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2019_15

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Kurier Nr. <strong>15</strong> 11.4.<strong>2019</strong> Dorfspiegel Dietlikon<br />

3<br />

Seit 50 Jahren gibt es in Dietlikon einen Polizeiposten<br />

Die Kantonspolizei feiert das Jubiläum ihres Dietliker Postens<br />

Sie sorgt für Ruhe und Ordnung, wirkt präventiv, klärt Verbrechen<br />

auf und bringt Übeltäter vor Gericht. Gemeint ist die Polizei.<br />

Deren Posten in Dietlikon ist 50 Jahre alt geworden.<br />

Ruedi Muffler<br />

In Dietlikon teilen die Kommunaloder<br />

Gemeindepolizei und die<br />

Kantonspolizei diese Aufgaben unter<br />

sich auf. Erstere gibt es seit<br />

2003, letztere ist schon seit 50 Jahren<br />

in der Gemeinde präsent. Zu<br />

diesem Jubiläum sind Reto Bernasconi,<br />

Bezirks-Stationierter, und<br />

Stefan Oberlin, Mediensprecher<br />

der Kantonspolizei, dem «Kurier»<br />

Rede und Antwort gestanden.<br />

Wie in anderen Gemeinden sorgte<br />

auch in Dietlikon während vielen<br />

Jahren ein Weibel für die Verbreitung<br />

von amtlichen Mitteilungen.<br />

Gleichzeitig fungierte er als eine<br />

Art Polizist. Wurde die «richtige»<br />

Polizei benötigt, war der Posten<br />

Wallisellen der Kantonspolizei zuständig.<br />

Am 1. April 1969 eröffnete<br />

diese dann in Dietlikon einen Posten.<br />

Untergebracht war dieser in<br />

zwei Büros im neuen Gemeindehaus.<br />

Auf diesen Zeitpunkt hin beauftragte<br />

die Gemeinde die Kapo<br />

mit der Sicherstellung der polizeilichen<br />

Grundversorgung. Erster Stationierter,<br />

wie es im Fachjargon<br />

heisst, in Dietlikon war Eduard<br />

Aeschbacher.<br />

Vervierfachung des Bestandes<br />

Mit dem Wachstum der Gemeinde<br />

stieg auch der Arbeitsaufwand für<br />

die Polizei. 1972 zählte der Posten<br />

zwei Beamte, aktuell sind vier, unterstützt<br />

vom Diensthund Bandit<br />

von der Burg Schwarzsee in Dietlikon<br />

stationiert. Mehr Personal<br />

rief nach mehr Platz. Diesen hat<br />

die Kapo 1994 in der ehemaligen<br />

Hauswartswohnung des Gemeindehauses<br />

gefunden. Mit der Schaffung<br />

einer eigenen Kommunalpolizei<br />

2003 wurden die Aufgaben<br />

neu verteilt. «Übertretungen fallen<br />

in den Kompetenzbereich der<br />

Kommunalpolizei, Vergehen und<br />

Verbrechen in denjenigen der<br />

Kapo», umschreibt Reto Bernasconi<br />

der von 1987 bis 1996 Stationierter<br />

in Dietlikon war die Aufgabenteilung.<br />

Allerdings sei für den Bürger diese<br />

Unterscheidung nicht immer<br />

einfach. Spreche jemand auf dem<br />

Kapo-Posten mit einem Anliegen<br />

vor, für das eigentlich die Gemeindepolizei<br />

zuständig wäre,<br />

werde er nicht weggeschickt, es<br />

sei denn, er brauche lediglich eine<br />

Parkbewilligung für die Blaue<br />

Zone. Die Aufrechterhaltung der<br />

öffentlichen Sicherheit und von<br />

Ruhe und Ordnung, verkehrspolizeiliche<br />

Massnahmen oder auch<br />

das schlichtende Einschreiten bei<br />

Streitigkeiten gehören zum Aufgabenbereich<br />

der Kommunalpolizei.<br />

Im Gegensatz dazu ist die<br />

