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LERNEN MIT ZUKUNFT September 2019

Impulsmagazin für Erwachsene, Anregungen zum Nachdenken

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- information - diskussion - innovation - motivation -<br />

Das Österreichische Impuls-Magazin | <strong>September</strong> <strong>2019</strong><br />

BESUCHEN SIE UNS:<br />

www.facebook.com/lernen.mit.zukunft<br />

Hin zu neuen Horizonten<br />

Lebendiges Lernen und Wachsen<br />

Eigenverantwortung?<br />

Regeln über Regeln<br />

Berufung als Beruf<br />

Angewandter Tierschutz


inhalt & impressum<br />

inhalt & übersicht<br />

Gegen Kinderarmut und Ausgrenzung<br />

Hin zu neuen Horizonten<br />

Island<br />

Potentiale entfalten als HSP<br />

Wasser in den Beinen<br />

Heimkehr zur ICH-Marke<br />

Im Zeitalter der Epigenomik<br />

Stirbt die Eigenverantwortung?<br />

Zagreb aus veränderter Sicht<br />

Jugendsprache<br />

Was hat das mit mir zu tun?<br />

Prof. Abakus<br />

Wie sehen mich andere?<br />

Berufung als Beruf: TierpflegerIn<br />

Bildung ist ein Menschenrecht<br />

Kinder an die Macht<br />

Ein schlechtes Zeugnis<br />

Es liegt auf der Hand<br />

Wenn Schule zur Last wird<br />

Die Kinder von heute<br />

100 Jahre / Schönbrunner Schule<br />

Johann Allach / Interview<br />

04<br />

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40<br />

Klicken Sie das INFO-Symbol und es öffnen<br />

sich ergänzende Informationen zum Artikel<br />

(pdf-Datei)<br />

Klicken Sie das OHR-Symbol und es öffnet<br />

sich in einer eigenen Browser-Seite der<br />

Audio-Player. Sie hören die Stimme des<br />

Autors mit ergänzenden Informationen.<br />

Klicken Sie das LAUTSPRECHER-Symbol<br />

und es öffnet sich in einer eigenen<br />

Browser-Seite der Audio-Player. Musik<br />

untermalt den Beitrag.<br />

SYMBOLE ZUR HANDHABUNG<br />

DER INTERAKTIVEN ELEMENTE<br />

DES MAGAZINS<br />

Klicken Sie das ZETTEL-Symbol und es<br />

öffnet sich das Mail-Programm.<br />

Klicken Sie das AUGE-Symbol und es<br />

öffnet sich der Browser mit einem Video.<br />

Foto © pixabay.com<br />

2 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


editorial & information<br />

impressum<br />

Medieninhaber, Herausgeber<br />

& Verleger <strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong><br />

<strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien,<br />

Mühlwasserpromenade 23/ Haus<br />

13, e-mail: office@LmZukunft.<br />

at, Herausgeber/Grafik: Karl H.<br />

Schrittwieser, Redaktion (Bild/<br />

Text): Birgit Menke,<br />

Titelseite - Foto: © Pixabay.com<br />

Blattlinie:<br />

Mit unserer Themenvielfalt laden<br />

wir Erwachsene ein, sich für die<br />

Entwicklung unserer Lebenswelt<br />

und für künftige Generationen<br />

einzusetzen.<br />

Dazu geben wir Informationen,<br />

Gedankenimpulse und<br />

Anregungen.<br />

Die AutorInnen übernehmen<br />

selbst die Verantwortung für den<br />

Inhalt ihrer Artikel.<br />

Auflage: 4 mal im Jahr<br />

Im Guten wie im Schlechten:<br />

Die „Aufmerksamkeits-Gesellschaft“<br />

FREUNDSCHAFT IST, WENN DICH EINER FÜR GUTES SCHWIMMEN LOBT,<br />

NACHDEM DU BEIM SEGELN GEKENTERT BIST (Werner Schneyder)<br />

Im Alltag wird unsere Aufmerksamkeit häufig auf eine harte<br />

Probe gestellt. Verstopfte Straßen, Touristen, die sich rund<br />

um die Sehenswürdigkeiten einer Stadt tummeln, Zeitungsverkäufer,<br />

Straßenkunst, aber auch Bedürftige, die uns<br />

einen leeren Becher unter die Nase halten und dann klingelt<br />

auch noch das Handy in der Hosentasche.<br />

Zu den äußeren Einflüssen kommt dann noch der Kampf der<br />

sozialen Netzwerke um die immer knapper werdende Ressource<br />

„Aufmerksamkeit.“ Dazu zählen zum Beispiel Twitter, XING und<br />

auch Facebook.<br />

Denn wer hier vertreten ist, will in der Regel auch Aufmerksamkeit. Mit<br />

einem Klick scrollen wir in eine bunte Welt, die vieles zu bieten hat.<br />

Tierfilme und Kochrezepte, Castingshows, Abstoßendes und Berührendes,<br />

aber auch persönliche Fotos, Selfies und Videos, nur um einige Beispiele<br />

zu nennen. Wir sammeln „Freunde“ wie frühere Generationen Briefmarken<br />

oder Bücher. Stellt sich die Frage, ob uns diese Online Kontakte<br />

wirklich alle nahestehen? Wie abhängig sind wir von der Reaktion jener,<br />

die uns persönlich gar nicht oder kaum kennen? Wie fühlt es sich an, von<br />

einem „großen Publikum“ bewertet oder entwertet werden?<br />

Die digitale Vernetzung ist ein Kind unserer Zeit. Aber vielleicht sollten<br />

wir Plattformen nicht so ernst nehmen, sondern lernen, leichtfüßiger damit<br />

umzugehen. Denn eine Alternative zu Freunden, mit denen wir auch<br />

im „echten“ Leben verbunden sind, kann ein soziales Netzwerk nie sein.<br />

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche viel Freude beim Lesen<br />

der <strong>September</strong>-Ausgabe<br />

Karl H. Schrittwieser<br />

Obmann und Herausgeber<br />

<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />

Foto © pixabay.com<br />

3 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & jugend<br />

Bitte helfen Sie mit:<br />

Gegen Kinderarmut und Ausgrenzung<br />

BILDUNG UND DIE CHANCE, AUS EIGENER KRAFT DER ARMUT<br />

ZU ENTKOMMEN<br />

Ulla Konrad,<br />

geschäftsführender Vorstand<br />

von CONCORDIA<br />

Sozialprojekte<br />

www.concordia.or.at<br />

info<br />

CONCORDIA Sozialprojekte<br />

arbeitet seit fast 30 Jahren mit<br />

sozial benachteiligten Kindern<br />

und Jugendlichen in Osteuropa.<br />

Im Moment bauen wir<br />

eine Volksschule in Ploieṣti,<br />

die qualitativ hochwertige<br />

Bildungschancen und soziale<br />

Durchmischung garantiert.<br />

Foto: © mialoebl.com<br />

Als ich 2003 erstmals bei<br />

CONCORDIA in Bukarest gearbeitet<br />

habe, dachte ich: Es heißt<br />

immer, Kinder seien die Zukunft.<br />

Dann müssen wir auch etwas für diese<br />

Zukunft tun!<br />

In den Armutssiedlungen Rumäniens<br />

wird jedes fünfte Kind nie eingeschult.<br />

Nur vier von zehn schließen die Volksschule<br />

ab. CONCORDIA will das mit dem<br />

Bau einer Volksschule ändern.<br />

Für viele Sechsjährige in Rumänien<br />

ist die Schulkarriere vorbei, bevor sie<br />

beginnt. Eltern schämen sich oft für ihre<br />

prekäre finanzielle Lage und schicken<br />

die Kinder schon deswegen nicht in den<br />

Unterricht. Oft bleiben die älteren Kinder<br />

auch der Schule fern, weil sie auf die<br />

jüngeren aufpassen müssen, wenn die<br />

Eltern Gelegenheitsarbeiten nachgehen.<br />

Mehr als die Hälfte der Romakinder in<br />

den Städten Osteuropas, aber auch Kinder<br />

aus ärmsten Verhältnissen im ländlichen<br />

Bereich, besuchen nie eine Schule.<br />

Diese Kinder haben kaum Zugang zu<br />

gesundheitlicher Versorgung, sie leben<br />

in prekären Wohnsituationen, mit einem<br />

hohen Risiko für Vernachlässigung und<br />

Missbrauch. Sie brauchen besondere<br />

Förderung, damit sie einerseits überhaupt<br />

in die Schule gehen, andererseits<br />

diese auch abschließen. Oftmals landen<br />

die Kinder zu Unrecht in einer Sonderschule.<br />

Eltern, die selbst über ein niedriges<br />

Bildungsniveau verfügen, können<br />

ihre Kinder weder beim Lernen noch bei<br />

der gesellschaftlichen Teilhabe unterstützen.<br />

In der Folge besuchen die Kinder die<br />

Schule nur unregelmäßig oder brechen sie<br />

ganz ab.<br />

WAS BIETET UNSERE CONCORDIA<br />

SCHULE?<br />

Wir sorgen für ein Schulumfeld, das Kinder<br />

unterstützt und begleitet. Aus unserer<br />

langjährigen Arbeit mit Familien aus den<br />

Armenvierteln wissen wir, was die Kinder<br />

brauchen: Keine Sonderschule für Romakinder,<br />

die sie weiter ausgrenzt, sondern<br />

eine Schule, in der benachteiligte Kinder<br />

eine Chance bekommen. Mein Motto:<br />

Bildung, Bildung und noch einmal Bildung<br />

braucht es für eine gute Zukunft.<br />

Geplant sind fünf Klassen zu je 20 SchülerInnen<br />

aus allen Gesellschaftsschichten.<br />

Miteinander und voneinander lernen. In<br />

Zusammenarbeit mit dem österreichischen<br />

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft<br />

und Forschung wird speziell geschultes<br />

Lehrpersonal den Schulfortschritt<br />

jedes einzelnen Kindes sicherstellen.<br />

CONCORDIA Sozialprojekte setzt sich für<br />

jene Kinder ein, die an den gesellschaftlichen<br />

Rand gedrängt werden.<br />

z – als Old Man Coyote das Schulsystem<br />

sprengte“ , das im Bereich „Umweltschutz“<br />

monatelang als Amazon-Bestsel-<br />

Foto: © Archiv CONCORDIA<br />

4 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & jugend<br />

Ulla Konrad, geboren 1971,<br />

ist geschäftsführender Vorstand<br />

von CONCORDIA<br />

Sozialprojekte<br />

Die studierte Psychologin<br />

verbrachte lange Zeit in<br />

Rumänien und arbeitete<br />

in verschiedenen sozialen<br />

Einrichtungen von CONCORDIA<br />

VIDEO:<br />

Zur Schule<br />

5 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & projekt<br />

Stefanie Itto<br />

Tapal Mouzoun<br />

Gründerin und<br />

Gesamtleiterin des campus<br />

vivant'e im hohen Atlas von<br />

Marokko<br />

www.scuolavivante.ch<br />

DER CAMPUS VIVANT'E<br />

Vor mehr als zehn Jahren begann<br />

alles mit einer Idee: Den Kindern<br />

von Ait Bouguemez ganzheitliche<br />

Bildungswege eröffnen und ihnen<br />

die Möglichkeit bieten, sich in<br />

ihrem abgelegenen Tal im Hohen<br />

Atlas Marokkos zu mündigen<br />

weltoffenen Bürgern heranzubilden,<br />

die ihre Heimat wertschätzen<br />

und den Spagat zwischen<br />

Moderne und Tradition, zwischen<br />

alter Berberkultur und neuem<br />

Fortschritt meistern und mutig<br />

und verantwortungsvoll ihren<br />

Weg gehen. Die einstige kleine<br />

Grundschule ist in den vergangenen<br />

9 Jahren zu einem Bildungs-<br />

Campus mit über 80 Schulkindern<br />

und 16 Mitarbeitern gewachsen,<br />

welcher heute in so vielfältigen<br />

Bereichen wie Permakultur, Gehörloseninklusion<br />

und Berufsorientierung<br />

wirkt. Viele engagierte<br />

Menschen vor Ort und aus der<br />

ganzen Welt helfen den campus<br />

vivant’e weiterzuentwickeln - hin<br />

zu neuen Horizonten.<br />

Fotos © Archiv Scuola Vivante<br />

6 | SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />

Lebendiges Lernen und Wachsen:<br />

Hin zu neuen Horizonten<br />

DER CAMPUS VIVANT’E – EINE BESONDERE BILDUNGSSTÄTTE IM HOHEN<br />

ATLAS MAROKKOS<br />

Juli <strong>2019</strong> – die Schultore sind geschlossen<br />

und die Klassenräume liegen im « Sommerschlaf<br />

», einzig auf den Dächern sind<br />

noch ein paar Handwerker mit Ausbesserungsarbeiten<br />

beschäftigt und die Hühner<br />

scharren im Schatten ihres Käfigs. Ich organisiere<br />

noch ein paar bürokratische Dinge<br />

und erledige liegengebliebene Schreibarbeit,<br />

während die letzten Wochen vor meinem<br />

inneren Auge nochmals Revue passieren: es<br />

war eine sehr bewegende und intensive Zeit<br />

und allmählich setzen sich die Erinnerungen.<br />

Unsere erste Schülergeneration hat den<br />

kompletten Zyklus am campus vivant’e<br />

durchlaufen und abgeschlossen: neun Jahre<br />

an einer aktiven und lebendigen Schule. Was<br />

2010 mit 16 Schülern und einem Wagnis,<br />

dem Abenteuer „école vivante“, begann,<br />

damals noch in unserem Wohnzimmer, findet<br />

nun zum ersten Mal seinen Abschluss: zehn<br />

aufgeweckte und lebhafte Kinder, die heranwuchsen<br />

zu gestandenen jungen Frauen und<br />

Männern, die ihren Weg nun selbstständig<br />

weitergehen. Hierzu möchte ich Ihnen eine<br />

Erfolgsgeschichte erzählen, die Geschichte<br />

von Malika.<br />

Malika kommt aus einer typischen Familie<br />

aus dem Dorf. Ihre Eltern sind einfache Bauern,<br />

der Vater arbeitet teils als Tagelöhner<br />

um das knappe Haushaltsgeld aufzubessern.<br />

Malika ist das einzige Mädchen unter lauter<br />

Jungen in der neunköpfigen Familie. Die<br />

Eltern, selber kaum zur Schule gegangen,<br />

haben uns von Anfang an ihr Vertrauen<br />

geschenkt, als wir die Idee einer freien<br />

Schule präsentierten. Sie waren von Beginn<br />

an offen und dankbar für unser alternatives<br />

Bildungsangebot und die Chancen, die wir<br />

ihrer Tochter damit bieten. Viele Kinder,<br />

vor allem Mädchen, besuchen in unserem<br />

abgelegenen Tal häufig - wenn überhaupt -<br />

nur die einfache Grundschule im Dorf.<br />

Nach spätestens sechs Jahren, viele<br />

auch schon früher, verlassen sie ihren<br />

Bildungsweg und haben damit keinerlei<br />

berufliche Perspektiven.<br />

In der ersten Klasse noch „wild und<br />

ungezähmt“, hat sich Malika in den<br />

letzten Jahren mit viel Freude und<br />

Lust, eifrig und engagiert entwickelt<br />

- sie konnte sich ihr interessiertes,<br />

freiheitsliebendes und kreatives Wesen<br />

bewahren und auf wunderbare Art<br />

ihren Platz als aktive Schülerin finden,<br />

die das Schulleben mitgestaltet.<br />

Selbstbestimmt und engagiert ging sie<br />

von Anfang an ihren Weg und nahm<br />

das Bildungsangebot der école vivante<br />

stets mit viel Hunger nach Wissen<br />

wahr. Besonders ihr künstlerisches, musikalisches<br />

und theatralisches Potential<br />

konnte sie bei vielen Projekten entdecken<br />

und beweisen. Als sie 2010 als<br />

5-Jährige das allererste Mal mit Farben,<br />

Pinsel und Papier in Berührung kam,<br />

war das so etwas wie eine Initialzündung<br />

für sie.<br />

Im college vivant'e, unserer weiterführenden<br />

Sekundarschule, entwickelte<br />

Malika ihre sprachlichen, wissenschaftlichen<br />

und handwerklichen Fähigkeiten<br />

weiter. Das eigenverantwortliche Lernen<br />

hatte sie inzwischen so verinnerlicht,<br />

dass man sie häufig selbstständig<br />

arbeitend, in Bücher vertieft, an ihrem<br />

persönlichen (von ihr selbst geschreinerten!)<br />

Arbeitstisch finden konnte.<br />

Auf dem campus vivant'e lernte sie<br />

nicht nur die theoretischen Inhalte<br />

des marokkanischen Lehrplans sondern<br />

auch Praktisches wie Gärtnern,


information & projekt<br />

Kochen, Filzen oder sich zurecht zu finden in der Wildnis oder in<br />

einer Stadt. Vor allem aber auch Offenheit und Toleranz gegenüber<br />

Menschen anderer Kulturen und Religionen, ökologisches<br />

Bewusstsein, gewaltfreie Kommunikation, kritisches Denken und<br />

besonders: den Mut zu haben, seine eigene Meinung kundzutun<br />

und seinen eigenen Weg zu gehen.<br />

2010-<strong>2019</strong>, das beinhaltet viel mehr als das obligatorische klassische<br />

