9 Mio. € gegenüber<br />
10,5 Mio. € im Jahr zuvor. Alle<br />
Geschäftsbereiche und besonders die<br />
Tochterunternehmen haben zu diesem<br />
Ergebnis beigetragen, hieß es.<br />
Wulf geht zu Schenker<br />
Der Aufsichtsrat der Schenker AG hat Stephanie<br />
Wulf zur Vorständin für Personal<br />
und Organisation bestellt. Sie soll ihre<br />
Aufgabe am 1. Januar <strong>2024</strong> antreten. Wulf<br />
ist Diplom-Verwaltungswirtin und Volljuristin.<br />
Sie hatte ihre Laufbahn im Auswärtigen<br />
Amt begonnen.<br />
2. Kiellegung bei SET<br />
Die erste im Bau, die zweite schon auf Kiel<br />
gelegt. Bei der SET-Werft in Tangermünde<br />
nimmt eine weitere Fähre für die Hamburger<br />
Hadag Gestalt an. Mit rund 33 m<br />
werden die insgesamt drei Neubauten<br />
länger sein als die bisherigen Fähren. So<br />
werden sie jeweils Platz für bis zu 250<br />
Fahrgäste bieten.<br />
RheinCargo holt Jesberg<br />
Götz Jesberg ist neuer Geschäftsführer der<br />
Eisenbahnsparte von RheinCargo. Seit über<br />
20 Jahren ist der Bau- und Wirtschafts-<br />
Ingenieur für unterschiedliche Eisenbahn-<br />
Konzerne in Führungspositionen tätig. Zuletzt<br />
leitete er seit 2<strong>01</strong>6 die SBB Cargo<br />
Deutschland GmbH als Geschäftsführer.<br />
Bahn betreibt Fähre<br />
Die Deutsche Bahn nimmt die neue<br />
Schnellfähre »Watt Sprinter« für den<br />
Fährverkehr zur Insel Wangerooge in Betrieb.<br />
Die Fahrzeit verkürzt sich damit<br />
von 90 auf 49 Minuten. Vor allem aber<br />
kann die Nordseeinsel mit der Schnellfähre<br />
jetzt unabhängig von den Gezeiten<br />
erreicht werden.<br />
Mosel: Güterrückgang<br />
Im Vergleich zum Vorjahr ging die transportierte<br />
Menge 2022 um 3,4 % auf gut<br />
8,8 Mio. t zurück. Das geht aus dem Verkehrsbericht<br />
der Moselkommission hervor.<br />
Als Gründe werden die Auswirkungen<br />
der Corona-Pandemie, das Niedrigwasser<br />
im Sommer im Rhein und der russischen<br />
Angriffskrieg auf die Ukraine genannt.<br />
GST aufs Wasser<br />
Für Großraum- und Schwertransporte<br />
(GST) soll die Wasserstraße als Transportalternative<br />
stärker etabliert werden.<br />
Das BMDV veröffentlicht eine Datenbank<br />
für geeignete Umschlagstellen. Darin sollen<br />
u.a. GST-fähige Umschlagstellen der<br />
Häfen und der WSV veröffentlicht werden.<br />
Brennstart für E-Fähre<br />
Mit dem Brennstart haben die Arbeiten<br />
am Elektro-Katamaran für die AG Reederei<br />
Norden-Frisia begonnen. Er soll im Juni<br />
<strong>2024</strong> erstmals ablegen. Der komplette<br />
Kasko wird in drei Teilen von der niederländischen<br />
Werft Damen im polnischen<br />
Kozle gebaut und anschließend am<br />
Standort Gorinchem in den Niederlanden<br />
zusammengefügt.<br />
NOK: Abratis übernimmt<br />
Sönke Meesenburg geht in Ruhestand.<br />
Der Vizepräsident der Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt Dirk<br />
Schwardmann hat den Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes<br />
Nord-Ostsee-<br />
Kanal verabschiedet. Neuer Amtsleiter ist<br />
Joachim Abratis.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
25
JULI<br />
Tankschiff reißt sich bei<br />
Kollision das Steuerhaus ab<br />
Ein Binnenschiff kollidiert in Oldenburg mit einer Brücke<br />
und reißt sich dabei das Brückenhaus ab. Menschen<br />
kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Die Eisenbahnbrücke<br />
in Drielake, die kurzfristig für den Verkehr<br />
gesperrt werden musste, wurde hingegen nicht beschädigt.<br />
Sie konnte noch am selben Abend freigegeben<br />
werden, nachdem ein Notfall-Manager der Bahn sie begutachtet<br />
hatte. Das Tankmotorschiff konnte seine Fahrt<br />
vorerst nicht fortsetzen und wurde zur Schleuse Oldenburg<br />
geschleppt. Dort soll es repariert werden. Die Wasserschutzpolizei<br />
in Brake nahm Ermittlungen zu dem<br />
Unfall auf.<br />
Schiffswerft Bolle gewinnt<br />
Auftrag für fünf Hybrid-Schiffe<br />
Die Schiffswerft Bolle hat einen Großauftrag gewonnen:<br />
Für die WSV baut der Schiffbauer aus Sachsen-Anhalt<br />
fünf neue Verkehrssicherungsschiffe für den Rhein. Sie<br />
werden die derzeitigen Schiffe »Neuss«, »Rees«, » Köln«,<br />
»Homberg« und »Bonn« ersetzen. Bei den identischen<br />
Neubauten wird der Entwurf der »Emmerich« modifiziert.<br />
Die Energieversorgung und das Antriebssystems<br />
werden umweltfreundlich optimiert. Statt des Dieselgenerators<br />
kommen Batterien an Bord. Damit handelt es<br />
sich bei der Energieversorgung um ein sogenanntes serielles<br />
Hybridsystem. Die neuen Verkehrssicherungsschiffe<br />
sollen auf dem Rhein zwischen Duisburg und<br />
Bonn eingesetzt werden.<br />
Nachschlag aus Berlin<br />
In den Haushaltsberatungen für 2023 wird<br />
das Investitionsbudget für die Wasserstraßen<br />
deutlich um 350 Mio. € gegenüber<br />
dem Vorjahr reduziert. Als Trostpflaster<br />
räumen die Haushaltspolitiker die Möglichkeit<br />
ein, bis zu 250 Mio. € aus den<br />
Etats für die anderen Verkehrsträger auf<br />
die Binnenschifffahrt umzulenken.<br />
Felbermayr expandiert<br />
Die Felbermayr-Gruppe übernimmt 50 %<br />
an der niederländischen Rijnmond Logistics<br />
Beheer mit Sitz in Papendrecht. Künftig<br />
ist eine enge Zusammenarbeit mit<br />
Haeger & Schmidt geplant. Das Unternehmen<br />
gehört seit 2<strong>01</strong>3 zu Felbermayr.<br />
Hadag verliert Chef<br />
Tobias Haack, seit 2<strong>01</strong>8 für die Hamburger<br />
Fährreederei Hadag und die ATG Alster-Touristik<br />
verantwortlich, geht überraschend<br />
von Bord. Als Grund wird vermutet,<br />
dass die Reederei durch Störungen<br />
in die Schlagzeilen geraten war. Zudem<br />
hatten viele Fahrgäste mangelnde Informationen<br />
beklagt. Haacks Vertrag wäre<br />
regulär bis Mitte 2026 gelaufen.<br />
Baggern für mehr Tiefe<br />
Bei Krefeld startet die »Abladeverbesserung<br />
und Sohlstabilisierung« des<br />
Rheins. Das Vorhaben erstreckt sich auf<br />
die Strecke zwischen Duisburg und den<br />
Neuss-Düsseldorfer Häfen bzw. dem Hafen<br />
Stürzelberg (Ortslage Dormagen). Ziel<br />
ist es, die Fahrrinnentiefe auf 2,8 m zu vergrößern.<br />
River Academy wächst<br />
Die River Academy, ein Anbieter von Ausund<br />
Weiterbildung für Binnenschiffer und<br />
Hotellerie in Köln, übernimmt die Akademie<br />
Barth in Duisburg. Sie baut damit das<br />
Spektrum der nautischen Aus- und Weiterbildung<br />
im Bereich der Binnenschifffahrt<br />
aus. Lothar Barth behält seine Position<br />
als Director Nautical Education &<br />
Development.<br />
Sorge am Pegel Kaub<br />
Der Pegel Kaub am Rhein fällt auf ein Jahrestief.<br />
Niedriger als 90 cm war der Pegelstand<br />
zuvor im Sommer 2022. Damals waren<br />
im südlich von Koblenz gelegenen<br />
Kaub zeitweise sogar nur 32 cm gemessen<br />
worden.<br />
Torqeedo holt Manager<br />
Der deutsche Antriebsspezialist Torqeedo<br />
baut seine Unternehmensstruktur um und<br />
sichert sich dafür die Dienste des ehemaligen<br />
Rolls-Royce-, MTU- und Siemens-<br />
Managers Matthias Vogel. Dieser übernimmt<br />
die neue Geschäftseinheit »Customized<br />
Solutions«. Die Einheit »Branded<br />
Retail« wird von Sven Mostögl geleitet.<br />
Rhenus schluckt MTG<br />
Mit der Übernahme der Mannheimer<br />
Transport-Gesellschaft (MTG) erweitert<br />
die Rhenus Gruppe ihre Road-Freight-<br />
Sparte. Beide hatten zuvor bereits innerhalb<br />
des Logistiknetzwerks CargoLine zusammengearbeitet.<br />
Boote zahlen digital<br />
Für alle Sportbootfahrer, die durch den<br />
Nord-Ostsee-Kanal (NOK) fahren wollen,<br />
führt die WSV ein neues digitales Zahlungsportal<br />
ein. Die Fahrt wird für einen<br />
frei wählbaren Tag unter Angabe von<br />
Bootsnamen und Bootslänge angemeldet.<br />
Kurzentschlossene können per Kreditkarte,<br />
Giropay oder SEPA-Lastschriftverfahren<br />
zahlen.<br />
26 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
Doppelspitze führt künftig<br />
die HGK Intermodal<br />
Unter dem Dach der HGK Intermodal vereint der Logistikkonzern<br />
HGK künftig seine trimodalen Terminalstandorte<br />
an Rhein und Ruhr vereint. Eine neue Doppelspitze<br />
leitet die Intermodalsparte: Markus Krämer, zuvor<br />
CEO der HGK Logistics and Intermodal (neska), und<br />
Michaela Przybylla, bis dato Geschäftsführerin der Terminals<br />
in Duisburg und Krefeld. Das Managementteam<br />
der HGK Intermodal wird ergänzt durch Oliver Grossmann<br />
(Terminalstandort Köln) und Dirk Meyer (Terminalstandort<br />
Düsseldorf). In der Intermodalsparte des<br />
Logistikkonzerns sind die intermodalen Container-<br />
Aktivitäten gebündelt. In Zusammenarbeit mit anderen<br />
Einheiten der HGK-Gruppe sollen darüber hinaus weitere<br />
Dienstleistungsangebote entwickelt werden.<br />
FPS rüstet zweites Schiff<br />
zu einer H 2 -Barge um<br />
Die niederländische Reederei Future Proof Shipping<br />
rüstet mit der »FPS Waal« ein zweites Schiff auf einen<br />
emissionsfreien Wasserstoffantrieb um. Umgebaut wird<br />
das Containerschiff bei Holland Shipyards in Werken -<br />
dam. Es ist bereits die zweite Umrüstung eines Bestandsschiffes.<br />
Zunächst war auf der »FPS Maas« eine Brennstoffzelle<br />
installiert worden. Das 110 m lange und<br />
11,45 m breite Schiff wird als »H2 Barge 1« von BCTN<br />
betrieben und ist vom Sportartikelhersteller Nike EMEA<br />
gechartert. Das Schiff pendelt zwischen Rotterdam und<br />
dem Binnenterminal in Meerhout. Auch auf der »Waal«<br />
werden die Verbrennungsmotoren ausgebaut und eine<br />
PEM-Brennstoffzelle, Wasserstoffspeicher, Batteriepakete<br />
und ein elektrischer Antriebsstrang installiert.<br />
AUGUST<br />
BDB plant Kampagne<br />
Noch ist die Binnenschifffahrt und ihre<br />
Relevanz für den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland in der Öffentlichkeit zu wenig<br />
bekannt. Eine Image-Kampagne soll<br />
Abhilfe schaffen. Im Auftrag des Bundesverbands<br />
der Deutschen Binnenschifffahrt<br />
(BDB) erstellt eine Münchner Agentur<br />
zunächst ein erstes Grobkonzept. Danach<br />
sollen die nächsten Schritte folgen.<br />
Flusskreuzfahrt holt auf<br />
Nach den starken Einschränkungen während<br />
der Corona-Pandemie legt das Gästeaufkommen<br />
in der europäischen Flusskreuzfahrt<br />
wieder auf 319.000 Passagiere<br />
zu. Zum Höchststand von 2<strong>01</strong>9 mit<br />
540.000 Gästen fehlt aber noch einiges.<br />
Mehr Pakete per Boot<br />
Der Postdienstleister DHL will sein im<br />
vergangenen Jahr begonnenes Postschiff-<br />
Projekt in Berlin verlängern und das Angebot<br />
weiter ausbauen. Die bestehende<br />
Route auf Spree und Havel wird erweitert,<br />
dazu eine zweite Route von Köpenick<br />
zum Osthafen geschaffen. Zum Einsatz<br />
kommt ein Elektro-Boot.<br />
Mehr Pakete per Boot<br />
In Straubing-Sand geht ein neuer Betreiber<br />
für das Containerterminal an den<br />
Start: Den Zuschlag hat eine Bietergemeinschaft<br />
aus Contargo, SFI sowie<br />
Ziegler Group nach einer europaweiten<br />
Ausschreibung erhalten. Der Betrieb auf<br />
50.000 m2 soll im 2. Quartal 2025 starten.<br />
Neubau für Viadonau<br />
Die österreichische Wasserstraßengesellschaft<br />
Viadonau stellt ein neues Arbeitsschiff<br />
in Dienst. Es wird mit nachhaltigem<br />
Pflanzenöl betrieben. Zu den Arbeitsaufgaben<br />
der 22 m langen »Bad Deutsch-<br />
Altenburg«, die in Erlenbach in Deutschland<br />
gebaut wurde, gehören Wartung und<br />
Kennzeichnung der Wasserstraße.<br />
Mehr Geld für Hebewerk<br />
Das Land Sachsen-Anhalt stellt weitere<br />
130.000 € für Sanierungsmaßnahmen am<br />
Schiffshebewerk Magdeburg-Rothensee<br />
zur Verfügung. Die mittlerweile mehr als<br />
80 Jahre alte Anlage ist eines von nur vier<br />
Hebewerken bundesweit, die noch funktionstüchtig<br />
und auch tatsächlich in Betrieb<br />
sind.<br />
Kooperation vereinbart<br />
Die HGK Shipping will zusammen mit<br />
dem Salzgitter-Konzern mehr Transporte<br />
per Binnenschiff abwickeln. Beide Unternehmen<br />
haben eine Kooperation vereinbart.<br />
Ziel ist es, emissionsarme Logistikketten<br />
zu etablieren. Dabei soll der<br />
Schwerpunkt auf paarigen Verkehren sowie<br />
auf der optimierten Auslastung des<br />
vorhandenen Schiffsraums liegen.<br />
Kooperation vereinbart<br />
Eine Allianz mehrerer Häfen und Eisenbahnbetreiber<br />
will mit LOG4NRW die<br />
Verkehrssituation im Ruhrgebiet und in<br />
Südwestfalen entlasten. Ein Bahn- und<br />
Binnenschiffssystem soll Lkw-Verkehre<br />
von der Straße holen.<br />
Scharnebeck steht still<br />
Ein Defekt am Schiffshebewerk in Scharnebeck<br />
legt die Schifffahrt auf dem Elbe-<br />
Seiten-Kanal lahm. In der Folge stauen<br />
sich zeitweise 40 Binnenschiffe an den<br />
Anlegestelle. Ursache der Störung war eine<br />
gebrochene Schweißnaht an einem der<br />
beiden Tröge des Hebewerks, der daraufhin<br />
sofort stillgelegt werden musste.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
27
SEPTEMBER<br />
HGK bestellt Gastanker in<br />
besonderen Dimensionen<br />
Tiefgangoptimiert mit diesel-elektrischem Antrieb und<br />
einem extrabreiten Schiffsdesign – die HGK Shipping<br />
hat einen weiteren Gastanker bestellt. Der Auftrag geht<br />
an die niederländische Werft De Gerlien van Tiem. Die<br />
unkonventionellen Maße von 110 m mal 15 m sollen<br />
auch bei Niedrigwasser eine besonders hohe Tragfähigkeit<br />
