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Heiß und kalt bei den Plateau-Jahresbilanzen<br />
Seefeld rennt WM-Subventionen von Bund und Land hinterher, Scharnitz wurde von der BH eine Strafrunde verordnet<br />
Innerhalb einer Woche stimmten die vier Gemeinden des Seefelder<br />
Plateaus über die Jahresrechnungen ab. Während Seefeld,<br />
Leutasch und Reith positiv bilanzieren, gab es, wie in der vorigen<br />
RUNDSCHAU-Ausgabe berichtet, in Scharnitz ein sattes Minus.<br />
GR Peter Reinpold brachte wegen des knappen GR-Beschlusses<br />
Anzeige bei der Staatsanwaltschaft und Beschwerde bei der<br />
BH ein. Er kritisierte, dass Bürgermeisterin Isabella Blaha ohne<br />
Finanzierungsplan und ohne Bedeckung im Haushalt Vergaben<br />
für das Naturparkhaus getätigt habe. Außerdem habe ihr Sohn<br />
Marco an der Abstimmung teilgenommen, obwohl er befangen<br />
gewesen sei. Da die BH eine Befangenheit Blahas nicht auschließt,<br />
muss der Gemeinderatsbeschluss wiederholt werden.<br />
Von Bernhard Rangger<br />
In Seefeld hadert man derzeit<br />
wegen der immer noch fehlenden<br />
Zuschüsse von Bund und Land bei<br />
der Finanzierung der WM-Bauten.<br />
WM-Finanzausschussobmann<br />
Alexander Schmid stellte bei der<br />
jüngsten Gemeinderatssitzung den<br />
derzeitigen Abrechnungsstand vor:<br />
„Insgesamt werden die WM-Baustellen<br />
und alles was ursächlich mit<br />
diesen zu tun hatte, etwas mehr als<br />
40 Millionen Euro kosten. Darin<br />
enthalten sind auch viele Infrastrukturmaßnahmen,<br />
die der Gemeinde<br />
in den nächsten Jahrzehnten zu<br />
Gute kommen.“ Schmid weiter:<br />
„Vereinbart waren mit Land und<br />
Bund, dass wir die Sportbauten mit<br />
einem Volumen von 30,5 Millioen<br />
Euro im Verhältnis 40-40-20 finanzieren.<br />
Vom Land sind bisher aber<br />
erst zehn Mio. Euro, vom Bund gar<br />
nur 8,8 Millionen Euro geflossen.<br />
Über weite Phasen musste die Gemeinde<br />
die Liquidität ausgleichen.<br />
Daher sind wir auch der Meinung,<br />
dass die Zinsen von allen zu tragen<br />
sind!“ GR Sepp Kneisl warf ein, dass<br />
mit dem Geld sehr viel Infrastruktur<br />
geschaffen wurde, die man mit dem<br />
normalen Gemeindehaushalt in<br />
mehr als zehn Jahren nicht stemmen<br />
hätte können: „Denkt da zum Beispiel<br />
an das Verkehrskonzept, den<br />
Fußballplatz, den Tennisplatz oder<br />
die WM-Halle!“<br />
VERSPRECHEN VON VIZE-<br />
KANZLER STRACHE. Bisher<br />
hat die Gemeinde Seefeld jedenfalls<br />
schon 17,7 Millionen Euro in die<br />
WM gesteckt. Schmid: „Wir erwarten<br />
noch Rechnungen in der Höhe<br />
von 3,1 Millionen Euro. Deshalb<br />
müssen wir weiterhin bei Bund und<br />
Land darauf drängen, dass sie den<br />
Finanzierungsplan einhalten!“ Dieser<br />
Meinung schloss sich auch Bürgermeister<br />
Werner Frießer an: „Ich<br />
habe die beiden WM-Besuche von<br />
Vizekanzler Heinz-Christian Strache<br />
genutzt und ihn auf die ausständigen<br />
Bundesgelder hingewiesen. Er<br />
hat mir zwar zugesichert, dass er<br />
Seefeld nicht im Regen stehen lässt.<br />
Von solchen Aussagen können wir<br />
uns aber nichts kaufen. Mit einer offiziellen<br />
Förderzusage hat das leider<br />
nichts zu tun!“<br />
POSITIVE SIGNALE VOM<br />
LAND. Gemeinsam fuhren Bürgermeister<br />
Frießer, Schmid und Kneisl<br />
daher vergangene Woche auch zu<br />
LH-Stv. Josef Geisler, der den Seefeldern<br />
versicherte, dass das Land<br />
einspringe, wenn Bundesgelder<br />
nicht fließen sollten. Er machte<br />
die Delegation darauf aufmerksam,<br />
dass man bereits mehrfach die Projektkosten<br />
(zuletzt 28 Millionen<br />
Euro) angepasst habe. Frießer: „Das<br />
Gespräch ist trotzdem sehr positiv<br />
verlaufen. Unser Projektkoordinator<br />
muss jetzt noch die Kostenüberschreitungen<br />
und die Gründe dafür<br />
nachreichen. Dann besteht auch die<br />
Hoffnung, dass wir dafür weiteres<br />
Geld erhalten.“ Bei der Gemeinderatssitzung<br />
wurde außerdem über<br />
die Jahresrechnung abgestimmt. 17,3<br />
Millionen Euro waren es im ordentlichen<br />
Haushalt und 6,1 Millioen im<br />
außerordentlichen Haushalt. Das<br />
Jahresergebnis beträgt 585.000 Euro.<br />
EISERNES SPAREN. Der Überling<br />
aus dem außerordentlichen<br />
Haushalt wurde diesem Ergebnis<br />