Lehrplanwissen in den einzelnen Fächern hergibt. Lebensschule<br />

nennen wir das, lebendiges Lernen und Wachsen, jeder für<br />

sich und doch stets miteinander. Zum Abschied erhielten alle zehn<br />

Abgänger darum auch zum ersten Mal das sogenannte „vivante-<br />

Diplom“ - eine Urkunde und ein ausführlicher Kompetenzbeschrieb<br />

in welchem schwarz auf weiß all die Dinge genannt werden, die im<br />

normalen Notenzeugnis nicht sichtbar sind.<br />

DOWNLOAD<br />

Jahresbericht 2018<br />

DOWNLOAD<br />

Projektbeschreibung<br />

7 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & reisen<br />

Insel aus Feuer und Eis:<br />

Island<br />

EIN INSELSTAAT AUF ZWEI KONTINENTEN<br />

Dipl.-Ing. Alexander Ristic<br />

Internationaler<br />

Länderexperte<br />

Lesetipp<br />

Die Isländer, die<br />

Elfen und Ich von<br />

Thilo Mischke,<br />

Ullstein Verlag<br />

<strong>2019</strong><br />

Kilometerlange Gletscherzungen,<br />

unendlich viele einzigartige Wasserfälle,<br />

zischende Geysire und<br />

warme Wasserquellen machen<br />

die Insel einzigartig.<br />

Island ist flächenmäßig der zweitgrößte<br />

Inselstaat Europas. Die Vulkaninsel liegt<br />

knapp südlich des nördlichen Polarkreises<br />

und 300 km östlich von Grönland<br />

im Atlantik. Im Vergleich zu Österreich<br />

ist Island flächenmäßig 20% größer,<br />

hat aber nur 4% der Bevölkerung und<br />

ist damit eines der am dünnsten besiedelten<br />

Ländern der Welt. Über 60 % der<br />

isländischen Bevölkerung lebt in der<br />

Hauptstadt Reykjavík.<br />

Island liegt auf dem Mittelatlantischen<br />

Rücken und damit sowohl auf der<br />

Nordamerikanischen als auch auf der<br />

Eurasischen Platte, wobei sich die<br />

Plattengrenzen von Südwesten nach<br />

Nordosten in etwa diagonal über die<br />

Insel ziehen. Die Platten entfernen sich<br />

jährlich etwa 2 cm voneinander. Magmakammern<br />

unter der Insel, die sogenannten<br />

Island-Plumen, sorgen mittels<br />

Vulkanismus für ständigen Nachschub<br />

von geschmolzenem Gesteinsmaterial<br />

aus dem Erdinneren, weshalb die Insel<br />

nicht auseinanderbricht. Island hat etwa<br />

30 aktive Vulkane.<br />

Die Vulkaninsel ist ein Paradies für<br />

Naturliebhaber. Vor allem die hier im<br />

Sommer zahlreich brütenden Vögel,<br />

aber auch Robben, Seehunde, Rentiere,<br />

Schafe oder die bei Reitern so beliebten<br />

Islandpferde prägen die Tierwelt. Bei<br />

den Pflanzen fällt vor allem der Krüp-<br />

pelwuchs vieler Bäume, wie etwa der Birken<br />

auf, die selten eine Höhe über zwei Meter<br />

erreichen. Flechten und unglaublich leuchtkräftige<br />

Moose, aber auch Blumen, wie das<br />

rosa blühende Leimkraut, prägen gemeinsam<br />

mit der kargen Vulkanlandschaft die Flora<br />

Islands.<br />

Wer Einsamkeit, unendliche Weite und unberührte<br />

Natur sucht, findet sie im Hochland<br />

der Insel. Hier zwischen Gletschern und Vulkanen<br />

erstrecken sich unendlich scheinende<br />

Schotterwüsten. Geothermische Gebiete<br />

laden zum Baden in warmen Naturquellen<br />

ein, mit herrlichem Ausblick auf die unberührte<br />

Natur.<br />

Eine Besonderheit Islands ist die Tradition<br />

der dreizehn Weihnachtsmänner, der jólasveinar<br />

(wörtlich „Weihnachtsgesellen“). Sie<br />

wohnen mit ihrer Mutter, der Hexe Gryla,<br />

und ihrem liederlichen Gefährten Leppalúöi<br />

sowie der riesigen Weihnachtskatze in einer<br />

Höhle in den Bergen. In den 13 Nächten<br />

vor dem Weihnachtsfeiertag kommen sie in<br />

die von Menschen bewohnten Gegenden.<br />

Die Weihnachtsmänner entsprechen nicht<br />

unserer Vorstellung vom Christkind, sondern<br />

sind vielmehr verschmitzte Burschen, die<br />

ständig Schabernack im Sinne haben.<br />

Traditionell isst man in Island entweder Fisch<br />

oder Lammfleisch mit Kartoffeln und grünem<br />

Salat, Gurken oder Paradeisern aus einem<br />

der zahlreichen Gewächshäuser, welche<br />

mit der Wärme aus den Erdquellen beheizt<br />

werden.<br />

Leere, Schönheit, eisige Luft – das ist Island<br />

eine Insel aus Feuer und Eis – ein unvergessliches<br />

Reiseerlebnis!<br />

Fotos und Video: © DI Ristic<br />

8 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & reisen<br />

VIDEO:<br />

Wasser für alle<br />

9 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & bildung<br />

Deine<br />

Spende<br />

macht mich<br />

klug!<br />

CONCORDIA begleitet Kinder und Jugendliche in ein selbst bestimmtes Leben.<br />

Wir eröffnen Chancen durch Ausbildung und das Erlernen eines Berufes.<br />

Spendenkonto: IBAN: AT66 3200 0000 0703 4499<br />

Fotos: © Archiv SOS-Kinderdorf<br />

www.concordia.or.at<br />

10 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & bildung<br />

Hochsensitivität:<br />

Potentiale entfalten als HSP<br />

VON DER BÜRDE ZUR GABE FINDEN<br />

Die Welt braucht einen sensitiveren<br />

Umgang – miteinander<br />

und mit dem Planeten. Hochsensitive<br />

Personen (HSP) können<br />

ihren Beitrag leisten. Wenn sie ihr<br />

Potential voll entfalten, wird die weitere,<br />

detailliertere Wahrnehmung zu einem<br />

Segen, die Empathie und ihr Weitblick zu<br />

einem Gewinn, vor allem, wenn sie mit<br />

Menschen arbeiten.<br />

HSP bringen vermehrt Persönlichkeitsmerkmale<br />

mit, die auf ein wertevolles<br />

gemeinsames Leben abzielen. Harmonie,<br />

Mitgefühl, Gerechtigkeit und Frieden<br />

sowie ein ethisches Verhalten sind für<br />

sie meist sehr bedeutend. Sie lieben die<br />

Natur, die Tiere, ernähren sich oft vegan<br />

/ vegetarisch und achten auf Energien.<br />

Sinnerfüllte und sinnstiftende Arbeit ist<br />

ihnen ein Anliegen.<br />

Hochsensitive Menschen leiden oft an<br />

der Welt, an einem rücksichtslosen Umgang,<br />

an Ellbogentechnik, Unehrlichkeit,<br />

Ungerechtigkeit und Streit. Konflikte<br />

sind Energiekiller für HSP, denen sie<br />

gern aus dem Weg gehen, weil sie die<br />

Reizüberflutung durch starke Emotionen<br />

fürchten. Ist das Maß an Reizen voll, ist<br />

meist Schluss mit sensibel, dann können<br />

Schutzmauern hochfahren, die für<br />

HSP lebenserhaltend sind. Besser, nicht<br />

soweit kommen lassen, sondern Rückzug<br />

und Auszeiten einplanen sowie das<br />

Potential entfalten, um der Gesellschaft<br />

zu dienen.<br />

Viele Hochsensitive stoßen auf ihre<br />

Veranlagung, wenn sie diese als Bürde empfinden.<br />

Doch wenn wir wissen, wie wir damit<br />

im Alltag umgehen und gut leben können, ist<br />

sie eine große Gabe. In der Arbeit mit meiner<br />

Herzensmatrix-Aufstellung unterstütze ich<br />

HSP, diese wahrzunehmen, zu fühlen und alles<br />

aufzulösen, das dem Annehmen der Veranlagung<br />

noch im Weg steht. Dabei ist mir aufgefallen,<br />

dass sich in den Aufstellungen „Ich<br />

und meine Hochsensitivität“ die selbe Energiequalität<br />

zeigt wie bei den Aufstellungen „Ich<br />

und mein wahres Selbst“. Das hat mich zu der<br />

Ansicht gebracht: Je mehr wir aus unserem<br />

wahren Selbst, aus unserer Seele leben, desto<br />

mehr sind wir alle hochsensitiv!<br />

Bei den Kindern und Jugendlichen im Alter<br />

von 8 bis 19 Jahren sind bereits 20 bis 35<br />

Prozent hochsensitiv geboren (lt. einer Studie<br />

von Elaine Aron u. a. 2018 in Großbritannien).<br />

Möglicherweise bringen Hochsensitive etwas<br />

mit, haben einen Entwicklungsschritt als Seelen<br />

schon vollzogen, der in der Evolution jetzt<br />

ansteht. Sie können allen, die diesen Schritt<br />

derzeit noch vor sich haben, die Hand reichen<br />

und sie ein Stück weit dabei unterstützen. Zum<br />

Wohle aller Wesen und des Planeten. Auf dass<br />

er irgendwann (wieder) zum Paradiesplaneten<br />

werde.<br />

DOWNLOAD<br />

HM-Methode, Dankbarkeits-Metitation<br />

Mag. a Sabine Knoll<br />

Freie Autorin und Trainerin<br />

Gründerin und Obfrau des<br />

„hochsensitiv.netzwerk<br />

von hsp für hsp“<br />

Leiterin des WIFI-Lehrgangs<br />

„Experte/Expertin<br />

für HSP (Hochsensitive/<br />

Hochsensible Personen)“<br />

am WIFI Wien<br />

www.sohreya.net<br />

www.hochsensitiv.net<br />

Foto: © pixabay.com<br />

11 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & gesundheit<br />

Wenn die Schuhe nicht mehr passen:<br />

Wasser in den Beinen<br />

AUCH DIE BRENNESSEL KANN DURCH IHRE DIURETISCHE EIGENSCHAFT<br />

UNTERSTÜTZEN<br />

Prof. Franz W. Strohmer<br />

med. Journalist<br />

Der menschliche Körper besteht<br />

mehr als zur Hälfte aus Wasser<br />

und im Durchschnitt nimmt der<br />

Mensch täglich zweieinviertel<br />

Liter Wasser zu sich. Bei bestimmten<br />

Organschwächen, wie zum Beispiel<br />

des Herzens, der Venen, oder wenn der<br />

Körper zu wenig Wasser ausscheidet,<br />

können Flüssigkeitsansammlungen im<br />

Gewebe, so genannte Ödeme auftreten.<br />

Auch durch verschiedene Medikamente,<br />

wie durch fast alle Mittel gegen Rheuma<br />

können Ödeme entstehen. Eiweißmangel,<br />

Diabeteserkrankungen, Störungen<br />

des Hormonhaushaltes, (Schilddrüsenunterfunktion)<br />

Bewegungsmangel,<br />

Lymphstau sind weitere Ursachen von<br />

Ödemen.<br />

Normalerweise sind Gefäße wie Venen,<br />

Arterien oder Lymphgefäße in der Lage,<br />

dass sie Flüssigkeiten und Nährstoffe<br />

nicht nur transportieren, sondern auch<br />

an das Gewebe abgeben.<br />

Wasserstaus entstehen dann,<br />

wenn Flüssigkeit aus den<br />

Blut- oder Lymphgefäßen in<br />

das umgebende Gewebe<br />

austritt. Häufig werden<br />

Diuretika (Entwässerungsmittel)<br />

gegen Ödeme eingesetzt,<br />

die relativ wirkungsvoll<br />

sind, aber bei denen zur Vorsicht<br />

geraten werden muß, da sich<br />

der menschliche Körper sehr<br />

rasch an das Medikament gewöhnt und<br />

die erhoffte Wirkung in der Folge nur<br />

durch eine höhere Dosis des Wirkstoffes<br />

erzielt werden kann. Beim Absetzen des<br />

Medikamentes entstehen durch den<br />

Rebound-Effekt (Zurückfalleffekt) verstärkt<br />

Ödeme, so dass nur ein Ausschleichen<br />

über drei Wochen und eine kochsalzarme<br />

Ernährung eine weitere Einnahme des<br />

Diuretikums verhindern hilft. Das Hochlagern<br />

der Beine zwischendurch oder auch<br />

in der Nacht entlastet die Venen, eine<br />

Kompressionstherapie durch das Tragen<br />

von Kompressionsstrümpfen erhöht den<br />

Außendruck auf die Gefäße und entlastet<br />

dadurch ebenfalls die Venen.<br />

Eine wirksame Übung für Zwischendurch:<br />

Auf dem Rücken liegend Hochstrecken<br />

der Beine und mit den Füßen kreisen.<br />

Empfohlen wird auch die manuelle<br />

Lymphdrainage (MLD) zur Aktivierung<br />

der Lymphbahnen, die dadurch verstärkt<br />

das angestaute Wasser weiterleiten.<br />

Radfahren, Schwimmen, Wandern sollten<br />

als regelmäßige Bewegung eingesetzt<br />

werden. Zur genaueren Abklärung der<br />

Krankheitsursache sollte jedenfalls eine<br />

umfangreiche ärztliche Untersuchung<br />

erfolgen, insbesonders ein Ultraschall bei<br />

einem Phlebologen (Venenspezialisten).<br />

Foto © pixabay.com<br />

12 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & bewusstsein<br />

Das Lebensthema:<br />

Heimkehr zur ICH-Marke<br />

STATT FREMDEN ANSPRÜCHEN WIDERWILLIG ZU FOLGEN<br />