Kantonspolizei in erster Linie Kriminalpolizei.<br />

Diese Arbeitsteilung<br />

klappt bestens. Bei speziellen<br />

Ausrückfällen steht die Kommunalpolizei<br />

der Kantonspolizei<br />

denn auch stets zur Verfügung.<br />

Regionale Unterschiede<br />

Bei den zu bearbeitenden Fällen<br />

gibt es Unterschiede zwischen den<br />

rund 60 Polizeiposten der Kapo<br />

Zürich. Vor dem Hintergrund der<br />

Einkaufsmeile beschäftigen in<br />

Dietlikon Ladendiebstähle die<br />

Stationierten überdurchschnittlich<br />

häufig. Aber auch hierorts muss<br />

die Polizei je länger je öfter wegen<br />

häuslicher Gewalt ausrücken.<br />

Kommt es dabei zu Körperverletzung,<br />

ist die Kantonspolizei zuständig.<br />

Diese Art von Delikten<br />

passiert oft in der Nacht.<br />

Dann ist der Posten zwar nicht besetzt,<br />

die Kapo ist jedoch in der<br />

Region mit Patrouillen unterwegs<br />

und ein Nachtdienst ist in Bereitschaft.<br />

Dieser Patrouillen- und<br />

Nachtdienst wird im Turnus von<br />

den Stationierten in den Bezirken<br />

Bülach und Dielsdorf wahrgenommen.<br />

Den Nachtdienst<br />

leisten die Stationierten<br />

in Uniform,<br />

während sie tagsüber<br />

in Zivil unterwegs<br />

sind.<br />

Mit der Zuständigkeit<br />

auch für Wangen-Brüttisellen<br />

ist der Dietliker<br />

Posten der einzige im Kanton,<br />

der Gemeinden in mehr als einem<br />

Bezirk betreut. Ziel ist, dass der<br />

Posten während den offiziellen Öffnungszeiten<br />

immer mit mindestens<br />

einer Person besetzt ist.<br />

Polizeistation Dietlikon<br />

Mit dem 1. April 1969 wird im 1. Stock des Gemeindehauses,<br />

Büro Nr. 21, die neu geschaffene Polizeistation in Betrieb<br />

genommen.<br />

Einem geschenkten Gaul<br />

Bis 1991 verfügte der Posten Dietlikon<br />

über kein Dienstfahrzeug. Dies<br />

änderte, als der Gemeinde eine Erbschaft<br />

ohne Zweckbestimmung zufiel.<br />

Auf die Frage, wofür das Geld<br />

eingesetzt werden könnte, hatte<br />

Reto Bernasconi, damals Stationierter<br />

in Dietlikon, eine Antwort:<br />

«Kauft uns einen Dienstwagen».<br />

Sein Vorschlag stiess auf offene<br />

Ohren.<br />

Allerdings musste – von den ersten<br />

Gesprächen wusste das Kommando<br />

in Zürich nichts – zuerst abgeklärt<br />

werden, wie der Kanton mit dem<br />

Geschenk einer Gemeinde umzugehen<br />

hat. Es wurde eine Lösung<br />

gefunden, und der Kanton übernahm<br />

die Kosten für die Ausrüstung<br />

des Fahrzeuges. Am 13. August<br />

1991 wurde der bordeauxrote<br />

Opel Vectra den Stationierten in<br />

einem feierlichen Akt übergeben.<br />

Allrounder im Einsatz<br />

Tötungsdelikte gehören nicht zum<br />

Alltag der Stationierten in Dietlikon,<br />

aber sie kommen vor. Dann ist<br />

es nicht wie im Fernsehkrimi die<br />

Mordkommission, die für den Fall<br />

von Anfang an zuständig ist, die<br />

ersten vor Ort sind die Stationierten.<br />

Sie nehmen erste Abklärungen<br />

vor, erstellen den ersten Rapport<br />

und wirken anschliessend in einem<br />

Team mit Spezialisten mit. Bei Einbrüchen<br />

sichern sie Spuren und<br />

führen die Ermittlungen durch.<br />

