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September 2019 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne

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KINO<br />

Midsommar|Start:26.9.<br />

Midsommar|Start:26.9.<br />

Zwischen Blut und Blumen<br />

Foto: Gabor Kotschy /A24<br />

Nach seinem letztjährigenDebüt mit„Hereditary“,einer Mischung aus<br />

Schauerstreifen, Familiendramaund okkultem Wahnsinn,verstörtFilmemacherAri<br />

Asternun miteinem Trip insruraleSchweden, beidem sich eine<br />

Truppe Amerikaner alsbald fragen darf,warum genausie zumdörfischenSommersonnenwendenfestmit<br />

all seinen sonderlichen Ritualen<br />

geladenwurde …Wer von„Midsommar“ nunklassischen Horror erwartet,<br />

wird enttäuscht.Ari Asterist nichtinteressiertanSchockern oder Ekelszenen,<br />

auch wenn „Midsommar“ einige grausigexplizite Bilder parathält. Der<br />

Fokusliegt aufder metaphorischen Qualität. In „Midsommar“ wirft Aster<br />

Fragen zu Beziehungenund Familieauf,deren uneinfache Antworten<br />

letztlich denwahrenGruselbergen. Hier istesdie dysfunktionale,jateils<br />

masochistischeBeziehung vonDani undChristian,die zu Anfangsehr<br />

greifbar, echtund ehrlich porträtiertwirdund dann immer mehr in metaphorischeEbenenerhoben<br />

wird. Dazu gesellen sich durch dieschwedische<br />

Dorfgemeinschaft Explorationen vonGruppendynamik undBeobachtungen,wie<br />

TraditionenVerhalten legitimisieren. Nichtseltenstelltder<br />

Film einkulturanthropologischesInteresse am Geschehenvor dieeigentlicheHandlung,<br />

nichtnur im Blick aufdie kultische Dorfgemeinschaft,sondern<br />

auch in Szenen,indenen diegerne malplumben Amis unbeholfen<br />

mitihnen fremdenKulturenagieren wollen.<br />

Im unausweichlichen VergleichzuAri Asters Erstwerk „Hereditary“,das<br />

durchununterbrochene Anspannungund dichtesStorytellingbrillierte,<br />

setztsich„Midsommar“ mitsinistremHumor ab.Perfide gesetzte Spitzen<br />

entlockenZuschauernöftersein ungläubigesAuflachen –eineKompensationshandlunginSituationen,<br />

diesoverstörendsind, dass manihreAbsurdität<br />

weglachenwill.Esist dieseLustamLeiden,die einemabwechselndSchweiß<br />

undTränen abverlangt.IndiesemSinnehat AsterseinPublikum<br />

stetsimGriff. Nichtganzsofestgeschnürtscheint dafür dasPaket<br />

mitMotiven undThemen. DiezentraleUntersuchungeiner krankenden,<br />

zerfallendenBeziehung gerät immer malwiederaus demFokus undwird<br />

nichtimmer stringent verfolgt.Ist derInhaltauch kompliziertverschlüsselt,<br />

kommt beider Optikvon „Midsommar“ kein Fragezeichen auf. Es ist<br />

einwunderschön geschossener Film mitfantastischen Kulissen, deres<br />

wagt,all seineGräuel im hellen Tageslicht abzuspulen undihre Ästhetik zu<br />

präsentieren.Inklusive:Einegroßartige Hauptdarstellerin.<br />

„Midsommar“ istpittoresker,trippigerFolklore-Horror,der sich Genrekonventionenverweigertund<br />

Zuschauerauf eine nichteinfache undabsichtlich<br />

verwirrendeSinnsuche schickt. Schön sperriges, wunderbar seltsames,<br />

herrlich traumatisierendesKinovon einemder interessantesten Filmemacherunserer<br />

Zeit.<br />

R: AriAster;D:FlorencePugh, Jack Reynor,WillPoulter<br />

ES Kapitel2|Start:5.9.<br />

Foto: ©<strong>2019</strong> WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.<br />

Late Night|Start:29.8.<br />

Foto: ©<strong>2019</strong> eOne Germany<br />

Albtraumachterbahnfahrt<br />

2017 mauserte sich AndrésMuschiettis Neuauflagevon StephenKings<br />

„Es“ zumHorrorhit derDekade. Und dasvor allem dank Muschiettisdynamischen<br />

Stil,seinerlustvollenInszenierunggrausiger Horrorclownsund<br />

einemgelungenenComing-of-Age-Einschlag mittollenJungdarstellern. In<br />

derFortsetzungkehrendie nunals Erwachsene in ihre HeimatstadtDerry<br />

zurück,umdem bösenEtwas aus derKanalisationendgültigden Garaus<br />

zu machen –durch dieInkarnationenhinwegder unbeliebteste Teil der<br />

Geschichte,weildrögerund charmeärmer.DagegenfährtMuschiettieine<br />

stargespickte Darstellerriege auf, schraubt ordentlich am Quellmaterial<br />

undstapelt einkreatives Horrorszenarioüberdas nächste. So dürfte auch<br />

Kapitel2eine so gruseligewie spaßigeAlbtraumachterbahnfahrtwerden.<br />

R: Andrés Muschietti;D:James McAvoy,Jessica Chastain,BillHader<br />

30<br />

Die Naive und das Biest<br />

Talkshow-Host KatherineNewbury istseitDekaden im Geschäft undeine<br />

eisenharte,elitäreArbeitgeberin,die nuraus Imagegründeneinejunge,<br />

farbigeFrauinihr Autorenteamaufnimmt –weilihre verstaubte Show gecanceltwerdensoll.<br />

„LateNight“ist einLeidenschaftsprojekt für Hauptdarstellerin<br />

MindyKaling, diehierauch als Drehbuchschreiberinund Produzentin<br />

tätig ist. Gelungenist ihreinewitzige,charmante undrelevante Komödie,deren<br />

Humorstets Klasse zeigt. Gleichzeitig behandelt siecouragiertdie<br />

buzzigenThemenFeminismus,Frauenquote undVielfaltamArbeitsplatz.<br />

Erfolgreichist derFilm vorallem dank Kalings empathischer<br />

Performanceals so ambitionierte wienaiveSchreiberin undEmmaThompsonsDarstellung<br />

einerkaltund bitter gewordenen Showmasterin.<br />

R: NishaGanatra;D:EmmaThompson, MindyKaling, JonLithgow

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