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Der eigene Sohn ist drogenabhängig und entwickelt noch dazu<br />
kriminelle Energien, um sich diesen Drogenkonsum zu finanzieren.<br />
Eine erschütternde Erkenntnis, die viele resignieren lassen würde.<br />
Die Pettneuerin Stephanie Seifert hat einen recht un konventionellen<br />
Weg gewählt, diese Situation zu bewältigen. Und unter dem Pseudonym<br />
Franziska Krafft ein Buch geschrieben: „Wendemanöver: Ein<br />
Sohn im Drogensumpf. Eine Mutter setzt Segel“.<br />
Von Elisabeth Zangerl<br />
„Als ich erfuhr, dass mein Sohn<br />
verhaftet worden ist, war ich erleichtert“<br />
– mit dieser Aussage erstaunte<br />
Stephanie Seifert zu Beginn des<br />
Gesprächs mit der RUNDSCHAU.<br />
Es folgt die Begründung: „Weil ab<br />
diesem Moment erst wusste ich,<br />
wo Noah (im Buch heißt der Junge<br />
Jonas) ist und endlich konnte ich<br />
etwas tun.“ Stephanie Seifert aus<br />
Pettneu ist alleinerziehende Mutter<br />
dreier Söhne, der älteste, Noah, zog<br />
mit 13 Jahren zu seinem Vater nach<br />
Berlin (im Buch: Frankfurt). „Und<br />
da ist er total abgestürzt“, erzählt<br />
Seifert: „Er war ein 13-jähriger Junge<br />
vom Lande, er konnte nicht einmal<br />
einen Busplan lesen. In Berlin<br />
hat er dann die falschen Freunde<br />
gefunden. Innerhalb kürzester Zeit<br />
hat der dann die Schule geschwänzt,<br />
Drogen genommen, gedealt, und es<br />
kam auch die Beschaffungskriminalität<br />
dazu.“ Seifert konnte in dieser<br />
Zeit praktisch keinen Kontakt zu<br />
ihrem Sohn aufbauen, dann kam<br />
der Anruf: „Ihr Sohn Noah ist in<br />
Untersuchungshaft.“ Fast ein halbes<br />
Jahr verbrachte der Teenager damals<br />
in einer Einrichtung für straffällige<br />
Jugendliche: „Dort durfte man ihn<br />
nicht besuchen oder anrufen, ich<br />
habe ihm Briefe geschrieben“, erinnert<br />
sich Seifert. Im März 2017<br />
folgte dann der Prozess, das Urteil:<br />
Entweder Noah tritt eine Haftstrafe<br />
an oder er macht einen Entzug.<br />
„Es gibt immer einen Weg“<br />
Stephanie Seifert aus Pettneu hat ein sehr persönliches Buch veröffentlicht<br />
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Mutter und Sohn im Sommer 2017 in Dänemark<br />
Noah verbrachte seine Zeit auch mit Angeln.<br />
„NOAH MUSS MIT!“ „Ich habe<br />
Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt,<br />
einen Platz in einer Entzugsklinik<br />
für ihn zu bekommen – dies<br />
gelang dann auch in einer Klinik<br />
in Süddeutschland“, fährt Seifert<br />
fort. Dann kam ihr die Idee, ihn<br />
auf einen Segeltörn mitzunehmen.<br />
Schon Jahre zuvor hat sich die Pettneuerin<br />
ein Segelschiff gekauft, und<br />
der Trip im Sommer war ohnehin<br />
ge plant. Um diesen Plan in die Realität<br />
umzusetzen, musste sie aber<br />
viele Hürden nehmen, nämlich<br />
Vater, Gericht, Jugendamt und die<br />
behandelnden Ärzte in der Entzugsklinik<br />
überzeugen. Ein großer<br />
Teil des Buches handelt von diesem<br />
Unterfangen, dessen Gelingen<br />
ein großes Maß an Beharrlichkeit<br />
erforderte. „Den Ärzten habe ich<br />
versprochen, mich täglich zu melden“,<br />
schilderte Seifert. Sie erinnert<br />
sich an den Beginn des Segeltörns:<br />
„Anfangs hat Noah nur geschlafen<br />
– je mehr Medikamente schrittweise<br />
abgesetzt wurden, desto mehr hat er<br />
mitbekommen.“ Die Route verlief<br />
von der Ostsee nach Kopenhagen,<br />
Göteborg, zu dänischen Inseln,<br />
Helgoland, weiter nach Holland<br />
und durch die Kanäle bis Amsterdam<br />
– zwei Monate am Stück waren<br />
Mutter und Sohn im Sommer 2017<br />
unterwegs, die begleitende Crew<br />
(Freunde/Bekannte, Geschwister,<br />
Großvater und Noahs Freundin)<br />
wechselte stetig. Wie gestaltete sich<br />
der Alltag? – immerhin hatten Mutter<br />
und Sohn jahrelang kaum Kontakt:<br />
„Ich habe ihn einfach in Ruhe<br />
gelassen – irgendwann wollte er mit<br />
dem Beiboot fahren, anfangs nur im<br />
Umkreis, wo ich ihn sehen konnte,<br />
in weiterer Folge hat er auch gelenkt<br />
und das Segelboot gesteuert. Es war<br />
sehr wichtig für Noah, Aufgaben zu<br />
bekommen.“ Und auf dem Schiff<br />
gab’s „keine Möglichkeiten, Drogen<br />
zu konsumieren, zu rauchen, straffällig<br />
zu werden etc.“.<br />
„VER<strong>LA</strong>G AUFMERKSAM<br />
GEWORDEN“. Ihre Eindrücke<br />
verarbeitete und veröffentlichte<br />
Stephanie Seifert auf einem Blog,<br />
auch auf einem eines Freundes. So<br />
wurde der deutsche Verlag „Eden<br />
Books“ auf die Geschichte aufmerksam.<br />
„Mitarbeiter des Verlags haben<br />
mich angerufen und gefragt, ob ich<br />
ein Buch schreiben möchte, doch<br />
zu dieser Zeit war ich mit anderen<br />
Dingen beschäftigt“, gesteht Seifert.<br />
Nach diesem Sommer holte sie<br />
Noah nämlich heim nach Pettneu,<br />
dankend erinnert sie sich an die<br />
Fotos: Stephanie Seifert<br />
Auf diesem Segelboot verbrachten Mutter<br />
und Sohn – teils mit Bekannten und<br />
Verwandten – zwei Monate.<br />
Suche nach einem Schulplatz: „Direktor<br />
Reinhold Greuter hat damals<br />
nach einem Gespräch zu uns gesagt,<br />
dass er Noah eine Chance gibt – er<br />
durfte als Schüler in der Handelsschule<br />
anfangen … Das lief überraschend<br />
gut – ein Jahr lang hat er die<br />
RUNDSCHAU Seite 18 20./21. März 2019