10_2019 HEINZ MAGAZIN Wuppertal, Solingen, Remscheid
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KUNST | ÜBERSICHT<br />
Gelbes Atelier, 1985, Öl/Leinwand, 300 x425 cm, Estate<br />
Norbert Tadeusz /Petra Lemmerz, ©Norbert Tadeusz /<br />
VG Bild-Kunst, Bonn, <strong>2019</strong>, Foto: Nic Tenwiggenhorn<br />
AGGRESSIVE FIGURATION<br />
Norbert Tadeusz<br />
Obsessiv widmete er sich demThema<br />
Frau,als Mutter undPartnerin warsie<br />
Projektionsfläche seines männlichen<br />
Begehrens,von Ängstenund surrealen<br />
Fetisch-Phantasien. Dieoft überdimensionalgroßen<br />
Malereien vonNorbert<br />
Tadeusz (1940 –2011) kümmern sich<br />
farbgewaltig undmit kraftvollem Pinselstrichumdie<br />
FigurimRaum, einzur<br />
Zeit seines Akademie-Studiums in den<br />
1960er-Jahren eher verpöntesBildmotiv.Die<br />
Kollegen damals arbeiteten<br />
gegenstandslos,konzeptuell und minimalistisch,<br />
währendTadeusz der<br />
menschlichen Gestalt in allerhandakrobatischenVerrenkungeninseinen<br />
Bildern eine große Bühne schuf. Weibliche<br />
Akte oder blutige Rinderhälften,<br />
strauchelnde Pferde,ein angestrengt<br />
erotisches Yoga aufeinem kleinen<br />
Tisch, immerwieder Dreiecksformen,<br />
einSeerosenteich.<br />
kb<br />
❚ NORBERTTADEUSZ Kunstpalast,Ehrenhof 4-5,<br />
Düsseldorf; Dauer:bis 2.2.20<br />
AUGENÖFFNER<br />
Josef Albers<br />
Stillleben und Maske, Selbstporträts<br />
mitund ohneHut –kam so derBauhausmeister,Maler<br />
undeinflussreiche<br />
Pädagoge Josef Albers (1888-1976)zu<br />
jenen Quadraten, nahezuvollkommenen<br />
Farb-und Raumentdeckungenin<br />
derMalerei? Im Josef AlbersMuseum<br />
fokussierteineexquisiteSchau Albers´<br />
wenig bekanntesFrühwerk. Zeichnungen,<br />
Drucke,Malerei undeine große<br />
Glasarbeit zeigenInspirationenvon<br />
Cézanne über Matisse, demFolkwangmuseuminHagen<br />
bis hin zu seinem<br />
StudiuminBerlin, München und Essen.<br />
Zu sehen seiein innovativer und sicher<br />
arbeitenderKünstler, so Museumsleiter<br />
Liesbrock. Werkeaus der späten, weltweit<br />
bekanntenSerie „Homage to the<br />
Square“rundenden Blickauf Albers<br />
Faszination an Farbeund an „lebendigem<br />
Sehen“.<br />
bws<br />
❚ DERJUNGE JOSEF ALBERS. Aufbruch in die<br />
Moderne JosefAlbersMuseum Quadrat,Im<br />
Stadtgarten20, Bottrop; Dauer: bis 12.1.20<br />
Josef Albers, Selbstproträt, 1918 ©<strong>2019</strong> The Josef and Anni<br />
Albers Foundation /VG Bild-Kunst, Bonn /Foto: Tim<br />
Nighswander/Imaging4Art<br />
Claudia Heinrich<br />
Haus-Freunde<br />
<strong>2019</strong> kommt man, so scheints,ums<br />
Bauhaus nicht herum. Die Eröffnung<br />
des nagelneuenBauhaus-Museums in<br />
Dessau ging durchalleMedien;grandtourdermoderne.delocktzum<br />
Sightseeingdurchs<br />
Landund auch der Tagdes<br />
offenen Denkmals standunterm Bauhaus-Stern.<br />
DerEindruckentsteht,das<br />
Bauhaus markierenachdem I. Weltkrieg<br />
eine ArtStundeNull für Architektur<br />
und Gestaltung überhaupt –ein<br />
Mythos, denBauhaus-Gründer und<br />
Selbstmarketingstratege WalterGropius<br />
in den 50er/60er-Jahren kräftig befeuerte.Als<br />
hätte es vorherabsolut nichtsErwähnenswertesgegeben<br />
…Gut,wenn<br />
nunauchmal dieVorgeschichtebeleuchtet<br />
wird. Zwei Ausstellungen widmensichder<br />
Zeit ab Jahrhundertwende<br />
bis Bauhaus-Gründung 1919 und der<br />
Rolle des HagenerMäzensKarlErnst<br />
Osthaus–als Kunstsammler,Bauherr<br />
und Gropius-Förderer. Osthausinitiiert<br />
den „HagenerImpuls“und beauftragte<br />
Stararchitekten wie PeterBehrensmit<br />
Vorzeigeprojekten.Gropius arbeitete damals<br />
alsBehrens’ Assistent. Die Fotoausstellung<br />
„Vor dem Bauhaus: Osthaus“<br />
im BaukunstarchivNRW zeigt<br />
bis27.<strong>10</strong>., wasOsthauswollte: Vorbild<br />
sein,zeigen,wie er sich schönes, exklusivesBauen<br />
und Wohnen vorstellt, aber<br />
auch historische Bauschätzefotografisch<br />
