2.Halbjahr 2011 - Verlag Königshausen & Neumann
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Andreas Zinn<br />
Bildersturmspiele<br />
Intermedialität im Werk Bertolt Brechts<br />
ca. 380 Seiten, Broschur mit Fadenheftung<br />
Format 15,5 x 23,5 cm<br />
Der neue Brecht, Bd. 9<br />
Erscheinungstermin 3. Quartal<br />
ca. € 49,80 · ISBN 978-3-8260-4660-5<br />
VLB-Warengruppe 563<br />
Die Begeisterung für Pieter Brueghel, die Freundschaft<br />
zu George Grosz und die Zusammenarbeit mit<br />
dem Bühnenbildner Caspar Neher steckte bislang<br />
die engen Grenzen ab, innerhalb derer das Thema<br />
„Brecht und die bildende Kunst“ behandelt wurde.<br />
Bildersturmspiele stellt erstmals den bildaffi nen<br />
Autor Bertolt Brecht vor, der in allen Werkphasen<br />
und in allen Gattungen literarische Bezugnahmen<br />
auf Malerei, Fotografi e, Bildhauerei oder Architektur<br />
sowie Text-Bild-Kombinationen erprobt. Um die<br />
Spezifi k dieser intermedialen Poetik zu erfassen, ist<br />
eine Neudefi nition der Begriffe „Ikonoklasmus“ und<br />
„Ekphrasis“ geboten. Brechts Bildersturmspiele gehen<br />
weit über das hinaus, was man gemeinhin unter<br />
„Bilderfeindlichkeit“ und „Bildbeschreibung“ versteht.<br />
Vielmehr partizipiert diese Untersuchung am<br />
Gedanken einer Erneuerung des „paragone“, des<br />
Wettstreits zwischen Text und Bild, bei dem Verbales<br />
und Visuelles kollidiert. Die Inszenierung des Konfl<br />
iktmoments eröffnet Deutungskämpfe, aus denen<br />
Brechts Text als machtvoller Okkupant hervorgehen<br />
darf. Spätestens mit Brechts Fotoepigrammatik erweist<br />
sich das Spiel mit visuellen Bedeutungspotentialen<br />
als Bestandteil einer Ästhetik des Widerstands,<br />
welche die fotorhetorischen Strategien zur Modellierung<br />
der Kriegsrealität subversiv brechen. So ist<br />
die Kriegsfi bel nicht zuletzt als „Kriegsbilderfi bel“<br />
zu begreifen.<br />
Der Autor<br />
Andreas Zinn studierte Germanistik an der Universität<br />
Karlsruhe und Bildende Kunst an der Staatlichen<br />
Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.<br />
Mit der vorliegenden Schrift promovierte er im<br />
Bereich Literaturwissenschaft. Er arbeitet als Gymnasiallehrer<br />
für die Fächer Deutsch und Kunst.<br />
Yoshihiko Hirano<br />
Toponym als U-topie<br />
bei Paul Celan<br />
Auschwitz – Berlin – Ukraine<br />
129 Seiten, Broschur mit Fadenheftung<br />
Format 15,5 x 23,5 cm<br />
Erscheinungstermin 3. Quartal<br />
€ 19,80 · ISBN 978-3-8260-4707-7<br />
VLB-Warengruppe 563<br />
L I T E R A T U R W I S S E N S C H A F T<br />
Eingangs wird die „Intention auf die Sprache“, die<br />
Peter Szondi in der Shakespeare-Übersetzung Paul<br />
Celans herausgearbeitet hat, nun der anderen, von<br />
Celan selbst entworfenen Intention auf die „Wirklichkeit“<br />
gegenübergestellt. Der Autor versucht<br />
sodann, die einzelnen Gedichte Celans (Fadensonnen;<br />
Die fl eißigen; À la pointe acérée; Ein Blatt;<br />
Heimkehr; Tübingen, Jänner; Im Zeitwinkel<br />
schwört u. a.) eingehend zu interpretieren und die<br />
drei Topoi als die Konvergenzpunkte von „Sprache“<br />
und „Wirklichkeit“ in den anagrammatischen Wortsplittern<br />
aufscheinen zu lassen: Auschwitz, Berlin<br />