Phuu, der Chef/die Chefin; Wahnsinn,<br />

die Zustände; bäääh, das<br />

System schafft mich … Und<br />

Burnout. Und Depressionen, Und<br />

Resignation. „Wenn ich nicht so viel<br />

Schmerzensgeld erhielte, hätt ich schon<br />

längst …“<br />

Dabei ist das Leben doch wunder-voll;<br />

nicht nur am arbeitsfreien Wochenende!<br />

Ich gestehe, ich war nie ein großer,<br />

auch kein kleiner Fan von „System-<br />

Zwangsverpflichtungen“. Mehr noch<br />

als Sohn eines Heeresangehörigen war<br />

ich Einzelkind und somit Freigeist; zum<br />

selbstständig Denken angeregt, erzogen<br />

und darin bestärkt. Mit dem Erfolg, dass<br />

ich nur 1 Monat wirklich angestellt war.<br />

– Und meine Kündigung erfolgte bereits<br />

nach 10 Tagen<br />

… Im selben<br />

Jahr, 1998,<br />

schrieb<br />

ich das<br />

Buch „Ihr ICH als unverwechselbare Marke“.<br />

Als Plädoyer für die Selbstverwirklichung.<br />

Nein, NICHT als EGO-Programm. Die<br />

Überzeugung lautet, dass wir nur dann den<br />

bestmöglichen Beitrag für das Gemeinwohl<br />

leisten können, wenn wir UNSER individuell<br />

BESTES geben.<br />

Leben Sie das IHRE – zum Wohle ALLER!<br />

Die ICH-Marke, richtig verstanden, will<br />

nichts anderes als dazu ermutigen, die authentische<br />

Eigen-Entwicklung zu fokussieren<br />

und leidenschaftlich zu leben. – Anstatt<br />

halbherzig fremden Ansprüchen, einem<br />

unmenschlichen System der Geldspekulanten,<br />

unbezahlbare Lebenszeit zu opfern!<br />

Was ist wirklich das IHRE?! Wofür stehen<br />

Sie? Wofür stehen Sie auf – im Sinne von<br />

Engagement?! Was bedeutet Ihnen wirklich<br />

viel, ALLES?! Wozu sind Sie hier, auf diesem<br />

noch immer großartigen Planeten? Womit<br />

können und WOLLEN Sie gerne anderen<br />

DIENEN?!<br />

Dr. Manfred Greisinger<br />

Autor, Trainer<br />

Buch-Projekt-Begleiter<br />

Vortragender<br />

Selfness-Coach<br />

ICH-Marke-Pionier<br />

Standardwerk<br />

„ICH-Marke leben“<br />

Edition Stoareich<br />

www.stoareich.at<br />

Erinnern wir uns: Wir wussten doch schon<br />

als Kinder, was wir liebend gerne tun.<br />

Womit wir uns stundenlang, ohne auf<br />

Hunger & Durst zu achten, beschäftigt haben.<br />

– Genau dort sollten wir – egal wie alt<br />

mittlerweile – weitertun. Heimkehr zur ICH-<br />

Marke! Leben Sie das IHRE – zum Wohle<br />

ALLER! Und hören wir auf, noch so<br />

schillernden, erfolgsversprechenden<br />

Marken & Karriere-Markierungen<br />

nachzuhecheln …<br />

„Wenn Du sitzt,<br />

dann sitz nur,<br />

wenn Du stehst,<br />

dann stehe nur.<br />

Vor allen Dingen aber:<br />

wackle nicht!“<br />

Waldviertler Weisheit<br />

Foto: © pixabay.com<br />

13 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & wissenschaft<br />

LebensWandel:<br />

Im Zeitalter der Epigenomik<br />

GUTE GENE ALLEINE SIND NICHT ALLES<br />

Thomas Kolbe<br />

Fachwissenschaftler<br />

für Versuchstierkunde,<br />

Ao. Prof. für die<br />

Service-Plattform<br />

Biomodels Austria<br />

Veterinärmedizinische<br />

Universität Wien<br />

Epigenomik? Was ist das schon<br />

wieder? Seit dem Abschluß des<br />

Human Genome Projektes 2003<br />

ist der Begriff ›Genom‹ hoffentlich<br />

schon einmal gehört worden. Das<br />

bezeichnet die Summe aller Erbanlagen<br />

(Gene) in jeder einzelnen Körperzelle.<br />

Damals war man sehr verwundert, dass<br />

statt der erwarteten 100.000 Gene nur<br />

ca. 23.000 Gene gefunden wurden. Die<br />

restlichen 80% des Erbgutes hat man<br />

einfach als ›Schrott‹ (Junk DNA) bezeichnet.<br />

Lauter defekte Genvarianten,<br />

fehlgeschlagene Versuche der Evolution,<br />

dazu inaktivierte Virusgene und unnütze<br />

genetische Elemente.<br />

In den letzten 10 Jahren haben die<br />

Forscher aber erkannt, dass dem nicht so<br />

ist: In diesen 80% DNA stecken Unmengen<br />

regulatorischer Gene, genetischer<br />

Schalter, Elemente zum Aktivieren und<br />

Inaktivieren der 23.000 funktionellen<br />

Gene. Diese spielen mit unserem Erbgut<br />

wie mit einem komplizierten Musikinstrument.<br />

Durch Anhängen chemischer<br />

Seitenketten (Methylgruppen) können<br />

Gene von jetzt auf gleich ablesbar<br />

gemacht oder im Gegenzug stillgelegt<br />

werden.<br />

Mutation und Selektion wirken nur über<br />

lange Zeiträume auf die Gene, über viele<br />

Generationen. Epigenese wirkt sofort,<br />

als direkte Reaktion auf die Umweltbedingungen<br />

eines Individuums. Sobald<br />

man anfängt, einen Muskel zu trainieren,<br />

stellen diese Schalter in den bean-<br />

spruchten Muskelzellen das Programm<br />

von ›Sofasitzen‹ auf ›Bodybuilding‹ um.<br />

Dazu wird der Energiestoffwechsel der<br />

Zellen effizienter gestaltet, die Abfallentsorgung<br />

verbessert u.v.a.m. Warum<br />

das nicht schon vorher geschah? Weil<br />

keine Notwendigkeit bestand und der<br />

Muskel im Sparmodus lief.<br />

Das gilt für alle Zellen im Körper, für<br />

alle Gewebe und Organe. Somit geben<br />

die von den Eltern ererbten Gene das<br />

Spektrum der möglichen Reaktionen vor.<br />

Innerhalb dieser Möglichkeiten bestimmen<br />

aber die Umwelteinflüsse, wie der<br />

Körper im Detail funktioniert.<br />

Soweit vielleicht noch ganz interessant,<br />

aber jetzt kommt es: Diese aktuelle<br />

Einstellung der Gene kann auch an die<br />

Kinder und Enkel vererbt werden! Zuerst<br />

fand man in Tierversuchen heraus,<br />

dass in hohem Maße energiereich (fett)<br />

gefütterte Rattenmännchen Töchter<br />

zeugten, die vermehrt an Diabetes<br />

erkrankten. Durch die Fehlernährung<br />

der Väter waren Gene für den Energiestoffwechsel<br />

auf dem väterlichen<br />

X-Chromosom anders geschaltet worden<br />

und so an die Töchter vererbt worden,<br />

die bei normaler Ernährung an Diabetes<br />

erkrankten.<br />

Rattenväter, die 3 Monate vor der Zeugung<br />

Stress hatten, zeugten vermehrt<br />

depressive Nachkommen. Inzwischen<br />

hat man durch viele Studien am Menschen<br />

diese Befunde erhärtet.<br />

Fotos © pixabay.com<br />

14 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & wissenschaft<br />

Die schlechte Nachricht ist also: Unser<br />

gesamter Lebenswandel schlägt sich auf<br />

unsere Gene nieder und wird auch an<br />

die Kinder vererbt. Mit allen positiven<br />

wie negativen Folgen.<br />

Jetzt die gute Nachricht:<br />

Das Ganze ist umkehrbar. Diese epistatischen<br />

Effekte sind ständig aktiv. Wenn<br />

ich mehr Sport treibe, mich gesünder<br />

ernähre, reagiert mein genetisches<br />

Programm auch darauf innerhalb<br />

kürzester Zeit. Also sollten sich<br />

nicht nur Schwangere einschränken<br />

(kein Tabak, kein Alkohol,<br />

wenig Stress), sondern auch die<br />

Väter sollten sich vor der Zeugung schon<br />

Gedanken über ihren Lebenswandel<br />

machen.<br />

INFO<br />

Peter Spork: Gesundheit ist kein<br />

Zufall. Die neuesten Erkenntnisse<br />

der Epigenetik.<br />

Pantheon Verlag <strong>2019</strong>.<br />

https://www.nature.com/articles/nature09491<br />

Diese Erkenntnisse der Genetik geben<br />

nicht nur nach Jahrhunderten Lamarck<br />

(1744-1829) Recht („Giraffen haben<br />

lange Hälse, weil sich ihre Vorfahren<br />

immer nach den Blättern gestreckt<br />

haben“: Vererbung erworbener<br />

Eigenschaften), sondern sie sollten<br />

uns alle zu einer bewussteren Lebensführung<br />

anhalten. Im Interesse<br />

unserer zukünftigen Kinder.<br />

15 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & alltag<br />

Regeln über Regeln:<br />

Stirbt die Eigenverantwortung?<br />

DIE SCHEU VOR DER VERANTWORTUNG IST EINE KRANKHEIT UNSERER ZEIT<br />

(Otto von Bismarck)<br />

Mag. Reinhard Winter<br />

Foto: © Reinhard Winter<br />

16 | SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />

Ein Erlebnis, dessen Zeuge ich kürzlich<br />

wurde, stimmte mich nachdenklich.<br />

Ein Firmenwagen einer<br />

durchaus bekannten Firma parkte<br />

für mehrere Stunden im Halteverbot und<br />

mitten auf dem Gehsteig. Der Fahrer,<br />

als er zum Auto kam, wurde von einer<br />

Passantin darauf angesprochen. Er fand<br />

dies keines Kommentars würdig, anders<br />

freilich eine vorbeikommende weitere<br />

Passantin. Diese ergriff allerdings nicht,<br />

wie eigentlich zu erwarten gewesen<br />

wäre, die Partei ihrer Kollegin, sondern<br />

kommentierte deren Aussage mit einem<br />

„Haben Sie keine anderen Sorgen?“.<br />

Dann eilte sie weiter. Nicht nur die Angesprochene<br />

blieb verdutzt zurück, auch<br />

ich war ob dieser Reaktion einigermaßen<br />

verblüfft.<br />

Für mich stellen sich mehrere Fragen:<br />

„Wiegt der Verstoß gegen eine Regel<br />

heute schon weniger schwer, als der<br />

Hinweis darauf?“ und „Hat die „Regelungswut<br />

uns fest im Griff und stirbt<br />

damit die Eigenverantwortung?“<br />

WIEGT DER VERSTOSS GEGEN EINE<br />

REGEL HEUTE SCHON WENIGER<br />

SCHWER, ALS DER HINWEIS<br />

DARAUF?<br />

Die Frage ist schwer zu beantworten.<br />

Selbst ein diskreter Hinweis auf einen<br />

Regelverstoß ist für den Betroffenen<br />

meist unangenehm, während ein „leichter“<br />

Regelverstoß vom Umfeld oftmals<br />

kaum beachtet Wozu und Vitamin noch Cweniger oft<br />

geahndet youtube-Video<br />

wird. Auch der „Mahner“<br />

begibt sich häufig in eine nicht sehr<br />

angenehme Rolle – siehe das Beispiel<br />

oben. Anders sieht es aus, wenn jemand<br />

persönlich durch einen Regelverstoß eines<br />

anderen betroffen ist. Da wird die Einhaltung<br />

der Regel oftmals lautstark und mit Nachdruck<br />

eingefordert.<br />

HAT DIE „REGELUNGSWUT“ UNS FEST<br />

IM GRIFF?<br />

Ich behaupte, ja. Der Beweis: Sie brauchen<br />

nur mit offenen Augen durch die Straßen<br />

einer Stadt gehen. Die Fülle an Verkehrszeichen<br />

ist überbordend und ich denke, so<br />

mancher Autolenker ist damit überfordert.<br />

Anders kann ich mir schwer erklären, dass<br />

trotz der vielen Verkehrszeichen, Halteverbote<br />

nicht beachtet werden, vorgegebene<br />

Geschwindigkeiten überschritten werden<br />

und vieles mehr. Diese vielen – und leider<br />

oftmals kaum kontrollierten Regeln – treiben<br />

bisweilen kuriose Blüten, wie das nebenstehende<br />

Foto eines Halteverbots im Halteverbot<br />

zeigt. Dabei ist der Straßenverkehr nicht<br />

der einzige Bereich, wo die „Regelungswut“<br />

spürbar ist. In vielen Bereichen des täglichen<br />

Lebens trifft uns diese „Regelungswut“.<br />

Keine Frage, viele Regeln machen Sinn.<br />

Allerdings sollte ein vernünftiges Maß an<br />

Regulierung eingehalten werden.<br />

Wehren wir uns gegen diese überbordende<br />

„Regelungswut“, wehren wir uns gegen die<br />

leider schon weit verbreitete Unsitte, dass es<br />

immer einen Schuldigen geben muss, wenn<br />

etwas geschieht und dass jeder mögliche<br />

Verantwortliche eine Regelung fordert, auf<br />

die er verweisen und die Verantwortung von<br />

sich weisen kann.<br />

Können wir mit weniger Regeln und Vorschriften<br />

auskommen? Ich sage ja. Aber das<br />

funktioniert nur, wenn wir uns nicht einfach<br />

auf Vorschriften verlassen, sondern die<br />

Eigenverantwortung stärken.


