2019/19 - unternehmen U67
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14<br />
titelinterview <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
In Folge des Fachkräftemangels<br />
sind auf den<br />
Baustellen mehr ungelernte<br />
Arbeiter. „Für uns hat<br />
das die Konsequenz, dass<br />
unsere Produkte intelligenter<br />
werden müssen“,<br />
sagt Philipp Utz.<br />
Gruppe von 2018 an unter Uzin Utz firmieren. Das<br />
betraf vor allem die Tochtergesellschaften, die wir<br />
innerhalb der vergangenen Jahre erworben haben.<br />
Diese hatten aus der Historie heraus eine gewisse<br />
Eigenständigkeit für sich beansprucht. Wir wollten<br />
aber das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken, auch<br />
im Hinblick auf mögliche Standardisierungen und<br />
eine stärkere Konzentration.<br />
Ihr Geschäft läuft gut.<br />
Was sind die Gründe?<br />
Philipp Utz: Unsere Branche profitiert<br />
von den niedrigen Zinsen an<br />
den Finanzmärkten. Viele Menschen<br />
investieren in ein Eigenheim<br />
oder sanieren dieses. Auf der anderen<br />
Seite haben wir aber seit Jahren<br />
mit dem Fachkräftemangel zu<br />
kämpfen.<br />
Was hat das miteinander zu tun?<br />
Julian Utz: Wir freuen uns über die gute Auftragslage,<br />
aber nicht darüber, auf der Messe im Januar von unseren<br />
Kunden zu hören, dass sie bis Ende des Jahres keine<br />
neuen Aufträge annehmen können. Also ja, das Fahrwasser<br />
ist gut. Aber wir sehen es durchaus kritisch,<br />
dass sich das Handwerk so schwer tut, jungen Menschen<br />
eine Perspektive in diesem Bereich aufzuzeigen.<br />
Fachkräftemangel<br />
auf<br />
dem Bau verändert<br />
die Ansprüche an<br />
die Materialien.<br />
Was können Sie dagegen tun?<br />
Julian Utz: Dieser Trend zeichnet sich in Deutschland<br />
seit dem Wegfall des Meisterzwangs 2004 ab. Genauso<br />
lange investieren wir in die Entwicklung neuer Systeme,<br />
die schneller und sicherer sind. So können unsere<br />
Kunden in der gleichen Zeit die doppelte Fläche<br />
an Boden verlegen.<br />
Wie reagieren Ihre Kunden auf diesen Trend?<br />
Philipp Utz: Sie geben mehr Aufträge an Subunternehmer<br />
heraus, um Spitzen abzuarbeiten. Für uns hat das<br />
die Konsequenz, dass unsere Produkte intelligenter<br />
werden müssen. Also, dass etwa ein auf der Baustelle<br />
anzumischendes Mehrkomponentenprodukt<br />
ungelernten Kräften<br />
anzeigt, wann es verarbeitungsbereit<br />
ist. Es gibt viele Länder ohne<br />
qualifiziertes Handwerk, wie wir es<br />
aus Deutschland kennen.<br />
Sondern?<br />
Philipp Utz: Eine Ausbildung zum<br />
Parkett- oder Estrichleger existiert<br />
dort nicht. Stattdessen steht da ein Generalist, der<br />
heute eine Wand hoch zieht und morgen den Boden<br />
verlegt. Das verändert die Ansprüche an die eingesetzten<br />
Materialien. An dieser Stelle versuchen wir,<br />
durch Produktinnovationen einen Mehrwert zu generieren.<br />
Warum tun Sie das?<br />
Julian Utz: Es besteht die Gefahr, dass mit abnehmender<br />
Qualifikation Handwerker im Ausland nicht<br />
mehr die Vorteile von hochwertigen Materialien erkennen.<br />
Dann gewinnt der Preis an Relevanz. Darüber<br />
werden wir uns nicht positionieren – auch wegen<br />
unserer Fertigungsstandorte in Industrieländern.