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VÖLKER UND STÄMME<br />
Rechts: Xhosa-Junge; Zulu-Frau; Künstlerin Esther<br />
Mahlangu; Künstlerin Francina Ndimande.<br />
XHOSA<br />
Die Xhosa gehören der großen Sprachgruppe<br />
der Bantu an, die, in mehreren Wanderzügen<br />
ab dem 11. Jahrhundert von Norden<br />
kommend, nach Südafrika einwanderte. Mit<br />
der Kolonialisierung kam es unter den viehzüchtenden<br />
Xhosa und den Buren zu bewaffneten<br />
Konflikten um Weiderechte, in<br />
deren Verlauf die Xhosa immer weiter nach<br />
Süden abgedrängt wurden. Von Nordosten<br />
gerieten die Xhosa durch das expandierende<br />
Reich der Zulu unter Druck. Heute leben die<br />
meisten Xhosa am Ostkap. Riten wie die Initiation<br />
der jungen Männer, »Ulwaluko« genannt,<br />
werden bis heute durchgeführt. Dabei<br />
ziehen sich die Jugendlichen nach der<br />
Beschnei dung bis zu mehrere Wochen in<br />
den Busch zurück. Ihre Körper reiben sie<br />
zum Zeichen des Übergangs mit weißer<br />
Farbe ein. Auch magische Praktiken wie<br />
Weissagung oder Heilung durch Kräuter<br />
oder Zauber sind weit verbreitet. Heilerinnen<br />
sind üblicherweise Frauen. Die Ge sell schaftsstruk<br />
tur mit einem traditionellen Oberhaupt<br />
dient auch heute noch als Grundlage der<br />
Provinzverwaltung. Erstaunlich hoch ist der<br />
Anteil von Xhosa unter den politischen Führern<br />
von Südafrika: Neben Nelson Mandela<br />
gehör(t)en auch Bischof Desmond Tutu und<br />
der ehemalige Staatspräsident Thabo Mbeki<br />
diesem Volk an. Die prominenteste weibliche<br />
Ver treterin der Xhosa-Kultur war die<br />
Sängerin Miri am Makeba.<br />
NAMA<br />
Die Nama gelten als der letzte überlebende<br />
Zweig der Khoikhoi, die neben den San die<br />
Ureinwohner des südlichen Afrika darstellen.<br />
Ursprünglich waren die Khoikhoi – von den<br />
europäischen Kolonialisten abwertend als<br />
»Hottentotten« bezeichnet – am Oranje-<br />
Fluss und entlang der südwest afrika nischen<br />
Küste verbreitet. Sie wurden von den Europäern<br />
nach und nach systematisch dezimiert<br />
und immer mehr in unwirtlichere Regionen<br />
abgedrängt. Doch im abgelegenen Richtersveld<br />
konnten die Nama bis auf den heutigen<br />
Tag überleben; hier können sie auch noch<br />
ihre halbnomadische Lebensweise praktizieren<br />
und mit ihren Schafen und Ziegen zu<br />
jahreszeitlich wechselnden Weidegebieten<br />
ziehen. Ihre transportablen Kuppelhütten –<br />
»haru oms« – bestehen aus sich überschneidenden<br />
Holz reifen, über die selbst ge flochtene<br />
Matten gelegt werden. Die ersten<br />
Weißen, die mit Nama-Gruppen in Kontakt<br />
kamen, waren zumeist Missionare. Historische<br />
Quellen berichten von der reichen oralen<br />
Überlieferung und der großen Musikalität<br />
dieses Volkes. Dem Christentum ge -<br />
genüber zeigten sich die Nama offen. Sie<br />
ließen sich schnell bekehren, wenngleich<br />
vorchristliche Glaubensvorstellungen wie die<br />
ausgeprägte Furcht vor den Toten, deren<br />
Gräber man meidet, nach wie vor noch eine<br />
große Rolle spielen.<br />
BASOTHO<br />
Die Vorfahren des heute als Basotho bezeichneten<br />
Staatsvolks von Lesotho lebten<br />
bereits seit dem 17. Jahrhundert im südlichen<br />
Afrika. Den Zusammenschluss zu einer<br />
Nation vollzogen sie allerdings erst in der<br />
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter<br />
dem Eindruck der Eroberungszüge der Ndebele<br />
und Zulu, die kleinere Ethnien verdrängten<br />
oder mit deren Unterwerfung endeten.<br />
Der einzige Anführer, der der Übermacht der<br />
Zulu standhielt, war der Bakoena-Herrscher<br />
Moshoeshoe I. Auf dem Gebiet des heutigen<br />
Lesotho gelang es ihm, mehrere Sotho-<br />
Volksgruppen mit seinen Bakoena zu vereinen<br />
und damit die Basotho zu formen. Geschickt<br />
und durchaus kampfbereit widersetzte<br />
er sich sowohl den Ansprüchen der<br />
Zulu wie jenen der Buren, die das Hochland<br />
Lesothos ebenfalls bedrängten. 1868 begab<br />
er sich deshalb sogar unter den kolonialen<br />
Schutz der Briten, die seinem Reich weitgehende<br />
Autonomie garantierten. Der König<br />
wird als Gründervater Lesothos bis heute tief<br />
verehrt. Obwohl die Basotho bereits früh<br />
christianisiert wurden – einer der Missionare<br />
fungierte sogar als eine Art Außenminister<br />
Moshoeshoes –, haben sie die traditionelle,<br />
in Verwandtschaftsverbänden organisierte<br />
Gesellschaftsstruktur und viele alt her gebrach<br />
te Glaubensvorstellungen bewahrt.<br />
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