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BREMISSIMA Magazin | Juli-August 2019

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Gut Hodenberg<br />

und seine Geschichte<br />

Blick ins historische Fotoalbum:<br />

Gut Hodenberg kann auf eine lange<br />

Geschichte zurückblicken<br />

Ein idyllischer sieben Hektar<br />

großer Park mit einem stattlichen<br />

Herrenhaus, ein Ort<br />

der Begegnungen mit kulturellem<br />

Rahmen und Veranstaltungsort<br />

mitten in Oberneuland:<br />

Das ist das Gut Hodenberg. Es ist das<br />

älteste Landgut in Oberneuland. York<br />

Stahlknecht erzählt: „Um das Jahr 1.000<br />

herum war hier nur Sumpfland, damals<br />

wurden Holländer von den Bischöfen<br />

eingeladen, mit der Kultivierung des<br />

Landes zu beginnen. So entstand um die<br />

jetzige Horner Mühle herum das ‚Neuland‘,<br />

hier das ‚Oberneuland‘. Wohl<br />

gegen 1080 wurde das erste Gebäude<br />

errichtet, um die Wehrhaftigkeit zu gewährleisten,<br />

also zum Schutz und zur<br />

Rechtsprechung.“ Einige der folgenden<br />

Namen und Zeitangaben sind der Broschüre<br />

„Gut Hodenberg, Zeugnis und<br />

Vermächtnis der Heimat“ entnommen,<br />

in der Hans O. E. Gronau im Jahr 1959<br />

für die Stiftung „Der Hodenberg“ geschichtliche<br />

Details und Erzählungen<br />

zusammengestellt hatte. Bereits im Jahr<br />

1149 wurde Gut Hodenberg urkundlich<br />

wohl erstmals erwähnt, die erste<br />

namentliche Nennung erfolgte im Jahr<br />

1421, als die Familie der Edlen von der<br />

Hellen bis zum Jahr 1460 auf dem Gut<br />

lebten. Das Geschlecht der Clüver übernahm<br />

bis zum Jahr 1608. Dann erwarb<br />

der bremische Bürgermeister Diedrich<br />

Hoyer das Gut. Bis dahin nicht zu Bremen<br />

gehörend, durfte er in dieser Gemarkung<br />

zivilrechtlich Recht sprechen,<br />

doch Bremen wollte das ändern und die<br />

Gerichtsbarkeit ging an die Hansestadt.<br />

Diedrich Hoyer ließ an der Stelle, an<br />

der das heutige Gutshaus steht, einen<br />

prächtigen Renaissancebau errichten,<br />

der im Jahr 1787 vom damaligen Besitzer<br />

Hermann Heymann durch das<br />

heutige Gutshaus ersetzt wurde. „Im<br />

Laufe der Zeit ging der Gutshof durch<br />

viele Hände“, erklärt York Stahlknecht.<br />

1810 erwarb Friedrich Engelken das<br />

Gut, unter ihm wurde es zur sogenannten<br />

„Irrenanstalt“. Im Jahr 1863 kaufte<br />

es Daniel Johann Christian Friedrich<br />

Möller, ihm folgte am 30. April 1897<br />

der wohl berühmteste ehemalige Gutsbesitzer<br />

nach: Der Schiffbauer, Reeder<br />

und Reishandelskaufmann Robert<br />

Rickmers. Er erwarb das Gut zum Preis<br />

von 88.000 Goldmark. „Damals waren<br />

12 Höfe zum Gut zugehörig, doch im<br />

Wesentlichen war hier plattes Land,<br />

denn Parklandschaften waren zuvor<br />

nicht modern und man hatte einen freien<br />

Blick bis zum Deich.“ Es entstanden<br />

neue Anbauten und gab umfangreiche<br />

Umbauten, Robert Rickmers ließ beispielsweise<br />

verschiedene Gesellschaftsräume<br />

von Künstlern aus seinem Freundeskreis<br />

wie Heinrich Vogeler und<br />

Theodor Hermann ausgestalten. Sie<br />

sind bis heute nahezu unverändert erhalten.<br />

Jetzt bot das Gutshaus Platz für<br />

seine umfangreiche Sammlung fernöstlicher<br />

und norddeutscher Kunst. Seine<br />

Frau Lilly, die Schauspielerin war und<br />

Stücke inszenierte, aufführte und zum<br />

Teil auch selber schrieb, ließ währenddessen<br />

die Freilichtbühne von Christian<br />

Roselius gestalten, die Parkanlage<br />

wurde angelegt. Im Besitz der Familie<br />

Rickmers wurde Gut Hodenberg zum<br />

Treffpunkt für Künstler und Kaufleute,<br />

zu einem Mittelpunkt heimatlicher<br />

Kultur. „Über Robert Rickmers gibt es<br />

einige überlieferte Anekdoten“, erzählt<br />

York Stahlknecht lächelnd. Es zog ihn<br />

hierher auf sein Gut: Zum Reiten, Jagen<br />

und um sich mit Kultur und Kulturschaffenden<br />

zu umgeben.<br />

1936, nach dem Tod seiner Frau Lilly,<br />

gründete Robert Rickmers die Stiftung<br />

„Der Hodenberg“ für das imposante<br />

Landgut. Er starb im Jahr 1948 und vermachte<br />

sein gesamtes verfügbares Vermögen<br />

der Stiftung, um es „Menschen<br />

zu hinterlassen, die Freude am Schönen,<br />

an den schönen Künsten und am<br />

Leben überhaupt haben“.<br />

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