gewährleisten. Entwickelt wurde die »Gas 96« in enger<br />
Abstimmung mit zwei großen Chemieunternehmen<br />
aus den Niederlanden und Deutschland. Im Rahmen eines<br />
langfristigen Chartervertrags soll das Schiff ab 2025<br />
die Versorgung beider Unternehmen sicherstellen. Es ist<br />
bereits das dritte Gastankschiff der HGK Shipping, das<br />
eine Tiefgangoptimierung mit einem diesel-elektrischen<br />
Antrieb vereint.<br />
Innovationspreis der Allianz Esa<br />
für Partikulier Harm Lenten<br />
Auf der Binnenschifffahrtsmesse STL in Kalkar ist der<br />
niederländische Partikulier Harm Lenten mit dem<br />
»Innovationspreis Binnenschifffahrt« der Allianz Esa<br />
ausgezeichnet worden. Gefördert vom niederländischen<br />
Staat hatte Lenten bei Concordia Damen das weltweit<br />
erste mit Wasserstoff betriebene Binnenschiff bauen lassen.<br />
»Es ist für uns ein hohes Anliegen, den technischem<br />
Fortschritt auf den Schiffen und Wasserstraßen in den<br />
Fokus zu rücken«, sagte Stefan Franke, Prokurist der<br />
Allianz Esa. Das Versicherungsunternehmen stiftete den<br />
Preis bereits zum zehnten Mal. 10 Mio. € hat der Neubau<br />
gekostet. Die 135 m lange »Antonie« transportiert künftig<br />
Salz auf einer knapp 300 km langen Strecke zwischen<br />
Rotterdam und Delfzijl.<br />
STL feiert Jubiläum<br />
Das niederrheinische Kalkar war wieder<br />
zwei Tage lang der Treffpunkt der Binnenschiffahrtsbranche.<br />
Werften, Zulieferer,<br />
Reedereien und weitere Vertreter der Industrie<br />
trafen sich vom 26.-27. September<br />
auf dem Messegelände in Kalkar – bereits<br />
zum 10. Mal.<br />
A-Rosa erweitert Flotte<br />
Die Rostocker Kreuzfahrtreederei A-Rosa<br />
baut ihre Flotte aus. Die »A-Rosa Alea«<br />
und die »A-Rosa Clea« fahren ab der<br />
kommenden Saison auf dem Rhein. Aufgrund<br />
der kurzfristigen Übernahme werden<br />
die beiden 110 m langen Premium-<br />
Cruiser ab Anfang April <strong>2024</strong> zunächst<br />
auf dem Rhein unterwegs sein.<br />
Mosel ohne Abgabe<br />
Seit 1964 mussten Binnenschiffer für das<br />
Befahren der Mosel eine Abgabe zahlen.<br />
Ab Juli 2025 ist damit Schluss. Die Anrainerstaaten<br />
Deutschland, Frankreich<br />
und Luxemburg haben ein entsprechendes<br />
Änderungsprotokoll zum<br />
Mosel-Vertrag von 1956 unterzeichnet.<br />
Ziel sind mehr Verkehre auf dem Fluss.<br />
Personalnot am Rhein<br />
Die vom Bundesverkehrsminister Ende<br />
2022 eingesetzte Beschleunigungskommission<br />
Rhein hat ihren Abschlussbericht vorgelegt.<br />
Wichtigste Forderung: Gebraucht<br />
wird mehr Personal, um überlange Planungs-<br />
und Bauverfahren zu verkürzen.<br />
125 Jahre MSW<br />
Die Meidericher Schiffswerft, gegründet<br />
vom Duisburger Bankier Alwin Hilger,<br />
feiert 125 Jahre ihres Bestehens. Nach einer<br />
wechselvollen Geschichte präsentiert<br />
sie sich heute mit modernen Einrichtungen<br />
und einem breiten Portfolio von<br />
Dienstleistungen für Reparaturen, Wartungen<br />
und Neubauten.<br />
Basel Nord genehmigt<br />
Das geplante trimodale Großterminal<br />
Gateway Basel Nord hat für seine erste<br />
Bauphase die Plangenehmigungsverfügung<br />
erhalten. Nach siebenjähriger<br />
Verfahrensdauer wurde diese vom Bundesamt<br />
für Verkehr (BAV) erteilt. Das<br />
Großprojekt soll künftig helfen, Güter<br />
von der Straße auf die Schiene zu verlagern.<br />
Contargo kauft zu<br />
Contargo baut die Transportleistungen<br />
mit der Übernahme des niederländischen<br />
Unternehmen HE-Logistics weiter aus.<br />
Das von Rotterdam aus operierende Unternehmen<br />
führt Container- und Reefertransporte<br />
durch und fertigt Sammelgut<br />
sowie Ladungsverkehre ab.<br />
»Coriolis« schwimmt<br />
Das Hereon-Forschungsschiff »Coriolis«<br />
schwimmt: Auf der Hitzler Werft in Lauenburg<br />
wird der Neubau einem feierlichen<br />
Stapelhub zu Wasser gelassen. Das Forschungsschiff<br />
soll <strong>2024</strong> an das Helmholtz-<br />
Zentrum Hereon übergeben werden. Die<br />
Kosten von rund 13,5 Mio. € trägt der<br />
Bund.<br />
Geld für schweres Gut<br />
Das angekündigte Geld für eine Anschubfinanzierung<br />
von Großraum- und<br />
Schwergut-Transporten (GST) auf den<br />
Wasserstraßen steht bereit. Vom Bundesverkehrsministerium<br />
(BMDV) gibt es dafür<br />
insgesamt 2 Mio. €. Die Zuschüsse<br />
können noch bis Juni <strong>2024</strong> beantragt<br />
werden.<br />
28 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
HGK weiht in Köln-Niehl<br />
neue Unternehmenszentrale ein<br />
Die HGK Gruppe weiht ihre neue Unternehmenszentrale<br />
in Köln-Niehl ein. Rund 23 Mio. € hat das Logistikunternehmen<br />
investiert. In dem repräsentativen Gebäude<br />
am nördlichen Eingang zum Niehler Hafen in<br />
Köln arbeiten jetzt wesentliche Bereiche der Häfen und<br />
Güterverkehr Köln AG, des Geschäftsbereiches HGK<br />
Logistics and Intermodal sowie der Beteiligung Rhein-<br />
Cargo integriert zusammen, teilt die Gruppe mit. »Die<br />
neue HGK-Zentrale ist die ideale und attraktive Plattform,<br />
um mit Kunden und Partnern eine nachhaltige<br />
Unternehmensstrategie zu verfolgen«, sagte Oliver Krischer,<br />
als Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen Ehrengast bei der offiziellen<br />
Einweihung.<br />
Bundesverkehrsministerium<br />
besetzt Schlüsselpositionen<br />
Das Bundesverkehrsministerium besetzt zwei Schlüsselstellen<br />
für den Bereich der Wasserstraßen neu. Eric<br />
Oehlmann wird neuer Präsident der Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS). Er übernimmt<br />
die seit der Verabschiedung seines Vorgängers Hans-<br />
Heinrich Witte vakante Position als Chef von rund<br />
12.000 Mitarbeitern. Der 57-Jährige kommt aus Hannover,<br />
wo er seit September 2020 Präsident der niedersächsischen<br />
Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr<br />
war. Im Berliner Bundesministerium folgt Wibke Mellwig,<br />
zuvor Amtsleiterin bei der Finanzbehörde der Hansestadt<br />
Hamburg, bereits ab 15. November den vakanten<br />
Leitungsposten in der Abteilung »Wasserstraßen, Schifffahrt«<br />
als Nachfolgerin für Norbert Salomon.<br />
OKTOBER<br />
Pohlmann führt bei Ziel<br />
Volker Pohlmann wird zum Geschäftsführer<br />
der Ziel Terminal GmbH berufen.<br />
Das von Samskip, der Duisburger Hafen<br />
AG und der TX Logistik AG gegründete<br />
Gemeinschaftsunternehmen betreibt das<br />
KV-Terminal auf Logport III in Duisburg-<br />
Hohenbudberg.<br />
HGK baut Portfolio aus<br />
Die HGK Shipping erweitert ihren Tätigkeitsbereich<br />
übernimmt im Rahmen eines<br />
Asset Deals das operative Tankcontainer-<br />
Logistikgeschäft der Köppen GmbH. Mit<br />
rund 1.000 eingesetzten Tankcontainern<br />
ist das Unternehmen ein Dienstleister im<br />
intermodalen Hinterlandverkehr für die<br />
chemische Industrie. Über den Kaufpreis<br />
wurde Stillschweigen vereinbart.<br />
3 Mio. € für die Umwelt<br />
In einem fünften Aufruf zum Förderprogramm<br />
zur Modernisierung von Binnenschiffen<br />
lobt die GDWS weitere 3 Mio. €<br />
aus – speziell für die Abgasnachbehandlung.<br />
Das Förderprogramm wurde im<br />
Sommer 2021 verabschiedet und ist für<br />
2023 mit insgesamt 50 Mio. € dotiert.<br />
»WSP 16« geht in Dienst<br />
Auf den Namen »WSP 16« wird in Münster<br />
ein neues, hochmodernes Polizeiboot<br />
getauft und in Dienst gestellt. Das 17 m<br />
lange, auf der Polizei-Werft gebaute Einsatzboot<br />
verfügt unter anderem über eine<br />
Wärmebildkamera und ein Sonargerät<br />
mit 3D-Bilddarstellung.<br />
RMS kauft Kümo<br />
Mit der »RMS Ruhrort« erweitert die Rhenus<br />
Maritime Services (RMS) ihre Flotte<br />
um ein neues Küstenmotorschiff. Es kann<br />
auch mit Methanol fahren. Erworben hat<br />
Rhenus das Schiff als Rohbau von einer<br />
rumänischen Werft, bei der das Kasko ursprünglich<br />
durch einen norwegischen<br />
Reeder in Auftrag gegeben worden war.<br />
Zwei Fähren für Italien<br />
Das Stralsunder Schiffbauunternehmen<br />
Ostseestaal hat einen Doppelauftrag aus<br />
Italien erhalten. Dieser umfasst den Bau<br />
von zwei 26 m langen Personenfähren mit<br />
Elektroantrieb, die bis zu zu 140 Personen<br />
sowie sechs Fahrräder an Bord nehmen<br />
können. Die als Katamaran konzipierten<br />
Neubauten fahren künftig auf dem Iseosee.<br />
Methanol im Fokus<br />
Die CESNI hat im Bereich der technischen<br />
Vorschriften für Binnenschiffe<br />
einen Entwurf für die Lagerung und Nutzung<br />
von Methanol an Bord ventwickelt,<br />
wie sie für die ES-TRIN 2025 vorgesehen<br />
sind. Damit soll die Ökologisierung der<br />
Flotte unterstützt werden.<br />
Schleuse wird stabilisiert<br />
In den kommenden zwei Jahren führt das<br />
Wasserstraßen-Neubauamt Heidelberg eine<br />
Baugrundverbesserung an der Schleuse<br />
Hessigheim durch. Bei der Baumaßnahme<br />
erfolgt die Stabilisierung des Untergrundes<br />
durch die schrittweise Injektion<br />
eines umweltverträglichen Materials<br />
über ein Bohrgestänge.<br />
Schiff rammt Brücke<br />
Ein Binnenschiff rammt mit dem Bordkran<br />
in Köln-Niehl eine Rad- und Fußgängerbrücke<br />
bei Rhein-km 696. Durch<br />
den Aufprall wird das Bauwerk erheblich<br />
beschädigt und muss gesperrt werden.<br />
Gleiches gilt halbseitig für die Brückendurchfahrt<br />
für den Schiffsverkehr. Verletzt<br />
wird bei dem Unfall niemand.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
29
NOVEMBER<br />
Rhenus rüstet alte Schubboote<br />
umweltfreundlich um<br />
Die Rhenus Gruppe investiert in die Modernisierung der<br />
Flotte. Zwei Schubboote der Deutschen Binnenreederei<br />
(DBR) wurden auf Stage-V-Motoren umgerüstet. Der<br />
Umrüstung der beiden Schubeinheiten der vor gut drei<br />
Jahren übernommenen DBR sei einer von vielen Schritten<br />
auf dem Weg zu einer umfassenden Umrüstung der<br />
gesamten Flotte auf die neueste Motorengeneration,<br />
heißt es. Aktuell werden insgesamt drei komplett nachhaltig<br />
fahrende, mit Wasserstoff betriebene Schiffe gebaut.<br />
Kurzfristig sollen ältere Schiffe auf modernere und<br />
umweltfreundlichere Technik umgerüstet werden. Den<br />
Anfang machten die zwei Kanalschubboote »RSPSB<br />
146« und »RSPSB 153« aus den 1970er Jahren.<br />
Neue Schleifähre »Missunde«<br />
auf dem Weg nach Kappeln<br />
Die solarbetriebene neue Schleifähre »Missunde III« ist<br />
auf dem Weg nach Kappeln. Ende Januar <strong>2024</strong> soll sie ihren<br />
Betrieb aufnehmen, teilte der Landesbetrieb für<br />
Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.<br />
SH) in Schleswig-Holstein mit. Die »Missunde III« wurde<br />
auf der Schiffswerft Hermann Barthel in Sachsen-Anhalt<br />
gebaut und pendelt künftig als Nachfolgerin der<br />
»Missunde II« zwischen Kosel (Schwansen) und Brodersby<br />
(Angeln) über die Schlei. Das Besondere: Das<br />
Schiff wird ausschließlich mit Solarenergie betrieben.<br />
Allerdings hat es beim Bau und bei der Ablieferung<br />
deutliche Verzögerungen gegeben. Ursprünglich sollte<br />
es bereits im Frühling 2023 losgehen. Doch dann gab es<br />
Lieferengpässe und Hochwasser auf der Schlei.<br />
Neue Fähre für Lübeck<br />
Nachdem die neue Elektro-Autofähre für<br />
die Hansestadt Lübeck in Stralsund auf<br />
der ehemaligen Volkswerft per Schiffslift<br />
zu Wasser gelassen wurde, erfolgte die<br />
Überführung in die Hansestadt Lübeck.<br />
Dort wird das von Ostseestaal / Ampereship<br />
gebaute Schiff künftig Travemünde<br />
mit der Halbinsel Priwall verbinden.<br />
Port Emmerich wächst<br />
Die Erweiterung des Emmericher Hafens<br />
ist planmäßig abgeschlossen werden.<br />
Durch das neue Areal beträgt die Gesamtfläche<br />
nun 56.000 m2 mit zusätzlicher<br />
Stellplatzkapazität und Umschlagmöglichkeiten.<br />
»Damit können wir<br />
künftig viel besser und flexibler auf Warenströme<br />
reagieren«, so Arndt Wilms,<br />
Prokurist bei Port Emmerich.<br />
Duisport bietet Rabatt<br />
Duisport will mehr Verkehre von der<br />
Straße auf die Schiene bringen und führt<br />
dafür einen neuen Gateway-Tarif ein. er<br />
gilt ab dem 1. Januar <strong>2024</strong> und bringt bis<br />
zu 50 % Ersparnis für Container, die im<br />
Hafen zwischengelagert werden.<br />
Wetterdaten per App<br />
Schifffahrer auf Rhein und Elbe können<br />
sich künftig Wasserstandsvorhersagen in<br />
einer Web-App anzeigen lassen. Damit<br />
können sie noch schneller und effizienter<br />
auf Niedrigwassersituationen reagieren<br />
und Transporte einfacher planen, teilte<br />
die Bundesanstalt für Gewässerkunde<br />
(BfG) in Koblenz mit.<br />
Royaler Besuch<br />
Der niederländische König Willem Alexander<br />
informiert sich auf Einladung<br />
von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident<br />
Hendrik Wüst über Wasserstoff-<br />
Projekte in Nordrhein-Westfalen und<br />
über den Schiffsneubau »Antonie«. Der<br />
Duisburger Hafen will zum Umschlagplatz<br />
für saubere Energieträger werden.<br />
Schiff zerstört Tor<br />
Ein Gütermotorschiff, auf dem Weg von<br />
Basel in Richtung Karlsruhe, rammt das<br />
Schleusentor in Iffezheim und zerstört es<br />
irreparabel. Der Schaden liegt bei<br />
1,5 Mio. €. Bis der Schaden behoben ist,<br />
muss die Schleuse im Ein-Kammer-<br />
Betrieb arbeiten.<br />
Dritte Fähre für Hadag<br />
Bei der Hamburger Hadag geht es mit<br />