information & reise<br />

Die Stadt im Kopf:<br />

Zagreb aus veränderter Sicht<br />

ERFAHRUNGEN AUS DEM AUSLANDSSEMESTER<br />

Seit ich Denken kann sind meine<br />

Eltern, meine Schwester und ich<br />

zu Ostern und Weihnachten in<br />

Zagreb beim Rest der Familie. Die<br />

fünfstündige Fahrt dorthin verbringe ich<br />

meist lesend oder damit meine Schwester<br />

zum gemeinsamen Spielen oder<br />

Musikhören zu überreden. In Zagreb<br />

angekommen fahren wir zuerst zur Wohnung<br />

meines Opas, wo wir die nächsten<br />

Tage übernachten werden. Wir parken<br />

vor dem Wohnblock, bringen unsere<br />

Sache hoch und steigen dann wieder ins<br />

Auto. Weiter gehts zur Wohnung meiner<br />

Oma, wo Kaffee getrunken und über die<br />

Neuigkeiten aus Wien geplaudert wird.<br />

Nach ein paar Stunden geht es wieder<br />

ins Auto und zu unserem letzten Stop:<br />

der Wohnung meiner Tante und Cousine.<br />

Auf dem Weg dorthin kenne ich schon<br />

einige Gebäude: das Nationaltheater,<br />

das Mimara Museum und den Hauptbahnhof.<br />

Doch mein Kopf kann die Orte<br />

nicht miteinander verbinden. Sie schweben<br />

wie die Wolken, die neben unserem<br />

Auto am Himmel vorbeiziehen.<br />

EIN STADTPLAN IM KOPF<br />

In meinem dritten Studienjahr beschließe<br />

ich auf Auslandssemester nach Zagreb<br />

zu fahren. Ich kenne die Stadt ja schon –<br />

sozusagen. Doch erst als ich dann wirklich<br />

dort bin, alleine und mit den ersten<br />

Aufgaben, merke ich, dass ich die Stadt<br />

nur vom Auto aus gekannt habe. Plötzlich<br />

bemerke ich, dass die 2er Straßenbahn<br />

nicht zum Hauptplatz fährt, dafür<br />

aber in die Richtung meiner Wohnung.<br />

Ich lerne, wohin es sich auszahlt zu Fuß<br />

zu gehen (fast überall im Zentrum). Ich<br />

entdecke ein Burgerrestaurant am Ende<br />

Foto: © Tina Cakara<br />

der Straße wo mein Opa wohnt, das ich<br />

zuvor nie bemerkt habe. Ich beginne die<br />

Straßen zu benennen, die gar nicht mehr<br />

gleich aussehen. In meinem Kopf entsteht<br />

langsam ein mentaler Stadtplan,<br />

der durch jeden spontanen Spaziergang<br />

und jede Erledigung weiter ausgebaut<br />

wird.<br />

VON DER BESUCHERIN ZUR STADT-<br />

FÜHRERIN<br />

Als mich meine Schwester und ihr Mann<br />

nach einem Monat besuchen kommen,<br />

packe ich automatisch meinen mentalen<br />

Stadtplan aus dem Kopf und Straßenbahntickets<br />

aus der Tasche aus. Erst da,<br />

einige Wochen nach meiner Ankunft,<br />

bemerke ich wie schnell sich das Bild<br />

der Stadt für mich verändert hat. Zagreb<br />

hat sich immer schon vertraut angefühlt.<br />

Doch erst jetzt kenne ich mich<br />

auch wirklich in den vielen Straßen und<br />

Gassen aus. Die Stadt hat eine Form<br />

bekommen.<br />

Tina Čakara<br />

Studentin<br />

Junge Autorin<br />

Foto: © pixabay.com<br />

17 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


e<br />

r<br />

aber<br />

lig.<br />

istiker<br />

information & pädagogik<br />

Am Start sein:<br />

Jugendsprache<br />

HILFE, ICH VERSTEHE MEIN KIND NICHT MEHR!<br />

gut<br />

r<br />

Christina Sophia Kern, MA<br />

SOS-Kinderdorf Altmünster<br />

Fachkraft für Elternarbeit<br />

und Pädagogik<br />

Ablauchen, low key oder lit ...<br />

Sprechen Sie die Sprache Ihrer<br />

Kinder? Nein? Damit sind Sie<br />

nicht alleine. Denn diese Herausforderung<br />

kennen viele Eltern.<br />

Jugendkultur und damit auch die Jugendsprache<br />

sind in stetigem Wandel.<br />

Auch Sie haben in Ihrer Jugend wahrscheinlich<br />

anders gesprochen als Ihre<br />

Eltern. Trotzdem sind wir Erwachsene<br />

immer wieder aufs Neue überrascht<br />

darüber, wie vielfältig, flapsig aber vor<br />

allem ungewohnt jüngere Generationen<br />

untereinander kommunizieren. Das kann<br />

in der Familie zu Empörung führen oder<br />

Gefühle verletzen.<br />

DIESE FÜNF TIPPS HELFEN, DIE<br />

SPRACHBARRIERE ZU ÜBERWINDEN:<br />

#1 - IN EIGENEN WORTEN<br />

ERZÄHLEN LASSEN<br />

Seien Sie beruhigt:<br />

Sprache schafft für die<br />

Jugendlichen Raum,<br />

um ungestört unterund<br />

miteinander zu<br />

kommunizieren.<br />

Die verwendeten<br />

Begriffe sind<br />

dabei Ausdruck<br />

jugendlicher<br />

Kultur. Gestehen<br />

Sie Ihrem Kind<br />

zu, dass es mit der<br />

modernen Sprechweise<br />

zum eigenen Freundeskreis<br />

dazugehört.<br />

Zudem möchten sie sich dadurch auch<br />

bewusst von den Eltern und generell<br />

Erwachsenen abgrenzen. Geben Sie auch<br />

zuhause Ihrem Kind den erforderlichen<br />

sprachlichen Platz, indem Sie es in<br />

eigenen Worten sprechen und erzählen<br />

lassen. Dann wird Ihnen Ihr Kind auch<br />

ungezwungen und frei mitteilen, was<br />

gerade wichtig ist.<br />

#2 - BOTSCHAFTEN UND INHALTE<br />

ERNST NEHMEN<br />

Nehmen Sie das Gesagte Ihres Kindes<br />

ernst. Denn dahinter verstecken sich oft<br />

wichtige Inhalte. Eine gute Beziehung<br />

zu Ihrem Kind, gerade in der Pubertät,<br />

halten Sie aufrecht, indem Sie Verständnis<br />

haben und dieses auch zeigen.<br />

Achten Sie darauf, Ihr Kind nicht ständig<br />

auszubessern. Versuchen Sie lieber, die<br />

Botschaften hinter den Erzählungen zu<br />

erkennen. Fragen Sie beispielsweise<br />

vorsichtig nach und formulieren Sie Aussagen<br />

nochmals in Ihren Worten, sodass<br />

sich Ihr Kind verstanden fühlt.<br />

#3 - JUGENDSPRACHE KENNEN ABER<br />

NICHT I<strong>MIT</strong>IEREN<br />

Informieren Sie sich über moderne,<br />

angesagte Begriffe. Denn wenn Sie Ihren<br />

Nachwuchs verstehen, vermitteln Sie<br />

Toleranz und Anerkennung und vermeiden<br />

Trotzreaktionen und Streit. Versuchen<br />

Sie jedoch nicht, die Jugendsprache<br />

zu imitieren. Wenn Mama und Papa in<br />

jugendlichem Slang sprechen, finden<br />

das Kinder oft unangenehm. Bleiben<br />

Sie ein erwachsenes Vorbild und leben<br />

Sie respektvolle Sprache und Umgangsformen<br />

vor. So gelingt es, ohne Druck<br />

eine Unterhaltung zu führen.<br />

Foto: © pixabay.com


information & & pädagogik forschung<br />

WIR SETZEN IMPULSE<br />

#4 - WIRKUNG DER SPRACHE THEMATISIEREN<br />

Kinder und Jugendliche testen gerne und viel<br />

ihre Grenzen aus, um sich zu orientieren –<br />

auch sprachlich. So sehen Jugendliche heutzutage<br />

viele Beschimpfungen oder Beleidigungen<br />

bloß als Spaß unter Freunden an. Für uns<br />

Erwachsene klingen diese aber oftmals abwertend.<br />

Machen Sie Ihrem Kind bewusst, dass<br />

manche Aussagen bei Erwachsenen anders<br />

ankommen, als sie vielleicht gemeint sind.<br />

„Oida“ ist für Jugendliche oft nur ein Füllwort,<br />

während es für manche Erwachsene respektlos<br />

klingt. Vergleichen Sie die Wahrnehmung<br />

solcher Wörter mit Ihrem Kind und versuchen<br />

Sie damit Bewusstsein zu schaffen.<br />

#5 - UNTERSCHIEDE VERDEUTLICHEN<br />

Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es Situationen<br />

gibt, in denen man anders spricht, als im<br />

Freundeskreis. Zum Beispiel bei einer Prüfung<br />

oder am Arbeitsplatz. Erste Erfahrungen, wie<br />

man sich respektvoll im Arbeitsalltag verhält<br />

und wie dort miteinander gesprochen wird,<br />

können zum Beispiel bei einem Ferialpraktikum<br />

gewonnen werden.<br />

Prinzipiell gilt: Keine Panik! Solange Ihr Kind<br />

täglich von gepflegter Umgangssprache umgeben<br />

ist, wird es diese auch nicht verlernen.<br />

Also chillt!<br />

"Ablauchen" heißt übrigens, sich blöd und<br />

ungeschickt anzustellen, "lit" kommt von<br />

"anzünden" und heißt "erstklassig, brilliant,<br />

heiß". "Low Key" meint, "es gemütlich oder<br />

langsam angehen“ aber auch "nicht so bedeutungsvoll,<br />

nicht so wichtig".<br />

http://magazin.Lmzukunft.at<br />

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BEI "<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>".<br />

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19 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & bewusstsein<br />

Persönliche Rückschau:<br />

„Was hat das mit mir zu tun?“<br />

DIE EIGENE LEBENSGESCHICHTE VERSTEHEN<br />

Roswitha Maderthaner<br />

Kindergartenleiterin<br />

Montessoriepädagogin<br />

Akademische Trainerin<br />

Dipl.Biografiearbeiterin<br />

zur Zeit Studium der<br />

Elementarpädagogik<br />

Die Beschäftigung mit seinem<br />

eigenen „Gewordensein“, kann<br />

Pädagoginnen und Pädagogen<br />

dazu verhelfen, an ihrer Professionalität<br />

zu arbeiten. Anders als in<br />

Berufen wo Material bearbeitet wird,<br />

und man dafür spezielles Know-how<br />

benötigt, ist es in der Arbeit mit Kindern<br />

neben den erziehungswissenschaftlichen<br />

und entwicklungspsychologischen<br />

Kenntnissen erforderlich, seine gesamte<br />

Persönlichkeit zum Einsatz zu bringen.<br />

Besonders in der Erziehung spricht man<br />

davon, dass diese nur über die Beziehung<br />

funktioniert. Wahres Lernen kann<br />

erst dann ermöglicht werden, wenn der<br />

Funke der Begeisterung überspringt.<br />

Dazu ist ein Raum des Vertrauens und<br />

Zutrauens von Nöten. Für dessen Gestaltung<br />

ist der Erzieher verantwortlich,<br />

der diesen unter Einsatz seiner facettenreichen<br />

Persönlichkeit erschafft.<br />

Wie gut dies gelingt hängt unter<br />

anderem auch davon ab, wie gut<br />

er sich selbst kennt. Denn seine<br />

eigenen lebensgeschichtlichen<br />

Erfahrungen prägen seine<br />

Einstellungen und somit sein<br />

Verhalten gegenüber den<br />

Kindern. Diese Einstellungen<br />

können mitunter gegenüber<br />

angeeignetem Fachwissen<br />

resistent sein, und somit unreflektiert<br />

in der Beziehungsgestaltung<br />

zum Tragen kommen. Themen in<br />

der Frühpädagogik wie Eßverhalten,<br />

„Sauber werden“ usw. können davon<br />

genauso betroffen sein wie Inklusion,<br />

Migration, usw. die in der Arbeit mit<br />

älteren Kindern eine Rolle spielen. Je mehr<br />

der Pädagoge über sein eigenes „Gewordensein“,<br />

und somit über seine blinden Flecken<br />

Bescheid weiß, beziehungsweise je mehr<br />

ihm diese bewusst sind, desto mehr wird es<br />

ihm möglich sein, sich von seinen biografisch<br />

angeeigneten Mustern zu distanzieren und<br />

somit eine bewusste Handlungsmöglichkeit<br />

im pädagogischen Sinne zu eröffnen.<br />

Dazu kann die Auseinandersetzung mit seiner<br />

eigenen Biografie mit Hilfe der Biografiearbeit<br />

einen guten Beitrag leisten.<br />

Unter Biografiearbeit versteht man das<br />

Erinnern, Reflektieren und Verstehen seiner<br />

eigenen Lebensgeschichte, das dazu führen<br />

kann, eigene Ressourcen und Kompetenzen<br />

zu entdecken, um gegenwärtige Verhaltensweisen<br />

besser verstehen zu können. Daraus<br />

kann sich eine persönliche, zukünftige Weiterentwicklung<br />

ergeben.<br />

Mit Hilfe verschiedenster Methoden, die dazu<br />

verhelfen sich selbst zu erinnern und Zusammenhänge<br />

herzustellen kann Biografiearbeit<br />

allein oder unter Anleitung einer Biografiefachkraft<br />

in einer Gruppe erfolgen. Darüber<br />

hinaus kann die Beschäftigung mit seiner<br />

eigenen Biografie dazu beitragen seine Identitätsentwicklung<br />

voranzutreiben aber auch<br />

zur Sinnfindung und Lebensplanung wie zur<br />

Stabilisierung und Hilfe bei der Bewältigung<br />

von Krisen verhelfen. Somit eignet sich die<br />

Biografiearbeit nicht nur als Reflexionsinstrument<br />

für pädagogische Fachkräfte, sondern<br />

auch für jeden der sich in einem professionellen<br />

Setting auf die Suche nach sich selbst<br />

begeben möchte, frei nach dem Motto:<br />

„Erkenne dich selbst!“<br />

Foto: © pixabay.com<br />

20 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


Sie wissen selbst am besten, womit<br />

Sie Ihr Wissen ergänzen wollen!<br />

Stellen Sie Ihr eigenes Ausbildungsprogramm zusammen<br />

Ausbildung für Jung und Alt<br />

• Sie lernen am Ort Ihrer Wahl.<br />

• Sie lernen mit Ihrer eigenen Geschwindigkeit<br />

• Sie wählen Ihre eigenen Lernzeiten<br />

FERNLEHRGANG mit interaktiven Elementen<br />

Ausbildung a`la carte<br />

IMPROVE-Bildung mit Zukunft<br />

Foto: © pixabay.com<br />

www.improve.or.at/a-la-carte.html<br />

23 | SEPTEMBER 2018


information & worte<br />

Professor Abakus:<br />

Versprechen und halten ist zweierlei<br />

Was zählt das Wort? Das war das Thema, das wir letzten Sonntag<br />

in der Familie diskutiert haben. Und ausschlaggebend war nur<br />

ein kleiner Moment in unserem täglichen Zusammenleben, der<br />

für Missstimmung und Enttäuschung gesorgt hatte.<br />

Mit zustimmendem Kopfnicken hat die gesamte Familie dann die Regel<br />

anerkannt, dass wir uns vorher genau überlegen sollten, ob wir ein gegebenes<br />

