TE KW 24
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Öste r. Post AG. Entgelt bezahlt<br />
per kg<br />
„Es ist nicht alles Gold, was glänzt!“<br />
TSD räumte in Sautens die Flüchtlingsunterkunft - Zurück blieben große Sachschäden, die nun behoben werden müssen<br />
Vier Jahre lang waren in einem ehemaligen Gasthof in Sautens<br />
Flüchtlinge untergebracht, heuer im Frühjahr machten die Tiroler<br />
Sozialen Dienste (TSD) die Asylunterkunft dicht. Der Besitzer<br />
Anton Neurauter ist ratlos: Nicht nur weil der Vertrag vorzeitig<br />
aufgelöst wurde, sondern weil die TSD die beiden Stockwerke,<br />
in denen bis zu 27 Flüchtlinge untergebracht waren, in einem äußerst<br />
desolaten Zustand hinterlassen haben. Der Sachschaden ist<br />
enorm.<br />
Vermieter Anton Neurauter zeigt auf die<br />
völlig durchnässte Decke der ehemaligen<br />
Gaststube.<br />
Von Gebi G. Schnöll<br />
Als 2014 die Flüchtlingswelle ihren<br />
Höhepunkt erreichte, suchte<br />
die damals für das Flüchtlingswesen<br />
zuständige Grünen-Landesrätin<br />
Christine Baur verzweifelt nach anmietbaren<br />
Unterkünften. Viele Vermieter<br />
erhofften sich „das Geschäft<br />
ihres Lebens“, wurde von Land und<br />
Bund doch gutes Geld für die in den<br />
angemieteten Häusern und Wohnungen<br />
untergebrachten Asylwerber<br />
bezahlt. Auch Anton Neurauter<br />
vermietete 2014 in seinem Gasthof<br />
in Sautens zwei Stockwerke und<br />
musste jetzt feststellen, dass doch<br />
nicht alles Gold ist, was glänzt. „Als<br />
ich mit dem Land Tirol 2014 einen<br />
Vertrag über zehn Jahre für die<br />
beiden oberen Stockwerke meines<br />
Gasthofes abgeschlossen habe, war<br />
alles in bester Ordnung. Das Vertragsende<br />
und mein Pensionsantritt<br />
mit 62 Jahren hätten fast zeitgleich<br />
stattgefunden. Den Gasthof habe<br />
ich mit 1. Jänner 2015 geschlossen,<br />
die Flüchtlingsunterkunft wurde<br />
heuer im Frühjahr geräumt. Erst da<br />
habe ich die großen Schäden bemerkt“,<br />
schildert Anton Neurauter<br />
gegenüber der RUNDSCHAU. Die<br />
stark verschmutzten Teppich- und<br />
Holzböden wurden bereits entfernt,<br />
ebenso die verdreckte Heimküche,<br />
zerborstene Duschwände und andere<br />
Einrichtungsgegenstände, die<br />
kaum einmal gereinigt bzw. gewaschen<br />
worden sind. Derzeit ist in<br />
den Zimmern nur mehr der Estrich<br />
vorhanden und die Wände werden<br />
frisch getüncht.<br />
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Dreck und großer Sachschaden: So sieht es in den meisten Räumen der ehemaligen<br />
Flüchtlingsunterkunft aus.<br />
Fotos: zeitungsfoto.at<br />
WASSER BREI<strong>TE</strong>T SICH IN<br />
DECKEN UND WÄNDEN AUS.<br />
Kopfzerbrechen bereiten Neurauter<br />
die von den Flüchtlingen angerichteten<br />
Schäden im Abwassersystem.<br />
„Da wurden vermutlich immer wieder<br />
Lebensmittelreste und andere<br />
Sachen in die Abflüsse geschüttet,<br />
die dort nicht hingehörten und<br />
die Abflussrohre verstopften. Mit<br />
Schraubenziehern und anderen spitzen<br />
Gegenständen haben Heimbewohner<br />
wahrscheinlich versucht, die<br />
Verstopfungen zu durchstoßen. Dabei<br />
sind offenbar Leitungen durchstoßen<br />
und undicht worden sein“,<br />
schildert Neurauter. Dass sich durch<br />
defekte Abflussrohre in den Decken<br />
Wasser ausbreitet, lässt sich in der<br />
Gaststube und an der Fassade des<br />
ehemaligen „Sautnerhofes“ erkennen.<br />
Dort fällt an etlichen Stellen<br />
der Putz zu Boden. „Ich habe das<br />
Land Tirol wegen Vertragsbruchs<br />
geklagt und den Prozess am Landesgericht<br />
Innsbruck verloren. Auf<br />
19.000 Euro Verfahrenskosten bin<br />
ich sitzen geblieben. Es kann nicht<br />
sein, dass ich nun auch noch für die<br />
angerichteten Schäden aufkommen<br />
muss“, verlangt Neurauter von den<br />
„Tiroler Sozialen Diensten“ (TSD),<br />
dass sie für die Sanierung der Flüchtlingsunterkunft<br />
aufkommen.<br />
TSD WOLLEN SCHÄDEN<br />
BEHEBEN. Thomas Renz, der bei<br />
den TSD für die Immobilien zuständig<br />
ist, sagt, dass man bemüht<br />
sei, die Schäden zu beheben. „Es<br />
liegt an der Familie Neurauter, wie<br />
schnell das geschehen kann. Es gab<br />
bereits Gesprächstermine, es fehlen<br />
aber immer noch Rechnungen und<br />
Angebote. Die Eigentümer stellen<br />
Forderungen, denen wir nur nachkommen<br />
können, wenn uns die notwendigen<br />
Unterlagen vorliegen. Wir<br />
wollen die Angelegenheit jedenfalls<br />
möglichst schnell bereinigt haben“,<br />
so Renz. Einen Vertragsbruch wegen<br />
der „verfrühten“ Auflösung der<br />
Asylunterkunft sieht auch er nicht.<br />
„Wir konnten den Vertrag wegen<br />
eines Kündigungsverzichts jederzeit<br />
auflösen!“<br />
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Von der Fassade bröckelt wegen der<br />
Wasserschäden der Putz ab.<br />
Blick unter ein Badezimmerwaschbecken.<br />
RUNDSCHAU Seite 14 12./13. Juni 2019