dem Neubauprogramm weiter voran.<br />
Anfang November wird auch die letzte<br />
der drei neuen Hybrid-Hafenfähren auf<br />
Kiel gelegt. Bauwerft ist SET in Tangermünde.<br />
Die Neubauten sind rund 33 m<br />
länger sein als ihre Vorgänger und bieten<br />
jeweils Platz für bis zu 250 Fahrgäste.<br />
Salzgitter baut mit HGK<br />
Die Reederei HGK Shipping hat sich einen<br />
langfristigen Chartervertrag für drei<br />
Trockengüterschiffe von Salzgitter Flachstahl<br />
gesichert. Auch einen Neubau, ausgelegt<br />
auf das westdeutsche Kanalnetz,<br />
wollen die beiden Partner gemeinsam<br />
realisieren. Künftig soll der Lkw-Anteil<br />
an den Transporten zurückgehen.<br />
Donau hat mehr Tiefe<br />
Auf rund 10 km Länge zwischen Straubing<br />
und Straubing-Sand haben Schiffe<br />
auf der Donau mehr Tiefe zur Verfügung,<br />
nachdem der Fluss ausgebaut ist. In<br />
Niedrigwasserphasen bedeutet das 65 cm<br />
mehr Abladetiefe und bis zu 30 Lastwagenladungen<br />
mehr an Bord.<br />
30 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
RheinCargo trennt sich von Eckel<br />
Jan Sönke Eckel (li. Bild) wird mit sofortiger Wirkung von seinen<br />
Aufgaben als Geschäftsführer von RheinCargo entbunden. Sascha<br />
Odermatt (re.), der zugleich Geschäftsführer der Neuss-Düsseldorfer<br />
Häfen ist, übernimmt die Position ab dem 1. Januar <strong>2024</strong>. Der<br />
operative Hafenbetrieb wird künftig Götz Jesberg unterstellt, der<br />
als Geschäftsführer bereits auch das Bahngeschäft der RheinCargo<br />
verantwortet. Eckel hatte am 1. Oktober 2<strong>01</strong>6 als Geschäftsführer<br />
begonnen. Außerdem hatte er vor drei Jahren die ehrenamtliche<br />
Leitung der Arge Häfen NRW übernommen.<br />
DEZEMBER<br />
Geld für Umrüstung<br />
Für die Umrüstung von Binnenschiffen<br />
auf elektrische Antriebskonzepte stellt der<br />
niederländische Staat eine Förderung von<br />
15,1 Mio. € zur Verfügung. Gefördert wird<br />
die Nachrüstung von Binnenschiffen mit<br />
Batterie-Containern des Herstellers ZES.<br />
Zum Tragen kommt ein Leasing-Modell,<br />
um die Kosten zu begrenzen. Allerdings<br />
muss das Schiff auf einen elektrischen Antriebsstrang<br />
umgerüstet werden.<br />
Schifffahrt betroffen<br />
Der Pegelstand auf dem Rhein bei Karlsruhe<br />
erreicht die kritische Marke von<br />
7,50 m erreicht. Zwischen Iffezheim und<br />
Germersheim wird die Schifffahrt eingestellt.<br />
Die Gründe für das Rheinhochwasser<br />
sind Regen und Tauwetter. Im Verlauf<br />
des Monats gibt es Einschränkungen an<br />
Neckar, Mosel und Saar und ein stetes<br />
Auf und Ab an den Pegeln.<br />
ZKR gibt grünes Licht<br />
Die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt<br />
(ZKR) hat erstmals ein Projekt<br />
zum ferngesteuerten Betrieb eines deutschen<br />
Binnenschiffes genehmigt. Teilnehmer<br />
an diesem Pilotprojekt ist unter<br />
anderem der Schubverband »Reinhold<br />
Deymann I und II« der Harener Reederei<br />
Deymann. Beim Betrieb darf vorübergehend<br />
von den Verordnungen der ZKR<br />
abgewichen werden.<br />
Schiffe im Zehnerpack<br />
Auf der zur Meyer-Gruppe gehörenden<br />
Neptun Werft hat der Bau von gleich zehn<br />
Flusskreuzfahrtschiffen begonnen. Auftraggeber<br />
ist der langjährige Kunde<br />
Viking River Cruises. Neben acht Schiffen<br />
der bekannten Longship-Serie handelt<br />
es sich um einen Cruiser für die Seine.<br />
Ein weiteres Seine-Schiff war bereits<br />
im Februar 2023 bestellt worden.<br />
»Harmonie« als Novum<br />
Im Hafen von Straßburg ist ein neues<br />
deutsch-französisches Polizeiboot von baden-württembergischen<br />
Innenminister<br />
Thomas Strobl auf den Namen »Harmonie«<br />
getauft worden. Der rund 2,5 Mio. €<br />
teure und von der bretonischen Werft<br />
Chantier Naval Gléhen gelieferte Neubau<br />
wird seinen Dienst künftig beim deutschfranzösischen<br />
Wasserschutzpolizeiposten<br />
in Gambsheim verrichten.<br />
Werkshäfen neu sortiert<br />
Bündelung der Logistikkompetenzen am<br />
Rhein: Thyssenkrupp Steel und Duisport<br />
formen ein Joint Venture für die Werkshäfen.<br />
Duisport wird 49 % und die Thyssenkrupp<br />
Steel Europe 51 % der Anteile halten.<br />
In Schwelgern (Rohstoffe) und Walsum<br />
(Stückgut) sorgen rund 300 Mitarbeiter<br />
für einen Umschlag von rund<br />
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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
31
SCHIFFFAHRT<br />
wichtigsten Binnenhäfen war ein Rückgang<br />
zu beobachten, mit Ausnahme der<br />
beiden ukrainischen Häfen Reni und Ismail,<br />
die einen außergewöhnlichen Anstieg<br />
verzeichneten, da sie die ukrainischen<br />
Getreideexporte über alternative<br />
Routen unterstützen mussten.<br />
Niedrigwasser mit Folgen<br />
Die Binnenschifffahrt war außerdem<br />
stark von den Niedrigwasserperioden im<br />
Juli und August 2022 betroffen. Dies<br />
spiegelt sich an Rhein und Donau in einer<br />
höheren Anzahl kritischer Niedrigwassertage<br />
im Vergleich zu 2021 wider.<br />
Diese Zahl fiel jedoch niedriger aus als<br />
im Jahr 2<strong>01</strong>8. Für den Pegel Kaub am<br />
Mittelrhein beispielsweise lag die Zahl<br />
der Tage unter dem gleichwertigen Wasserstand<br />
im Jahr 2022 bei 41, verglichen<br />
mit 10 im Jahr 2021 und 107 im Jahr<br />
2<strong>01</strong>8. An der Donau verzeichneten die<br />
beiden deutschen Pegelstationen an der<br />
oberen Donau, Pfelling und Hofkirchen,<br />
mehr Niedrigwassertage als im Jahr 2021.<br />
Aufgrund des Niedrigwassereffekts<br />
stiegen die Frachtraten in allen Marktsegmenten<br />
im Durchschnitt um +42,5 % im<br />
Vergleich zu 2021. Seit 2020 folgen die<br />
Frachtraten für Trockengüter und Container<br />
einem Aufwärtstrend, der auf die<br />
Erholung der Nachfrage nach der Pandemie<br />
zurückzuführen ist und 2022 durch<br />
den boomenden Kohletransport, die Verlagerung<br />
von Schiffskapazitäten vom<br />
Rhein in die Donauregion und die niedrigen<br />
Wasserstände noch verstärkt wurde.<br />
Frachtraten rückläufig<br />
Die Frachtraten für Flüssiggüter waren<br />
seit 2<strong>01</strong>9 rückläufig, da sich die Beförderungsnachfrage<br />
sowohl während als<br />
auch nach der Pandemie im Vergleich<br />
zur Trockengüterschifffahrt schwächer<br />
entwickelte. 2022 allerdings verzeichneten<br />
auch die Frachtraten für Flüssiggüter<br />
einen starken Anstieg, der<br />
hauptsächlich auf die Niedrigwasserperioden<br />
zurückzuführen ist.<br />
Für den Trockengüter-Spotmarkt lagen<br />
die Frachtratenindizes am Ende des Jahres<br />
2022 (Q3 und Q4) bei 240,9 bzw.<br />
203,9, während sie noch zum Jahresende<br />
2021 bei 118,1 bzw. 159,1 lagen. Bei den<br />
Flüssiggütern lagen die Frachtratenindizes<br />
bei 140,7 bzw. 134,4 gegenüber<br />
92,9 bzw. 114,2 im Jahr 2021.<br />
Im Jahr 2022 waren in Europa fast<br />
10.000 Binnenschiffe in den Rheinstaaten,<br />
3.500 in den Donaustaaten und<br />
1.200 in anderen europäischen Ländern<br />
registriert. Insgesamt hat sich die Neubautätigkeit<br />
von 2<strong>01</strong>6 bis 2020 erholt,<br />
wobei sie bei Flüssiggütern stärker ausgeprägt<br />
war als bei Trockengütern.<br />
Das Jahr 2021 war durch eine Abschwächung<br />
der Neubautätigkeit gekennzeichnet,<br />
die auf die pandemiebedingte<br />
Verschlechterung der Beförderungsnachfrage<br />
zurückzuführen war<br />
und sich 2022 noch verstärkte. Während<br />
die Zahl der neuen Trockengüterschiffe<br />
im Vergleich zu 2021 gleich blieb (21 Einheiten),<br />
ging die Zahl der neu gebauten<br />
Tankschiffe (31 Einheiten) gegenüber<br />
2021 um 27 Einheiten zurück. Die Zahl<br />
der kleinen Trockengüterschiffe ist weiterhin<br />
rückläufig, während die Zahl der<br />
größeren Schiffe tendenziell zunimmt<br />
(Flüssiggüterschiffe) oder stabil bleibt<br />
(Trockengüterschiffe).<br />
Wenige Innovationen in der Flotte<br />
Die Zahl der in Betrieb befindlichen innovativen<br />
Schiffe macht weniger als 0,2 %<br />
der gesamten Flotte in Europa aus. Ihre<br />
Zahl stieg jedoch zwischen 2021 und<br />
2022 erheblich.<br />
Im Passagierverkehr zeigen die Zahlen<br />
eine Erholung von der Covid19-Pandemie.<br />
Bei den Flusskreuzfahrten gab es auf<br />
Donau, Rhein und Mosel im Jahr 2022 einen<br />
bemerkenswerten Aufschwung im<br />
Vergleich zu 2021, der auch den Werten<br />
vor der Pandemie entspricht.<br />
Die Schiffsbewegungen auf der oberen<br />
Donau (an der deutsch-österreichischen<br />
Grenze) und der Mosel lagen um 5 % bzw.<br />
1 % über den Werten vor der Pandemie<br />
im Jahr 2<strong>01</strong>9. Auf dem Rhein sind es jedoch<br />
immer noch 6,5 % weniger als 2<strong>01</strong>9.<br />
Neben den Schiffsbewegungen sind<br />
auch die Entwicklung der Passagierzahlen<br />
und die Auslastungsrate der Kreuzfahrtschiffe<br />
entscheidende Faktoren für<br />
die Bewertung der Erholung des Flusskreuzfahrtsektors.<br />
Die Zahlen für diese<br />
beiden Indikatoren bestätigen, dass<br />
Flusskreuzfahrten wieder deutlich zugenommen<br />
haben, auch wenn sie immer<br />
noch leicht unter dem Niveau von 2<strong>01</strong>9<br />
liegen.<br />
Trotz des Auslaufens der Covid-<br />
19-Pandemie verlief der Neubau von<br />
Flusskreuzfahrtschiffen im Jahr 2022<br />
weiter eher langsam. Das Jahr war durch<br />
inflationäre Tendenzen gekennzeichnet,<br />
die zu einem Anstieg der Schiffsbaukosten<br />
beitrugen und dadurch die Neubautätigkeit<br />
behinderten, die auch im<br />
Jahr 2023 weiterhin schwach bleiben<br />
dürfte. Interessant ist, dass der bewaffnete<br />
Konflikt zwischen Russland und der<br />
Ukraine zu einer erhöhten Nachfrage<br />
nach Hotelkapazitäten für Kriegsflüchtlinge<br />
führte. Infolgedessen werden einige<br />
Schiffe als schwimmende Hotels genutzt,<br />
manchmal sogar dauerhaft.<br />
Beschäftigung geht zurück<br />
Was das Beschäftigungsniveau im Passagierverkehr<br />
in Europa betrifft, so war zwischen<br />
2<strong>01</strong>9 und 2020 ein bemerkenswerter<br />
Rückgang zu verzeichnen. Dies ist auf die<br />
Covid19-Pandemie zurückzuführen, die<br />
den Passagierverkehr schwer getroffen<br />
und den seit 2<strong>01</strong>0 beobachteten positiven<br />
Trend unterbrochen hatte.<br />
Die Zahl der Beschäftigten in der europäischen<br />
Passagierschifffahrt lag 2<strong>01</strong>0 bei<br />
17.895, 2<strong>01</strong>9 bei 23.100 und 2020 wieder<br />
bei 17.503. Die Zahl der Unternehmen ist<br />
jedoch seit 2<strong>01</strong>3 kontinuierlich gestiegen<br />
(von 3.529 Unternehmen im Jahr 2<strong>01</strong>3<br />
auf 4.231 im Jahr 2020).<br />
Im Güterverkehrssektor folgte das Beschäftigungsniveau<br />
seit 2<strong>01</strong>0 einem leicht<br />
rückläufigen Trend (23.300 im Jahr 2<strong>01</strong>0,<br />
22.365 im Jahr 2<strong>01</strong>9 und 22.417 im Jahr<br />
2020). Der Tiefpunkt der Beschäftigung<br />
wurde 2<strong>01</strong>8 erreicht, was an den Auswirkungen<br />
des Niedrigwassers lag. Die<br />
Zahl der aktiven Unternehmen in diesem<br />
Sektor folgte einem ähnlichen Trend und<br />
sank von 5.995 (2<strong>01</strong>0) auf 5.486 ( 2020).<br />
Beim Nettoumsatz der Güterverkehrsunternehmen<br />
in der EU (mit der Schweiz<br />
und Serbien) wurden im Jahr 2020 rund<br />
6,6 Mrd. € registriert. Für die Passagierverkehrsunternehmen<br />
waren es 1,6 Mrd. €.<br />
Ausblick schwierig<br />
Insgesamt scheint der Ausblick für den<br />
Güterverkehr positiv zu sein, insbesondere<br />
ab <strong>2024</strong>. Es ist jedoch schwierig,<br />
eine genaue Prognose für die nahe<br />
Zukunft zu erstellen, da die Rahmenbedingungen<br />
aufgrund des bewaffneten<br />
Konflikts zwischen Russland und<br />
der Ukraine und der daraus resultierenden<br />
Energiekrise unbeständig sind.<br />
Für den Markt der Flusskreuzfahrten<br />
wird erwartet, dass die Nachfrage im Jahr<br />
2023 wieder das Niveau von vor der Pandemie<br />
erreicht. Die Aussichten für die<br />
Neubautätigkeit bei Flusskreuzfahrtschiffen<br />
scheinen jedoch auf absehbare<br />
Zeit noch ungewiss zu sein. RD<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
33
SCHIFFSTECHNIK<br />
Als erstes Batteriesystem brachte Lehmann Marine 2<strong>01</strong>7 Cobra auf den Markt (linkes Bild). Cube folgte 2023<br />
© Lehmann Marine<br />
Neuer Standort, neue Batterie<br />
Mit dem Batteriesystem »Cobra« ist Lehmann Marine seit mehr als sechs Jahren auf dem<br />
Markt. 2023 hat der niedersächsische Hersteller nicht nur einen neuen, größeren Standort<br />
bezogen, sondern mit »Cube« auch eine neue Batterie präsentiert. Von Anna Wroblewski<br />
Letzen Sommer ist Lehmann Marine von Winsen an der Luhe<br />
nach Seevetal umgezogen. Der Grund: Der Standort war für<br />
den Batteriehersteller zu klein geworden. Um alle Aufträge adäquat<br />
abarbeiten zu können, musste eine neue, größere Produktionsstätte<br />
her. Wie Sales Manager Jan Kiehling berichtet, waren<br />
die Kapazitäten in Winsen ausreichend für eine Produktion<br />
von 10 MWh jährlich. Am neuen Standort kann Lehmann Marine<br />
nun die Fertigungskapazitäten auf bis zu 250 MWh pro Jahr<br />
ausbauen. Damit sei das Unternehmen mindestens für die nächsten<br />
zehn Jahre gut aufgestellt, sagt Kiehling.<br />
»Liinsand« macht den Anfang<br />
Batteriesysteme produziert das Unternehmen bereits seit mehr<br />