Versprechen halten können. Und wenn wir merken, dass das nicht möglich sein<br />

wird, sollten wir den Dialog suchen und den anderen nicht einfach so hängen lassen.<br />

Um dem Nachdruck zu verleihen haben wir eine Liste mit ungeliebten Aufgaben des<br />

täglichen Lebens aufgestellt, die übernommen werden müssen, falls…..<br />

Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com<br />

Regeln müssen eben sein, um ein möglichst friedliches Zusammenleben möglich zu<br />

machen. Da ist was dran. Aber wenn ich mich so umschaue, scheint es nicht besonders<br />

populär zu sein, Regeln einzuhalten und Versprechen einzulösen. Die meisten<br />

Anhänger haben die Wagemutigen, die viel Fantasie in ihre Aufführungen legen und<br />

bei denen von vornherein klar ist, dass sie ihr Wort nicht halten werden, sondern je<br />

nach Bedarf mit Hilfe aggressiver Körpersprache, ihre Aussagen neu interpretieren.<br />

Wenn ich zu entscheiden hätte, würde es nicht nur in der Familie Spielregeln und auch<br />

Konsequenzen geben, damit das Wort, das sich auch in der Verantwortung verbirgt,<br />

wieder an Bedeutung gewinnt, aber ich werde sicher nicht gefragt, wie immer.<br />

Ghostwriter: Birgit Menke<br />

Fotos: pixabay.com<br />

22 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & emotionen<br />

Unsere Grundausstrahlung:<br />

Wie sehen mich andere?<br />

ZUM BILD EINER PERSÖNLICHKEIT GEHÖRT, DASS SIE ZU UNS SPRICHT, AUCH<br />

WENN SIE NICHTS SAGT (Paul Schibler)<br />

Als ich 1994 während meiner<br />

Studienzeit in Los Angeles das<br />

erste Mal von „Image Design“<br />

hörte, dachte ich zuerst an einen<br />

Fotoworkshop. Da es sich aber um einen<br />

Marketingkurs für Schauspieler handelte,<br />

musste es sich um etwas anderes<br />

drehen. Und es drehte sich, nämlich um<br />

die eigene Person. Meine Begeisterung<br />

sollte im Laufe der folgenden Jahre zu einer<br />

fast unstillbaren Leidenschaft heranwachsen.<br />

Später dann in Wien, verfolgte<br />

ich diese Art von Fremdeinschätzung<br />

nämlich fast schon wissenschaftlich.<br />

Kurz zusammengefasst wird dieses<br />

Testverfahren herangezogen, um seine<br />

Einzigartigkeit in Bezug auf Ausstrahlung<br />

herauszufinden.<br />

Unsere Grundausstrahlung ist – abseits<br />

der täglichen Gefühlslage – genauso einzigartig<br />

wie unser Fingerabdruck, unsere<br />

Iris usw. Es ist ein Geschenk, das wir in<br />

die Wiege gelegt bekommen und bis zu<br />

unserem letzten Atemzug beibehalten.<br />

Nur selten beschäftigen wir uns mit diesem<br />

Aspekt, der aber mit einem Testverfahren<br />

sichtbar gemacht werden kann.<br />

Mich hat mein erstes Testergebnis nachhaltig<br />

beeinflusst. Im Beruf sowieso,<br />

aber auch im Privatleben. Faszinierend<br />

ist es, dass uns fremde Menschen innerhalb<br />

von Sekundenbruchteilen<br />

unbewusst in eine<br />

„Schublade“ einordnen.<br />

Was diese dann ausmacht<br />

und was dieses Testverfahren<br />

von bis zu 500 Ergebnissen<br />

ausspuckt, ist sehr<br />

lebensverändernd.<br />

Man weiß nämlich endlich,<br />

wie die meisten Leute mich<br />

wahrnehmen.<br />

Felix Kurmayer<br />

Schauspieler, Studiosprecher<br />

und Kommunikationstrainer<br />

www.felix-kurmayer.at<br />

www.kurmayermedientraining.com/<br />

FELIX KURMAYER<br />

Ergänzende<br />

Erklärungen<br />

23 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & berufung<br />

Angewandter Tierschutz:<br />

Berufung als Beruf: TierpflegerIn<br />

RICHTIGER UMGANG <strong>MIT</strong> TIEREN SOLLTE GELERNT SEIN<br />

Prof. Dr. Yves Moens<br />

Direktor der Tierpflegeschule<br />

an der VetMedUni<br />

Wien.<br />

info<br />

https://www.vetmeduni.ac.at/<br />

de/tierpflegeschule/<br />

https://vet-magazin.com/universitaeten/vetmeduni-vienna/<br />

Tierpflegeschule-Vetmeduni-<br />

Vienna-Pate-Giraffen.html<br />

Foto © pixabay.com<br />

24 | SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />

In unserer Gesellschaft spielen Tiere<br />

nicht nur als Nahrungsquelle eine<br />

Rolle, sondern begleiten uns als<br />

Haustiere und Gefährten, in Zoos und<br />

Wildparks, als Spezialisten wie Suchund<br />

Blindenhunde oder in der Behinderten-<br />

und Altenbetreuung. Die Menschen,<br />

die diese Tiere auf solche Aufgaben vorbereiten<br />

und mitunter täglich versorgen,<br />

brauchen dafür vielfältige Kenntnisse.<br />

Eine Möglichkeit, diese zu erwerben,<br />

besteht in einer Ausbildung an der Tierpflegeschule<br />

der VetMedUni Wien. Diese<br />

private berufsbildende mittlere Schule<br />

bildet im Rahmen einer dreijährigen<br />

Ausbildung Tierpfleger und Tierpflegerinnen<br />

aus. In den ersten beiden Jahren<br />

werden über Unterricht und Praktika<br />

die Grundlagen gelegt. So lernen die<br />

Schülerinnen und Schüler vieles über die<br />

verschiedensten Tierarten, von Insekten,<br />

Fischen, Amphibien und Reptilien über<br />

Nage- und Haustiere, landwirtschaftliche<br />

Nutztiere bis zu Wildtieren wie Elefanten<br />

und Giraffen. Daneben gibt es die üb-<br />

lichen Unterrichtsfächer einer normalen Schule<br />

wie Mathematik, Ökologie und Umwelterziehung,<br />

Physik, Sport, Deutsch sowie Ethik und<br />

Mensch-Tier-Beziehung. Im dritten Jahr erfolgt<br />

dann eine intensive Spezialisierung auf eines<br />

von drei großen Berufsgebieten: Zoo- und Wildtierpfleger,<br />

Tierarzthelfer oder Labortierpfleger.<br />

Je nach Spezialisierung bietet sich den Absolventen<br />

ein buntes Feld an Berufsmöglichkeiten<br />

an. So arbeiten später manche in der Industrie<br />

als Labortierpfleger in der biomedizinischen Forschung.<br />

Andere versorgen Tiere in Kliniken und<br />

assistieren Tierärzten. Manche werden Tiertrainer<br />

oder arbeiten in Tierheimen oder Tierpensionen.<br />

Andere betreuen zum Beispiel Wildtiere in<br />

Zoos, Tierparks oder Naturschutzgebieten.<br />

Durch die Lage auf dem Campus der VetMed-<br />

Uni sind viele Spezialisten in direkter Nähe und<br />

werden nach Möglichkeit auch in den Unterricht<br />

eingebunden. Für praktische Ausbildung gibt es<br />

Plätze in den Kliniken der Uni, aber auch in verschiedenen<br />

anderen Ausbildungsstätten in und<br />

um Wien herum. Das Leitbild der Ausbildung ist<br />

immer der Tierschutz und eine positive Mensch-<br />

Tier-Beziehung. Dazu muss man die Bedürfnisse<br />

der Tiere kennen, ihre unterschiedlichen Reaktionsweisen<br />

und wie man das Wohlbefinden<br />

oder mögliche Probleme der Tiere rechtzeitig am<br />

Erscheinungsbild, Bewegungen, Lautäußerungen<br />

und Verhalten der Tiere erkennt und richtig<br />

darauf eingeht. Die Ausbildung ist anspruchsvoll,<br />

weil jede Tierart wieder anders ist und Tiere<br />

auch häufig individuell unterschiedlich reagieren.<br />

Dazu muss man auch noch die Besitzer<br />

betreuen, Transporte oder medizinische Eingriffe<br />

vorbereiten, Futter anrichten, Medikamente<br />

verabreichen, Protokolle ausfüllen, komplizierte<br />

technische Geräte bedienen. Die Belohnung<br />

sind am Ende gesunde, zufriedene Tiere und<br />

ein gutes Miteinander. Und dadurch wird dieser<br />

Beruf nie langweilig.<br />

Foto: © vetmeduni


information & wahrnehmung<br />

Foto: Franz Gleiß<br />

Wir<br />

größer<br />

Ich<br />

als<br />

Wenn wir Not<br />

sehen, handeln wir.<br />

Gemeinsam mit<br />

vielen Freiwilligen.<br />

Mit Unterstützung der<br />

Jetzt mithelfen! www.zeitschenken.at<br />

25 | JUNI <strong>2019</strong>


information & bildung<br />

Auch in Krisenzeiten:<br />

Bildung ist ein Menschenrecht<br />

DURCH BILDUNG BLEIBEN PERSPEKTIVEN UND HOFFNUNG AUF EINE BESSERE<br />

<strong>ZUKUNFT</strong> GEWAHRT<br />

Andreas Jagersberger ˇ<br />

Unternehmenskooperation<br />

Philanthropie & CSR<br />

Caritas Österreich<br />

www.caritas.at<br />

Bereits seit acht Jahren herrscht<br />

Krieg in Syrien. Mehr als 500.000<br />

Menschen sind dem Bürgerkrieg<br />

seit 2011 zum Opfer gefallen,<br />

knapp zwölf Millionen Menschen sind<br />

auf der Flucht (zum Vergleich: Belgien<br />

hat rund 11,3 Millionen Einwohner). Der<br />

Großteil wurde innerhalb Syriens vertrieben<br />

oder hat in den Nachbarländern<br />

Jordanien, Libanon und der Türkei Zuflucht<br />

gesucht. Besonders betroffen von<br />

dieser menschengemachten Krise sind<br />

wie so oft Kinder und Jugendliche. In<br />

Syrien selbst wurde mehr als<br />

ein Drittel der Schulen zerstört<br />

oder geschlossen. Der<br />

Bildungsweg für Millionen<br />

Kinder wurde dadurch abrupt<br />

beendet. Und auch für die 2,5<br />

Millionen syrischen Kinder in<br />

Jordanien und dem Libanon<br />

ist der tägliche Schulbesuch<br />

nicht selbstverständlich. Denn<br />

trotz aller Anstrengungen der<br />

Aufnahmeländer gehen aktuell<br />

700.000 syrische Kinder nicht<br />

zur Schule. Knapp 43 Prozent<br />

der syrischen Flüchtlingskinder<br />

in der Region haben keinen<br />

Zugang zu Bildung.<br />

HOFFNUNG DURCH<br />

BILDUNG<br />

Mit dem Bildungsprogramm<br />

RHEP (Regional Holistic Education<br />

Programme) unterstützen<br />

wir seit 2015 mehr als 10.000<br />

Kinder in Jordanien und im<br />

Libanon und seit 2018 auch<br />

in Syrien. Dadurch tragen wir<br />

dazu bei, dass ihr Recht auf<br />

Bildung auch in dieser Krise gewahrt wird<br />

und möglichst alle Kinder – unabhängig von<br />

Herkunft, Religion, Hautfarbe oder körperlicher<br />

Einschränkung – Zugang zu Bildungseinrichtungen<br />

haben. Denn Bildung ist für<br />

die individuelle Entwicklung, speziell die<br />

persönliche und mentale Entwicklung, eines<br />

jeden Kindes essenziell. Vor allem vor dem<br />

Hintergrund von Krieg und Flucht gilt es zu<br />

verhindern, dass diese Kinder ohne Bildung<br />

zu einer so genannten „verlorenen Generation“<br />

heranwachsen.<br />

DAS RECHT AUF BILDUNG<br />

Eine der wichtigsten Forderungen im<br />

internationalen Engagement für Kinder und<br />

Jugendliche in Not der Caritas Österreich<br />

ist, dass der Zugang zu Bildungsmöglichkeiten<br />

für Kinder gewahrt werden muss<br />

– unabhängig der auftretenden Krise oder<br />

geografischen Region. Denn Bildung ist<br />

ein Menschenrecht, das bereits 1948 in<br />

der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte<br />

der Vereinten Nationen verankert<br />

wurde. Wie wichtig dieses Recht und seine<br />

Einhaltung – ganz speziell für besonders<br />

vulnerable Personengruppen – ist, zeigt auch<br />

die Festschreibung des Rechts auf Bildung in der<br />

Genfer Flüchtlingskonvention (1951) sowie der<br />

UN Kinderrechtskonvention (1979).<br />

Bildung ist nicht nur eine Investition in unser<br />

aller Zukunft, Bildung ist ein Grundstein für den<br />

sozialen Frieden auf der Welt.<br />

Unterstützen auch Sie uns dabei, dass Kinder<br />

ihre international festgeschriebenen Rechte<br />

wahrnehmen können. Wenn Kinder unsere Hoffnung<br />

auf ein besseres Morgen sind, dann sollten<br />

wir ihre Hoffnung auf ein besseres Heute sein:<br />

www.caritas.at/rhep


information & bildung<br />

Fotos © Archiv-Caritas<br />

Projektbeschreibung<br />

aus<br />

dem Libanon<br />

27 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & erziehung<br />

Erziehung ist (k)ein Kinderspiel:<br />

Kinder an die Macht?!<br />

VERWÖHNTE KINDER SIND DIE UNGLÜCKLICHSTEN. SIE <strong>LERNEN</strong> SCHON IN<br />

