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Ratgeber Auto Ausgabe PM

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FREITAG, 26. APRIL 2019<br />

SEITE 23<br />

Oldtimer Importieren<br />

Wenn das Traum-<strong>Auto</strong><br />

um die halbe Welt reist<br />

<strong>Auto</strong>s wie der alter Ford Thunderbird sind in den USA in einer größeren Auswahl zu finden als in Deutschland. <br />

Foto: Ina FASSbender<br />

Von Andreas Kötter<br />

Der Wagen ist wunderschön,<br />

das Problem ist nur: Er steht<br />

nicht in Deutschland, sondern<br />

in den USA. Was nun? Wie<br />

bekommt man einen alten<br />

Ford, Chevrolet oder Cadillac<br />

über den Teich?<br />

Wuppertal. Das Internet<br />

kann für <strong>Auto</strong>fans ein wahres<br />

Eldorado sein. Denn Angebote<br />

lassen sich weltweit<br />

finden. Wer nach einem US-<br />

Oldie sucht und etwa von<br />

einem 1964er Ford Mustang<br />

oder einem 1966er Chevrolet<br />

Camaro träumt, schaut<br />

sich daher vielleicht auch<br />

nach US-Cars um, die noch<br />

in ihrer Heimat stehen. Doch<br />

so schnell man per Mausklick<br />

zum stolzen Besitzer werden<br />

kann, so viele Hindernisse<br />

können auftauchen, bis das<br />

Objekt der Begierde nach<br />

einer langen Reise schließlich<br />

in der heimischen Garage<br />

steht.<br />

Dieter Thiel weiß aus eigenem<br />

Erleben, dass es gar nicht<br />

so einfach ist im Paragrafen-<br />

Dschungel der Ausfuhr- und<br />

Import-Bestimmungen, der<br />

technischen und gesetzlichen<br />

Vorgaben den Überblick zu<br />

behalten. „Die Bestimmungen<br />

ändern sich bisweilen, ob<br />

das nun den Zoll betrifft oder<br />

vielleicht auch nur die in Klimaanlagen<br />

eingesetzten Kältemittel“,<br />

weiß der Firmeninhaber<br />

von USCars24, einem<br />

Wuppertaler Unternehmen,<br />

das seit 30 Jahren Neu- und<br />

Gebrauchtfahrzeuge aus den<br />

USA und Kanada importiert.<br />

„Jeder Fall ist individuell“,<br />

bestätigt Jörg Eckhardt Kuznik.<br />

So könne es gerade bei<br />

Oldtimern vorkommen, dass<br />

die Scheinwerfer umgerüstet<br />

werden müssen. Deshalb rät<br />

der Kfz-Sachverständige und<br />

Vertragspartner der Datenbank<br />

Classic Data dazu, erste<br />

Informationen zu einem<br />

bestimmten Fahrzeug beim<br />

entsprechenden <strong>Auto</strong>-Club<br />

einzuholen.<br />

Ein <strong>Auto</strong> etwa auf Ebay<br />

zu ersteigern, ohne das Fahrzeug<br />

vor Ort begutachtet<br />

zu haben, das hält Kuznik<br />

grundsätzlich für riskant.<br />

Die Diskrepanz zwischen<br />

den Bildern und dem, was der<br />

Kunde schließlich vorfindet,<br />

wenn der Container in Bremerhaven<br />

oder in Hamburg<br />

geöffnet wird, könne ganz<br />

erheblich sein.<br />

„Die Bandbreite der Betrügereien<br />

reicht vom Austausch<br />

von Anbauteilen,<br />

wie den Felgen, bis zu einer<br />

Innenausstattung, die statt<br />

des versprochenen Leders<br />

nur aus Kunstleder besteht“,<br />

weiß Kuznik aus Erfahrung.<br />

Auch Ulrich Safferling kennt<br />

solche Fälle. „Es ist schon vorgekommen,<br />

dass der Käufer<br />

den Container in Deutschland<br />

geöffnet und ein Wrack<br />

oder einen schlecht reparierten<br />

Unfallwagen vorgefunden<br />

hat“, so der Chefredakteur<br />

von „<strong>Auto</strong> Classic“.<br />

Die Tücke liegt<br />

manchmal im Detail<br />

Zudem könnten Schäden<br />

auch aus bloßer Unwissenheit<br />

resultieren. „Aus Sicherheitsgründen<br />

darf bei<br />

der Verschiffung so gut wie<br />

kein Kraftstoff mehr im Tank<br />

sein“, nennt Safferling ein<br />

tückisches Detail. „Wer nun<br />