als sechs Jahren. 2<strong>01</strong>7 brachte der Hersteller mit »Cobra« sein<br />
erstes System auf den Markt, damals noch unter dem Dach von<br />
Becker Marine Systems. Als erstes Schiff wurde die Fähre »Liinsand«<br />
mit den Cobra-Batterien 2<strong>01</strong>8 erfolgreich ausgerüstet. Dieses<br />
knapp 19 m lange Hybridschiff fährt für die Watten Fährlinien<br />
GmbH. Es verfügt über Scania-Dieselmotoren mit einem<br />
SCR-Katalysator. Die Cobra-Batterien nutzt die »Liinsand« vor<br />
allem im Hafen. Die Fähre war zunächst im Wattenmeer unterwegs,<br />
dann auf der Elbe. Kommende Saison kommt das Schiff<br />
erstmals in der Flensburger Förde zum Einsatz.<br />
Seit Januar 2023 firmiert der Batteriespezialist eigenständig<br />
unter dem Namen Lehmann Marine. Noch zu Anfang 2023 waren<br />
dort 19 Mitarbeiter beschäftigt, Ende des Jahres waren es bereits<br />
35. Und es sollen mehr werden. Denn das Auftragsbuch<br />
wächst. Derzeit hat Lehmann Marine über 40 Schiffe im Auftragseingang,<br />
darunter sind sowohl Binnenschiffe, insbesondere<br />
Fähren und Fahrgastschiffe, als auch Offshore-Schiffe und<br />
Yachten.<br />
Neues Batteriesystem, luftgekühlt und modular<br />
Für die oben genannten Schiffsprojekte liefert Lehmann Marine<br />
nicht nur Cobra, sondern auch das neue »Cube«-Batteriesystem.<br />
Cube kam im letzten Jahr auf den Markt. Im Gegensatz zu Cobra<br />
ist Cube kein Schrank-basiertes System, sondern modular aufgebaut<br />
und kann somit flexibel im Batterieraum verbaut werden.<br />
Ein weiterer Unterschied ist, dass Cube nicht mit Wasser, sondern<br />
mit Luft gekühlt wird. Für die besonders effiziente und<br />
34 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
selbstentwickelte Luftkühlung hat Lehmann Marine kürzlich ein<br />
Gebrauchsmuster eintragen lassen. Auch die Energiedichte ist bei<br />
dem neuen Cube-System um ca. 30 % höher als bei dem Vorgängersystem.<br />
Was beide Systeme gemeinsam haben, ist ihre LFP-Zelle, die<br />
aus Lithium-Ferrophosphat besteht. In beiden Batteriesystemen<br />
befindet sich also kein Kobalt oder Nickel, was Kiehling<br />
zufolge nicht nur ein Vorteil für die Umwelt sei, sondern<br />
auch für die Sicherheit an Bord. Denn anders als NMC (Nickel-<br />
Mangan-Cobalt)-Batterien, fangen die LFP-Batterien im Falle<br />
eines thermischen Durchgehens (sog. thermal runaway) nicht<br />
an zu brennen. Was passieren kann, ist das ein Gas austritt, welches<br />
dann über ein Entlüftungssystem nach außenbords entweichen<br />
kann.<br />
Das sowohl Cobra auch als Cube zu den sicheren Schiffsbatteriesystemen<br />
gehören, haben mittlerweile auch Klassifikationsgesellschaften<br />
bestätigt. Wie Andreas Lingner, Head of<br />
Projects, erläutert, verfügt Cobra über die Zulassung von DNV,<br />
Bureau Veritas und Rina. Die Estrin-Vorschriften erfüllen beide<br />
Systeme. Darüber hinaus sei für die neue Cube-Batterie der<br />
Zertifizierungsprozess bei den namhaften Klassifikationsgesellschaften<br />
in vollem Gange.<br />
»Chicago« planiert mit Cobra<br />
Cobra konnte sich mittlerweile auf dem Markt gut etablieren.<br />
Nach dem ersten Projekt – der »Liinsand« – folgten viele weitere<br />
Schiffe. So hat beispielsweise das 2022 von der Hitzler Werft für<br />
die Hamburger Hafenbehörde HPA gebaute Planierschiff »Chicago«<br />
Cobra-Batterien ab Bord. Das Planierschiff kann damit bis<br />
zu zwei Stunden emissionsfrei und geräuschlos im Batteriemodus<br />
betrieben werden. Dabei erreicht die »Chicago«, die im<br />
Hamburger Hafen zum Einsatz kommt, eine Geschwindigkeit<br />
von bis zu 6 kn.<br />
Andreas Lingner (li.) und Jan Kiehling stellten das neue Cube-System letztes<br />
Jahr gemeinsam vor, unter anderem auch auf der STL in Kalkar<br />
Und auch Cube kommt bei den Kunden insbesondere aufgrund<br />
ihrer Flexibilität und Kompaktheit gut an. Erstmals vorgestellt<br />
wurde die neue Batterie letzten Sommer auf der Messe<br />
»Electric & Hybrid« in Amsterdam, erklärt Lingner. Und das erste<br />
Schiff mit einer 700 kWh Cube-Batterie ist bereits vor Kurzem<br />
in Fahrt gegangen.<br />
<br />
© HPA<br />
© Wroblewski<br />
Das Planierschiff der Hamburger Hafenbehörde HPA – die »Chicago« – ist eines der Schiffe, die in den letzten Jahren mit einer Batterie von Lehmann Marine<br />
ausgerüstet wurden. Das bei der Lauenburger Hitzler Werft gebaute Arbeitsschiff ist im Herbst 2022 in Dienst gestellt worden<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
35
SCHIFFSTECHNIK<br />
Forschungspartner bauen autonomes Schiff<br />
Der bayerische Hersteller von Elektroantrieben Torqeedo will die autonome Schifffahrt<br />
vorantreiben. Dafür engagiert sich das Unternehmen in einem aktuellen Forschungsprojekt.<br />
Ein Testfahrzeug soll bei der Felleryachting-Werft gebaut werden<br />
Die Ablieferung des Testschiffes ist für den Herbst geplant<br />
Neben Torqeedo ist die Universität<br />
Duisburg-Essen (UDE) und das<br />
Entwicklungszentrum für Schiffstechnik<br />
und Transportsysteme (DST) an dem<br />
Forschungsprojekt »Smart & Green Ship«<br />
beteiligt. Ziel des Projekts ist es, durch<br />
das Erforschen vielseitiger Kombinationen<br />
aus Automatisierung und<br />
emissionsfreien Antriebssystemen das<br />
vollständig autonome Fahren in der Binnenschifffahrt<br />
maßgeblich voranzutreiben.<br />
Der Bau der dafür benötigten<br />
15 m langen Testplattform in Form eines<br />
hocheffizienten Wasserfahrzeugs wird<br />
von der nordrhein-westfälischen Felleryachting-Werft<br />
übernommen.<br />
»Wir von Torqeedo freuen uns, an der<br />
Entwicklung des ›Smart & Green Ship‹<br />
mitzuwirken und damit die UDE und das<br />
DST dabei zu unterstützen, nicht nur eine<br />
zukunftsorientierte Lösung für den<br />
Fachkräftemangel zu entwickeln, sondern<br />
auch den Einsatz umweltfreundlicher<br />
Antriebslösungen in der<br />
Binnenschifffahrt zu fördern. Mit unserem<br />
ganzheitlichen Ansatz stellen wir individuelle<br />
Systemlösungen bereit, um<br />
Marineflotten zu elektrifizieren«, sagt Fabian<br />
Bez, CEO von Torqeedo.<br />
Viele Experten seien der Meinung, dass<br />
autonome Schiffe die ersten Fahrzeuge<br />
auf der Welt sein werden, die Level 5, also<br />
volle Autonomie, erreichen werden, so<br />
der Elektroantriebhersteller in einer Mitteilung<br />
anlässlich der Bekanntgabe der<br />
Beteiligung am Forschungsprojekt. Autonome<br />
Schiffe würden jedoch vor anderen<br />
Herausforderungen als selbstfahrende<br />
Autos stehen.<br />
Boote und Schiffe auf Binnenwasserstraßen<br />
fahren in der Regel mit relativ<br />
langsamer Geschwindigkeit und es gibt<br />
weniger Fahrzeug-und Personenverkehr.<br />
Außerdem fahren viele Binnenschiffe auf<br />
einer relativ festen Route, was die Navigation<br />
einfacher gestaltet als an Land.<br />
Testplattform mit Torqeedo-Antrieb<br />
Im Zentrum des Projekts steht die Entwicklung<br />
einer Testplattform: ein Binnenschiff<br />
mit einem katamaranähnlichen<br />
Der Testkatamaran soll eine Länge von 15 m haben<br />
Äußeren, das in Zukunft sowohl Güter<br />
als auch Personen transportieren kann.<br />
Die beiden Schwimmer der Testplattform,<br />
die den Rumpf über dem Wasser<br />
tragen, sind mit Solarpaneelen ausgestattet,<br />
um das Fahrzeug während der Liegezeit<br />
im Hafen ohne weitere Energiequelle<br />
betriebsbereit zu halten. Für das elektrische<br />
Antriebssystem des Testschiffs liefert<br />
Torqeedo zwei 50-kW-Deep-Blue-<br />
Motoren, der von vier Deep-Blue-<br />
80-Batterien gespeist wird, die im Heck<br />
des Schiffes installiert sind. »Der modulare<br />
Aufbau des Antriebssystems und des<br />
Schiffskörpers ermöglicht die einfache<br />
Nachrüstung zusätzlicher grüner Energiequellen<br />
in der Zukunft, z.B. einer<br />
Brennstoffzelle oder eines Generators,<br />
der mit nachhaltigen Flüssigbrennstoffen<br />
betrieben wird«, erklärt Uwe Feller von<br />
Felleryachting.<br />
Das Schiff soll zudem mit allen erforderlichen<br />
technischen Komponenten<br />
ausgestattet sein, um eine vollständige<br />
Automatisierung der Fahrt zu ermöglichen<br />
-inklusive Schleusendurchfahrten<br />
sowie Anlege-und Ablegemanövern.<br />
Das »Smart & Green Ship« wird voraussichtlich<br />
im September <strong>2024</strong> von Felleryachting<br />
an die Projektpartnerübergeben<br />
werden, um anschließend in<br />
die einjährige Testphase im Rhein-Ruhr-<br />
Testfeld eingesetzt werden.<br />
<br />
© Torqeedo<br />
36 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Unbemannt und emmisionsfrei unterwegs<br />
Das belgische Schifffahrtsunternehmen Zulu Associates hat kürzlich ein neues Design für<br />
ein innovatives Shortsea-Schiff vorgestellt. Es basiert auf dem 90-TEU-Binnenschiff<br />
»X-Barge«. Für seinen emissionsfreien Antrieb sollen unter anderem Windsegel sorgen<br />
Der Short-Sea-Frachter »Zulu Mass« wird bis zu 200 TEU emissionsfrei transportieren können<br />
© Zulu Associates<br />
Zulu Associates, der belgische Entwickler<br />
von emissionsfreien Schiffen,<br />
und seine Tochtergesellschaft Anglo Belgian<br />
Shipping Company haben kürzlich<br />
das Konzeptdesign ihres 200-TEU-Kurzstreckenseefrachters<br />
»Zulu Mass« vorgestellt.<br />
Das Schiff ist zusätzlich mit einem<br />
Windunterstützungssystem ausgestattet.<br />
Bei dem Frachter handelt es<br />
sich um eine größere seetaugliche Weiterentwicklung<br />
des 90-TEU-Binnenschiffs<br />
X-Barge, das sich derzeit im Endausbau<br />
befindet. Das Design der »Zulu<br />
Mass« ist von den niederländischen<br />
Schiffsarchitekten Conoship International<br />
entworfen worden.<br />
»Wir freuen uns über die Zusammenarbeit<br />
mit Conoship International, die<br />
unsere Leidenschaft für Innovationen<br />
teilen«, sagt Antoon Van Coillie, CEO<br />
von Zulu Associates. »Durch die Zusammenarbeit<br />
mit Conoship stellen wir<br />
uns der Herausforderung, das fortschrittlichste<br />
und innovativste Schiff zu bauen,<br />
das wir bauen können. Das Ergebnis ist,<br />
dass wir nicht nur vollelektrisch und autonom<br />
sind, sondern auch Windflügel<br />
einbauen und den Antrieb mit Wellenfolie<br />
untersuchen. Dies ist eine sehr aufregende<br />
Zeit für den Bau von Shorsea-<br />
Schiffen, in der traditionelle Konzepte in<br />
Frage gestellt werden, die den Wandel vorantreiben<br />
und neue emissionsfreie Möglichkeiten<br />
ermöglichen«, so der CEO.<br />
Van Coillie bestätigte, dass die Konstrukteure<br />
das Schiff mit modularen<br />
Energiecontainern betreiben wollen, bei<br />
denen Batterien und/oder wasserstoffbasierte<br />
Energiesysteme die Hauptenergiequellen<br />
darstellen sollen. Parallel zur<br />
Konstruktion laufen Gespräche mit Energieversorgern<br />
auf Nutzungsbasis, da dies<br />
ein wesentlicher Bestandteil des Schiffsbetriebs<br />
ist.<br />
»Die Autonomie steckt noch in den<br />
Kinderschuhen, aber wir wollen zeigen,<br />
was möglich ist, und den Prozess der Regulierung<br />
unterstützen, der mit der Innovation<br />
Schritt hält«, sagt er. »Daher ist die<br />
›Zulu Mass‹ von Anfang an so konzipiert,<br />
dass sie als Teil eines maritimen Autonomiesystems<br />
unbemannt ist, was es ihr<br />
ermöglichen wird, mit Schiffen mit fossilen<br />
Brennstoffen oder Hybridantrieb zu<br />
konkurrieren. Zulu Associates unterstütze<br />
voll und ganz die Wünsche der belgischen<br />
und anderer Regierungen, Innovationen<br />
im Bereich der Schifffahrt in<br />
die Tat umzusetzen, heißt es weiter.<br />
»Belgien steht an der Spitze der maritimen<br />
Innovation und verfügt seit Juli 2021<br />
über einen rechtlichen Rahmen für Pilotprojekte<br />
mit unbemannten Schiffen in<br />
der Nordsee«, so Van Coillie. »Das hat<br />
uns das Vertrauen gegeben, in die ›Zulu<br />
Mass‹ zu investieren, wo andere in der<br />
Branche viel vorsichtiger waren. Jetzt haben<br />
Belgien, das Vereinigte Königreich,<br />
Dänemark und die Niederlande eine Absichtserklärung<br />
unterzeichnet, die darauf<br />
abzielt, die Verfahren zur Erlangung der<br />
Zulassung eines unbemannten Schiffes<br />
für den Verkehr zwischen den vier Ländern<br />
zu harmonisieren. Dies soll dazu<br />
führen, dass ein einziger Antrag genügt<br />
und nicht mehr zwei oder mehr Genehmigungen<br />
beantragt werden müssen. Wir<br />
wollen die Initiative ergreifen und die<br />
›Zulu Mass‹ als Weltneuheit und Vorreiter<br />
der Branche im Jahr 2025 in See<br />
stechen lassen.«<br />
<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
37
SCHIFFSTECHNIK<br />
Viel zu tun auf der Neptun Werft<br />
Ein neues Forschungsschiff, zwei Marineversorger und zehn Flusskreuzfahrtschiffe im<br />
Auftragsbuch, dazu ein geplanter Einstieg in den Bau von Offshore-Konverplattformen –<br />
auf der Neptun Werft in Rostock-Warnemünde ist derzeit viel los<br />
Trotz eines vollen Auftragbuches führt die Neptun Werft die 35-Stunden-Woche in <strong>2024</strong> ein, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren<br />
© Neptun Werft<br />
Die Meyer-Gruppe mit ihren drei Werften und insgesamt<br />
rund 7.200 Mitarbeitern hat das Jahr 2023 laut eigenen Angaben<br />
genutzt, um sich mit einer neuen Management-Struktur<br />
und organisatorisch für einer erfolgreichen Diversifizierung Erweiterung<br />
des Produktportfolios zukunftssicher aufzustellen. Teil<br />