JUNGEN JAHREN DIE LEIDEN DER TYRANNEN KENNEN. (Marie von Ebner-Eschenbach)<br />

Mag. a Maria Neuberger-<br />

Schmidt<br />

Autorin und Gründerin<br />

Verein Elternwerkstatt<br />

www.elternwerkstatt.at<br />

Foto: Ingrid Perger<br />

Elternwerkstatt<br />

Kinder an die Macht! - Diesen<br />

Slogan las ich mehrere Male<br />

in letzter Zeit von „trendigen“<br />

Journalisten zum Thema kindliche<br />

Mitbestimmung. Dazu sieht man kesse<br />

Kinder, die (uns Erwachsenen?) die<br />

Zunge zeigen.<br />

Auch in der Werbung wird dieses Motiv<br />

gerne verwendet, um kindliches Selbstbewusstsein<br />

zu demonstrieren. Ich muss<br />

gestehen, auch ich mag freche Kinder,<br />

mutige und selbstbewusste, die ihre<br />

Ansichten und Interessen auszudrücken<br />

und zu vertreten wissen.<br />

Trotzdem löst dieser Slogan ein mulmiges<br />

Gefühl bei mir aus und so habe ich mir<br />

Gedanken darüber gemacht.<br />

DER KAMPF DER GENERATIONEN<br />

GEHÖRT ZUM NATÜRLICHEN<br />

ENTWICKLUNGSPROZESS<br />

„Ich will aber nicht!“ – Schon in der<br />

Trotzphase wird klar, dass sich Kinder gegen<br />

den elterlichen Willen auflehnen und<br />

ihren eigenen durchsetzen möchten. Es<br />

geht also um die Frage der Macht. Dies<br />

ist Teil des natürlichen Entwicklungsprozesses<br />

und Eltern und Pädagogen sind<br />

aufgefordert, sich dieser Herausforderung<br />

zu stellen, wenn sie Kinder ins Leben<br />

begleiten. Zu allen Zeiten gab es diesen<br />

Kampf der Generationen, der bei Erwachsenen<br />

oft Angst auslöst und nicht selten<br />

mit Unterdrückung und Gewalt beantwortet<br />

wird.<br />

ZWISCHEN MACHT UND<br />

MACHTMISSBRAUCH<br />

Es ist eine Errungenschaft der neueren<br />

Zeit, dass man Kinder als gleichwertig<br />

betrachtet und dass man erkannt hat,<br />

wie viel Leid und Störungen elterliche<br />

Gewalt verursachen kann. Vielen gilt<br />

allein schon das Wort Macht oder Autorität<br />

als „unanständig“ und löst Aversionen<br />

aus. Kinder sollen nicht nur nicht<br />

unterdrückt werden, sie sollen auch<br />

möglichst viel Freiheit und Mitsprache<br />

genießen. Für manche moderne Psychologen<br />

kann es gar nicht genug sein. Sie<br />

fordern provokant und kokett: „Kinder<br />

an die Macht!“<br />

Wie verhält es sich nun wirklich mit der<br />

Frage der Macht in der Kindererziehung?<br />

Wenn jemand die Macht ergreift, so<br />

bedeutet das doch, dass jemand anderer<br />

darauf verzichtet oder dass sie ihm gar<br />

entrissen wird.<br />

Wenn Kinder die Macht ergreifen,<br />

werden sie maßlos, respektlos und nicht<br />

selten auch verhaltensauffällig. Sie reizen<br />

Erwachsene so lange, bis diesen die<br />

Geduld reißt, die Kinder beschimpfen<br />

und erst recht unberechenbar<br />

reagieren. Oder sie werden zu<br />

hilflosen und überforderten<br />

Sklaven ihrer Kinder, die<br />

permanent nachgeben,<br />

„nur um<br />

des lieben<br />

Friedens-<br />

Foto © pixabay.com<br />

28 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & erziehung<br />

willen."<br />

KINDER WOLLEN STARKE ELTERN<br />

bei denen sie sich geschützt und geborgen<br />

fühlen und zu denen sie aufschauen<br />

können. Wie sollen Kinder Respekt haben,<br />

wenn Eltern schwach und nachgiebig<br />

sind und sich zu viel gefallen lassen?<br />

Es ist natürlich, dass Kinder testen, um<br />

zu wissen, woran sie sind und wie weit<br />

sie gehen können.<br />

unreflektiert und leichtfertig mit modischen<br />

Slogans zu punkten. Mehr bringt es, wenn<br />

Erwachsene sich zu ihrer Autorität bekennen<br />

und sich in faire und konstruktive<br />

Auseinandersetzungen mit Kindern einlassen<br />

und dafür sorgen, dass die persönliche<br />

Würde aller Beteiligten gewahrt bleibt.<br />

Kinder sind nun einmal keine Erwachsenen.<br />

Eltern dürfen ihre Führungsrolle<br />

und ihre Macht nicht abgeben, sonst<br />

überfordern sie nicht nur sich selber,<br />

sondern vor allem auch ihre Kinder und<br />

bringen sie um ihre unbekümmerte Kindheit<br />

und oft auch um ihre zukünftigen<br />

Chancen im Leben, weil es ihnen an Halt<br />

und Orientierung fehlt.<br />

ELTERN SIND FÜHRUNGSKRÄFTE<br />

Es liegt in der Verantwortung der<br />

Eltern, ihre Führungsrolle so auszuüben,<br />

dass ihre Kinder ihrem Alter und<br />

ihrer Entwicklung entsprechend ein<br />

gewisses Maß an Freiheit und auch an<br />

Mitsprachemöglichkeiten haben, damit<br />

sie schrittweise üben können, Selbstbewusstsein,<br />

Verantwortung und Macht<br />

zu übernehmen. So bilden Eltern und<br />

Pädagogen die Führungskräfte von<br />

morgen heran, denen wir dann,<br />

erwachsen geworden, als<br />

gleichberechtigte Partner die<br />

Hand reichen.<br />

Verzichten wir darauf,<br />

Illustrationen: © Eugen Kment<br />

29 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & erinnerung<br />

Luise Rüth:<br />

Ein schlechtes Zeugnis<br />

BONN AM RHEIN, 1950<br />

Luise Rüth, Autorin<br />

Foto: Buch-Cover<br />

www.zeitgut.de<br />

Entnommen aus dem Buch<br />

Unvergessene Schulzeit.<br />

Band 1 und Band 2<br />

Erinnerungen von Schülern und<br />

Lehrern 1921-1962<br />

384 Seiten, viele Abbildungen,<br />

Zeitgut-Auswahl, gebunden<br />

Zeitgut Verlag GmbH Berlin,<br />

www.zeitgut.com<br />

ISBN 978-3-86614-140-7<br />

Fotos:© Archiv Verlag Zeitgut.de<br />

30 | SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />

Vater war gerade erst krank aus<br />

der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt.<br />

Unsere wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse waren sehr bescheiden.<br />

