Johannisburger Heimatbrief 1976.
Johannisburger Heimatbrief 1976.
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
zogen mit 50 Meter breiten Feuerschutzschneisen, die teils zur landwirtschaftlichen<br />
Nutzung freigegeben, teils als Wildäcker, die von der Forstverwaltung<br />
mit Lupine, Seradella, Buchweizen, Topinambur, Waldstaudenroggen oder<br />
Kartoffeln bestellt wurden. Neben den schon vorhandenen kleineren Seen hatten<br />
sich in jeder Bodensenke mehr oder weniger große Tümpel gebildet, da ja<br />
der Wald für die Aufnahme der dort reichlichen Niederschläge fehlte.<br />
Hier fand sich nun eine ungewöhnlich starke Vogelwelt ein, darunter auch das<br />
Birkwild, dem mein Bericht in der Hauptsache gewidmet sein soll.<br />
Diese enorme Kahlfläche von schon genannter Größe muß sich der Leser ungefähr<br />
so vorstellen: Nord/Süd-Ausdehnung etwa acht bis zehn Kilometer. Im<br />
Süden vom Wiartel- und einem Teil des Niedersees, im Norden noch ein bis<br />
zwei Kilometer über die Bahnstrecke Ortelsburg—Johannisburg hinaus. Die<br />
Abgrenzungen im Osten und Westen etwa fünf bis sechs Kilometer voneinander<br />
entfernt. Verwaltungsmäßig waren das ganze Forstamt (damals noch<br />
Oberförsterei genannt) Breitenheide und Teile derjenigen von Rudczanny,<br />
Guscianka und Johannisburg betroffen.<br />
Wie weit — und ob überhaupt — in diesem Gebiet Birkwild vor 1923 vorhanden<br />
war, weiß ich nicht zu sagen. Ich möchte aber annehmen, daß dies kaum<br />
der Fall gewesen sein dürfte, da die reinen Kiefernbestände ohne wesentliche<br />
Bruchflächen diesem keine Lebensbedingungen bieten. Sonst war es aber in<br />
einigen Gegenden Ostpreußens anzutreffen; u. a. auf dem Heeresgelände um<br />
Arys als dem nächstgelegenen. Nach 1925/26 fand es sich jedenfalls erst in<br />
kleinerer Zahl und immer stärker ein. Ob es nun von weit herkam, von Polen,<br />
Kurland oder aus den Nordstaaten Schweden und Finnland zuwanderte, ist<br />
nicht erwiesen, wohl aber anzunehmen. Und dann hat es sich in den ersten<br />
Jahren wohl auch durch Brut stark vermehrt. Ich selbst habe oft Gelege festgestellt<br />
und Gesperre von jungem Birkwild beobachten können. Es waren ja<br />
auch ganz ideale Lebensbedingungen entstanden: Beeren aller Art, vor allem<br />
Preisel-, Moos-, Heidel- und Rauschbeeren konnten sich bei der erhöhten<br />
Feuchtigkeit und der intensiven Sonneneinwirkung um vieles besser entwickeln<br />
und waren auch reichlich vorhanden. Auch die verschiedensten Gräser<br />
und Kräuter hatten sich aus dem gleichen<br />
Grunde vermehrt eingefunden. Vor allem wurden aber die vielen einzelstehenden<br />
Birken zu vermehrtem Fruchtansatz angeregt, wodurch für das Birkwild<br />
die Winteräsung gesichert war.<br />
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Die Wintermonate waren es nun auch, in denen man einen Überblick bekam,<br />
wieviel etwa vorhanden war, obwohl m. W. niemals der Versuch gemacht<br />
worden ist, es zu zählen oder wenigstens zu schätzen. Andererseits kann ich<br />
mich aber noch recht gut besinnen, daß ich dies in meinem Dienstbezirk<br />
(1200 ha) versucht habe. Gar so schwer war das gar nicht. Denn sobald der<br />
Schnee die Bodenäsung verhinderte, hielt sich das Birkwild fast ausschließlich<br />
auf den Birken auf. Obwohl man nie näher als bis auf 200 bis 300 Meter herankam,<br />
ließen sich die schwarzen Punkte auf dem Glase ziemlich genau zählen.<br />
So habe ich mehrmals an einem Tage bis zu 150 Stück einwandfrei bestätigen<br />
können. Es wäre nun kein schwieriges Rechenexempel, davon die Stückzahl<br />
für die ganze Fläche herzuleiten. Das wäre natürlich völlig falsch. Bekanntlich<br />
ist Birkwild ja besonders<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
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