nicht zugerechnet, da er zur Fortführung<br />
der Volksschulsanierung<br />
eingesetzt wird. Kneisl machte darauf<br />
aufmerksam, dass man künftig<br />
sparen müsse: „Das Rechnungsergebnis<br />
ist zwar positiv. Wir dürfen<br />
aber künftig nicht das Budget durch<br />
Grundverkäufe ausgleichen. Also<br />
müssen wir uns auf die Gemeindeaufgaben<br />
wie Soziales, Bildung und<br />
Umwelt konzentrieren. Ein Vereinshaus<br />
können wir uns in den nächsten<br />
Jahren nicht leisten!“ Überprüfungsausschussobmann<br />
Schmid<br />
sprach die Sportstättenerhaltung<br />
Im gesamten Seefelder Gemeindegebiet wird probeweise Tempo 40 eingeführt, in<br />
der Kirchwald- und Klosterwaldsiedlung sogar Tempo 30.<br />
Foto: Rangger<br />
an: „Diese stellt für die Bevölkerung<br />
einen Mehrwert dar, auf Grund der<br />
WM-Bauten müssen wir aber mit erheblichen<br />
Mehrkosten in der Erhaltung<br />
rechnen!“ Beschlossen wurde<br />
auch die Siedlungserweiterung „Am<br />
Kirchwald“. Dort wird die „Neue<br />
Heimat Tirol“ Wohnungen und Reihenhäuser<br />
für junge Seefelder nach<br />
Wohnbauförderungsgrundsätzen<br />
errichten. Probeweise führt man im<br />
gesamten Ortsgebiet Tempo 40 ein.<br />
Im Kloster- und Kirchwald wird auf<br />
einer Straße sogar Tempo 30 getestet.<br />
LEUTASCH IM PLUS. Der Leutascher<br />
Gemeinderat darf sich über<br />
ein Jahresergebnis von mehr als 1,1<br />
Milionen Euro freuen. Bürgermeister<br />
Jorgo Chrysochoidis wies darauf<br />
hin, dass die Gemeinde einen Darlehensstand<br />
von 9 Millionen Euro und<br />
damit eine Pro Kopf-Verschuldung<br />
von 3.800 Euro aufweise. „400.000<br />
Euro führten wir den Rücklagen zu,<br />
die somit auf 2,6 Mio. angewachsen<br />
sind. Vor allem die rege Bautätigkeit,<br />
insbesondere auch in der Gastronomie,<br />
haben zu dieser positiven Entwicklung<br />
beigetragen.“<br />
KNAPPES PLUS IN REITH.<br />
Mit einer grotesken Situation waren<br />
die Reither Gemeinderäte bei der<br />
Jahresrechnung konfrontiert. Alt-<br />
Bürgermeister Hannes Marthe hatte<br />
das Zahlenwerk im Überprüfungsausschuss<br />
mitüberprüft und dann<br />
eine Einwendung eingebracht. Bei<br />
der Abstimmung im Gemeinderat<br />
stimmte er allerdings wieder dafür.<br />
Im ordentlichen Haushalt erzielte<br />
die Gemeinde 4,55 Millionen Euro<br />
an Einnahmen, die Ausgaben beliefen<br />
sich auf 4,25 Millionen Euro.<br />
Im außerordentlichen Haushalt waren<br />
es 1,19 Millionen Euro an Einnahmen<br />
und 1,37 Millionen Euro<br />
an Ausgaben. Das Jahresergebnis<br />
betrug also etwas mehr als 100.000<br />
Euro. Geschmälert wurde das Ergebnis<br />
durch eine Rechnung der<br />
TIWAG für den Liftweg, die eigentlich<br />
für das laufende Rechnungsjahr<br />
budgetiert war. Sie ging am 31.<br />
Dezember ein und musste daher<br />
im Vorjahr verrechnet werden. Da<br />
der Verein „Frauen im Brennpunkt“<br />
vom Reither Gemeinderat eine Subvention<br />
von 30.000 Euro fordert,<br />
will man die Kinderbetreuungseinrichtung<br />
künftig selbst weiterführen.<br />
Bürgermeister Dominik Hiltpolt<br />
argumentierte, dass die Gemeinde<br />
in der Lage sei, erhebliche Kosten<br />
einzusparen: „Vor allem bei den Verwaltungskosten<br />
und den Sachkosten<br />
können wir eine ähnliche Summe<br />
einsparen, wie die Subvention ausmachen<br />
würde. Außerdem haben<br />
wir derzeit keinen Einfluss darauf,<br />
welche Kinder aufgenommen werden!“<br />
STRAFRUNDE IN SCHAR-<br />
NITZ. Die Gemeinderats-Abstimmung<br />
über die Scharnitzer Jahresrechnung,<br />
die laut einem Brief der<br />
Bezirkshauptmannschaft ohne familiäre<br />
Beteiligung der Familie Blaha<br />
wiederholt werden muss, wird diesen<br />
Donnerstag um 20 Uhr im Scharnitzer<br />
Gemeindehaus stattfinden. Auf<br />
der Tagesordnung stehen elf Punkte,<br />
die durchaus Konfliktstoff beinhalten.<br />
Trotz Geldnot will Dorfchefin<br />
Blaha die Estricharbeiten, Trockenbauarbeiten,<br />
Spengler- und Dachdeckerarbeiten<br />
für das „Infozentrum<br />
Länd“ sowie für weitere Gewerke für<br />
das Clubgebäude des Fußballplatzes<br />
beschließen. Auch ein gebrauchter<br />
Traktor soll angekauft werden. Mehr<br />
darüber in der nächsten RUND-<br />
SCHAU-Ausgabe.<br />
RUNDSCHAU Seite 8 3./4. April 2019