Die Sicherung von DNA-Spuren ist<br />

in erster Linie Sache des Forensischen<br />

Instituts Zürich, welches von<br />

den Stationierten angefordert werden<br />

kann. Einbrüche in Wohnobjekte,<br />

auch die nach der Zeitumstellung<br />

im Oktober einsetzenden<br />

Dämmerungseinbrüche, sind dank<br />

der polizeilichen Präventionsarbeit<br />

erfreulicherweise rückläufig.<br />

Stationierter mit Leib und Seele<br />

Viele Stationierte wechseln nach<br />

ihrem Einsatz in der Landschaft,<br />

der in der Regel zwischen vier und<br />

zehn Jahren dauert, zu einer Spezialabteilung.<br />

Anders Reto Bernasconi,<br />

der auf 32 Jahre als Stationierter<br />

zurückblickt. Seit 2012 ist<br />

er Bezirks-Stationierter, also<br />

Springer im Bezirk Bülach. «Es<br />

gibt wohl keine andere Funktion<br />

Tel. Nr. 93 26 28<br />

Herr Pol. Sdt. Eduard Aeschbacher tritt mit diesem Tag<br />

seinen Dienst in Dietlikon an. Wir heißen ihn herzlich willkommen<br />

und wünschen ihm ein ersprießliches Wirken.<br />

Gemeinderat Dietlikon<br />

Mit dieser kleinen Meldung im «Kurier» informierte der Gemeinderat Dietlikon<br />

vor 50 Jahren die Bevölkerung über die Eröffnung des Polizeipostens.<br />

Die Unterscheidung<br />

zwischen Übertretung<br />

und Vergehen ist für den<br />

Bürger nicht einfach.<br />

bei der Kapo, die so vielseitig ist<br />

und die so viel Freiheit bei der Erledigung<br />

der Arbeit gewährt wie<br />

diejenige des Stationierten. Man<br />

ist weitgehend sein eigener Herr<br />

und Meister», begründet er seine<br />

Wahl und fährt fort: «Ich weiss<br />

keinen Morgen, was der Tag<br />

bringt.»<br />

Dramatisches und Kurioses<br />

Wenn er an seine Dietliker Zeit<br />

denkt, erinnert er sich an dramatische<br />

aber auch an komische Situationen.<br />

Dramatisch wurde es für<br />

ihn, als er 1992 ausrückte, um im<br />

Jumbo-Markt einen Ladendieb<br />

festzunehmen. Als er mit dem Verdächtigen<br />

das Gebäude verlassen<br />

wollte, blickte er plötzlich in den<br />

Lauf eines Revolvers, war doch gerade<br />

auch noch ein Überfall auf die<br />

Kasse des Marktes im Gange. Zum<br />

Glück war er bewusst unbewaffnet<br />

ausgerückt. Hätte der Täter bei ihm<br />

eine Waffe entdeckt, wer weiss,<br />

was geschehen wäre. So wusste der<br />

Räuber nicht, dass er einen Polizisten<br />

bedrohte.<br />

Nicht wie geplant ging ein Einbruch<br />

in ein Gewerbehaus aus.<br />

Eine vierköpfige Bande hatte es<br />

auf eine illegale Hanfplantage im<br />

UG des Hauses abgesehen. Nachdem<br />

sich die Türe zur Plantage jedoch<br />

auch mit schwerem Gerät<br />

nicht öffnen liess, benützten die<br />

Täter für den Rückzug den Lift. Zu<br />

ihrem Pech blieb dieser jedoch stecken.<br />

Am Morgen entdeckte der<br />

Hauswart die Einbruchsspuren<br />

und hörte seltsame Geräusche aus<br />

dem Aufzug. Bevor die herbeigerufene<br />

Feuerwehr die Einbrecher<br />

aus ihrer misslichen Lage befreite,<br />

tauchte die alarmierte Kantonspolizei<br />

mit einem Grossaufgebot auf,<br />

um die Übeltäter in Empfang zu<br />

nehmen.

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