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September 2019 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne

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BLICKPUNKT<br />

freundlicheAlternativenseien nichtbindend zu<br />

bevorzugen.Fraktionsvorsitzender PeterTertochanannte<br />

denAntragineinem Redebeitrag<br />

„windelweich“und eine „Mogelpackung“.<br />

Ein wirksames Signal<br />

Selbst wenn diepolitischen Konsequenzen einerKlimanotstanderklärungschwach<br />

ausfallen,<br />

istfür dieDemonstranten vonFridays forFuture<br />

einandererPunktausschlaggebend:Die Ausrufungist<br />

einbreitenwirksames Signal,das dem<br />

ThemaKlimaschutz,das sonstgerne vertagt<br />

wird,mehrGehör undGewicht verleiht.„Über die<br />

Entwicklungsindwir natürlich erfreut“, sagt Samuel<br />

Nellessen vonFridays forFuture aus Düsseldorf.<br />

„Jedochsinddamitkeineswegsunsere<br />

Zieleerreicht –wir haben noch einenzuerfüllendenForderungskatalog!“<br />

Dassdie Politikdie<br />

Klimakriseanerkennt undihre Dringlichkeit zugibt,<br />

istfür dieDemonstranten einersterSchritt<br />

–ihre Proteste sind deshalb noch langenicht<br />

beendet, dieArbeitlängstnicht getan.<br />

Währendsichmanche Städtenochstreiten, ob<br />

siePolitik mitwichtiger Signalwirkung machen<br />

oder Symbolpolitikvorantreiben,die nur„schulschwänzende“<br />

Demonstrierende beschwichtigensoll,<br />

formuliertDüsseldorfnebst Klimanotstandeineüberraschendkonkrete<br />

Zielsetzung:<br />

Bis2035will dieStadt klimaneutral werden.Nur<br />

noch zwei statt6,6 Tonnen CO2-Emission sollen<br />

proKopfpro Jahr ausder<br />

Landeshauptstadt kommen.<br />

Dazu soll biszum 21.11. ein<br />

Konzeptvon derStadtverwaltung<br />

vorgelegtwerden.<br />

Auch dieMetropole Köln gab<br />

ihrerKlimanotstandsausrufungetwas<br />

Handfestes mit:<br />

Relevante Ausschuss- und<br />

Ratsentscheidungenwerden<br />

nunmit einerKlimafolgenabschätzungversehen,<br />

die<br />

explizit darlegt, wie„dieanstehende<br />

Maßnahme oder<br />

dasProjekt Auswirkungen<br />

aufdie Nachhaltigkeitund<br />

denKlimaschutz hat“.Was dieAusschuss-oder<br />

Ratsmitglieder mitdieserInformationanstellen,<br />

istnicht definiert.ÄhnlicheVorschlägewurden<br />

in anderenStädten übrigens abgelehnt.<br />

Forderungender FFF-Bewegung<br />

Anregung trotzAblehnung<br />

DerForderung,die Öffentlichkeit in regelmäßigenAbständenüberdie<br />

Fortschritteund auch<br />

dieSchwierigkeiten im Kampfgegendie Klimakrisezuinformieren,kommenderweil<br />

so gut<br />

wiealleStädteinihren Beschlüssennach. Wie<br />

undinwelchem Turnus bleibt noch offen,auf<br />

dieerstenBerichtedarfman aber gespannt<br />

sein,dadiese transparent machen werden,was<br />

derKlimanotstandwirklich verändert hat–aber<br />

auch,anwelchen gewinnbringendenProjekten<br />

vieleStädteschon seit langer Zeit hart arbeiten.<br />

Dassdiese jahrelangenBemühungennun bagatellisiertwerdenkönnten,veranlasst<br />

einige<br />

Stadträteinder Region zurAblehnung desKlimanotstandes.<br />

Etwa in Witten,wosichFDP VorsitzenderFrank-Steffen<br />

Fröhlich gegenüberder<br />

FunkeMediengruppewie folgtäußerte:„Mich<br />

störtes, wiedie Klima-Debattesprachlich geführt<br />

wird–unddasswir so tun, alshättenwir<br />

in Deutschland20Jahre überhauptnichtsfür<br />

denKlimaschutz getan.“Der BegriffKlimanotstandsei<br />

Hysterie undPopulismus.EineAnsicht,<br />

dieauch dieEssener FDPteilt, dieinEuropasGrünerHauptstadt<br />

2017 gemeinsammit<br />

SPDund CDUdie Klimanotstandsausrufungverhinderte.<br />

Undauch in Dortmund lehntman den<br />

Notstands-Begriff ab.Uwe Waßmann vonder<br />

CDUerklärte daslautRuhrNachrichteninder<br />

Ratssitzungzum Themaso: „Wir wollen handeln,statt<br />

dramatischeWorthülsenzuplatzieren.“FFF-AktivistSamuelNellessen<br />

hältdagegen:<br />

„Städtedie meinen,dassdie Lage,inder<br />

wir unsbefinden, keinNotstandund derBegriff<br />

‚irreführend‘ ist, sollten maldie Nachrichteneinschalten.Wer<br />

nichtsieht,dassjeder vonuns ein<br />

kleinesZahnrad in derLösungder Klimakrise<br />

ist, verschließtmutwillig dieAugen vorder größtenKriseunserer<br />

Zeit.“<br />

Ein ersterSchritt<br />

Obwohl derKlimanotstand<br />

in Dortmund nichterklärt<br />

wurde,einigten sich die<br />

Ratsfraktionendortauf diversePunkte,die<br />

denKlimaschutz<br />

vorantreiben sollen.<br />

WieinDortmundwird<br />

dank derWelle an Klimanotstandbekundungen<br />

in jeder<br />

Stadtaktuell über dasThema<br />

diskutiert.ObimStadtrat,<br />

beim Frisör oder am Küchentisch.<br />

Dererste Schritt<br />

derFridays-for-Future-Bewegungist<br />

alsosooderso<br />

nichtunerfolgreich. Ihre Botschaftist angekommen:<br />

DieKlimakrise istreal, diebisherigenAnstrengungenreichen<br />

beiweitemnicht aus,jetzt<br />

istdie Zeit zu handeln. Ohne Einschnittewerden<br />

dienötigen Zielenicht erreicht werden –viele<br />

Menschen sind schon bereit dafür,vor allem ein<br />

großer Teil derjungenGenerationzeigtdieses<br />

Bewusstsein. Nunist es Zeit für Politikund Wirtschaft<br />

nachzuziehenund Signalen (wie dem<br />

Ausrufen desKlimanotstandes) auch Handlungenfolgenzulassen.<br />

Mitanderen Worten: Es ist<br />

einStein insRollengeraten,der nunviele weitere<br />

Tritte braucht...<br />

LukasVering<br />

Foto: Fridays for Future Deutschland<br />

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