In Würde sterben mit Demenz
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7 Zerreißprobe für die Familie<br />
Hedwig R., 90 Jahre, lebt im Haus ihrer Tochter Karin H., die eine kleine<br />
Boutique in der Nähe betreibt. Karins Töchter studieren außerhalb,<br />
kommen aber am Wochenende immer noch nach Hause. Ihr Mann ist<br />
Polizist <strong>mit</strong> unterschiedlichen Dienstzeiten. Während Karins Abwesenheit<br />
versorgen Betreuungskräfte und ein Pflegedienst Hedwig R.<br />
Hedwig R. ist noch gut zu Fuß, aber durch ihre <strong>Demenz</strong> stark desorientiert,<br />
was auch im Haus immer wieder zu Konflikten führt, wenn sie z.B.<br />
das Zimmer der Enkelinnen kurzerhand zu ihrem erklärt.<br />
Die größte Herausforderung für die Familie und die Betreuungskräfte<br />
sind aber ihre <strong>In</strong>kontinenz und das Entleeren der Blase überall dort, wo<br />
sie gerade steht. Neben der starken Geruchsbelästigung ist die ganze<br />
Familie <strong>mit</strong>tlerweile sehr entnervt, weil sie sich spontan nirgendwo mehr<br />
hinsetzen kann.<br />
Als nach einem Schlaganfall Hedwig R.‘s Pflegebedarf steigt und der<br />
Hausarzt die Familie darauf vorbereitet, dass es möglicherweise zu Ende<br />
gehen könnte, entbrennt ein Streit zwischen allen Beteiligten. Während<br />
der Schwiegersohn viel Zeit bei Hedwig R. verbringt und die Pflegekräfte<br />
unterstützt, ist Karin H. ganz unglücklich. Sie fordert den Hausarzt auf:<br />
»Lassen Sie das endlich zu Ende gehen.« Und zu ihrem Mann sagt sie:<br />
»Ich wollte sie wäre tot.«<br />
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