davon seien die neuen Offshore-Wind-Aktivitäten und die Verstärkung<br />
des Managements durch einen neuen Group CEO,<br />
Bernd Eikens. Besonders hervorgetan hat sich im vergangenen<br />
Jahr der Rostocker Standort, die Neptun Werft. In Warnemünde<br />
sind derzeit rund 500 Mitarbeiter beschäftigt, die ein volles Auf-<br />
38 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
NPORTS<br />
300 Mio. € investiert – LNG-Anleger in Stade fertig<br />
Der Bau des Terminals hat nur knapp 300 Tage gedauert<br />
Nach nur 330 Tagen Bauzeit hat Niedersachsen Ports den künftigen<br />
LNG-Anleger in Stade an die Betreiber übergeben. 300 Mio. €<br />
wurden investiert. Das derzeit größte Hafenbauwerk Deutschlands<br />
ist fertiggestellt. Unter den 200 geladenen Gästen bei der offiziellen<br />
Übergabe Einweihung waren Vertreter des Bundes, des<br />
Landes und der Hafengesellschaft N-Ports.<br />
© NPorts<br />
Stade ist nach dem LNG-Terminal in Wilhelmshaven bereits<br />
die zweite Hafenanlage, die von Niedersachsen Ports in kürzester<br />
Zeit in Betrieb genommen wurde, um die Gasversorgung<br />
Deutschlands zu unterstützen.<br />
Der Anleger in Stade gilt als das größte wasserseitige Bauprojekt<br />
in Deutschlands Häfen. Mit 300 Mio. € Investitionen ist es<br />
zudem das größte Projekt in der Geschichte von Niedersachsen<br />
Ports. In nur rund elf Monaten ist auf 4 ha Wasserfläche ein<br />
neuer Hafen entstanden. Die Liegewanne hat einen Tiefgang<br />
von bis zu 16,4 m, die Länge der Kaianlage misst insgesamt<br />
1,6 km.<br />
Den Auftrag setzte die Arge AVG um, die aus der Depenbrock<br />
Gruppe, Tagu Tiefbau Unterweser und Nordsee Nassbagger<br />
und Tiefbau bestand. Parallel zum wassergestützten<br />
Terminal ist seit 2<strong>01</strong>9 ein landbasiertes Terminal vom Hanseatic<br />
Energy Hub (HEH) in Planung. Dieses soll im Jahr 2027 fertigstellt<br />
sein und jährlich 13,3 Mrd. m3 grüne und LNG-Gase<br />
umschlagen.<br />
Bis es soweit ist, soll Erdgas über eine FSRU importiert und regasifiziert<br />
werden. Anfangs handelt es sich dabei um LNG-Gas,<br />
im weiteren Verlauf sollen auch regenerativ erzeugte Gase wie<br />
grüner Wasserstoff und Ammoniak umgeschlagen werden, teilte<br />
N-Ports mit.<br />
Im Auftrag der Bundesregierung ist der 2021 gebaute Gastanker<br />
»Transgas Force« für den Umschlag eingechartert worden.<br />
Die FSRU hat eine jährliche Kapazität von durchschnittlich<br />
5 Mrd. m3. Anfang <strong>2024</strong> soll das Schiff im neuen Hafenbereich<br />
festmachen.<br />
BEDESHI<br />
EECV-Terminal bekommt neuen Schiffsentlader<br />
Thyssenkrupp Steel investiert einen mittleren<br />
zweistelligen Millionenbetrag in die<br />
Modernisierung am EECV-Terminal in<br />
Rotterdam. Im Zuge dessen erhält das<br />
Terminal Ertsoverslagbedrijf Europoort<br />
C.V. (EECV) einen neuen Schiffsentlader.<br />
Dieser zählt mit 77 m Höhe zu den größten<br />
seiner Klasse. Geliefert wird dieser<br />
von dem italienischen Hersteller<br />
Bedeschi.<br />
Der eigens auf EECV zugeschnittene<br />
Greiferkran soll Anfang 2026 in Betrieb<br />
gehen und wird den Angaben zufolge<br />
beim Umschlag von jährlich rund<br />
24 Mio. t Eisenerz und Kohle eine zentrale<br />
Rolle spielen.<br />
Das Engineering des Seeschiffsentladers<br />
erfolgt bei Bedeschi Germany.<br />
Läuft alles nach Plan, wird der Seeschiffentlader<br />
Ende 2025 bis an die Kaimauer<br />
am EECV-Terminal im Europoort Rotterdam<br />
geliefert und montiert. Nach einer<br />
Testphase soll dann die Inbetriebnahme<br />
erfolgen. Mit der Investition eines<br />
mittleren zweistelligen Millionenbetrags<br />
in den neuen Seeschiffentlader stellt<br />
Thyssenkrupp Steel laut eigenen Angaben<br />
die Weichen für eine Modernisierung<br />
der Infrastruktur auf dem knapp<br />
100 ha großen Terminal-Gelände. Das<br />
Logistikunternehmen schlägt dort rund<br />
24 Mio. t Eisenerz und Kohle pro Jahr für<br />
die Stahlherstellung im Ruhrgebiet um.<br />
Vier Greiferkrane stehen dafür zur Verfügung.<br />
Einer wird nun durch ein leistungsstarkes<br />
Modell ersetzt.<br />
Am EECV-Terminal in Rotterdam werden jährlich etwa 24 Mio. t Eisenerz und Kohle umgeschlagen<br />
© Thyssenkrupp Steel<br />
40 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
Sauberer unterwegs<br />
bei gewohnter Leistung –<br />
mit Shell GTL Fuel Marine<br />
Flüsse und Meere gehören<br />
zu den wichtigsten<br />
und meistbefahrenen<br />
Transportwegen: Mehr als<br />
90 Prozent aller Güter werden<br />
derzeit weltweit per Frachtschiff<br />
transportiert. Allein im ersten Halbjahr<br />
2023 beförderte die deutsche<br />
Binnenschifffahrt laut Landesbetrieb<br />
Information und Technik Nordrhein-<br />
Westfalen rund 50,7 Millionen Tonnen<br />
Güter.<br />
Nachhaltigkeit wird auch aufgrund<br />
der langen Einsatzzeiten von Schiffen<br />
ein immer wichtigeres Thema.<br />
Wenn es darum geht, die Flotte<br />
umweltfreundlicher zu gestalten,<br />
stoßen Reeder jedoch schnell an ihre<br />
Grenzen: Um batteriebetriebene<br />
Schiffe oder mit LNG (Liquified Natural<br />
Gas) betriebene Motoren einsetzen zu<br />
können, muss in der Regel entweder<br />
der Motor umgerüstet oder ein neues<br />
Schiff gekauft werden. Anders bei<br />
synthetischen Kraftstoffen wie Shell<br />
GTL Fuel Marine. Sie stellen eine bereits<br />
heute verfügbare Dieselalternative für<br />
den Betrieb von Bestandsschiffen dar.<br />
Nähere Informationen<br />
könneninteressierte Reeder unter<br />
www.meinenergiepartner.com<br />
anfordern.<br />
Lokale<br />
Emissionen ohne<br />
Motorenumrüstung<br />
reduzieren<br />
Ein klarer Vorteil für die Reeder: Der<br />
Kraftstoff kann ohne Modifikationen<br />
direkt in Schiffsmotoren eingesetzt<br />
werden. Freigaben namhafter<br />
Motorenhersteller liegen etwa von<br />
Caterpillar, Deutz und MAN vor.<br />
Neben den Motoren können auch<br />
Generatoren und Heizungen mit Shell<br />
GTL Fuel-Produkten betrieben werden.<br />
Durch die sauberere Verbrennung<br />
können auch Wartungsaufwand und<br />
Verschleiß von Schiffsmotoren gesenkt<br />
werden. Dabei bietet Shell GTL Fuel<br />
Marine die gewohnte Leistung im<br />
Vergleich zu herkömmlichem Diesel.<br />
Shell GTL Fuel Marine punktet<br />
bei Emissionsreduktion dank des<br />
innovativen Herstellungsverfahrens<br />
per Fischer-Tropsch-Synthese:<br />
Als paraffinischer Kraftstoff auf<br />
Erdgasbasis verbrennt er deutlich<br />
sauberer als herkömmlicher Diesel<br />
und senkt lokale Emissionen wie<br />
Stickoxide und Feinstaub je nach<br />
Motor und Bedingungen um bis<br />
zu 26 Prozent (bei NOx). Zudem ist<br />
der synthetische Kraftstoff nahezu<br />
ungiftig, leicht biologisch abbaubar<br />
und er verfügt über eine niedrigere<br />
Wassergefährdungsklasse als Diesel<br />
(WGK 1). Ein entscheidender Pluspunkt<br />
gegenüber konventionellem Diesel,<br />
falls der Kraftstoff versehentlich<br />
austreten sollte.<br />
Bessere Luftqualität<br />
für die Bestandsflotte<br />
Die Verwendung der<br />
Kraftstoffalternative ist für den Schutz<br />
der Gesundheit der Mitarbeiter<br />
an Bord ist ebenfalls von Vorteil:<br />
Herkömmlicher Diesel kann durch<br />
Abgase und Dieselgeruch eine<br />
erhebliche Belästigung darstellen.<br />
Wenn Shell GTL Fuel Marine verwendet<br />
wird, ist die lokale Luftqualität während<br />
der Fahrt deutlich besser. Alternative<br />
Kraftstoffe wie Shell GTL Fuel Marine<br />
erleichtern es so Unternehmen, ältere<br />
Bestandsschiffe zu betreiben und<br />
gleichzeitig die Abgasvorschriften<br />
und Emissionsgrenzwerte einhalten<br />
zu können. Fakten, die unter<br />
anderem Unternehmen wie die<br />
Bayerische Seenschifffahrt GmbH<br />
überzeugt haben, ihre 15 Motorschiffe<br />
umzurüsten, die jedes Jahr rund 1,5<br />
Millionen Fahrgäste transportieren.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
41
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Seehäfen brauchen die Schiene<br />
Auf Initiative des Fachkreises Schiene der Logistik-Initiative Hamburg findet jährlich die<br />
Konferenz Schienengüterverkehr und Seehäfen statt. Um die Zukunftsfähigkeit der deutschen<br />
Seehäfen sicherzustellen, forderten die Teilnehmer den Ausbau der Bahnkapazitäten<br />
Die norddeutschen Häfen bauen ihre<br />
Bahnverbindungen immer weiter<br />
aus. Es soll das Transportmittel der Zukunft<br />
werden. Im Hamburger Hafen gehen<br />
bereits jetzt gut die Hälfte aller Hinterlandverkehre<br />
über die Bahn. Im Jahr<br />
2022 waren es damit 47,3 Mio. t an Ladungsgewicht,<br />
die über die Bahn gingen.<br />
Gleichzeitig wird auch in den anderen<br />
Seehäfen die Bedeutung der Bahn als klimafreundliches<br />
Transportmittel größer.<br />
Der steigende Bedarf wird für die<br />
Schiene zunehmend zu einer Kraftanstrengung,<br />
denn die Kapazitäten sind<br />
fast ausgeschöpft. Es bedarf daher dringend<br />
konstruktiver Lösungen. Experten<br />
analysierten auf der 7. Bahnkonferenz<br />
unter dem Titel »Schienengüterverkehr<br />
und Seehäfen« Perspektiven der Bahnverkehre.<br />
»Die Häfen sind Drehkreuze<br />
und Rückgrat der deutschen Wirtschaft –<br />
eine funktionierende und gut finanzierte<br />
Hafeninfrastruktur sehen wir als nationale<br />
Aufgabe an. Die neue deutsche<br />
Hafenstrategie muss hier Impulse setzen,<br />
um die Zukunftsfähigkeit der deutschen<br />
Seehäfen sicherzustellen. Dazu gehört<br />
auch der Ausbau der Bahnkapazitäten«,<br />
betonte Sebastian Doderer, Leiter des<br />
Fachkreises Schiene der Logistik-Initiative<br />
Hamburg.<br />
Dass ein gut ausgebauter und funktionierender<br />
Schienenverkehr für die<br />
Entwicklung klimaneutraler Häfen elementar<br />
ist, davon waren alle Teilnehmer<br />
der Bahnkonferenz überzeugt. Sie<br />
stimmten aber auch darin überein, dass<br />
dieses Ziel nur mit großer Kraftanstrengung<br />
zu erreichen ist und dafür<br />
hohe Investitionen notwendig seien.<br />
Exemplarisch dazu äußerte sich Hamburgs<br />
Senator für Verkehr Anjes Tjarks:<br />
»Der Güterverkehr spielt für die Mobilitätswende<br />
eine essenzielle Rolle: Mit mehr<br />
Gütern auf der Schiene können wir dringend<br />
benötigte CO 2 -Einsparungen erzielen<br />
und die Straßeninfrastruktur entlasten. Bereits<br />
jetzt bewegt der Hamburger Hafen die<br />
Hälfte seines Containerumschlags auf dem<br />
Schienenweg weiter – mit dem weiteren<br />
Ausbau des Schienennetzes wollen wir diesen<br />
Anteil noch erhöhen.«<br />
Nicht nur Hamburg will seine Schienenanbindungen<br />
modernisieren und<br />
ausbauen, auch Bremen ist dabei. Bremens<br />
Staatsrat für Häfen, Kai Stührenberg<br />
wies darüber hinaus noch auf einen<br />
zentralen Punkt hin. »Unsere Häfen sind<br />
nichts ohne die Menschen, die den Umschlag<br />
und die Verbindungen mit dem<br />
Hinterland am Laufen halten. Das muss<br />
in gleicher Weise auch für die Nationale<br />
Hafenstrategie gelten, denn natürlich<br />
»Bisher muss man Bahnfahren<br />
wirklich wollen«<br />
Daniel Küster<br />
muss die Hafenstrategie auch auf Fragen<br />
eingehen, wie wir die Arbeitsplätze zukunftsfähig<br />
gestalten und wie wir in der<br />
Zukunft Menschen gewinnen und in der<br />
Transformation mitnehmen und qualifizieren.<br />
Gerade der Bahnsektor steht hier<br />
vor ganz besonders dringenden Herausforderungen,<br />
denn fehlendes Personal in<br />
Lokomotiven, in Stellwerken, in Dispositionszentralen<br />
und natürlich auch<br />
auf den vielen, immer mehr werdenden<br />
Schienen-Baustellen ist eine sehr reale<br />
Gefahr für den Standort Deutschland«,<br />
sagte Stührenberg.<br />
Netz muss sich wandeln<br />
Damit die Bahn in den kommenden Jahren<br />
konkurrenzfähig im Mix der Verkehrsträger<br />
bleibt, muss sich auch das<br />
Netz auf europäischer und nationaler<br />
Ebene wandeln. Dafür ist auch eine bessere<br />
Vernetzung notwendig. »Leistungsfähige<br />
Verkehrs-, Hafen- und Kommunikationsinfrastrukturen<br />
bilden die<br />
Grundlage für eine erfolgreiche Hafenentwicklung.<br />
Schon heute ist die effiziente<br />
Vernetzung ein Wettbewerbsvorteil<br />
des Hafenstandorts Deutschland. Es gilt<br />
daher, die leistungsfähigen Hinterlandanbindungen<br />
über Schiene, Straße<br />
und Wasserstraße zu erhalten, auszubauen<br />
und dabei Umwelt- und Klimaeinflüsse<br />
zu berücksichtigen«, sagte Wibke<br />
Mellwig, Leiterin Abteilung Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt im Bundesverkehrsministerium<br />
(BMDV).<br />
Auch für die Verlader wird die Bahn<br />
unter ökologischen Gesichtspunkten immer<br />
interessanter. So hat beispielsweise<br />
Warsteiner das eigene Kombiterminal<br />
weiter ausgebaut und auch Dritten zugänglich<br />
gemacht. »Bisher muss man<br />
Bahnfahren wirklich wollen. Es ist jedoch<br />
nicht einfach Verlader aus ihrer Komfortzone<br />
zu holen. Daher müssen die Regulierungen<br />
im Eisenbahnverkehr drastisch<br />
miniert werden, damit das Produkt wettbewerbsfähiger<br />
wird«, sagte Daniel Küster,<br />
Supply Chain Leiter bei Warsteiner.<br />
Diese Zuverlässigkeit zu erhalten und<br />
weiter zu verbessern ist auch Aufgabe der<br />
Bahn AG (DB). Insbesondere der Ausbau<br />
und die Modernisierung des Netzes wird<br />
für den Konzern eine der größten Aufgaben<br />
sein. »Mit dem Aufbau des Hochleistungsnetzes<br />
schafft die DB eine klare<br />
