1-2019_WestSeitStories_46_03
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
›Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist,<br />
andere Pläne zu machen‹<br />
Wie wahr dieser Satz von John Lennon ist,<br />
konnten 7 Jugendliche des JUZ Energy bei<br />
ihrer inzwischen zweiten Hüttenfreizeit<br />
vom 07. April bis 10. April <strong>2019</strong> auf der<br />
Rabenmoosalm bei Ruhpolding erfahren.<br />
Der Wunsch der Jugendlichen war, mit<br />
einem verlängerten Wochenende auf einer<br />
Selbstversorgerhütte ein gemeinsames<br />
Freizeiterlebnis für sich zu schaffen. Den<br />
Jugendlichen den Raum und die Zeit zu<br />
geben, die Planung, Organisation und<br />
Durchführung des Wochenendes soweit<br />
wie möglich selbständig durchzuführen,<br />
war das Ziel der Pädagogen. Diese Herangehensweise<br />
stärkt die Eigeninitiative der<br />
Jugendlichen und den Zusammenhalt in<br />
der Gruppe. Das Erleben von Selbstwirksamkeit<br />
hat positive Auswirkungen auf ihr<br />
Selbstwertgefühl und lässt ihre Persönlichkeit<br />
wachsen.<br />
Zu Beginn der Planung des Wochenendes<br />
haben die Jugendlichen zunächst darüber<br />
entschieden, wann und auf welcher Hütte<br />
sie es verbringen möchten. Da sie auf gar<br />
keinen Fall zu lange warten wollten, fiel<br />
ihre Wahl auf die Faschingsferien und die<br />
Rabenmoosalm bei Ruhpolding. Ein ausschlaggebender<br />
Grund mag gewesen sein,<br />
dass man mit dem Auto bis vor die Hütte<br />
fahren kann. Aber wie es schon der Spruch<br />
zu Beginn des Artikels vermuten lässt,<br />
kam so manches anders als gedacht. Doch<br />
der Reihe nach…<br />
Wie schon bei der Organisation des letzten<br />
Hüttenwochenendes haben sich die Jugendlichen<br />
mit Unterstützung des Pädagogenteams<br />
auch dieses mal Argumente überlegt,<br />
die sie bei der Bürgerversammlung vorgetragen<br />
haben, um einen Zuschuss vom Bürgerfond<br />
zu erhalten. Nachdem das Finanzielle<br />
geregelt war, ging es an die Planung der<br />
Freizeitaktivitäten während des Wochenendes.<br />
Die Jugendlichen entschieden sich<br />
dafür, das Erlebnisbad in Ruhpolding zu<br />
besuchen. Aber auch auf der Hütte sollte<br />
es nicht langweilig werden. Also mussten<br />
Gesellschafts- und Kartenspiele eingepackt<br />
und Fackeln für eine Nachwanderung besorgt<br />
werden. Schließlich wurde der Speiseplan<br />
erstellt und eine Pädagogin erledigte<br />
mit einigen Jugendlichen zusammen die<br />
notwendigen Einkäufe.<br />
Die Rabenmoosalm auf dem Irschenberg<br />
Dann war es soweit: alle Jugendlichen<br />
standen mit ihrem Gepäck gut gelaunt am<br />
Energy. Obwohl jeder Jugendliche vorab<br />
eine Packliste bekommen hatte, erschienen<br />
sie mit Koffern, Trolleys und Sporttaschen,<br />
bepackt nach ihren eigenen Vorstellungen.<br />
Nachdem alles in den Autos verstaut war,<br />
ging es auch schon los. Aber leider nicht<br />
bis zur Hütte, denn der viele Schnee lies<br />
ein weiteres Vorankommen mit dem Auto<br />
nicht zu. Knapp drei Stunden waren die<br />
Jugendlichen und Pädagogen zu Fuß unterwegs,<br />
um schließlich zur Hütte zu gelangen.<br />
Dabei mussten sie sich der Nässe von unten,<br />
dem Schnee, und der Nässe von oben, dem<br />
Schneeregen, stellen. Und nicht nur ihre<br />
eigenen Koffer, Trolleys und Sporttaschen,<br />
sondern auch die Getränke und die Lebensmittel<br />
mussten hochgeschleppt werden. Als<br />
alle völlig durchnässt an der Hütte angekommen<br />
sind, waren die Jugendlichen sehr<br />
stolz auf sich. Sie hatten etwas geschafft,<br />
was sie nie für möglich gehalten hätten. Sie<br />
haben sich trotz der widrigen Umstände<br />
durchgebissen.<br />
Bereits auf dem Weg zur Hütte haben die<br />
Jugendlichen viele wertvolle Erfahrungen<br />
gemacht: gemeinsam schafft man mehr als<br />
allein und gegenseitiges Unterstützen und<br />
aufeinander Achten tragen zum Meistern<br />
von Herausforderungen bei. Wenn die Umstände<br />
sich ändern, muss man sich darauf<br />
einstellen – und das gelingt am besten in<br />
der Gruppe. Die Lasten wurden aufgeteilt<br />
und jeder der Jugendlichen hat so viel getragen,<br />
wie er konnte. Es wurde auf die Stärken<br />
Foto: Helge Zermen<br />
und Schwächen der Einzelnen Rücksicht<br />
genommen und so gelangten schließlich<br />
die Koffer, Trolleys, Sporttaschen, Getränke<br />
und Lebensmittel zum Zielort: auf die<br />
Hütte.<br />
Nun ging es an die Zimmeraufteilung und<br />
die Jugendlichen haben besprochen, wer<br />
wann welche Aufgabe übernimmt. Und da<br />
gab es so einige: Holz hacken, auf das Feuer<br />
achten, Wasser am Brunnen holen, Tee zubereiten,<br />
Kochen etc. Beim anschließenden<br />
Abendessen in der warmen Stube wurde<br />
das große Abenteuer, die Wanderung durch<br />
Schnee und Regen, ausführlich besprochen.<br />
Jeder Jugendliche war über sich selbst hinausgewachsen<br />
und über seinen Schatten<br />
gesprungen, um das gemeinsame Ziel zu<br />
erreichen. Der erste Abend auf der Hütte<br />
klang dann, wie auch die nächsten beiden,<br />
mit Karten spielen, lachen und gemeinsam<br />
Spaß haben aus.<br />
Obwohl die Jugendlichen am zweiten Tag<br />
wussten, dass der Besuch des Erlebnisbades<br />
in Ruhpolding wieder eine Wanderung<br />
hinauf zur Hütte notwendig machte, sind<br />
sie einstimmig bei ihrem Plan geblieben.<br />
Ein Vorteil des Erlebnisbades war nämlich,<br />
dass es dort Duschen gab. Ganz im Gegensatz<br />
zur Hütte, die im Winterbetrieb<br />
über kein fließendes Wasser verfügt und<br />
somit nur Katzenwäsche mit kaltem Wasser<br />
möglich ist. Für die Jugendlichen war<br />
es eine Herausforderung, auf gewohnten<br />
Komfort zu verzichten und beispielsweise<br />
ein Plumpsklo zu benutzen. Aber auch auf