Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976 12 Försterei Samordei Bucht bei Samordei Fotos K. Beyer www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976 Eisfischerei auf unseren masurischen Seen Das ist sehr lange her. Mindestens 30 Jahre sind wir älter geworden. Bevor ich mich dem eigentlichen Thema zuwende, möchte ich vor allem unseren älteren Landsleuten in die Erinnerung rufen, daß bis zum ersten Weltkrieg auf unseren Seen die Maränen, d. h. die kleinen Maränen (Coregonus albula), mit dem großen Niewod in der Nähe ihrer Laichplätze gefangen und dann zumeist geräuchert zum Verkauf angeboten worden sind, ja sie sind sogar in das Reich bis nach Bayern exportiert worden. Aber auch andere Süßwasserfische wie Bressem, Döbel, Häslinge, Barsche, Plötze und Schleie haben den Weg in unsere Räucherkammern antreten müssen. Letztere hat die Hausfrau, wenn sie ein Gewicht zwischen eineinhalb und zwei Pfund besaßen, in zwei Hälften spalten müssen. Sie trieften von Fett, wenn sie warm die Räucherkammern auf unseren Böden verlassen hatten. Am ergiebigsten sind jedoch die Fänge meist im Winter gewesen, wenn die Fische infolge der Kälte sich auf den Seegrund zurückgezogen haben und dort recht unbeweglich gewesen sind. Vor 1914 haben die Fischer eines jeden Garnes sich zu Maschkopies zusammengeschlossen und sind von Pächter zu Pächter gezogen. Maschkopie soll von dem niederländischen Wort Maatschappij abgeleitet und von den holländischen Einwanderern eingeführt worden sein. Maatschappij ist eine Handelsgesellschaft, die ihre Einkäufe für die Zeit der Fischerei gemeinsam vorgenommen hat. Zu meiner Jugendzeit hat es diese wandernden Eisfischer nicht mehr gegeben. Anfang des neuen Jahres haben die Fischereipächter, z. B. Gustav Cytrich (Grabnick), Dworak (Steinberg), Ernst Schröder (Neumalken) u. a. die Dorfbewohner zur Eisfischerei aufgerufen. Kastenschlitten, die das gesamte Gerät wie Äxte, Eispickeln, Sägen Lederschürzen, Lederhandschuhe, Eissporen, das Zugnetz mit den zweifingerdicken Leinen, Treibstangen, Käscher, Fischwiegen, Zalankes, Stroh und die Babb sowie Kiefern oder Fichten aufgenommen haben, werden von den Fischern auf die meist schneebedeckte Eisfläche gezogen. Der Garnmeister, der in der Regel der Pächter ist, gibt die 1. Wuhne, das Einlaßloch, an und steckt auf seinem Rundgang die Chochelöcher mit den Choinkes ab. An diesen Stellen werden die Nadelbäumchen im Eis befestigt, um den Zugstangen die Richtung und den Dorfbewohnern die offenen Gefahrenstellen zu weisen. Drei bis fünf Mann durchbrechen mit Äxten und spitzen Eispiekeln (an einem etwa 60 cm langem Holzschaft befestigte geschmiedete Brecheisen) die mehr als einen halben Meter dicke Eisdecke, trennen nach den Durchbrüchen mit einer Säge oder den Eispiekeln ein mindestens 5 qm große Eisplatte heraus und schieben sie unter die 'Eisdecke in der dem Fischzug entgegengesetzten Richtung. Die anderen Gehilfen schlagen die mit den Choinkes gekennzeichneten Chochelöcher, die für das Weiterbewegen der Treibstangen mit eisernen Spezialgabeln erforderlich sind. Diese Arbeiten am Eis sind keineswegs einfach und leicht. Nach dem Räumen des Schnees und dem ersten Schlag entstehen ringförmig wie bei einem Steinwurf in ein ruhiges Gewässer die Regenbogenfarben in voller Pracht. Bei den weiteren Hieben splittert das Eis nur in kleinen Stücken ab. Werden nur Eispiekeln und Äxte verwendet, dann entsteht an der 1. Wuhne eine Rinne in Rechteckform. Endlich hat www.Kreis-Johannisburg.de 13