Perspektive für Zuverlässigkeit und<br />
Wachstum. Während des Zeitraumes der<br />
Generalsanierung ist die Belastung für alle<br />
Beteiligten sehr hoch. Selbstverständlich<br />
haben wir auch die Belange der<br />
Güterverkehrsbranche sowie der Unternehmen<br />
mit Gleisanschluss im Blick und<br />
werden Umleitungsstrecken vorab ertüchtigen<br />
und Konzepte erarbeiten, um<br />
die Anbindung der norddeutschen Seehäfen<br />
während dieser Zeit zu gewährleisten.<br />
Nach Ende der Bauphasen werden wir ein<br />
resilienteres Schienennetz vorfinden, welches<br />
auch eine kapazitative Verbesserungen<br />
für unsere Kundinnen und<br />
Kunden bedeutet«, sagte Ute Plambeck,<br />
Konzernbevollmächtigte der Deutschen<br />
Bahn für die norddeutschen Länder.<br />
Über die Konferenz<br />
Die Bahnkonferenz Schienengüterverkehr<br />
und Seehäfen findet seit 2<strong>01</strong>7 jährlich<br />
auf Initiative des Fachkreises Schiene<br />
der Logistik-Initiative Hamburg statt.<br />
Organisiert wird sie von der Logistik-Initiative,<br />
Hafen Hamburg Marketing und<br />
Bremen. Die Konferenz findet im Wechsel<br />
in Bremen und Hamburg statt. RD<br />
42 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
GAC GRUPPE<br />
Hafenagentur expandiert nach Stade<br />
Die GAC-Gruppe erweitert ihre Aktivitäten<br />
als Hafen-Agentur in Deutschland.<br />
In Stade ist ein neues Büro eröffnet<br />
worden.<br />
GAC Deutschland mit Sitz in Hamburg,<br />
nach eigenen Angaben einer der<br />
führenden Anbieter von Schifffahrtsund<br />
Logistikdienstleistungen in Nordeuropa,<br />
hat seit dem 1. Januar ein neues<br />
Büro in Stade eröffnet. Das Unternehmen<br />
werde seine Präsenz in der Region ausbauen,<br />
um die wachsende Nachfrage aus<br />
dem deutschen Schifffahrts- und Energiesektor<br />
zu decken, heißt es.<br />
Mit direktem Zugang zur Nordsee ist<br />
Stade der drittgrößte Hafen in Niedersachsen,<br />
gemessen am Umschlagvolumen.<br />
Aufgrund seiner tideunabhängigen<br />
Zufahrt für Seeschiffe sei der<br />
Standort ein wichtiger Hafen für Massengut-,<br />
Binnen- und Stückgutschiffe. Im<br />
Jahr 2022 seien bei 1.000 Hafenanläufen<br />
rund 5,6 Mio. t an Ladung umgeschlagen<br />
worden. Mit dem geplanten LNG-<br />
Terminal kommt ein weiteres Geschäftsfeld<br />
hinzu.<br />
GAC hat Gasgeschäft im Fokus<br />
Mit der Eröffnung des neuen Büros werde<br />
man strategisch positioniert sein, um<br />
sowohl bestehende Kunden im Bereich<br />
Die Hafenagentur betreibt seit Anfang Januar ein neues Büro im Hafen Stade<br />
Trockenmassengut als auch Kunden im<br />
Bereich Flüssigmassengut wie auch künftige<br />
Kunden im Bereich Gastanker in Stade<br />
zu bedienen und eine Reihe von<br />
Schiffsagenturen und Logistikdienstleistungen<br />
anzubieten.<br />
Das GAC-Büro in Stade wird von Ronald<br />
Kleinitzke geleitet, der seit über 20<br />
Jahren in der Schifffahrtsbranche aktiv<br />
ist. Er kenne Stade, die Region und die<br />
umliegenden Häfen sehr gut, heißt es.<br />
»Angesichts des rasanten Wachstums<br />
der LNG-Infrastruktur in Deutschland<br />
ist es für uns strategisch wichtig, in Stade<br />
präsent zu sein«, sagt Thies Holm, General<br />
Manager von GAC Deutschland.<br />
Der Hanseatic Energy Hub ist eines der<br />
wichtigsten zukünftigen LNG-Terminals<br />
des Landes. Die Anlage wird voraussichtlich<br />
rund 1 Mrd. € kosten und soll 2027<br />
in Betrieb genommen werden. Die Anlage<br />
soll 15 % des bestehenden LNG-<br />
Bedarfs in Deutschland decken, andere<br />
kohlenstoffarme Energiequellen verarbeiten<br />
und später auch die grüne Energiewende<br />
unterstützen, indem sie die<br />
Entwicklung der Wasserstoffproduktion<br />
ermöglicht.<br />
<br />
© GAC Group<br />
ELBVERTIEFUNG<br />
Senatorin Leonhard erhöht Druck auf den Bund<br />
Noch immer verhindert ein Munitionsfund<br />
die vollständige Freigabe der Elbvertiefung.<br />
Hamburgs Wirtschaftssenatorin<br />
Melanie Leonhard hat vor Kurzem erneut<br />
den Bund in die Pflicht genommen.<br />
Leonhard, die auch Landes-Chefin<br />
der SPD ist, will den Status quo – nämlich<br />
einem Baggerstopp bei Cuxhaven –<br />
schnellstmöglich überwinden. Ende November<br />
waren nahe Cuxhaven Munitionsreste<br />
gefunden worden, die bei Baggerungen<br />
von der Böschung ins Wasser<br />
nachgerutscht waren. Schon seinerzeit<br />
ging man nicht von einem Einzelfall aus.<br />
Es war ein weiteres Problem im jahrelangen<br />
Gezerre um die Vertiefung der<br />
Elbe.<br />
Die Senatorin Leonhard nannte den<br />
Status quo Anfang Januar gegenüber<br />
dem Norddeutschen Rundfunk (NDR)<br />
»sehr ärgerlich«. Sie forderte vom Bund,<br />
die Altmunition schnellstmöglich aus<br />
dem Bereich um die Fahrrinne zu entfernen,<br />
damit die Elbvertiefung wenigstens<br />
»bis Jahresende« wieder voll freigegeben<br />
werden kann.<br />
Seit dem Baggerstopp gibt es auf der<br />
Elbe wieder Größen- beziehungsweise<br />
Tiefgangsbeschränkungen, die eigentlich<br />
mit der Vertiefung der Vergangenheit<br />
angehören sollten – die allerdings<br />
laut Leonhard gar nicht in allen<br />
Bereichen der Elbmündung abgeschlossen<br />
worden war.<br />
Die Senatorin wurde gegenüber in ihrer<br />
Aussage deutlich, keiner solle sich<br />
hinter Zuständigkeiten verstecken, alle<br />
müssten an einem Strang ziehen. Bis zum<br />
Sommer müsse die Munition entfernt<br />
werden.<br />
<br />
Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard<br />
© SK / Daniel Reinhardt<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
43
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
SCHIENENTRANSPORT<br />
Contargo wird Mitgesellschafter bei DistriRail<br />
Die Warenströme aus Rotterdam sollen über den Logistikhub Duisburg und die Rheinschiene<br />
effizienter transportiert werden<br />
© Duisport<br />
Contargo wird nach Duisport und an<br />
Donge & de Roo dritter Gesellschafter<br />
beim niederländischen Bahnoperateur<br />
DistriRail. Ziel ist der Ausbau der Zugverkehre.<br />
Die drei Anteilseigner halten künftig<br />
jeweils ein Drittel an der Gesellschaft.<br />
Der Einstieg von Contargo erfolgte zum<br />
1. Januar.<br />
DistriRail wird künftig von allen drei<br />
Partnern gleichberechtigt geführt und erhält<br />
eine unabhängige Geschäftsführung.<br />
Duisport hatte bereits 2<strong>01</strong>5 50 % der Anteile<br />
von Van Donge & de Roo B.V. erworben,<br />
um die Schienenanbindung der<br />
Rotterdamer Hafenterminals an die<br />
Drehscheibe Duisburg weiterzuentwickeln.<br />
Ausbau des Angebots geplant<br />
»Wir freuen uns, durch die Beteiligung<br />
den Bereich Schienenverkehr bei Contargo<br />
weiter zu stärken. Schon seit vielen Jahren<br />
sind wir Kunde und auch Dienstleister«,<br />
sagt Thomas Löffler, Geschäftsführer<br />
bei Contargo. Gemeinsam solle in<br />
den kommenden Jahren ein deutlicher<br />
Ausbau der Rundlaufanzahl auf der Relation<br />
Rotterdam-Duisburg erfolgen, heißt es.<br />
»Gemeinsam können wir die Warenströme<br />
aus Rotterdam über den zentralen<br />
Logistikhub Duisburg und die Rheinschiene<br />
noch effizienter steuern und dabei<br />
auf individuelle Kundenbedürfnisse<br />
eingehen. Gleichzeitig stärken wir den<br />
klimafreundlichen Verkehrsträger Schiene<br />
und verbessern so den Modal Split«,<br />
so Duisport-CEO Markus Bangen.<br />
HEYSHAM<br />
Stena Line bleibt bis 2100 im nordenglischen Hafen<br />
Die RoRo- und RoPax-Reederei Stena Line<br />
hat sich mit einem sehr langfristigen Konzessionsvertrag<br />
bis ins Jahr 2100 einen Hafenzugang<br />
in Nordwestengland gesichert.<br />
Stena Line hat mit der Peel Ports<br />
Group, einem großen britischen Hafenbetreiber,<br />
einen »bedeutenden Vertrag«<br />
über den Betrieb des Hafens Heysham<br />
für die nächsten 77 Jahre unterzeichnet.<br />
Die schwedische Fährgesellschaft betreibt<br />
zweimal täglich einen Frachtdienst<br />
zwischen Belfast und Heysham, »ein<br />
wichtiger Handelskorridor« zwischen<br />
Nordirland und dem übrigen Vereinigten<br />
Königreich. Insgesamt fährt die Reederei<br />
mit 39 Schiffen auf 17 Routen in Nordeuropa,<br />
auf denen jährlich 27.000 Fahrten<br />
durchgeführt werden – auch über deutsche<br />
Häfen wie Rostock, Kiel und Travemünde.<br />
Die jetzt unterzeichnete Kooperationsvereinbarung<br />
wird als »ein Beweis für die<br />
enge Zusammenarbeit zwischen den beiden<br />
Unternehmen« beschrieben und soll<br />
ihre langfristige Beziehung weiter stärken.<br />
Die Nachricht folgt auf die Ankündigung<br />
von Stena Line einen neuen<br />
Frachtdienst zwischen Dublin und dem<br />
12 Quays Terminal von Peel Ports in Birkenhead<br />
einzurichten. Anfang 2023 unterzeichneten<br />
die Unternehmen bereits<br />
eine ähnliche Vereinbarung über den Betrieb<br />
des 12 Quays Terminal bis zum Ende<br />
des Jahrhunderts. 2023 kündigte Stena<br />
Line zudem eine millionenschwere Investition<br />
in die Strecke Belfast-Heysham an:<br />
zwei neue »NewMax«-Fähren, die die<br />
Frachtkapazität um 80 % erhöhen sollen.<br />
Das erste Schiff soll 2025 auf der Strecke<br />
eingesetzt werden.<br />
Die schwedische Fährreederei kann ihre Schiffe für weitere 77 Jahre in dem Hafen von Heysham betreiben<br />
© Stena Line<br />
44 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
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WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
© GSR<br />
Am Standort in Wesel soll ein Terminal für die Entgasung von Binnenschiffen entstehen<br />
Grünes Licht für die Entgasung in Wesel<br />
GS Recycling (GSR) investiert im Ölhafen 1 einen zweistelligen Millionenbetrag in eine<br />
neue Reinigungsanlage. Künftig können mehrere Schiffe gleichzeitig abgefertigt werden.<br />
Die Jahreskapazität liegt bei 600.000 t<br />
Das zur Firmengruppe KS Recycling aus Sonsbeck gehörende<br />
Unternehmen GS Recycling (GSR) hatte 2021 bei<br />
der Bezirksregierung Düsseldorf eine Genehmigung nach § 4<br />
Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) für die Errichtung<br />
und den Betrieb einer Abfallbehandlungsanlage im Ölhafen 1<br />
beantragt.<br />
Geplant war die Errichtung und der Betrieb einer Aufbereitungsanlage<br />
für Altöle und Lösungsmittel mit einer Lagerkapazität<br />
von etwa 32.000 m3 an gefährlichen und nicht gefährlichen<br />
Abfällen. Außerdem wurde die Errichtung und der Betrieb<br />
einer Anlage zur Entgasung und Reinigung von Güterschiffen<br />
im Bereich des Hafenbeckens beantragt. Beide Anlagenteile sollen<br />
mit einer Rohrbrücke verbunden werden.<br />
Mit der jetzt erteilten Genehmigung kommt GSR der geplanten<br />
Entgasung und Reinigung von Binnenschiffen sowie Verarbeitung<br />
von Altölen einen Schritt näher. Den lang ersehnten<br />
Planfeststellungsbeschluss hat der Düsseldorfer Regierungspräsident<br />
Thomas Schürmann gemeinsam mit Kollegen an GSR-<br />
Geschäftsführer Guido Schmidt Mitte Dezember 2023 überreicht.<br />
»Ich freue mich, dass die GSR heute die finale Genehmigung<br />
für ihren neuen Anlagenkomplex in Wesel erhält, denn das<br />
Vorhaben unterstreicht das Engagement für einen umweltschonenden<br />
Umgang mit Ressourcen und ist ein wichtiger Schritt<br />
in Richtung Umweltschutz und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung<br />
in unserer Region«, sagte Schürmann.<br />
Die Übergabe des Planfeststellungsbeschluss erfolgte am<br />
Standort der GSR im Rhein-Lippe-Hafen Wesel. »Mit dem Beschluss<br />
sind nun alle erforderlichen Genehmigungen vollständig<br />
und wir können mit der weiteren Umsetzung des Projektes im<br />
Rhein-Lippe-Hafen fortfahren«, erklärt Guido Schmidt.<br />
Anlage hat eine Kapazität von 600.000 t pro Jahr<br />
Die GS Recycling plant nun die Errichtung und den Betrieb einer<br />
Anlage zur Reinigung und Entgasung von Schiffen. Vorgesehen<br />
ist eine Infrastruktur, die bis zu 600.000 t Abfälle, Abwässer<br />
und Rückstände aus der Binnenschifffahrt pro Jahr aufnehmen<br />
und aufbereiten kann. Dafür soll die bereits vor Ort bestehende<br />
biologische Abwasserreinigung zu einem »einzigartigen«<br />
Anlagenverbund erweitert werden, heißt es.<br />
Investitionen im zweistelligen Millionenbereich seien bereits<br />
in die Infrastruktur am Standort getätigt worden. Nun könne<br />
die Realisierung des Großprojektes vorangetrieben werden,<br />
heißt es seitens des Recylingunternehmens.<br />
46 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
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WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Neue Missionsziele an der Donau<br />
Mit einem Gesamtbudget von rund 70 Mio. € startet das neue EU-kofinanzierte Projekt<br />
»FAIRway Danube II«. Dabei geht es unter anderem um den Ausbau der Flotte von<br />
Vermessungsschiffen und des transnationalen Wasserstraßen-Monitoringsystems WAMOS<br />
Die wichtigsten Missionsziele für die<br />
kommenden Jahre an der Donau:<br />
eine moderne Kennzeichnung der Wasserstraße,<br />
eine technische Aufrüstung der<br />
Pegelmessstellen, die Aufwertung der<br />
Vermessungsflotten und die Erweiterung<br />
des transnationalen Wasserstraßen-<br />
Monitoringsystems WAMOS. Kurz vor<br />
dem Jahreswechsel erfolgte im Wiener<br />
TechGate – organisiert von Viadonau –<br />
der offizielle Projektstart mit hochrangigen<br />
Vertretern der EU-Kommission,<br />