und Ukraine. Diese Toponymik bildet in Celans<br />
Versen, in denen ohnehin zahlreiche Ortsnamen<br />
auftauchen, doch einen Sonderfall. „Solche Gedichte<br />
sind“, sagt Jacques Derrida, „datiert von Zürich,<br />
Tübingen, Todtnauberg, Paris, Jerusalem, Lyon, Tel<br />
Aviv, Wien, Assisi, Köln, Genf, Brest usw.“. Während<br />
diese von den realen Orten „hergeschrieben“<br />
worden wären, waren die drei Topoi, die nicht in<br />
den Index Derridas aufgenommen wurden, hingegen<br />
diejenigen, wo man die Worte sozusagen hätte<br />
„hinschreiben“ sollen. Das Toponym stellt hierbei<br />
also paradoxerweise eine „U-topie“ dar. Damit zeigt<br />
die Argumentation, die dieser Hinwendung Celans<br />
zum Judentum im Osten als der Ordinatenachse<br />
entsprechen will, auf der Querachse auch manche<br />
Schnittpunkte mit folgenden Personen auf: Edmund<br />
Husserl, Theodor W. Adorno, Arnold Schönberg,<br />
Peter Weiss, Marcel Proust, Peter Huchel, Friedrich<br />
Hölderlin, Marc Chagall u. a.<br />
Der Autor<br />
Yoshihiko Hirano, Prof. em. an der Universität<br />
Tokyo. Zahlreiche Publikationen über die deutsch-<br />
sprachige Literatur.<br />
Christian Drösch<br />
2. Halbjahr <strong>2011</strong> K Ö N I G S H A U S E N & N E U M A N N<br />
29<br />
Somnambule Schwärmerei<br />
und wunderbarer Magnetismus<br />
Künstlerischer Somnambulismus<br />
und ähnliche Phänomene im<br />
Prosawerk Ludwig Achim von Arnims<br />
ca. 450 Seiten, Broschur mit Fadenheftung<br />
Format 15,5 x 23,5 cm<br />
Epistemata Literaturwissenschaft 736<br />
Erscheinungstermin: 4. Quartal<br />
ca. € 49,80 · ISBN 978-3-8260-4648-3<br />
VLB-Warengruppe 563<br />
Die Wiederentdeckung der Magnetopathie durch<br />
den Arzt Franz Anton Mesmer in Wien (1774) und<br />
die genau zehn Jahre später erfolgte Entdeckung<br />
des künstlichen Somnambulismus in Frankreich<br />
durch den Marquis de Puységur ermöglichten<br />
um 1800 die Verbreitung der Heil-, Wissens- und<br />
Erfahrungsform des animalischen Magnetismus<br />
in Deutschland, für die sich nicht nur Mediziner<br />
und Naturphilosophen, sondern auch die Schriftsteller<br />
der Romantik begeisterten. Sie versetzte die<br />
Kranken in einen Wachzustand mit geändertem,<br />
oft geschärftem Bewusstsein, in dem sie in einem<br />
sympathetischen Rapport mit dem Magnetiseur<br />
eine intensive mentale Aktivität an den Tag legten<br />
und zur Auto- und Allodiagnose, -medikation und<br />
-therapie fähig waren. Auch in den Prosatexten des<br />
romantischen Naturforschers und Dichters Ludwig<br />
Achim von Arnim wurden der künstliche Somnambulismus<br />
und verwandte Erscheinungen zu einem<br />
wichtigen literarischen Motiv. Arnim brachte dem<br />
animalischen Magnetismus in seinen naturwissenschaftlichen<br />
Schriften Misstrauen entgegen, das allerdings<br />
weniger dem Phänomen des künstlichen<br />
Somnambulismus als dem Begriff des animalischen<br />
Magnetismus galt, während in fast allen hier<br />
untersuchten fi ktionalen Texten Arnims das ambige<br />
Potential des Motivs deutlich wahrnehmbar ist.<br />
Der Autor<br />
Christian Drösch studierte Germanistik und Niederlandistik<br />
an der Université catholique de Louvain<br />
(Neu-Löwen), wo er 2010 mit der vorliegenden<br />
Arbeit promovierte.