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Die Rückkehr <br />
des Ur-Marktplatzes<br />
Totgesagte leben länger. Nicht nur, dass Karstadt auch stationär wieder Erfolgsgeschichten schreibt,<br />
auch digital setzt der Warenhauskonzern endlich ein Ausrufezeichen. Die Zeiten, dass der Onlineshop<br />
den eigenen Ansprüchen hinterherhinkt, sind vorüber. Jetzt will Karstadt.de Gas geben und<br />
als Plattform das Marktplatzpotenzial der großen, 1881 gegründeten Handelsmarke heben.<br />
Die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ sprach mit Marco Werner, Chief Digital Officer, in der Essener Zentrale über<br />
die Omnichannel-Strategie und warum Möbel dabei eine entscheidende Rolle spielen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Herr Werner, momentan<br />
möchte jeder Shop zur Plattform werden.<br />
Das gilt nun auch für Karstadt.de.<br />
Welche Überlegungen stecken dahinter?<br />
Marco Werner: Im Prinzip war Karstadt<br />
immer schon eine Plattform.<br />
Das liegt in der Definition eines<br />
Warenhauses, in dem verschiedene<br />
Sortimentsgruppen und Marken<br />
unter einem Dach versammelt<br />
sind. Grundsätzlich ist Karstadt<br />
somit seit jeher ein Marktplatz<br />
für die ganze Familie. Lebensmittel<br />
und Gastronomie vervollständigen<br />
den stationären Marktplatz.<br />
Insofern liegt der Gedanke nahe,<br />
dieses Handelsformat ins Internet<br />
zu verlängern. Unser Ansatz<br />
ist inzwischen aber ein ganzheitlicher,<br />
weshalb wir vom Omnichannel-Marktplatz<br />
sprechen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Worum geht es bei dieser<br />
Betrachtungsweise im Detail?<br />
Marco Werner: Es geht darum,<br />
dass wir nicht nur das stationäre<br />
Geschäft ins Internet ausweiten,<br />
sondern dass wir auch die digitale<br />
Welt mit der stationären verbinden<br />
wollen, um das Einkaufserlebnis für<br />
unsere Kunden zu erweitern.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist unsere<br />
Filiale Schloßstraße in Berlin-Steglitz,<br />
wo wir neu Home24 als Untermieter<br />
gewinnen konnten. Wir möchten<br />
alles, was heute im Handel möglich<br />
ist, bei Karstadt abbilden können.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Wie sieht aktuell die<br />
Online-Struktur von Karstadt.de aus?<br />
Marco Werner: Die Architektur<br />
umfasst den bisherigen Onlineshop<br />
und wird nun um den Marktplatz<br />
erweitert. Dieser steht gerade<br />
erst am Anfang. Wir sind damit<br />
im Dezember live gegangen und<br />
haben mit dem ersten Partner die<br />
Testphase gestartet. Dabei handelt<br />
es sich um einen Shop aus<br />
dem Schmuckbereich, der schon<br />
eine gute Performance aufweisen<br />
kann. Mit vielen Partnern haben<br />
wir bereits Verträge ausgehandelt,<br />
sodass diese nun nach und nach<br />
auf die Plattform kommen.<br />
Parallel entwickeln wir natürlich<br />
unseren bisherigen Onlineshop<br />
Karstadt.de weiter, denn auch<br />
dort liegt noch großes Potenzial.<br />
Auch sehen wir, dass die Kunden<br />
unsere Omnichannel-Angebote<br />
nutzen. Click & Collect funktioniert<br />
wirklich gut. Auch die Reservierungsfunktion<br />
für Artikel in den<br />
Filialen wird häufig genutzt. Darüber<br />
hinaus sind wir dabei, im Zuge<br />
des Zusammenschlusses von Kaufhof<br />
und Karstadt das Beste aus zwei<br />
Welten zu verbiunden.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Sollen diese Services<br />
auch den Marktplatz-Partnern<br />
zugutekommen?<br />
Marco Werner: Ja, das ist unser<br />
klares Ziel. Der Kunde soll die<br />
Auswahl haben, ob er die Ware<br />
in einer Karstadt-Filiale abholen<br />
möchte oder in einer Filiale des<br />
Marktplatz-Partners.<br />
Dementsprechend legen wir<br />
auch großen Wert auf die Attraktivität<br />
und die Ausstattung unserer<br />
„Service-Points“.<br />
In vielen Filialen befinden sich<br />
im Übrigen auch Amazon-Abholfächer,<br />
was wiederum Frequenz in<br />
die Filialen bringt. An der Kooperation<br />
mit Amazon sieht man, wie<br />
ernst wir den Marktplatz-Gedanken<br />
ganz im Sinne des Kundenwunsches<br />
nehmen.<br />
Wir möchten alles, was<br />
heute im Handel möglich ist,<br />
abbilden können.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Möbel und Einrichten<br />
fassen Sie im Zuge der Marktplatz-Ausrichtung<br />
besonders ins Auge. Eigentlich<br />
ist das ja nicht mehr die Kernkompetenz<br />
von Karstadt, nachdem die reinen<br />
Möbelhäuser 2004 in Hamburg und<br />
2010 in München geschlossen worden<br />
sind.<br />
Marco Werner: Möbel sind aber ein<br />
gutes, wichtiges und zukunfts-<br />
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