dokumentierenund erhalten. Gropiusdagegen<br />
wollte Tabula rasa, Historie<br />
ade, Neustart nach dem Krieg. Doch<br />
warenbeide gute Freunde, Osthaus’<br />
Empfehlung machteGropiuszum Bauhaus-Chef.Zur<br />
rekonstruierten Wanderausstellung<br />
„Vorbildliche Industriebauten“<br />
im HagenerOsthaus-Museum<br />
(bis 12.1.), dieGropius 1911 für Osthauskonzipierthatte,erschien<br />
jetztals<br />
wissenschaftliche Publikationihregesammelte<br />
Korrespondenz.<br />
ClaudiaHeinrich<br />
Chris Engman: Containment, 2015 ©Galerie Kornfeld/Chris Engman<br />
DREIMAL RAUM-KUNST<br />
Dimension of Space<br />
„Raum“ ist auch das Thema der AusstellungimKunsthausEssen:<br />
drei Positionen<br />
ausBerlinindreiRäumen, aber<br />
nichtsepariert,sonderngemischtverteiltund<br />
spannungsreicharrangiert.<br />
DieMalerin Anna Fiegen bringt Betonbautender<br />
Nachkriegsmoderne auf<br />
die Leinwand.Architektur pur,freigestellt<br />
im luft-und menschenleeren<br />
Raum. Dochdie Konzentration aufdie<br />
Bauwerke unterminiertsie durch<br />
SKULPTUR IM POSTHUMANISMUS<br />
Eija-Liisa Ahtila<br />
scheinbarwillkürlichemalerische „Störer“<br />
wieFarbschlierenoderLaufspuren,<br />
die die Bildfläche verlassen. Auch Frank<br />
MaiersBildnisseverlassen die Fläche,<br />
sind körperlich präsentals Reliefsaus<br />
dynamisch bemalten Materialschichten.<br />
Bildtitel lesen!Bildhauer Christian<br />
Henkelbesetzt mit grob ausFundstücken<br />
gezimmerten Standobjekten den<br />
Raum –bunte,poetisch-surrealeIndividualitätenmit<br />
Persönlichkeit. ch<br />
❚ DIMENSION OF SPACE Kunsthaus Essen,<br />
Rübezahlstr.33; Dauer: bis 13.<strong>10</strong>.<br />
Eija-Liisa Ahtila_Potentiality for Love, 2018 (Videostills)<br />
©VGBild-Kunst, Bonn, <strong>2019</strong>, Foto: Künstlerin.jpg<br />
FOTOGRAFIE UNDRAUM<br />
Room with aView<br />
Welt und Raum auf Bildflächen zu<br />
schrumpfen, ist eine Herausforderung<br />
fürFotokünstler. Alexandra Leykauf<br />
gehtden anderen Weg: Baut historische<br />
Fotografien vonKinoräumen als<br />
riesige WandreliefsinBetonoptik<br />
nach. Gewichtigscheinen sie,doch<br />
sind ausPappmaché.Die Materialanmutungist<br />
eineähnlich konstruktive<br />
Illusion wiedie Film- undFotomotive<br />
vonChris Engman, derStillleben in<br />
derWüste spiegelt undinseinerGarage<br />
verblüffendrealwirkendeLandschaftsszenarien<br />
ausFototapeten<br />
konstruiert. DieKünstlerhaus-Ausstellung<br />
mitfünf Positionen hält noch<br />
mehr Irritationen bereit. Ist Leykaufs<br />
Wohnzimmervideo eine Animation,<br />
kunstvollgetrickstaus geschichteten<br />
Ebenen, oder ein Blick durcheinen<br />
Glastisch?Und warumsteht Katharina<br />
Kiebachers Spiegelei-Fotoauf einem<br />
Keramikständer?<br />
ch<br />
❚ ROOM WITH AVIEW Künstlerhaus Dortmund,<br />
Sunderweg1;Dauer: bis 13.<strong>10</strong>.<br />
Wo kürzlich nochLehmbrucksund Rodins<br />
klassische Skulpturen ihreIdee<br />
vonSchönheit stilvoll zelebrierten,<br />
geht jetzteineder bekanntesten Filmund<br />
Videokünstlerinnenmultimedial<br />
zur Sache. Eija-LiisaAhtila(geb. 1959)<br />
stelltihr Gesamtwerkvor –von frühen<br />
Monitorarbeitenüber Multiprojektionsräume,Filme<br />
und Zeichnungen bis<br />
hin zu skulpturalen Medieninstallationen.<br />
Acht neue große (Video-)Raumarbeiten<br />
brachte diefinnische Künstlerin<br />
nach Duisburgmit.Hat sie sichin<br />
suggestiven wiefeinfühligenFilmen<br />
bisher mitzwischenmenschlichen Beziehungen<br />
undemotionalenAusnahmesituationen<br />
auseinandergesetzt,<br />
konzentriertsie sich nun auf unsere<br />
Beziehung zu Mitlebewesen undlässt<br />
Schauspieler in dieRolle vonTieren<br />
undPflanzen schlüpfen, um Sensibilitätfür<br />
andereLebensformenzuwecken.<br />
ch<br />
❚ EIJA-LIISAAHTILA Lehmbruck Museum,Düsseldorfer<br />
Str. 51, Duisburg; Dauer: bis26.1.20<br />
©Anna Fiegen<br />
46| <strong>HEINZ</strong> |<strong>10</strong>.<strong>2019</strong>