In Würde sterben mit Demenz
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5 Rückzug aus der Welt<br />
Gabriele M., 69 Jahre, alleinstehend, war lange als Krankenschwester<br />
tätig. Sie ist eine starke Raucherin und hat enorme Blutdruckprobleme.<br />
Da sie wegen ihrer fortschreitenden gefäßbedingten <strong>Demenz</strong> nicht<br />
mehr allein leben kann, wohnt sie seit 12 Monaten in einer Altenhilfeeinrichtung.<br />
Sie spricht kaum, meist nur in Zweiwortsätzen, bildet gelegentlich auch<br />
neue Begriffe und nimmt nur <strong>mit</strong> wenigen Personen Kontakt auf. Meist<br />
läuft sie während des Tages stundenlang über den Wohnbereich und isst<br />
oft auch nur »unterwegs«. Die Körperpflege lässt sie nur widerwillig über<br />
sich ergehen. Alle zwei Stunden begleitet eine Mitarbeiterin sie für eine<br />
Rauchpause auf den Balkon des Wohnbereichs.<br />
Seit einigen Tage sitzt sie immer wieder fast apathisch über lange Zeit<br />
vor ihrem Zimmer und murmelt leise vor sich hin. Sie lässt sich widerspruchlos<br />
versorgen, die Kleidung wechseln und duschen. Nur Essen und<br />
Trinken verweigert sie. Ihr Blick scheint wie nach innen gerichtet. Die<br />
Mitbewohner beobachten, wie sie wie in einem Schattenspiel »imaginär«<br />
immer wieder eine Zigarette auspackt, anzündet und zum Mund führt.<br />
Aktuell will sie auch nicht mehr aufstehen und ruft nach ihrer »Mama«.<br />
<strong>In</strong> der Nacht sitzt sie fortwährend auf der Bettkante und lässt sich<br />
von der Nachtschwester kaum beruhigen. Gegen Morgen verstirbt sie.<br />
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