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Johannisburger Heimatbrief 1976.

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Als sie zurückkam, war der Bettler verschwunden — wie vom Erdboden verschluckt;<br />

aber mit ihm auch die ganze schöne Bratwurst, die in der Pfanne<br />

gekrischelt hatte.<br />

Oma geriet in Hitze und schimpfte: „Na, ist denn das die Menschenmöglichkeit!<br />

Der krätsche Kerl, der! Opa, komm, Diebe!”<br />

Opa saß gerade in seinem Lehnstuhl und las im Kreisblatt. Gemächlich schritt<br />

er zur Küche: „Wo brennt's denn, Minchen?”<br />

Ohmchen überschlug sich mit Worten; als sie endlich ihren Bericht beendet<br />

hatte, sagte der alte Ostpreuße: „Die ganze fette Wurst hat er mitjenommen?<br />

Das verträgt der Magen nich. Lauf ihm nach, Minchen, und bring ihm Brot!”<br />

30<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

Nu aber Schluß!<br />

Dreimal kam de Bertche zu frieh auße Schul,<br />

dreimal ließ de Lehrersche sagen,<br />

se solid sich mal waschen mit Wasser und Seif,<br />

da platzd de Muttche der Kragen.<br />

Se huckd sich hin und se nahm dem Blei,<br />

dem Busen vol Zorn und voll Rache:<br />

„Geehrtes Freilein! Ich schreibe Sie in eine<br />

betreffende Sache.<br />

De Bertche, die stinkt? Da lacht ja de Katz,<br />

und de Kuh, de rotbunte, kichert!<br />

Nu reißt mir der Zwirn, denn Ihnen hat<br />

bestimmt der Kurrhahn geschichert!<br />

Sie is wohl e Druckknopf im Kopp geplatzt,<br />

und nun blakt bei Sie der Zilinder?<br />

Was stecken Se Ihre vornehme Nas<br />

in andere Leit ihre Kinder!<br />

Se denken emmend bei Ihr hohes Gehalt,<br />

ich werd vor Sie mir verkriechen?<br />

Belernen sollen Sie meiner Mergell.<br />

belernen! Und nich beriechen!<br />

Und wenn Sie ihr noch mal beriechen tun —<br />

das wurmt mir im Herz wie e Stachel! —,<br />

das sag ich Sie heeflichst, denn hat es gebumst,<br />

Sie feinstreif’ge, pröss'ge Rachachel.<br />

Denn schick ich Sie meinem Mann aufem Hals,<br />

im Gutens nicht mehr, nei, im Beesen,<br />

denn sind Se bestimmt, das sag ich Sie,<br />

de längste Zeit Freilein gewesen!”<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Alfred Lau

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