aber in den USA noch einmal<br />

günstig volltankt, der muss<br />

damit rechnen, dass der Spediteur<br />

den Tank aufbricht,<br />

um das Benzin abpumpen<br />

zu können.“<br />

Egal, ob beim Kauf im Netz<br />

oder vor Ort in den USA – immer<br />

lautet die grundsätzliche<br />

Frage: „Kümmere ich mich<br />

selbst um den Transport oder<br />

beauftrage ich ein Unternehmen“,<br />

sagt der Journalist, der<br />

den Selbstimport aber durchaus<br />

nicht für ein unlösbares<br />

Problem hält.<br />

Allerdings versichern<br />

Reederei oder der Spediteur<br />

nichts, verweist Thiel<br />

auf eine vermeintliche Kleinigkeit,<br />

die gerade beim<br />

Selbstimport gerne einmal<br />

übersehen werde. „Geht der<br />

Container über Bord oder<br />

bricht ein Feuer aus, wird der<br />

Schaden nur nach Tonnage<br />

bezahlt. 50 Euro pro Tonne<br />

Amerikanischer Showstar: Ein Cadillac Sixty Two Coupé aus den 1950er Jahren. Foto: Monique WüSTEnhagen<br />

Dieser Chevrolet Camaro lässt manches <strong>Auto</strong>-Herz höher schlagen. Foto: SErgEY DOLZHENKO<br />

Tipp: Ersatzteilkauf vor Ort kann sich lohnen<br />

Wer persönlich ein altes<br />

<strong>Auto</strong> in den Staaten kauft,<br />

kann zwei Fliegen mit einer<br />

Klappe schlagen. Denn mit<br />

großer Wahrscheinlichkeit<br />

gibt es vor Ort auch<br />

eher als in Deutschland<br />

Ersatzteile für das Modell.<br />

„Teile, die man ersetzen<br />

möchte oder muss, sollte<br />

man gleich in den USA<br />

kaufen, weil sie dort nicht<br />

nur wesentlich einfacher zu<br />

bekommen, sondern dementsprechend<br />

auch deutlich<br />

billiger sind“, sagt der Journalist<br />

und Experte für <strong>Auto</strong>klassiker,<br />

Ulrich Safferling.<br />

bei einem Fahrzeuggewicht<br />

von vielleicht anderthalb<br />

Tonnen bedeuten dann einen<br />

Totalverlust.“ Eine entsprechende<br />

Zusatzversicherung<br />

ist unabdingbar. Sie sollte<br />

über die Gesamtkosten für<br />

<strong>Auto</strong>, Verschiffung und Einfuhrabgaben<br />

abgeschlossen<br />

werden.<br />

Der Zoll hält auch noch<br />

einmal die Hand auf<br />

Wer sich den Selbstimport<br />

nicht zutraut oder für zu<br />

zeitaufwendig erachtet, der<br />

kann die Prozedur auch als<br />

Dienstleistung buchen. So<br />

bietet zum Beispiel USCars24<br />

ein solches Import-Abwicklungspaket<br />

an. Das umfasse<br />

die komplette Abwicklung,<br />

vom Transport zum Verladehafen<br />

über die Container-Beladung<br />

in den USA und die<br />

-Entladung in Europa bis hin<br />

zur Verzollung und zum abschließenden<br />

Transport zum<br />

Käufer, erläutert Firmeninhaber<br />

Thiel.<br />

Hinzu kommen weitere<br />

Kosten, etwa für die Transportversicherung,<br />

den Zoll,<br />

die Einfuhrumsatzsteuer<br />

oder eine erforderliche Umrüstung<br />

des Fahrzeugs für die<br />

Straßenzulassung in Deutschland.<br />

„In welcher Höhe diese<br />

Kosten zu veranschlagen sind,<br />

das hängt immer auch vom<br />

Fahrzeug selbst beziehungsweise<br />

vom Kaufpreis ab“,<br />

so Thiel. Safferling verweist<br />

darauf, dass bei Neufahrzeugen<br />

der Einfuhrzoll für einen<br />

Pkw 10, bei Lkw 22,5 Prozent<br />

betrage, und man zusätzlich<br />

19 Prozent Einfuhrumsatzsteuer<br />

berechne, während der<br />

Zoll bei sammlungswürdigen<br />

Oldtimern eine ermäßigte Gesamtgebühr<br />

von nur 7 Prozent<br />

ansetzen könne.<br />

Das fängt schon bei den<br />

Reifen an: In Deutschland<br />

müsse man zum Beispiel<br />

nach entsprechenden Reifengrößen<br />

für US-Oldtimer<br />

erst mühsam suchen.

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