Vater mußte neu eingekleidet<br />

werden; die schäbige Gefangenenkleidung<br />

wollte er nicht mehr tragen. Seine<br />

alte Kleidung war zum Teil den Bomben<br />

zum Opfer gefallen. Und wir hatten auf<br />

der Flucht nichts mitnehmen können.<br />

Mutter meinte, sie hätte ihm sowieso<br />

nicht mehr gepaßt.<br />

Vater war zwölf Jahre lang, mit nur kurzer<br />

Urlaubsunterbrechung zu Beginn des<br />

Krieges, von uns fortgewesen. Hunger<br />

und Entbehrungen hatten seinen Körper<br />

gezeichnet. Er hatte starkes Untergewicht.<br />

Als wir ihn auf dem Bahnhof<br />

abholten, erkannten Mutter und ich ihn<br />

nicht wieder. Als junger Mann war er<br />

gegangen, und als uralter kam er zurück.<br />

So sah er jedenfalls in meinen Augen<br />

aus. Es machte uns sehr traurig. Ich war<br />

acht Jahre alt. Wir bemühten uns, alles<br />

zu tun, daß Vater immer satt wurde und<br />

sich vielleicht wieder wohl fühlte. Daher<br />

mußten wir unsere eigenen Bedürfnisse<br />

weit zurückstellen.<br />

Nun war der Frühling in diesem Jahr sehr<br />

früh gekommen und außergewöhnlich<br />

warm. Es schien, als wollte uns die Natur<br />

für die Entbehrungen der zurückliegenden<br />

Jahre entschädigen. Meine Winterschuhe,<br />

klobige Lederschnürschuhe,<br />

einige Nummern zu groß, was mit dicken<br />

selbstgestrickten Socken ausgeglichen<br />

wurde, waren jetzt einfach zu warm.<br />

Mutter holte meine Sandalen aus dem<br />

vergangenen Jahr vom Speicher. Schon<br />

im letzten Jahr waren sie mir etwas zu<br />

klein gewesen. Beim Anprobieren stellten<br />

wir mit Entsetzen fest, daß meine<br />

Zehen bestimmt zwei Zentimeter über<br />

die Schuhe hinausragten. Was tun?<br />

Barfuß konnte ich nicht zur Schule<br />

gehen. Wir wohnten in der Stadt, und<br />

vielen Leuten ging es damals schon<br />

wieder recht gut.<br />

Mit diesen Sandalen war ich am ersten<br />

Schultag dem Gespött meiner Klassenkameraden<br />

ausgeliefert. Sie liefen johlend<br />

hinter mir her und lachten mich aus.<br />

Ich war traurig, aber noch mehr wütend,<br />

und schämte mich. Die Tränen liefen mir<br />

über die Wangen, ein ganz schlimmer<br />

Jähzorn erfaßte mich. Ich zog die Sandalen<br />

aus und schlug damit wild um mich.<br />

Dabei traf ich eine Schulkameradin am<br />

Kopf. Sie trug eine Platzwunde davon,<br />

die heftig blutete. Zu Tode erschrocken<br />

lief ich nach Hause.<br />

Am nächsten Tag wurde ich mit Mutter<br />

zur Lehrerin bestellt. Mutter wußte Bescheid.<br />

Ich hatte ihr abends alles erzählt,<br />

weil mich das schlechte Gewissen nicht<br />

einschlafen ließ.<br />

Die Lehrerin machte mir heftige Vorwürfe<br />

und drohte mit Strafe. Warum es<br />

überhaupt zu diesem Vorfall gekommen<br />

war, wollte sie gar nicht wissen.<br />

Darüber empört, begann Mutter, mich<br />

zu trösten.<br />

Zu meinem großen Pech war die verletzte<br />

Mitschülerin der Liebling der Lehrerin.<br />

Die Eltern des Mädchens hatten nämlich<br />

ein Lebensmittelgeschäft, und jeden Tag<br />

fiel etwas für die Lehrerin ab: mal etwas<br />

Wurst, mal etwas Schokolade oder


information & erinnerung<br />

Kaffee. In diesen Zeiten mußte man eine solche<br />

Beziehung pflegen, das wußte die Lehrerin. Und so<br />

legte sie keinen Wert darauf, meine Begründungen<br />

zu hören. Ich hatte keine Chance.<br />

Mutter suchte sich eine Putzstelle. Von ihrem ersten<br />

Geld bekam ich neue Sandalen, zwei Nummern<br />

zu groß, damit sie noch im kommenden Sommer<br />

paßten.<br />

Mein nächstes Zeugnis war auffallend schlecht, und<br />

mit dem Vermerk versehen: „Luise ist bösartig und<br />

stört ständig ihre Mitschülerinnen“.<br />

Mutter meinte nur, es kämen auch wieder andere<br />

Zeiten, und dann würde auch mein Zeugnis wieder<br />

besser. Es blieb das schlechteste Zeugnis meiner<br />

ganzen Schulzeit.<br />

Das bin ich (Luise Rüth) als Schulkind etwa<br />

1950. Ich besuchte die Karlschule in der<br />

Dorotheestraße in Bonn.<br />

31 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & ernährung<br />

Food 4 future – Teil 1:<br />

Es liegt auf der Hand<br />

DER VERZEHR VON EINEM HOHEN ANTEIL PFLANZLICHER PRODUKTE HAT EIN<br />

HOHES KLIMASCHUTZPOTENTIAL<br />

Mag. a Julia<br />

Geißler-Katzmann/<br />

selbstständige<br />

Ernährungswissenschafterin<br />

& Kinesiologin nach Dr. med.<br />

Klinghardt<br />

www.julika.at<br />

Essen wirkt…<br />

Mit Lebensmitteln können wir<br />

uns selbst heilen, oder aber uns<br />

schaden. Genauso verhält es sich mit<br />

dem Einfluss auf unsere Umwelt und<br />

das Ökosystem. Was wir essen beeinflusst<br />

nicht nur unsere Gesundheit und<br />

Leistungsfähigkeit, sondern auch Luft,<br />

Wasser, Boden und das Klima.<br />

Unsere täglichen Essgewohnheiten<br />

haben erheblichen Einfluss auf das<br />

Klima und bergen ein entsprechend<br />

großes Potenzial für den Klimaschutz.<br />

20% aller CO2-Emissionen werden für<br />

unsere Ernährung aufgewendet. Wenn<br />

man in den Anteil der Ernährung am<br />

CO2-Gesamtausstoß hineinzoomt, so<br />

entfallen rund 44% auf die Erzeugung<br />

tierischer und 8% auf die Erzeugung<br />

pflanzlicher Produkte.<br />

Das, was wir konsumieren, trägt in<br />

hohem Maße zur Klimabelastung bei.<br />

Die Hauptursachen liegen dabei in der<br />

Verwendung von Mineraldüngern, Pestiziden<br />

und Treibstoffen, dem Import von<br />

Futtermitteln*, sowie den Methanemissionen<br />

der Rinderhaltung und Reisproduktion<br />

an sich. Weiters muss man auch<br />

die Verpackung von Lebensmitteln (v.a.<br />

Fleisch in Polystyroltassen) und deren<br />

Kühlung (auch während des Transports)<br />

beachten.<br />

Ein massives Problem stellt<br />

die Vernichtung der Tropenwälder<br />

dar. Einerseits für die<br />

Bereitstellung des weltweit<br />

gebrauchten Sojas und anderer-<br />

seits für Palmölmonokulturen. Jährlich<br />

werden rund 13 Millionen Hektar und<br />

somit die eineinhalbfache Fläche Österreichs<br />

gerodet.<br />

Der unwiederbringliche Verlust einer<br />

großen Artenvielfalt geht damit einher.<br />

ZUVIEL FLEISCH AUF UNS´REN<br />

TELLERN<br />

In Österreich werden (pro Kopf und Jahr)<br />

rund 95kg Fleisch – und ja, Schinken<br />

und Wurst zählen da auch dazu – verdrückt.<br />

Die aktuellen Empfehlungen<br />

liegen bei rund 3 Portionen Fleisch und<br />

fettarmen Wurstwaren von insgesamt<br />

300 – 450g pro Woche!<br />

Nun ist -im Hinblick auf die Klimawirksamkeit-<br />

wie aber auch auf unsere<br />

Gesundheit, Fleisch nicht gleich Fleisch.<br />

Schweine- und Geflügelfleisch haben<br />

eine bessere Klimabilanz als Rindfleisch.<br />

Ist also Schweinefleisch DIE Lösung?<br />

Nein, denn aus ernährungsphysiologischer<br />

Sicht muss weit mehr betrachtet<br />

werden als allein die Wirkung auf Natur<br />

und Umwelt.<br />

Und auch nicht vergessen werden darf,<br />

dass Schwein und Geflügel direkte Nahrungskonkurrenten<br />

zu uns Menschen<br />

sind. Das Rind wiederum veredelt uns<br />

Gras, die Cellulose, die wir wiederum<br />

physiologisch nicht aufspalten können.<br />

Sie wird – vereinfacht ausgedrückt - zu<br />

Butter, Milch, Joghurt und Fleisch.<br />

Hier wird spätestens klar WIE komplex<br />

die Thematik ist.<br />

Fotos:© pixabay.com<br />

32 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & ernährung<br />

REZEPT<br />

GETREIDEREISSALAT<br />

WENIGER FLEISCH, MEHR<br />

PFLANZLICHES<br />

Jeder Tag birgt eine neue Chance – das<br />

ist ein schönes Lebensprinzip - so auch<br />

beim Essen. Jeder Tag bietet sogar<br />

mehrere Möglichkeiten klimafreundlich<br />

zu genießen. Schon der Verzehr von<br />

zwei bis drei fleischlosen Hauptmahlzeiten<br />

pro Woche hat großes Potential.<br />

Verwöhnen Sie sich mit vegetarischen<br />

Gerichten aus diversen Getreiden oder<br />

Linsen, Bohnen und Kichererbsen. Diese<br />

sind reich an Ballast- und Mineralstoffen,<br />

enthalten viel Eiweiß und wenig<br />

Fett. Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte**<br />

helfen den Blutzuckerspiegel<br />

konstant zu halten.<br />

Wie wäre es mit einer Schüssel von<br />

sättigendem Getreidesalat<br />

oder ein herzhafter Bohnenaufstrich<br />

zum Abendessen?<br />

Schmackhafte Linsenoder<br />

Kichererbsen-<br />

Eintöpfe bringen<br />

Abwechslung auf<br />

ihren Teller.<br />

* laut Greenpeace<br />

importiert Österreich<br />

jährlich rund 500.000<br />

Tonnen Soja aus<br />

Übersee – Schätzungen<br />

zu Folge ist mehr als die<br />

Hälfte davon gentechnisch<br />

verändert<br />

** Hülsenfrüchte enthalten<br />

Purine und können bei<br />

Personen mit Gicht negative<br />

Wirkung zeigen<br />

Zutaten:<br />

• 100g Bio-Dinkelreis,<br />

• 50g Tellerlinsen,<br />

• 1 grüner Paprika,<br />

• 1 roter Paprika,<br />

• 1 gelber Paprika,<br />

• 1 große Birne (oder Apfel),<br />

• 2 Radieschen,<br />

• Gartenkräuter (Petersilie, Liebstöckl,<br />

Koriander, Schnittlauch,<br />

Oregano, Basilikum)<br />

Den Dinkelreis in Gemüsesuppe nach<br />

Verpackungsanleitung kochen. Normalerweise<br />

pro Tasse Getreidereis<br />

eineinhalb Tassen Suppe dazugeben.<br />

Den Getreidereis rund 20-30 Minuten<br />

kochen lassen, bis er bissfest ist. Die<br />

Linsen in einem eigenen Topf in doppelter<br />

Menge Wasser rund 12 Minuten<br />

bissfest kochen – danach abseihen und<br />

auskühlen lassen. Währenddessen die<br />

übrigen Zutaten klein würfelig schneiden.<br />

Wenn alles ausgekühlt ist, alle<br />

Zutaten in einer Schüssel vermischen.<br />

Für das Dressing:<br />

2 EL Hanföl und etwas Balsamicoessig<br />

mit Pfeffer, Salz und frischen, klein<br />

gehackten Gartenkräutern vermischen.<br />

Vor dem Servieren gut durchmischen<br />

und durchziehen lassen.<br />

Dazu schmeckt ein geräuchertes Bio-<br />

Saiblingsfilet aus heimischen Seen.<br />

33 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & schule<br />

Eltern und Kinder unter Druck:<br />

Wenn Schule zur Last wird<br />

DIE SCHULE SEI KEINE TRETMÜHLE, SONDERN EIN HEITERER<br />

TUMMELPLATZ DES GEISTES (Johannes Amos Comenius)<br />

DI Roswitha Wurm<br />

Dipl. Lerndidaktikerin<br />

Lese- und Rechtschreibtrainerin,<br />

Kinderbuchautorin<br />

Interaktive Lesungen<br />

an Schulen buchbar unter:<br />

www.lesenmitkindern.at<br />

Schule? - Der siebenjährige Niko,<br />

der von seinen Eltern in meiner<br />

Praxis vorgestellt wird, verdreht<br />

die Augen. „Ich hasse Schule!“<br />

Leider sind Aussagen wie diese bereits<br />

bei sehr jungen Schülern keine Einzelfälle<br />

mehr.<br />

Nicht nur Niko ist der Schule gegenüber<br />

sehr negativ gestimmt, auch seine Eltern<br />

klagen über ihren ganz persönlichen<br />

Schulfrust. Anke Willers, eine deutsche<br />

Journalistin, beschreibt in ihrem neu<br />

erschienenen Buch „Geht’s dir gut oder<br />

hast du Kinder in der Schule?“ was der<br />

„Schulwahnsinn mit uns und unseren<br />

Kindern macht und wie wir ihn überleben“.<br />

Was macht Eltern und Schülern das<br />

Schulleben so schwer? Die meisten<br />

klagen über Leistungsdruck, zeitliche<br />

Gebundenheit und unendlich<br />

scheinende Hilfestellungen, die<br />

Eltern für schulische Aufgabenstellungen<br />

ihrer<br />

Kinder leisten müssen.<br />

Das digitale<br />

Zeitalter bietet<br />

uns Pädagogen<br />

unendlich viele<br />

Möglichkeiten, allerdings<br />

birgt es auch die Gefahr, dass<br />

wir zu viel von den Kindern verlangen:<br />

Wissensaneignung Zuhause durch das<br />

Internet für Referate bereits in der zweiten<br />

Klasse Volksschule, Filme ansehen,<br />

Powerpointpräsentationen und Plakate<br />

mit Bildern aus dem Netz vorbereiten. Dass<br />

die Grundschulkinder dies nicht allein bewältigen<br />

und elterliche Hilfe benötigt wird, liegt<br />

auf der Hand.<br />

Der Lernhilfsmittelmarkt boomt. Es gibt zu<br />

jedem schulischen Lehrwerk Ferienübungshefte,<br />

Übungsteile für Zuhause und Lernhilfen.<br />

Das ist einerseits gut, andererseits<br />

fühlen sich Eltern in eine Art Hilfslehrerrolle<br />

gedrängt, von der sie sich überfordert fühlen.<br />

Das Thema Schule ist Zuhause allgegenwärtig.<br />

Es wird geübt, gefordert und diskutiert. In<br />

vielen Familien ist das Thema Schule niemals<br />

„fertig“. Es gibt für die Kinder keinen Feierabend.<br />

Konflikte und Frustration sind in vielen<br />

Familien allgegenwärtig. Viele Eltern meinen<br />

wehmütig: „Wie schön war doch die Zeit als<br />

unser Kind noch im Kindergarten war!“<br />

WAS KÖNNEN LEHRER TUN, UM DAS<br />

THEMA SCHULE „IN DER SCHULE“ ZU<br />

LASSEN?<br />

• Aufgabenstellungen so wählen, dass die<br />

Kinder sie weitgehend selbständig lösen<br />

können.<br />

• Bemerkungen unter schriftlichen Arbeiten<br />

in der Grundschule vermeiden, die besonders<br />

Kinder mit einer Lernschwäche unter<br />

Druck setzen: „Du musst mehr üben!“<br />

Gerade Kinder mit einer Legasthenie oder<br />

Dyskalkulie üben meist ohnehin viel mehr<br />

als andere und haben häufig einige Austestungen<br />

und Diagnosestellungen hinter<br />

sich, die sie und ihre Eltern unter eine Art<br />

Übungsdruck versetzen.<br />

Fotos:© pixabay.com<br />

34 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & schule<br />

WAS KÖNNEN ELTERN TUN, UM<br />

IHRE KINDER NICHT ZU SEHR UNTER<br />

DRUCK ZU SETZEN?<br />

• Jedes Kind hat seine individuelle Entwicklung,<br />

seine persönlichen Schwächen<br />

und Stärken. Vergleichen mit<br />

Geschwisterkindern oder Schulkollegen<br />

macht keinen Sinn, sondern bereitet<br />

unnötig Stress.<br />

• Wenn Eltern den Eindruck haben,<br />

dass die Aufgabenstellungen das<br />

Kind überfordern und zu viel Mithilfe<br />

erfordern, dann dürfen sie es ruhig der<br />

Lehrerin oder dem Lehrer mitteilen. In<br />

vielen Fällen ist die Lehrperson sogar<br />

dankbar dafür, weil sie die Schüler<br />

keinesfalls überfordern möchte.<br />

• Nicht jeder Kommentar unter Arbeiten<br />

des Kindes oder von der Lehrerin<br />

überbewerten! Ein Stück Gelassenheit<br />

entspannt das Familienklima. Eltern<br />

sollten nie vergessen: eine schlechte<br />

Note des Kindes ist kein Angriff auf<br />

ihre Qualität als Eltern. Sie bedeutet<br />

einfach eine Bewertung einer punktuellen<br />

Leistung des Kindes.<br />

Der Dialog Eltern Lehrer ist in meinen<br />

Augen grundsätzlich sehr wichtig. Reden<br />

bringt die Leute zusammen ist nicht nur<br />

eine alte Lebensweisheit, sondern eine<br />

wichtige Basis, dass sich alle Beteiligten<br />

wohlfühlen: SchülerInnen, Eltern und<br />

LehrerInnen.<br />

Vielleicht heißt es ja dann bald: Geht’s<br />

dir gut, obwohl du Kinder in der Schule<br />

hast?<br />

BUCHTIPP<br />

Anke Willers, Geht’s dir gut oder hast<br />

du Kinder in der Schule? Heyne Verlag<br />

ISBN 978-3-453-6051-4<br />

35 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & verhalten<br />

Erwartungshaltung:<br />

Die Kinder von heute<br />

WENN DU DAS KIND NICHT ACHTEST, WIRD ES DICH NICHT ACHTEN<br />

(Sprichwort von den Jabo)<br />

Patricia Weiner<br />

Coaching & Beratung<br />

www.nah-am-leben.at<br />

Die Kinder von heute sind Tyrannen.<br />

Sie widersprechen ihren<br />

Eltern, kleckern mit dem Essen<br />

und ärgern ihre Lehrer - lautete<br />

ein Zitat von vielen, dem ich bei einer<br />

Online-Recherche für einen Vortrag<br />

begegnete.<br />

In den letzten Jahren ist öffentlich<br />

mehrfach von verschiedensten Seiten<br />

davor gewarnt worden, das permissive<br />

elterliche Haltungen, tyrannische<br />

Verhaltensweisen von Kindern und<br />

Jugendlichen fördern. Obwohl mir<br />

selbst der Begriff Tyrann als<br />

Eigenschaftsbezeichnung<br />

für ein Kind nur<br />

schwer über die Lippen<br />

kommen mag, kann<br />

ich den dahinterliegenden<br />

Inhalten<br />

fachlich durchaus<br />

zustimmen. Ein stark<br />

laissez-fairer Erziehungsstil<br />

exkludiert eine natürliche<br />

elterliche Führung, die<br />

dem Kind ein starkes Sicherheitsempfinden<br />

und damit<br />

freie Entwicklung ermöglichen<br />

würde. Das überforderte Kind<br />

verhält sich den Gegebenheiten<br />

entsprechend übermäßig gestaltend,<br />

leitend, durchsetzungswillig<br />

und egozentrisch – im schlimmsten<br />

Fall eben wie ein Tyrann. Von dieser<br />

Verwendung des Begriffs Tyrann<br />

sind wir allerdings beim eingangs<br />

erwähnten Zitat weit entfernt.<br />

Hier ist die Rede von den Kindern von<br />

heute, die sich nicht verhalten wie von<br />

der zitierten Person erwartet würde.<br />

Diese Erwartung wird heute von einem<br />

nicht unerheblichen Teil der Gesellschaft<br />

geteilt. Bei mir entsteht immer wieder<br />

der Eindruck, dass ein Teil der Gesellschaft<br />

das Verhalten von Kindern immer<br />

noch und immer mehr äußerst kritisch<br />

beäugt und bewertet. Überspitzt gesagt:<br />

Brave, stille, ruhig sitzende, ausgeglichene,<br />

sich selbst beschäftigende Kinder<br />

seien erwünscht. Lebhafte, quasselnde,<br />

auch quengelnde, Impulse und<br />

Emotionen ausagierende Kinder, seien<br />

demnach Produkte der mangelhaften<br />

Erziehungsqualität der Eltern und für die<br />

Gesellschaft nicht uneingeschränkt tragbar.<br />

„So ein Zornbinkel, das muss nicht<br />

sein“, hörte ich unlängst einen Kommentar<br />

zu einer Situation, die sich in meinem<br />

Umfeld zutrug. „Die Kinder heute lernen<br />

alle nicht mehr sich zu benehmen“, war<br />

eine private „Profi“-Meinung bei einem<br />

Kaffeeklatsch.<br />

Also untragbar solche Verhaltensweisen<br />

für unsere Gesellschaft. Oder<br />

haben Sie schon einmal schimpfende,<br />

Impulse unkontrolliert ausagierende<br />

Erwachsene erlebt? Erwachsene, die<br />

quengeln und spinnen, weil Bedürfnisse<br />

nicht befriedigt sind? Erwachsene, die<br />

ständig Ablenkung und Beschäftigung<br />

brauchen, um ruhig sitzen zu können?<br />

Erwachsene, die selbst während eines<br />

Vortrages ständig quasseln? „Oh doch“,<br />

sagen Sie jetzt? Dann haben Sie ähnliche<br />

Fotos:© pixabay.com<br />

36 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


Erlebnisse wie ich. In erwachsen gewordener Weise<br />

finden wir ähnliche Verhaltensweisen quer durch alle<br />

Altersklassen. Der Unterschied zwischen Erwachsenen<br />

und Kindern liegt rein darin, dass Erwachsene generell<br />

schon fähig sind ihre Impulse und ihr Verhalten zu<br />

regulieren. Diese Regulierungsfähigkeiten eignen wir<br />

uns in der Kindheit an, die auch dafür vorgesehen ist.<br />

Impulse dürfen kennengelernt werden, Emotionen<br />

gespürt und ausagiert werden, kindliche Verhaltensweisen<br />

den Alltag bestimmen. Ein Kind darf und soll<br />

und „muss“ ein Kind sein, um sich gut entwickeln zu<br />

können. Die Trotzphase, Sturm und Drang-Zeiten, Ausprobieren,<br />

Grenzen testen und setzen, Frustration zum<br />

Ausdruck bringen – das alles sind, wenn auch elterlich<br />

fordernde, doch wichtige Faktoren für den gesunden<br />

Entwicklungsverlauf eines Kindes. Die größte gesellschaftliche<br />

Lernaufgabe liegt hier nicht darin, herauszufinden,<br />

wie wir Kinder zu „braven“, „unkomplizierten“<br />

Mitgliedern der Gesellschaft machen, sondern<br />

darin, dass bis in die letzten Winkel der Gesellschaft,<br />

das Kind als das respektiert und akzeptiert wird, was<br />

es ist – ein Kind.<br />

Das eingangs erwähnte Zitat stammt übrigens von<br />

Sokrates, dem griechischen Philosophen (470-399 v.<br />

Chr.). Der gesellschaftsweite Perspektivenwechsel ist<br />

also schon längst überfällig.<br />

IHR FERNLEHRGANG<br />

BEIM SPEZIALISTEN<br />

IHR AUFTRITT, IHRE PRÄSENTATION<br />

KOMMUNIKATION VERBESSERN<br />

WARUM IMMER ICH ?!<br />

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LEBENS LANGES <strong>LERNEN</strong><br />