des Klimaschutzministeriums sowie<br />
internationaler Organisationen, der Industrie<br />
und des WWF.<br />
Mit beständigen Erfolgen zur Modernisierung<br />
der Wasserstraße sorgen ambitionierte<br />
Projekte im Rahmen europäischer<br />
Zusammenarbeit seit vielen<br />
Jahren dafür, dass der Weg in die Zukunft<br />
an der Donau »hell erleuchtet« ist, heißt<br />
es bei Viadonau.<br />
Die Grundlage ist geschaffen<br />
Ein Vorhaben mit besonders nachhaltiger<br />
Strahlkraft sei das 2021 abgeschlossene,<br />
EU-kofinanzierte Projekt<br />
»FAIRway Danube« gewesen, das ab<br />
2<strong>01</strong>5, koordiniert von viadonau, die Weiterentwicklung<br />
der Donau auf ein neues<br />
Level gehoben habe. Als erste Umsetzungsphase<br />
des »Fairway Rehabilitation<br />
and Maintenance Master Plan for the Danube<br />
and its navigable tributaries« wurden<br />
unter anderem die Serviceflotte an<br />
der mittleren und unteren Donau um<br />
neun Schiffe erweitert und mit einer<br />
Machbarkeitsstudie zur Sanierung der<br />
slowakischen Schleuse Gabčíkovo eine<br />
vielbeachtete Blaupause für Schleusenmodernisierungen<br />
geschaffen.<br />
Die Folgeprojekte »FAIRway Works! in<br />
the Rhine-Danube-Corridor« und »Preparing<br />
FAIRway 2 works in the Rhine<br />
Danube Corridor« schlugen ab 2020 mit<br />
der Sanierung der serbischen Schleuse<br />
Eisernes Tor II und Liegestellen-Up -<br />
grades in Österreich die Brücke zur<br />
nächsten großen Entwicklungsmission<br />
»FAIRway Danube II«.Mit einem Gesamtbudget<br />
von 70 Mio. € – davon<br />
47 Mio. € an EU-Förderung durch die Fazilität<br />
»Connecting Europe« (CEF) – werden<br />
an der Donau 183 fernüberwachte<br />
Bojen beschafft, 19 Pegelmessstellen modernisiert,<br />
Liegestellen in Aschach,<br />
Krems, Wien sowie am Donau-Schwarzmeerkanal<br />
aufgewer tet und das transnationale<br />
Wasserstraßen-Monito -<br />
ringsystem WAMOS erweitert.<br />
Darüber hinaus werde mit der soge -<br />
nannten »flexiblen Infrastruktur« eine alte<br />
Idee zur gezielten, lokalen Beeinflussung<br />
der Fahrwasserbedingungen innovativ<br />
neu aufgegriffen. Ein Pilotversuch<br />
mit einer dafür vorbereiteten Barge<br />
östlich von Wien soll vorab wichtige Erkenntnisse<br />
für eine Umsetzung auch in<br />
den Ländern der mittleren und unteren<br />
Donau im Herbst <strong>2024</strong> bringen.<br />
Wichtige Wegmarken gesetzt<br />
Ebenso wie die Ziele von »FAIRway Danube<br />
II« sind auch die beteiligten Akteure<br />
und Interessengruppen breit aufgestellt.<br />
Der Projekt-Kick-Off in Wien<br />
diente daher auch dazu, im Rahmen von<br />
Projektpräsentationen, einer Podiumsdiskussion<br />
sowie eines Besuchs an jenem<br />
Donauabschnitt, wo der Einsatz flexibler<br />
Infrastruktur getestet werden soll, Herausforderungen,<br />
wichtige Wegmarken<br />
und Erwartungen zu erörtern. Die Veranstaltung<br />
war hochkarätig besetzt.<br />
Mit dabei waren die EU-Koordinatorin<br />
für den »Rhine-Danube Core Network<br />
Corridor«, Inés Ayala Sender, Alain Baron<br />
von der Generaldirektion für Mobilität<br />
und Transport der EU (DG MOVE),<br />
Euripides Sakellariou, Vertrewter der Europäischen<br />
Exekutivagentur für Klima,<br />
Infrastruktur und Umwelt (CINEA), Vera<br />
Hofbauer (Sektion »Verkehr« im österreichischen<br />
Klimaschutzministerium<br />
(BMK), Birgit Vogel (Internationale<br />
Kommission zum Schutz der Donau<br />
(ICPDR), Manfred Seitz (Donaukom-<br />
mission), Andreas Beckmann (WWF<br />
Central and Eastern Europe) sowie Vertreter<br />
der Industrie und des Schifffahrtssektors.<br />
»Eine unserer wichtigsten Missionen<br />
im Klimaschutzministerium ist es, mit<br />
der Wasserstraße Donau eine echte nachhaltige<br />
Transportalternative zu bieten«,<br />
sagte BMK-Sektionschefin Vera Hofbauer.<br />
Voraussetzung dafür sei die bestmögliche<br />
Nutzbarkeit des Wasserweges.<br />
Für Viadonau-Geschäftsführer Hans-<br />
Peter Hasenbichler könne das Projekt die<br />
Drehzahl des Modernisierungsmotors an<br />
der Donau deutlich erhöhen. »Mit dem<br />
neuen Großprojekt schalten wir jetzt in<br />
den nächsten Gang.«<br />
RD<br />
© Viadonau / Johannes Zinner<br />
48 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
INVESTITION IN REGENSBURG<br />
Pöppel verdoppelt Hallenfläche für Logistikangebot<br />
Die Horst Pöppel Spedition errichtet eine<br />
neue Multi-User-Logistikanlage im Hafen<br />
Regensburg. Sie entsteht auf einer rund<br />
24.000 m2 großen Fläche in der Budapester<br />
Straße am Westhafen. Mit dem<br />
Neubau verdoppelt sich die gedeckten<br />
Hallenflächen der Firma Pöppel auf rund<br />
50.000 m2.<br />
Erst im März 2020 hatte der europaweit<br />
tätige Logistikdienstleister, der unter anderem<br />
die Zentrallager des Lebensmittel-<br />
Einzelhandels in ganz Deutschland beliefert,<br />
ein neues Multi-User-Warehouse in<br />
Betrieb genommen. Die erneute Investi -<br />
tion unterstreiche die Bedeutung des<br />
Standorts Regensburg mit seiner Infrastruktur,<br />
heißt es beim Hafenbetreiber<br />
Bayernhafen.<br />
Im 1. Bauabschnitt umfasst die Anlage<br />
mit Büro- und Sozialtrakt eine Nutzfläche<br />
von 15.000 m2, geplant ist die Fertigstellung<br />
für Oktober <strong>2024</strong>. Der zweite<br />
Bauabschnitt ist dann für den Zeitraum<br />
2026/2027 geplant.<br />
Bei dem Bauprojekt werde auf Nachhaltigkeit<br />
großer Wert gelegt. So sei die<br />
Logistikanlage durch die Deutsche Gesellschaft<br />
für Nachhaltiges Bauen<br />
(DGNB) mit »Gold« zertifiziert worden.<br />
Für Industrie und Handel biete das Objekt<br />
vielfältige Logistikmöglichkeiten mit<br />
Lagerung in Hochregalanlagen sowie als<br />
Blocklager je nach Kundenwunsch, heißt<br />
es. In puncto Nachhaltigkeit gehören zu<br />
den Highlights eine klimafreundliche<br />
Wärmepumpenheizung und Photovoltaik<br />
auf der gesamten Dachfläche zur Gewinnung<br />
des kompletten Strombedarfes. Auch<br />
eine Fassadenbegrünung als Beitrag zur<br />
Verbesserung der Luft und Artenvielfalt ist<br />
geplant.<br />
RD<br />
© Horst Pöppel Spedition<br />
MOSEL<br />
Hafen Trier wird weiter ausgebaut<br />
Der Hafen Trier soll weiter ausgebaut werden. Nach positiven<br />
Entwicklungen des Hafenbetriebes und des Container-Terminals<br />
in den vergangenen Jahren ist die Trierer Hafengesellschaft mbH<br />
laut eigenen Angaben weiter bestrebt, die wirtschafts- und verkehrspolitischen<br />
Zielsetzungen innovativ und nachhaltig voranzutreiben.<br />
Die nächsten Entwicklungsschritte im Hafen beinhalten<br />
den Ausbau des Container-Terminals sowie die Realisierung<br />
einer direkt an das Terminal angeschlossen Multi-User-Halle.<br />
Der Hafen Trier ist digitales Testfeld zur Verkehrssteuerung<br />
der Hafenbahn und engagiert sich zudem im Forschungsprojekt<br />
»Tolkien«, in dem ein digitaler Zwilling der physischen Prozesse<br />
im Hafen entwickelt wird.<br />
Zur Fortsetzung des positiven Trends steht in den nächsten Wochen<br />
die Neugewinnung von Partnern im Fokus, die diese bereits in<br />
der Umsetzung befindlichen Schritte, so die Hafengesellschaft. Sie<br />
sollen insbesondere den Ausbau und die Weiterentwicklung des<br />
Multi Modal Terminals ab dem 1. Januar 2025 aktiv und konstruktiv<br />
begleiten und mitgestalten. Zum 31.12.<strong>2024</strong> endet der bisherige<br />
Betreibervertrag durch Auslauf, heißt es weiter. RD<br />
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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
49
Auch für einen 90-Tonnen-Portalkran eine Herausforderung: U17 in der Werft von German Naval Yards in Kiel<br />
1 2<br />
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Abfahrt des Schleppverbands, bei Sonnenaufgang über der Kieler Förde<br />
U-Boot_Kalender_<strong>2024</strong>.indd 3 21.06.23 14:00<br />
45 46 47<br />
48<br />
Auf der Landstraße: Weitertransport auf einem 30-Achsen-Tieflader vom Naturhafen in Richtung Technik Museum Speyer<br />
U-Boot_Kalender_<strong>2024</strong>.indd 12 21.06.23 14:<strong>01</strong><br />
JANUAR<br />
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RECHT<br />
nach der Reparatur an (vgl. Rheinschifffahrtsgericht<br />
Duisburg-Ruhrort, ZfB 2<strong>01</strong>8,<br />
Sammlung Seite 2535 ff). Demgegenüber<br />
stellt die Klägerin auf den Vergleichszeitraum<br />
von Januar bis Juli 2021 und von<br />
Oktober bis Dezember 2021 ab. Zieht man –<br />
richtigerweise – die sich aus der vorgelegten<br />
betriebswirtschaftlichen Auswertung ergebenden<br />
Zahlen für die Monate Mai bis Juli<br />
2021 und von Oktober bis Dezember 2021<br />
heran, errechnet sich ein Mittelwert der<br />
(gasölfreien) Umsatzerlöse von 2.345,57 €<br />
pro Tag (Reinerlös von 431.584,65 € ./. 186 Tage),<br />
nicht jedoch von 2.491,94 €‚ wovon die<br />
Klägerin ausgeht. Von dem Ausgangsbetrag<br />
von 2.345,57 € sind 1.051,34 € in Abzug zu<br />
bringen, da die Klägerin trotz der Beschädigung<br />
der Luken in den Monaten August und<br />
September 2021 in dieser Höhe (gasölfreie)<br />
Umsatzerlöse erzielt hat. Hieraus errechnet<br />
sich ein Umsatzverlust je Tag in Höhe von<br />
1.294,23 € (2.345,57 € – 1.051,34 €). Personalkosten<br />
hat die Klägerin nicht erspart, weil<br />
sie das Schiff auch in den Monaten August<br />
und September 2021 mit entsprechendem<br />
Personal eingesetzt hat. Folgerichtig wird<br />
auch von der Beklagten nicht geltend gemacht,<br />
von dem geltend gemachten Gewinn<br />
müssten ersparte Personalkosten in Abzug<br />
gebracht werden.<br />
bb) Die Berufungskammer kann von den in<br />
der betriebswirtschaftlichen Auswertung aufgeführten<br />
Umsatzerlösen trotz des Bestreitens<br />
der Beklagten ausgehen. Da es um eine<br />
Frage der Schadensentstehung bzw. der<br />
Schadenshöhe geht, gilt das reduzierte Beweismaß<br />
des § 287 ZPO, d.h., es kann nach<br />
freier Oberzeugung entschieden werden. Dafür,<br />
dass die von dem Steuerberater der Klägerin<br />
erstellte betriebswirtschaftliche Auswertung<br />
von unzutreffenden Werten ausgeht,<br />
liegen keine Anhaltspunkte vor und werden<br />
auch von der Beklagten nicht vorgetragen.<br />
c) Auf der Grundlage der bisherigen Feststellungen<br />
des Rheinschifffahrtsgerichts<br />
kann nicht davon ausgegangen werden,<br />
dass die Klägerin für einen Zeitraum von 57<br />
Tagen Nutzungsersatz verlangen kann. Auf<br />
die kontradiktorische Schadenstaxe vom<br />
9. November 2021 kann sich die Klägerin<br />
insoweit nicht berufen.<br />
aa) Richtig ist, dass unter Berücksichtigung<br />
eines entsprechenden Schifffahrtsbrauchs<br />
kontradiktorische Schadenstaxen dahin -<br />
gehend auszulegen sind, dass durch die<br />
Taxe die Höhe der Reparaturkosten und die<br />
Dauer der Reparatur nach dem für die<br />
Taxierung maßgebenden Zeitpunkt endgültig<br />
festgelegt werden, soweit kein Vorbehalt<br />
gemacht ist (vgl. BGH, VersR 1965, 351;<br />
siehe auch Berufungskammer, Urteil vom<br />
25. April 1997 – 335 Z – 3/97, ZfB 1997,<br />
Sammlung Seite 1654f).<br />
bb) Eine solche Bindung hinsichtlich der<br />
Reparaturtage setzt aber voraus, dass die<br />
Taxe (auch) im Hinblick auf die erforderlichen<br />
Reparaturtage eine entsprechende<br />
Aussage trifft. Dies ist hier nicht der Fall.<br />
Vielmehr wird nach der Festlegung der Höhe<br />
des Kaskoschadens (lediglich) eine<br />
»Chronologie« angefügt, in der in Form einer<br />
Beschreibung dargestellt wird, wann<br />
der Schaden eingetreten ist (8. August 2021)<br />
und wann die Luken fertiggestellt und aufgesetzt<br />
wurden (4. Oktober 2021). Dass der<br />
gesamte Zeitraum von 8. August 2021 bis<br />
zum 4. Oktober 2021 für eine fachgerechte<br />
Reparatur benötigt wurde, lässt sich der Taxe<br />
nicht entnehmen. Auch die Klägerin<br />
selbst will nicht etwa behaupten, dass<br />
bereits am Tag der Kollision die Reparatur<br />
begonnen wurde.<br />
d) Auch ohne Berücksichtigung der kontradiktorischen<br />
Schadenstaxe steht aber aufgrund<br />
des unstreitigen Sachverhalts fest,<br />
dass die Klägerin wegen der Kollision den<br />
Schubleichter in der Zeit vom 8. August<br />
2021 bis zur am 4. Oktober 2021 erfolgten<br />
Reparatur nicht nutzen konnte. Hätte sie<br />
während dieses gesamten Zeitraums einen<br />
intakten Schubleichter einsetzen können,<br />
wäre ihr für 57 Tage ein Gewinn in Höhe des<br />
oben genannten Betrages 1.294,23 € je Tag<br />
entgangen. Allerdings kann die Klägerin<br />
Nutzungsersatz nicht beanspruchen, soweit<br />
ihr eine solche Nutzung auch bei einem unbeschädigten<br />
Schubleichter nicht möglich<br />
gewesen wäre. Dies ist nach dem eigenen<br />
Vorbringen der Klägerin im Zusammenhang<br />
mit der Schließung der Umschlagsstelle in<br />
Mainz in der Zeit vom 14. September bis<br />
zum 26. September 2021 (13 Tage) für einen<br />
Zeitraum von drei Tagen der Fall …<br />
Darüber hinaus hat die Beklagte aber den<br />
Vortrag der Klägerin zu dem Rundlauf insgesamt<br />
bestritten und geltend gemacht, der<br />
Klägerin sei während des gesamten Zeitraums<br />
der Schließung der Umschlagstelle<br />
in Mainz eine Nutzung nicht möglich gewesen.<br />
Die Klägerin hat für ihren Vortrag Beweis<br />
angetreten, den das Rheinschifffahrtsgericht<br />
hätte erheben müssen. Für das Entstehen<br />
