19.03.2019 Aufrufe

LA KW 12

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der eigene Sohn ist drogenabhängig und entwickelt noch dazu<br />

kriminelle Energien, um sich diesen Drogenkonsum zu finanzieren.<br />

Eine erschütternde Erkenntnis, die viele resignieren lassen würde.<br />

Die Pettneuerin Stephanie Seifert hat einen recht un konventionellen<br />

Weg gewählt, diese Situation zu bewältigen. Und unter dem Pseudonym<br />

Franziska Krafft ein Buch geschrieben: „Wendemanöver: Ein<br />

Sohn im Drogensumpf. Eine Mutter setzt Segel“.<br />

Von Elisabeth Zangerl<br />

„Als ich erfuhr, dass mein Sohn<br />

verhaftet worden ist, war ich erleichtert“<br />

– mit dieser Aussage erstaunte<br />

Stephanie Seifert zu Beginn des<br />

Gesprächs mit der RUNDSCHAU.<br />

Es folgt die Begründung: „Weil ab<br />

diesem Moment erst wusste ich,<br />

wo Noah (im Buch heißt der Junge<br />

Jonas) ist und endlich konnte ich<br />

etwas tun.“ Stephanie Seifert aus<br />

Pettneu ist alleinerziehende Mutter<br />

dreier Söhne, der älteste, Noah, zog<br />

mit 13 Jahren zu seinem Vater nach<br />

Berlin (im Buch: Frankfurt). „Und<br />

da ist er total abgestürzt“, erzählt<br />

Seifert: „Er war ein 13-jähriger Junge<br />

vom Lande, er konnte nicht einmal<br />

einen Busplan lesen. In Berlin<br />

hat er dann die falschen Freunde<br />

gefunden. Innerhalb kürzester Zeit<br />

hat der dann die Schule geschwänzt,<br />

Drogen genommen, gedealt, und es<br />

kam auch die Beschaffungskriminalität<br />

dazu.“ Seifert konnte in dieser<br />

Zeit praktisch keinen Kontakt zu<br />

ihrem Sohn aufbauen, dann kam<br />

der Anruf: „Ihr Sohn Noah ist in<br />

Untersuchungshaft.“ Fast ein halbes<br />

Jahr verbrachte der Teenager damals<br />

in einer Einrichtung für straffällige<br />

Jugendliche: „Dort durfte man ihn<br />

nicht besuchen oder anrufen, ich<br />

habe ihm Briefe geschrieben“, erinnert<br />

sich Seifert. Im März 2017<br />

folgte dann der Prozess, das Urteil:<br />

Entweder Noah tritt eine Haftstrafe<br />

an oder er macht einen Entzug.<br />

„Es gibt immer einen Weg“<br />

Stephanie Seifert aus Pettneu hat ein sehr persönliches Buch veröffentlicht<br />

KOSTENLOSE ERSTE RECHTSAUSKUNFT<br />

im Stadtamt Landeck (kleiner Sitzungssaal) am<br />

Dienstag, 26. März und 9. April 2019 von 09:00 bis 11:00 Uhr<br />

Dr. Robert Eiter<br />

Rechtsanwaltskanzlei<br />

Eine praxisnahe und effiziente Lösung Ihrer juristischen Anliegen.<br />

Sie können mich jederzeit telefonisch oder<br />

per E-Mail kontaktieren. Ich berate Sie gerne!<br />

Malserstrasse 13/ II · A-6500 Landeck · T: 05442 62435 · F: 05442 62435-10<br />

office@deingutesrecht.eu<br />

Mutter und Sohn im Sommer 2017 in Dänemark<br />

Noah verbrachte seine Zeit auch mit Angeln.<br />

„NOAH MUSS MIT!“ „Ich habe<br />

Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt,<br />

einen Platz in einer Entzugsklinik<br />

für ihn zu bekommen – dies<br />

gelang dann auch in einer Klinik<br />

in Süddeutschland“, fährt Seifert<br />

fort. Dann kam ihr die Idee, ihn<br />

auf einen Segeltörn mitzunehmen.<br />

Schon Jahre zuvor hat sich die Pettneuerin<br />

ein Segelschiff gekauft, und<br />

der Trip im Sommer war ohnehin<br />

ge plant. Um diesen Plan in die Realität<br />

umzusetzen, musste sie aber<br />

viele Hürden nehmen, nämlich<br />

Vater, Gericht, Jugendamt und die<br />

behandelnden Ärzte in der Entzugsklinik<br />

überzeugen. Ein großer<br />

Teil des Buches handelt von diesem<br />

Unterfangen, dessen Gelingen<br />

ein großes Maß an Beharrlichkeit<br />

erforderte. „Den Ärzten habe ich<br />

versprochen, mich täglich zu melden“,<br />

schilderte Seifert. Sie erinnert<br />

sich an den Beginn des Segeltörns:<br />

„Anfangs hat Noah nur geschlafen<br />

– je mehr Medikamente schrittweise<br />

abgesetzt wurden, desto mehr hat er<br />

mitbekommen.“ Die Route verlief<br />

von der Ostsee nach Kopenhagen,<br />

Göteborg, zu dänischen Inseln,<br />

Helgoland, weiter nach Holland<br />

und durch die Kanäle bis Amsterdam<br />

– zwei Monate am Stück waren<br />

Mutter und Sohn im Sommer 2017<br />

unterwegs, die begleitende Crew<br />

(Freunde/Bekannte, Geschwister,<br />

Großvater und Noahs Freundin)<br />

wechselte stetig. Wie gestaltete sich<br />

der Alltag? – immerhin hatten Mutter<br />

und Sohn jahrelang kaum Kontakt:<br />

„Ich habe ihn einfach in Ruhe<br />

gelassen – irgendwann wollte er mit<br />

dem Beiboot fahren, anfangs nur im<br />

Umkreis, wo ich ihn sehen konnte,<br />

in weiterer Folge hat er auch gelenkt<br />

und das Segelboot gesteuert. Es war<br />

sehr wichtig für Noah, Aufgaben zu<br />

bekommen.“ Und auf dem Schiff<br />

gab’s „keine Möglichkeiten, Drogen<br />

zu konsumieren, zu rauchen, straffällig<br />

zu werden etc.“.<br />

„VER<strong>LA</strong>G AUFMERKSAM<br />

GEWORDEN“. Ihre Eindrücke<br />

verarbeitete und veröffentlichte<br />

Stephanie Seifert auf einem Blog,<br />

auch auf einem eines Freundes. So<br />

wurde der deutsche Verlag „Eden<br />

Books“ auf die Geschichte aufmerksam.<br />

„Mitarbeiter des Verlags haben<br />

mich angerufen und gefragt, ob ich<br />

ein Buch schreiben möchte, doch<br />

zu dieser Zeit war ich mit anderen<br />

Dingen beschäftigt“, gesteht Seifert.<br />

Nach diesem Sommer holte sie<br />

Noah nämlich heim nach Pettneu,<br />

dankend erinnert sie sich an die<br />

Fotos: Stephanie Seifert<br />

Auf diesem Segelboot verbrachten Mutter<br />

und Sohn – teils mit Bekannten und<br />

Verwandten – zwei Monate.<br />

Suche nach einem Schulplatz: „Direktor<br />

Reinhold Greuter hat damals<br />

nach einem Gespräch zu uns gesagt,<br />

dass er Noah eine Chance gibt – er<br />

durfte als Schüler in der Handelsschule<br />

anfangen … Das lief überraschend<br />

gut – ein Jahr lang hat er die<br />

RUNDSCHAU Seite 18 20./21. März 2019

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!