POSITIVE KRAFT DER WUT<br />

www.improve.or.at


information & erziehung<br />

Schönbrunner Schule Teil 1:<br />

100 Jahre<br />

ERZIEHUNG IST EIN BERUF, NOCH DAZU EINER DER SCHWIERIGSTEN<br />

(Max Adler, 1924)<br />

Dr. in Karin Steiner<br />

zuständig für pädagogische<br />

Entwicklungen und Bildungskooperationen<br />

bei<br />

den Wiener Kinderfreunden<br />

Foto: Felix Zangerl<br />

GF Christian Morawek, Dr. in Eva Unterweger<br />

Julya Rabinowich<br />

Bereits 1919, als in der Schule<br />

noch der Rohrstock auf Kinder<br />

schmerzvoll niedersauste, viele<br />

Kinder in Fabriken arbeiteten<br />

und Bildung für sie maximal Schreiben,<br />

Lesen, Rechnen bedeutete, postulierte<br />

der Kinderfreunde-Pädagoge Otto Felix<br />

Kanitz, dass Bildung und Erziehung die<br />

Bedürfnisse des Kindes in den Mittelpunkt<br />

stellen müssen. Ihm und anderen<br />

führenden Kinderfreunde-PädagogInnen<br />

war klar, dass ErzieherInnen mit dem<br />

höchsten und modernsten Wissen ausgebildet<br />

werden sollten. Mit der Schönbrunner<br />

ErzieherInnen-Schule und dem<br />

angeschlossenen Kinderheim in 84 Sälen<br />

des vom Adel verlassenen Schlosses<br />

Schönbrunn boten sie eine neue humanistische<br />

ErzieherInnen-Ausbildung an<br />

und führten das Kinderheim nach ihrer<br />

Maxime: Bildung und Kultur für alle Kinder,<br />

Hinwendung zum Kind als zukünftiger<br />

„neuer Mensch“ auf Augenhöhe,<br />

gewaltfreie Erziehung ohne Autorität<br />

und Mitbestimmung der Kinder in allen<br />

sie betreffenden Belangen.<br />

Mit dem ganzen Enthusiasmus ihrer Zeit<br />

und Jugend versuchten Kanitz, Alfred,<br />

Max und Jenny Adler, Hermine Weinreb<br />

und der Schönbrunner Kreis Kindern<br />

aus bescheidensten Verhältnissen das<br />

Recht auf Bildung als Grundbedürfnis zu<br />

ermöglichen. Sie waren überzeugt, dass<br />

nur eine offene, demokratisch gebildete<br />

Gesellschaft eine auch für Kinder bessere<br />

Lebenswelt schaffen kann.<br />

Die Schönbrunner Schule bildete 3<br />

Jahrgänge an ErzieherInnen aus, die<br />

ausschließlich in Kinderfreunde-Tagesheimen<br />

(entspricht heutigen Kindergär-<br />

ten und Horten) tätig waren. Mangelnde<br />

Ressourcen und ab 1934 das Verbot der<br />

Kinderfreunde während des Austrofaschismus<br />

und unter den Nazis, unterbrachen<br />

das Wirken der SchönbrunnerInnen<br />

und ihre reformpädagogischen Bestrebungen.<br />

Nach dem Krieg wurde Kanitz‘<br />

Pädagogik in Skandinavien und Deutschland<br />

wieder aufgegriffen und war die<br />

Wurzel der antiautoritären Bewegung<br />

und Emanzipationspädagogik (kritische<br />

Pädagogik). Obwohl er dort auch in die<br />

Lehrbücher der Pädagogik Einzug hielt,<br />

wird in Österreich die Erziehungswissenschaft<br />

erst in den letzten Jahren auf die<br />

Bedeutung dieses reformpädagogischen<br />

Ansatzes aufmerksam.<br />

Warum der Status Quo unserer Gesellschaft<br />

den Ansatz der Schönbrunner<br />

Schule heute nötiger denn je hat, wurde<br />

beim Fachsymposium „100 Jahre Schönbrunner<br />

Schule“ der Kinderfreunde am<br />

14. Juni in Schönbrunn von namhaften<br />

Fachleuten beleuchtet:


schönbrunner erzieherschule<br />

UNTERSTÜTZENDE BEZIEHUNG<br />

FÖRDERT DAS <strong>LERNEN</strong><br />

Den neurobiologischen Aspekt erörterte<br />

die Psychologin und Psychotherapeutin<br />

Dr.in Eva Unterweger, Professorin an der<br />

PH Wien (im Ruhestand). Sie erklärte,<br />

dass die Ideen von Kanitz und dem<br />

Schönbrunner Kreis mittlerweile neurobiologisch<br />

und psychologisch untermauert<br />

wurden. Man weiß heute, dass Wahrgenommen<br />

werden, Anerkennung und<br />

Sympathie die Ausschüttung motivationsfördender<br />

körpereigener Botenstoffe<br />

verstärken. Und dass Beschämung und<br />

Ausgrenzung körperliche Schmerzen,<br />

Angst, Aggression und Depression<br />

hervorrufen.<br />

Unterweger: „Kanitz und Alfred Adlers<br />

Blick auf das Kind war respektvoll und<br />

betonte die Bedeutung einer nährenden<br />

Beziehung in der Pädagogik. Ihre pädagogischen<br />

Prinzipien waren zu Zeiten<br />

gewaltsamer unterdrückender Erziehungsmethoden<br />

revolutionär und sind<br />

nach wie vor aktuell, Lernen und Bildung<br />

brauchen nährende Beziehungen. Diese<br />

damals völlig neuen pädagogischen<br />

Ansätze wurden in der Schönbrunner<br />

Erzieherschule und in den Institutionen<br />

der Wiener Kinderfreunde in<br />

die Praxis umgesetzt. Mittlerweile<br />

sind sie in unserer Gesellschaft<br />

angekommen. Dennoch müssen<br />

unterstützende Beziehungen und<br />

die Kinderrechte hier und jetzt weiterhin<br />

wachsam gehütet werden.“<br />

Impressionen: Schönbrunner Erzieherschule |<br />

rechts: Kanitz, der junge Doktor, ca. 1922<br />

Wie aktuell die Pädagogik der<br />

Schönbrunner Schule in gesellschaftlicher<br />

und soziologischer<br />

Hinsicht ist, finden Sie in der<br />

nächsten Ausgabe von<br />

Lernen mit Zukunft.<br />

Fotos:© Archiv Wiener Kinderfreunde<br />

39 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & interview<br />

Interview:<br />

Johann Allacher<br />

Mag. Markus Neumeyer<br />

Theater-,Film- und<br />

Medienpädagoge<br />

dipl. Lern/Freizeit &<br />

Vitalcoach<br />

www.buchteufel.at<br />

Mit seinem zweiten Kriminalroman<br />

„Der Knochentandler“<br />

konnte uns Johann Allacher<br />

vollkommen überzeugen. Sein<br />

erster Band ist auf unserer Leseliste ganz<br />

weit nach vorne gerückt. Wir haben<br />

dem gebürtigen Wiener ein paar Fragen<br />

geschickt und wissen jetzt: Der nächste<br />

Allacher kommt bestimmt!<br />

Lieber Johann, du hast eigentlich<br />

Rechtswissenschaft studiert, dich<br />

dann aber doch anders entschieden.<br />

Was hat dich zu dieser Entscheidung<br />

bewogen?<br />

Mein Studium hat sich sehr lange und<br />

mit zunehmend nachlassendem Erfolg<br />

hingezogen. In der Welt der Anzug- und<br />

Krawattenträger habe ich mich nie<br />

richtig wohl gefühlt. Fasziniert hat mich<br />

lediglich das Spiel mit der Sprache bei<br />

der Auslegung von Gesetzestexten. Für<br />

diese Liebe zum geschriebenen Wort<br />

habe ich spät - aber doch - ein weitaus<br />

passenderes Betätigungsfeld für mich<br />

gefunden.<br />

Wann hast du dich entschieden Autor zu<br />

werden?<br />

Nach Beendigung meiner langjährigen Tätigkeit<br />

als selbstständiger Unternehmer habe ich mich<br />

plötzlich einem Übermaß an freier Zeit gegenüber<br />

gesehen. Da sich nicht sofort ein neuer Job<br />

ergeben hat, musste dringend etwas her, damit<br />

mir die Decke nicht auf den Kopf fällt. Wenn<br />

man so will, ist meine Tätigkeit als Schriftsteller<br />

einer spontanen Schnapsidee während erstmaliger<br />

Arbeitslosigkeit entsprungen.<br />

In Österreich ist es nicht einfach, seinen<br />

Lebensunterhalt als Schriftsteller zu verdienen.<br />

Geht sich das bei dir schon aus oder<br />

hast du einen Brotjob?<br />

Um rein vom Schreiben leben zu können,<br />

braucht es Verkaufszahlen in Bestsellerregionen.<br />

Das gelingt aber nur den wenigsten. Mein erstes<br />

Buch "Der Watschenmann" ist 2016 erschienen,<br />

meine Karriere als Autor noch jung. Zu<br />

früh, um über eine hauptberufliche Tätigkeit als<br />

Schriftsteller nachzudenken. Ich bleibe meinem<br />

Arbeitgeber, einem öffentlich-rechtlichen Dienstleistungsunternehmen,<br />

somit noch länger als<br />

Kundenberater erhalten.<br />

Foto:© Archiv buchteufel.at<br />

40 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


information & interview<br />

Wann schreibst du am liebsten und<br />

wieviel Zeit investierst du in deine<br />

kreative Arbeit?<br />

Ich verfasse meine Texte gern früh<br />

morgens am Schreibtisch, während Zugoder<br />

U-Bahn-Fahrten, und in willkürlich<br />

ausgesuchten Cafés, in denen mich<br />

niemand kennt. Die Gedanken drehen<br />

sich jedoch auch außerhalb der Schreibzeiten<br />

vielfach um Figuren, Handlungsabläufe<br />

und originelle Wendungen. Da<br />

ich darüber hinaus auch als Musiker und<br />

Songtexter aktiv bin, bedarf es nicht nur<br />

eines guten Zeitmanagements, sondern<br />

auch einer besonders verständnisvollen<br />

Frau an meiner Seite.<br />

Warum hast du dir das hartumkämpfte<br />

Krimigenre ausgesucht?<br />

Eine gute Erzählung lebt davon, dass der<br />

Adressat wissen will, wie sie ausgeht.<br />

Das gilt für's Gschichtl am Stammtisch<br />

genauso wie für die Handlung eines<br />

Buches. Die auf Spannung bedachte<br />

Konstruktion eines Kriminalromans<br />

bietet dem Schriftsteller einen idealen<br />

Rahmen, um seine Gedanken transportieren<br />

zu können. Egal ob Humorvolles,<br />

Historisches, Wissenschaftliches,<br />

Gesellschaftskritisches, Philosophisches,<br />

Politisches oder zutiefst Persönliches - In<br />

einem Krimi lassen sich Inhalte so verpacken,<br />

dass sie auch gelesen werden. Und<br />

das will schließlich jeder Autor.<br />

„Der Knochentandler“ ist dein zweiter<br />

Roman mit Erik „Erki“ Neubauer,<br />

dem ewigen Studenten. Hast du für<br />

diesen außergewöhnlichen Charakter<br />

ein reales Vorbild gehabt?<br />

Vielleicht dich selbst?<br />

Um halbwegs glaubwürdig schreiben<br />

zu können, muss man meines Erachtens<br />

nicht nur auf Orte und Stimmungen<br />

zurückgreifen, die einem vertraut sind,<br />

sondern auch bei den handelnden<br />

Figuren ein Stück von sich selbst mit<br />

hinein verpacken. Das Personal meiner<br />

Krimis ist dem realen Leben jener Teile<br />

von Ostösterreich entlehnt, in denen<br />

ich aufgewachsen bin und lebe. Die<br />

agierenden Personen spiegeln sowohl<br />

vergangene als auch aktuelle Eindrücke<br />

wider. Ich übernehme Menschen aber niemals eins zu eins. Auch<br />

nicht mich. Vieles wird durch Fiktion ergänzt. Gut ist ein Text vermutlich<br />

ohnehin nur dann, wenn Leserin und Leser Teile von sich<br />

selbst in den handelnden Figuren entdecken können.<br />

Im Knochentandler wacht Erik noch relativ betrunken<br />

neben einem Totenkopf auf, was war dein unangenehmstes<br />

Aufwachen bisher?<br />

Oft sind die besten Geschichten ausgerechnet jene, an die man<br />

sich nicht mehr erinnern kann. Ich denke, hier schlummert in so<br />

manchem Kopf unwiederbringlich verlorengegangenes Material<br />

für großartige Romane. Leider auch bei mir.<br />

Dein Schreibstil ist sehr humorvoll, bist du privat auch ein<br />

lustiger Mensch?<br />

Um über Mord und Totschlag schreiben zu können braucht man<br />

entweder viel Humor oder einen guten Psychiater.<br />

Wird es ein Wiedersehen mit Erik geben?<br />

Das Manuskript für einen dritten Kriminalroman mit Erik "Erki"<br />

Neubauer steht kurz vor der Fertigstellung. Das Buch wird im<br />

Frühjahr 2020 im Emons-Verlag erscheinen.<br />

Toll! Kannst du uns verraten um was es im nächsten Buch<br />

gehen wird?<br />

Sex & Drugs & Rock'n'Roll - und das mitten im beschaulichen<br />

Wien.<br />

Bummelstudent "Erki" Neubauer jobbt als Ferialpraktikant im<br />

Archiv eines lokalen Radiosenders. Als er den Song einer vergessenen<br />

Wiener Band der Siebzigerjahre zu neuem Leben erweckt,<br />

brechen jahrzehntelang verdrängte Konflikte wieder auf. Im<br />

Bestreben, mehr zur Bandgeschichte zu erfahren, sticht Erki in ein<br />

Wespennest aus alten Rivalitäten, Hass und Eifersucht. Er wird<br />

Zeuge eines Mordes und gerät schließlich selbst zwischen die<br />

Fronten.<br />

Passend zum Grundthema der Geschichte habe ich einen Song<br />

geschrieben, den ich mit befreundeten Musikern demnächst<br />

einspielen möchte. Die Aufnahme soll dann gemeinsam mit dem<br />

Buch erscheinen.<br />

Jetzt noch unsere sauschwere Buchteufel-Frage: Nenne uns<br />

deine drei Lieblingsbücher.<br />

Da ich mir ohnehin nie merke, welche Bücher ich schon alle in<br />

meinem Leben verschlungen habe, erkläre ich immer die drei<br />

Werke, die ich gerade lese, zu meinen Lieblingsbüchern. Zurzeit<br />

sind das "Wien Pop" von Walter Gröbchen, Thomas Miessgang,<br />

Florian Obkircher und Gerhard Stöger; "White Tears" von Hari<br />

Kunzru; und die Gregg Allman Biographie "My Cross To Bear".<br />

Alle drei Titel haben mit meinem nächsten Wien-Krimi zu tun, der<br />

nicht nur sehr humorvoll, sondern auch außergewöhnlich musikalisch<br />

werden wird.<br />

Vielen Dank für das Interview.<br />

41 | SEPTEMBER <strong>2019</strong>


Erscheinungsort Wien<br />

<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade 23/Haus 13, Austria<br />

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