des Nutzungsausfalls ist sie darlegungs-<br />
und beweispflichtig. Auf die kontradiktorische<br />
Schadenstaxe, die das Rheinschifffahrtsgericht<br />
zur Begründung seiner<br />
abweichenden Auffassung zur Verteilung<br />
der Beweislast heranzieht, kann sich die<br />
Klägerin – wie ausgeführt – im Zusammenhang<br />
mit der Reparaturdauer nicht stützen.<br />
Insoweit ist der Rechtsstreit nicht zur Entscheidung<br />
reif.<br />
e) Mangels hinreichender Feststellungen<br />
des Rheinschifffahrtsgerichts und unter Berücksichtigung<br />
des ergänzenden Vorbringens<br />
der Parteien im Berufungsrechtszug ist<br />
die Berufungskammer auch nicht zu einer<br />
abschließenden Entscheidung zu dem von<br />
der Beklagten erhobenen Mitverschuldenseinwand<br />
(§ 254 Abs. 2 BGB) in der Lage …<br />
bb) Die Klägerin hätte aber grundsätzlich<br />
gegen ihre Schadensminderungspflicht verstoßen,<br />
wenn sie die Reparatur nicht zeitnah<br />
in Auftrag gegeben hätte. Hiervon kann<br />
auf der Grundlage des Vorbringens der Klägerin<br />
in der Berufungsinstanz, wonach sie<br />
unverzüglich ein Angebot bei der Fa. B eingeholt<br />
und deren Angebot vom 16. August<br />
2021 noch am selben Tag angenommen habe,<br />
nicht ausgegangen werden. Mit diesem<br />
Vortrag ist die Klägerin nicht gem. § 531<br />
Abs. 2 ZPO ausgeschlossen, da ihr der erstinstanzliche<br />
Schriftsatz der Beklagten vom<br />
22. August 2022, mit dem sie sich nunmehr.<br />
auseinandersetzt, nicht übersandt worden<br />
war. Allerdings kann die Berufungskammer<br />
der Entscheidung nicht den Vortrag der Klägerin<br />
zugrunde legen, da der Beklagten zur<br />
Wahrung ihres Anspruchs auf Gewährung<br />
rechtlichen Gehörs Gelegenheit gegeben<br />
werden muss, zu dem neuen Vortrag der<br />
Klägerin Stellung zu nehmen.<br />
cc) Ein Mitverschulden der Klägerin käme<br />
desweiteren in Betracht, wenn sich die Reparatur<br />
dadurch verzögert hätte, dass die<br />
Klägerin die in dem (von ihr angenommenen)<br />
Angebot der Fa. B vom 16. August 2021<br />
geforderte Anzahlung von 35 Prozent nicht<br />
zeitnah erbracht hat. Hieran würde sich auch<br />
dann nichts ändern, wenn es entsprechend<br />
dem weiteren Vortrag der Klägerin eine Absprache<br />
gab, wonach die Beklagte die Reparaturkosten<br />
auf Anforderung zahlen sollte.<br />
Dass die Klägerin die Beklagte unmittelbar<br />
nach der Auftragserteilung am 16. August<br />
2021 zu einer entsprechenden Zahlung an<br />
die Fa. B aufgefordert hat, behauptet sie<br />
nämlich nicht …<br />
dd) Ein Mitverschulden der Klägerin im<br />
Zusammenhang mit der Erteilung des Reparaturauftrags<br />
würde allerdings ausscheiden,<br />
wenn es zuträfe, dass eine Reparatur im<br />
Hinblick auf die Betriebsferien der Fa. B<br />
sowie extremer Auslastung ohnehin erst<br />
Mitte September 2021 möglich gewesen<br />
wäre. In diesem Falle hätte sich ein Mitverschulden<br />
der Klägerin auf die Höhe des<br />
Schadens nicht ausgewirkt. Auch insoweit<br />
handelt es sich aber um neues zulässiges<br />
Vorbringen der Klägerin, zu der der Beklagten<br />
noch Gelegenheit zur Stellungnahme<br />
gegeben werden muss.<br />
ee) Beweispflichtig für das Vorliegen der Voraussetzungen<br />
eines Verstoßes der Klägerin<br />
gegen die Schadensminderungspflicht ist<br />
die Beklagte. Ihr obliegt es deshalb auch,<br />
den substantiierten Vortrag der Klägerin,<br />
mit dem sie sich gegen den Mitverschuldenseinwand<br />
verteidigt, zu widerlegen …<br />
Die Berufung der Klägerin, die sich gegen<br />
die Stattgabe der Widerklage richtet, ist unbegründet.<br />
Wie das Rheinschifffahrtsgericht<br />
zutreffend ausführt, hat die Beklagte gegen<br />
die Klägerin einen Anspruch auf Zahlung der<br />
Differenz zwischen der von der Beklagtenseite<br />
beglichenen Rechnung vom 31. August<br />
2021 und den in der Schadenstaxe als erstattungsfähig<br />
angesehenen Reparaturkosten.<br />
Die Klägerin ist insoweit ungerechtfertigt bereichert<br />
(§ 812 Abs. 1 Satz 1 Fall 1 BGB), weil<br />
sie durch die Leistung der Beklagtenseite<br />
ohne rechtlichen Grund von einer Verbindlichkeit<br />
befreit worden ist … Aufgrund der –<br />
insoweit (s.o.) verbindlichen – kontradiktorischen<br />
Schadenstaxe steht fest, dass die Klägerin<br />
als Schadensersatz nur einen Betrag<br />
von 38.147,25€ beanspruchen kann. Ein Fall<br />
des § 814 BGB, wonach ein Bereicherungsanspruch<br />
ausgeschlossen ist, wenn der Leistende<br />
gewusst hat, zur Leistung nicht verpflichtet<br />
zu sein, liegt nicht vor. Im Zeitpunkt<br />
der Zahlung am 15. September 2021 – von<br />
diesem Datum gehen die Parteien im Berufungsrechtszug<br />
übereinstimmend aus – lag<br />
die Schadenstaxe noch nicht vor. Von einer<br />
sicheren Kenntnis der Beklagtenseite, dass<br />
eine Forderung nicht in Höhe des in der<br />
Rechnung genannten Betrages vorlag, kann<br />
deshalb nicht ausgegangen werden. Aus der<br />
Sicht eines verständigen Empfängers konnte<br />
auch die Klägerin die Zahlung nicht als abschließende<br />
Zahlung bewerten …<br />
(Sammlung Seite 2837)<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong> Fortsetzung unter www.binnenschifffahrt-online.de<br />
57<br />
bis Sammlung S. 28242
BDS<br />
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Arbeit an europäischen Besatzungsstandards geht weiter<br />
Im Oktober 2023 wurde dem CESNI-Ausschuss ein Bericht über<br />
den aktuellen Stand der europäischen Besatzungsstandards vorgelegt.<br />
Die Arbeitsgruppe CESNI/QP/Crew hatte intensiv an diesen<br />
Standards für künftige europäische Besatzungsvorschriften<br />
gearbeitet. Zusätzlich wurden die Sitzungen der Arbeitsgruppe<br />
auf zahlreichen Treffen einer Gruppe von Freiwilligen in einzelnen<br />
Fragen vorbereitet. Die Sozialpartner, das heißt die ETF auf<br />
Seiten der Gewerkschaften und ESO und ESO auf Arbeitgeberseite,<br />
hatten zu mehreren Themen gemeinsame Standpunkte und<br />
Vorschläge erarbeitet. Trotzdem war es noch nicht möglich, bereits<br />
zu einem ersten Entwurf der Arbeitsgruppe zu kommen.<br />
CESNI nahm die erzielten Fortschritte zur Kenntnis und erteilte<br />
CESNI/QP/Crew das Mandat, die Arbeit fortzusetzen und den<br />
Schwerpunkt auf die Tabellen für die Mindestbesatzung und die<br />
elektronischen Tools zu legen.<br />
Die Arbeit ist nicht ganz einfach, was sicher auch daran liegt,<br />
dass zweigleisig vorgegangen wird. Zum einen werden CESNI-<br />
Besatzungsstandards erarbeitet, die erst dann verbindlich werden,<br />
wenn eine andere Rahmenvorschrift auf sie verweist, also eine<br />
EU-Richtlinie, eine ZKR-Verordnung oder eine nationale Regelung.<br />
Es ist das gleiche Prinzip wie bei den anderen Standards<br />
auch, ES-QIN für die Berufsqualifikationen oder ES-TRIN für<br />
die technischen Vorschriften.<br />
Zum anderen wird an Vorschlägen für eine europäische Rahmenrichtlinie<br />
für Besatzungsvorschriften gearbeitet, die dann auf<br />
die Standards verweisen wird. Die Kommission wird voraussichtlich<br />
2025 einen Vorschlag für den Rechtsakt der EU vorlegen. Da<br />
die Rahmenvorschriften einer europäischen Richtlinie und einer<br />
Verordnung der ZKR aber wichtig für die Festlegungen in den<br />
CESNI-Standards sind, ist es natürlich sinnvoll und auch gewollt,<br />
gleichzeitig bereits Vorschläge für wichtige Inhalte der Rahmenregelungen<br />
zu erarbeiten, ohne dabei dem Gesetzgebungsverfahren<br />
vorgreifen zu wollen.<br />
Sachstand der Arbeiten<br />
Das Dokument, das dem CESNI-Ausschuss zum aktuellen Sachstand<br />
der Arbeiten vorgelegt wurde, und auf dessen Basis jetzt<br />
weitergearbeitet wird, enthält daher zwei Teile:<br />
Zum einen den Teil, der mit »Empfehlungen an die Gesetzgeber«<br />
überschrieben ist. Er enthält Elemente wie den Anwendungsbereich,<br />
Ausnahmeregelungen, Durchsetzung und<br />
elektronische Tools. Darüber hinaus als weiteres wesentliches<br />
Element die Flexibilität europäischer Besatzungsvorschriften. Es<br />
wird vorgeschlagen, einen Weg zu finden, die Mindestbesatzungsvorschriften<br />
regelmäßig anpassen zu können, so dass CES-<br />
NI ggf. ein jährliches update prüfen und beschließen könnte.<br />
Diesen Vorschlag unterstützen wir, denn es ist wichtig, auf<br />
neue Anforderungen, technische Entwicklungen oder Ergebnisse<br />
von Pilotprojekten zeitnah in den Besatzungstabellen reagieren<br />
zu können. Wichtig wäre auch, die Standards nicht – wie beim<br />
ES-QIN geschehen – in delegierte Rechtsakte zu fassen, sondern<br />
sie als Standards zu belassen, auf die die jeweilige Regelung Bezug<br />
nimmt. Andernfalls muss – wie jetzt für eine Anpassung des ES-<br />
QIN – das vorgeschriebene Verfahren auf EU-Ebene durchlaufen<br />
werden, was eine zeitnahe Anpassung deutlich erschweren würde.<br />
Der zweite Teil des Dokuments betrifft dann den Entwurf der<br />
Besatzungsstandards, das heißt vor allem Betriebsformen und<br />
ggf. Alternativen dazu, Mindestruhezeiten, Tachographen, und<br />
die einzelnen Tabellen. In der letzten Sitzung von CESNI/QP/<br />
Crew im November ging es schwerpunktmäßig um die Tabelle<br />
für Motorschiffe und Schubboote. Derzeit sind zwei Vorschläge<br />
in der Diskussion, ein gemeinsamer der belgischen, deutschen<br />
und niederländischen Delegation und der gemeinsame Vorschlag<br />
der Sozialpartner.<br />
Tabellen<br />
Eine Frage, die z.B. immer wieder für Diskussionen sorgt, ist die,<br />
ob und unter welchen Voraussetzungen ein Auszubildender während<br />
der Zeit des Schulbesuchs ersetzt werden muss. In der letzten<br />
Sitzung wurde der Vorschlag gemacht, eine dritte Version der<br />
Tabelle vorzusehen, in der in dieser Frage die Regeln der geltenden<br />
RheinSchPersV übernommen werden, was sicher ein sinnvoller<br />
Ansatz ist. Derzeit sind im Entwurf für die Tabellen noch<br />
keine Regelungen für automatisierte und ferngesteuerte Schiffe<br />
vorgesehen. Die Arbeitsgruppe hielt es für sinnvoll, zu warten, bis<br />
Rückmeldungen aus den Pilotprojekten vorliegen.<br />
E-Tools<br />
Auf der Novembersitzung von CESNI/QP/Crew informierte die<br />
Kommission zudem über die Initiative zu den E-Tools. E-Tools<br />
und Besatzungsvorschriften sollen als eine Initiative durchgeführt<br />
werden, um zu gewährleisten, dass beides gleichzeitig in Kraft treten<br />
kann. Es wird daher auch ein Impact Assessment zu beiden<br />
Initiativen geben, das mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen<br />
wird. Zu den E-Tools hatte es eigentlich bereits ein Impact Assessment<br />
gegeben, dessen Ergebnisse aber nicht veröffentlicht wurden.<br />
Sie sollen im kommenden Impact Assessment für beide Initiativen<br />
berücksichtigt werden. Als einen der wesentlichen Punkte<br />
aus diesem früheren Impact Assessment hob die Kommission die<br />
Möglichkeit des Fernzugriffs auf digitale Arbeitszeitaufzeichnungen<br />
hervor. Bereits im Sommer vergangenen Jahres hatten<br />
sich ESO, EBU und ETF in einer gemeinsamen Stellungnahme<br />
dafür ausgesprochen, Zugriff auf digitale Arbeitszeitaufzeichnungen<br />
nur im Rahmen einer Kontrolle vor Ort auf dem Schiff zu gewähren<br />
und das wird auch weiterhin unsere Überzeugung bleiben.<br />
Ein Zugriff von außen ist genau der Schritt zu viel, der uns in<br />
Richtung »Big Brother is watching you« bringen würde.<br />
Die Kommission will in Kürze auf ihrer Seite eine öffentliche<br />
Anhörung zur Initiative Besatzungsvorschriften veröffentlichen,<br />
in der vermutlich auch noch Fragen zur Initiative E-Tools enthalten<br />
sein werden. Diese wird drei Monate laufen und die Ergebnisse<br />
sollen im Rahmen des Impact-Assessment berücksichtigt werden.<br />
Weitere Infos zur Umfrage werden auf der BDS-Homepage<br />
veröffentlicht.<br />
58 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2024</strong>
IMPRESSUM<br />
Fortführung der<br />
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(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />
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Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />
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Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Moselkommission, Trier<br />
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />
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Internationales Maritimes Museum Hamburg .................................... 3<br />
Kadlec & Brödlin GmbH ...................................................................... 39<br />
Lehmann Marine GmbH ...................................................................... 17<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG .................................... 45, 50, U2<br />
Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG ............................................... 47<br />
Schiffswerft Bolle GmbH Derben ........................................................ 38<br />
Shell Deutschland GmbH ..................................................................... 41<br />
Torqeedo GmbH Campus Ost / Geb. 9<strong>01</strong> ....................................... Titel<br />
Werft Malz GmbH .................................................................................... 6<br />
Wessels GmbH Tischlerei und Alubau ................................................. 7<br />
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